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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020118010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902011801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902011801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-01
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Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Nolizei-Amtes der Ltadt Leipzig. Anzeige« »Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem Redactionsstrich (4 gespalten > 75 H, vor den Familiennach richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (rxcl. Porto). Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbejörderung 70.—. Fnnahmeschlaß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Nr. 31. Sonnabend bett 18. Januar 1902. 96. Jahrgang. Ein neuer englischer Staatenbund in der Süosee in Aussicht? * Nachdem Deutschland, England und die Vereinigten Staaten von Nordamerika das bekannte Samoa-Abkommen ge troffen haben, kann getrost behauptet werden, daß die Vertheilung der melanesischen und polynesischen Inselgruppen im Osten von Australien und Neu-Guinea vollendet sei; was noch übrig ge blieben, verlohnt kaum das Flagaenhissen. Bei diesem Abkommen hat sich bekanntlich England seinen Verzicht auf Samoa da durch vergüten lasten, baß es sich das Protektorat über die Tonga- oder Freundschaftstnseln sicherte, wobei dann gleich zeitig so beiläufig die zwischen diesen und dem Cooks-Archipel gelegenen Savage-Inseln als zur Einflußsphäre von Neu-See land gehörig mit annectirt wurden. Diese Gebietsvergrößerung trägt natürlich dazu bei, das Gefühl der Machtfülle und das Bewußtsein eigener Bedeutung bei den australischen Untcr- ihanen Eduard's VII. zu steigern. Dabei .zeigt sich aber ein merkwürdiges Symptom. Mit der Einigkeit unter der Bevölke rung britischer Zunge ist's nicht so weit her. Der Anglo-Neusee- länder möchte um keinen Preis der Welt zu dem großen Staaten bunde des australischen Festlandes gehören; ihm ist seine eigene Verwaltung viel zu lieb. Im Gegentheil, statt sich dem Fest lande anzugliedern, plant er viel Größeres, er will als erfolg reicher Nivale austreten. Die Regierung von Neu-Seeland hält nämlich, wie niederländische Blätter berichten, den Augenblick für gekommen, einen Plan zu verwirklichen, der schon zu der Zeit das Licht der Welt erblickte, als Auckland, der Hauptort Neu-See- lanos, in scharfen Wettkampf mit Sydney auf dem Handels gebiete der Südsee eintrat. Dieser Plan ist nämlich kein ge ringerer als — analog dem australischen Staatenvunde — einen Bund sämmtlichcr unter britischer Herrschaft sie hender Inselgruppen zu bilden, mit Neu-Seeland an der Spitz«. Für diesen Zusammenschluß spricht die nicht abzuleugnrnde Thaksache, daß eine viel größere natürliche Verwandtschaft zwischen Neuseeland und den nördlich gelegenen Inselgruppen besteht, als zwischen dem Festlande und den australischen Ein geborenen mit den Inseln und Bewohnern von Polynesien. Den Gegnern, die von dieser zweiten Föderation in Britisch- Australien Nichts wissen wollen — «S sind hauptsächlich die Groß kaufleute und Industriellen in Sydney — sticht vor Allem der bedeutende Umfang des Handels von Neu-Seeland mit den Inseln in die Augen. Daher agitiren sie für «ine Vereinigung Neu-Seelands mit den Staaten des Festlandes, wobei sie als be sonderes Argument auch auf die gemeinsamen Dertheidigungs- maßregeln und die einheitliche Gesetzgebung Hinweisen. Sind es auch vornehmlich Interessen auf handelspolitischem Gebiete, die Neu-Seelaird zur Gründung des neuen Staaten bundes veranlassen, dem nicht nur die an 700 Meilen südöstlich von Samoa gelegenen Cooks-Inseln, eine sehr fruchtbare Inselgruppe mit einer Bevölkerung von annähernd 11000 Seelen, und die westwärts davon befindlichen Savage- und Tonga-Inseln angehören sollen — für Britisch-Neu- Guinea dankt man wohlweislich —, so ist der Hauptbcweggruno doch die Absicht, die reichgesegneten Fidschi-Inseln an sich zu ziehen. Erreichte doch der Exporthandel dieses Archipels bei einer Bevölkerungsziffer von 120 000 Seelen lm verflossenen Jahre die Höhe von 9 228 000 Guld. holl. W-, wovon der größte Ankheil auf die Zuckerproduktion entfällt, welche in den Händen einer Handelsgesellschaft liegt, die viel zu der wirthschaftlichen Erschließung und Entwickelung der Inselgruppe bcigetragen hat. Die Fidschi-Eilande, deren .Hauptort Suva gegen 1100 Meilen von Auckland entfernt liegt, bilden zur Zeit aber noch eine bri tische Kroncolonie, und es muß ihnen erst das Recht der Selbst regierung verliehen werden, bevor die geplante Vereinigung mit Neu-Seeland zu Stande kommen könnte. Die Verwirklichung des neuen Staatenbundes dürfte also noch geraume Zeit hinaus geschoben sein. Für unsere deutschen Colonien in der Südsee liegt vor der Hand kern Grund zur Befürchtung vor. Der australische Sraatenbund selbst befindet sich noch vollkommen in dem Stadium der Kinderkrankheiten, die einem jungen, unentwickelten Körper drohen. Der Staatsmechanismus functionirt noch lange nicht zur Zufriedenheit. Da ist die große Hceresorganisationsfrage zu lösen. Wer da weiß, wie wonig der Angelsachse für die all gemeine Wehrpflicht zu haben ist, der kann sich vorstellen, welche Schwiengkeiten zu überwinden sind, bis nur der Paragraph Ge setz wird, der dem Generalgouverneur die Machtvollkommenheit überträgt, die gesammte männliche Bevölkerung zu Zeiten der Noth zu den Waffen zu rufen. Weiter ist für den Handel und die nur mühsam sich durchringende Industrie Australiens die so überaus wichtige Zolltarifssrage zu erledigen. Und gerade hierbei dürften sich verschiedene Reibungsflächen mit der geplanten neu seeländischen Commonwealth Herausstellen. Schon über ein Menschenalter währt ein scharfer Wettstreit zwischen den riva- lisirenden Kaufleuten beider Länder. Nach Constituirung des neuen Bundes müßte eine schutzzöllnerische Politik eingeschlagen werdrn, um die Handeltreibenden vor der erdrückenden Macht des festländischen Großhandels zu schützen. Bei einem solchen Streit«, der dann mit Sicherheit ausbrechen dürfte, würde der deutsche Handel gewiß nicht zu kurz kommen. Denn Neu-See land würde die Einfuhr, die jetzt fast gänzlich Uber di« austra lischen Häfen geht, direkt nach dem neuen Bundesgebiete lenken und uns damA neue Absatzgebiet« erschließen. Und wie hoch schon jetzt der deutsche Handel sich beläuft, mögen die beiden nach stehenden Zahlen zeigen. Nach der amtlichen Statistik hatte die Einfuhr nach Britisch-Australien im Jahre 1891 einen Werth von 39,1 Millionen Mark und ist im verflossenen Jahre (1900) bis auf 122,2 Millionen Mark gestiegen. Auf handelspolitischem Gebiete würvc uns Deutschen also schwerlich durch die neue Föderation Gefahr erwachsen, und vor Expansionsgelüstrn und imperalistischen Ideen, die gerade den neuseeländischen Politikern nicht abzusprechen sind, würden die deutschen Südsce-Colonien durch eine einsichtige Politik unserer leitenden Staatsmänner und durch unsere immer mehr er starkende Flotte bewahrt werden. Mag der neue Staatenbund kommen, uns quälen nicht Befürchtungen, wie die, welche die Niederländer seit Beginn des südafrikanischen Krieges für ihre großen und reichen Besitzungen in Jnselindien hegen, die ge legentlich in Ermangelung eines besseren Objectes den Appetit John Bull's reizen könnten. "" —' Der Krieg in Südafrika. Vr. Klause. — Man schreibt aus London: Vor dem Central-Criminal- Gerichtshof wurde am Montag der Proceß gegen Herrn vr. Friedrich Eduard Traugott Krause, den bekannten früheren «rsten Johannesburger Staatsanwalt Unter der Boerenregierung, er öffnet. Der Fall wurde der Grand Jury vorgekgt, di« zu ent scheiden hat, ob das Anklage-Material hinreicht, um den An geklagten vor die Geschworenen zu verweisen oder aber ob die Strafverfolgung fallen gelassen werden soll. Der Vorsitzende Richter (Recorder) hat in diesem Gerichtshöfe der Grand Jury die erforderlichen Aufklärungen zu geben und sie zu belehren, ob der Fall vor die Geschworenen kommen soll oder nicht. Im Falle des vr. Krause glaubte er, nach einer langen Darlegung der dem Angeklagten zur Last gelegten Verbrechen d-S HochverrakhS und der Mordverschwörung bezw. Aufreizung zur Ermordung des Geheimagenten Forster in Johannesburg, die Verwaisung vor die Geschworenen empfehlen zu müssen, was wohl nunmehr auch der bestehenden Gepflogenheit nach erfolgen wird. So viel läßt sich sagen, daß man am liebsten gesehen hätte, wenn vr. Krause zur Verhandlung nicht erschienen wäre, da das Vorgehen gegen ihn der Regierung große Verlegenheiten bereitet. Als di- Anklage wider vr. Krause erhoben wurde, versuchte man cs gerade in Südafrika, die Boeren durch ein schneidiges Vor gehen gegen die Caprebellcn und Führer dec Bewegung einzu- chüchtern und zur Unterwerfung zu bewegen. Der Versuch erwies sich alsbald als ein gänzlich verfehlter und wurde nach einigen Hinrichtungen und dem Niedeöbr«nnen von Farmen wieder ein gestellt. Der Proceß gegen Vr. Krause stellt eine Erbschaft dieses verfehlten Verfahrens dar und droht die oingeschlummett: Wir kung dec früheren scharfen Maßnahmen, die man zu bedauern alle Ursache hat, wieder neu zu beleben. Die Verhaftung vr. Krause's hat nämlich seinerzeit in den früheren Republiken und unter den Capboeren eine ganz gewaltige Aufregung hervorgemfen, die wohl dadurch etwas abgeschwächt worden ist, daß man schließlich von seiner Auslieferung an das Kriegsgericht in Johannesburg Ab stand nahm, die aber neu' entzündet werden wird, wenn er in London schuldig befunden und abgtstraft werden sollte. Zu dem gesollt sich noch, daß vr. Krause "den Engländern bei der Ein nahme Johannesburgs sehr große Dienste geleistet und auch die Grubenweike um Randgebiet« vor der Zerstörung gerettet hat — Verdienste, die von Lorv Robrrts bsi der Uebergabe der Stadt in der rückhaltlosesten Weise anerkannt wurden. DaS Schlimmste ist dabei noch, das Broeksma in Johannesburg auf Gründ der bei ihm gefundenen Cocrefpondenz mit vr. Krause vom Kriegsgericht der genannten Verbrechen schuldig befunden, zum Tode ve-rurtherlt und hingerichtet wurde. Es ist eine sehr peinliche Situation, in die man sich dem Manne gegenüber versetzt findet, der große Dienste geleistet hat, in ganz Südafrika, zum Theil auch unter der loyalen Bevölkerung, die größten Sympathien genießt und als ein Opfer von Machenschaften und der Dcrfvlgungswuth be trachtet wird. Dec Umstand, daß vr. Krause allen Rathschlägen seiiner Freunde entgegen und unter Zurückweisung ihres An erbietens, die zum Verfall kommende Bürgschaftssumme zu be zahlen, sich doch dem englischen Gerichte stellte, hat den Eindruck erhöht, daß es sich um Zettelungen gegen ihn gehandelt 'hat, daß er sich nicht schuldig fühlt und ein Vertrauen in die englische Justiz setzt, die man sich nicht helfen kann, dem früheren Boerenstaats- aNwalt doch anzuschlagen. Am liebsten hätte man die Anklage zurückgezogen; allein der Schatten Broeksma steht dazwischen, und Was da in unüberlegt»! Weise eingebrockt wurde, muß auch ge gessen werden. * Loudon, 17. Januar. (Telegramm.) Eine Drahtung des „Standard" aus Pretoria äußert sich über die milttärischeLag» wie folgt: Dewet habe augenscheinlich die Absicht, nach Süden durch zubrechen, aufgegeben, da er sich nach Nordosten, in der Richtung nach Wre'oe, zurückgezogen hat. Biele seiner Mannschaften sollen sich zerstreut haben. Tie Einfälle der Obersten BriggS und Daw kins in Langeberg verhinderten Dewet, dieses Gebirge zu seiner OperationSbosiS zu machen. Die britischen Colonnrn überwachen alle Ausgänge, um seinEntschlüpsen zu verhindern. Botha weiche nach Nordosten jedem Versuche, ihn zum Kampfe zu nöthigen, aus. Er soll nur über 600 Mann verfügen. Viljoen verhalte sich ruhig in der Nachbarschaft von PilgrimSrest, Delarey'S Com- mando ist noch zerstreut, Beyer's werde außerhalb Nylstroom von nationalen Spähern in Schach gehalten. (Boss. Ztg.) * Loudon, 17. Januar. (Telegramm.) Der Abänderungs antrag der Opposition im Unterhaus« zur Adresse in Antwort der Thronrede ist nunmehr feslgestellt. Er lautet: „Während daS Hous vorbereitet ist, alle gehörigen Maßregeln für eine wirk- same Fortsetzung deS Krieges in Südafrika zu unterstützen, ist eS der Meinung, daß daS vom Ministerium ringrschlagene Verfahren und dessen Haltung hinsichtlich einer Regelung und raschen Be endigung de» Kriege«, sowie der Herstellung eines dauern den Friedens nicht dienlich gewesen ist." * Namensberichti,ung. In der Nachricht aus Mafeking ist Willowdam (nicht Wiwwowdam) zu lesen. Deutsches Reich. Berlin, 17. Januar. (Conservative und Bund der Landwirthe.) Die „Deutsche Tageszeitun g", das Organ des Bundes der Landwirthe, ist sehr aufgebracht über die ihr zugegangene zuverlässige Nachricht, daß die Ver treter einiger Regierungen erklärt haben, der Bundesrath werde voraussichtlich nichtaeneigt sein, bezüglich der la n d- wirthschaftlichen Zölle, insbesondere der Ge- treivezölle, über die Sätze des Tarifentwurfs hinaus zugehen. Da, dem händlerischen Blatte zufolge, auch mehrere Ä u n d e s f ü r st e u keinen Zweifel darüber gelassen haben, oaß sie ihre Bevollmächtigten beim Bunüesrathc für eine Erhöhung der fraglichen Zölle einzuireien nicht bestimmen könnten, begiebl sich die „Deutsche TageSztg." auf vas Gebiet des Reichs- o e r fa s s u n gS r echt S und Virsucht von hier aus eine Ein wirkung auf jen« Fürste« und jene Vertreter einiger Bundes staaten, indem sie schreibt: „Wenn man den Reichstag vor die Nothwendigkeit stellen wollte, das vom Bundesrathe Voc- geschlagene ohne Abänderung schlechthin anzunehmen, so würde das nicht ganz dem Geiste der Verfassung ent sprechen und thatsächlich eine Hecabdrückung ocsanveren Factors der Gesetzgebung bedeuten." — Diese De- vuction widerspricht den Thatsachen ves deutschen Verfassungs rechts. Bundesrath und Reichstag sind gleichberechtigte Faktoren der Gesetzgebung; jeder von beiden kann auf seinem Standpunkte beharren, keiner von beiden wird herabgedcückt, wenn er die Ab änderungsvorschläge des anderen nicht annimmt. In einem konservativ gerichteten Organe, wie die „Deutsche Tagesztg.", muß der Standpunkt, daß der Bun'vesrath Abänderungs vorschlägen des Reichstags sich zu fügen habe, besonders auffallen. Und gerade jetzt, da die konservative Presse den hundertsten Ge burtstag Julius Stahl's uno seinen Grundsatz „A uto- rität — nicht Majorität!" feiert, wird die konser vative Partei in Stadt und Land den demokratisirenden Stand punkt der „Deutschen Tagesztg." erst recht uck uotnnr nehmen. lk Perlt«, 17. Januar. Die B e r u f S genossen schäften werden in nächster Zeit wieder daran gehen müssen, die Kosten, welche die Unfallversicherung für das letztvergangene Jahr hervorgerufen hat, umzulegen. Dabei werden zum ersten Male auch «die Bestimmungen der Gesetze vom 5. Juli 1900 über die Neuauffüllung der Reservefonds zur Durchführung ge bracht werden müssen. Diese Gesetze sind zwar der Hauptsache nach schon am 1. Oktober 1900 in Kraft getreten, wegen der Bestimmungen über die Neuauffüllung der Reservefonds aber hatte das Reichsversicherungsamt einem Vorgänge bei der Durch führung des Unfallversicherungsgesetzes vom Jahre 1884 ent sprechend als das erste Giltigkeitsjahr das Kalenderjahr 1901 festgestzt. Der Betrag, welchen die gewerblichen Berufs genossenschaften jetzt wieder für die Reservefonds umlegen müssen, beläuft sich auf 10 Procent vom Betrage der letzteren; indessen dürfen die Fondszinsen dabei in Rechnung gestellt 'werden. Die Reservefonds der sämmtlichen Bcrufszenosscnschaften werden sich Ende 1901 auf rund 140 Millionen Mark belaufen haben, wovon rund 130 Millionen auf die gewerblichen Bcrufs^enossenschaften entfallen sein werden, wenn man die Uebcrschüsse über den bisher gesetzlich geforderten Betrag in Abzug gebracht hat. Nach einer Entscheidung deS Reichsversicherungsamtes bleiben diese Heber, schüfst bei den jetzt beginnenden Zuschlägen außer Ansatz. Von den gewerblichen Berufkgcnofstnschaften würden demgemäß für die Reservefonds auf das Jahr 1901 rund 13 Millionen Mark umgelsgt werden müssen, wenn nicht die Zinsen, die sich bei 3sX> Procent auf IsH Millionen Mark belaufen dürften, diese Summe auf etwa 8s/2 Millionen Mark reducirten. Soviel aber Wird schon für das letztverflofsene Jahr von den gewerblichen Berufsgenossenschaften auf Grund des neuen Unfallversicherungs- gcshes für die Reservefonds aufgebracht werden müssen. An der Aufbringung betheiligen sich alle gewerblichen Berufsgenossen schaften, ob sie den früher gesetzlich oorgeschriebenen Reservefonds betrag nicht erreich! oder ihn überschritten haben. Auch für die landwirthsch östlichen Berufsgenosstnschaften beginnt eine neue Aera der Reservefondsauffüllung. Nach dem alten Ge setz« war ihnen di« Bildung eines Reservefonds überlassen, ver schiedene Genossenschaften besaßen denn auch bisher einen solchen nicht. Im neuen Gesetze ist vorgeschrieben, daß, sofern nicht Landesgesetz oder Satzungen schon einen höheren Betrag ver langen, bei der Umlegung des Jahresbcdarfs jährlich zwei Pro cent desselben dem Reservefonds zuzuschlagen sind, so lange bis dieser das Doppelte des jeweiligen Jahresbbdarfs erreicht. Wie hoch sich der Jahresbedarf der landwivthschaftlichen Berufsge- nossenschaftrn für 1901 belief, ist genau noch nicht festgestellt. Da er für 1900 rund 231H Millionen Mark betrug, so wird man ihn auf etwa 25 Millionen Mark für 1901 schätzen dürfen. Davon würden also die landwirthschaftilichen Berufsgenossenschaften zwei Procent oder rund V2 Million Mark für die Reservefonds auf bringen müssen. Der G e s-a mm t b e't r a g, welchen die Be- rufsgcnoffenschaften fiir die Neuauffüllung der Reservefonds demnächst umlegen müssen, 'wird sich somit um die Höhe von 9 Millionen Mark bewegen. v. 0. Berlin, 17. Januar. Dec dem preußischen Landtage zugegangenc Gesetzentwurf gegen die Verun staltung landschaftlich hervorragender G:- gend en lautet wie folgt: Die Landespolizeibehörden sind befugt, zur Verhinderung der Verunstaltung landschaftlich hervorragender Gegenden Reclameschilder und sonstige das Landschaftsbild verunzierende Aufschriften und Abbildungen außerhalb der geschlossenen Ortschaften zu verbieten. Der Entwurf richtet sich gegen die Unsitte, außerhalb der geschlossenen Ortschaften Reclameschilder und sonstige geschäft liche Anpreisungen in Schrift und Bild von möglichst auf fallender Größe und in den schreiendsten, möglichst in die Augen fallenden Farben anzubringen. Insbesondere ist dieses auch in den landschaftlich schönsten und daher vom Fremdenverkehr am Meissen berührten Gegenden der Monarchie der Fall, so namentlich im Rheinlande. Die Versuche, dem Uebelstande außerhalb der geschlossenen Ortschaften auf Grund des be stehenden Rechtes entgegenzutreten. sind gescheitert. Sowohl das Kammergericht, wie das Oberverwaltungsgericht haben Polizeiverordnungen, welche hierauf abzielten, die Rechtsgiltig- keit abgesprochen. weil eine besondere gesetzliche Ermächtigung zu solchem Vorgehen fehlte. Es ist daher ein Einschreiten geaen die Anbringung von Reclameschildern u. s. w. außerhalb geschloffener Ortschaften nur möglich, wenn den Polizeibehörden die Befugniß hierzu im Wege der Gesetzgebung beigelegt wird. Sine Schädigung berechtigter gewerblicher Interessen ist von einer solchen Bestimmung nicht zu befürchten. Es sei noch bemerkt, daß der Gesetzentwurf einem in der vorigen Tagung des Hauses der Abgeordneten von Angehörigen aller Parteien eingebrachten, aber wegen des Schlusses des Landtags nicht mehr zur Be ratung gekommenen Antrag entspricht. (-) Berlin, 17. Januar. (Telegramm.) Der Kaiser unternahm gestern vor der FrübstückStafel eincn Spazier gang im Park. Zur FrtibstiickStafel war der Kronprinz ge laden. Zur Abendtasel bei dem Kaiserpaare waren außer dem Kronprinzen und den, Prinzen Eitel Friedrick geladen Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin, Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg, der mecklen burgische Gesandte von Orrben, Staatssekretär Freiherr von Richthofen, die drei Cabinek-chef-.^-Heute Morgen um 10 Uhr 20 Minuten begab sich der Kaiser nach Berlin zu den Äufnahmefeierlichkeiten und dem Capltel des Schwarzen Adler-Orden-. Paarweise wurden ausgenommen Prinz Eitel Friedrich und der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, als deren ParrainS der Kron prinz und Prinz Heinrich fungirten, sodann der Obermund schenk Herzog v. Drachenberg und General Lentze, sowie die Generale Graf v. Finckenstein und v. Lindequist. Hierauf wurde ein Eapitel des Schwarzen Abler-Ordenö abgehallen, an das eine Frühstückstafel sich schloß. V Bcrltu, 17. Januar. (Telegramm.) Der Gesetz entwurf, betr. die Ueberweisung weiterer Totattons- rentr» an die ProvtUjtalverbände, der dem Land tage zugegangen ist, verfolgt, der „Berliner Corre- spondeuz" zufolge, mit der Verstärkung der den Provinzial verbänden auf Grund der früheren Dotationsgesetze zuflicßenden Staatörenten um einen JabreSbetrag von 10 Millionen Mark ein doppeltes Ziel. Der Entwurf will einerseits die Provinzen in die Lage bringen, leistungs schwache Kreise und Gemeinden auf den Gebieten des Armen- und WegewesenS ausgiebiger, als bisher, zu unterstützen und dadurch einen übermäßigen commu- ualen Steuerdruck zu verhüten, andererseits will er die Provinzen auf dem Gebiete deS NaubaueS und der Unterhaltung von Ehausseen entlasten. Für die Ver- theilung der neuen Renten auf die einzelnen Provinzial-, Bezirks» und LandeScommunalverbände ist wesentlich die Einsicht bestimmend gewesen, daß der leistungsschwachste und zugleich mcistbelastete Verband der größten Unterstützung thcilhaftig werden müßte. — In Sachen der angeblichen Aeußerungen des Kaisers über das Duell, die derselbe nach einer sensationellen Meldung der „Potsdamer Zeitung" Anfang December vorigen Jahres im Officiercasino des 1. Garde- Regimculö zu Fuß gethan haben sollte, haben in den letzten Lagen g erichtliche Vernehmungen vor dem Amtsgericht in Potsdam stattgefunden. — Neber die Amerika-Fahrt des Prinzen Heinrich wird von dem hiesigen Vertreter des Blattes „The Cicago Daily News" folgende Mittheilung gemacht: „Die Ent scheidung darüber, welche Städte Prinz Heinrich von Preußen während seines Aufenthaltes in Amerika besuchen wird, soll nicht in Deutschland, sondern in Washington getroffen werden. Frei herr 0. Seckendorfs, der Hofmarschall 'des Prinzen Heinrich, hat mir aus Kiel telegraphisch mitgethrilt: „Ich bedaurc, Ihre Anfrage nickt beantworten zu können. Die Unterlagen zu einem Programm für den Aufenthalt Sr. königl. Hoheit des Prinzen Heinrich in den Vereinigten Staaten stehen in Washington erst zur Beratbung." Es ist vielleicht von Interesse, daran zu er innern, daß sich bei früheren ähnlichen Gelegenheiten, so nament lich anläßlich des Besuches des Prinzen von Wales, im Jahre 1867, in Washington förmliche Kämpfe zwischen den größeren amerikanischen Städten um den Empfang und die Bewirthung des hohen Gastes abspielten. Allem Anschein nach werden sich jetzt anläßlich des Besuches des Prinzen Heinrich diese Vorgänge in Amerika w-ederholen. Gleichzeitig wird gemeldet, daß Prinz Heinrich auch noch einen weiteren Auftrag von seinem kaiserlichen Bruder nach Amerika überbringt: er soll die a m e r i k a n i s ch e n P a ch t m en einladen, möglichst zahlreich an der K i e l e r N e - gatta. welche am 26. Juni beginnt, Thoil zu nehmen. Der Kaiser würde es auch sehr gern sehen, wenn die amerikanischen Blaujacken des Mittelländischen Geschwaders die Erlaubniß er hielten, sich »in den berühmten „larrro raoes", welche einen der interessantesten Programmpunkte der Kieler Woche bilden, mit den deutschen „ororvs" zu messen (Wünschenswerth wäre aller dings, wenn hierbei endlich deutsche Bezeichnungen oingeführt würden.» Der Prinz nimmt übrigens ein werthvolles Geschenk des Kaisers für Miß Alice Roosevelt mit sich, welches er der Tauf- pathin der neuen kaiserlichen Uacht persönlich übermitteln wird. Prinz Heinrich wird die Rückreise von Amerika auf dem der Ham- burg-Amerika-Linie gehörigen Schnelldampfer „Columbia" an treten, der am 8. März von New Aork abgcht. — Prinz Albrecht von Preußen, Regent von Braunschweig, ist gestern Nachmittag, von Braunschweig kommend, hier eingetroffen und hat in seinem Palais Wohnung genommen. — Der Berliner deutsch-conservative Wahl verein nahm folgende Resolution an: Die Versammlung stellt sich auf den Boden der Zolltarifvorlage der verbündeten Regierungen, unbeschadet etwa nothwendig erscheinender Abänderungen oder Erhöhungen einzelner Zoll sätze und erklärt insbesondere, daß eine Erhöhung der land- wirthschaftlichen Zölle auch in den Augen der Großstadt bevölkerung keinen Grund gegen die allgemeine Nützlichkeit eines erhöhten Schutzes der nationalen Arbeit bildet. n. Bcrnbnrg, 16. Januar. Der Bund der Land wirthe veranstastete während der letzten Tage in den größeren anhaltischen Städten Kreisversammlungen, in denen als Wander redner der Redakteur Herfurth - Berlin über „Handels Verträge und Zolltarif" sprach. Von diesen Ver sammlungen, die meist damit endeten, daß nach dem Referat ohne weitere Diskussion eine den Zollforderungen des Bundes der Landwirthe zustimmende Resolution glätt angenommen wurd«, gewann die am 15. d. M. in Beinburg abgehaltene Ver sammlung größeres Interesse dadurch, daß seitens des Handels Vertrags-Vereins Herr vr. Schacht Berlin dazu entsandt war. der dem Bundesrcdnec entgegentrat. vr. Schacht griff besonders eine Aeußcrung des Letzteren zu der bekannten Zoll f 0 rderung des Bundes der Landwirthe von 7,50 cA fü r fämmtliche vier Getreidearten auf, um sie, wic er sagte, festzunageln. Die Acußerung des Herrn Herfurtl, ging dahin: „Wir (der Bund der Landwirthe« haben in dieserFragen och nichtdasletzteWori gesprochen. Wir müssen dem Auslande etwas bieten und stärken damit die Situation der Regierung. Handels Verträge sind gewissermaßen ein Geschäft: es wird etwas v 0 r g e s ch l a g e n , und man einigt sich schließlich auf einer -mittleren Linie." Der Bund der Landwirthe will also, wenn man Herrn Hcrfurth glauben darf, von feiner Forde- rung eventuell heruntergehen.
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