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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.01.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020124021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902012402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902012402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-01
- Tag1902-01-24
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Mze zm LetzM TaBatt md Mzeiger Nr. Keitag, 24. Hmr IM. Mciid-AOgck.) Königreich Sachsen. -g- Leipzig, 24. Januar. Hochachtung, Liebe und Ver ehrung für ein nach schweren Leiden heimgegangenes Mitglied deS NeichSgerichtS, den kaiserlichen Senatspräsidenten Herrn vr. Dähnhardt, kam noch einmal in vollem Umfange zum Ausdruck bei seiner heute erfolgten Bestattung. Die Trauerseier fand Vormittags 1l Uhr in der Wohnung deS Verewigten, Jacobstraße Nr. 1l, statt; hier war der Sarkophag aufgedahrt, den mächtige Fächerpalmen, gespendet unter Anderen von der Juristen - Facultät der Universität, deren Ehrendoctor, vom VI. Civilsenat, dessen Vorsitzender der Verblichene war, von der Anwalts kammer, vom Präsidenten des Reichsgerichts, den Herren Senatspräsidenten und Räthen, sowie prachtvolle Kränze mit Schleifen, gespendet u. A. vom Chef und den Osficieren des Admiralstabes der Marine, sowie von den Officieren des NeichsmarineamteS (ein Sohn deS Verblichenen gehört der Marine als Officier an) bedeckten. Mit den tief bekümmerten Angehörigen umstand eine illustre Trauer versammlung den Sarkophag, von Berlin wohnte der Chef des Reichs-IustizamteS Staatssekretär von Nieber- ding, Excellenz, im Austrage Sr. Excellenz des Staats sekretärs des ReichSmarineamteS Oberleutnant zur See von Usedom der Trauerfeier bei, ferner nahmen u. A. folgende Herren daran Theil: Senatspräsident Bingner, Cxcellenz, und fast sämnuliche Präsidenten der Straf- und Civilsenate (NeichsgerichtSpräsident vr. von Oehlschlaeger, Cxcellenz, war infolge von Krankheit am Erscheinen be hindert), zahlreiche ReichsgerichlSräthe, die Mitglieder der Reichsanwaltschaft, an ihrer Spitze Oberreichsanwalt vr. Ols Hausen, der Rechtsanwaltschaft beim Reichsgericht, an ihrer Spitze Geh. Justizrath vr. Arndts, Geh. Hofrath Professor vr. Degenkolb, Geh. Rath Oberbürgermeister a. D. vr. Georgi, Stadtverordneten vorsteher vr. Junck, Rector des Thomasgymnasiums Prof, vr. Jungmann, Oberlandesgerichtspräsivent Kräh aus Celle. Gesang deS Thomanerchors: „Selig sind die Tobten" von Schubert, leitete die Feier ein. Dann entwarf in ergrei fenden und erhebenden Worten Herr Pastor v. Hölscher von St. Nicolai ein Lebens- und Charakterbild von dem Ver ewigten auf Grund des Schristwortes Evang. Johannis 7, Vers 38: „Wer an mich glaubet, wie die Schrift sagt, von deß Leibe werden Ströme des lebendigen Wassers fließen". Die Rede klang aus in Trostesworten für die Hinterbliebenen und innigem Gebete. Abermaliger Thomaner- gesang: „Wenn ich einmal soll scheiden" beschloß die Trauer feier. Dann erfolgte die Uebersührung der irdischen Hülle nach dem Nordfriedhofe und dort unter Gebet und Segen die Beisetzung. * Leipzig, 24. Januar. Für die Herstellung von Strecken der Geibelst raße und der verlängerten Wiesenstratze in L.-Eutritzsch waren von den Stadtverordneten 24 770 .F verwilligt worden. Hierbei war die vorläufige Befestigung der Straßenstrecken mit einer 15 Ccntimeter starken Knackschicht vorgesehen, während die Pflasterung erst bei späterer Bebauung der anliegenden Grundstücke vorgcnommen werden sollte. Es hat sich nun herausgestellt, daß der Untergrund der Straße stark moorhaltig ist, so daß die Unterbettung der Fahrstraße mit Packlager dringend geboten erscheint. Hierdurch wird ein Mehraufwand von 6840 entstehen, der später von den Anliegern bei Bebauung der an liegenden Grundstücke zu fünf Sechstel dem Stamm vermögen znrückzuerstatten ist. Vom Rathe sind die Stadtverordneten um Nachverwilligung des Mehr bedarfs, der sich übrigens durch anderweite Ersparnisse um etwa 3600 herabmindern wird, ersucht worden. Bemerkt sei, daß die Herstellung des Unterbaues der Straßen zur Beschäftigung von Arbeits losen demnächst in Angriff genommen werden soll. * Leipzig, 24. Januar. Vom Rathe ist die Ab änderung des Ortsgcsetzcs über die Vertheilung der Beiträge zu den Kosten der Elsterüber brückung im Zuge der Limburger Straße beschlossen worden, und zwar in dem Sinne, daß auch bebaute Arcalflächen mit in das Bcitragsgebiet hinein gezogen werden, gleichviel ob die Aussicht besteht, daß in absehbarer oder erst in ferner Zeit bauliche Ver änderungen die Fälligkeit der Beitragsverpflichtungen begründen. Dieser Grundsatz wird, da er der Billigkeit nur entspricht, auch bei den übrigen zur Zeit in Aus arbeitung begriffenen Ortsgesctzen über die Vertheilung von Bauabgaben zur Richtschnur genommen werden. * Lcipzig-Lindenau, 24. Januar. Die nach dem Ergebnisse der letzten Zählung mehr denn 43 789 Seelen umfassende Riesen- parochie Lindenau ist nach Anstellung eines 5. Gsistliichen in 5 Seelsorgerbezirke eingetheitt worden, deren Grenzen im Allgemeinen mit den neuen Schulbezirken zusammenfallen. Dringend erwünscht erscheint die Einrichtung einer kirchlich geord neten Armenpflege, wozm jedoch leider alle und jede Mittel fehlen. — Im kirchlichen Familie »verbände ist in der letzten Generalversammlung Herr Pastor Dietrich zum ersten Vorsitzenden erwählt worden. */* Leipzig, 24- Januar. Die Steindruckereibe sitzer von Sachsen und Altenburg hielten hier im Deutschen Buchgewerbehvuse unter der Leitung des Herrn Com- merzienrath I. Meißner eine gut besuchte Versammlung ab, in welcher beschlossen wurde, einen Kreis Verein für Sachsen und Altenburg (Kreis VII) im „Verein deutscher Steindruckerei- besitzer" zu errichten. Bei der dann vovgenommenen proviso rischen Wahl des Vorstandes wurde Herr W. L ö we n h e i m in Leipzig als Kreisvorsitzender ernannt. Hierauf nahmen die Ver sammelten Stellung zur Abgabe der Original st eine und eventuellen Berechnung derselben, sowie zur Berechnung von Skizzen und Or-iginakentwllrfen. Nach längerer Debatte nahm die Versammlung folgende Resolution hierzu an: „Die Versammlung befürwortet die Aufstellung von Usancen für die Abgabe von Originalsteinen und deren Berechnung und spricht sich im Princip dahin aus, daß das Eigenthumsrecht bei der Anstalt ruht, welche den Auftrag vom Besteller entgegengenommen uno für ihn ausgeführt hat, sofern zwischen «dem Besteller und der Anstalt nicht ausdrücklich etwas Anderes vereinbart worden ist." Zur weiteren Verfolgung der Frage, sowie zur Ausarbeitung einer Vorlage für die nächste Hauptversammlung ernannte die Ver sammlung eine Commission, die ermächtigt wurde, durch Veranstaltung einer schriftlichen Umfrage, die verschiedenen in Betracht kommenden geschäftlichen Verhältnisse, sowie die Mei nungen der Mitglieder zu dieser Angelegenheit festzustellen und bei der Ausarbeitung der Vorlage zu berücksichtigen. Dieser Com mission wurde gleichzeitig auch di« Aufstellung von Normen für die Berechnung von Skizzen und Originalentwürfen übertragen. Bezüglich der Aufstellung von Normen für die Berech nung lithographischer Druckpreise erkannte die Versammlung zwar die Zweckmäßigkeit solcher Normen an, war aber im klebrigen der Meinung, daß dies eine Aufgabe des Ver eines für spätere Zeiten sei, da es nicht zu empfehlen sei, zuviel solcher wichtiger Fragen auf einmal zu verfolgen. In diesem Sinne wurde ein Beschluß gefaßt. Darnach erörterte die Ver sammlung die Einflußnahme der Handwerks kammern auf das Lehrlingswesen des Steindruck gewerbes. Die Versammlung beschloß, da über die Competenzen der Handwerkskammern selbst in den Kreisen der Behörden die Meinungen zur Zeit noch sehr verschieden seien, diese Angelegen heit den innerhalb des Kreises bestehenden localen Vereinigungen der Steindruckereibesitzer zu Leipzig und Dresden zur weiteren Verfolgung und späteren Berichterstattung an den Kreisverein zu überweisen- Endlich erörterte die Versammlung die An- streüunaeinerTarifgemeinschaftmitden Gehilfen, ähnlich derjenigen des Buchdruckgewerbes. Sämmtliche Redner sprachen sich dahin aus, daß, abgesehen von den verschieden artigen Verhältnissen des Buchdruck- und Steindruckgewerbes, zur Zeit keine Veranlassung vorliege, dieser Frage näher zu treten, zumal auch in anderen Kreisen keine Meinung für ein« solche Tarifgemeinschaft bestehe. Es wurde daher beschlossen, von der Weiterverfolgung dieser Angelegenheit vorläufig abzusehen. Mit dem Beschluss-, die nächste Kreisversammlung in Dresden abzu halten, wurde die Versammlung geschlossen. Leipzig, 24. Januar. (Arbeiterbewegung.) Der Verband der deutschen Buchdrucker verfügte im vierten Quartale 1901, einschließlich des vorhanden gewesenen Cassenbestandes im Betrage von 3120 898 über eine Ge- sammteinnahme von 3 740 501 o/k, der eine Gesammtausgabe von 631352 (darunter 538 841 für Unterstützungen u. s. w.) gegenüberstand, so daß zu Beginn des Jahres 1902 ein gesummter Cassenbestand von 3109149 vorhanden war. Die Gesammt- zahl der steuernden Mitglieder betrug 30 729, wovon 2594 auf Leipzig entfielen. * Leipzig, 24. Januar. Der gestern gemeldete Mordversuch, den eine in Reudnitz wohnende Fleischersehefrau gegen ihren Mann in Probstheida unternommen haben sollte, erscheint nach neueren Mit theilungen in anderem Lichte. Wie sich herausgestellt, hat die Frau die Absicht gehabt, sich selbst das Leben zu nehmen, und hat an der erwähnten Stelle einen Probe schuß aus der Waffe abgefeuert. Als dann Leute hinzu gekommen sind, hat sie von ihrem Vorhaben Abstand genommen. Sie befand sich zwar vorübergehend hier in Haft, befindet sich aber jetzt wieder bei ihrem Ehcmanne. H Leipzig, 24. Januar. Im Johannisthale gab gestern Nachmittag ein geisteskranker Arbeiter in selbstmörderischer Absicht drei Schüsse auf sich ab, ohne sich jedoch zu treffen. Der Bedauernswcrthe wurde in die Nervenklinik gebracht. —* An Löhr's Platze wurde gestern Abend eine 60jährige Frau von einem Radfahrer u m- gerissen, aber nur leicht am rechten Arme verletzt. Sie hatte in Folge ihrer Schwerhörigkeit das Glocken signal nicht gehört und war direct in das Rad hinein gelaufen. * Leipzig, 24. Januar. Wegen Unterschlagung von C a s s e nge l d e rn wurde der Amtsvorsteher des hiesigen Post amtes 5, Postdirector Kn-, in Haft genommen. —* Ein in der Leplaystraße bedienstetes Mädchen überraschte gestern einen 47 Jahre alten Feuermann aus Sohland, als er die Wohnung ihrer Herrschaft mit einem Ucberzicher verließ, den er dort gestohlen hatte. Der Dieb ergriff die Flucht, wurde aber cingeholt- und der Polizei übergeben. — Gestohlen worden ist ans einer Cvnditorei ein photographischer Apparat, „Kodak Cartridge", im Werthc von 100 ^l. — Vier von den Amtsgerichten Dresden, Taucha uud Geithain wegen Hehlerei, Unterschlagung und Diebstahls steckbrieflich verfolgte Personen, ein Artist aus Zierenbcrg, eine Kellnerin ans Dresden, ein Steinsetzer aus Eilenburg und ein Dienstmädchen aus Greußen, wurden hente von der Polizei hier ausgemittclt und fest genommen. u Leipzig, 24. Januar. Essenbrändc fanden im Laufe des gestrigen Tages in der West- und Güterbahn, hofstratze am Magdeburger Bahnhofe statt. Sie wurden schnell unterdrückt. * Stötteritz, 24. Januar. Nachdem die Feuerlösch- cassenrechnung vom Jahre 1901, sowie dieHebammen- unte-rstützungscassenrechnung von demselben Jahre die gesetzmäßige Frist öffentlich ausgelegen haben, sind dieselben in der ersten diesjährigen Gem-einderathssitzung richtiggesprochen worden. — Um die Äbfallwäsier aus der Holzhauscner Straße besser abführen zu können, genügt, einer neueren Be rechnung zufolge, die Erhöhung des Straßenkörpers a m E n d ed er S t r a ß e u m 70 C e n ti m e te r. Der frühere Beschluß, den Straßenkörper um 1 Meter zu erhöhen, wurde in Folg« dessen wieder aufgehoben. — 30 600 überschüssige Cassengelder sollen vorübergehend bei der Leipziger Jmmö- biliengesellschaft gegen 4procentige Verzinsung angelegt werden. — Der den Beginn der Versteuerung von Grundstückse'nheiten -bei Neubauten betreffende 4. Nachtrag zum Ortssteuerregulative hat die Bestätigung der vor gesetzten Behörde gefunden. — Naunhof, 23. Januar. Gestern Abend gegen 6 Uhr schoß ein Unbekannter auf sich und ließ sich gleichzeitig vom Zuge auf der Strecke Naunhof-Großsteinberg überfahren. Nach Aufhebung «desselben und Unterbringung in der hiesigen Leichenhalle ersah man aus den Papieren des Selbstmörders, daß es der Gärtner Georg Berndt aus Güldengossa, 21 Jahre alt, sei. Der Revolver, noch 5 scharfe Schüsse enthaltend, und das Portemonnaie mit 6 H und einem Lottsrieloos lagen neben dem Todten auf der Strecke. Was den jungen Mann in den Tod ge trieben, ist vorläufig un'bekannt. * Nerchau, 23. Januar. Ein ScheusalrnM«nschen- gestalt wurde heute Nachmittag hier in der Person der ledigen Dienstmagd Pauline Meißner aus Grochwitz verhaftet. Bereits im Jahre 1899 erschien dieselbe bei unserem Bürgermeister Herrn Kaulisch mit der Anzeige, daß ihr etwa eine Woche zuvor ge borenes Kind im Eisenbahnwagen zwischen Wurzen und Nerchau verstorben sei. Am 21. d. M., Abends gegen 9 Uhr, erschien die Meißner abermals in Nerchau und meldete, daß ihr am 14. Januar 1902 in Leipzig geborenes Kind ebenfalls im Eisen bahnwagen verstorben wäre. Di« sofort von dem Bürgermeister angestellten Recherchen ergaben sehr bald, daß für den letzteren Fall eine Tödtung des Kindes vorlag, und die Meißner hat nicht nur diesen Mord, sondern noch z'wei gleiche zugestanden. Die Meißner ist an die Staatsanwaltschaft Leipzig eingeliefert worden. — Oschatz, 23. Januar. Der Stadtverordnete und Lehrer Karl Gotthilf Bernhardt hier ist am Montag gestorben. Von 1869 bis vor v/2 Jahren, wo er sich durch Krankheit ge- nöthigt sah, seine Berufsthätigkeit einzustellen, gehörte er dem Lehrercollegium der hiesigen Bürgerschule an. Seine 30jährige Dienstzeit wurde nur durch seine Theilnahme am Feldzuge gegen Frankreich unterbrochen. — Rochlitz, 23. Januar. Zum Eintritt in das hiesige Seminar haben sich für Ostern 1902 aus verschiedenen sächsischen Realschulen 55 Ostern abgehende Schüler der ersten Classe angemeldet. 54 waren Anfang Decembor zur Prüfung in Roch litz erschienen. Drei mußten wegen schwacher Gesundheit nach bezirksärztlichem Gutachten z-urückgSwiesen werden. Für diese etwa 50 Schüler sollen Ostern dieses Jahres zwei neue 4. Classen errichtet werden. Doch wird verlangt, daß die Schüler bei der Abgangsprüfung von ihrer Realschule mindestens die Ilb als Hauptcensur erlangen. Leisnig, 22. Januar. Das Stadtverordnetencollegium lehnte den Rathsbeschluß, den im Haushaltplane 1902 verbleiben den Fehlbetrag durch Einführung einer Biersteuer zu decken, ab, hält die Besteuerung eines einzelnen Gewerbes für bedenklich und ersucht den Rath, die Stadtanlage auf 2^/ig für die Einheit zu erhöhen. * Meerane, 23. Januar. In seiner gestern, Donnerstag, Abend abgehaltenen Sitzung hatte sich das Stadtverordneten collegium abermals mit der Wahl eines zweiten besol deten Stadtrath es an Stelle des verstorbenen Herrn Stadtrath Zipfel zu beschäftigen, da Herr Gemeindevorstand Zimmermann in Copitz, der schon gewählt worden war, die Wahi später ablehnte. Das Collegium wählte diesmal Herrn Ernst Moritz Truppel, Bankbeamten in Leipzig (bei der Firma Knauth, Nachod <L Kühne), mit 18 von 23 abgegebenen Stimmen. Auch die Wahl zweier unbesoldeter R a t h s m i t g l i e d e r hatte das Collegium aderm-als vorzu nehmen, da die schon gewählten Herren die Wahl aus verschiedenen Gründen abgelehnt hatten. Es wurden -als Stadträthe auf Zeit gewählt dis Herren Rentier Bankwitz, der schon das letzte Mal gewählt wurde, und der frühere langjährige Stadtverordnete Kaufmann Vieweg. * Zwickau, 23. Januar. In «der gestrigen Stadtver ¬ ordnetensitzung wurde die Berathung des städtischen H a u s h -a l t p l a n es für 1902 fortgesetzt und zu Ende geführt. Aus den einzelnen Rechnungen sei erwähnt, daß das städtische Wasserwerk mit 191300 c/(, das königliche Gymnasium mit RathsschulMliothek mit 10 628,68 bei einem Zuschuß von 9758,68 -K abschließt. Realghmafium mit Realschulclassen er fordert einen Zuschuß von 80 933,25 bei einer Endsumme von 166 693,25 die Staatsbeihilfe beträgt 21000 Für Straßen, Fußwege, Plätze, Schleusen werden 373 230,50 aus gegeben (Zuschuß 339 637,80 cK). Die Rechnungen für Bürger- sckulen webst allgemeiner Fortbildungsschule schließen mit 680 457,91 cL (Zuschuß 470 630,83 -/(), Sparcasse 650 500 -((, Gaswerke 745 388,64 -/( (Ueberschuß 122 200 -M, Vieh- und Schlachthof 235 650 <?((, vr. Schlobig-Stiftung (Johannisbad) 30 777,50 c/(, Bürgerhofpital 24 049,50 -/k, Schlachtviehversiche rungsanstalt für Rinder 105 700 <^, für Schweine 31100 — Die im Juni 1903 nach Vollendung der Casernenumbauten frei werdenden M i l it ä rb an a ck e n, welche die Stadt mit sehr erheblichen finanziellen Opfern nach dem Casernenbvande im Jahre 1897 hat errichten lassen, will man versuchen, 'für indu strielle Zwecke nutzbar zu machen und an Unternehmer zu vermiethen. Der Reichsfiscus hat den Ankauf der Baracken abgelehnt. — Elsterberg t. V., 24. Janu'ar. Gestern Abend sind der Thurm und ein Theil der wSit bekannten RuineLobdaburg eingestürzt. Die Ruine war eine der schönsten und ältesten des Vogtlandes. ** Lößnitz i. E., 23. Januar. Der hiesige Gewerbever ein beschloß in seiner'Generalversammlung: Gau- und Landes verband sind zu orsuchen, dahin zu wirken, daß für die einge zogenen Fahrscheinbücher im Nahverkehre die Rückfahrkarten zweimal in derselben Richtung benutzt werden können- Herr Pastor Schmidt wurde zum 12. Male als Vorsitzender gewählt. ** Johanngeorgenstadt, 23. Januar. Vorgestern hat sich hier das 8 Jahre alte Schulmädchen Kaufmann in der Wohnung ihrer Tante dermaßen mit Petroleum ver brannt, daß es nach mehrstündigen Quaken verstorben ist. Das Mädchen hatte, damit das Feuer im Ofen leichter brennen sollte, Petroleum nachgegoffen. — Bautzen, 23. Januar. Der Ausschuß zur Errichtung eines Bismarck-Denkmales auf 'dem Czorneboh hat ein steinernes Originalstandbild Bismarck's erworben, das eine Höhe von 263 Centimetern besitzt. Es soll vor «der Czorneboh- wirthschaft Aufstellung finden. * Zittan, 23. Januar. Zum Directoran derhöheren Webschule zu Zittau ist der diplomirte Ingenieur Herr Schatz in Berlin an Stelle des nach Sorau berufenen Herrn Directors Ehrhardt gewählt worden. Zur Zeit wirkt Herr Schatz als Lehrer an der städtischen höheren Webschule in Berlin. * Nossen, 23. Januar. Der Strumpfwaarenfabrikant Nestler aus Roßwein wurde gestern Nachmittag auf der Eisen bahnfahrt zwischen Roßwein und hier von einem Herzschlage betroffen, welcher den Tod 'des noch rüstigen Mannes herbei führte. Heute Nachmittag erfolgte die Uebersührung des Ver ewigten von der Leichenhalle des hiesigen Friedhofes aus nach Roßwein. — Meißen, 23. Januar. Ende voriger Woche -traten mehrere hiesrge Herren zusammen, um dem Tabakbau in unserer Gegend Eingang zu verschaffen. Das erste Tabakfeld soll schon im bevorstehenden Frühjahr« auf einem ehemaligen Wein- bergsgrundstücke in Spaar, welches einem der größten Grund stücksbesitzer in Meißen rechts gehört, angelegt werden. Der Bau eines Tabaktrockenschuppens ist bereits an ein«n hiesigen be kannten Architekten vergeben und der Tabakabnehmer ebenfalls bereits gefunden. DSan will den Tabakbau an Stelle des weniger lohmnden Weinbaues treten lassen. L. Pirna, 23- Januar. Der hiesige Stadtrathhat sich einer Petition der Stadt Wehlen um Herstellung einer Straßenverbindung am rechten Elbufer von Wehlen bis Copitz angeschlossen, ebenso einer Petition des Stadt- gemeinderathes Liebstadt und Genossen um Weiterführung der Bahnlinie P-irna-Großcotta von Zuschendorf oder Dohma aus nach Liebstadt. In letzterer Beziehung wird man sich, wie die Verhältnisse zur Zeit liegen, wohl noch auf länger hinaus in Geduld üben müssen. Als eine zwingende Nothwendig- keit erweist sich jedoch der Straßenbau auf dem rechten Elbufer, woselbst im vollsten Sinne des Wortes von einsm dringenden Be- dürfniß die Red« ist. — Als solches Bedürfniß gilt ferner auch eine Erweiterung der Räume des hiesigen Amtsgerichtes, dessen Geschäfte fortgesetzt eine größere Ausdehnung annehmcn. Einen Ausweg sucht man nun insofern, als in einem dem Amts gerichte gegenüber in Entstehung «begriffenen Bau ein Theil des Amtsgerichtes untergebracht werden soll. — In besonders solenner Weise beging man gestern und heute in Königstein die Schiffer fa st nacht mit großem Umzug, der eine Anzahl costümirter Gruppen in sich schloß. Für Freunde der Volkskunde bieten diese von Generation zu Generation vererbten Schiffevge- bräuche immer noch eine willkommene Ausbeute. o. Trespen, 23. Januar. Ueber dieUrsachen der kürzlich während einer Aufführung des Sensationsstückes „Die rothe Robe" im königlichen Schauspielhause entstandenen Panik und den Verlauf derselben waren verschieden« Lesarten verbreitet. In Wahrheit hat sich die Sach« folgendermaßen ab gespielt: Während des zweiten Actes verfiel im ersten Range plötzlich der Sohn eines Officiers in Krämpfe, was verschiedene Personen veranlaßte, das Haus zu verlassen. Dadurch entstand nach und nach eine derartige Unruhe, daß man sich allgemein erhob, um möglichst schnell aus dem Theater hinauszukommen. Indessen hatte sich bereits Herr Oberregisseur Lewinger informirt und trat vor das Publicum, mit dem Ersuchen, sich zu beruhigen und wieder Platz zu nehmen. Daraufhin nahm die Vorstellung ihren Fortgang, wurde jedoch noch einmal dadurch unterbrochen, daß den nunmehr verstorbenen Pianofortefabrikanten Hagspiel im Parkett ein Schlaganfall traf. Der von verschiedenen Seiten gegenüber den Mitwirkenden laut gewordene Vorwurf, daß keiner derselben die Geistesgegenwart besessen -halbe, das Publicum zu beruhigen, ist um so ungerechtfertigter, als «die betreffenden Herren selbst erschraken und durchaus nicht wußten, woran sie waren, und weil ferner derartige Reden Sache des immer cmss der Bühne anwesenden Regisseurs sind. In das Thertertagebuch wurde dec Eintrag gemacht, daß während der Vorstellung eine durch Er krankung eines Zuschauers verursachte Panik ausbrach. —* Dresden, 24. Januar. Flüchtig geworden ist der von hier gebürtige 25 Jahve alte Theater sekretär Friedrich Otto Schis lze nach Unter schlagung von circa 8000 Gerichtsverhandlungen. Königliches Landgericht. C. Leipzig, 24. Januar. Im Jahre 1899 hat der Bäckermeister Hermann Gustav O. in Volkmarsdorf «in Geschäft gekauft und dasselbe theils baar, theils in Wechseln (1030 bezahlt. Die Erträgnisse desselben reichten nicht hin, um die Schulden nach und nach abzustoßen und im Februar 1901 sah O. sich gezwungen, beim Amtsgericht den Antrag auf Eröffnung des ConcurSver- fahrens zu stellen. Der Concurs gestaltete sich für die Gläubiger O.'s sehr ungünstig, den über 5000 betragenden Schulden standen nur geringe Activen gegenüber^ so daß nur 9 Procent Concursdividende zur Auszahlung gelangten. Auf Anzeige des Kaufmanns P., welcher die Mühlen von A. L Co. in Lindenau und von W. in Eilenburg vertrat, wurde gegen O. daS Strafverfahren wegen Betrugs eröffnet. O. hat nach der eidlichen Bersicherungs P.'s über sein Geschäft und seine Bermögensverhält- nisse falsche Angaben gemacht, insofern er behauptet hat, sein Geschäft gehe gut, er habe höchsten- 2000 Schulden uud außer bei P. nur noch bei Sch. Mehl auf Credit entnommen, er wolle zunächst Sch. bezahlen und dann nur noch von P. da- Mehl be- ziehen. Er könne P. deshalb zunächst kein baareS Geld geben, so bald er aber seine vier Schweine verkauft habe, werde er für eine Abschlagszahlung Sorge tragen. P. sah sich dadurch veranlaßt, dem O., obgleich dieser sowohl bei A. L Co., wie auch bei W. noch ältere Schulden hatte, am 26. Januar 1901 20 Sack Mehl aus der Lindenaucr Müble zu liefern und am 16. Januar 1901 20 Sack Mehl bel der Eilenburger Mühle zu bestellen. Da an demselben Tage aber bereits 10 Sack von dieser geliefert waren, ist der Auf trag nicht ausgeführt worden, da O. bald darauf in ConcurS verfiel. Den Erlös aus dem Verkauf der Schweine hatte O. sofort an seinen Schwiegervater, bei dem er ebenfalls Schulden hatte, gezahlt. Der Gerichtshof nahm im Falle von A. L Co. vollendeten, im Falle W. nur versuchten Betrug an und erkannte unter Berücksichtigung der bisherigen Unbescholtenheit des Angeklagten aus drei Monat« drei Wochen Gefängniß. Mit der Dresdner Bahn war am 3. Mal 1898 der Maler gehilfe K. nach Leipzig gekommen, um sich hier Beschäftigung zu suchen. In der Herberge traf er den vielfach auch mit Zuchthaus bestraften 31 Jahre alten Uhrgehäusemacher Max M. auS Magde burg, der sich in freundschaftlichster Weise erbot, ihm beim Suchen einer Wohnung behilflich zu sein. Zunächst schlug er vor, den Reisekorb und die Malgeräthe K.'s, die dieser noch auf dem Bahn hof hatte, zu holen und die Sachen einstweilen bei seiner Mutter, die aus dem Augustusplatz eine Bude hätte, einzustellen. Der Vor schlag wurde auch angenommen und der Auftrag ausgesührt, wobei M. die Handarbeitersehesrau E-, der er den Korb über gab, als seine Mutter bezeichnete. Die Beiden begaben sich zunächst in ein Restaurant in der Reichsstraße. Bon hier entfernte sich M. angeblich zu einem kurzen Geschäftsgänge, kam aber nicht wieder. K. schöpfte schließlich Verdacht und eilte sofort nach dem Augustusplatz, um sich nach seinen Sachen, die einen Werth von 21 ./L 60 hatten, zu erkundigen. Zu seinem Schrecken ersuhr er. Laß Korb und Sachen bereits abgeholt seien und er einem Be trüger zum Opfer gefallen war. Ten Namen deS ManneS kannte er nicht, ans dem Verbrecheralbum ersah er aber. Laß es der Uhrgehäusemacher M. gewesen war. Es wurde nun nach langen Bemühungen ermittelt, daß M., der in der Zwischenzeit vom Landgericht Berlin l mit 2 Jahren 5 Monaten Zuchthaus bestraft worden ist, im Zuchthaus zu Brandenburg Strafe verbüße. Als man ihm die Angaben K.'s vorhielt, räumte er auch den Betrug ein. M. wurde nun nach Leipzig tranSportirt, um sich hier wegen Betrugs im Rückfalle vor der Strafkammer III zu ver antworten. In der Hauptverhandlung wurde vom Angeklagten das Geständnis zwar zurückgenommen, durch die Beweisaufnahme wurde er aber des ihm zur Last gelegten Verbrechens überführt und zu einer Zusatzstrafe von vier Monaten Zuchthaus zu der i:r Berlin erkannten Strafe verurtheilt. Letzte Nachrichten. * Pest, 24. Januar. (Telegramm.) Die Concor- di a m ü h l e, ein riesiges, sechsstöckiges Gebäude, ist nach Mitter nacht durch ein« Feuersbrunst eingeäschert worden. Zwei Feuerwehrleute sind verunglückt. Der Schaden beläuft sich aus ungefähr 3 Millionen Kronen. Verantwortlicher Redakteur vr. Her«. Küchling tu Leipzig. Für deu musikalisch«!, Th«il Adolf Rutbardt tu Leipzig kciillMIIMVstl'Käsif
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