Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.01.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020127025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902012702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902012702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-01
- Tag1902-01-27
- Monat1902-01
- Jahr1902
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«a wegung lebhaft ft, bett Vordergrund tritt, da- ist die Frage der Frauenbildung, deS Frauenstubiums. Meine Herren, ich kann mich den Ausführungen anschließen, die gestern Prinz Carolath in diesem hohen Hause gemacht hat. Mir scheint der Schwerpunkt darin zu liegen, daß, wenn man den Frauen die akademischen Schulen öffnen will, man auch dafür sorgen muß, daß die Frau in den höheren Schulen — oder Mittelschulen, wie wir das in Süddeutschland nennen — sich dasjenige Maß von Kennt nissen aneigncn kann, welches sie befähigt, baS Maturi tätsexamen zu machen. Dieses wird ja in deutschen Staaten auf verschiedenen Wegen zu erreichen versucht: es wird erreicht einmal dadurch, daß man Gymnasialcurse einzurichten versucht. Die preußische Regierung ist in der Genehmigung sehr schwierig. (Sehr richtig! bei den Nationalliberalen.) Man verlangt, daß die Mädchen bis zu einem gewissen Alter in den Mädchenschulen bleiben; man versagt die Erlaubniß, sie vom 12. Jahre ab für diese Gymnasialcurse hcranzuziehen. Ich halte das für un richtig. Den Mädchen, die die Gymnasialbildung sich an eignen wollen, muh man auch den Weg öffnen; und wenn ans privater VeretnSthättgkeit heraus die Mittel zur Er richtung von Gymnasialcursen aufgebracht werden, dann hat doch ganz gewiß der Staat nicht das Interesse, -er besseren Ausbildung der Frau hindernd in den Weg zu treten und zu verlangen, daß die Mädchen zunächst in der Elementarschule bis zum 14. Lebensjahr verbleiben. Man hat andere Wege eingeschlagen: die Errichtung von Frauen-, von Mädchengymnasien. Ob das auf die Dauer einen Erfolg haben wird, das möchte ich dahin gestellt sein lassen. Ich kann nur mtttheilen, daß beispiels weise in Bade» -er Gründung eines Mädchengym nasiums in Karlsruhe keine Schwierigkeiten in den Weg gelegt sind. Man ist in Baden aber einen Schritt weiter gegangen, und ich möchte das in diesem hohen Hause er wähnen. Nach langen Verhandlungen hat man sich ent- schlossen seitens des badischen Oberschulraths rcspectivc des Cultusmtnistcriums, Mädchen auch in den Gymnasien zuzulafsen, sie auf dieselben Bänke zu sehen, auf denen die Jungen sitzen. (Hört! hört!) Das ist zunächst ein Ver such; das gebe ich zu. Soweit sich der Versuch bis heute beurtheilen läßt, ist er gelungen; eS hat sich sogar heraus« gestellt, daß die Mädchen vielfach bester lernen, als die Jungen, und daß sic auf die ersten Plätze Anspruch haben. Meine Herren, ich spreche selbstverständlich in allen diesen Fragen nur für meine Person. Ich möchte glauben, daß die Lösung des ganzen Problems für die Zukunft ist, daß man Mädchen und Knaben auch für diese Schulen, Gymnasien, Realgymnasien und Realschulen, gleichmäßig zulüßt und sie in derselben Bahn bis zum Maturitätscxamcn anfsteigcn läßt und dadurch die Frage löst, wer zum UniversitätSstndium zugclasscn werdey darf. Im klebrigen kann ich mich den weiteren Ausführungen deS Herrn College» Prinz Carolath anschließen, die er gestern über die Mißstände gemacht hat, dte vorhanden sind, daß auf einzelnen Universitäten die Zulassung dent- scher Mädchen seitens der Dvcenten erfolgt, während an dere die Zulassung verweigern. Ich sollte glanben, daß, wenn die nöthige Vorbildung erwiesen ist für das Frauenstüdium ans den Universitäten, auch die Gleich berechtigung der Geschlechter verliehen werden müßte. Der Herr Staatssekretär hat gestern darauf hingc- wiesen, es seien vor Allem die Männer, die Widerspruch erheben. Das ist richtig, cS hält eben sehr schwer in Deutschland, all die alten Zöpfe abznschnetdcn. (Sehr wahr! links.) Das gilt auch für das Männerstudinm. Wie schwer ist es, die Gleichberechtigung der drei An stalten, Gymnasium, Realgymnasium nnd Realschule, zu erringen. (Sehr richtig! links.) Sic ist heute errungen sür dte Mcdtciner. Die Juristen haben offenbar die längsten Zöpfe (Sehr wahr! Heiterkeit), und sic sträuben sich am längsten, daß Schüler auf die Hochschulen kommen, die durch das Realgymnasium gegangen sind nnd sich der juristischen Laufbahn widmen wollen. Meiner Ansicht nach mit Unrecht. Auch über diesen Widerstand wird un sere moderne Entwicklung zur Tagesordnung übergehen. Was die zweite Frage anlangt, die gestern behandelt ist, zuletzt von Herrn v. Kardorff, so ist bezüglich der Bc- thetligung der Frauen an socialpolitischcn Bestrebungen in Vereinen und Versammlungen von den Herren Abge ordneten Hitze, Paasche, Pachnicke und Roesickc und mir -er Antrag gestellt auf Nr. 435 der Drucksachen, daß ein Nothvereinsgesctz über diese spccielle Materie geschaffen wird, dahingehend, daß die Frau an socialpolitischcn Dingen sich nicht nur als Privatperson bctheiligcn kann, sondern in Vereinen und Versammlungen ihre Thätig- keit frei zu entfalten berechtigt ist. Und, meine Herren, wenn Sie alle Gebiete der socialen Bethätigung der Frau sich näher ansehcn, so ist das ja ein ungemein weites Gebiet. Ich verweise Sic auf die Armen- und Waiscnpflcgc, wo heute schon viele Frauen Mitglieder von Armcnräthen sind nnd in ausgezeichneter Weise, oft viel bester nnd individueller, als cs der Mann thut, als Armenrath fnngircn. Ich verweise Sie auf die Bestrebungen unserer Frauen, Bolksleschallcn, Volks bäder, Volksküchen, Krippen, Wöchncrinnenasylc, und wie alle diese Anstalten heißen, ins Leben zn rufen, Be strebungen, bei denen cs geradezu zur Nothwcndigkeit wirb, daß die Vereine nicht ausschließlich aus Männern zusammengesetzt sind. Alle die Bcstrcbungcndcr Fürsorge — ich will mal beispielsweise wieder auch anführen die Fürsorge für Ladenmädchen, ihnen ein Heim zn schassen, in dem sic Abends verweilen, lesen oder sich anderweitig beschäftigen können; ferner die Bestrebungen, den Frauenrechtsschutz auszugestaltcn — das weiß Jeder, der im juristischen Leben steht, wie schwer cs manchen Frauen wird, zum Anwalt zu gehen und ihm ihre Angelegenheit mitzuthcilen — wirken — ich kenne sic genau — social politisch äußerst wohlthätig, und cs werden dort viele gute Rathschläge, nicht nur auf juristischem, sondern auch auf rein menschlichem Gebiet crthcilt, und viel Noth und Elend aus der Welt geschafft. Ich verweise darauf, daß in Baden Frauen in städtischen Schnlcommissionen zn- gelafsen sind. Wir haben ja kein Bcstätignttgsrccht der Regierung, sondern cs ist die Stadtverwaltung in der Lage, ihre Deputirtcn in die Schnlcvmmisskon nach Be lieben zu wählen. Mir haben davon Gebrauch gemacht, zur Ucbcrwachung von Mädchenschulen Franc» zu dcpu- tiren, und zwar mit ausgezeichnetem Erfolge. (Hört! hört! links.) Das sind Alles Dinge, deren Weiteren!« Wickelung gar nicht hintanznhaltcn ist, weil cS eine Thor- heit ist, den Frauen die Bethätigung ans socialpolitischcm Gebiet zu verweigern. Wenn man das cinsicht, muß man weitcrblicken und sagen, wenn die Frau socialpolitisch thätig sein kann und sein darf, muß man ihr auch gestatten, sich zu vereinen, sich zusammcnzuthun, sei cs in Fraucnvcrcincn, sei cs in gemischten Vereinen, nnd in socialpolitischcn Versamm lungen, Vereinen nnd Congresscn mitznbcrathen. (Sehr wahr! links.) Meine Herren, wir fordern In erster Linie die Mitarbeit der Frauen für die Schwachen, Armen und Kranken. (Sehr wahr! links.) Da ist die weiche Hand der Frau viel bester geeignet, cinzngreifen, Rath zu geben und Hilfe zu leisten, so daß man verlangen muß, daß auf diesem VereittSgcbiet den Fraucu der Weg geösfuct wird. DaS ist eine wichtige Aufgabe des Reichs; Ich habe das Vertrauen zum Herrn Staatssekretär, daß er in dieser Frage das richtige Empfinden hat, und daß wir, wenn cS auf ihn ankäme, in dieser ganzen Francnfrage viel weiter wären. Aus allen Acnßcrnngen der letzten Jahre habe ich den Eindruck gewonnen, daß der Herr Staatssekretär eine volle Kcnntniß von den Dingen hat, wie sie sich nach und nach entwickelt haben, und auch bereit ist, zu helfen, wo das möglich ist. Meine Herren, wir haben im vorigen Jahre oder vor zwei Jahren die Gesellschaft für sociale Reform hier in Berlin gegründet. ES trat sofort die Frage auf: dürfe« i Frauen sich betheiligen? Dte Frage ist von dem Polizei- k Präsidium in Berlin verneint worden. Meine Herren,! bas hat etwas Beschämendes (Sehr richtig!) — einen an- s deren Ausdruck giebt cS gar nicht. Da verhandeln wir über Frauenschutz, über Frauenarbeit und Kinderarbeit, über sanitären Maximalarbettstag, über alle diese Gegen stände wie Schutz der Kellnerinnen, Ladnerinnen u. s. w., und da wird durch die Landcsgesetzgebung die Bethetli« gung von Frauen an solchen Versammlungen und Ver einen ausgeschlossen! (Hört! hört!) Ich möchte diesen Entwurf, den wir cingebracht, den verbündeten Regie rungen dringend empfehlen, möchte ihn dringend em pfehlen besonders dem Herrn Staatssekretär des Innern und auch dem Herrn Reichskanzler. Denn daS muß ich sagen: das sind absolut rückständige Bestimmungen, dte in dieser Beziehung herrschen; socialpolttische Erörte rungen sollten auch den Frauen nicht verboten sein. Ich kann mich dem, was gestern Herr College Müller (Meiningen) auSgeführt hat über das Verhalten des Rec tors der Berliner Universität, der zwei Vorträge von Frauen im soctalwissenschaftlichen Verein verboten hat, nur durchaus anschließen; ich halte diese Entscheidung für vollständig unrichtig. Ich will hier nicht einmal meine eigene Ansicht ins Feld führen; ich habe hier einen Artikel in der „Kölnischen Zeitung", die doch gewiß nicht in dem Rufe steht, daß sie radicalen Anschauungen huldigt, und die aussprach: Dieses Verbot ist unverständlich in einer Zeit, die -en Frauen bereits manches Recht gegeben hat, daS vordem das männliche Geschlecht als ausschließ liches Etgcnthum besessen hatte. Der Frau steht die Hochschule offen, und in unserem deutschen Vaterlande haben wir wahrlich keine Ursache, unS darüber zu beklagen. U. s. w. Es kommt also der dtrecte Tadel deS Vorgehen- der Berliner Universitätsbehörde, die diese Vorträge ver boten hat, hier zum Ausdruck. Nun hat Herr College Müller (Meiningen) gegen unS gestern den Borwurf erhoben, daß wir mit diesem Antrag ja lange nicht weit genug gehen, daß wir nur halbe Ar- beit schaffen. Nun, meine Herren, so klug wie Herr vr. Müller (Meiningen) in dieser Frage sind wir anch. (Heiterkeit.) Ich stehe für meine Person auf dem Stand« punct, daß die Frau im Vereins- und Versammlungsrecht durchaus mit dem Maune gleichzustellen ist, wie das nach dem für Baden geltenden Recht überhaupt -er Fall ist. Ich habe bereits bei einer früheren Gelegenheit ausgc« führt, daß wir unsere Frauen auch an politischen Ver sammlungen ruhig thcilnchmen lassen, daß wir ihnen bei politischen Versammlungen und Festen, bei denen doch auch ein ganz gutes Theil Patriotismus in die Erschei nung tritt, sogar die Galerien rescrviren. Also was meine Person anlangt, so bin ich mit dem Herrn College» vr. Müller (Meiningen) ganz einverstanden; das Beste wäre ein NcichsvercinSgesctz, und ich war seinerzeit auch Berichterstatter in diesem hohen Hause für ein Reichs« vcrcinsgesetz, das aber bekanntlich gar keine Aussicht hatte, zur Annahme zn gelangen. Weil baS der Fall war, haben wir unS damals auf ein Nothvereinsgesctz hier mit allgemeinem Einvcrständniß zurückgezogen, um wenig stens das zu retten: das Nothvereinsgcsetz, bas daS Coa- litionSverbot anfhcbt, daS nunmehr in Kraft ist. Den selben Weg beschreiten wir mit unserem Antrag. Wir wollen dem dringendsten Erforderniß Abhilfe schaffen, in dem wir der Frau auf socialpolitischcm Gebiet das Ver eins- nnd Vcrsammlnngsrccht geben. Das ist eine Auf gabe, die erreichbar ist, und ich hoffe, nm so mehr, daß auch die verbündeten Regierungen auf diesen Boden treten werden, als nunmehr anch aus den Kreisen der conserva- tivcn Partei, von Herrn v. Kardorff, der gestern ritterlich eine Lanze für Franenrcchtc hier gebrochen hat, die Zu stimmung zu diesem Antrag crthcilt ist. Auch er hat ge sagt: cS ist nothwendig, auf diesem Gebiet der Frau weite ren Spielraum zu schaffen. Ich möchte übrigens auch anführen, daß mein sehr ver ehrter Freund Herr v. Bennigsen, mit dem ich vor Kur zem Veranlassung hatte, über diesen Jniativantrag zu sprechen, mir erklärt hat, daß er vollständig mit diesen Tendenzen einverstanden ist. Ich möchte zum Schluß, was diese ganzen Frauen fragen anlangt, die Mahnung nnd die Warnung an den BnttdcSrath richten: Mögen Sie die berechtigten Forde rungen der Frauen nicht hintanschieben; auch in der Frauenbewegung giebt eS ja einen Ilcberschwang nnd wird mannigfach zu viel gefordert, schießt man weit über das Ziel hinaus. Ich bin mit dem Herrn Grafen v. Po» sadowSkn darin einer Meinung: eine Reihe von Forde« zurigen werden erlt erreicht werden nach langen Jahren, nachdem sich die Anschauungen in der bestehenden Gesell schaft in dieser Frage werden nmgebildct haben. Aber es giebt eine Reihe von acuten Fragen — ich habe sie ge streift, ohne sie eingehend behandeln zu können im Rah men dieses Vortrags —, die harr>'n der Lösung; und wenn Sic auf diese berechtigten Fragen sich nicht ein lassen, cs immer weiter binansschicben, die Lösung in die Hand zir nehmen, so erreichen Sie, wie Sie eS auf an deren Gebieten auch schon erreicht Haben, daß auch diese Bewegung nach und nach in das radikale Fahrwasser ge langen wird. Es haben am gestrigen Tage — und damit komme ich zum Schluß — eine ganze Fülle von Ausgaben, die sich in dem Bereich des Herrn Staatssekretärs deS Reichsamts des Innern bewegen, hier in diesem hohen Hanse bereits zur Diskussion gestanden. In allen diesen socialen Dingen sind die Geister heute in Deutschland wachgcrnfcn, viel mehr, als dies vor Jahren noch geahnt wurde; immer weitere Schichten der Bevölkerung, auch in unse ren Francnkrcisen, nnd zwar bis in die Kreise hinauf, die wohlsituirt nnd nach ihrer Vermögenslage nicht genöthigt sind, sich mit diesen Dingen zn beschäftigen, werden cr- ariffen, immer weitere Kreise werden von dem socialen Elend und der Nothwcndigkeit der socialen Fürsorge er füllt. Die sociale Frage als solche werden wir nie lösen, auch im deutschen Reichstag nicht; cs werden bei der Viel gestaltigkeit unseres Erwerbslebens und der Complicirt- beit unseres GcscllschaftSlebens immer neue Fragen und Probleme anstreicn. Ich möchte aber der einen Hoffnung Ausdruck verleihen, daß cs den verbündeten Regierungen Hand in Hand mit einem socialsreundlichen Reichstag ge lingen möge, in stetigem Fortschrciten wenigsten- die dringlichen Fragen nach nnd nach der Lösung zuzuführen. (Lebhafter Beifall bei den Nationallibcralcn.) Königreich Sachsen. -kl Leipzig, 27. Januar. Der kaiserliche Senats« präsidcnt Herr vr. jur. von Bomhard tritt kommen den 1. April in den Ruhestand, ein hochgeachteter Richter, der sowohl nm die bayerische Rechtspflege, wie um die Rechtsprechung des Reichsgerichts sich namhafte Verdienste erworben hat. Der in Kurzem aus dem praktischen Dienst Scheidende wurde am 15. Dccember 1833 in Waischcnfcldc (Kreis Oberfranken) geboren. Nach beendigtem Studium erfolgte im Jahre 1854 seine erste dienstliche Vereidigung, 1854 bis 1858 war er Rechts- Praktikant beim Stadt- nnd Amtsgericht Bamberg, 1858 bis 1832 Acccssist beim Appcllationsgericht Oberfranken, 1882 functionircnder Substitut deS Staatsanwalts bei dem königlichen Bezirksgericht Windheim, 1884 zweiter Staatsanwalt beim Bezirksgericht Bamberg, 1870 Rath beim Bezirksgericht Schweinfurt, 1871 erster Staats anwalt beim Bezirksgericht Straubing, am 1. Mat 1875 würbe er zur DtenfUeifftma in da- bayerische Staat-- > Ministerium der Justiz berufen. Im Jahre 1877 erfolgte! seine Ernennung zum AppellationsgeruhtSrath, 1879 -um Rath am ObcrlandeSgerichte München, 1880 zum Rath am Obersten LandeSgertcht München. Am 1. December 1880 wurde er zum RetchSgerichtSrath, am 1. Januar 1892 zum Präsidenten deS ersten Strafsenats ernannt. Für seine Verdienste wurden Herrn Präsidenten vr. von Bomh ard namhafte Aus zeichnungen zu Theil, er ist Ritter des köntgl. preußischen Rothen Adlerordens 2. Classe mit Eichenlaub, des Ver dienstordens der Bayerischen Krone und des königlich bayerischen Verdienstordens vom heiligen Michael erster Classe. -s- Leipzig, 27. Januar. Der außerordentliche Pro. fessor für Botanik an unserer Universität, Herr vr. pbii. Alfred Fischer, erhielt einen Ruf an die Universität Basel, dem er Folge leistet. Professor vr. Alfred Fischer verläßt demnach mit Genehmigung deS Mini steriums des CultuS und öffentlichen Unterricht- mit Ende dieses Semester- die Universität Leipzig. * Leipzig, 87. Januar. Herr vr. Kautzsch, Di rector -es Deutschen Buchgewcrbemuseums in Leipzig, hatte zu dem Werke von R. Graul „Die Krisis im Kunst gewerbe" einen Beitrag „Dte Kunst tm Buchge werbe" geliefert und sich hierin absprechend über die in Deutschland gelieferten Kunstbuchbänbe geäußert, namentlich im Vergleiche zu den entsprechenden Leistungen des Auslandes. Gegen diese Aeußerungen hat der Bund deutscher Buchbinder-Innungen in einer am 11. d. M. in Berlin abgehaltenen Versamm lung Protest eingelegt und denselben Herrn vr. Kautzsch in einem ausführlichen Schreiben über mittelt. -8- Leipzig, 27. Januar. Den nachstehend genannten, bei der Firma C. G. R ü - er, L.-Reudnttz, Gerichtsweg 7, beschäftigten Personen sind vom königlichen Ministe rium des Innern bezw. von der Kreishaupt mannschaft Leipzig Auszeichnungen für Treue in der Arbeit verliehen worben, und zwar erhielten das tragbare Ehrenzeichen: Revisor Johann Friedrich Wilhelm Franz Bückert in Leip zig, Factor Ferdinand Franz Hofmann in Leip zig»Connewitz, Notenstccher Karl Heinrich Rein hold Knies in Stötteritz, Steindrucker Johann Gottlob Nestler in Leipzig-Neus chöne selb, Stetndruckcr Carl August Hermann Rödel in Leip zig-Neu sch önefcld, Notenstecher-Factor Julius August Schubert in Leipzig-Neustadt, Noten stecher Gustav Adolph Carl Stieger in Leipzig und Steindrucker Friedrich August Stübner in Leipzig- Kleinzschocher; eine Belobig ungS urkunde: Steindrucker Gustav Reinhold Cramer in Leipzig- Reudnitz, Steindrncker Friedrich Wilhelm Denn- hardtin Leipzig-Sellerhausen, Markthelfer Friedrich Carl Hödel in Leipzig-Thon berg, Lithograph Karl Ernst Hofmann in Leipzig, Notenstecher Carl Friedrich Eduard Ilgner in Leip zig, Steinschleifer Carl Friedrich Mänsezahl in Leipzig-Sellerhausen und Stcindrucker Fried rich Hermann Müller in Leipzig-Anger. Die Auszeichnungen wurden den Vorgenannten heute Vor mittag durch Herrn Bürgermeister vr. Dittrich in Gegenwart der Herren Ftrmeninhaber Commerzienrath Wolff und C. Reichel an RathSstelle überreicht. Weiter erhielten gleichfalls durch Herrn Bürgermeister vr. Dit t- rich in Gegenwart -er Herren Vorsitzenden und stell vertretenden Vorsitzenden des Anfsichtsraths G. Rüdiger und Stadtraths Pohlentz, sowie des Herrn Directors L. Wenzel und des Herrn Procuristen G. Bassenge heute Vormittag die nachverzeichnetcn Arbeiter nnd Arbeite rinnen der Kammgarnspinnerei zu Leipzig Auszeich nungen für Treue in der Arbeit an RathSstelle ausgc« händigt, und zwar das tragbare Ehrenzeichen: Arbeiterin Emilie Auguste Schirmer in Leipzig, Arbeiterin Marie Emilie verehel. Winkler geb. Werner in Leipzig, Arbeiterin Friederike Wilhelmine gesch. Hartmann geb. Lüder in Leipzig, Spinner Friedrich Wilhelm Thierbach in Möckern, Spinner Johann Friedrich Ernst Herrmann in Möckern und Spinner Carl Friedrich Hermann Ratzsch in Möckern; eine BelobignngSurkundc: Kammmeistcr Paul Emil Kunze in Leipzig, Einöler Friedrich Ernst Keil in Witzschcrsdorf, Nachseher Friedrich Gustav Franz Kunzemann in Mockau, Krempel putzer Hermann Schober in Leipzig-Gohlis, Werkmeister Heinrich Diggclmann in Leipzig, Arbeiterin Amalie Auguste Gräfe in Leipzig- VolkmarSdvrf, Arbeiterin Augnste Bertha Moritz in Leutzsch, Spinnmcister Peter List in Leipzig- Gohlis, Zwirnmctster Julius Otto Arn ol d in Leip zig-Gohlis, Sortirmetster Christian Heinrich Schneider in Leipzig-Eutritzsch, Spinner Carl Friedrich König in Möckern, Spinner Carl Louis Kem ter in Leipzig-Gohlis, Arbeiterin Auguste Wilhelmine verw. Trompter geb. Lotz- mann in Leipzig - Se llerhausen und Arbeiterin Friederike Emilie verw. Wilke geb. Oclschläger in Möckern. — Die Beschwerde-ündPetitions-Depü- tation der Zweiten Kammer beantragt, zur Petition deS Privatmannes Heinrich Dietzin Leipzig, die zeitgemäße Vereinfachung der Rechtspflege u. s. w. be treffend, die Petition a u f s i ch b e r u h e n zu lasten. — In Nr. 45 ist versehentlich vor den kurzen Bericht über eine Gcmeinderathssitzung in Gautzsch die Spitzmarke „Oetzsch" gesetzt worden. Wir berichtigen hiermit diesen Jrrtkmm. Leipzig, 27. Januar. Vermißt wird seit dem 23. d. M. das Schulmädchen Marie Gertrud Winkler, geboren am 3. Juli 1889 in Leipzig, aus der in der Elsässer Straße Nr. 5 gelegenen elterlichen Woh nung. Die Vermißte ist von mittlerer, schlanker Gestalt, hat dunkelblondes Haar und längliches, blasses Gesicht. Die Eltern vermuthen, daß dem Kinde ein Unglück zn- gestoßen ist. —* In Haft genommen wurde ein 29 Jahre alter Arbeiter aus Galzen, der zum Nachthcile deS Inhabers einer Bierhandlung in der Ostvorstadt eine asst rte Gekde r nn terschlagen hatte. — In einer Wein handlung in der inneren Stadt entwendete ein da selbst beschäftigter 22 Jahre alter Arbeiter aus Dresden eine größere Anzahl Flaschen Wein, bessere Marken, und ließ sich das Grtränk mit feiner Geliebten gut schmecken. Der Dieb wurde zur Rechenschaft gezogen. — An der Markthalle wurde am Sonnabend früh ein »»gestrichener vierrädriger Handwagen mit Kasten- aufsatz gestohlen. Auf dem Wagen befand sich ein halber Centner Aepfel in zwei Körben und verschiedene andere Maaren. — Von einem Rollwagen wurde in der Wilhelmstraße in Gohlis 1 Ktste, gez. „Germania", ent haltend Apfelsinen, gestohlen. — In Verlust gerathenist gestern Nachmittag in einem Motorwagen der Linie Plagwitz-Sellcrhausen ein Portemonnaie m i t c a. 150 In ha l t. Daflelbe hat eine Dame an sich genommen, die einen großen Carton bet sich trug und in der Tauchaer Straße auSstieg. —* Ein Taschendieb wurde am Sonnabend Abend am Marktplatz festgcnommcn. Er hatte einer Dame ein Portemonnaie mit Inhalt ans der Hinteren Kletdtasche entwendet. Die Bestohlene hatte cS aber bemerkt »in dem Spitzbuben die Bente wieder abgenommcn. Er er griff die Flucht, wnrbe jedoch von einigen Männern ein geholt und der Polizei übergeben. Der Dieb giebt sich für einen 18 Jahre alten Schuhmacher aus Warschau aus, der offenbar einer jüdische» Diebesbande angehört. Bei ihm wurde ein größerer Geldbetrag, eitt rothbraunes Damenportemonnaie mit 0 Zehnpfennig-, SKünfpfennig- und 5 Zweipfennigbriefmarken, 2 goldene Damenringe, der eine mit blauem, der andere mit rothem Stein, vorgefunden. Während der Flucht warf der Dieb ein entleertes Damcnportcmonnate von braunem Leder, grün gefüttert, von sich, das jedenfalls ebenfalls von eine»»» Diebstahl herrührt. Sachdienliche Mitthetlungen würden der Criminalpolizei erwünscht sein. —* In einem Hause der Ludwigstraßc in Neustadt fand gestern Abend ei» unerheblicher Stube »brand statt, -er von de» Hausbewohnern schnell gelöscht wurde. s-f Beim Zusammenlegen von Wäschestücken erlitt ein in der Kronprinzstraße in Stellung befindliches Kinder- fräulcin, indem es rückwärts gegen eine Wand fiel, eine schwere Contuston der Kreuzgegend. Mittels Krankenwagens wurde dieselbe in das Stadtkrankenhauö gebracht. — In Folge eines Racheaktes wurde ein Mechaniker von drei jungen Burschen, die in die Woh nung eindrangen, derartig geschlagen, daß er sich auf der SanitätSwache verbinden lasten mußte. * Hoheuftein-Srnstthal, 28. Januar. Nach -em im Druck bereits erschienenen Haushaltplane der Stadt Hohenstein auf das Jahr 1902 beträgt die Einnahme und Ausgabe der Stadtcassc 200 815,63 Zu der Bancassc ist ein Zuschuß von 24 085 erforderlich. Die Einnahme der WasterwerkScasse ist auf 19158.21 veranschlagt. Die Feuerlöschcassc bedarf eines Zuschusses vor» 496 ^tl. Die Gasanstaltscasse verzeichnet eine Einnahme von 100 811,93 Mark, der Gcsammtbedarf ist mit 94 422,22 eingestellt, so daß ei» Nebcrschuß von 6389,71 verbleibt. Bei der Schulcaffe stellt sich die Einnahme auf 51 892 der Auf wand aber betrügt 100 522,4 ^!, welchem an DeckungS- mitteln 51892 gcgcnüberstchen, so daß ein Zuschuß von 48 630,04 .4! erforderlich ist. Die Armencasse ist mit 27 665,02 ^t! in Einnahme und Ausgabe eingestellt. Die Anlcihecasse bedarf eines Zuschusses von 28 396,05 Der Sparkasse sind die Einnahmen und Ausgaben auf 261665,96 veranschlagt. An Rückzahlungen er folgten bei dieser Caste im vergangenen Jahre in 6092 Posten 1022 678^8 Die Summe, welche für Ge mein d c a n l a g c n aufzu bringen ist, beläuft sich auf 114 198,73 ». Nossen, 26. Januar. Als Stellvertreter des hiesigen Bürgermeisters für alle juristische Befähigung nicht erfordernde Angelegenheiten ist für das Jahr 1902 Herr Stadtrath Herrmann Heinrich Richter gewählt und von der königl. KrciShauptmannschaft be stätigt worden. * Dresden, 26. Januar. Der König und die Königin besuchten heute Vormittag den Gottesdienst in der katholischen Hofkirche. Nachmittags 5 Uhr fand im Rcsidenzschlossc bei den Majestäten Familientafel statt. — Prinz Georg und Pr inz Johann Georg fuhren heute Nachmittag nach Berlin, um morgen dem Kaiser die Glückwünsche zum Geburtstage darzubringcn. Letzte Nachrichten. * Berlin, 27. Januar. (Telegramm.) Der Geburtstag des Kaisers wurde Morgens »nn 8 Uhr cingelcitct durch den Choral: „Lobe den Herrn", der von -er Knppelgaleric des Schlosses geblasen wurde. Gleichzeitig wurde ein großes Wecken cxccutirt. Die öffentlichen und privater» Gebäude sind geflaggt. Die Straße „Unter den Linden" und die Umgebung des Schlosses ist von einer zahlreichen Menschenmenge durch- flnthct. Der Kaiser nahm um 8^ Uhr die Glückwünsche der engeren Familie nnd darauf diejenigen des engeren Hofes, des Hauptquartiers, der Cabinetschefs und sodann die Gratulation der Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses und der hier versammelte»» Fürstlich, ketten und obersten Hofchargen entgegen. Das Wetter ist schön. * Berlin, 27. Januar. (Telegramm.) Das „ArinccverordnungSblait^ veröffentlicht nachstehenden ArmcebcfehldcsKaiscrs: „Ich habe Mein dies jähriges Gebnrtstagsfest gewählt, nn» in Ausführung einer lange gehegten Absicht in -er Bennennng der Truppcntheile Meines Heeres Acnderungcn eintrcten zu lasten. Tie größere Zahl derselben entbehrte bisher einer selbstständigen Unterscheidung. Aber je größer eine Hcercs- organisation sich gestaltet, nn» so nothwendiger ist die individuelle Entwickelung der einzelnen Theile; nur im Wetteifer derselben werden die Eigenschaften und Kräfte lebendig, welche Las Ganze ans eine höhere Stufe der Leitung zu bringen geeignet sind. In Meiner Armee vcr- einigen sich die Traditionen vieler deutscher Stämme und Landestheilc; diese Ucberlieferungen zu pflegen, ist Mei»» Streben nnd Meine Pflicht. Heer nnd Volk sind bet uns eins. Im Heere verkörpert sich die Geschichte Meines Landes. Mögen die neuen Namen, die Ich hiermit vcr- leihe, das Bewußtsein lebendig erhalten, daß unser deut sches Reich geschaffen ist durch die Tüchtigkeit der einzelnen Glieder seines Volkes, und daß cs Pflicht jedes Ange- hörige»» Meines HccrcS ist, seinen Stamm und seine Hei- math im Wetteifer mit -en Anderen zu Ehren zu bringen. Möge den Truppentheilen hieraus ein neuer Ansporn er wachsen zur Pflege des Geistes, der allein ei»» Heer groß und siegreich macht." — Laut Armeebefehl erhielten eine anderweitige Benennung nach den Landcsthcilen, wo sic garnisoniren, oder unter Hinweis auf ihre Geschichte, die Infanterie-Regimenter. Nr. 97 bis 99, 128 bis 132, 135 bis 138, 140, 141, 143 bis 152, 154 bis 161, 163, 166, 167, 171 Vis 176, das Füsilier-Regiment Nr. 37, die Fcldartillc- rie-Regimenter Nr. 1, 5, 6, 11, 15, 16, 19, 20, 21, 27, 81, 83 bis 47, 51 biS 59, 62, 63, 67, 69 bis 75, die Fußartillcric- Regimenter Nr. 10, 11; 13, 15, die Pionier-Bataillone Nr. 15 bis 21 und die Train-Bataillone Nr. 15 bis 17. Außerdem erhalten die bisherigen hessischen Truppen« theile, nämlich die Infanterie-Regimenter Nr. 80 bis 83, daS Jäger-Bataillon Nr. 11, die Husaren-Regimentcr Nr. 13 nnd 14, daS Pionier-Bataillon Nr. 11 und das Trainbataillon Nr. 11 die Bezeichnung „KurhcssischeS". * Berli»», 27. Januar. (Telegramm.) DaS Mit- glied des Reichstages und des preußischen Herren« Hanfes, Graf Klinckowström, ist gestern früh hier gestorben. * Genf, 27. Januar. (Telegramm.) Die hiesige deutsche Colonte feierte den Geburtstag de- dcutschen Kaisers gestern Abend durch ein Fest- mahl. Consul Bothe brachte einen Trinkspruch auf Kaiser und Reich aus. Beemtwortlicher Redactenr vr. Her». Riichliag k» Leipzig Für des musikalische» Theil Adolf «uthar-t i» Letvzia.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder