01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.01.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020122010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902012201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902012201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-01
- Tag1902-01-22
- Monat1902-01
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Morgen-Ausgabe Druck uud Verlag vo« E. Polz in Leipzig. Mittwoch den 22. Januar 1902 KI.5 I. l. t k»? und ihr« Einsperrung in ungenügend« und un- den anerkannten civilisirten daß solche Krieg-führung x . 43 075 . 46 366 . 52LL5 . 54 326 . 55 185 . 57 945 . 56 424 96. Jahrgang Todesfälle: 3156 2807 2380 Todesfälle: 1213 1895 2659 rrsii Todesfälle: 576 1124 1545 1964 2668 2271 1767 1891 in den 1.ix t. ix 1.i> i i> XNn-1-ix Rate pro 1000 pro Jahr: 338 284 244 >.u« ,-!x ok LI»r1< I.V. l. I) Rat» vro 1000 pro Jahr: 170 198 284 264 Rate pro 1000 pro Jahr: 159 290 354 432 572 469 372 Lagern 13 245 zusammen Ext« - Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.-, mit Postbeförderung .41 70.—. Der Krieg in Südafrika. La» neue vlautuch über die EoncentrattonSlagrr in Südafrika. DaS englische Blcrubuch mit dem Titel: „Weitere Schrift stücke, betreffend di« Verwaltung der FlüchtlingS-Lagrr in Südafrika" setzt die in früheren Veröffentlichungen gegebenen amtlichen Mittbeilungen bis auf die letzten Mocken fort und giebt in folgender Tabelle eine vorläufige Statistik der Sterblichkeit in den FlüchtlingS-Lagern im Monat December 1901: <x u. u. I! U. O. u. II » II. 9. U. v. IX u. u. S. II. II. 3. X 4. X I. Ui ssvo II) I. u 1.1». I. IX v. I. u I. » l. IX X Ix I. IX Während der letzten sieben Monate war die Sterblich keit unter der gelammten weißen Bevölkerung der Lager überhaupt dir folgeude: Weiße Bewohner der Lager: Juni 85 583 Juli' 109 686 August .... 112 880 Seplembe,. . . 1«418 Deutsches Reich. Leipzig, 21. Januar. Dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig ist auf sein« in Sachen de» Zolltarif» End« vorigen Monat» an da» Streiks und Aussperrungen in Oesterreich im Jahre MV. k. b. Sehr interessante socialstatrstische Mitt-Heilungen der- öffentlicht da» seid etwa zwei Jabrm besehende österreichisch« kaiser liche und köirmliche ArbeitSstatisttsche Amt in «in«m umfang reichen, dem Handel»minister erstatteten Berichte.*) In den im Reichirakhe vertretenen Königreichen und Ländern fanden 1900 303 Arbeitteinsiellungen statt — gegen 311 im Jahre 1899 und 172 im Jahre 1894. Sie betrafen 1003 Betriebe, 106 128 streikende Arbeiter, und verursachten 3 483 963 ver säumte Arbeit-taae. Etwa 13 Procent aller Streiks erstreckten sich gleichzeitig aus mehrere Unternehmungen, find also sogenannte Grupenstreik». Die meisten entfallen auf die Textilindustrie und den Bergbau; etwa 50 Procent betreffen Großbetriebe. Die streikenden Arbeiter waren zu 90 Procent männlichen Ge schlecht», in 13 Fällen streikten nur weiblich« Arbeiter. Die Streik» gelernter Arbeiter bilden die große Mehrzahl, die jugendlichen (unter 16 Jahren) Arbeiter etwa 4 Procent aller Streikenden. Hinsichtlich des Beginn» der Streik» ist *) Die Arbeitleinstellungen und Au»sperrungen in Oester reich während de» Jahre» 1900. Heraulgegebm vom kaiser lichen und königlichen ArbeitSstatrstischen Amt« im Handel»- minksterium. Wea LSVL. Alfred HsLer» -1. o.xv I. IX n < Hie Kosebery, hie Lansdowne. Man schreibt uns: Englands Ansehen und seine Stellung unter den Mächten haben unter dem Einflüsse des Krieges schwer gelitten — also läßt sich der Inhalt der wirkungsvollen Rede Lord Rosebery's im Oberhause kurz zusammenfassen. Der Staatssekretär des Auswärtigen, Lord Lansdowne, ist der entgegengesetzten Ansicht. Die Haltung des Landes während des Krieges, die militärischen Leistungen und die Solidavität aller Theile de» Reiche» hatten die Achtung und Werthschätzung anderer Länder für England nur gesteigert. Welcher der beiden Staatsmänner hat Recht? In gewisser Hinsicht müssen wir uns auf die Seite Lord Lansdowne's stellen, obgleich wir glauben, daß Alles in Allem der Krieg Eng lands Stellung unter den Mächten stark herabgedrückt hat. Dies mag paradox klingen, aber eine Erinnerung an eine Fabel des Bocaccio wird zum Verständniß unserer Auffassung führen. In der Zeit der größten Verderbniß des Papstthums lebten zu Marseille ein christlicher und ein jüdischer Kaufmann in enger Freundschaft. Auf vieles Drängen des Freundes, zum ChristewHum überzutreten, erklärt sich der Jude bereit dazu, doch wolle er erst nach Rom, dem Mittelpunkte der Christenheit, gehen. Der christliche Freund hält seine Sache für verloren, doch der Freund kehrt auS Rom zurück — als Christ. „Ob gleich Du in Rom warst und die Sittenlosigkeit der hohen Kirchenfürsten gesehen hast?" „Nicht obgleich, sondern gerade deshalb, denn welche ungeheure innere Kraft muß dem Christenthum innewohnen, wenn es selbst durch die Verderbniß Derer, die seine obersten Hüter sein sollen, nicht entwurzelt werden kann." DaS Gleichniß liegt auf der Hand. Welche Fülle politischer Reife, Einsicht und Opferwilligkeit muß ein Volk besitzen, das von einer gewissenlosen Regierung in einen Krieg gezerrt wird, der Zehntausenden von Landsleuten Leben und Gesundheit kostet, der Milliarden an Vermögen verschlingt, d«r da» Land um alle Sympathien der Nachbarstaaten bringt; welche Kraft, sagen wir, muß ein Volk haben, daß sich nicht nur aller Revo lutionen gegen ein solches System enthält, sondern sogar noch diese Regierung mit aller Kraft stützt. Wir hatten letzthin Ge legenheit, von einem Manne, der vor Kurzem aus England, wo er durch Verwandtschaft und Freundschaft zu den an gesehensten Familien in Beziehung steht, zu hören, daß in den besten Kreisen des Landes Herr Chamberlain — es steht dies freilich im Gegensätze zu dem, was die englische Presse glauben machen möchte — verhaßt und verachtet ist. Gleichwohl aber, so sagen diese Leute, darf dieser Mann nicht beseitigt werden, denn je kritischer die äußere Lage ist, desto stabiler müssen die inneren Zustände des Landes bleiben. Ein Volk von so viel politischer Weisheit, ein Volk, welches um der kritischen Lage willen es versteht, seine persönlichen Sympathien und Antipathien so zurückzudämmen, ein solches Volk verdient zweifellos den höchsten Respect, und insofern hat Lord Lansdowne Recht. Wenn aber die Achtung vor dem englischen Volke gestiegen ist, so ist desto mehr gesunken der Respect vor der englischen Regierung, vor der englischen Wehrkraft und vor der Solidarität deS „great« Lritain". Was die Regierung anlangt, so hat Rosebery tausendmal Recht, wenn er ihr vorwrrft, sich mit einer nicht nachahmenswerthen Ge schicklichkeit bei allen Mächten unbeliebt gemacht zu haben. Hin sichtlich der Wehrkraft weist Lord Landsdowne mit Stolz darauf hin, daß England über 200 000 Mann aufgebracht und gleich wohl noch eine ganze Anzahl von Mannschaften im Heimath- lande behalten habe. Aber zum Ersten, was bedeutet denn diese Viertelmillion neben den mehr als zehnmal so großen Ziffern, die Deutschland, Rußland oder Frankreich jeder für sich auf bringen kann, und zum Zweiten, was hat denn diese Viertel million Soldaten in Südafrika Hervorragendes geleistet? Hat nicht vielmehr der Verlauf des Krieges ganz beschämende Bei spiele von der vollkommenen Unfähigkeit vieler in hervor ragender Stellung befindlicher britischer Heerführer geliefert? Und schließlich die Solidarität des britischen Gefammtreichcs. Wir haben schon mehr als einmal festgestellt, daß die gegen wärtigen englischen Staatsmänner wirtlich gar keinen Anlaß haben, den südafrikanischen Krieg als leuchtenden Beweis dieser Solidarität anzuführen. Wenn Colonien von Hunderttausenden von Quadratmeilen und vielen Millionen von Einwohnern etliche Tausend schlecht discipli-nirte Freiwillige stellen, zum Theil noch recht widerwillig, ja unter dem directen Proteste eines TheileS der Bevölkerung, so ist mit solcher Solidarität nicht viel Staat zu machen. So meinen wir, daß der südafrikanische Krieg Alles in Allem der Wrltmachtsstrllung Englands einen starken Stoß ge geben hat. Denn die Machtstellung des Staates beruht nicht nur auf den realen Momenten, der üHehrkraft, der Finanzen u. s. w., sondern recht wesentlich auch auf dem sub jektiven Glauben, den andere Staaten von diesen Macht mitteln haben. Und da hat der südafrikanische Krieg manchen schönen Wahn entzwei gerissen. Weiße Bewohner der Lager: October . . . . 111879 November . . . 118255 December . . . 117 017 Die Sterblichkeit unter den Kindern allein zeigt olgende Tabelle: Weiße Kinder in den Lagern: Juni. . Juli . . August . September Oktober. November December JnSaesammt find im Jahre weiße Kinder und 3540 weiße Erwachsene, 16785 weiße Personen gestorben. Bom Kriegsschauplätze. Eine Depesche Lord Kitchener'S aus Johannesburg vom 20. Januar besagt: Ununterbrochener Regen brachte die englischen Operationen überall zum Stillstand. Den Berichten der einzelnen englischen Ablbei- lungen zufolge wurden 31 Boeren getödtet, 13 verwundet und 170 gefangen. 41 haben sich ergeben. General French meldet, daß die Zahl des Feinves im Nordosten der Capcolonie sich aus etwa 150 Mann verringert hat, die in zerstreuten Abtbeilungen unter Zouch 6 und Mybourg stehen. Etwa 130 Mann unter Wessel« find in die Gegend westlich von der Linie Sterkstroom-Stermberg entkommen. Im Südwesten be wegt sich die Hauptmacht der Boeren auf das Dreieck Fraserburg, Carnarvon, Williston zu. Im Norden vom Oranjefluß und nördlich der Tabanchu-Linie werden kleine Bocrenabtheilungen von englischen Colonnen verfolgt. Im Nordosten machen die Blockbauslinien gute Fortschritte. Die leicht beweglichen englischen Abtbeilungen, die sich auf ie stützen, gewinnen an Terrain. Im östlichen Transvaal ist der Femd durch die letzten Operationen sehr zersprengt. Im Westen rückle General Methuen am 13. Januar von Vryburg auf VenterSburg vor, um gegen Delarey und Kemp zu operiren. AuS dem englischen Unterhause. * London, 20. Januar. (Schluß, ausführlich wiederholt.) Chamberlain weist alsdann Campbell Bannermann's Vorwürfe gegen die Regierung zurück. Selbst wenn diese von bedingungs loser Ergebung gesprochen hätte, was er in Abrede stelle, so sei es lächerlich, solche Politik mit Ausrottungspolitik zu verwechseln. Niemand sei wegen Hochverraths erschossen worden. Die Erschossenen eien wegen Mordes erschossen worden. (Beifall.) Die Re gierung werde nicht eine allgemeine ConfiScirung Vorschlägen, aber sie lehne eS ab, bei der Waffenstreckung des Feindes durch irgend welche specielle Bedingungen sich binden zu lassen, die ihr Verlegenheiten bereiten könnten; sie habe jedoch die Absicht aus gesprochen, dem besiegten Volke so bald wie möglich volle politische Rechte und von Anfang an gleiche Gerechtigkeit für alle Weißen zu verleihen. Wenn man einen dauernden Frieden haben wolle, müsse die geschlagene Nation ihre Niederlage anerkennen, was sie ohne Demüthigung thun könne, da die Boeren tapfer gegen wett überlegene Streitmacht gefochten. Dir Regierung sei von keinen Rachegesühien beseelt und nicht taub gegen Friedensanerbietungen, die von einer verantwortlichen Behörde kommen. Die Regierung sei aber nicht gewillt, Schritte zu thun, die Schwäche oder Schwanken beweisen würden, und sei nicht gewillt, die Proklamation vom 7. August vorigen JahrrS zurückzuziehen, die am 5. September in Kraft getreten sei, und dies um so weniger, da er Schalk Bürger'- Worte anführen könne, die dahin gehen, daß, fall» die Boeren nicht rxilirt würden, dieselben im Stande sein würden, mit eigener Kraft und freundlicher Hilfe aus Europa ComitöS zu bilden, um ihre NationundReligio», wie auch ihren Unterricht wieder herzustellen, um den unterdrückten nationalen Geist wieder zu erwecken. Man möge bedenken, was da- bedeute. (Beifall bei der Oppo sition.) Die früheren Minister, fährt Chamberlain mit Rücksicht auf diesen Beifall fort, zollten dieser Erklärung Beifall, al» ob sie entzückt seien, sie zu hören. (Rufe: Neinl) Wa» die Amnestie be treffe, so sei er bereit, eine Politik zu acceptiren, die darauf abziele, nachdem der Frieden hergestevt sei, die größtmögliche Amnestie zu gewähren, die mit Rücksicht auf die Gerechtigkeit denjenigen gegen über, die gelitten hätten, und mit Rücksicht auf England» eigene künftige Sicherheit gewährt werden könnt. Er glaube, daß be- züglich dieser Lösung die Ansicht der Regierung diejenige der großen Mehrheit de» Laude» sei und daß dir Regierung da- Reich hinter sich habe, dessen Vertrauen, Zuneigung und Unter stützung sie sich zu erhalten beabsichtige. (Beifall.) — Dtllon beantragt, den ersten Sa- d«S Anträge» Cawley durch folgend« Worte zu ersetzen: Wir sind d«r Ansicht, daß die systematische Verwüstung der beiden südafrika nisch«» Republiken und die massenhafte Gefangennahme der Frauen und Kinder der Bürger ungesunde Lager, in welchen ihnen geiignetr Nahrung geliefert wird, KriegSgebräuchrn widersprechen und barbarisch ist und den Unwillen der gesammten civilisirten Welt außerhalb Großbritanniens «rregt hat. — Der Antrag Dillon»' wird mit 283 gegen 64 Stimmen obgelehnt; für denselben stimmen nur die irischen Nationalisten und einig« Radikal». Am»«hMscht«ß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Bkorgen-AuSgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen uud Annahmestellen je eia« halb« Stunde facher. Anzeige« find stet« an di« Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. ripMer TaMaü Anzeiger. AtttksNatt des Königlichen Land-, und Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Nolizei-Nmtes der Stadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem Redactionssirick (4gespalten) 75 H, vor den Familiennoch- Achten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offrrteuannahme 25 H (excl. Porto). sächsische Ministerium des Innern gerichtete Ein gabe folgendes Antwortschreiben zugegangen: „Den Anregungen der Leipziger Handelskammer folgend, hat das Ministerium des Innern bei den der Vorlage des Zolltarif-Entwurfs voraufgehenden Erwägungen der ge wichtigen Interessen des Leipziger Buchhandels sich er innert und wird dieselben auch für die Folge im Auge be halten." L. Berlin, 21. Januar. (Die Wahl inSchaumburg- ^ippe.) Am Donnerstag findet die aus mancherlei Gründen interessante Reichstagsersatzwahl im Fürftentbum Schaumburg- !?ippe statt. Der Wahlkreis ist ein rein agrarischer, denn unter den 9000 Wahlberechtigten — beiläufig nock nicht halb so viel als im Durchschnitte des Reichs — wohnen 7000, also mehr als drei Viertel, in Orten von weniger als 2000 Einwohnern und nur 2000 in Orten mit 2000—10 000 Ein wohnern. Dabei unterscheidet sich aber der Wahlkreis sehr wesentlich von rein agrarischen Wahlkreisen im Osten des Reichs, also etwa iu Pommern, Mecklenburg oder Ostpreußen. Während dort der Großgrundbesitz entscheidend inS Gewicht fällt, existirt hier fast ausschließlich Kleingrundbesitz; es giebt nur 10 landwirthschaftliche Betriebe von mehr als 50 da, hingegen über 5000 von 2 !m und darunter. Wenn also irgendwo die Behauptung der freisinnigen Parteien, daß die bäuerliche Bevölkerung von einer Erhöhung der landwirth- schaftlichen Zölle eher Nachtheile als Vortheile zu erwarten habe, auf ihre Richtigkeit geprüft werden kann, so ist rS in diesem Wahlkreise. Würde die daS Hauptcontingent der Wählerschaft ausmachende kleinbürgerliche Bevölkerung dieser Auffassung zustimmen, so müßte der fort schrittliche Bewerber mit einer stattlichen Mehrheit gewählt werden. Die bürgerlichen Parteien, die bei den vorigen Wahlen mit vier Candidaten ins Feld rückten, haben diesmal nur zwei Bewerber aufgestellt, da die Cou- servativen sich mit den Antisemiten und die freisinnige Volks partei mit der freisinnigen Vereinigung auf je einen gemein samen Candidaten einigten. Demnach müßte, vorausgesetzt, daß die Stimmung im Wahlkreise dieselbe geblieben ist, Graf Neven tlowdie couservaliven und die antisemitischen Stimmen, rund 3000, erhalten, der fortschrittliche Candidat Demmig die 1898 auf die beiden freisinnigen Candidaten ge fallenen Stimmen, rund 2600, erhalten. Die Socialdemokraten, die bei den vorigen Wahlen nur 1200 Stimmen erhielten, haben angesichts der Verringerung der Zabl der bürgerlichen Candidaturen diesmal erst recht keine Aussicht, in die Stich wahl zu gelangen. Sie würden aber, selbst wenn das Stimmenverhältniß zwischen den bürgerlichen Parteien sich etwas zu Gunsten der Conservativen verschieben sollte, immer noch in der Lage sein, in der Stichwahl dem freisinnigen Be werber zum Siege zu verhelfen, wie ja auch bei den letzten Wahlen dank der socialistischen Unterstützung der fortschritt liche Candidat mit der, angesichts der Kleinheit des Wahl kreises ziemlich erheblichen Mehrheit von 800 Stimmen in der Stichwahl siegte. Ein Stickwahlerfolg der Fortschrittler gäbe also unter diesen Umständen noch lange keinen Anlaß zum Triumphiren und wäre noch kein schlüssiger Beweis dafür, daß die Zollstreitigkeiten die Wählerschaft zu Gunsten des radicalen Liberalismus beeinflussen. Ein Anhalt für die Stimmung der Wählerschaft wird vielmehr lediglich in der bei der Hauptwahl am Donnerstag sich ergebenden Stimmenverschiebung zwischen den zollfreundlichen und den zollgegnerischen Parteien zu finden sein. Berlin, 21. Januar. (Die Gründung und Ver waltung von Bolksbibliotheken.) Wie in den letzten Jahren sieht auch diesmal der preußische Etat eine be scheidene Summe für die Begründung von Volks büchereien vor, nachdem der Erlaß des UnterrichtSministerS auS dem Sommer 1899 sich über die Gesichtspunkte ausgesprochen batte, nach denen bei der Auswahl der Bücher verfahren werden müsse. Es verdient An erkennung, daß die preußische Unterrichtsverwaltung, in der zum Schaden der Sache die Bearbeitung des Bibliotheks wesens, der Trennung des höheren und niederen Schul wesens entsprechend, zwei verschiedenen Abteilungen unter steht, sich seiner Zeit zu dem Grundsatz bekannt bat, daß bei der Zusammenstellung deS Lesestoffes von jedweder Tendenz abgesehen werden müsse. Trotz dieser Direktive haben die mit der Ausführung betrauten Landräthe der einzelnen Regierungsbezirke sich hier und da zu Maßnahmen verleiten lassen, die durchaus nicht im Sinne des erwähnten Erlasses sind. Die Einrichtung von Bolksbibliotheken setzt eine Be kanntschaft mit unserem nationalen Schrifttbum voraus, wie eS nur in längerem Studium erworben werden kann. Zu dem legt der unaufhörlich steigende jährliche Zuwachs au VvlkSliteratur den Leitern auch der kleineren Büchereien die Verpflichtung auf, die Neuerscheinungen sorgfältig zu prüfen. Zuverlässige Führer bei diesem verantwortungsvollen Ge schäft sind die seit Kurzem in Hamburg herauSkommende „Iugendschriftcnwartr" und die in Leipzig (Harassowitz) er scheinenden „Blätter für Bolksbibliotheken und Lesehallen", die eben in ihren dritten Jahrgang eingetreten sind. Das Januar- und Februarheft dieser Zeitschrift bietet eine nach Fächern geordnete Blicherschau, die dem Umfange nach sogar größeren städtischen Lesehallen genügen bürste. Besonders wichtige Werke namentlich der schönen Literatur werden von Nörrenberg, Bübe und anderen Fachmännern meist in wenigen Zeilen ausreichend charakterisirt, während die Be richte über die Bibliotheken der einzelnen Communen erkennen lassen, welche Fortschritte auf diesem wichtigen Gebiete der Volksbildung unser Vaterland in der letzten Zeit gemacht hat. Andererseits kann freilich auch darüber kein Zweifel sein, daß in naher Zukunft wie an den Staat auch an die städtischen Verwaltungen Forderungen für kleinere Bibliotheken und für Lesehallen berantreten werden, denen sich beide schwerlich werden entziehen können. * Berlin, 21. Januar. (Der Fall En dell- Keller.) Bezüglich der Urheberschaft der Anklagen, welche neuerdings in der Presse gegen Major Endell erhoben waren, ergiebt sich «ine sonderbar« Verwirrung. Die „Tagt. Runds«-." hatte erklärt, daß Herr Rector Or. Keller in Birnkwum mit der Verfasserschaft de» betr. Artikel» nichtS zu thun habe. Nun veröffentlicht «in Organ de» Bunde» der Larrdwittb« folgende» bemerkenswert-, daß im Durchschnitt -er letzten 7 Jahre auf das Frühjahr 38, den Sommer W, den Herbst 18, den Winter 16 Procent kommen. Nach der Dauer entfallen mehr als die Hälfte auf Ausstände in der Dauer von 1—5 Tagen, etwa ein Drittel auf solche von 6—25 Tagen. Die durchschnitt liche Dauer betrug 14, die längste 270 Tage. Die Hauptveranlassung bildet Unzufriedenheit mit den Löhnen (152) und der Arbeitsdauer (in 69 Fällen). Die Entlassung von Arbeitern bot 36 mal, Lohnreductionen 26 mal, Nichtentlaffung mißliebiger Vorgesetzter 6 mal die Veranlassung. Die Unzufriedenheit mit den Lohnverhältnissen war also in rund 60 Procent aller Fälle die Hauptursache des Ausstandes. Unter sämmtlichen Streiks lassen sich 216 als Angriff-, 50 als Abwehrstrriks charakterisiren. Gewöhnlich liegt übrigens nicht nur ein Beweggrund, sondern eine Reihe solcher in oft bunter Mischung vor. Unter den Lohnforderungen steht die auf Er höhung der Zeit- und Stücklöhne obenan; sie wurde 1900 von 93 000 Arbeitern in 184 Streiks (61 Procent der Gesammtheit) gestellt. — Mit Bezug auf den Erfolg der Streikenden ver dient Erwähnung, daß in 1900 bei 20 Procent aller Streiks und 4,65 Procent aller Streikenden voller Erfolg zu ver zeichnen ist; ohne Erfolg für die Arbeiter verliefen 35 Procent der Streiks mit 10 Procent der Streikenden, mit tHeil- Ir! ei sem Erfolg 45 Procent der Streits und 85,35 Procent der Streikenden. Der Ausstand war in der Regel um so er- olgreicher, je mehr und vollständiger sich die betreffende Ar beiterschaft daran betheiligte; er endete bei ungelernten Arbeitern verhältnißmäßig ungünstiger als bei gelernten, in Kleinbetrieben in der Regel günstiger als in Mittel- und Groß betrieben. Die Forderung einer Erhöhung der Löhne, die ungefähr doppelt so häufig gestellt wurde, wie die einer Kürzung der täglichen Arbeitszeit, wurde in rund 50 Procent aller Fälle ganz oder theilweise erreicht. Die bezügliche Lohnerhöhung be trug 2—10 Procent des Lohns in Fällen, 10—15 Procent in 13 Fällen, 15—20 Procent in 9 Fällen, 20—30 Procent rn 9 Fällen. Die Verkürzung der Arbeitszeit machte aus Z4—1 Stunde in 49 Fällen, 1^—2 Stunden in 6, 3 Stunden in 1 Falle. Der letztere bezieht sich auf eine Herab- etzung der täglichen Arbeitszeit von 16 (!) auf 13 Stunden. — In 19 Fällen traten die Arbeiter erst nach Ablauf der Kün digungsfrist in den Ausstand ein, in 170 Fällen legten sie unter Contractbruch die Arbeit nieder, in 111 Fällen bestand keine Kündigungsfrist. — Die Verluste der Unternehmer und der Arbeiter aus Anlaß der Ausstellungen, die das arbeits statistische Amt auf dem Wege der Befragung der Unternehmer, sowie der Handels- und Gewerbekammern zu ermitteln strebte, werden mit 386 606 Kronen angegeben. Zu dieser Zahl ist zu bemerken, daß sie nur einen Theil der Firmen umfaßt und sich nur auf unmittelbar erkennbare Schäden bezieht, wie Ent- gang von Bestellungen, nutzlose Regiekosten bei stillstehendem Betrieb, Schäden durch neu aufgenommene, ungeübte Arbeiter, durch Verderben von Materialien, durch Heranziehung fremder Arbeiter (Reiseauslagen) u. s. w. Unberücksichtigt blieben dte Einbußen in Folge gestörter Absatzverbindungen, der Vcrtheue- rung der Production durch die höheren Löhne, der Nichtein haltung von Lreferungsterminen und dergleichen. In der Textilindustrie giebt die Mehrzahl der Unternehmer als Folge der Einführung des Zehnstundentages einen 8- bis lOprocsntigen Productionsrückgang an, während der aus der bleibenden Er bitterung sich ergebende wirthschaftlich«, sociale und sittliche Schaden sich der zahlenmäßigen Erfassung gänzlich entzieht. Den Lohnausfall schätzt der Bericht — unter gebotenem Vorbehalt — für die Arbeiter auf 10 414 000 Kronen. An weiteren Nachwirkungen sind zu verzeichnen einmal die Ent lassung von 2658 Arbeitern und zum Anderen der Umstand, daß in 114 Fällen 7737 unbetheiligte Arbeiter durch die Streiks zum Feiern genöthigt wurden. Der Lohnverlust dieser letzteren beziffert sich auf etwa 378 000 Kronen; in 29 Fällen wurde die aufgezwungene Feierzeit vergütet. Wertere Folgen sind 540 Arretirungen, 331 Verhaftungen, 10 Abschiebungen, 59 Ausweisungen, 77 polizeiliche und 597 gerichtliche Ab strafungen. Von den durch die Arbeitseinstellungen veranlaßten 1711 Versammlungen wurden 47 aufgelöst, 188 verboten. Aussperrungen kamen im Jahre 1900 zehnmal vor, die Veranlassung bot meistens die Maifeier, sowie die Solida rität der Arbeitgeber gegen die Streikbewegung. Die 10 Aus sperrungen betrafen 58 Betriebe mit 5324 Arbeitern, von denen etwa 75 Procent ausgesperrt, 10 Procent entlassen wurden. ' Bezug--Preis k» -er Hauptexpedition oder den im Stadt- brzirk und den Bororten errichteten Aus- gaoestel« »dHiholt: vierteljährlich 4.50, — zwetmaüger täglicher Zustellung in« Hau« V.50. Durch di« Post bezogen für DeutschlandOesterreich: vierteljährl. ^l 5» Ra» abonntrt ferner mit entsprechendem Postausschlag bei den Postanstallen iu der Schweiz, Jttllien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischer Türket, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch dl« Expomtiv» diese« Blatte« möglich. Di« Morgen-lluSaabe erscheint um V,7 Uhr; die Abeud-AuSgaoe Wochentag« um 5 Uhr. DMttto» und Lrpeditt-»: Johanni-gaffe S. Mialeir:' Alfred Huhn vorm. O. Klemm'» Sortim. Universitätsstraße 3 (Pauliuum), Louis Lösche, Kathariueustr. 14, pari, und KünigSplatz 7, »tte»»«». »IX «. X I. X. X X X X X X X X I. I X X rx k.lX «X t,»ü. 0. X IX I. IX 6. I. IX U. I I». i>,6. I. IX <1. U. . clneoacar»' O I. o. cx I. II. i». IX (alXu.a, IX L - ir. X IX >. IX (X 1 X IX ! X IX l X IX (X laUo! l. IX <x I . IX IX . IX (X rn.L'P IX 0. > . 11 IX i . I> (l. > . IX i . IX IX i. IX ,1. I. IX u. t. IX cx I. I). ltieie«« !>-. U. ke!r.l./7.02 II. 0. IX lr. u. Weiße Bewohner der Lager Todesfälle unter den Weißen S s 8 L -8 S Total N « 3 « ä Natal 1266 448l 5382 11,129 5 22 120 147 CavcolonI» 24 58 198 280 0 0 0 0 Oranje- Freistaat 5676 14,537 23,542 43,755 85 255 911 1251 Transvaal l 0.722 23,826 27,802 61,853 70 176 736 98L Total 17,688 42,905 56,424 117017 160 458 1767 2380
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