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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020217019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902021701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902021701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-02
- Tag1902-02-17
- Monat1902-02
- Jahr1902
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Morgen-Ausgabe 3 Uoo»t» ! »Kare 8 T-! »ad. äs. 218,25 ot»e» Oelck — er. Druck und Verlag von L. Polz tn Leipzig. 96. Jahrgang Montag den 17. Februar 1902. I»aä" - ihm h i n führen müsse. Feuilleton fortschreitet, ein Wald von mächtigen Strebepfeilern, die Kiele am Bug liegenden Sanbsäcke, deren feinkörniger I Vervollkommnung erfahren haben, sind Kunstwerke ersten zur Stütze des schweren SchlffSrumpfeS wie dazu bestimmt I Inhalt in weißen Bächen herauSrinnt. He-el setzen sich ' Range-, schon deswegen, weil da- Problem zu lösen ist, Laufbrettern verschwunden,' aber dem aufmerksamen Be-j die Versammelten der ersten Bewegung, die unmcrklich dessen sichere Verbindung mit dem übrige» Schiffskür bieten sich fast täglich neue Eindrücke: denn die einsetzt und dann in schnelles Tempo übergeht, bi- der eine der Glanzleistungen de- heutigen Kachtbaue- ist. «chiffSbautechnik von heute arbeitet schnell, und um hohe ' Schiffskörper unter festlicher Musik und lautem Jubel des >ro»r. >rtmu-L»»«a/Lakr »«orodr-. a<traeU v.rkat.a,. Viatori» I-al»«" in Mo ck» tironi»" (1S/2) in von »»indarx, >k«r,S»i»al«I»- kr,KIKs- tlt-l wri»" in osilio- (11/2 ii> - <14/2) in »xv »ä>»- <14'2) von Lrmroi»- <14/2) »at,ck« N,n»»- rooo. 4/2) 1)ov»r o»ok oa<t Vaosra.Ia, N»n»»äampl«i «r »Vomiruva^ r—». 174^0 82.10 303,— K7.1V 210,80 310.— 173.50 170.50 188.25 176,— 115,35 113.25 211.25 unv. lU NL0>. 0,24). Conventionalstrafen zu vermeiden, darf kein Stillstand in dem Werke eintreten. Wir können über diese Arbeiten, deren Schilderung in die Einzelheiten des SchiffLbaues führen würde, hinweg gehen und betrachten nunmehr das zum Ablauf fertige Schiff, an welchem die Strebepfeiler zur Rechten und zur Linken entfernt sind, wie es, sich selbst im Gleichgewicht haltend, frei auf dem Laufschlitten ruht, der seinerseits wie der von den Kielklötzen der Stellung getragen wird. Den Heck, d. h. den Hinteren Thcil, dem Wasser, und den Bug, also den vorderen Theil, dem Lande zukehrend, wird cs durch zahllose Holzkeilc etwas in die Höhe getrieben, und sind, da- complicirte Baugerüst zu tragen. Bald ist der in Thätigkeit, um die Bewegung des Schiffskörpers cin- cmporwachsendeGchiffSkörper hinter dem eincmLaien schier ' zn leiten, während die letzten mächtigen Trossen ld. h. die unentwirrbar dünkenden Durcheinander von Balken und ' stärksten Schiffstaue) gekappt werden. AthemloS harren wie der relativ kleine und leichte Schiffskörper eine müg- 'ichst große Segelfläche erhalten kann, was nur durch die Eonstruetion eine- ungeheuer schweren Kiele- möglich ist, Schiffskörper wir doch Gott vertrauen könnten! Was wird doch in jenem Leben werden, so Gott solche Lust kann anzcigen in dieser Pilgrtmschaft und elendem Leben?" Und vollends der Anblick der zur Ernte weißen Saatfelder, der mit lachenden Früchten belasteten Obstbäume l Der Preis der unendlichen Gottesltebe, die in Weisheit der Krea turen Bestes gewollt hat und noch immer will, verbindet sich hier mit dem Gefühle innigsten HerzenSdankes auf das wohlthuendste. Sv sprach er einst, als er sah, daß die Bäume „so hübsch und voller Obst waren": „Wenn Adam nicht gefallen wäre, so hätten wir alle Kreaturen also an- geschn: ein jeglicher Baum und Halm wäre besser und edler gehalten worden, denn wenn er gülden oder silbern wäre gewesen. Denn nach Art der Dinge, wenn man recht bedenken will, so ist ein jeglicher grüner Baum viel herrlicher, denn so es ein güldener oder silberner Baum wäre." Wir sehen: in tiefsinniger Weise findet der Re formator den Segen des Sündenfalls für die Menschen in der Nvthwendigkeit, im Schweiße des Angesichts den Acker zu bauen und von der Hände Arbeit zu leben. Denn, meint er, ohne diesen scheinbaren „Fluch" gäbe es keine fruchttragenden Bäume: so wandelt sich dem From men nach Gottes weisem Rathschlusse auch der „Fluch" in Segen! Und als schönes Erntewetter eingetreten war, da rief Luther aus: „Dies Jahr hat unser lieber Herr Gott Alles nach unserm Willen gemacht, hat uns wundersamer Weise Friede gegeben und den vorhabendcn Kriegen und Blutvergießen gesteuert. Er segnet uns die Früchte und das Getreide mitten in der Theuerung." Am meisten liebte es Luther, in der Natur Sinnbilder für geistliche und himmlische Dinge zu sehen. Diese sym bolische Naturbetrachtung, die später vielfach in nichts sagende Spielerei und Tändelei ausartete, hat jedenfalls das Gute für sich, zu ernstem Denken anzuregen und vor gedankenlosem Hinstarren zu bewahren. Ein inniges Sichversenken in die Geheimnisse der Natur bleibt allezeit ein hehrer Gottesdienst und läßt weder Kopf noch Herz leer ausgehen. Besonders entdeckte Luther gern Hin deutungen auf die heilige Dreieinigkeit. So sprach er einst: „Ein jegliches Gräschen und Blümchen hat erst - l i ch seine Gestalt und Wesen, wonach Gott der Vater in seiner Allmacht abgebildct wird. Es hat ferner seinen Geruch und Geschmack,' und da ist ein Bild -es Sohnes Gottes, der die ewige Weisheit ist. Es hat endlich seine besondere Kraft n n d Wirkung, welche uns die Kraft des heiligen Geistes vorstcllet. In gleichen kann auch fernerhin jedes Ding nach Maß, Zahl und Gewicht betrachtet werden. So siehet man also, wie der dreieinige Gott gleichsam in allen Crcaturen ein Bild von seinem Wesen abgcdrucket habe." Ergreifend und sinnig weist Luther besonders darauf hin, daß die ganze Natur die oberste und tröstlichste Wahrheit des Evangeliums, die Auferstehung, abbilde. In der That wird kein ernster Denker an dieser eindringlichen und zu Geist und Herz gleicherweise sprechenden Thatsache achtlos vorübergehen, wenn sie selbstverständlich auch nicht gerade die Kraft eines logischen Beweismittels be sitzt. Luther kommt mehrfach, u. A. auch in seinen Oster- predigten, hierauf zn sprechen. Das eine Mal äußert er: „Die ganze Welt ist voll Zeuguiß von der Auferstehung. Haus, Hof, Acker, Garten und Alles ist voll Bibel. Gehe in den Garten und frage den Kirfchbaum, wie es möglich sei, daß einem todtcn, dürren Zweige wächst ein Aeuglein Extra - Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbiförderung 80.—, mit Postbeförderung 70.—. vou De Wet's neuestem Reiterstück. AuS dem englischen Lager von Wolvehoek kommt ein vom 8. b. M. datirter Specialbericht über die großen mit einem Aufwand von etwa 65 000 Mann unternommenen Operationen zur Gefangennahme De Wet's und Steijn's, denen jedoch beide verwegene Boerenführer mit unglaub licher Kühnheit und Geschicklichkeit entgangen sind. Aus 2ia.io 85,80 soä" *. :u»plLtr: 8»w uu», LickirU Schiffe sogar in dem ersten Momente, wo "sie ihre gesichtS der Taufgescllschaft untergegängen. ausgeschlossen anzusehen, Dank der sorgfältigen Bercch- ürein praktische Schwimmvcrsuche an stattlichen "großen Modellen vorangehcn lasten, so beginnt doch die Sorge bereits in dem Augenblick, wo der Kiel, so zu sagen der Grundstein de- schwimmenden HauscS, auf der Helling ge legt wird. Diese Helling ist eine ungeheure hölzerne, das Schiff während seiner Bauzeit tragende Eonstruetion, welche sich als schiefe, gegen das Wasser zu geneigte Ebene als „Borhelling" weit in dieses fortsctzt, damit das Schiff, von derselben abgleitend, sofort schwimmen kann. Sie ruht auf kolossalen Balkenklötzen von 1—1^ Meter Höhe, vnd auf seinen Querbalken erhebt sich, je weiter der Bau Luther als Naturfreund. Von Paul Pasig (Ilmenau). Nachdruck verboten. Wir können die Freude an der Schöpfung geradezu als ein Erbtheil unserer Nation bezeichnen, und wer in Wahr heit auf den Namen eines echten Deutschen Anspruch er heben will, der wird gewiß hierin keine Ausnahme machen. Das gilt auch von unserem unsterblichen Reformator Luther. Seinen Garten pflegte er bekanntlich selbst und war in Gemeinschaft mit seiner praktischen Käthe darauf bedacht, denselben nicht nur mehr und mehr zu einem Nutzgarten, sondern auch zu einem Ziergarten zu gestalten. An Blumen hatte der große Mann eine wahr haft kindliche Freude, und mit ihnen stand er auf ver trautem Fuße, denn sie erzählten ihm von den wunder samen Beziehungen zwischen dem Reiche der Natur und dem des Geistes und der Geister. Schon der Bau eines BlüthenkelchcS erregte seine Aufmerksamkeit. So be trachtete er einst eine Rose und erklärte sie für ein „schön trefflich Wert und Geschöpf Gottes", indem er hinzufügte: „Wenn das ein Mensch vermöchte, daß er eine einige (ein zige) Rose machen könnte, so sollte man ihm ein Kaiser- thum schenken." Natürlich waren cs vor Allem religiöse Gedanken, welche die Betrachtung der Natur in ihm wach rief. Einst, als er auf dem Wege nach Leipzig war, strömte beim Anblick der üppig sprossenden Saat, die eine reiche Ernte verhieß, sein Herz in folgendes Gebet aus: „Ach, lieber Herr Gott, Du willst uns ein gut Jahr geben, wahrlich nicht um unserer Frömmigkeit willen, sondern um Deines Namens willen! Gieb, lieber Vater, daß wir uns bessern und in Deinem Worte wachsen und zunehmen, denn das sind nichts Anders, denn Wunderwerke, daß Du aus der Erde, ja aus dem Tande, das zermalte Kieselsteine sind, bringest Halmen und Aehren. Lieber Vater, gieb uns, Deinen Kindern, das tägliche Brod." Wie Wenige, die im beginnenden Lenze das Hcrvorsprossen deS ersten Grüns beobachten, dürften sich stets des Wunders bewußt werden, das sich da vor ihren Augen vollzieht! Ueber- haupt liebt es Luther bei einer Naturbetrachtung, Ver gleiche zwischen Natürlichem und Geistlichem anzustellcn, sofern ihm die Natur dazu berufen scheint, Vorgänge im Reiche der Gnade abzubilden und dieses dem Verständnisse näher zu bringen. Auch ihm mar auf diese Weise „alles Vergängliche nur ein Gleichniß." Als einst ein köstlicher Maientag angebrochen war, bewegten fromme Gedanken über die Auferstehung des Reformators Seele: denn die fortgesetzte Erneuerung der Pflanzenwelt im Grünen und Blühen nach des Winters starrem Tode predigte ihm diese Thatsache. Zugleich aber regte sich die Frage in seinem Herzen, der Paul Gerhardt in seinem „Sommer liede" Ausdruck giebt: „Ach, denk' ich, bist du hier so schön Und läßt du's uns so herrlich geh'» Auf dieser armen Erden, Was will doch wohl n a ch dieser Welt Dort in dem reichen Himmelszelt Und gllldnem Schlosse werden?" „Sehet doch", rief er entzückt aus, „wie paaren und ehelichen sich die Bäume! Wie lieblich grünets! Wie ein köstlicher Mai ist das, desgleichen ich nicht gedenke! Da es also fortfähret, so wird ein sehr gut und fruchtbar Jahr werden, wie denn die Welt auch voll ist. Ach, daß ot>»a-Vi«o livt»»»a1»td iw»r aoock-r »kütt« rtt<t»Uoll llllirelt»»» >o»r Ävo,mtt >. kiek-tt. I. Movck rl 8tr»»»d 83,40. »ioa unt cker Lr«»- »»Ldsnokt.) »cd. »ekv»ed«r. L»r»otir1» ?rior>- <kä»tii»v«rtk« <1«» u. Sr»iierel,etisL "tWgcr TaMalt Anzeiger. Ämtsvkatt des Königliche» Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nnthes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Vork: i»ct» Lortoo: :iko: 1L. L., »dru*r, 8, 7., r, 4, 12. LlLrr; >m ü» , 28. l'sdru-r, irr, a»ek Ort - »tr»ti«v: 17., I» 8r»m»v, io I^riprir, Oolowdo <1LL) tu ürollit voll ^.<t«I»iä<r rerckra*, Keill» wpkrr ,4U«r' '1ll»»»vkitk. ob«r»» Ltrow- l dir klld» »<» ?«IcdUck voll- »cLttriirt« d»i I nock llivkt « k°ro»tv«tter so. I)»» voll» Im ulltoreu »tv»tt«r vor- Lkrtibvtrjeks ollLvkillck»rt«i Itrn rlod »der a lm öokvisbs r rmr ovol, xsrisrll irt ^ut <l«r rrcdt »rk»lt»r> KOI» Vrrkrdr-- mrr krt »leli »i»a 6r»llreu. »r S«k«»Ul0>vr ttruptrücvlte), 6str«ick« vor- « -rrrro nur r»«r« I.»r«r- k«I toktt« e« »teoock» »ri ll »lllck. rll »or»o »do- 8vl>ku»d«lk » Ui«»» 80 ko»»vltr 43 -k >»II» Ootrelcke- n voo Stltvli- uckLllt 0!>cU nva Lrt ckor »Ulli»». Von »l» lo Uom- Ni« K'r»elit«:i ,r »öd voillkure xllt xelsurt^ t <lsr Usvel vls t'r«vdt«il Ustroick« Mtck er itllt 25 dl» >Kro ?I»lloiir» >«llsllt veNe r »rk»do»v »u> k« »edkr-x» »««dtt. Im rkedr o»tur- lllrckllll, «d- 7 »cd»Illrer ldrt drille»il or»llm»l:dt»tc und aus demselben Aeuglein wachsen Kirschen? Gehe ins Haus und frage die Hausfrau, wie es möglich sei, daß aus den todten Eiern, so sie unter die Henne leget, lebendige Hühnlein werden? Also reden die Christen mit Bäumen und Allem, was auf Erden wüchset und lebet, und sie wieder mit ihnen. Denn sie sehen Gottes Werk darin vorgemalet, daß er uns thun will und diesen Artikel also darin fassen, als ein köstlich Kleinod in ein Tüchlein ge wickelt, damit unfern Glauben zu stärken nnd zu be stätigen, den wir zuvor in der Schrift gegründet haben." Noch anschaulicher spricht er den Auferstehungsgedanken, den die Schöpfung verkörpert, an einer andern Stelle aus. Es heißt da u. A.: „Siehe, wie thut ein Ackermann, -er da säet auf dem Felde, und das Korn dahin in die Erde wirft, daß es verfaulen und verderben muß, daß es scheinet, als sei es gar verloren. Dennoch hat er keine Sorge dafür, als sei eö umsonst: ja, er vergisset, wo das Korn bleibt, fragt nichts darnach, wie es ihm gehe, ob es die Würmer fressen oder sonst verderbe, sondern gehet mit eitel solchen Gedanken davon, daß um die Ostern oder Pfingsten wer den schöne Halmen herauSkommen, und viel mehr Aehren und Körner tragen, denn er dahingeworfen hat. Da hast du ein schön Bild und Gemälde, wie Gott die Todten auferwecken wird. Danach kannst du es dir ausmalen und denken, daß Gott ein solcher Ackermann und du ein Körnlein bist, das er in die Erde wirft, auf daß eS wieder viel schöner und herrlicher hervorkomme. Er ist aber viel ein besserer und größerer Ackermann, denn ein Bauer, und hat einen Sack am Halse voll Samens: das sind wir Menschen, so viele unser auf Erden kommen von Adam an bis auf den jüngsten Tag: dieselben streuet er um sich in die Erden, wie er sie ergreift, und thut's allein darum,daß solche seine Körnlein auf den schönen künftigen Sommer nach diesem elenden Wesen sollen aufs Allerschönste wieder hervorkommen" u. s. w. Nun, neu ist ja der Gedanke nicht, schon Paulus hat seine Korinther (1. Brief, Cap. 15) auf diesen augenscheinlichen Vergleich zur Stärkung ihres Glaubens hingewicsen. Aber in Luther's Naturbetrach tung nimmt er eine um so hervorragendere Stellung ein, als er ein Zcugniß für deren Vielseitigkeit ist. Auch die Thierwelt erfreute sich in dieser Hinsicht einer gan- besonderen Aufmerksamkeit unseres Reformators. Einst, so wird erzählt, kamen zwei Vöglein, die in Luther'S Garten ein Nest bauten, geflogen, wurden aber oft von den Vorübergehenden verscheucht. Da sprach Luther: „Ach, du liebes Vöglein, fliehe nicht, ich gönne dir's von Herzen wohl, wenn du mir's nur glauben könntest! Also vertrauen und glauben wir unserm Herrn Gott auch nicht, der uns doch alles Gute gönnt und erzeiget: er will uns ja nicht tvdtschlagcn, der seinen Sohn für uns gegeben hat." Wie rührend! Das umherflatternde, ängstliche Vögelchen, ein Bild des von Sorge und Unruhe gequäl ten Menschenkindes, das den Gnadenruf seines Schöpfer nicht hören mag! Und doch, wie lehrreich wiederum kann «ns solch ein Vöglein werden! Einst, so berichten Augen zeugen, sah Luther ein solches auf einem Baume sitzen, das sich zur Nachtruhe einrichtete. Nachdem er cs eine Zeit lang sinnend betrachtet, sprach er: „Dies Vöglein hat sein Nachtmahl gehalten und will hier fein sicher schlafen, bekümmert sich gar nicht noch sorget für den morgenden Tag oder Herberge, wie David sagt Pf. 91,1: Wer unter dem Schirm des Allerhöchsten wohnet u. s. w. Cs sitzt auf einem Zweiglein zufrieden und lässet Gott sorgen." Ueberhaupt sind Luther die Thiere oft mahnende Vorbilder des Gottvertrauens und sichtbare Beweise göttlicher Fürsorge. So rief er einmal beim Anblick einer zur Weide gehenden Herde aus: „Da gehen unsere Pre diger, die Milchträger, Butterträger, Käseträger, Wollen träger, die uns täglich predigen den Glauben gegen Gott, daß wir ihm als unserem Vater vertrauen sollen, er sorge für uns und wolle uns ernähren." Selbst den Grüblern, die alle Geheimnisse der Natur mit ihrem Verstände er gründen wollen, legt der Reformator unter Hinweis auf die Entstehung des Hühnchens aus dem Ei ans Herz, wie vergeblich oft ihr Beginnen sei: „Sehet an die Vöglein, wie fein, rein geht doch der selben Zucht zu, es hacket die Sie auf das Hüupt- telein, sie leget ein Eieletn säuberlich in das Nest, setzet sich darüber, da gucken die jungen Küchlein heraus: siehe das Küchlein an, wie gar steckt's doch im Ei? . . . Kein Philosoph noch gelehrter Naturkundiger kann gewisse Ur sache anzeigen, wie es mit solchen Creaturen zugehet und wie sie geschaffen werden" u. s. w. Luther's Gattin hatte große Freude an ihrem wohlbestandenen Karpfen teiche. Einst hatte sie denselben fischen lassen und ein leckeres Fischgericht auf den Tisch gebracht. Der Refor mator betrachtete mit innerem Wohlbehagen sein treues Weib, welches sich mit sichtlicher Freude und Dankbarkeit die „selbsterbauten" Fische wohlschmecken ließ. Dann be gann er: „Käthe, Du hast größere Freude über den wenigen Fischen, denn mancher Edelmann, wenn er etliche große Tesche nnd Weiher fischet und etliche hundert Schock Fische sänget. Ach, der Geiz und Ehrsucht machen, daß wir Gottes Creaturen nicht können recht und mit Lust brauchen! Es sitzt mancher Geizwanst und lebet in großer Wollust, hat überflüssig genug, und kann dennoch desselben nicht mit Lust und Nutz genießen!" Wohl dem, den auch die bescheidene Gabe zu dankbarem, frohem Genießen auf fordert! Selbst bis zum fernen Sternenzelte erhob sich Luther's sinnige Naturbetrachtung. So beobachtete er einst einen Kometen und sprach dabet die denkwürdigen Worte: „Ein Komet ist auch ein Stern, der da läuft und nicht haftet, wie ein Planet, aber er ist ein Bastard unter den Planeten. Ist ein stolzer Stern, nimmt den ganzen Himmel ein; thut, als wäre er allein da; hat seine Natur und Art, wie die Ketzer, welche wollen auch allein sein und vor Andern stolziren, meinen, sie seien allein die Leute, die es verstehen . . Die Trefflichkeit deS Vergleiches wird noch einleuchtender, wenn wir hinzufltgen, daß nach den neueren Forschungen die Kometen eine halt- und zu sammenhanglose Masse ohne Consistenz bilden, deren Schicksal besiegelt ist . . . So ist Luther als Naturfreund zugleich ein treffender Beleg für die Wahrheit deS schönen Ausspruchs eines unserer größten Naturforscher, baß die Betrachtung der Natur nicht von Gott a V lenken, sondern zu Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 35 H. Reklamen unter dem RedactionSftrich (-gespalten) 7S H, vor de» Familiennach- richte» (ü gespalten) KV H. Tabellarischer und Hiffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Bezugs-Preis in der Hauptrxpeditiou oder den im Stadt bezirk und den Bororten errichteten Slus- gavestellen abgeholt: vierteljährlich 4.50, — zweimaliger täglicher Zustellung ins HauS ^l V.VO. Durch die Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich: vierteljährl. ^l S. Man abonnirt ferner mit entsprechendem Postausschlag bei den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die Exprbition diese- Blatte- möglich. NeLaction und Expedition: JohanniSgass« 8. Fernsprecher 158 und 220. Lttial-ppedttiotr-tr r Alfred Hahn, Buchhandlg., Uuiversitätsstr. 3, L. Lösche, Katharinenstr. 14, u. Königspl. 7. Haupt-Filiale in Lerlin: Königgrätzerstraße 116. Fernsprecher Amt VI Nr. S3V3, Schiffstaufe und Ltapellauf. Eine culturgeschichtliche Skizze anläßlich der Amerikafahrt des Prinzen Heinrich von Preußen. Von AlfredStaven Hagen. Nachdruck verboten. Selten hat der Stapellauf eines Schiffes die allgemeine Aufmerksamkeit in dem Maße auf sich gezogen, wie cs hinsichtlich der Kaiseryacht der Fall ist, welche von dem deutschen Kaiser bei dem berühmtesten Hacht-Erbaucr der Vereinigten Staaten in Auftrag gegeben wurde und binnen wenigen Tagen im New Korker Hafen von der Helling am Hudson in das nasse Element gleiten wird, auf dem cs nach dem Willen seines Erbauers und seines fürstlichen Besitzers deS Letzteren Flagge im friedlichen Wettstreite zum Siege führen soll. Während die viel gerühmte Nacht „Meteor", das Rennschiff, mit dem der Kaiser so manchen Preis gewonnen hat, als Geschenk in den Besitz des Officiercorps der Marine übergeht, tritt in die Ausübung -es deutschen und internationalen Segelsports ein neues Schiff, welches, da die Amerikaner in der Eonstruetion derartiger Fahrzeuge den Europäern nun einmal bet Weitem voraus sind, auch jenseits des Occans erbaut wurde. Seitdem die Deutschen nach jahrhundertelangem trau rigen Verfall ihrer Seegewalt sich wieder mit Erfolg be mühen, ein schifffahrttreibendes Volk zu werden, ist für die heimische Kriegsmarine und Handelsflotte gar mancher stolze Koloß vom Stapel gelassen worden, in dessen Ver gleich das neue Kaiserschiff fast ein Zwerg genannt wer den muß. Der bevorstehende Stapellauf hat jedoch einen hochpolitischen Hintergrund, und wenn der Monarch seinen Bruder zu dieser Festlichkeit entsendet, bei der des Präsidenten Roosevelt Töchterlein als Taufpathin die Flasche edelsten Weines gegen den scharfen Bug des Schiffes schleudern wird, so beweist schon jetzt der Enthu- siasmnS der Amerikaner, welche trotz allen Rcpublikaner- thumS eine tiefe Empfänglichkeit für von monarchischen Staaten kommende Ehrungen besitzen, daß diese Schiffs taufe und dieser Stapellauf eine Bedeutung haben, die über jene ähnlicher Acte weit hinausgeht. Mit Recht sind der Ablauf d«S Schiffes und die Namen gebung auf da- Engste miteinander verbunden; denn der erstere ist die Krönung deS großen Werke-, an dem Hun derte von fleißigen geschickten Händen meisten- Jahre hin- Publicums wie spielend in das Wasser hinabgleitct, in das er weit hinaus schießt, bis er in seinem Laufe durch Taue aufgehalten wird. Seitdem die ersten phönikischen und griechischen See fahrer ihre Schiffe dem Meere anvertrauten, ist es üblich, den Schiffen bestimmte Namen zu geben; denn für den See mann ist sein Schiff ein lebendes Wesen, und die nordische Sage erzählt von der „Ellida", dem berühmten Drachen schiffe des Wikings Krithjvf, daß es die Rede seines Herrn und Meisters verstand, daß es mit ihm fröhlich und trau rig, flink und langsam, kraftvoll, gesund und stark sein konnte, wie ein Mensch, und daß seine Spanten mit dem Kiel zusammengewachsen waren, wie die Nippen eines Lebewesens mit der Wirbelsäule. Diese Namen, auf welche einzugehen den Raum eines besonderen Aufsatzes er fordern würde, sind ein getreuer Spiegel des Charakters ihres Zeitalters, und bewegten sich einstmals zwischen dem Erhabensten, was Menschen kennen, und Ausdrücken der Lächerlichkeit und unverhjillten Unanständigkeit, die natürlich heute längst verschwunden sind und nur noch zum stillen Ergötzen des GeschichtSkundigcn dienen. Handcls- wie Kriegsflotte bedienen sich in der Gegenwart vorzngs- weise der Personennamen von Familienangehörigen, Helden und Herrschern, oder -er Bezeichnung von Land schaften, Provinzen und Städten, in den Marinen der Schifffahrtsvülker germanischen Stammes, natürlich auch der Namen der nordischen Heldengedichte, des Nibelungen liedes und der Gudrun. Wenn das Schiff die Helling verlassen hat, ist dasselbe selbstverständlich noch keineswegs fertig. Es steht jetzt viel mehr nur der rohe Schiffskörper da, in welchen erst die tausenderlei Details hineingebaut werden müssen, welche zur vollständigen Einrichtung gehören. Es bedarf also meistens noch der Arbeit von Monaten, bevor das Schiss in Dienst gestellt werden kann, wobei natürlich für die niodernen Panzerkolosse und die Palastdampfer der großen Schtfffahrtsgesellschaften ungleich mehr Zeit erforderlich ist, als für Schiffe vom Umfange -er Kaiseryacht. Daß letztere trotzdem keineswegs billig sind, folgt schon daraus, daß -aS auserlesenste Material an Holz und Metall zur Verwendung kommt. Gerade diese modernen Segel yachten, welche in der neuesten Zett eine außerordentliche Aunahmeschluß sSr Anzeigen: Abevd-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. Rorsev-Lusgab«: Nachmittag- 4 Uhr. Bei d« Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde ' Anzeig«» si»d stets a» die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- Abends 7 Uhr. . 1SS0 1400 «7S, 820 >0 6. 3S0S. durch beschäftigt waren, und es giebt für den Marine-In genieur wie für den Seemann kaum einen feierlicheren, spannungsvolleren Moment, als wenn, nachdem die letzten Stützen und Fesseln entfernt sind, ein leises Beben und Schwanken durch den Schiffsrumpf geht und dieser sich auf seiner geglätteten und geneigten Unterlage langsam, fast unmerklich, in Bewegung setzt, um wenige Augenblicke darauf in die hochaufschäumenden Wogen zu gleiten. Wird auch Alles ordnungsmäßig von Statten gehen und die Unsumme geistiger und körperlicher Arbeit, wie sie auf ein modernes Seeschiff verwendet werden mutz, ihren befrie digenden Abschluß finden? Es ist vorgekommen, daß trotz der sorgfältigsten Vorbereitungen der Schiffskörper, der dann beginnt turz'vor der Tauffeicrlichkeit das Eiuschmie- doch ein Vorbild der Schnelligkeit sein sollte, unbeweglich reu des Laufschlittens mit Seife und Fett. Das sind die auf- wie ein Klotz auf seiner Unterlage verharrte und daß die regungsvollsten Stunden für den Ingenieur, der weiß, illustre, zu diesem Zweck zusammenaekommene Gesellschaft daß eine unerwartete kurze Verzögerung des Stapellaufes in Krack und Uniform resultatlos auseinandergehe »mußte. > nun die unangenehmsten Folgen nach sich ziehen kann; Das ist jedoch nur ein kleiner Aerger im Vergleich zn der? denn so ein Schiffskörper, der nur noch durch gersnge Blamage, wenn, wie es sich ebenfalls schon oftmals ereignet Widerstände aus der Helling festgehalten wird, ist eine hat, nachdem das Schiff glücklich im Wasser war, schon der schwer zu beherrschende Masse, und darum mißt der In erste Augenschein lehrte, daß der Rumpf nicht richtig aus- genieur mit seinen feinen Instrumenten sorgenvollen balancirt war und somit im Wasser stand, ein Fehler, der Blickes in kurzen Zwischenräumen, ob sein Werk noch un mindestens einen vielmonatigen Umbau nothwcndig macht beweglich ruht, oder schon eine leise Bewegung zeigt, die, und nicht selten selbst durch diesen nicht gänzlich corrigirt wenn sie auch nur nach Millimetern zählt, das ganze Pro werden kann. Endlich sind eben vom Stapel gelaufene gramm über den Haufen werfen kann. Schiffe sogar in dem ersten Momente, wo sie ihre Endlich ist Alles fertig. Auf der Commandobrücke -eS Schwimmfähigkeit beweisen sollten, gekentert und an- zum Ablauf bereiten Fahrzeuges steht, umgeben von seinem 7"^'° " ' Stabe von Ingenieuren und Meistern und Arbeitern, der Sind derartige extreme ^Unfälle heute auch als riahezu bauleitende Oberingenieur, und am Bug erhebt sich die "I -- Tribüne, auf welcher der Taufpathe und die sonstigen gc- nungen der Lonstructeure, die der Bauausführung oben- ladenen Ehrengäste Platz gefunden haben. Tief darunter sind zwischen Schlitten und Kiel eine Anzahl Sandsäcke cingezwängt. Dann ergreift der Taufende zu feierlicher Rede das Wort und wünscht, nachdem er dem Schiffe den Namen gegeben, daß dasselbe allezeit auf den Gewässern eine glückliche Fahrt haben möge. Im weiten Schwünge fliegt die Flasche deutschen Schaumweine- oder anderen edlen Rebcnblutes von den Weingärten deS Rheins gegen den scharfkantigen Bug nnd netzt mit seinem schäumenden Naß die Schtsfswand. Und nun treten die bereitstehenden Arbeiter in Thätigkeit. Unter wuchtigen Axthteben fallen die letzten Stützen; blinkende Beile schlitzen die unter dem «,»o bare 8 r. i«. Koa»r» ci»»o v r». rr. ! 6«Ick Uriel m . I —» 3825 — 3400 l,. 14450 5403 3250 3300 ISO 220 10250 10400 l . 14500! 14850 8400 8525 1032S 10450 — , - 13600 4425 - — 3425 üa 4200 — — 450 .rl. 1275 1320 2180 2175 - 180 200 1330 1360 . 2175 2250 1750 1800 13400 835 1025 385 400 2825 3875 2050 2100 2525 3575 2650 2750 2335 3375 - - — 210 18000 » 740 77S 3500 0) — 260 tx 10350 10400 » —— 1450 500! 225 - — I 85 1500 —
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