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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.02.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020212028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902021202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902021202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-02
- Tag1902-02-12
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.. . - !>>>!> i !»!! « >» »I»M» » > >» 106<; aufrecht zu erhalten, und sind über Folgendes übereingekommen: l) Maßregeln zu treffen, um ihre Interessen zu wahren, wenn diese durch ein agressives Vorgehen irgend einer anderen Macht oder durch Unruhen in China und Korea bedroht sind, und sich dadurch für eine der beiden vertragschließenden Theile die Nothwendigkeit ergiebt, zum Schutze ihrer Staats angehörigen zu interveniren. 2) Wenn einer der beide» Vertragschließenden in eine» Krieg mit irgend einer anderen Macht verwickelt werden sollte, wird der andere Theit strenge Neutralität bewahren und sich bemühen, zu verhindern, daß andere Mächte sich an den Feindseligkeiten gegen seinen Verbündeten betheiligeu. 3) Wenn irgend eine Macht sich den Feindseligkeiten gegen diesen Verbündeten an- schließt, wird die andere Partei ihm zu Hilfe eilen, den Krieg mit ihm gemeinsam führen und in wechselseitigem Einvernehmen Frieden schließen. 4) Tie vertragschließenden Parteien sind übereingekommen, das; keine von beiden, ohne die andere zu befragen, sich aus separate Abmachungen mit einer anderen Macht zum Schaden der oben bezeichneten Interessen einlassen wird. 5) Wenn immer die oben erwähnten Interessen gefährdet sind, werden die beiden Regie- rungen einander in umfassender und rückhaltloser Weise Mit- «Heilungen machen. 6) Dieses Abkommen tritt sofort in Kraft und bleibt süns Jahre in Geltung; ist indessen einer dec beiden Verbündeten in einen Krieg verwickelt, wenn der Zeitpunct des Er löschens des Abkommens heronkommt, so soll dieses in Geltung bleiben, bis Frieden geschlossen ist." Für beide Theile bedeutet dieses Abkommen einen Erfolg, sür England eine», außerordentlich großen. So gut wie auS- gesprochenermaßen, zweifellos thatsächlich, gegen Rußland gerichtet, will es dem unaufhaltsamen Vordringen dieses conseguenten und rücksichtslosen Rivalen, der Japan in Korea bedenklich auf den Leib rückt und Englands HaodelSinteressen, namentlich in den immensen Gebieten der Mandschurei, aufs Aeußerste und je langer je mehr gefährdet, ein mächtiges Halt gebieten. Jeder für sich, imponirten die Vertrag schließenden Rußland, das nicht nur eine gewaltige Kriegsflotte mobil machen, sondern nach Vollendung der sibirischen Bahn, auch ein respektgebietendes Land heer inS Feld stellen kann, nicht eben sehr, beide vereinigt, vermögen sie dem Zarenreiche sehr wohl die Wage zu halten und, wenn auch nicht für immer zum Stillsteben zu bringen, so doch sehr mäßigend auf dessen Expansions bestrebungen einzuwirken. Zum Mindesten ist eS jetzt in hohem Grade fraglich geworden, ob Rußland es noch wagen wird, den mit China verabredeten Mandschureivertrag, gegen den in China selbst sich starke Opposition gellend macht, perfect werden zu lassen, was zweifellos der erste <'Lsus belli wäre. Allerdings ist das gemeinsame kriegerische Vorgehen Japans und Englands nur für den Fall vorgesehen, daß einer der beiden Verbündeten von mehr als einer Macht angegriffen wird, man darf aber als sicher annehmen, daß Rußland, zum wenigsten England gegenüber, nicht ohne die Mithilfe Frankreichs aggressiv vorgehen wird. England wird also auf „ alle Fälle auf die Hilfe Japans rechnen können, während Japan sich nach dem englischen Bundes genossen vergeblich umsehen dürfte, da Rußland gegen das Jnselreich schwerlich den Beistand Frankreichs in Anspruch zu nehmen braucht. Den größten Vortheil wird also — falls der Widerstreit der Interessen einmal inter urma auS- getragen werden sollte, das schlaue Albion auS dem Bünd- niß ziehen. Außerdem wird sein Prestige dadurch über- baupt nicht unerheblich aufgebessert, da eS trotz der prekären Lage in Südafrika doch noch einen Verbündeten gefunden hat. Deutschland bedroht das Abkommen in keiner Weise; ihm kann eS nur recht sein, wenn seine Mitconcurrenten im fernen Osten immer auf dem czui vivo gegeneinanderstehen. Dann lassen sie unS wenigstens auf unserem Platz an der Sonne in Ruhe. Jemals aber für Rußland oder England- Japan Partei ergreifen zu müssen, liegt kaum im Bereiche der Möglichkeit. — Ueber den Eindruck, welchen die Nachricht von dem Zweibund Japan-England in der Londoner Presse hervorgerufen hat, berichtet unS folgende Meldung: * LvnApU, 12. Februar. (Telegramm.) Zum englisch-japa- nischen Abkommen bemerkt „Daily Mail", dasselbe richte sich in erster Linie gegen Rußland. „Mr sind in der Lage", fährt da- Blatt fort, „auS unanfechtbarer Quelle zu ver- sichern, daß die Beziehungen zwischen England und Rußland infolge der russischen Politik in der Mandschurei bedauerlicher- weise beeinträchtigt worden sind. — „Morning Post" sagt, das Abkommen richte sich nicht gegen eine einzelne Macht, es biete aber Garantien gegen einen Druck, der durch Zusammenschlüsse von Mächten auSgeÜbt werden könnte, welche in letzter Zeit dahin trachteten, die Zersetzung China» z« beschleunigen. — „Daily Telegraph" schreibt: In dem Vertrage ist nichts enthalten, was Japan daran hindern könne, ein ganz gleiches Ab- kommen mit Rußland, Frankreich, Deutschland oder den Vereinigten Staaten zu schließen (?). — „Standard" meint, das Abkommen bedeute «inen Zweibund von außerordentlich bindendem Charakter. Gegenüber den Bemerkungen der englischen Presse, daß die mit dem Besuch des österreichischen Thron folgers am Petersburger Hose verknüpfte Annäherung zwischen Rußland und Oesterreich eine gewisse Spitze gegen Deutschland habe, bemerkt der „Grash- danin": „Es wäre» noch bis vor Kurzem in Wien und in Pest Strebungen vorhanden, welche Gegensätze zwischen Rußland und Oesterreich hinsichtlich der Balkanfragen schaffen wollten nnd die englische Presse zeigte großen Eifer, diese Wünsche nach Möglichkeit zn nnterstützen. Dabet spccnlirte man offenbar in London darauf, -aß ein ernsterer Streitfall zwischen dem Zarenreiche und der habsburgischen Monarchie Deutschland zwingen würde, dem verbündeten Oesterreich zu Liebe sich ebenfalls gegen Rußland zu stellen. Diese angeblichen Gegensätze zwischen Petersburg und Wien sind nun aber völlig ausgeglichen, und der Besuch des Erzherzogs Franz Ferdinand hat die gegenseitigen Beziehungen sogar zu recht freundschaftlichen gestaltet. So ist also etwas erreicht worden, was man in Berlin auS eigenstem Interesse aufs Freudigste begrüßen müß. Wir haben demnach die Thatsache vor uns, daß die drei großen östlichen Kaiserreiche augenblicklich in sehr guten Beziehungen zu einander stehen. Daß man aber hierüber in London ein gewisses Unbehagen empfindet, ist sehr natürlich, und die englischen Blätter hätten sich die Mühe sparen können, durch derartige Verdrehungs versuche ihren Aerger zn verdecken." Ueber die Auflösung des finnischen Dragoner- Regiments von W i l l m a n st r a n d berichtet die „Finländ. Corresp.", wie sie sagt, nach authentischer Quelle, das Folgende: Das finnische Dragoner-Regiment, das mehrmals an Manöver» auch in Rußland thcilgenommen hat, hat sich den Ruf einer in jeder Hinsicht ausgezeichneten Truppe erworben. Daß bisweilen kleinere disciplina- rischc Bestrafungen in diesem Regiment, wie in anderen Truppen vorkamen, ist indessen selbstverständlich. Im Laufe des Herbstes hatte ein im Regimente dienender Unterofficier, übrigens ein in Petersburg ausgewachsener, fast gänzlich russificirter Finne L., in betrunkenem Zu stande eine kleine Schlägerei mit einem russischen Feld webel P. gehabt. L. wurde wegen dieses Vergehens ge hörig disciplinarisch bestraft. Das Vergehen war in dessen so unbedeutend, daß dem geltenden Reglement ge mäß die Sache vom Schwadronschef hätte behandelt wer den können und nicht einmal dem Regimentschef, ge schweige denn dem Generalgonvernenr rapportirt wer den mußte. Doch die Gendarmen hatten Bobrikoff einen Bericht darüber eingesandt. Als er nun am 9. November in Willmanstrand eintraf, rapportirte ihm der Regiments chef Oberst v. Schauman am Bahnhofe, daß „Alles im Re giment in Ordnung sei." „Nein", erwiderte Bobrikoff, „einer Ihrer Dragoner hat sich mit einem russischen Feld webel geschlagen." S. erklärte das Vorkommniß, worauf B. antwortete: „Dies beweist, daß die innere Ordnung im Regiment eine schlechte ist." Am folgenoen Tage er laubte sich der Generalgouverneur in Gegenwart mehrerer russischer Officicre einigen an der Thür ver russischen Kirche stehenden Dragonern laut zuzurufen: „Grüßen Sie Ihren Regimentschef und sagen Sie ihm, daß ich mit ihm sehr unzufrieden bin!" Worte, die von einer eigenthüm- lichen Auffassung der militärischen Disciplin zeugen. Am folgenden Tage fand die Abreise Bobrikoff's statt. Mehrere Personen, u. A. auch Oberst v. Schauman, begleiteten ihn zum Bahnhofe. Bobrikoff wandte sich dort an Schau man und sprach von der in einigen Tagen stattfindenden Vereidigung der Recruten, „wobei zum ersten Mal das in Rußland geltende Eidesformular befolgt werden soll." Oberst v. Schauman erwiderte, daß das neue Formular noch nicht amtlich veröffentlicht worden sei. Bobrikoff wandte sich dann an Schauman und äußerte in scharfem Tone: „Dies ist ernst; nehmen Sie sich in Acht, Herr Oberst!" „Aber das Gesetz" — erwiderte Schauman. „Was ich befehle, ist Ihnen Gesetz", unterbrach ihn der Generalgouverneur wüthend. — Dies ist der Verlauf des Auftritts, der das Abschiedsgesuch sämmtlicher Officiere und die Auflösung des Dragoner-Regiments von Will manstrand zur Folge hatte. Deutsches Reich. U Berlin, 1l. Februar. (SocialpolitiscbeS.) Nach dem der in der vorigen Tagung eingebrachte Gesetzentwurf über die Bewilligung weiterer Staatsmittel zur Besserung der WohnungSverbältnisse von Arbeitern und Beamten nicht zur Verabschiedung gebracht ist, ist dem preußischen Abgeordnetenhaus, wie bekannt, nunmehr ein neuer Entwurf zugegangen. In diesem wird die Bewilli gung von 12 Millionen Mark zu dem angegebenen Zwecke verlangt. Da bisher in vier verschiedenen Gesetzen für die Besserung der WohnungSverbältnisse 20 Millionen Mark bewilligt sind, so würden mit der neu geforderten Summe die Ausgaben auf diesem Gebiete bereits auf 32 Millionen M. steigen. Von den bisherigen völlig aufgebrauchten Mitteln ist Heute wäre es Döring recht gewesen, wenn er bis in alle Ewigkeit so hätte weiterfahren können. Aber schwere, unglückliche Stunden fließen auch vorüber, gerade so, wie die guten, heiteren — das ist schon Manchem ein Trost ge wesen, -em Anderen grausam erschienen — je nachdem — Julius fand die Damen still beieinander sitzend — sie hatten alle drei auf -em Sopha Platz genommen. Ste- phanie's Kopf ruhte an der Brust ihrer Mutter, und Eva streichelte zärtlich ihre Hand. Von Zeit zu Zeit schluchzte Las schöne Mädchen noch einmal auf, zitternd, wie in verhaltenem Schmerz. Sie hatte bruchstückweise Alles erzählt, was zwischen ihr und Eckhoff gesprochen worden mar. Die Mutter wollte anfangs sprechen, alles Das sagen, was sie für Stephanie längst auf -em Herzen hatte, aber gar bald mußte sie erkennen, daß dieses junge Gemüth noch nicht zugänglich war für sanfte Mahnungen und Vorstellungen. Und so bebte nur von Zeit zu Zeit ein Seufzer über ihre Lippen, einige Worte, die alle Sorge und mütterliche Liebe verrtcthen: „Mein armes Kind, mein armer Lieb ling!" Martha wußte es ja, daß der Kern dieses jungen HcrzcnS lauter und rein war, aber so viele Schlacken hatten sich darum gebildet, daß es wohl noch mancher Prüfung bedurfte, ehe daS echte Gold hell aufglänzte, ehe dieser fieberische Wahn, der dem unseligen Gelde galt, ganz gebrochen war. Julius warf sich in den nächsten Sessel und legte den Kopf weit zurück. Er war soeben eingetreten. Einen Gruß brachte er nicht über die Lippen. Seine Augen waren starr nach der Decke gerichtet. Es war ein trostloser Anblick. Niemand erwartete ein Wort von ihm. Wozu auch immer wieder -aS aussprechen, waS -och nur eine Dcmüthigung bedeutet? Eine beklemmende Stille herrschte im Zimmer. Wie Alb lag es auf Allen. Man hatte ja zu früh gejubelt, viel zu früh! Auch nicht ein einziger ernster Gedanke hatte Raum gesunden in Stephanie'- Hirn, und schließlich gab sich auch die Mutter der gehobenen, froherwartungsvollen Stim mung hin. Das war ja gewesen wie ein einziger endloser Festtag — nichts erinnerte an Lod und Trauer! Nun kam so jäh die ernste, verhängnißvolle Wendung, und gerade an dem Tage, auf den sich Aller Hoffnungen gerichtet hatten! „Schade, daß wir gezwungen sind, die Testaments eröffnung abzuwarten", sagte Frau Döring endlich, „es wäre am besten, wenn wir heute noch nach Hause reisen könnten." »Ich gehe nicht mit nach S. zurück!" rief Stephanie, den Kopf hebend, in leidenschaftlichem Ton, „nicht um die Welt setze ich mich dem Hohn und Spott der lieben Nächsten aus!" „Stephanie" — erklang da Döring's Stimme, „ich muß mit Dir sprechen — allein sprechen, hörst Du? Komm mit mir!" Sie erhob sich sofort. „Du könntest es mir eigentlich ersparen', Papa denn vergeblich ist doch Alles! Ich sehe es Dir ja an, daß auch Du Nichts ausgerichtet hast!" Die Mutter stand gleichfalls auf, sie ergriff Döring's Hand. „Wollen wir uns nicht ohne jede weitere Erregung in die Enttäuschung fügen? Meine Rente erhalte ich nach wie vor, cs ist also nicht der mindeste Grund zu wirklichem Kummer vorhanden, und wenn das Schlimmste uns beschicken wäre, wenn auch die monatliche Rate uns genommen würde, müßten wir nicht trotzdem Muth und fröhliche Zuversicht behalten? Sind wir nicht Alle ge sund und können im Nothfalle Geld erwerben?" Julius sah die Sprechende mit einem Blick an, -er an Wahnsinn erinnerte; offenbar hatte er das Gesagte nicht einmal begriffen, viel weniger waren die eindring lichen, in sanft beschwichtigendem Tone gesprochenen Worte bis in sein Herz gedrungen. Als die Gattin diesen Blick sah, überlief es sie eiskalt. „Du verbirgst noch etwas vor mir, Papa", sagte sie stockend, „was ist es, darf ich es nicht wissen?" Julius schüttelte fast heftig den Kopf. „Jetzt wenigstens nicht! Komm, Stephanie, jede Minüte ist kostbar!" „Mama", sagte Eva, als die Beiden allein waren, „ich habe Dir auch noch etwas zu sagen. Als ich gestern Abend -um Adieusagen bet Franke'S war, hat mir der Onkel gewissermaßen einen Auftrag ertheilt. Wenn mich der Zufall mit Eckhoff zusammenführe, so möge ich ihm sagen, daß er annehmen könne, Margot habe ihm sein Jawort zurückgegeben. Sie phantasirt in einem fort von Eckhoff, aber Onkel Franke behauptet, sie fürchte sich vor ihrem Verlobten, und -aS Bewußtsein, Eckhoff, ohne daß sie ihn liebe, anzugehören, peinige sie unaussprechlich. der Haupttheil auf die Eisenbahnverwaltuug entfallen. Auf sie kamen 17*/? Millionen M., von denen runv 11V, Millionen für eigene Bauten und rund 6 Millionen zu Darlehen an Ballgesellschaften verwendet worden sind. Auf die Bau verwaltung sind rund 400 000 .L entfallen und auf die Brrgverwaltung der Rest von etwa 2,1 Mllioneu Mark. Lei der letzteren wurden als Darlehen an Ballgesellschaften etwa 0,7 Millionen Mark hergegeben. In der Eisenbabn- verwaltung sind sür die aufgewendeten Gelder über 3200 staatScigene Wohnungen aufgeführt. ---Berlin, 11. Februar. Eine Ahnenprobe des Hauses Liebknecht wird in den „Documeuten des SocialiSmus" (Herausgeber Eduard Bernstein) vorgenommen. Diese Zeitschrift läßt sich fragen: „Ist über die Abstammung Wilh. Liebknecht's von vr. Martin Luther Näheres bekannt?" und anwortet daraus: „Ob die Abstammung Liebknecht's von Martin Luther in irgend welchem Docuwente genealogisch sestgrstellt ist, wissen wir nicht. Aber Liebknecht selbst hat wiederholt von ihr gesprochen, und so ist anzunehmen, daß Nachweise darüber in den Händen feiner Eltern waren." Die historisch kritische Genügsamkeit, die Bernstein zu seiner Schlußfolgerung gelangen läßt, kann bei einem sonst so kritischen Herrn Wunder nehmen. Die Ernsthaftigkeit hin gegen, mit der er sich der „Frage" zuwendet, keineswegs. Da» Bedürfniß der Socialdemokratie nach Vertiefung ihres Prrsonen- cultus hat sie schon längst von der Pfeifenkopf- und Postkarten verherrlichung ihrer Heroen auf die Suche nach einem irgendwie erlauchten Vorfahren getrieben, niemals, wie auch dieser Fall Liebknecht zeigt, gegen den Willen der mit einem Stammbaum zu Bedenkenden. Man will eben nicht nur Halbgott sein, sondern auch von einem solchen abstammen. Herr Bebel ist ebenfalls mit einem illustrer, Ahnherrn auSgestattet worden und eS steht zu hoffen, daß die Welt die Ehrfurcht, die ihr Herr Singer einflößt, baldigst inS Ungemessene durch die Entdeckung steigern darf, daß der zeitgenössische Hohepriester auch daS Blut Aarons, des Bruders Mosi'S, in direkter Uebertragung über kommen bat. — Heute Abend fand im königlichen Schlosse ein Diner statt, an dem Prinz Heinrich mit Gefolge, darunter Vice admiral Eisendecker, ferner der Reichskanzler Graf v. Bülow, der amerikanische Botschafter White und die anderen Mitglieder der amerikanischen Botschaft theilnahmen. White thcilte ein ihm vom WashingtonerStaatSdepartement zu gegangenes Telegramm mit, nach dem der Zustand des jungen Roosevelt sich gebessert hat. Der Kaiser und White geleiteten den Prinzen Heinrich, der um Mitter nacht nach Kiel abreiste, nach dem Bahnhofe. Im Laufe des Tages hatte der Prinz dem Reichskanzler einen Besuch abgestaltet. — Die „Post" schreibt: Mit seltener Pünktlichkeit stellt sich in jedem Jahre, wenn Ostern naht, auch die Meldung ein, daß eine Zusammenkunft der leitenden Staats männer des Dreibundes bevorsteht. Diesmal wird als Ort der Zusammenkunft Venedig genannt, wo die Angelegen heiten des Dreibundes betr. Erneuerung desselben u. s. w. einer Besprechung unterzogen werden sollen. Die Meldung ist jetzt nicht richtiger als in den früheren Jahren. — Prinz Georg von Preußen, der Senior des preußischen Königshauses, vollendet morgen sein 76. Lebens jahr. — Die Abgg. Müller-Sagan und Wiemer (freis. Volksp.) haben im Reichstage zur zweiten Berathung deS Postetats den Antrag eingebracht, die Stellen der etatS- mäßigen Ober-Postass isten te» um 1000 zu vermehren und dafür entsprechende Abstriche bei den nichtetatSmäßigen Stellen zu machen. — Eine Versammlung von schlesischen Ab geordneten hat heute um 11 Uhr im Abgeordnetenhause stattgefunden. Da weder freisinnige noch CentrumSabgeordnete zu der Versammlung eingeladen waren, handelte eS sich nur um eine vertrauliche Besprechung einiger weniger schlesischer Abgeordneten über die schlesischen Eisenbahuverhältnifse und die in Schlesien gewünschten Anschlüsse. — Laut den „Berl. Pol. Nachr." soll eine Erklärung der Regierung bezüglich des deutschen BoerenhilfS- bund eS heute im preußischen Abgeordnetenhause bei der Berathuug des Etats des Auswärtigen abgegeben werden. — Das Jubelgeschenk des 1. Garde-Regiment» z. F. sür den Kaiser zu feinem 25 jährige» militärischen Jubiliäum besteht in zwölf Bildern kleineren Format», die von den Malern Professor Karl Röchling und Richard Kn Siel in Temperafarben gemalt sind. Die Motive der Darstellungen bilden Episoden aus der Geschichte Les Regiments. Darunter findet sich z. B. ein Bild au» der Schlacht bei Üeuthen. — Der König von Preußen hat dem Obersten a. D. Karl Ferdinand Rudolphi in Halle a. d. Saale den Adel verliehen. — Der Kronprinz wird demnächst einer Einladung de» Ober försters Frhrn. v. Wolff.Metternich zur Jagd Folge leisten. Diese Verlobung sei entschieden eine Uebereilung gewesen, die so bald, wie nur irgend möglich, wieder ausgeglichen werden müsse." „Hast Du Stephanie davon gesprochen?" „Nein, Mama, ich wollte erst Deine Meinung hören!" „So behalte Deinen Auftrag einstweilen ruhig für Dich, und nur, wenn der Zufall Dich wirklich mit Eckhoff zusammenführen sollte, theile ihm mit, was Dir gesagt wurde." „Gut, Mamachen. Nun möchte ich aber noch Paul schreiben, er erwartet einen Brief von mir!. . r . Ach, die arme Stephanie thut mir gar zu leid, freilich hat sie Eckhoff großes Unrecht zugefügt, aber die Strafe ist auch gar zu hart!" „Still! Schrie Stephanie nicht soeben laut auf? Was Papa ihr nur zu sagen hat! Etwas Gutes sicher nicht, das sah ich an seiner Verstörtheit!" Sie lauschten, aber nur unbestimmte Geräusche klangen herüber — es war wie unterdrücktes Sprechen, wie Schluchzen und beherrschte Ausrufe des Staunens oder auch des tiefsten Schmerzes — deutlich war nichts zu hören. Julius war so vorsichtig gewesen, beide Thüren ab zuschließen und die Portieren davor dicht zusammen zu ziehen. So konnte wirklich von dem, was hier innen vorging, im Nebenraum wenig oder nichts vernommen werben. Döring sank wieder, wie vorhin schon, auf den nächsten Platz, und zwar mit einer Bewegung, als sei er dem Sterben nahe. Stephanie ließ sich nicht weit von ihm nieder. Ihr Entschluß war gefaßt. Und war sie gezwungen, ein Engagement als Gesell schafterin zu suchen, so zog sie die Abhängigkeit doch der Rückkehr ins elterliche Haus vor. Nein, nur das nicht. Die engen, streng geordneten Verhältnisse, die lieben Bekannten und all' die Gedanken, die dann kamen, fürchtete sie. Jetzt brauchte sie Abwechselung, rege Beschäftigung! Sie hatte zwar nur eine sehr blaffe Vorstellung von den Pflichten einer Gesellschafterin und den Anforde rungen, die an eine solche gestellt werden, um so mehr aber war sie von ihrer eigenen Bortrefflichkeit überzeugt. Der Vater entriß sic diesen unerfreulichen Gedanken. „Stephanie", sagte er in einem verzweifelten Ton, „wenn Eckhoff sich consequent ablehnend verhält, so — Zur Neor vificirr-CurfuS , Haven Thrii. Das sächsische 8. X. 6. An -er Zweiten ! Hrn. Geh. Ju Oberrc ch n bereits nntgct geschlossen ein zeichne ter Ant Präsident« nvssen am län Regelung beyi eben in Sachse Das hat auch gesehen und si Gegner in di« diesen Gesinnt dadurch, daß offenbar als , der Thatsache ative der nati durch Aeuß« kennen aber d< ersten Absatz schließen, die i Kammern ein Staatshausha nungskammer Preußen und Sinne der §8 «ober 1875 ent halten, was Vorbedingung rechnnngskam Haushaltes be, rium unabhän ganzenRc Jnformatione „iehcn, kann i die allgemeine versehen, ehe dieser wieder > Staatsrechnur sind angcsicht Finanzwesens besonders hol; erreichen lasse der Lage sein wohl bei der Ministerium b< in demselben ! getragen wur Regierung ver eines solchen C Landtage untl zu treffen, da in einer Weise noch vor dem i tage über die stattenden N< kammer gelan veranlaßt wer läufigen Prüf machten allgc über etwaige etatsmäßige 1 noch vor dem Rechenschaftsl statten, nnd o) gleich mit den legt werde. l diesem Beschl «ns diese 8 sich in der näc Finanzwirths« heitcn bet der kleinliche Ben Regierung läs bcthciligten P die Oberrechr stellt wird. Orient. Miß Stone. I. 6. Koustautiuopel, 10. Februar. Die amtlich tür kischen Kreise erklären nachdrücklichst, daß türkischerseits Alles gethan sei, um den Loskauf der gefangenen Missio narin Stone zu erleichtern. Die Schuld an dem Miß- * Die Herst demnächst in d« c.cnommen werd ,hveck getrvssen > AcmeecorpS an l-.chen Gewehrsob »orü die Fabrika hat auch wieder darf (Wiirttemde T Berlin, C vrvetlen-Capitä ringetrosfen. — >?ee Paschen, w Admiral v Ahle aaqrkominen. — Kapitän Sthamc S. M. S. „K. üicl in See gegi * Corvett * Berlin, 1 China standen Ic egSgericht des hacket und Liml ie 3 Monaten I- z i einem Mona ccrbüßt angejch« c,sprachen. * Der Gene C.jernen Kreuzet 10. d. M. inc A Belgien. Politische Demonstrationen. * Brüssel, 11. Februar. Im Laufe der Kundgebungen, die heute Nachmittag hier stattfanden, wurde eia Schutzmann, welcher sich einer rothen Fahne bemächtigen wollte, schwer und ein anderer Schutzmann leicht verletzt. Einige Mani festanten machten den Versuch, einem Sappeur-Officier, dessen Soldaten ihnen ebenfalls eine rothe Fahne entrissen hatten, den Säbel fortznreisen, ohne daß ihnen der Versuch gelang. liugeu der Be Rcgicruni Lcr Räuberbc u icscn, daß d bulgarisch comitö iit Weisungen ha * Athen, : die Ucbersctzni lirtcr nnd Ai üvn in dieser morden, um Redner betont das jede Ucd, Kammer cing Krediten zwc schäften in Belgrad v sandtschaftcn r politische Bedc giebt es ein Unglück, ein schweres, nie'gut zu machendes Unglück —" Und als sie, ohne zu antworten, nur düster vor sich hinstarrtc, fuhr er hastig, schwer athmend, fort: „Es steht weit mehr auf dem Spiele, als Du glaubst, Kind, — wenn diese Heirath nicht stattfindet, so fordert das Schicksal von uns ein Opfer, eine uns sehr nahestehende Person müßte büßen für Eckhoff's Eigensinn, doch, dahin wirst Du es nicht kommen lassen", er sah sie gleichsam fascinirenb an, „Du mußt noch einmal mit Eckhoff sprechen —" „Nie!" rief das junge Mädchen, und man sah es ihr an, daß Alles in ihr sich gegen diese Zumuthung empörte, „nie wieder wünsche ich diesem grausamen Menschen zn begegnen, viel weniger das Wort an ihn zu richten!" „Wenn Du es recht bedenkst, hat er allen Grund, Dir zu zürnen, Du hast ihn tief beleidigt, Stephanie. Er mußte glauben, Dir als Bewerber willkommen zu sein, nnd dann, als er Dir seine Hand bot, wiesest Du ihn stolz und kühl zurück —" „Auf Deine Veranlassung, Papa! Das vergiß nicht!" „Ich will ja nur Thatsache» feststellen, Stephanie! Eckhoff ist auch mir gegenüber vollständig ablehnend ge blieben, das heißt, ich bin eigentlich auch nicht weiter in ihn gedrungen, cs war mir ja nur daran gelegen, zu sondiren. Und da kam ich zu -er Erkenntniß, daß er Dich nach wie vor liebt, ja, -aß es nur eines gemalt- samen Anstoßes bedarf, um das EiS, unter dem er seine wahren Gefühle verbirgt, aufzuthauen!" Julius sprach diese Lüge mit großer Geläufigkeit aus Seine Behauptungen waren stets aus Wahrheit und Rußland. Besuch de» österreichischen Thronfolger». * Petersburg, 11. Februar. Heute Abend fand bei dem Kaiser und der Kaiserin im WinrerpalaiS zu Ehren des Erzherzogs Franz Ferdinand ein Hosball statt, an dem sämmllicbe Großfürsten und Großfürstinnen, die Minister, das diplomatische CorpS, sowie die Spitzen der Civil- und Militärbehörden theilnahmen. Stephanie bewegte abwehrend die kleine, weiße Hand. „So mag dieser Aufgabe sich unterziehen, wer da will, ich nicht! Ich habe an der einen Probe, -ie er mir von seinem Starrsinn gegeben, genug!" „Stephanie, es muß sein!" wiederholte -er Vater kaum verständlich, „hörtest Du nicht! Ich sprach von einem Opfer —" Sie zwang sich nur schwer zur Aufmerksamkeit. „Sprich nicht weiter, Papa, es ist so überflüssig — hier sind alle Brücken zerstört, und wenn wir Alle der Reihe nach unsere liebsten Wünsche und Hoffnungen be- graben müssen, so ist daran eben nichts zu ändern!" (Fortsetzung folgt.) — Die in Nachod verstorbene Prinzessin Bathildl» zu Schaumburg.Lippe war am 29. December 1837 geboren al» Tochtes de» am 4. December 1864 verstorbenen Prinzen Friedrich August von Anhalt au» seiner Ehe mit Prinzessin Marie Luise Charlotte, geb. Prinzessin von Hessen-Cassel, und vermählte sich am 30. Mai 1862 mit dem Prinzen Wilhelm zu Schaumburg-Livpr. D,r Ehe sind sieben Kinder entsprossen. Tas älteste Kind, Prinzessin Charlotte, ist bekanntlich die Königin Charlotte von Württemberg. — Der hiesige Gesandte der Republik Columbien, vr. Jgnacio Gutierrez Ponce hat Berlin sür einige Zeit verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt der LegationS-Lekretär vr. Michelsen als interimistischer Geschäftsträger. — Wie man der „Täal. Rdsch." mittheilt, ist der nationa l - liberale Reichstags- ultd LandtagSabgeordnete Sattler sehr bedenklich erkrankt. * Jesse», Kr. Schweinitz, 11. Februar. Ter verstorbene Reichs- tagsabgeordnete vr. von Siemen» aus Ahlsdorf hat, wie jetzt bekannt geworden ist, seine särnmtlichen Arbeiter testamen» tariich bedacht. Vor Kurzem find je nach der Dauer ihrer Dienst zeit größere Geldbeträge auSgezahlt. --- Altenburg, ^2. Februar. Die Conditoren des Herzogthums Altenburg und deS Fürstenthums Reuß j. L. haben sich zu einer Zwangsinnung zusamniengethau, deren Sitz in unserer Stadt ist. X. Karlsruhe, 11. Februar. Eine Berliner Zuschrift der „Süddeutschen Reichscorrespondenz" erklärt, agrar freundlicher als Graf Bülow sei noch kein Reichs kanzler gewesen und werde cs schwerlich jemals einer sein. Wenn er trotzdem an einem festen Punctc mit den Zollerhöhungen aufhöre, so geschehe es, weil seiner pflicht gemäßen Fürsorge noch andere Interessen anvertraut seien, als die restlose Befriedigung agrarischer Wünsche. Die Fortdauer -er Agitation -es Bundes der Land- wirthe entbinde die konservative Partei nicht von der Pflicht, die zur Ueberwindung rücksichtsloser Obstruktion unentbehrlichen parlamentarischen Hilfstruppen zu stellen. Die Verantwortlichkeit dafür, daß die an Bismarck'sche Grundsätze anknüpfende Vorlage scheitert, würde den Agrariern nur abgenommeu werden, wenn die ver bündeten Regierungen den Entwurf zurückziehen wollen; das werde aber unter keinen Umständen ge schehen. (Wdrhlt.) * AuS Bayern. Ueber den Gesundheitszustand deS Prinz-Regenten berichtet der „Rosenh. Anz." anZ der nächsten Umgebung deS Regenten: „DaS Befinden Er. Kgl. Hobest ist vorzüglich. Der greise Regent, der demnächst sein 81. Lebensjahr vollendet, erfreut sich der besten Gesundheit und ist ungemein rüstig und frisch. Die LedenSgewobnheiten sind die gleichen. Täglich steht im Winter der Regent um halb 10 Uhr früh auf, macht viel Bewegung, besucht den Gottesdienst in der Allerheiligen-Hofkirche, empfängt täglich Besuche, ertheilt Audienzen, fährt zur Jagd und bewegt sich dort ungemein lebhaft, seine Umgebung rühmt das kolossale Gedächtniß und seine ungebrochene GeisteSstärke. Der Regent ist auch ein passionirter Raucher und seine starken Ci garren behagen ihm außerordentlich. Die Spuren dcS Alters sind kaum bemerkbar, und gegen Jedermann liebens würdig zu sein, ist ihm LebenSgewohnheit. Die irrige Nachricht über das Befinden hat den Regenten verstimmt und veranlaßt, daß die Richtigstellung sofort erfolge. Täglich Abends vereinigt der Prinz-Regent seine Umgebung um sich, weilt viel bei seiner Schwester, der Herzogin von Modena, deren Befinden trotz des hohen Alters zufriedenstellend ist, und bei der Tochter Prinzessin Therese. Abends halb 10 Uhr begiebt sich der Regent täglich zu Bett und schläft ungemein gut, ohne die geringste Störung."
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