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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.02.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020219022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902021902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902021902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-02
- Tag1902-02-19
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Abend-Ausgabe UchMer Tageblatt Anzeiger Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Jahrgang Nr. S1 Mittwoch den 19. Februar 1902 SS,7S Lrivl Feuilleton 27) »«er. coi.so 175.20 <»>n- »i >1 Pflicht, th eidigen. * Heilbro«, 17. Februar. Englische Colonncn unter Delisle und Faushawe eröffneten gestern gegen eine starkeBocrenabtheilung untcrDcWct bei Trommel, 30 Meilen nordwestlich von Reitz, ein (Hefecht. 10 Boeren und ein Heliograph fielen den Eng ländern in die Hände. Es heißt, De Wet hätte den Boeren Befehl gegeben, auscinanderzugchcn, um den englischen Colonnen auszuweichen. 1250 600 140 1475 725 t 10,60 18,— 153,50 46.7-, >27,50 124,30 »Itavx. sucksll-l »püter 0t«N3 vereint, so ist damit mein Herzenswunsch in Erfüllung gegangen. Aus Dank dafür ernenne ich das Paar zu meinen Universalerben." Eine Thränc fiel aus Marthas Augen auf ihre kalten zitternden Hände. Brachten die soeben gehörten Worte wirklich die Er lösung? Waren all die schweren, nicht zu bannenden Ahnungen vergeblich gewesen? .... Jetzt dachte sic, diese eine schreckliche Nacht hätte noch endloser sein können, als sie ihr geschienen — die Freude wäre doch gleich groß ge wesen, der Jubel darüber, daß nach kummervollen Stunden das Glück leuchten sollte, sonnenhell und strahlend! Der Testamentsvollstrecker hatte eine ganz kurze Pause cintrctcu lassen, während der sein scharfes Auge sich der Reihe nach auf die Anwesenden richtete. Nun fuhr er mit erhobener Stimme fort: „Damit man meine Verfügungen nicht als Tyrannei empfindet, gebe ich dem Paare eine Frist von sechs Mo naten, während der sie in ungezwungenem Verkehr ein ander kennen und so Gott will, lieben lernen mögen. Es ist mein besonderer Wunsch, daß Stephanie Döring die nächsten Monate auf dem Gute der Mutter Eckhoffs, der vcrwittwctcn Majorin von Eckhoff, unter dem Schutze dieser hochverehrten Frau verbringt. Da die Welt immer hin Anstoß an dem gemeinsamen Verweilen des jungen Paares dort nehmen könnte, so möge Eckhoff in dieser Zeit mein nahe gelegenes Gut zum Aufenthalt dienen und er nur tagsüber bei seiner Mntter verweilen. Als Pen sionspreis sind Frau von Eckhoff zwölfhundert Mark zu überweisen .... Erst nach Ablauf der bedingten sechs Monate gedenke ich cndgiltig über mein Vermögen zu verfügen. Dagegen sollen die weiterhin verzeichneten Le gate schon am Tage der Tcstamcntscröffnung zur Aus zahlung gelangen. Frau Martha Döring bezieht bis an ihr Ende eine monatliche Rente von zweihundert Mark, am Ersten eines jeden Monats zahlbar. Außerdem sind ihr sogleich drei tausend Mark von meinem Anwalt zn überweisen zur Erfüllung eines besonderen Wunsches oder dergleichen." Eine Bewegung ging durch die kleine Schaar der Zu hörenden. Ein herzzerreißender Schrei ertönte. Martha hatte ihn ausgestoßen, dann war sie bewußt los zurkckgcsunken. „Dreitausend Mark! Ach, wären es doch dreißig tausend! Zum unendlichen Segen wäre dieses Geld ge worden — so konnte man wohl von einem Fluche sprechen! Stephanie beugte sich leise jammernd über die Leblose. Malchow's alte Wirthschafterin bemühte sich liebevoll um sic. Aber Martha's Gesicht sah ganz still und blaß aus, und die Augen blieben geschlossen. Sic war nie zuvor krank gewesen, da bedeutete eine solche Ohnmacht eine dvpvcltc Gefahr. Man mußte sich entschließen, sie hinauszutragen. Eckhofs und -er junge Rechtsanwalt unterzogen sich dieser Mühe. Der Justizrath hatte schon durch wenige Worte sein Prioatzimmcr zur Verfügung gestellt. Es wurde nach einem Arzt geschickt. Die Verlesung des Testaments aber nahm ihren Fort gang. Für die Haupterben war nur noch von Interesse, daß Eva außer einer respektablen Summe zur Ausstattung an ihrem Hochzeitstage die Summe von zehntausend Mark erhalten sollte. Dann folgten die Bestimmungen über Legate und Renten, die den bisherigen Bediensteten ausgezahlt wer den sollten. „Genau sechs Monate nach der Verlesung meines Testamentes mögen sich Fräulein Stephanie Döring und Rittmeister Eckhoff wieder hier einfinden, um kundzugeben, ob sic geneigt sind, den Bund fürs Leben zu schließen. Ich habe die Ausfertigung eines Eodicills für nothwendig er achtet, das dann, sechs Monate nach der Testamentscr- üffnung, verlesen werden wird. Ich hoffe, daß Gott mir Hand und Sinn zum Segen meiner Mitmenschen geführt hat und wünsche nichts sehnlicher, als daß mich bald lachende Erben betrauern mögen." Es folgen die Namensuntcrschriften, die des TestatorS und der Zeugen. Der Justizrath ließ das Dokument sinken. Dann wandte er sich mit einer Verbeugung an Stephanie und den Rittmeister. „Am vierten September also werde ich die Ehre haben, Ihnen an dieser Stelle das Weitere mitzutheilen. Heute habe ich dem Gesagten nichts hinzuzufügen." Eckhoff batte sich nicht wieder gesetzt. Er stand neben seinem Stuhl wie Jemand, der vollständig uneins mit sich ien, Vi»> »t<, irir 100,50 105 20 80,50 89,— 103^5 88.10 86,— 80,80 64.60 104,30 74.60 81.10 .6,28'2 * London, 19. Februar. (Telegramm.) Der „Standard" berichtet aus Pretoria unter dem 18. Fe bruar: Die Boeren brannten die deutsche M i s s i o n s sta t i o n Ncorncler im Spelcnken- Distriet im nördlichen Transvaal nieder. (?) — Eine andere Meldung des „Standard" aus Pretoria besagt: In der Nacht, in der man erwartete, daß der Boeren- general Ben-Viljoen von Machadvüorp nach Pre toria gebracht werden sollte, legten die Boeren zwischen Machadodorp und Dalmanitha eine Mine unter die Bahn linie und beabsichtigten wahrscheinlich, den Zug zur Ent gleisung zu bringen und den General auf diese Weise zu befreien. Ein Fördcrkarrcn, der dem Panzerzuge vorausfuhr, wurde von der Mine in die Luft geschleudert und zertrümmert,- der Zug selbst wurde nicht beschädigt. Der Plan der Boeren wäre in jedem Falle mißlungen, weil Viljoen nicht in Machadodorp, sondern in Dal- ma n i t h a zur Bahn gebracht worden war. Es wurde bereits früher darauf hingewiesen, daß zwei japanische militärische Rathgeber für die chinesischen Gcncralgvuvcrneure in Chili und Hukuang ernannt worden und ans ihre Posten abgegangcn sind. Jetzt wird von Tokio gemeldet, daß weitere sechzig japanische Ofsiciere nach Nord- und Mittclchina eommaudirt werden, nm die N e u g e st a l t u n g der Landarmcc in die Hand zu nehmen. Diese Meldung ist lediglich eine Bestätigung der schon früher ausge sprochenen Ansicht, daß damit -em deutschen Einfluß in China ein Schlag versetzt worden ist. Es ist schwer, die letzten Gründe zu untersuchen, die die chinesischen General gouverneure veranlaßt haben, die deutschen Instrukteure, denen sie anerkanntermaßen viel verdanken, durch japa nische zu ersetzen. Vielleicht ist aber eine Aeußerung nicht uninteressant, die kürzlich in Shanghai ein hochgestellter Chinese in Verbindung mit dem Wechsel gemacht hat. „Die deutschen Instrukteure", sagte er, „sind zu kostspielig. Wenn wir deutsche Instrukteure engagirt haben, so haben wir ihnen stets Gehalte zahlen müssen, die unvcrhältniß- Extra Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. 3625 3400 4450 S3S0 330.» 215 0 50 4650 8525 0600 2525 4850 2425 42^0 5kO 1320 2175 225 1330 2250 1o25 1025 4k 0 2975 zoco 2575 3/50 2350 210 725 1403 220 Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 2S H. Reklamen unter dem RedactionSstrick (4 gespalten) 75 H, vor den Familtennach- richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsap entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Lffertenannahme 25 H (excl. Porto). 34,— 26,50 113.50 148.50 124.— 128,75 65.— 146,— 104,— 187.50 137,— -07.— 174,— 122,25 33.50 .65,10 >29,75 22,75 47,— 56,— .35.— 83,90 68.50 >03,75 77.25 16 50 85,20 >15,80 !16,— 85,30 16.25 ist. Seine Stirn war bleich, und die Augenbrauen wie in scharfem Nachdenken zusammengezogen." „Eine Frage, Herr Justizrath," sagte er jetzt, bemüht, einen ruhigen, halblauten Ton zu finden, „sind Sie über zeugt, in meiner Braut und mir tatsächlich die Haupt- crbcu zu sehen?" Der Testamentsvollstrecker zuckte die Achseln. „keineswegs, Herr Rittmeister, der Erblasser nennt Sie und das gnädige Fräulein wohl einmal Universalerben, im Ganzen ist jedoch die Frage, wer erben wird, offen ge blieben." „Und Sie glauben nicht, daß sich ein Capitalist dazu verstehen wird, mir auf dieses Testament hin eine ncuncs- werthc Summe als Darlehen zu übergeben?" Der Jurist zuckte die Achsel. „Ter Darleiher müßte doch unbedingt mit dem Verlust der Summe rechnen — Herr Malchow war in seinen Ent schließungen unberechenbar." „Ich danke Ihnen .... Darf ich Sic später vielleicht um eine Unterredung unter vier Augen bitten?" „Ich stehe ganz zn Ihren Diensten, Herr Rittmeister." „Ich danke Ihnen." Dann geleitete Eckhosf seine Brant in das Neben zimmer, wo cs den Bemühungen eines Arztes endlich ge lungen war, die unglückliche Mutter wieder znm Bewußt sein zu bringen. Sie aihmctc, aber ihre Augen sahen ins Leere und die heißen Lippen flüsterten wieder und wieder ein einziges Wort: „mein Kind — mein armes Kind —" Stephanie, obgleich sic selbst vor Aufregung und Ver zweiflung bebte, suchte mit liebevoller Bcrcdtsamkcit zn trösten, zu crmuthigen. Eckhoff hatte ihr zugeflüstcrt, daß er das Menschen mögliche versuchen werde, nm das Capital doch noch zn erlangen. Es war ein schwacher Trost, aber doch besser, als tiefste Hoffnungslosigkeit. Von starken Armen, die sic fast trugen, geleitet, ge langte Martha endlich in den Wagen, der sic und ihre Be gleitung binnen Kurzem in das Hotel zurückbrachte. Es wurde aick dieser Fahrt kein Wort gewechselt. Stephanie fühlte recht wohl, daß cs an ihr gewesen wäre, Eckhoff jetzt seine Freiheit noch einmal znrückzu- geben. Das Testament verlangte die übers Knie gebrochene Verlobung, von der stets die Rede gewesen war, nicht. wenn eS nach socialdemokratischem Recepte umgewandelt ist. I Regierungsvorlage enthaltenen Tarifsätze für Getreide keine Aus- 'sicht auf Zustimmung des Bundesraths haben." Der Wahrheit am nächsten kommt wohl die „Kreuz zeitung", indem sie ausführt: „ES macht der freisinnigen Presse viel Kopfzerbrechen, ob der Compromißantrag der Abgeordneten Herold, Graf Könitz und Graf Schwerin trotz der Rede des Reichskanzlers im Landwirthschaftsrath den verbündeten Regierungen annehmbar sein werde. Die frei sinnigen Politiker scheinen zu glauben, daß eine bindende Erklärung zu erwarten an demselben Tage, an dem der Antrag eingebracht wird. Tas heißt aber Loch, die Handlung einer wichtigen Streitfrage recht naiv ausfassen, wäre natürlich eine freudige Ueberraschung für uns, der BundeSrath schon in der Reichstagscommission zu Anträge erklären wollte: „Schön, wir nehmen dankend Ueberrafcht aber würden wir eben sein, und en.I 75. 82. 03.75 57,— 08,50 06,50 70,— 68.— 65 59 76.50 15,70 12,80 08,7 5 n äer ak de- rvoi- neuen A civr 1 pro Illssn- Wie die Centrumsfraction des Reichstags sich gestern zu dem Compromitzvorschlage betreffs der Gctrcivczölle gestellt und ob sie überhaupt bereits zu einer Stellungnahme gekommen ist, erfährt man nicht. Die Vermuthung liegt also nahe, daß es der Fraktion nicht leickl fällt, sich zu einigen. Es fällt auch Niemand ein, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was die klerikalen Herren beschließen werden. Um so eifriger wird in der Presse die Frage erörtert, wie die verbündeten Regierungen den Vorschlag ausnehmen werden. Die meisten Blätter nehmen an, der Vorschlag werde auf ent schiedenen Widerspruch stoßen. So schreibt die „N. Polit. Correspondenz": „Nach unserer Information wird sie auch trotz der Annahme des Compromisses im Plenum in keine Erhöhung willigen, auch nicht hinsichtlich des Weizenzolles. Dies ist, soweit wir unterrichtet sind, der feste und unabänderliche Entschluß der Re- gierung, der auch die Allerhöchste Billigung gesunden haben dürste. Ob unter diesen Umständen der Taris zu Stande kommt, erscheint mehr als fraglich . . . Nach unserer sehr zuverlässigen Information wird die Reichsregierung absolut keine Erhöhung der Minimalsätze für Getreide zulassen.'^ Auch die „Berl. Neueste Nachr." schreiben: „Nach unserer Ueberzeugung ist es vollständig aus geschlossen, daß die verbündeten Regierungen Len Mehrheits- antrag annehmen. Nach den bisherigen Erklärungen des Reichs- kansters, die zu wohlfundirte waren, als daß sie vor Commissions beschlüssen und selbst vor Parlamentsbeschlüssen rückläufig gemacht oder zugestutzt werden könnten, ist eine runde, endgiltige Ablehnung seitens der verbündeten Regierungen wohl mit Sicheiheit zu erwarten; damit dürfte der Mehrheit der rettende Sprung auf den Boden der Regierungsvorlage wesentlich erleichtert werden. Ebenso wie die Erhöhung der Getreidezollsätze erachten wir auch die Vorschrift eines Termins für eine kaiserliche Verord nung — dies schon als einen nicht unbedenklichen Präcedenzsall — sür absolut unannehmbar." Die „Tägl. Nundsch." glaubt sogar versichern zu dürfen: „Eines steht fest, daß nämlich die verbündeten Regierungen das Compromiß mit aller Entschiedenheit ab lehnen werden. Nach unseren Informationen unterliegt es keinem Zweifel, daß sowohl die Beschlüsse über die Ursprungszeugnisse Aber wer bringt mit sachlicher Kritik einen Redner zum Schweigen, der in seiner Eitelkeit sich für unfehlbar hält, jede Anschwärzung als erwiesene Tbatsache behandelt und jeden Einzelfall verallgemeinert?— Sonst ist aus der gestrigen Debatte nur zu erwähnen, baß der Geh. Kriegsrath Romen, dem als Cvmmissar des Kriegsministers die Aufgabe zufiel, die Militärstrasproceßordnung und die Gumbinner Proceß- Vorgänge gegen eine abfällige Kritik des Abg. Lenz mann in Schutz zu nehmen, wider den Gebrauch des Hauses eine außerhalb desselben stehende Person, „einen Reichs- gericktsrath a. D.", in die Debatte zog. Wir bedauern lebhaft, daß dieser Reichsgerichtsrath a. D. nicht mehr Mit glied vcs Reichstags ist. Wäre er es, so hätte der Herr Geh. Kriegsralh sicherlich weniger hohe Töne angeschlagen. darüber in Kürze sei, vielleicht schon in der Commission parlamentarische Be- Es wenn dem an!" zwar sehr. Zunächst hat unseres Erachtens der Bundesrath die seine Vorlage Punkt für Punkt zu ver- Will und kann er, um nicht das Ganze zu opfern, in Einzelnheiten Abänderungen zulassen, so wird er sich darüber doch erst schlüssig werdeii können, wenn das Plenum des Reichs tages in zweiter Lesung den Entwurf durchberathen und bestimmte Beschlüsse gefaßt hat. Wir erwarten also vielmehr, daß die Ver treter der verbündeten Regierungen Len Compromißantrag in der Commission aufs Schärfste bekämpfen werden. Das letzte Wort ist damit aber noch keineswegs gesprochen." Man darf hinzufügen, daß Graf Bülow die Zeit, die ihm und den verbündeten Regierungen bis zu einer Ent schließung übrig bleibt, benutzen wird, um sich zu ver gewissern, welche Erhöhungen der Mindestsätze für Getreide den Abschluß von langfristigen Handelsverträgen nicht un möglich macken würden. Ergiebt sich dann, daß er in Einzel heiten Abänderungen der Vorlage zulässig sind, so wird sein „letztes Wort" wohl nicht unbedingt ablehnend lauten. Und erfreulicherweise scheint es ja, als ob die „Kreuzztg." schon zu frieden sein würde, wenn in Einzelheiten Abänderungen er reicht werden könnten. rirL- ar»», l7/2) Der Krieg in Südafrika. In einer dieser Tage in der Guildhall in London ge haltenen Rede hat Chamberlain zum xten Male von der unerschöpflichen Stärke, die England erwiesener Maßen in seinen Colonien besitze, gesprochen. Dazu kann man nur immer wieder das übliche Fragezeichen machen, denn die paar 1000 Freiwilligen s 10 täglich, von denen ein großer Theil mit sehr gemischten Gefühlen längst wieder heimgezogen ist, kommen doch nicht ernstlich in Betracht. Außerdem haben die australische» Colonien vor Kurzem dem Mutterlande ihre, und zwar sehr gepfefferte, Rechnung „für gehabte Auslagen"- vorgelcgt und für den Nichtzah lungsfall mit Streik gedroht. Kein Geld, keine Australier! Auch in dem halb französischen Canada, das irisch-fenischen Einflüssen sehr zugänglich ist, herrscht eine sehr laue Stimmung. Mit Mühe und Noth sind kürzlich 500 bis 000 Freiwillige zusammengetrommelt worden, die zur Zeit auf dem Wasser schwimmen. Eine in Montreal erschei nende, allerdings englandfeindliche, Zeitung hat ganz offen zugestanden, „daß sich die wohlthätigen Folgen in der Stadt bereits fühlbar machen!" — Wenn es übrigens so weit gekommen ist, daß das reiche und mäch tige Mutterland auf derartige Hilfsquellen der Colonien angewiesen ist, so liegt darin ein Eingeständnis; von großer Schwäche. Im Gothaer Almanach ist die Gesammt- friedensstärke des englischen Heeres (Reserven, Miliz und Freiwillige inbegriffen) mit 23 002 Officicrcn und 719835 Mann angegeben, wozu noch für den Kriegs fall uunllotteck units, h. überschießcndc Truppcuthcile, kommen. Wo st eckensiede nn? — Eine sehr ernste Nachricht finden wir in der „Allg. Lond. Corr.". Sie be trifft das (bereits gemeldete) geradezu unerklärliche Ver schwinden zweier englischer Kriegsschiffe und eines großen Transportdampfers, der mit Pferden und Maulthieren nach Südafrika unterwegs war, in der Nähe der amerikanischen Küste. Bei Ausbruch des Krieges boten Fenier der Transvaalregierung ihre Dienste au, um britische Kriegs- und Transportschiffe mit Dynamik in die Luft zu sprengen. Präs. Krüger wies dies Anerbieten mit Entrüstung zurück. ES scheint nunmehr, daß eine Anzahl dieser Desperados auf eigene Faust ihrem Haß gegen Eng land Ausdruck verleiht, denn es erscheint nahezu zweifel los, sagt das. englische Blatt, daß der gleichzeitige Unter gang nicht mit rechten Dingen zugegangcn ist! Kürzlich wurde berichtet, daß sich sehr bemerkenswcrthc Anzeichen einer neuen Fenierbemegung geltend machen. Auch hat ja Lord Salisbury bekanntlich von einer sehr ernsien irischen Gefahr gesprochen. Damit würde — die Richtig keit vorausgesetzt — der Krieg eine ganz neue und un berechenbare Gestaltung annehmcn. 560 437 352 288 tsti«. !l64>i» Amtsblatt des Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Molizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Politische Tagesschau. * Leipzig, 19. Februar. Unsere Erwartung, daß in der gestrigen Sitzung des Reichstags bei der Fortsetzung der Specialberatbung des Militär-Etats aus der Mitte des Hauses der Pole v. ChrzanowSki wegen seiner vorgestrigen Verleugnung des deutschen Vaterlandes scharf werde zurecht ge wiesen werden, hat sich insofern erfüllt, als der Abg. Gras Oriola sich mit den Auslassungen seines polnischen Collegen beschäftigte.' Es geschah freilich in der maßvollen und versöhnlichen Weise, die diesem national- tiberalen Redner eigen ist und die polnische Anmaßung nur steigert, statt sie zu mindern. So erreichte er doch auch nur, daß der Abg. v ChrzanowSki auf den Hinweis, Laß die Polen, wenn sie nicht auswandern wollten, mit ihren deuiscben Mitbürgern zusammcnhaltcii müßten, mit berErklärungantwor tete, dasLand sei seil einem Jahrtausend von den Polen bewobnt und die Deutschen hätten mitbin auszuwanderu. Auch dem Kriegsminister v. Gvßler gegenüber schlug der polnische Redner dieselben Töne an wie vorgestern: die polnischen Soldaten würden niemals aufhören, ein anderes Vaterland im Herzen zu tragen, als das preußische und das deulscke. Daß man im deutschen Reichstage solche Worte hören nwß, ist ja tief beklagenSwerth; so lange cs aber Leute wie Henn Pros. HanS Delbrück und ganze Fractionen giebt, die ein möglichst weitgehendes Entgegenkommen gegen die Polen befürworten, hat es doch vielleicht einigen Nutzen, wenn zuweilen eines der polnischen Reichstagsmitglieder mit nacktem Herzen vor das HauS tritt. Auch der Umstand, daß Herr v. ChrzanowSki der polnischen AbelSpariei angehört, die an recht einflußreichen Stellen in Berlin Fürsprecher hat, mindert die Empörung über das Auftreten gerade dieses Redners, der es vielleicht schon heute bedauert, jenenFürsprecheru in die Suppe ge spuckt zu haben. Wie dem Polen, so trat Graf Oriola auch dem Abg. Bebel enlgegen, der nichts bewilligt, aber Alles I und die Terminbestimmung bezüglich der Inkraftsetzung des bemäkelt, und dem das Vaterland erst dann etwas Werth wird, I neuen Zolltarifs, als auch die Anträge auf Erhöhung der in der Annahmeschluß für Anzeigen: Abeud-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expeditton ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Uittmeifter Eckhoff. Roman von A. von Trystcdt. Nachdruck vcrboten. Der Rath machte eine kurze Pause. Martha hatte die Hände mit krampfhaftem Drucke zu sammengelegt — „nicht so dringend benöthigt", dachte sic, „Großer Gott, nicht so dringend benöthigt — wie mag der arme Paul die Stunden zählen, bis ihm Hilfe kommt —" „Ich gehe nun znr Verlesung des Testaments über", fuhr der Juftizrath fort. Er öffnete eine Mappe, der er ein versiegeltes Schreiben entnahm. Hatte vorher eine leichte Bewegung seine Züge er wärmt, so erschienen sie jetzt undurchdringlich. Was hätte Stephanie wohl darum gegeben, wenn sie jetzt einen vertrauten Blick, ein leise geflüstertes Wort mit Bernhard hätte wechseln dürfen — die Erregung drohte sie zu überwältigen. Eckhoff's Blicke aber hafteten nur auf dem grüne» Tisch vor ihm, er sah immer an Stephanie vorüber. Die Aufregung erhielt sic aufrecht, aber sie hätte weinen mögen, ohne Ende. Wer ihr vor Kurzem noch gesagt hätte, daß sie der Testamentseröffnnng nur mit halber Aufmerksamkeit folgen werde, dem hätte sie höchstens durch ein Achselzucken geantwortet. Und heute war das fast Unglaubliche Thatsache ge worden. Das Geld interessirte sic nur Evas wegen, sic selbst verlangte nach Liebe, nach Eckhoff's Herzen! Die Siegel waren gelöst, die Verlesung des Testaments hatte begonnen. „Ich hatte die Absicht", hieß cs nach den ersten, ein leitenden Worten, „ganz ohne Weiteres zwei Menschen fürs ganze Leben an einander zu knüpfen, aber auf meines jungen Freundes Eckhoff wiederholtes Abrathcn bin ich von diesem Vorhaben zurückgekommen, freilich nicht so ganz, aber ich muß doch cinsehen, daß cs gar zn eigenmächtig wäre, über zwei junge, glückbercchtigtc Menschen nach Willkür zu bestimmen. Freilich hege ich für dieseS Paar eine tiefe, fast väter lich« Zärtlichkeit, und wenn eines Tages die Liebe Beide Bezugs-Preis l« der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und de» Vororten errichteten Aus- gabestellen abgeholt: vierteljährlich 4.50, — zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus 5.50. Durch die Post bezogen sür Deutschland u. Oesterreich: vierteljährl. 6. Man abonnirt ferner mit entsprechendem Postausschlag bei den Postanstalten in der Schwett, Italien, Belgien, Holland, Luxem- bürg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expedition dieses Blattes möglich. LeLactio» und Expedition: > JoharmiSgaffe 8. Fernsprecher 153 und 222. FUialrvprdttiove«: Alfred Hahn, Buchhandlg., Universitätsstr. 3, 8. Lösche, Katharinenstr. 14, u. Königspl. 7. Haupt-Filiale in Lerlin: Königgrätzerstraße 116. Fernsprecher Amt VI Nr. 3393.
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