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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.02.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190202237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19020223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19020223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-02
- Tag1902-02-23
- Monat1902-02
- Jahr1902
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.02.1902
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vT» vT» LLrki, Egypten. Kür al« übrig«« Staate« ist drr vezug »ar mü»r tkeugband durch dta Expedmon diese» Blatte» ackgvch. Lrßüctt«« «d Lr»eßMr»r diohan»i«gasse 8. Ferusprecher 1« mck «S. FUtat»»P«dtt1«roe» r Msted Pah«, Buchhaadlg^ UuwersttLwstr. S, L. Asche, «atharturnstr. 14, «. «0»tg»pl. 7. Httpt-FMiüe i« Lerli«: KSuiggrStzerstraße 116. Fernsprecher Lmt VI Nr. SSSS. Ve-vg-aPrett tu der Hauvterpedition oder de« im Stab«- bezirk und de« Vorort«« errichtete« »««- gaoestelle» abgeholt: vierteljihMch^ Lüv, — »weimaligkr täglicher Austelt«»« in» NWigerTageblatt Anzeiger. AmtsMtt des Königliche« La«d- im- Amtsgerichtes Leipzig, des Ruthes «nd Nolizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. Nr. S8. Sonntag den 23. Februar 1902. Anzeige« »Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 H. Rec la men unter dem RedactionSstrich (»gespalten) 75 vor d«n Familiennach. richten (6 gespalten) SV H. Tabellarischer und Ziffernsap entsprechend hölrcr. — Gebühren sür Nachweisungen und Offertenanuahme 25 (excl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Au-gabe, ohne Postbesürderung .4l 60.—, mit Postbesürderung .46 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abeud-AuSgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von srüh 8 bi» Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 96. Jahrgang. bergvlei-Flusse» befinde. — Gefangene Boeren sind der Ansicht, daß Steijn's Einfluß unter den noch im Felde stehenden Freislaat- lern größer ist, als der Dewet's. Steijn's Gefangennahme würde daher den größeren Einfluß auf die Fortdauer der Feindseligkeiten haben. * London, 22. Februar. (Telegramm.) Lord Kitchener meldet au» Pretoria vom 21. Februar: Oberst Park überraschte an der Spitze einer Abtheilung, bestehend au» berittenen Mann schaften und 300 Natlonal-ScoutS, in den Bergen bei Nooitgedacht eine Boerentruppe, nahm 164 Boeren gefangen und erbeutete sämmtliche Wagen, Maulthiere rc. Unter den Gefangenen befinden sich die Feldcornets Dutoit, G. Joubert, H. de Jager und Leutnant viljon. Engllscherseit» gab e» keine Verluste. Die Eommission ist gar nicht im Stande, zweiseitige» Geschäft abzuschließen mit den Vertretern Regierung, und dazu bin ich rin zu alter Diplomat, mit Jemandem, drr keine Vollmacht hat, mich Verhandlungen einzulassen. Alle», wa» ich gesagt bade, Aber olles, was die Herren in der Com- kann mir nachher gar nichts mehr Helsen; Las Deutsches Reich. * Leipzig, 22. Februar. Der Sächsisch« Landes verein de» evangelischen Bunde» hat an das Mini sterium de» Innern da» Gesuch gerichtet, daß die Stimmen Sachsen» im BundeSrathe wider die Aufhebung de» Jesuiten gesetzt» abgegeben werden möchten. Hinter viesem Petitum steht da« ganze evangelische Volk Sachsen». Die» hätte wohl vom Landtage erwarten können, daß er die Regierung zur Abgabe einer Erklärung vor dem Lande über ihre Stellung zu dem CentrumSantrage veranlaßt hätte. -t- Berlin, 22. Februar. (BiSmarck'sche Tradition und Zollfrage.) Das Organ de» Bunde» der Land- wirtde nennt die Erklärung de» Grafen PosadowSky eine „BrüSkirung", sowie eine „vollkommene AuSschaltung- deS Reichstage» und fügt hinzu, daß e< den alten guten BiSmarck'schen Traditionen widerspreche, in einem Stadium der Bcrathung Erklärungen abzugeben, in dem nur die allerersten Anfänge der gesetzgeberischen Aktion vorlägen: Fürst Bismarck habe al» Reich»kaneler und Borsitzrnder de» BundeSrathe» zu deu.B«sckMssen de» Reichstage» erst »ach der zVeiten Lesung im Plenum Stellung genommen. Da« ist eine Unwahrheit und noch dazu eine recht grobe. Auf dem stark drmokratisirenden Standpuncte, daß der BundeSrath Beschlüsse de» Reichstage» oder einer ReichSlagScommission berücksichtigen müsse, hat Fürst Bismarck niemals gestanden. Und speciell in Zollangelegenheiten hat Fürst Bismarck sogar in der hochschutzzöllnerischen Zeit von 1887 e» abge lehnt, sich von extremagrarischer Seite vorschreiben zu lassen, wie weit er mit Zollerhöhungen gehen solle. Es sei in dieser Beziehung an die damalige Frage de» MaiS- zolleS erinnert. Die Conservativen wollten denselben auf 4 anstatt auf 2 .6 erhöht haben, aber Minister Lucius erklärte, selbstverständlich im Einvernehmen mit BiSmarck, daß damit die ganze Zollnovelle bedroht würde, und bestimmte hierdurch die Conservativen zur Zurückziehung der betreffenden Anträge. Unrichtig ist ferner in ihrer All gemeinheit die Behauptung der „Deutschen TageSztg.-, Fürst BiSmarck habe als Reichskanzler erst nach der zweiten Lesung im Plenum Stellung genommen. Gerade bei wichtigen Vorlagen ist daS Gegentheil der Fall gewesen. Wir erinnern nur an die Militärvorlage von 1 887. Als sie modisicirt aus der Commission in» Plenum zurück kam, erklärte Fürst Bismarck am II. Januar 1887: Wenn Eie nicht durch eine baldige und vollständige Annahme unserer Vorschläge die Sorge der verbündeten Regierungen um die Wehrkraft Deutschland» befriedigen, dann ziehen wir eS vor, die Unterhandlungen mit einem anderen Reichstage, als den ich hier vor mir sehe, mit Aussicht auf mehr Erfolg fortzusetzen. Und dieser Entschluß liegt seiner Ausführung sehr viel näher, als Sie annehmen. Wir werden uns nicht auf lange Verhandlungen mehr einlassen. In derselben Sitzung bat sich Fürst BiSmarck aufs Schärfste gegen die parlamentarische Gepflogenheit aus gesprochen, die Commissionsberathung al» Mittel zur Erreichung von Zugeständnissen zu benutzen. Er sagte nämlich: Tie Commission ist ja doch nur die Marterkammer sür die Regierungscommissarien, in der versucht wird, was man ihnen ab pressen kann, ohne sich seinerseits zu irgend etwas zu verpflichten, ein drr um in steht bombenfest. Mission sagen, . verschwindet alles im Plenum, daran ist Niemand gebunden. Darum ist die Commission ein so ungünstiger Kampfplatz für die verbün- drten Regierungen. Da, wo wirklich ernsthafte, schwere und, ich möchte sagen, Interessen, die an Kopf und Kragen gehen, zu verhandeln sind, da werde ich mich auf Com missions-Verhandlungen niemals einlasse». Cs ist von Ihnen eine Ungerechtigkeit, daß sie un» erst einmal, wie man da» im Handel und Wandel, ich möchte sagen, im Pferdehandel versucht, jemanden, dessen Arußrrungen zu nichts verpflichten, auf d«n L«ib schicken, um von un» herauSzupressen, was Sie irgend herauSpressea können, und dann nachher sagen: Alles, wa» wir gesagt haben, gilt nicht- mehr, wir schließen uns dieser oder jener Aeußeruug an. Ihr« Geschäftsordnung erlaubt Ihnen da», aber Ihre Geschäftsordnung hat für nn» gar keine Ver bindlichkeit, wenigsten» glaub« ich durch mein frühere» Verhalten auch schon gezeigt zu haben, daß ich mich in ernsten Fragen auf CommissiouSverbandlungen nicht «ialaffe. Ich habe in drr Eosouialsache einmal ein» Ausnahme gemacht; „eioeptin Ürwat rsssulnm." Da» Vorstehende liest sich, als wenn e» auf die Zoll- tarif-Coninlission gemünzt Ware! Wer in Bezug auf deren Verhandlungen heute, noch von „allerersten Anfängen der 'gesetzgeberischen Action- spricht, gefällt sich in haltlosen recht auSzukennea, was man ihm vielleicht nicht übel zu nehmen braucht — keineswegs einen „Verrath am eigenen Volke" bedeuten. Beide Beleidigungen sind gleich schwer und fließen in eine zusammen, denn der Abfall vom guten evangelischen Glauben würde eben gleichbedeutend sein mit einem Berrathe am deutschen VolkSthum, einen Abfall vom Deutschthum in sich schließen, ihn wenigsten» sicher nach sich ziehen. ES hätte keiner Erkundigung bedurft, um sich zu ver gewissern, daß Herrn Argad'S Phantasie ihm die Feder geführt hat. Um aber so gewissenhaft vorzugehen, wie er gewissenlos an dem Sachsenvolke dessen großem deutschen Brudervolke gegenüber gehandelt hat, sind Erkundigungen eingezogen worden. Und auf Grund derselben sei e» wieder holt: Da» Volk der Siebenbürger Sachsen kennt keinen Ver rath am Glauben und am Deulschthum und wird ibn nicht kennen, so lange noch ein Glied dieses Volke» lebt, so lange der schlimmste Au-wuchS de» magyarischen Chauvinismus nicht auch diese« letzte Glied de« deutschen Brudervolkes in Ungarn aufgeriebeu haben wird. Siegfried Moltke. Mehrheit die Arbeit erleichtern werde, kann di« Regierung unmöglich glauben. Die Regierung sollte abwarten, bi- sie zu Beschlüsse« Stellung nehmen kau«; da« wäre ihrem Ansehen und drr Sache zuträglicher. Ander» freilich, wenn die Regierung sich im Stande fühlte, rasch eine Reichstags- mrhrheit für ibre Vorschläge zusammen zu dringen. Dann wäre ihre Erklärung eine Voraussetzung der Handlung gewtsen. Steht es aber so? Der Krieg in Südafrika. Die englische« Streitkräfte. Mittwoch Abend spät wurde in London ein parlamen tarische» Weiß-Buch veröffentlicht, welches die genaue Statistik -er seit Beginn des Krieges in Südafrika statt gefundenen Truppenbewegungen enthält, sowie alle Ver stärkungen und Abgänge bis zum 1. Januar 1002 an- giebt. Am 1. August 1809 befanden sich in den britischen Colonien in Südafrika im Ganzen nur 9940 englische Offtciere und Mannschaften, uno während -er darauf folgenden 10 Wochen wurde Liese Zahl durch 6347 Mann von England und 5W8 Mann von Indien verstärkt, so daß bei Ausbruch des Krieges am 11. October 1899 die britischen Truppen in Südafrika 22 486 Offtciere und Mannschaften zählten. In den darauf folgenden zehn Monaten, -. h. bi» Ende Juli 1VW, »vupdc dl- bensche Feldarmee auf eine Totalstarkb von 265 ISS Osficierc und Mannschaften gebracht, und in diese Periode von zehn Monaten fallen die schweren englischen Niederlagen vom Dccember 1899, der Entsatz von Kimberley, Ladysmith und Mafektng, sowie die Einnahme von Bloemfontein und Pretoria. Bis zum 81. Deccmbcr 1901 belief sich die Stärke der britischen Armee in Südafrika, d. h. soweit Erfatztruppen und Verstärkungen von auswärts gelandet und im Lande selbst gebildet worden waren, auf nicht weniger als 888 749, wovon 15 267 Osficierc waren rcsp. sind. Diese große Gesammtziffer seyt sich wie folgt zu sammen: Die ursprüngliche Garnison am 1. August 1899 9040 Mann, reguläre Truppen von England 207 911, von Indien 11051, coloniale Truppen, gebildet in Südafrika, 82 414, von anderen Colonien 18 568, Miliz 88 958, Im perial Ucomanry 28 885, Freiwillige von England 17 341, südafrikanische Polizeitruppc 8580. Bon diesen 888 749 Officicren und Mannschaften be fanden sich am 1. Januar 1902 noch über 287 800 Mann auf dem Kriegsschauplätze und die Abgänge stellen sich nach -em offictellen Weiß-Buch wie folgt zusammen. Ge- tüdtet wurden im Gefecht 5231 Officicrc und Mannschaf ten, an Wunden, Krankheiten und Unfällen starben 13 783, aufgelöst und entlasten wurden an colonialen Truppen 6685, und als Verwundete, Invaliden, Kranke oder sonstwie dienstuntauglich oder vielleicht auch kriegs müde nach England zurückgeschickt wurden 126 058, was eine Totalrcduction der britischen Feldarmee um 151707 Osficierc und Mannschaften ausmacht. Bon der oben angegebenen totalen Effektivstärke der britischen Armee am 31. Dccember 1901 sind noch in Abzug zu bringen 11720 Osficierc und Mannschaften, die sich am genannten Datum in -en britischen Fcldhospitälcrn befanden, so daß am 1. Januar d. I. noch rund 226 000 englische Soldaten unter Lord Kitchener im Felde standen, um etwa 10 WO oder 15 WO Bocrcn unterzukricgcn. Wenn demnächst wirklich auf die eine oder die andere Weise ein officielles „Ende des Krieges" hcrbcigcführt werden sollte, und wenn dieses Ende einigermaßen nach den Wünschen der Engländer ausfällt, so werden sic auf jeden Fall gezwungen sein, eine recht stattliche Occu- pationsarmce in Südafrika zu unterhalten, und über diese „Polizciarmcc" verlautet bereits jetzt, daß dieselbe zum großen Thcilc aus colonialen Truppen, und nur zum geringsten Theile aus regulären Regimentern und Bataillonen zusammengesetzt sein wird, wahrscheinlich, weil man die letzteren nicht länger im Bereinigten König reich entbehren will oder kann. Der Kern dieser Occii- pationsarmee wird von der unter -er Führung des be kannten Generalmajors Badcn-Powell stehenden Louth Afrtcan Constabulary gebildet werden, eine Trupvc, die sich aus auserlesenen Officicren und Mannschaften zu sammensetzt, die einen außerordentlich hohen Lohn er halten und aus das Sorgfältigste für ihren Specialdienst ausgevtl-et werden. Man setzt in England wie auch in Südafrika große Hoffnungen auf dieses Polizetcorps, ob wohl bafselvc schon wiederholt bei verschiedenen Gelegen- betten von den Boeren sehr häßliche und empfindliche Nackenschläge erhalten hat. Es ist Thatsachc, daß das Rc- cruttrungSgeschäft für diese Truppe hier in England der- artig blüht, -ab selbst junge Leute auS -en Vesten Gesell schaftskreisen sich massenhaft zum Dienst al» Gemeine melden, daß die Recruttrungscommission iu jeder Hinsicht die sorgfältigste und peinlichste Auswahl treffen kann, soweit die» auch für den Eintritt in die «adcn-Powcll'schc Truppe für Offtciere und Mannschaften das übliche Pro- teettonswesen und die übliche Betternwirthschaft den Aus schlag gtebt. Vaden-Powell hat nicht umsonst nach seinen eigenen Entwürfen für seine Truppe die malerischste und kleidsamste Uniform geschaffen, die an militärischer Koketterie einfach das denkbar Möglichste leistet. * LoNtzSN, SS. Februar. (Telegramm.) Wie dem „Riutn'schia Bureau" au» -eilbron vou vorgestern gemeldet wird, laut«« di« letzte« Meldungen dahin, daß Dem et sich n örd- lich »»« Reitz in fei««« alte« Schlupftoiaieln läng« de» Lieben- Aus der Woche. Der Bruder unsere« Kaiser« ist hoffentlich, wenn diese Zeile« unsre« Leser« vor Augen kommen, am Gestade der große« überseeischen Republik gelandet. Wie das Sternenbanner sich vor ihm senkt, so mag auch die schwarz-weiß-rothe Flagge vor der durch so außer ordentliche Energie und Betriebsamkeit ausgezeichneten jungen Nation sich neigen, nicht nur officiell, sondern im Sinne und nach dem Herzen de« deutschen Volke«. Wenn der wackere greise Karl Schurz bei dem Fest- mahle, da« di« deutsche Gesellschaft von New Jork dem Prinzen Hemrick giebt, seine« Trinkspruch auf die alte Freundschaft zwischen Deutschland und Amerika au«bringt, so werden wir alle im Geiste mit anstoße«. E« haben fast ein Jahrhundert hindurch Tausende von Fäden Bürger der Union mit deutschen Familien verbunden, deutscher Fleiß und deutscher Geist habe« die jungfräulichen Flure« Columbien« gedüngt, und die neu entstandene amerikanisch« Eigenart hat vermittelst ihre« deutschen Element« dazu geholfen, der deutschen TrLumernatur di« Wege de« Realen zu zeigen. Die persön lichen Fäden sind «och nicht abgerissen, die beiden Böller al« Gr- sammtheiten stehen einander al« ihrer Geschlossenheit sich bewußte, lediglich ihre nationalen Äutereffen zu Rathe ziehend« Orga- ni«men gegenüber. Sie können — die Oceane verbinde« nach einem bekannten wahre« Worte mehr al» sie trennen — al- gute Nackbarn verkehren, ihren wirthschastliche« Wettbewerb m vornehmem kaufmännischen Geiste regeln; schenken werden uu« die Amerikaner politisch und handel-politisch nicht«, uud die — trotz alledem — gegen di« Aera Caprivi nüchterner gewordene deutsch-gouvernementale Anschauung von z den Bedingungen de« Vöikerverkehr«, vor Allem aber die Zusammensetzung de» deutschen Reichstag« werden un» wohl davor schützen, daß einseitig „hinüber" gegeben wird. Der amerikanisch« Aufenthalt de« Prinzen Heinrich ist eine freundliche völkergesellschaftliche Episode, bei der journalistische« Geschäft-vertheilung muß sie aber dem Feuilletouisten-Reflort überwiesen werde« und die Geschichte wird diese Anordnung billigen. Wa« die „Nordd. Allgem. Ztg." über da« Papst- jubikäum zu sagen beauftragt war, hat selbst in unserer abgestumpften Zeit Widerspruch hervoraerufen. Selbst die „Natioualztg." wagte eine schüchterne Einwendung und der „Hannoversche Kourier" sprach von „bedingung-loser Hul digung de« deutschen ofsiciösen Blatte«". Ein populärer Au«druck wäre vielleicht besser angebracht, aber da „Huldigung" einen StandeSunterschied voranSsetzt, kann man sich mit dem Worte begnügen. Da« hannoversche Blatt findet, „von einer weisen Pflege der Beziehungen de« päpstlichen Stuhle« zur deutschen Großmacht", die die „N. A. Z." rühmte, sei „hier jedenfalls nicht« zu bemerken gewesen". Vom deutschen Standpuncl ist da« gewiß richtig, aber der Mitarbeiter der „Nordd. Allg. Ztg." stand eben nicht auf deutschem Standpunct, al» er den Satz schrieb. Die Wei«heit oder wenigsten» Klugheit Lev» XIII. ist nicht zu bestreiten. Sie hat sich aber vorzugs weise auf Kosten der „deutschen Großmacht" offenbart und der Papst, namentlich aber sein Staatssekretär Nampolla, werden über da» ihnen gespendete Lob «in spöttische« Ergötzen empfunden haben. Vielleicht fiel ihnen sogar der Au-wruch OxenstiernaS zu seinem Sohne über den Grad der Weisheit ein, mit der die Welt regiert werde. Der schwedische Staat-maun hatte dabei au weltliche Re gierend« gedacht. Man hat gegenüber dem deutsche« HuldiguuzSartikel an da» Schicksal de» Plane», in Straß- bürg eine katholisch-theologische Facultät zu errichten, erinnert. Der Hinweis ist berechtigt, da e» Rom bei der Behandlung der Angelegenheit geradezu an Achtung fehlen laßt. Praktisch ist die Sache allerdings nicht von sonder, sicher Bedeutung, daß aber der hitzige Gratulant in der „N. A. Z." auch an die offenkundige Unterstützung der revolutionären Polenpropaganda durch den Papst nicht gedacht hat, bleibt selbst für den Blasirtea bemerken-werth. Giebt eS etwa in Berlin Stellen, an denen man Polen und Wrst- preußeu al« integrirende Theile der „deutschen Großmacht" zu betrachte» aufaehört hat? Und giebt e« dort Stellen, a» denen mau nicht einmal weiß, daß der Zweibuud, der gegen Deutschland seine Spitze richtete und, soweit der eine Contraheut in Betracht kommt, stet« richtet, keinen eifrigeren Förderer gehabt hat al» Leo VIII.? Dieser Zeitungsartikel, der mehr al« Diplom atenhöflichkrit und überhaupt mehr al« Höflichkeit zu bedeuten hat, gemahnt sonderbar an den mit lutherkräftiger Feder ge schriebene« Brief, mit dem Wilhelm I. dem neunte« Piu« diente, al« dieser sich herau-genommrn hatte, al« allgemeine« Christenoberhaupt den deutschen Kaiser für sich zu reclamireo, und der Artikel giebt vielleicht auch denjenigen Protestanten zu denken, die die Besorgnisse mißbilligten, welche laut wurde«, al« kürzlich in Gotha Anzeichen dafür sich bemerkbar machten, daß der schön« Gedanke einer große« Einigung der rvauge- lisch«« Kirche« Deutschland« Gefahr liefe, ein Berliner Actioo-object von der ueumodischen Sorte zu werden. Da« Berliner gouvernemealale Zolk-Erkliricht beginnt langweilig zu werden. E« erinnert allmLhlig an die letzten, allerletzten «nd unwiderruflich letzten Vorstellungen de« Schmierendirector«. War die WillenSmeiaung, die Graf Bülow vor dem deutsche« Landschaft-rath« bekundet», ,i» letzte« Wort, warum brauchte «» Gras Posadow«ky in diese« Augrablicke zu wiederholen? Und muß jene Verkündigung de« Reichskanzler« nicht al« eine definitive angesehen werde«, so kau« die Au-laffuna de« Staatssekretär« erst recht nickt diesen Charakter beanspruchen. Da« gilt freilich nicht so sehr für di« Abweisung de« Anträge« Herold, der ja durch gelinder« AbäuderuogSauträae ersetzt «erd« kau«, al« von der AuSlassuug de« Grast» Posadowkh, di, Getreidezollsätz« der BundeSrathSvorlaa, Hilde««» di, „änßerst« Gr«zlinie", di« z» der die Reaimuv» ß»he» könnten. Dieser Ln«fpruch wird von «innn LH,ist der Press, berichtet «nd er soll in drr Thal aefalstn sein. Daß er, »st aber auch di« „Erklärung" de« Staatssekretär« überhaupt, de, einer Einigung geneigten Mitgliedern der Commission«« Abfall -er Siebenbürger Sachsen vom Ventschthvm? 9« den letzten Tagen ist wieder einmal die Frage der Lage unserer deutsche» Brüder im Südosten Ungarn», in Siebenbürgen, in de» Vordergrund getreten. Anlaß hierzu bot da« Benehmen einiger besonder« hitziger magyarischer Chauvinisten ,m ungarischen Reichstage gelegentlich der Red« de« siebtubürgtsch - sächsischen Abgeordneten Professor Lindner, in welcher dieser in maßvollster Weise und unter ausdrücklicher Betonung der unbedingten Treue der Siebenbürger Sachsen gegen den ungarischen Staat und Thron und unter gerechter Anerkennung der unga- rischen Nation al« der herrschenden die strengste Wahrung der den Sachsen seit Jahrhunderten gewährten und gesetzlich geregelten Rechte verlangte. E« kann kaum fraglich erscheinen, ob der wüste Lärm,, den auf die Zwischen- rufe jener chauvinistischen Magyaren deren Anhänger er- hoben, die Worte Lindner'« zum Theil verschlungen hat, so daß zrue« Mißverstehen seiner Rede entstehen konnte, da« die ungarisch« Presse in gewaltige Erregung versetzte — oder ob man den besonnen, klar und durckau« staat-freund lich redenden Gelehrten nicht hat vrrsteheu wollen. Auch die außer-ungarisch« Presse hat sich mit dieser unga- rischen RrickStagSsttzuug beschäftigt. Wir können unsere Mei- nuug nicht besser auSdrUckrv, ql« dadurch, daß wir unser Br- fremden darüber äußern, daß magyarischerseit« in jener Sitzung «in Vergleich gezogen wordeu ist zwischeu dpr Stel lung der polnischen Bewohner der preußischen Provinz Posen und derjenigen der Siebenbürger Sachsen im unaarischen Staat. E« liegt hier »ine, bestimmt absichtliche, Verkennung der historischen Thatsachrn vor. Wir brauchen nur kurz darauf hinzuweiseu, daß die Siebenbürger Sachsen nicht ein durch rechtmäßige Lnnectirung eine« Ländergebiete« der herrschenden Nation unterthan gemachte« Volk sind, sondern, daß sie von Ungarn« Königen in da« Land gerufen worden sind, deutsche Cultur in Volk und Boden zu verpflanzen. Und hierfür sind sie mit besonderen Rechten begabt worden, zu denen vor allen Dinge» der freie Gebrauch der deutschen Sprache, die Selbstverwaltung ihrer Kirche und Schul« ge hört. Daß st« darauf bestehen, daß ihnen diese» Recht nicht verkümmert wird, da» ist e« höchsten«, wa« in einen gerechten Vergleich mit dem Bestreben der Deutschen im Reiche ge- zogen werden kann, die darauf dringen, daß in den Theilen de« deutschen Reiche«, die ehemals zu Polenarhört haben, die polnischen antideutschen Agitationen und Wühlereien ein Ende nehmen. Doch nicht die Vorgang« im ungarischen Reichstes sind e« in erster Linie, die un« heute zu einer Abwehr iwingen, sondern die aller Wahrheit iu« Gesicht schlagende Berichterstattung eine« jedenfalls nicht von Geburt Deutschen au« Hermannstadt, eine« gewissen Herrn Marcel (MarcuS?) Argad, der sich untrrfanarn hat, der „Deutschen Zeitschrift" folgende» Märchen auszubinden: „Mit erschreckenden Riesenschritten nimmt in jüngster Zeit in gewissen (siebeobürgisch-)sächsischen Kreisen der Abfall vom angestammte» Volke und dem alten Glauben überhand. Die Sachsen, die der Magyarisirung bisher mit aller Ent- schiedenheit eatgegengetrete» waren, scheinen in ihrer eisernen Beharrlichkeit nachgelassen zu haben. Allenthalben werden Nachrichten kund, daß selbst angesehene Sachsen sich von ihren StammeSgenoffrn abgrwendet und nicht nur den guten deutschen Namen gegen einen magyarischen «ingetauscht haben, ja selbst vom Glauben abgefallen sind, um zu KatholiciSmu« oder dem reformirten Glauben überzutreten." Eine derartige Behauptung, au« der geistigen Metropole de« Deutschthum« iu Siebenbürgen kommend, muß jedrnsall« im Reiche Befremden erwecken und ist allzusehr geeignet, unsere Sympathien für die bisher so täpfer au-haltenden deutschen StammeSgenoffrn zwischen den Karpathen zum Mindesten herabzummdern, wenn nicht gar zu ersticke». Um so vringeadrr ist e« geboten, dem deutschen Volke zuzurufen, daß jene Mar eben nur rin« Mär ist, die jeder auf Thal- fache» beruhende« Begründung entbehrt. Der Jubel, den Professor Lindner'« Reich«tag«rede überall in Stadt und Dors Siebeabürgen« hervorgerufeu hat und durch den eine voll- ständige Uebereinstimmuna de« firbenbürgischen Sacksenvolke« mit der echt deutschen sowohl politischen al« religiösen Ge- sinuuug seine« Vertreter« im ungarischen Reichstag« docu- mentirr worden ist, erweist jene — kühne Behauptung de« Herrn Marcel Argad am schlagendsten al« Lüge. Nie haben die Siebenbürger Sachsen ihr Deutschthum höher geschätzt .»ad mehr geliebt, al« in diese» Zeit,«, da magyarischer Ehauvini««»- di« heiligsten Güter, die si, von de» Väter» überkommt« habe», ärger al« je befehdet. Infolge der immer stärker werdeudeu Bedräng»iß ihre« Deutschthum« schließ«« sie sich fester und fester zusanemea, und da« Bewußtsein, daß nur gemeinsame«, stand- haste« Kämpfen und AuSharreu im Kampfe doch noch zum ersehnten Ziel« der unbedingten Anerkennung uud freien Gmvährung ihrer gesetzlich bekräftigten Rechte führen karm, ist gerad« setzt stärker al« je, eben weil di« Sachsen klar erkenne«, daß eia solche« Zusammenhalte» nur durch da» gemeinsam« deutschnatiouai, Vaud er- «täglicht werd«« kann. Ma» braucht »ich» zu fräsen, welch« B«l«i»ig»ng schwerer ist, die der Bezichtigung de« Ab fall« von» »entschtn VolkStbnm od«, di« der Bezichtigung de« Abfall« vom deutschen Glauben «ad de« Urbertritt« zu« KatholiciSmu«, den» ieuer zur reformirten Kirch« würde — Her, Argad scheint sich i» eoostssionelle» Dinge» nicht einmal
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