Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.02.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190202237
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-02
- Tag1902-02-23
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.02.1902
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Schülern der hiesigen Volksschulen gezeichnet worden sind, und ladet zu deren Besichtigung ein. Während der Besichtigung gtebt Herr Zeichenlehrer Fritz Weißen- vorn, der weiter dieser 'Art von Ferienbeschüftiquttgeu, weitere Aufklärungen, vr. Beider dankte dem Herrn Weissenborn für den Eifer und das Verständniß, mit dem er diese klebnngen geleitet habe, und wies darauf hin, wie das vorliegende Ergebnis; auch Zeugnis; ablege für die gediegene Grundlage, die dem Zeichenunterricht der hiesigen Schulen in der Methode des Herrn Professor Fliuzer gegeben worden sei. Die Zeichnungen fanden, soweit Gelegenheit war, dies festzustellen, ganz allgemeinen Beifall. Darnach erhielt das Wort Herr vr. Bis ch o f f. Die Lehrmeister auf hngieinischem Gebiete sind die Wissenschaft und die Beobachtung -es täglichen Lebens. Was lehrt die letztere? Schon in der Urzeit und bei den Naturvölkern haben sich eine Summe werthvoller Erfahrungen auf- gehäuft. Diese Erfahrungen sind noch jetzt nicht zu ent behren, hauptsächlich nach der Richtung, wie wir Gesund heitsstörungen vermeiden, oder sie, wenn sie doch eingc- treten sind, beseitigen. Für die Vermeidung von Krank heiten wichtig ist die Vorbeugung durch Selbsthilfe. Da gegen die Beseitigung der Krankheiten erfolge unter Mit wirkung des Arztes, die durch die eigene Einsicht des Erkrankten zu unterstützen ist. Freilich muß man sich erst klar sein, was krankhaft ist, insbesondere, was das Leben verkürzt. Die Symptome verminderter Widerstands fähigkeit, sowie gewissen, in ihrer Schwere oft unter schätzter Krankheiten, der Korpulenz, der Herzleiden, der Zuckerharnruhr sind sorgfältig zu beachten. Auch die Ursachen der Krankheiten wollen fleißig siudirt sein: Un mäßigkeit, Unregelmäßigkeit der Lebensweise, Trägheit, Mangel an Ruhe und somit an Gelegenheit, Schädigungen wieder auszugleicheu, Einseitigkeit der Lebensführung in Folge übermäßiger Betonung der Geschäftsinteressen — woraus leicht Neurasthenie hervorgeht —, Jnfectionen als Folge von Selbstverschnldung u. A. kommen hier in Be tracht. Das führt dann auf Vermeidung dieser Krank heitsursachen, wobei oft weiter nichts nöthig ist, als Aus führung eines bloßen Entschlusses. So in Bezug ans Ab gewöhnung, auf Abhärtung, Regelmäßigkeit in den Mahl zeiten und in der Nahrung, Berufswahl und Verheira- thnng. Aber unter Umstünden wollen auch gewisse ge sundheitsschädigende äußere Umstände beseitigt sein, was Wohnung, Zuführung von Luft und Licht, Hygieine des Schlafraumes, Kleidung u. A. anbelangt. Wichtig ist hier auch die geistige Hygieine, also die Sorge dafür, daß nicht niedere Leidenschaften, sondern vernünftige Inter essen den Menschen beherrschen. Die Beseitigung von Ge sundheitsstörungen erfordert zunächst, daß wir die Ur sachen beseitigen, nachdem sie erkannt sind. Hierher gehört die Sorge für richtige Diät, geregelte Verdauung, Rein lichkeit, Bewegung, Ruhe, Hygieine der Arbeit und des Vergnügens, für Anwendung zweckentsprechender Haus mittel, rechtzeitige ärztliche Berathung. Auch wie wir uns gesund zu erhalten haben oder krank werden, lehrt uns tägliche Selbstbeobachtung. Wir sollen nicht in überängst liche Hypochondrie verfallen und in ein Asketenthum, das sich jede Anregung versagt. Die Beobachtung an Anderen lehrt uns, woran z. B. unsere Bekannten sterben, ein Punct, dem z. B. der Engländer viel sorgfältiger nachzu forschen pflegt, als der Deutsche,- woher ihre Krankheiten rührten, worin namentlich einzelne begabte Naturürzte lPrießnitzj große Erfahrungen sammelten und noch sammeln. Die ans diesen Beobachtungen zu ziehenden Schlüsse gilt es nur, richtig anzuwcnden, mit Rücksicht auf Constitution und Beruf, auf den Gebrauch der Anregungs mittel, auf den Flüssigkeitsconsum, die Neigung zu Fett ansatz, auf das Radfahren, das z. B. bei Leuten mit sitzen der Lebensweise großes Unheil anrichten kann, u. s. w. Einfach nach dem Beispiele Anderer sich zu richten, wäre hier sehr gedankenlos. Immer ist zu bedenken, daß „Eines sich nicht für Alle schickt". Trugschlüsse liegen hier sehr nahe. Einzig die Wissenschaft vermag als Leiterin solche alltägliche Beobachtungen und Erfahrungen zu vcr- werthen durch Kritik traditioneller Vorstellungen, durch Anleitung zur Ueberwindung gesundheitswidriger Ge wohnheiten und durch Erziehung des Laien zur Beachtung der hygieinischen Lehren des täglichen Lebens. Auch die Kindercrzichung muß darauf hinwtrken, daß die Gesund heit als ein heiliges Gut angesehen wird. Der Eintritt ins praktische Leben müßte auch Veranlassung geben, ge wisse hngieinische Lehren cinzuschärfen, wie das z. B. in Frankreich durch den Arzt ziemlich allgemein geschieht. Bei uns in Deutschland wirten nach dieser Richtung das Militär und die verschiedenen, für Verbreitung einer volksthümlichen Gesundheitspflege bemühten Vereine lNatnrheilvercine, Temperenzler, Abstinenzler). Diese Vereine wirken nützlich, wenn sie sich von Fanatismus und Einseitigkeit frei halten. Auch dieser Vortrag sand beifällige Ausnahme. Die Versammlung war recht gut besucht lgegen 300 Personen). Verein für die Geschichte Leipzigs. In der letzten Sitzung hielt Herr Realsckuloberlehrer vr. Franz Tetzner einen Vortrag: „Zur Volkskunde des Slawen- thums in Deutschland, besonders in Sachsen." Nach einem kurzen geschichtlichen Rückblicke gruppirte der Herr Vortragende den reichhaltigen Stoss in Forin eines Spazierganges durch die noch jetzt von slawischen Stämmen bewohnten Gebiete Deutschlands. Als die ostdeutschen Völker, theilweise von den römischen Kaisern als Hilsstruppen nach Süden gerufen, ihr Land verließen, drängten die Slawen nach. Der slawischen Ueberfluthung Ostdeutschlands wurde durch Karl dem Großen vorläufig ein Damm gesetzt, als die Saale-Elbelinie oder die Marktstraße Regensburg, Erfurt, Mägde- bürg, Kieler Bucht zur Grenze bestimmt wurde. Die Geschichte der sächsischen, salischen und staufischen Kaiser ist reich an Kämpfen mit den Slawen. Die Einführung der Burgwart, und Militärstraßen- versassung und die Einleitung der deutschen Besiedelung Ostgermaniens bracheu die ilawische Macht. ES vollzog sich ein jahrhundertelanges all» mähliches Nufgehen im Deutschthum. Innerhalb der Reichsgrenzen bewahrten indeß eine Anzahl Stämme ihre Lebenskraft. Sie er« lebten noch die Zeit, da eine zweite Elawrnwelle, di« nicht zu unter schätzende der Sachsengänger, Deutschland abermals Überflutbete. Bon diesen letzteren abgesehen, gliedern sich die slawischen nun größtentheils germanisirte« Stämme in eine baltische und eine westslawische Grupp«. Die baltische wird mit Recht als besonder« Glied neben die slawische gestellt und zerfällt in Preußen, Litauer und Letten. Von den Westslawen blieben die Masuren mit den Philpponen, die Tschechen, Mährer, Sorben, Polaben, Slowinzen, Kaschuben und Polen übrig. Dir Polabcn wohnten in dem noch jetzt so genannten hannöverschen Wendland«. Dir Rrstr ihrrr Sprach« rrhirltrn sich hier bis zum Anfänge deS >9. Jahrhunderts. Die ersten Nachrichten über diesen Volksstamm verdanken wir Leibniz. Das meiste Material aber wurde von Christian Hrnnia von Jessen orsammrlt. Er schrirb «ine Geschichte der Polaben und eia polabischrß Wörterbuch. An der Ostserküste wohnten die Obotritrn. Sie sind drr Sprach« nach ausgestorben. Als Verwandte sind nur noch die Slowinzen vorhanden, die in einer Stärke von ungefähr 200 Seelen noch jetzt als Fischer in und bei den beiden Stranddörferu Klucken und Garde lebe». Ihrem Stamme per- Lanken wir eine sehr alte slawische Literatur, Gesangbücher und einen von Pontanus verfaßten Katechismus. Weiter nach Osten zu wohnen die Kaschuben, die in Bezug auf ihre Gesinnung stark mit den Polen sympathisireu. Sie treten noch jetzt in einer Siärke von ca. 137 000 auf. An die Kaschuben schließen sich weiter östlich die Preußen, Litauer und Letten an. DaS litu- baltische Altpreußeuthum erhielt sich hier bis in die Zeiten des Großen Kurfürsten. Das wichtigste altpreußische Sprach denkmal ist Las Enchiridion des Abel Will. Nördlich von Memel wohnen in einer Zahl von ungefähr 120000 Köpfen die Litauer. Sie haben eine ziemlich bedeutende belletristische Literatur hervor- gebracht, als deren hervorragendster Vertreter Donalitius zu gelten hat. Dir litauische Sprache ist die slexionsreichste indogermanische Sprache, die noch jetzt lebt und sich ihre alten Formen rrhielt. Die Litauer selbst gehen bewußt allmählich im Deutschthum auf, bevorzugen deutsche Namen und deutsche Bildung und haben nur ein einziges Verlangen, dte Schonung ihrer Muttersprache. Noch weiter nördlich wohnen die Letten oder Kuren. Die Fischerdörfer Preil und Perwelk sind reinlettisch. Südlich von den litubaltischen Stämmen wohnen di« Masuren, die ebenso wie erstere der evangelischen Confession angehören, aber einige Gebräuche aus der katholischen Zeit sich bewahrt haben. Mitten unter ihnen leben in und bei EckertSdors die Phllipponen, eine griechisch, katholische Secte, die ihren Gottesdienst von Laien noch nach altslawischem Ritus leiten läßt. An die Masuren schließen sich nach Süden zu die Polen an, die auf circa 2'/, Millionen zu schätzen sind. Die Orte Sacken, Friedrichsgrätz, Petersgräp, Hussinetz, Großfriedrichtabor und Straußeney sind tschechische Sprach inseln, bewohnt von evangelischen böhmisch-mährischen Brüdern, die von Friedrich dem Großen angesiedelt wurden. Bei Hultschin und Kätscher bewohnen katholische Mährer ein völlig geschlossenes Sprachgebiet. Auch die in Sachsen wohnenden Sorben gleichen sprachlich dem tschechischen Bolksstamme, während die Niedersorben den Polen ähneln. Die Grenze deS sorbischen Gebietes, die früher von der Saale, dem Erzgebirge, der Queiß und der Spree gebildet wurde, hat sich mit der Zeit immer mehr verengert. Zur Jetztzeit hat sich das Sorbenthum nur noch in dem Gebiete zwischen Löbau, Schmölln, Uhyst, Kamenz, Hoyerswerda und Muskau erhalten. Jenseits der schlejsich-brandenburgijchen Grenzen finden sich noch Sorben bei Cottbus, Vetschau und Peitz. Sowohl die Ober- als auch die Niedersorben haben sich ihre Sprache, ihre Gebräuche, Trachten, ihren Gottesdienst und die eigenthümliche Anlage ihrer Wohnungen bis zur Gegenwart bewahrt. Trotzdem fühlen sie sich völlig als Deutsche. Der Vorsitzende, Herr Oberlehrer Ed. Mangner, dankte Herrn vr. Tetzner im Namen des Vereins herzlichst für die interessanten Ausführungen. Diese waren für die Hörer um so werthvoller, als Herr vr. Tetzner sich seit Jahren mit dem behandelten Stoffe be- schästigt und auf Grund alter und neuer Berichte und zahlreicher selbst ständiger Reisen, aus welchen er kürzere und längere Zeit bei der ein zelnen Stämmen wohnte und mit ihnen verkehrte,das werthvolle Material zusammenbrachte. Die Resultate dieser jahrelangen Studien sind in einem soeben erschienenen Werke „Die Slawen in Deutsch- land" (Braunschweig, Friedlich Vieweg L Sohn) niedergelegt. Es ist das erste Werk, das sich in dieser Vollständigkeit und in diesem Umfange mit den in Deutschland wohnenden slawischen Stämmen beschäftigt und für den Ethnologen, Cullurhistoriker, Literarhistoriker und Philologen eine Menge neuen, werthvollen Materiales bietet. In» Anschlüsse an de» Vortrag ermähnte Herr Professor vr. Zimmermann einige Ueberbleibiel aus slawischer Zeit, welche sich in seiner an der altenburgischen Grenze liegenden Heimath bis jetzt erhallen haben, und regte die Frage des Ursprungs der allen- burgischen Tracht an. Sowohl Herr vr. Tetzner, als auch Herr vr. Tille gaben der Meinung Ausdruck, daß diese erst in moderner Zeit ihren specifischen Charakter erhalten habe. Herr Vr. mell. Roesger gab noch einige Aufklärungen über Trachten und Ge- bräuche der Halloren. Zum Schlüsse knüpfte Herr Oberlehrer Mangner an die er freuliche Thatsache, daß eine Anzahl Vereine uns regelmäßig ihre Schriften zugehen lassen, den Wunsch, daß dieser Gebrauch seitens aller hiesigen Vereine geübt werden möge. Ebenso können alte Briese, Contracte, Rechnungen, Paßkarten u. dergl. für uns äußerst werthvoll werden. Am Mittwoch, den 5. März, wird Herr Max Näbe über „Die prähistorischen Fundstellen im Elster-Luppethal zwischen Schkeuditz und Leipzig" sprechen und seinen Vortrag Labei Lurch Ausstellung der Fundgegenstände illustriren. L. L. Vermischtes. — Suggestion bei Kindern. Gerade wie bei Erwachsenen ist auch bei Kindern häufig eine Simulation von Krankheiten zu beobachten, und nach der Ansicht unseres hcrvoragenden Kinderarztes Professor Baginsky handelt cs sich dabei um den Begriff der Auto suggestion, indem die Kinder sich selbst Vorspiegelungen machen und diese in die That überführen. So werden in der Berliner Monatsschrift „Die Krankenpflege" ans dem Kaiser - Friedrich - Kinderkrankenhaus«! verschiedene inter essante Fülle nach dieser Richtung hin mitgctheilt. Ein fünfjähriges Mädchen, das an nächtlichen Anfällen von Erstickung litt, wurde ohne jede andere Einwirkung ledig lich durch den Aufenthalt im Hospital in wenigen Tagen geheilt, ebenso ein dreijähriges Mädchen von einer Ver zerrung des Mundes, Speichelfluß und Versteifung der Hände. Ein dreijähriges Kind, das an Schmerzen in den Gliedern litt, war seit 24 Stunden unfähig zu gehen un zeigte eine starre Beugestellung beider Beine,- nach schein barer Anwendung des faradtschen elektrischen Stromes erfolgte vollkommene Heilung in wenigen Stunden. In gleicher Weise bewirkte der bloße Versuch der Anwendung des elektrischen Pinsels die Herstellung eines kranken elf jährigen Mädchens, welches mit starken Schmerzen und einem bellenden Husten ins Krankenhaus cingeltefcrt wurde. Bei einem Knaben von zehn Jahren, der bei augenscheinlich hysterischem Wesen mit Lähnnmgen der RückenmuSknlatur und des linken Beines behaftet war, genügte ein Löffel Ungarwrin mit der Erklärung, daß „es unbedingt helfen würde", um den kleinen Patienten zu heilen. — Bei solchen und ähnlichen Krankheitsformcn, von welchen sich in der „Mendelfohn'schen Krankenpflege" (Verlag Georg Reimer) noch manche andere Beispiele vor finden, handelt cs sich niemals um Störungen, welche ans materielle Veränderungen deS Nervensystems zurückzu führen sind. Ganz anderer Art ist eine Gruppe von Fällen, bei welchen thatsächlichc krankhafte Veränderungen vor liegen oder wenigstens sich psychische und physische Ano malien durchdringen. Zu diesen gehört -er sehr eclatante Fall, wo ein Mädchen von sieben Jahren nach einem Schreck Zuckungen fast aller Glieder bekam, die einen vetts- tanzäknlichcn Eindruck machten. DaS Kind verlor sogar die Sprache, büßte die Theilnahme für die Umgebung ein und zeigte Lähmungserscheinungen der Nacken- und Rückenmuskulatur. Da jede medikamentöse Behandlung ohne Erfolg blieb, entschloß man sich, einen suggestiven Einfluß zu versuchen. Die Weihnachtszeit stand vor der Thür und mit ihr die Belcheernng und der Besuch der Kaiserin Friedrich, welche die hohe Protectorin des Krankenhauses war) cs wurde dem Kinde eindringlich ge sagt, die Kaiserin dürfe rin solches Kind nicht sehen, und wenn cS in diesem Zustande bliebe, dann müßte es auch ictionator. MM. das Jahr 1901. isit !0. gSsumme. Mark. woch, l Francisco, rojnatlich, nttverpen) id Cearä) >nats, Mittwoch er: ffe 2, veg «, s«chski )«n 1. März, » Oe», Nord- ftc» Ver- größten icrschüssc S einem laGarcia) l monatlich chrplan. - in Hamburg: Kaekk. von Lein modernen Symbolismus angekränkeltes Capriccio, daö aber mit vieler Grazie durchgeführt ist. Pierrot hat ein ronll67.-vous mit Kolombine, die aber bald ei kennt, daß er nur ein sehr hölzerner Gesell ist und dafür getröstet wird durch den marmornen Gott Dionysos, der sie in sein ewiges Reich zu sich zieht. DaS Ganze ist stimmungsvoll und diese Stimmung wird durch eine dazu componirte Musik gehoben. Die andere Kleinigkeit stammt zwar von dein „Bunten Brettl" her, doch wird sie trotz dieses fragwürdigen Ursprungs dem Anschein nach über mehrere Bühnen gehen. Richard Wilde ist der Verfasser; er gab seinem Emacter den Titel „ Soiröe" und bezeichnet ihn als eine „Oberlehrerkatastrophe"; der Held ist em Oberlehrer, der eine langathmige Rede ein» studirt, und beim Einstudiren derselben von den Vorbe reitungen zu einer Soiröe fortwährend gestöit wird. Rudolf von Gottschall. Deutscher Verein für Votkshygieine. OrtsgruppeLeipzig. Am 18. M. hatte -ie Ortsgruppe ihre letzte öffentliche Wintcrvcrsammlung. Zwei Vorträge standen auf der Tagesordnung. Herr vr. nwcl. Traub sprach über M a g e n v e r d a u u u g, Herr vr. jur. Bischoff über hygieinische Lehren des täglichen Lebens. Herr vr. Traub begann mit der Bedeutung der Nahrung. Sie liefert die Kraftquelle für Aufbau und Wachöthum des Organismus, gewissermaßeu die Kohlen für die menschliche Dampfmaschine. Da Menschen fleisch aus anderen Substanzen aufgebaut wird, so muß ein chemischer Vorgang vorhanden sein, der dies besorgt. Der Organismus ist ein Chemiker und bedient sich bei seiner Arbeit chemischer Reagenzien. Die Fabrik, die ihm die Reagenzien liefert, ist er selbst. Er braucht aber nicht viele Reagenzien; denn die Nahrung hat nur drei Grund stoffe: Eiweiß, Fette und Kohlehydrate — zuckerartige Substanzen. Für diese hat er Reagenzien, für das Eiweiß sogar eins im Magen (Magensaft) und eins in der Bauch speicheldrüse. Der Magensaft wirkt nur auf Eiweiß, er löst es. Erst im gelösten Zustande kann das Eiweiß vom Organismus verarbeitet werden. Im Magensaft findet sich Salzsäure und Pepsin. Das letztere ist ein Ferment, d. h. eine Substanz, von der nur wenig nöthig ist, um eine große Umsetzung zu bewirken. Die Wirkung des Magensaftes hat man studirt mit Hilfe des physio logischen Experimentes. Daß der Magen einen Saft ab sondert, ist noch nicht lauge bekannt. Einem kanadischen Jäger war durch eine Kugel Vauchwand und Magen ver letzt worden. Die verletzten Theile heilten wieder zu, bis auf eine Oeffnung, die nun eine unmittelbare Verbindung zwischen dem Magcninnern und der Außenwelt hcrstcllte (Magenfistel). Mittels dieser Mageufistel hat nun der den Jäger behandelnde Arzt festgestellt, 1. das; der Plagen vollständig leer und trocken ist, wenn er nichts zu ver dauen hat, 2. daß er aber zu arbeiten beginnt, sowie ihm durch die Fistel Nahrung zugeführt wird. Versuche an Hunden, denen mau künstlich Magenfisteln erzeugt hatte, er gaben weiter, daß Fette und Kohlehydrate keine Ausonde- rung des Magensaftes herbeiführen und daß von der aus Eiweiß, Salzen und Extraktivstoffen bestehenden Fleisch nahrung des Hundes weder das Eiweiß selbst, noch die Salze die Absonderung anregcn, wohl aber die Extraktiv stoffe, die wir dem Fleisch bekanntlich durch Kochen ent ziehen können (Bouillon oder Suppe, Flcischertrakt). Da her dir Wichtigkeit von Bouillon und Flcischextrakt als Anregungsmittel. Die Bedeutung der Bouillon insbe sondere beruht aber darauf, daß sie auch noch andere Sub stanzen enthält. (Liebig's anfängliche Meinung, daß fein Extrakt die eigentliche Kraftquelle für den Organismus fest war also falsch, aber als Anregungsmittel behält er doch seine Bedeutung.) Neben diesen gröbsten Er scheinungen bei der Thätigkeit des Magens sind aber auch noch feinere nachweisbar: es wird nämlich stets derjenige Saft abgesondert, der am geeignetsten ist. Die Negulirung dieses Vorganges der Absonderung erfolgt aber, wenn sic nicht schon durch die Speisen selbst ausgelöst wird, durch das Nervensystem, das die Negulirung auch wieder hemmt, wenn sie daö rechte Maß überschritten hat. Nun geht ein Nerv vom Gehirn zur Magenschleimhaut, der dieser die Befehle des Gehirns bezüglich der Absonderung des Magensaftes übermittelt. Zeigt man einem Hunde Fleisch, so erfolgt auch Absonderung des Magensaftes, wenn dem Magen desselben das Fleisch nicht zugeführt wird: schon die bloße Vorstellung der Speise bewirkt also Absonderung. Das Verlangen nach Nahrung, der Appetit, ist also der jenige Zustand deS MagenS, wo schon vor Aufnahme der Nahrung Magensaft producirt wird. Dte abgesonderte Saftmengc ist direct ein Maß für den Appetit. Durchschncidct man aber den vom Gehirn zur Magen schleimhaut führenden Nerv, so erfolgt keine Absonderung des Magensaftes, wenn dem Hunde das Fleisch blos gezeigt wird. Noch stärkere Reize als durch die Vorstellung er reicht man aber durch dirrcte Reizung der Geschmacks nerven. Dnrchschneidct man die Speiseröhre, so baß also die Passage zwischen Mund und Magen unterbrochen ist und führt dann Fleifch direct in den Magen ein, so wird zwar auch Magensaft abgesondert, aber nicht so wirksam, als wenn das Fleisch bei unverletzter Speiseröhre durch den Mund in den Magen gelangt ist. Apvctit ist immer vorhanden, wenn Hunger da ist, und dieser wieder stellt sich ein, wo der Körper angestrengte körperliche Thätigkeit auSzuüben hat. Menschen mit geistiger Thätig- keit fehlt dagegen dcrHauptanrciz zur Nahrungsaufnahme. Halbstündiges Spazierengehen ersetzt ihn nicht. Man hilft sich dann mit einer gewählten Zusammensetzung der Mahlzeit (Austern, Caviar u. s. w ). Auch Regelmäßigkeit in den Essenszeiten wirkt für daö Nahrungsbcdürfniß, das Hauptreizmittel des Appetites, günstig. Dagegen soll man die Kinder nicht zwingen, gewisse Speisen zu essen, die sie nicht mögen. Wird eine Speise mit Appetit gegessen, so profitirt davon jede folgende Nahrung, die vielleicht den Appetit weniger reizt,- auch sie wird dann noch kräftig verdaut; denn der Anstoß für den Geschmacks apparat, der einmal im Gange ist, wird nunmehr auch durch geringe Reize unterhalten. Daher gehört die Pflege des Appetits zur Hygieine des Essens: Der Appetit ist ein direkter Factor der Verdauung. Nach diesem beifällig aufgenommcncn Vortrage theiltc der stellvertretende Vorsitzende, Herr vr. meck. Donnen- kalb, mit, daß der Rath für das Jugcndspiel die links von der Frankfurter Straße liegenden Wiesen zur Ver fügung zil stellen gedenke, was lebhaft begrüßt wurde. Drr Vorsitzende macht weiter ans eine Anzahl von aus gestellten Skizzen nach der Natur aufmerksam, die während der vom Verein eingerichteten Ferienausflüge von Inhaber auf, > Rechte daran erklärt und an M. sfutz für mten auf Achsen. . März 1W2, n ämmliing Lheatralilche Nuudschau. Felix Dörmann, einer der symbolistischen Lyrikcr und Decadenten Jung-WienS, der in letzter Zeit von der Donau an die Spree übcrgesiedelt ist, hat es hier erreicht, daß die Hofbiihne sein „Abenteurerdrania": „Der Herr von Abadessa" zur Ausführung brachte. Der Dichter wurde mehrfach hervorzerufen; doch machte sich auch eine lebhafte Opposition geltend. Wenn man die Summe der Berliner Kritiken zieht, so ist das Stück eines jener neuromantischen Dichtungen, welche mit etwas Nietzsche versetzt sind und in denen der llebermcnsch spukt, in Gestalt eines jener Abenteurer, welche um daS Jahr >000 v. Chr. Kronen stahlen und Reiche gründeten, freilich Duodezkronen und Duodezreiche, nicht jene größeren Reiche, wie sie die Normanen an den Gestaden des mittelländischen Meeres gründeten. Da herrscht in Abadessa ein würdiger Alter, Jutromir, der zwar nicht die blaue Blume der Romantik im Knopfloch, aber ein blaues Schwert in der Scheide trägt. Der Enkel dieses schwert gewaltigen Machthabers, Vito, ist aber aus ver Art ge- schlagen; er hat etwas vom Dekadenten, und als ein kühner Abenteurer Daleatino in daS Land einbricht, da wird dieser der siegreiche Herr von Abadessa. Das ist nun der Held des Dramas, der Uebermensch, mit dem starken Willen, der Mensch der Gewalt und des Genusses, der Alles zu seinen Diensten zwingt. Ein Mädchen, Gina, das ihm in Liebe gefolgt war, stößt er von sich und sie nimmt sich daö Leben; ein stolzes Weib, Medusa, erhöht er zu sich, doch sein rastlos stürmischer Geist treibt ihn fort und auch diese Schöne will er verlassen. Doch Medusa ist keine Gina, sie ersticht den Treulosen und steckt daS Schloß in Brand und in den Flammen geht sie zugrunde. Schon aus der kurzen Skizze deS Inhalts geht hervor, daß dies in der That ein „Abenteurerdrania" und diese Bezeichnung, die der Titel angiebt, keineswegs un berechtigt ist. Beiläufig bemerkt, werden solche Titel bezeichnungen, die an sich von fraglichem Werth sind, jetzt Mode; nur brauchen wir an Hartlebcn'S „Osficiers- lragvdie" zu erinnern. Die Diction deS Dörmanu'schen Stückes hat den klangvollen Wohllaut der Verssprache, durch den sich die Symbolisten von den Naturalisten unterscheiden; Loch entspricht der geistige Inhalt nicht immer dem volltönenden Wort. Was die Charaktere betrifft, so wird Wohl die Kritik der „Berliner Börseuzeitung", welche von Pappfiguren spricht, allzu scharf sein. Jedenfalls muß der Valentins jugendliches Ungestüm haben, Blut und Feuer; sonst würde Herr MatkowSky nicht in dieser Rolle geglänzt haben. Frl. Poppe spielte die Medusa, eine Heroine, welche auch gewiß Vieler Darstellerin eine willkommene Aufgabe war. DaS Drama Dörmann'S hatte in Wien einen Theil des BaucrnfeldprriseS erhalten. Dieser Preis, der den Namen eines Lustspieldichters trägt, ist also zum Theil einer Tragödie höheren Stils zuerkannt, während der Grillparzerpreis an moderne Stücke vergeben wird. lieber seinen Studien Lucians und der Erhebung de alten Satyrikers zum Dramatiker der Gegenwart hat Paul Lindau den Dichter nicht vergessen, dem er den Haupterfolg seiner Direction verdankt, und so ging am Berliner Theater ein älteres Stück Björnson'S: „Daruley" in Scene, ohne indeß einen größeren Erfolg davon zu tragen. DaS Drama: „Königin Maria in Schott land" stammt aus dem Jahre 1864, ist aber auch an ven nordischen Bühnen ohne dramatische und theatralische Wirkung geblieben. Die schöne Sünderin und Verbrecherin so bedeutsam auf die Bühne hinzustellen, wie Schiller die noch immer schöne Büßerin und Dulderin hingestellt hat, ist späteren Dichtern nicht gelungen, so oft der Versuch bei den großen Verlockungen des Stoffe« gemacht wurde. Swin- burne's Monstredrama „Bothwell" (1874) war im ersten Theil eine matte Wiederholung seines früheren DramaS „Chastelard" (1865), welches die wahnsinnige Liebe LeS Ritters und Dichters Chastelard zu Maria Stuart behandelt, der er nach Schottland nachreiste; er hatte sich in ihr Schlafzimmer eingeschlichen und mußte Lies mit dem Leben büßen. Der zweite Theil hat große Züge, besonders der dämonische Charakter Bothwell'S tritt fesselnd hervor. Von deutschen Dichtern, welche die Vor geschichte der Schiller'schen Tragödie dramatisch behandeln, erwähnen wir Hans Koster, dessen „Maria Stuart" 1842, und LudwigSchne ega n s, dessen „Maria, Königin von Schott land" 1868 erschien. Auch hier ist Bothwell der dramatische Held. DaS ist der Fehler des Björnson'schen Dramas, daß er sich einen passiven Charakter, einen Daruley, einen tod geweihten Schwächling zum Helden gewählt bat. Auch ver mißt man in diesem Stücke die dramatische Energie und die psychologische Vertiefung, welche dem norwegischen Dichter sonst eigen sind. Am königlichen Wilhelmatheater in Stuttgart ist ein Drama von F. Albert: „Sehnsucht" mit Beifall ge- gegebrn. Der Verfasser wurde am Schlnß hervorzerufen; doch «r erschien nicht. F. Albert ist ein Pseudonym und nur drr Intendant kennt den wahren Namen des Verfassers, der keineswegs ein unerfahrener Neuling aus dem Gebiete der dramatischen Production ist; denn die Technik des Auf baues wird gerühmt und da der Stoff keineswegs den Reiz der Neuheit hat, so muß allein der Erfolg Wohl der ge schickten Behandlung zugeschrieben werden. Der Held ist ein Gelehrter, der nach zrbnjahrigerglücklicherEheausLiebezu einer j ungen Schauspielerin bereit ist, seineFamilienbande zu listen, doch ein wohlmeinender Freund verhindert die Katastrophe, indem er den Gelehrten davon überzeugt, daß mehr die Sehnsucht nach einer Leidenschaft als diese selbst sein Herz bewegt, und auch die Künstlerin war zu einem Verzicht zu bewegen. Jetzt erwacht in dem Herzen deS Gelehrten wieder die Sehn sucht nach seinem häuslichen Glück. Obschon es nur Seelen zustände und Stimmungen sind, die uns vorgeführt werden, so weiß uns doch drr Verfasser in Spannung zu halten. Der geistreiche, oft satyrische Dialog wird von ver Kritik gerühmt. Wir haben noch über zwei originelle dramatische Kleinig keiten zu berichten. Der Schwank: „Familie Schmierke" von Gustav Kade Iburg hat am Hamburger Thaliatheater sehr ge- fallen: rS ist die bekannte BormundSgeschichte, welche der Dichter bereit- in einem Einacter behandelt hatte; doch cs that ihm leid, diesen Stoff und besonders den Helden desselben, den Herrn Kuli-ki, so kurz abgesertigt zu haben — eS läßt sich mehr Capital daraus schlagen, — und so ist denn rin breit auSgeführter Dreiakter aus jenem Einacter geworden. ES liegt darin eine Mahnung für die Schriftsteller, ihre Stoff« anfang» nicht in einer zu condenstrten Dosis zu verabreichen. Dabei kann die drama tische Apotheke nur Schaden leiden. Wir baden noch über zwei originelle Kleinigkeiten zu be- richten, Einacter, welche merkwürdia« Titel führen. Der erste: „Herbstzauber" von Rudolf PrrSber, am Königlichen Theater in Wiesbaden mit Erfolg apfgeführt, wird von dem Autor al» ein „Moadschrinscenchen" bezeichnet; rS ist ein zwar M. 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