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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.03.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020311018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902031101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902031101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-03
- Tag1902-03-11
- Monat1902-03
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1774 sollte ferner in einem „Minimalprogramm" den sociali- stischen Abgeordneten die Verpflichtung auferlcgen, gegen die M i l i t ä r a u S g a b e n zu votiren. In dem zur Annahme gelangten Minimalprogramm jedoch steht davon nichts, sondern nur Folgendes: „Verzicht auf jeden Angriffskrieg und auf jede Allianz, die nicht zum ausschließlichen Zweck den Frieden hat." Natürlich ist hiermit eine Hinterthür zu Gunsten des Bündnisses mit dem absolutistischen Zaren weit aufgcthan! Zu Gunsten desselben Bündnisses hat der Congretz zu Tours auch darauf verzichtet, das Verhalten der socialistischen Depu- tirten bet der Abstimmung über die Crcdite für den Zarenempfang zur Sprache zu bringen. Man sieht an allen diesen Punctcn, wie sehr cs bei der franzö sischen Socialdcmvkratic mit dem Internationalismus hapert. -ff- Berlin, 10. März. (Verhütung der Be erdigung S ch e i n t o d t e r. j Neuerdings sind wieder Petitionen an den Reichstag gelangt, die durch den Erlaß reichsgesctzlicher Bestimmungen cs numöglich gemacht sehen wollen, daß schcintodte Personen begraben werden. Nach Regierungserklärungen ist die thatsäch- liche Lage auf diesem Gebiete gegenwärtig die, daß zur Verhütung der Beerdigung Schcintodtcr die in den einzelnen Bundesstaaten erlassenen Polizeiverordnungcn über das Begräbnißwesen dienen. In diesen Verord nungen ist in der Regel vorgeschricbcn, daß die Be erdigungen Nicht ohne Vorwissen der Polizeibehörden und nicht vor Ablauf eines gewissen Zeitraumes nach dem Ableben der verstorbenen Personen erfolgen dürfen. Vielfach machen die Polizeibehörden die Ertheilung der Bccrdigungserlaubniß von der Beibringung eines ärzt lichen Ältestes oder einer sonst glaubwürdigen Bescheini gung über die Todesursache abhängig. Nach 8 367 Ziffer 2 des Reichs-Strafgesetzbuchs ist mit Strafe bedroht, wer den polizeilichen An ordnungen über vorzeitige Beerdigungen entgegen handelt. In denjenigen Thcilen des Reichs, wo die Leichenschau cingcführt ist, also in Bayern, Württemberg, Baden, Hessen, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Coburg und Gotha, Bremen und Hamburg, bietet außerdem die Be sichtigung der Leichen durch die Leichenschauer Schutz gegen das Lcbendigbegrabenwerdcn, insofern die Leichen schauer verpflichtet sind, vor Ausstellung des Todten- scheines sich von dem wirklich erfolgten Ableben zu ver gewissern. Auf Grund der Neichsvcrfassung würde die Regelung der Bestattung von Leichen von Reichswegen zulässig sein. Regierungsseitig wird nur das Bedürfniß dafür nicht anerkannt, und zwar auch deshalb, weil die in -er Presse auftretenden Mittheilungen über die Be erdigung Scheintodter in der Regel unzutreffend oder mindestens entstellt sind. Wenn in Berlin im Jahre 1892 27, im Jahre 1893 36 und im Jahre 1894 33 Prämien für richtig erkannte Fälle von Scheintod behördlicher, seits zucrkannt worden sind, so hat cs sich hierbei nicht um Fälle gehandelt, in denen Personen unmittelbar der Gefahr des Lebendigbegrabcnwerdens ausgesetzt waren, sondern um Vorgänge, bei denen Verunglückte, z. B. ins Wasser gestürzte oder durch Erde verschüttete Per sonen, anscheinend bereits todt waren, durch rasches Ein greifen hilfsbereiter Mitmenschen aber am Leben er halten werden konnten. Die Petitionscommission des Reichstages, die sich mit dieser Frage befaßt hat, hat Ueberweisung der Petition an den Reichskanzler zur Kenntnißnahme beschlossen. (-) Berlin, 10. März. (Telegramm.) Zur gestrigen FrübstückStafel beim Kaiserpaare waren geladen Prinz Eitel Friedrich, Prinzessin Feodora von Schleswig-Holstein und Generalintendant Graf Hoch berg, der nach der Tafel dem Kaiser Vortrag hielt. Nachmittags besuchte der Kaiser daS Atelier des Grafen Goertz-Schlitz und dasjenige des Bild hauer- Ferdinand Lepke. Zur Abendtafel waren geladen Prinz Eitel Friedrich und Prinzessin Feodora von Schleswig-Holstein, sowie au- der früheren Umgebung deS Kaisers Wilhelm I. die Generaladjutanten v. Werder und Fürst A. Radziwill, die Generale v. Loucadou, v. Strubberg und v. Brauchilsch, Ober-Hof- und HauS-MarschaU Graf A. Eulenburg, Vice- Oberceremonienmeister v. d. Knesebeck und Hofmarschall Freiherr v. Reischach. — Heute früh besuchte der Kaiser da- Denkmal der Königin Luise im Thiergarten. Von 9»/, Uhr ab hörte der Kaiser den Vortrag des Chefs des Civilcabinets. Heute Abend gedenkt der Kaiser, wie bekannt, beim Bot schafter Grafen Lanza zu speisen und demnächst nach Wilhelms haven abzureisen. Im Gefolge des Kaisers werden sich be finden Generalleutnant v. Kessel, Generalmajor v. Loewenfeld, Capitän z. S. v. Usedom, Oberstleutnant Freiherr v. Berg, Hofmarschall v. Trotha, Oberstabsarzt vr. Jlberg und der Ches des MarinecabinetS Vice-Admiral Freiherr v. Senden-Bibran. (-) Berlin, 10. März. (Telegramm.) Die „Nordd. Allgem. Ztg." meldet: Der Reichskanzler hat dem Bund eSrathe den Entwurf eines Gesetzes, betr. Abänderung de- 8 7 der Strafproceßordnung, vorgelegt. Pretz- vergehen müssen danach bei Erzeugnissen der periodischen Presse dort, wo die Druckschrift erscheint, verfolgt werden. Nur im Wege der Privatklage soll die Verfolgung auch am Wohnorte d es Verletzten, doch nickt an dritten Orten geschehen können. Der fliegende Gerichtsstand der Presse würde damit im Wesentlichen als beseitigt gelten können. (Wie die „Köln. Ztg." zu derselben An gelegenheit hört, ist wohl zu erwarten, daß diese hocherfreu liche Vorlage bald nach Ostern an den Reichstag gelangen und dort eine schleunige Erledigung finden wird. Red.) S Berlin, 10. März. (Telegramm.) Die „Nordd. Allgem. Ztg." meldet: Der Reichskanzler Graf v. Bülow muß wegen eine- leichten Fnftucnzaanfalles da- Zimmer hüten. L. Berlin, 10. März. (Privattelegramm.) Der an gekündigte Antrag der konservativen Fraktion VeS Abgeord netenhauses, die Staatsregierung aufzusordern, für die von der Zolltariscommission deS Reichstags gewünschte Ver stärkung der landwirthschaftlrchen Schutzzölle über die Vorlage hinaus einzutreten, ist noch nicht zur Ausgabe gelangt. Wie bekannt, ist er von der Mehrheit der Centrumsabgeordneten mitunter schrieben, während die Freiconservativen bisher ihre Unterschrift versagt haben. Es heißt, daß die Meinungen in der freiconservativen Fraktion sehr getheilt sind. Offen bar warten die Conservativen mit der Ausgabe ihres An trag- auf eine nochmalige Entscheidung der Freiconservativen, hie für heute Abend in Aussicht stehen soll. Im Abgeordneten danse bezweifelt man, daß der Antrag noch vor Ostern zur Brrathung kommt. (Nat.-Ztg.) (-) Berlin, 10. März. (Telegramm.) Die Verbreitung der in Krakau erscheinenden Zeitschrift „EzaS", sowie der in Lemberg erscheinenden Zeitschrift „Tjtenntk PolSkt" ist auf die Dauer von zwei Jahren verboten worden. — Betreff- der Gewährung einer Entschädigung für die Mitglieder der Äolltarifcommisston während der Sommer- Vertagung des Reichstag- hatte Graf Posadowsky in der Commission erklärt, daß er zwar über die Stellungnahme de- BundeSratheS zu dieser Forderung keine bindende Er klärung abgeben könne, daß aber nach seiner persönlichen Auffassung gegen den Erlaß eine- entsprechenden Gesetze- kein Bedenken geltend gemacht werden könne. Wie die „Kreuzztg." hört, besteht die Absicht, die Entschädigung nicht in der Form von Tagegeldern, sondern in derjenigen eines Pauschquantum- zu gewähren. Diese war bekanntlich in den siebziger Jahren für die Mitglieder der damaligen Justizcommission gewählt worden; e- fragt sich indeß, ob sie jetzt im Hinblick aus Len nothwendigen Wechsel der Mit glieder der Zolltariscommission, je nach den Gegenständen der Brrathung, durchführbar wäre. — Selbst ei» Zoll von 7,SO -E würde die Lündlerffch« Agitation noch nicht beschwichtigen. In einer Bundes versammlung in Schlochau erklärt« der BundeSagitator Fritz Bley nach der „Ostd. TageSztg.": „Der Bund hat leider inzwischen di« Ueberzeugung gewinne» wüsten, daß ein Getreidezoll von 7,SO ^tl auch nicht auS- r« ich en wird, um di« Landwtrthschaft rrntabrl zu mach», da ja die gering« Zollerhöhung durch di« bedentead« Frachtermäßigung für ausländische Getreide wieder aufgehoben werde. Maa werd« in Zukunft 10 bi- 15 ^l Zoll f ordern. Auf dem Gebiete der Tarifermäßigungen ständen den Landwirthrn noch unliebsame lieber» raschungen bevor. Vielleicht würden gerade im gegenwärtigen Augenblicke jenseits de-Oceaa« im Dusel der Begeisterung Tarife abgeschlossen, welche die deutsche Landwtrthschaft dem Unter gänge preiSgeben." Also 10 bis 15 Zoll — Es ist die alte Geschichte! Gebt dem Bund 15 und er wird 25 verlangen, denn er lebt ja davon, mehr und immer mehr zu verlangen. All dem letzten Satz geht übrigen- auch hervor, wie di« Bündler über die Amerikareise de- Prinzen Heinrich denken. (-) Apenrade, 10. März. (Telegramm.) Wie der „Neue Apenrader Anzeiger" meldet, ist der hresige Bade anstaltsbesitzer Fischer, einer der Hauptleiter der dänischen Agitation, au-gewiesen worden, nachdem e- sich herauS- gestellt hatte, daß Fischer seiner Zeit für Dänemark optirt hat. * Bremen, 10. März. Zum nächsten Freitag ist ein kurzer Besuch deS Kaiser- angrsagt. Die Vorbereitungen dazu sind größer als sonst bei ähnlichen kurzen Aufenthalten deS Kaisers hierselbst. Die Kriegervereine werden Spalier bilden. Im Rathskeller findet ein Frühstück statt. E» ist das der erste Besuch, den der Kaiser Bremen nach seiner Verletzung durch ein geworfenes Eisenstück abstattet. * Eisenach, 9. März. Der Kaiserbesuch auf der Wartburg wird für die Tage vom 20. bi» 23. April er wartet. (Magdeb. Ztg.) v. Weimar, 10. März. (Privattelegramm.) Der Land tag lehnte die Begründung eine- Forstreservefond» ab und genehmigte die Erhöhung der Schuldverschreibungen der Landescredttcaj se von 22 aus 25 Million» Mark. (D Kaiserslautern, 10. März. (Telegramm.) Die „Pfälzische Presse" meldet aus Speyer: Der deutsche Kronprinz traf heute Nachmittag 2 Uhr 40 Min. hier ein und wurde am Bahnhof vom Regierungspräsidenten Freiherrn von Welser empfangen. Nach kurzer Be- grüßung fuhr der Kronprinz in Begleitung deS Regierungs- Präsidenten nach dem Dom, wo er wahrend dreiviertel Stunden die Kaisergräber besichtigte. Von dort besucht« der Kronprinz die Protestationskirche. Eine Einladung d«S Regierungspräsidenten zu einem Imbiß mußte wegen de« kurzen Aufenthaltes abgelehnt werden. Das Publicum be grüßte den Kronprinzen bei seiner Ankunft mit Hochrufen. Um 4 Uhr 40 Min. setzte der Kronprinz die Reise nach Heidelberg fort. * München, 9. März. In der k l e ri ka le n Presse wird Lärm geschlagen, daß der Cultusminister eine Dame in den Staatsdienst ausgenommen habe, nämlich als Volontärin an der königlichen Hof- und Staats bibliothek. Auch das Alter der Dame wird an gegeben (38 Jahre). Ferner wird geklagt, Laß absolvirte und diplomirte Candtdaten der Candtdatin hätten weichen müssen, die kein Gymnasialreifezeugniß, keine akademische Examina habe und deren publtctstische Pro duction (sie ist Herausgeberin der Zeitschrift „Völker schau", Verfasserin des „Tagebuches einer schwäbischen Philosophin") vollgiltig darthäten, -aß ihr jede für den Bibliotheksdienst erforderliche wissenschaftliche Schulung und Methode abgehe. Die liberale „Augsb. Abend zeitung" erklärt dagegen, daß die Dame ihre Studien an der Universität in Rom gemacht und sich dort -en philo sophischen Doktorgrad erworben habe. Der Eultus- minister habe sie vorerst nur zur Probedienstleistung ein gewiesen, mit der Absicht, sie später in der Bibliothek zn beschäftigen. Eine Anstellung im Staatsdienst sei das noch nicht. Allem Anschein nach wird die Sache im Land tag zur Sprache kommen. Nicht uninteressant ist es, daß die Dame die Schwester des Regens des bischöflichen Klerikalseminars in Dillingen ist. Da hat also der Cultusminister mit einem Entgegenkommen nach kleri kaler Sette bei den Klerikalen selbst Anstoß er regt. Frankreich. * Eaen, 10. März. (Telegramm.) Nach einer gestern von Mercier abgehaltenen Versammlung kam e» zu Straßen- kundgebungen. Mercier wurde beim Verlassen deS Saales mit Beschimpfungen empfangen; r- kam zu Raufereien zwischen Nationalisten und Republikanern, wobei die Polizei einschreiten mußte. Italien. Los »o» R,«r Dieser Ruf erschallt seit einiger Zeit auch in Italien, der Heimath und -em nächsten Wirkungskreise des Papst- thums selbst. Schon von Alters her giebt es in Piemont 15 Waldenser-Gemeinden, die neuerdings sich kräftig ent wickeln und ausdehnen. Sodann ist protestantischer Gottesdienst nunmehr in nahezu 300 Ortschaften ein gerichtet, darunter auch in Rom, unter den Augen des Papstes selbst, der vergebens darüber jammert, daß er nicht mehr die Macht hat, ketzerische Kirchen und Schulen zn vernichten. Dazu kommt die katholisch-italienische Kirche, die von dem früheren Domherrn in St. Peter, Graf Heinrich von Campello, in Verbindung mit anderen ausgetretenen Priestern (der Kapuziner Andrea d'Altagene, der römische Stadtpfarrer Cruciani, Mon signore Saverese u. A.) im Anfang -er achtziger Jahre gegründet worden ist. Im Laufe der Jahre schlossen sich andere Geistliche an, so der frühere Hausprälat PiuS' IX., Monsignore Reiner, Don Miraglia u. A. Die Kirche zählt jetzt 12 Gemeinden. Die englischen Wesleyaner sind seit 1861 sehr thätig; sie haben jetzt 52 Gemeinden und Stationen. Die amerikanische Episkopal-Methodisten- kirche zählt 12 Gemeinden mit 40 Stationen und einer großen Anzahl Schulen; die vereinigten Baptisten haben 31 Haupt- und 50 Nebcnstationen. Fünf kirchliche Ge meinschaften, die Waldenser, die evangelische italienische Kirche, die Methodisten, die Wesleyaner und die Baptisten haben am 20. Juni 1901 in Rom eine Art von Conföde ration der italienischen Protestanten geschloffen, die ihren sichtbaren Ausdruck in einem „Evangelischen Kirchenrath Italiens" (Oonsäglio Lvavgelico ck'Itaiis) findet. Gründe, Fortschritte und Aussichten dieser religiösen Bewegung werden lebendig und anschaulich in der Schrift „Die Los von Rom-Bewegung in Italien" vom Oberpfarrer K. Rönnecke geschildert, die im Verlage von I. F. Lehmann in München erschienen ist. MMSr irn- Mariae. * Stuttgart, 10. März. Der von der Stellung al« comman- direndrr General de« 13. (königl. württembergisck») LrmeecorpS rntbobene preußische General der Infanterie Freiherr von Falkenhaulea hatte schon vor längerer Zeit ein» mehrmonatig» Urlaub zur Wiederherstellung seiner Gesondheit erhalt». Während ein,- großen THeils seiner Dienstzeit «ft Fehr. v. Folkenhausen im Generalstab« thätig gewesen. Am 27. März 1894 zom Oberst- quartiermeistrr ernannt, wurde er daraus Director d«S Allgemeinen KriegSdepartementS im Krieg-Ministerium und stellvertretender Be vollmächtigter zum BundeSrath. Am 16. Juni 1896 zum General leutnant befördert, erhielt er am 27. Januar 1897 da» Commando der 2. Garde-Jnfanterie-Division und wurde am 25. März 1899 an die Spitz« de» 13. (königl. wtlrttembergisch») Armeecorp« gestellt. Di, Enthebung von sein», Poste« ist übrigen« unter Verleihung eine- hohen Orden« erfolgt. * Der Lommaudeur der zweiten Torpedo-Abtheilung, Korvetten- capitän Bauer, ist im Alter von 41 Jahren in Wilhelmshaven gestorbeu. Er gehörte al« Rangältester dem Jahrgang 1879 dr- SeeosficiercorpS an und befehligt« zuletzt zur Zeit der China-Wirren auf der ostasiatischen Station den kleinen Kreuzer „Geier". Von Geburt war er Württemberger. Sachfischer Landtag. Zweite Kammer. fi, Dresden, 10. März. 66. öffentlicheSitzung, Mittags 12 Uhr. - Vorsitzender: Präsident Geheimer Hofrath vr. Mchnert. Am Regier« ngstische anwesend Staatsministcr v, Mctzsch und mehrere Regierungscommissare. Tagesordnung: 1) Schlußberathung über Cap. 64, 67, 69, 71 und 72 des ordentlichen Staats haushaltsetats für 1902/03, Departement des Innern betreffend. (Berichterstatter Abg. Harter- Neudörfchen). Die Aufsicht über Gewerbe-unü Dampf, kesselanlagen (Cap. 64) verursacht nach Abzug von 118 000 Einnahmen s-s- 3000 ^tl) einen Aufwand von 129 000 t— 10 800 ^X). Bon den Expedientenstellen mit durchschnittlich 1300 sollen zwei in Sekretärstellen mit durchschnittlich 3000 und zwei in Bureauassistenten stellen mit durchschnittlich 2000 umgewandelt werden. Der Zuschußbedarf der Technischcn Dcputa - tion (Cap. 67) ist mit 14 200 beziffert, wie seither. Für das Statistische Bureau (Cap. 69) sind 191 700 (— 710 ^t!) als Zuschuß veranschlagt. Neu ein ¬ gestellt sind bei einem besonderen Titel 6000 sür sta tistische Arbeiten zu Rcichszwecken (vom Bundesrathe an geordnete Arbeiten), da sich diese mit einer gewißen Regel mäßigkeit wiederholen und cs sich schon der Uebersichtlich- keit wegen empfiehlt, den hierdurch entstehenden be sonderen Aufwand auch durch einen besonderen Titel nach zuweisen. Für Militärersatz- und sonstige Mili tär-Angelegenheiten, in denen die er wachsend en Ko st enausMilitärcasscnnicht übertragbar sind (Cap. 71), sind 80 000 und zu allgemeinen Ausgaben bei -em Departe ment-esJnnern (Cap. 72) 15 000 eingestellt, wie seither. Die Finanzdeputation beantragt bei Cap. 64 die Einnahmen mit 118 000 .L. die Ausgaben mit 247 000 bei Cap. 67 die Einnahmen mit 900 ^t!, die Ausgaben mit 15 100 ^t!, darunter 400 ^t! transitorisch nach -er Vorlage zu bewilligen, bei Cap. 69 (Statistisches Bureau) die Einnahmen nach der Vorlage mit 11 510 zu genehmigen, die Ausgaben in Tit. 2 iBesol- düngen) unter «-Minderung der Einstellung an 130 860 um 450 ^tl, demnach mit 130 410 und in Tit. 3 bis mit 11 mit 72 350 darunter 60li0 transitorisch nach der Vorlage zu bewilligen; bei Cap. 71 nach der Vor lage die Ausgaben mit 80 000 und endlich bei Cap. 72 nach der Vorlage die Ausgaben mit 15 000 zu be willigen. Abg. Ehredt-Glauchau (natl.) wünscht unter Bezug nahme auf -en 8 105k der Gewerbeordnung, daß bezüglich -er Gestattung der Sonntagsarbeit in besonders dringen den Fällen eine größere Einheit der Anschauungen im Lande herbeigeführt werden möchte, und daß den Fabrik- inspectoren eine Directive gegeben werde, in dieser Frage nach einheitlichen Grundsätzen zu handeln, jedenfalls aber -en genannten Paragraphen nicht.so rigoru« zu nehmen. Abg. Gleisberg-Grimma (natl.) wendet sich gegen die vorgeschriebene Anbringung von Ausrückevorrichtungen bei Walzenstühlen. Einen Nutzen von einer derartigen Vorschrift könne er nicht erblicken, denn die Walzcnstühle seien mit einer solchen Accuratesse und Vorsicht gebaut, daß thatsächlich nichts passiren kann und Unglücksfälle durch Walzenstühle in der That zu den größten Selten heiten gehören. Abg. vr. Bogel-Dresden (natl.) ersucht die Regierung um Auskunft, welche Erfahrungen mit dem Institut der weiblichen Fabrikinspectoren gesammelt worden sind. Abg. Preibisch-Reichenau (natl.) schließt sich dem Vor redner an und hält die Einstellung eines größeren Be trages für nothwendig, denn mit den sür die weiblichen Fabrikinspectoren aufgeworfenen 2000 könne wohl wenig erreicht werden. Staatsminister v. Metzsch erklärt, daß mit der An stellung von weiblichen Assistenten bei den Fabriktnspecti- vnen auf Wunsch der Stände bisher nur ein Versuch ge macht worden ist. Bisher seien 5 derartige Assistentinnen zur Verwendung gekommen, Ein abschließendes Urtheil über die dauernde Zweckmäßigkeit der Verwendung weib licher Fabrikinspectoren in Sachsen lasse sich indes heute noch nicht geben. So viel bis jetzt aus den Berichten her vorgeht, ist an einzelnen Stellen ein zufriedenstellendes Ergebniß zu constatiren gewesen, während an anderen Stellen noch Vieles zu wünschen übrig blieb Wenn der Abg. Preibisch darauf hingewiesen habe, daß die einge stellte Position nicht hinreichend sein könne, so habe derselbe Recht, da eS sich aber zunächst doch immer nur um einen Versuch handle, so habe die Regierung geglaubt, eine höhere Position nicht einstellen zu sollen. Dem Abg. Ehredt entgegne er, daß eS ungemein schwer fallen dürfte, allge meine Directtven in der von dem Herrn Abgeordneten gewünschten Weise zu treffen, für Fälle, wo ein jeder anders liegt und für jeden sehr verschiedene Voraus setzungen zutreffend sein können. Er beruhige aber den Herrn Abg. Ehredt insofern, daß eS ganz den Jntcnsionen der Negierung entspricht, wenn bet aller Wahrung der strengen Grundsätze doch immer in vorkommenden prä gnanten Fällen jede mögliche Coulanz durch die Behörden beobachtet wird. Bezüglich der von dem Abg. Gleisberg gestreiften Entbehrlichkeit der Ausrückungsvorrichtungen bei Walzenstühlen bemerke er, daß allerdings in Sachsen eine Vorschrift für Anbringung solcher Vorrichtungen be steht, daß aber, wenn eS sich um alte Betriebe handelt, Dispensation ertheilt werden wird. Abg. vr. Bogel-Dresden ist durch die Erklärungen des Herrn Ministers bezüglich der weiblichen Fabrikinspcc- toren nicht ganz befriedigt. Es müsse doch irgendwo in unserer Organisation nicht alles auf der Höhe sein, wie in anderen Staaten. Er halte eS für dringend wünschens- werth, daß dieser Angelegenheit etwas mehr Aufmerksam keit zugewendet würde. Abg. Gräfe-Annaberg bemerkt zu Capitel 69, daß bei den statistischen Uebersichten über die Bewegung der Spar- caffcn vom königlichen Statistischen Bureau auch die Privatsparcaffen mit ausgenommen worden sind. Dies hat in der Erzgebirgischen Bevölkerung die Meinung her vorgerufen, daß von staatlicher Seite eine gewisse Garantie für die Einlagen bei diesen privaten Caffcn geleistet wird. Er bitte daher, die Privatsparcaffen nicht mehr aufzu nehmen, damit diese Meinung nicht noch weiter verbreitet wird. Den Anträgen der Finanzdeputatton entsprechend wurden hierauf sämmtliche Capitel einstimmig be willigt. 2) Schlußberathung über die Petition des vormaligen Wagenrückervormannes Arthur Pc st er in Oberfroh na um Erhöhung seiner Unfall rente (Berichterstatter Rittberger -Limbach). Die Deputation beantragt, nachdem das Finanz- Ministerium in der Deputation sich bereit erklärt hat, dein Petenten eine weitere monatliche Znschutzrentc von je 10 A zu gewähren, sodaß er in Gumma 840 IE per Jah< erhalten würde, die Petition der königlichen StaatSregierung zur Kenntnißnahme zu überweisen. Ohne Debatte und einstimmig wird demgemäß beschlossen. 3) Schlußberathung über die Petition de» Gemeindevorstandcs Meißner in Krippen und Ge noffen um Genehmigung zur Errichtung eines Bergrestaurants auf dem großen Zschirn« stein (Berichterstatter Abg. Braun-Freiberg). Die Deputation beantragt, nachdem das Finanz- Ministerium entschieden hat, daß der Errichtung des frag lichen Restaurants aus forstwirthschaftlichen Gründen Be denken entgegenstchcn, die Petition Meißner's auf sich be ruh e n zu lassen. Auch dieser Antrag wurde ohne De batte und einstimmig angenommen. NächsteSitzung: morgen, Dienstag, den 11 Mär-, Vormittags 10 Uhr; Tagesordnung: Gesetzentwurf, die Freilassung der Verstümmclnngs- und Kriegszulagcn, sowie der mit Kriegsdecorationcn verbundenen Ehrensolde von Steuern und Abgaben betreffend; Petitionen. Preußischer Landtag. Abgeordnetenhaus. G Berlin, 10. März. (Telegramm.) DaS HauS beräth den Cultusrtat weiter und bewilligt da- Ministergebalt. Cultusminister Stutzt kommt auf die persönlichen Angriffe zurück, die der Abg. Trimborn am Sonnabend vorgebracht hat, und betont, daß auch gegenüber den Ordensniederlassungen von der Behörde streng objektiv nach dem Gesetze verfahren werde; die Behörde stehe ihnen nicht nur wohlwollend, sondern geradezu entgegenkommend gegenüber. Die Zahl der katholischen Schwestern betrage im Verhältniß zur katholischen Bevölkerung achtmal so viel als die der Diaconissen gegenüber der evangelischen Bevölkerung. Die katholische Bevölkerung könne jedenfalls unter dem Schutze der preußischen Regierung zufrieden sein. Die Freisinnigen ziehen ihren Antrag über die VolkSschul- lehrer zurück. Der weitere Verlauf der Debatte bringt keinerlei interessante Momente; die meisten Redner bringen Wünsche ihres Kreises oder ihrer Provinz vor. Den geäußerten Befürchtungen vor einer Bedrohung der Selbst ständigkeit der hannoverschen Landeskirche tritt Ministerialdirektor Schwartzkopff mit der Erklärung entgegen, daß die Regierung nicht daran denke, deren Selbstständigkeit anzutasten. Am Schluffe der Sitzung erklärte der Präsident, er habe sich überzeugen muffen, daß die Fertigstellung des Etats vor Ostern nicht mehr möglich sei. Er halte aber wenigstens die Fertigstellung des Cultusetat bis zum 21. März, an dem die Osterferien beginnen sollten, für wünschenswerth. Deshalb müsse morgen das Capitel „Universitäten" erledigt werden, anderenfalls müsse eine Abend sitzung in Aussicht genommen werden. Das Haus vertagt sich sodann auf morgen. polytechnische Gesellschaft. -jß Leipzig, 9. März. Zu Beginn der diesmaligen Wochenversammlung gedachte Herr Dircctvr Sack zu nächst -es verstorbenen Mitgliedes der Gesellschaft, Herrn Commerzienrath Krause, zu dessen Gedächtniß sich die An wesenden von ihren Plätzen erhoben. Sodann crtheiltc er -em Direktor der Sächsischen Ballgesellschaft für elektrische Anlagen, Herrn Wölckc, das Wort zu seinem mit Vorführungen verbundenen Vortrag über ge färbtes elektrisches Bogen licht. Redner wies darauf hin, daß die fortgesetzten Versuche zur Ver besserung des künstlichen Lichtes in der neuen Flammen- bogenlicht-Lampe einen weitgehenden Fortschritt im Bc- leuchtungswesen erzielt hätten. Man war beständig be müht, den sich zwischen den Elektroden in der Bogen lampe bildenden Lichtbogen zu verlängern und in seiner Leuchtkraft zu erhöhen. Die Bogenlampe wurde An fang dieses Jahrhunderts erfunden. Man verwandte ursprünglich bei den Elektroden Holzkohle, heute Kohlen stifte, die, aus einer Mischung von Graphit, Ruß und Theerprvducten bestehend, fest gepreßt werden. Eine weitere Bcrbcssernng sind die sogenannten Dochtkohlcn, mit denen die positive Elektrode versehen ist. Es ergiebt sich nun, daß bei größerer Entfernung der Kohlen von einander der Stromverbrauch ein größerer ist. Um den selben auf möglichst niedrigem Niveau zu halten, ist Gegenbedingung, daß die Kohlen einander genähert werden. Damit tritt ein anderer Mangel zu Tage, und zwar der, daß die Kohlen einen starken Schlagschatten werfen. Es entstand die Frage, wie ist diesem Nebel ab zuhelfen, wie verlängert man den Lichtbogen, und wie ist dies möglich ohne höheren Stromverbrauch. Drei Aufgaben waren zn lösen: Verlängerung des Lichtbogens, Erhöhung der Leuchtkraft des Lichtbogens und Ver besserung der Jutensitätscurve. Da machte man sich die Erscheinung nutzbar, daß einzelne Metalle, ins Licht ge bracht, dasselbe färben. Bringt man nun einen mit Stronzium versehenen ^Platindraht zwischen die Elek troden, so nimmt der Lichtbogen eine röthliche Färbung an und wird wesentlich verlängert. Man mischte nun Stronzium gleich in die Kohlenstiftc. Das Licht erhielt nun drei Färbungen, goldgelb, roth und milchweiß. Das goldgelbe besitzt die höchste Lichtstärke. Redner ging auf die verschiedenen Systeme der elektrischen Lampen ein und unterstützte seinen Vortrag durch interessante Experi mente. Er erntete reichen Beifall für seine Ausfüh rungen. Herr Henry Müller spendete sodann wieder einige gelungene, fesselnde Vorträge auf dem Pentaphon. Das Pcntaphon ist ein neu erfundenes Musikinstrument, welches Violine, Bratsche und Violon cello vereinigt. Den Geigenbogen ersetzt ein Streich band, das mittels einer einfachen Vorrichtung leicht ge führt wird und so sinnreich construirt ist, daß alle Schat- tirungen und Ausdrucksformcn vollendet zur Geltung gebracht werden können. Es giebt Discant- und Baß- Pentaphon. Das mit 5 Saiten bezogene Griffbrett ist mit festen Tonplätzcn, sogenannten Blinden, versehen, wodurch das unreine Greifen ausgeschlossen ist, so daß immer die Tonreinhcit gewahrt bleibt. Sämmtliche Ton stücke für Streichinstrumente lassen sich auf dem Penta phon spielen. Oft klingt cs, als höre man mehrcre Spieler, weil das gcsammte Saitenmatcrial zugleich ver wendet werden kann. Auch diesmal nahm die zahlreiche Versammlung die eigenartigen Vorträge mit größtem Interesse entgegen. Aus Ladern und Curorten. 8 Soweit die Geschichte Wiesbadens zurückreickt, ist mit seinem Namen der Ruf und die Bewunderunq seiner heißen Quellen verbunden, deren Heilkraft sckon von den Römern gewürdigt, sich durch Jahrtausende hindurch bis zum heutigen Tage bei allen ein- icklägigen Leiden, namentlich aber bei quälender Gicht, RheumatiSnüiS, Lähmungen und Neuralgien, JichiaS, Krankheiten deS Nerven systems u. s. w. stets ans das Beste bewährt hat. Bon einer herr lichen Natur reick bedacht, nahe dem Rhein und deni gesegneten Rhringau, vereinigt Wiesbaden alle Vorzüge in sich, die rin moderner Curort bieten muß, um den Aufenthalt daselbst nützlich und an genehm zu gestalten. Großartige Curniittel, reichhaltige Kunstgenüsse, vielseitige Unterhaltungen und anregende Geselligkeit sind bemerkens- werthe Glanzpunkte im Wiesbadener Curleben, welches daS ganze Jahr hindurch nicht aushört. ,, ec«- e^dtr. echt amerik. Llai-imehl r. Kerütol. v. puckliues, Tarten, Kekiüpeisen, xcsohmackv. kerepto a. jo<I. 1 ?til.-?»c:Iiet, vorrüicl.Veräauliehlioit. LIIm Mr. RistlWI. MM LI. HM-MIi.
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