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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.03.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020313012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902031301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902031301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-03
- Tag1902-03-13
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Morgen-Ausgabe npMcr TagMM -0.-3. p.ISUi Anzeiger ttvll Druck und Verlag vo« E. Polz iu Leipzig. 1 88. Jahrgang Nr. 138 Donnerstag den 13. März 1902. t»NVII e«K.I./7.02 tlone» mit«» i. chützen-, Gesang, und Turnvereine im k-k- 7I»r:— ra. >r.vL,:I0I,So -t. ^t. l. v. l.v- das ist Ea.dinalbisckof Kopp Leos XIII. Okt'icrorvm u>- Es ist einer aus i. v. l. o. l.v. l. o.vv i. o.« üll tv:- I. l). l. U t. I). l. I). l. v. l.V l. U. l. l). «. l». t. I». l.1). l. 1). ». V. l-V. I. v. t. I) l.lr««t-v t. ll l.u. Ul Ll.rk: 1.0. I.V. 1.1) . 1.1) . l.0. 0 l»It.r>.w Grtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung .ck 60.—, mit Postbcsörderung ./l 70.—. l. o. >. i). i. v. t.v. l.o. ^nnahmeschluß für Änzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag- IO Uhr. Morgen-Ausgab«: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet vou früh 8 bis Abend- 7 Uhr. Anzeige»-Preis die Sgefpaltenc Petitzeile 25 H. Necla men unter dem Redartion-strich (4 gespalten) 7k H, vor den FamtlieauaN,- richten (Sgespalteu) KO H. Tabellarischer und Zisserniatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme L5 H (excl. Porto). i. r>. l.o. i.v. l.0. l.v. <Llt«>>. v. l.0. l.0. ra.vo.i» l.o l.o l.0. In hohem Grade bedenklich ist zunächst, das; nach dem Zugeständnisse des englischen Kricgsministers die Grenze der Rekruttrungsmöglichkeit nicht nnr erreicht, sondern sogar bereits überschritten ist. Um das Heer in seinem gegenwärtigen Bestände zu erhalten, ist eine jährliche Ne- trutirung von 50 000 Mann erforderlich. Trotz aller Be mühungen und trotz der Verminderung der Anforde rungen an die körperlichen Qualitäten ist cs in dem letzten Jahre nicht gelungen, die Rekrutirung über 45 000 Köpfe zu bringen, so daß also 5000 Mann fehlten. Dies geschah in einer Zeit wirthschaftlicher Depression, in der also die Zahl der Arbeitslosen verhältnistmäßig groß war. Wie ist cs nun, wenn, was ja doch jeder Engländer eigentlich wünschen »miß, wieder Zetten großer wirthschaftlicher Blüthe eintreten? In den Ländern der allgemeinen Wehr pflicht, wie in Deutschland, Oesterreich oder Frankreich spielt ja die wirthschaftliche Lage keine Nolle, denn ob es dem Kaufmann, dem Bauern, dem Handwerker oder dem Arbeiter gut geht oder nicht — er muß sich eben stellen, und wenn er tauglich ist, wird er genommen. Wenn aber in England gute Zeiten für den Arbeiter oder Landwirth herrschen, so wird auch die geplante Erhöhung des Soldes von 10 Pence auf einen Schilling nur geringe Zugkraft haben und das Manco an Rekruten kann unter Umständen noch viel größer sein als 5000 Köpfe. Diese Gefahr eines Rückganges -er Rckrntirung ist für England um so bedenklicher, als Süd-Afrika und Indien noch auf lange Zett hinaus große militärische Zu wendungen von England aus erfordern werden und sich niemals etwa lediglich mit Truppen aus der Colonie selbst werden begnügen können. Herr Brodrick hat zwar gemeint, nach Beendigung des Krieges würden neben den lokalen , Polizeitruppcn 15 000 Mann englischer Soldaten für Süd afrika ausreichen, aber diese Annahme erscheint doch höchst optimistisch, wenn man bedenkt, daß jetzt die zehnfache Zahl von Soldaten nicht auSreicht, um die Bocrcn niederzu werfen. Nach der Art der Kriegführung nnd der Organi sation der Boercn aber kann dort ein Aufstand über das ganze Land hin viel plötzlicher entstehen, als irgendwo sonst in der Welt, und dann wären die 15 000 Mann eng lischer Truppen im Augenblick über den Haufen gerannt. Noch bedenklicher ist die militärisch» Lage bezüglich Indiens. Man darf sich durch die hohen Ziffern oer europäischen und der eingeborenen Truppen nicht blenden lassen. Denn einmal gilt es ein ungeheueres Gebiet zu vertheidigcn, und zweitens liegt beständig etwa ein Drittel der Truppen in Folge des mörderischen Klimas und des wüsten Lebenswandels der Soldaten (man lese die Sol datengeschichten Kiplings» im Lazareth. Wie bedenklich aber die militärisch-politische Lage in Indien beständig ist, rrgiebt sich aus den höchst besorgten Mtttheilungen anglo indischer Blätter über die Möglichkeit von Unruhen in Afghanistan, die nur zu leicht nach Indien hinübersptelen könnten und obendrein die Gefahr -er russischen Invasion näher rücken. Dies sind die beiden Gebiete im englischen Macht bereiche, in denen sich der Mangel an genügender mili tärischer Kraftentfaltung gegebenenfalls auf das schwerste rächen kann. Man darf aber nicht vergessen, daß unter Umstünden auch andere Colonien England schwere Sorgen bereiten können: wir erwähnen nur Egypten und Kanada. Einer Combination von revoltirenden Colonien, womög. lich gar noch in Verbindung mit einer europäischen Macht, wäre England kaum gewachsen. Die Unmöglichkeit einer wesentlichen Vermehrung der englischen Armee und die letzthin von Admiral Livonius dargetbane Unmöglichkeit einer wesentlichen Vermehrung der Flotte — weil cs an Bemannung dafür fehlt — stehen in schneidendem Gegensätze zu der nnausgesetzten Ver mehrung an colonialem Besitze. Aus diesem Gegensätze crgtebt sich daß das englische Weltreich früher oder später ebenso zusammenbrechen wird, wie einst das römische Weltreich und die Weltherrschaft Napoleons I. zusammen gebrochen sind — weil das Mißvcrhältniß zwischen der Grüße -cs Mutterlandes — das doch die Basis der mili tärischen Hilfsmittel bilden muß — und derjenigen der unterworfenen Länder sich rächen muß. Das Deutschthum in Mak-Lothringen. Der -er nationalliberalen Partei angehörige elsässische Reichstagsabgeor-ncte Schlumberger äußerte in einer seiner Reden: die in Deutsch sau- studirenden Elsaß - Lothringer fühlten sich dort wohl, dagegen werde es ihnen in der Heimath wieder unbehaglich: er glaube, diese be fremdliche und bedauerliche Erscheinung auf die „Lokal regierung" und auf die im Reichslandc bestehenden Ein richtungen schieben zu dürfen. Leider ist zuzugestehen, daß die deutsche Verwaltung schwere Fehler gemacht hat,- aber unter diesen hat am meisten das deutsche cingewandertc Element, weniger die einheimische Bevölkerung zu leiden. ; Die unglückselige „Acra Manteuffel" mit ihrer un- > würdigen Nmschmeichlung der Frauzöslinge in Elsaß-' Lothringen hat alle die schönen Bestrebungen der kraft- - vollen und zielbewußten Verwaltung des Oberpräsidenten j Möller um ihre Früchte betrogen und die Germanisirung,' d. h. die vollständige Wiedergewinnung der Elsaß- ! Lothringer für das Dentschthum, um eine Generation ver-' zögert. Das eifrige Liebeswcrben des Gcncralfeldmar-! schalls v. Manteuffel, der ohne Zweifel von dem besten! Willen beseelt war, aber bei jeder entscheidenden Eielcgen- heit und noch mehr in unzähligen charakteristischen äußer lichen kleinen Dingen sich stets in der Wahl der Mittel ver griff, wurde lediglich als Schwäche ausgelegt und zog so den passiven Widerstand groß, -er jetzt noch immer in der absichtlichen Verschlossenheit weiter elsässischer Kreise gegen deutsche Einflüsse und gegen das Gefühl der Zusammen gehörigkeit mit Deutschland sich bekundet. Sehr treffend bemerkt zu der erwähnten Ansicht des Reichstagsabgeordneten Schlumberger der Reichsgerichts rath a.D. vr. I. P et ers e n in seinem jüngst erschienenen Buche „Das Deutschthum in Elsaß-Lothringen" (München, Verlag von I. K. Lehmann): „Nichtiger (als die von Schlumberger geäußerte) ist wohl die Annahme, daß die in Frage stehenden jungen Elsaß-Lothringer daheim durch ihre Familien und die zu Haus gebliebene Jugend beein flußt werden und so einer gewissen Suggestion unter liegen. Gut deutsch gesinnte junge Männer werden viel fach in ihren Familien nnd in sonstigen Kreisen scheel an gesehen oder gar (als „Schwowe") angefeindet. Sie gelten nicht als gute Elsässer und fügen sich häufig in die Um gebung, die ihnen ihr Deutschthum zu verekeln sucht, wenn sie es nicht, wie so viele tüchtige Elsässer, z. B. Lien hard, Heinrich Schneegans u. s. w., vorziehen, die Heimath wegen der dort gepflegten „französischen Erinne rungen" zu verlassen und in Altdeutschland, wo sie freund lich ausgenommen werden, eine neue Heimath zu suchen." Unter den einheimischen elsässischen Familien finden wir aber doch schon solche, die mit den alten „französischen Erinnerungen", -. h. mit deren politischer Pflege, ge brochen und hervorragende Stellungen in der deutschen Verwaltung gefunden haben, so die Unterstaatssekretäre Zorn v. Bulach und Petri; ein Bruder des Ersteren wurde vor nicht langer Zeit be kanntlich als deutscher Candidat zum Weihbischof von Straßburg von der Curie bestätigt. Das und immerhin einige Erfolge der deutschen Verwal tung nach 25 Jahren. Jedoch auch gleich nach der Wieder gewinnung des Elsaß fanden sich Familien, die ihrerseits unter der langen französischen Herrschaft -en Kern ihres Deutschthumd nicht verloren hatten und sich nun sofort und schnell zu demselben bekannten, wie der schon oben genannte Schneegans und die Straßburger Familie Heitz, die dann allerdings von den anderen Elsässern vielfach angefeindct wurden. In seiner eingehenden und mit großer Objektivität ver fahrenden Darstellung der Verhältnisse in Elsaß- Lothringen legt Rcichsgcrichtsrath a. D. vr. Petersen die Hand auf eine besonders wunde Stelle: auf die noch immer deutschfeindliche Gesinnung der einheimischen, französisch sprechenden katholischen Geistlichkeit. Es bietet sich hier genau dasselbe trübe Bild, wie in unseren östlichen Provinzen mit dem polnisch sprechenden katho lischen Clerus. Erst wenn dieser indeutschen Priester seminaren erzogen wird, läßt sich eine Besserung in deutsch nationaler Beziehung erwarten. Das vortreffliche Buch Petersen s lehrt uns vor Allem: Geduld üben und nichts überstürzen! Für Elsaß- Lothringen gilt ebenfalls bas für die Ostprovinzen ange wandte Wort des Reichskanzlers Grafen Bülow: „Das Beste müssen die Deutschen selbst thnn!" Jeder stehe mannhaft auf seinem Posten! Jeder, auch die Mitglieder -er obersten Verwaltung in Elsaß-Lothringen, und diese besonders. In dem Bestreben, die einheimische Bevöl kerung hcranzuzichen, muß selbstverständlich der vom Generalfeldmarschall so häufig gemachte Fehler vermieden werden, die deutschen Elemente, die die unschätzbarsten Pionierdicnste für das Deutschthum geleistet haben, vor den Kopf zu stoßen. Der temperamentvolle Staatssekretär v. Köllcr scheint leider auf dem besten Wege dazu zu sein. Neulich versetzte seine verletzende Aeußerung über die Presse diese jn Harnisch, jetzt beklagen sich die Gesang-, Turn- und Sportvereine über wegwerfende Kritik des Herrn Staatssekretärs. Dieser vergißt vollständig, daß die aufopfernde Kleinarbeit von Männern wie Bogel von Falckenstein, Brnno Hilpert und Anderer an der Spitze der S« , , ' _ . . .. Elsaß dem Deutschthum viel mehr genützt haben, als viele hohe Beamte mit ihren Erlassen und Dekreten! Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes LeiMg, des Nathes und Nolizei-Ämtes der Ltadt LeiMg. Deutsches Reich. -4- Berlin, 12. Mär:. (Schwurgerichte und Social- demokratic) Der „Vorwärts" erbebt eine leidenschaftliche Anklage gegen ein von einem mecklenburgischen Schwurgerichte ergangenes Urtbeil in einer MeincidSsache. ES bandelt sich nach dem socialistiscken Blatte kurz um folgenden Tbatbestand. Ein Gastwirtb, bei dem an einem Sonniag Vormittag eine socialistische Versammlung slattgesunden hatte, war angeklagt wo»den, weil er während der Kirchzeit an einen Einheimischen Bier auSgesckänkt habe. Ein Entlastungszeuge bekundete nun unter seinem Eide, daß er das Local erst nach Beendigung der Kirchzeit betreten habe; er erinnere sich daran, weit er vor dem Besuche der Versammlung einen Bekannten abgebolt und bei diesem einen Teller Mittagssuppc gegessen habe. Gegen diesen Zeugen wurde nun die Anklage wegen Meineids erhoben, weil eö allerdings richtig sei, daß er erst nach der Kirch zeit das Local betreten habe, weil er aber die MittagSsuppe nicht vor, sondern erst nach dem Besuche der Versammlung erhalten habe. Diese Behauptung der Staatsanwaltschaft wurde durch fünf Zeugen bestätigt, von denen vier aussagten, sie batten nickt gesehen, daß der Angeklagte, alSer seinen Bekannten abholte, eine Mittagssuppe erhalten hätte, und einer, und zwar die Frau dieses Bekannten, bekundete, daß sie selbst dem An- geklagten die Suppe verabfolgt hätte, aber erst nach dem Besuche der Versammlung. Auf Grund dieser Zeugen aussagen wurde dieser Angeklagte wegen wissentlichen Meineids verurtheilt. Der „Vorwärts" stützt sich nun bei seinem Angriffe gegen dieses seiner Meinung nach vom Classenbasse dictirte Urtheil in der Hauptsache darauf, daß ver Angeklagte ja dock bei seiner Vernehmung als Zeuge in dem Hauptpuncte, nämlich bezüglich des ZeitpuncteS seines Besuches in dem Bie, locale, die Wahrheit gesagt habe, so daß also höchsten» bezüglich eines gänzlich nebensächlichen PuncteS eine unrichtige Aussage Vorsitzen könne. Diese Unter scheidung ist rechtlich nickt zutreffend. Zeugenaussagen sollen in allen Punkten der Wahrheit rntsprecken, sonst würden sie überhaupt keinen Wertb mebr haben, denn eS wäre ja dann in das Belieben deö Einzelnen gestellt, waS er als Haupt- punct und WaS als Nebensache ausehen will. Die Neben umstände sind Häufig sckon darum von größter Wichtigkeit, weil aus ibrer Bestimmtheit aus die Richtigkeit der Haupt- au-sage Schlüffe gezogen werden können. Wenn Jemand, wie im vorliegenden Falle, sagt, er babe bereits eine Mittags- suppe gegessen, so spricht die- zweifellos dafür, daß eS sich uni eine vorgelücklere Stunde des Vormittags gebandelt hat. Ist also eine derartige Bekundung nachweislich falich, so bandelt eS sich zweifellos um einen Meineid: ob wissentlicher oder fahrlässiger Meineid, ist Sache der Auffassung, die das erkennende Gericht während der Hauptverhandlung erhält. Nun meint der „Vorwärts" — und das giebt der Angelegen heit eine über den Einzelsall bmauögebrnde Bedeutung —, Daß diese Auffassung durch die politische Gegnerschaft be einflußt werde. Er sagt: „Es giebt Verhältnisse, in denen die Leidenschaften so aufgewühlt sind, daß Niemand meb' — bei allem guten subjektiven Willen — fähig ist, objective« Reckt zn sprecken." Diese pessimistische Auffassung veS socialistiscken Blatte» soll, insoweit e- die Schwurgerichte angeht, nickt ohne Weitere» von der Hanv gewiesen werden. Wir erinnern un» beispielsweise, daß, al« die höchst bösartigen Heilbronner Wahlkrawalle von dem Schwurgerichte zur Verhandlung standen, diese« glattweg die Frage de« Aufruhr« verneinte, obwohl nack den Ergebnissen der Be- wriSausnabme uvlweifrlhaft Aufruhr hätte angenommen werden müssen. So kamen die Angeklagten, die sonst mit sehr scharfen Strafen hätten bedacht werben müssen, sedr gnädig davon. Di« dir« Urtbeil socialtstischen Ange- klagten zu Gute kam, so erschien e» den Socialvemokraten als reckt unv billig- wenn aber ein Socialdemokrat hart bestraft wird, so muß unmer die Slassenjusti, herbalten. Man sied, also, daß bt» Doeialvimokrati» auck hier mit zwiierlei Maß material verwahren, verratheil werden, *so kommt e» venn auch von Zeit zu Zeit vor, daß sich ein V rralbei findet, und die Folge ist dann, daß nach London telegraplmt wird, die britischen Truppen bauen rin derartiges geheimes Magazin oder eine vergrabene Kanone rc. „entdeckt", -rer goldene Sovereign erzielt also zeitweilig b>ffere Erfolge, als dies den Soldaten des britischen Souveräns möglich ist. Nun sprechen aber auch noch einige Umstände dafür, dag die britische Entdeckung Vock vielleicht nicht so überaus schmerzlich für die Boeren ist, als man hier in London wahr haben möchte. Zunächst ist Chlistian De Wet der letzte, der so unvorsichtig sein würde, seine ganzen Vor- räthe an einer Stelle zu verbergen, vielmehr wird er nach dem allen Boeren-Puncip an ven verschiedensten Orten derartige Magazine eingerichtet haben und eS auf diese Weise ermöglichen, baß seine Reiter imnier wieder im Stande sind, ihren Bedarf an Munition rc. zu decken. Außer- vem sind die Bocrcn zum größten Tkeile mit Mauser flinten bewaffnet, unv nur wenige benutzen bie englische Lee-Metford-Waffe, während Martini-Heni »-Gewehre so gut wie gar nickt unter ihnen in Gebrauch sind. Auf Grund dieser Thatsachen läßt sick also behaupten, daß De Wet im Stande sein wird, den Verlust dieser 310 000 Pa tronen zu verschmerzen, und aller Wahrscheinlichkeit nach repräsentirte die Beute der Engländer eine ältere „Eonsignation", die vor AuSbruch des Krieges in der Nähe ver Stadl Reitz verborgen wurde. Vielleicht auck haben die Riminzton schen Reiter nichts Anderes „entdeckt", als britisches Kriegsmaterial, LaS den englischen Truppen nach und nach abgenommen und, weil für die Boeren unbrauch bar, in jener Höhle verborgen geballen wurde. Alles in Allem wird also dieser neue zweifelhafte Erfolg der englischen Truppen die Kampffähigkeit der Boeren und speciell De Wet S kaum in irgend welcher Weise beeinflussen, so viel Lärm man hier in London au» dieser „riesigen Beule" auch zu machen gesonnen ist. Die Maxim-Kanone kann schwerlich intacl gewesen sein, weil sie sonst kaum unbenutzt in der Höhle von Reitz verborgen gelegen hätte, sonvern von den Boeren sicherlich mit in« Feld genommen worden wäre. mißt. Daö Vorgehen der socialistiscken Presse entbehrt aber nicht nur der Gerechtigkeit, sondern auch der Ecusequel'.. denn die Socialdemokratie — und beiläufig auch die Demo kratie — wehren sich ja nicht nur gegen jede Einschränkung ver Eompetcnz der Schwurgerichte, sondern sie möchten n noch ausgedehnt sehen, und rwar gerade in Bezug au' politische Telicte. Geschähe dies, so würde jede- einzelne Urtheil zum Gegenstände der erbittertsten Parteipolcmik ge macht werden und das Ansehen der Justiz müßte vollkommen in die Brüche gehen. * Berlin, 12. Marz, tProscssor Lehmann und C a r d i n a l b i s ch o s Kopp.) Bekanntlich ist der Cardinalbischvf Kopp znm Ehrenmitgliede der Göt tinger Akademie gewählt worden und hat Professor Mar Lehmann in Folge dieser Wahl seinen Austritt aus der Akademie erklärt. Dazu bemerkt die „Tügl. Rundsch." scharf, aber zutreffend: „Jn der Presse wird darüber ge stritten, aus welchen Motiven diese: Austritt erfolgt ist, und doch liegen sie für den, welcher den Artikel von Professor Mar Lehmann im Januar-Heft der „Preuß. Jahrb." gelesen hat, völlig klar. Es ist einer Akademie unwürdig, einen Eensor, das ist Eardinalbischof Kopp nach der Constitution munorum, in ihrer Mitte zu haben. Deutschen bestehenden Akademie unwürdig, einen Mann in ihrer Mitte zu haben, der traft seines Amtes ver pflichtet ist, Deutschen die Lectürc von Schriften dec kt ößten deutschen Königs, des größten deutschen Philo sophen und deö größten deutschen Historikers zu ver wehren. Es ist Derer, die die preußische Verfassung be schworen haben, unwürdig, einen Mann in ihrer Mitte zu haben, der kraft seines Amtes verpflichtet ist, diese Verfassung zu verletzen. >Art. 27: „Jeder Preuße Hai das Recht, durch Wort, Schrift, Druck und bildliche Dar stellung seine Meinung frei zu ünßern. Die Eensur dar, nicht eingcsührt werden.") In welche peinliche Situation wird die Göttinger Akademie kommen, wenn Katholiken aus ihrer Mitte nach Berlin oder Breslau in den Amts bezirk des Bischofs Kopp versetzt werden und dort den oster ecmkrero nm Erlaubniß bitten müssen, die für ihre Studien erforderlichen, auf dem Jude? stehenden Werke' benutzen zu dürfen ? Und ist die Akademie fortan frei in der Wahl ihrer Mitglieder und in der Publikation ihrer Schriften? Setzen wir den Fall, daß der Göttinger Kirchenhistoriker Professor Tschackcrt an Stelle dcS aus getretenen Professors Mar Lehmann vorgeschlagen wird. Seine Wahl ist unmöglich, denn er hat durch verschiedene Werke die Ultramontanen so gegen sich ausgebracht, daß Bischof Kopp nicht umhin könnte, diese Wahl dadurch zu erwidern, daß er seinerseits anstritt. Oder nehmen wir an, daß Jemand Rcchnungsbüchcr bischöflicher bom- missare in den Mittheilungen der Akademie veröffent lichen wollte, aus denen hervorgeht, daß im 15. und 10. Jahrhundert römische Kleriker, die wegen Unzucht, Jncest, Ehebruchs bestraft waren, dennoch im Amte blieben. Würde der Druck dieser Abhandlung nicht von der „Germania" mit Wuthausbrüchen und mit der For derung beantwortet werden, daß Bischof Kopp aus einer Akademie austreten müsse, die so Ruchloses geschehen läßt? Noch durchschlagender ist eine andere Erwägung. Bischof Kopp mag ein vortrefflicher Kleriker und ein geriebener Politiker sein,' ein Gelehrter ist er nicht, er hat nie eine Zeile geschrieben. Er ist zum Mitglieds der Göttinger Akademie gewühlt worden, offenbar nur wegen der 15 000 ^!, die er (unwidersprochenen Zeitungsnach richten zufvlgcl für die Sammlung der älteren Papst urkunden gezahlt hat. Wenn nun morgen ein zweiter und dritter Bischof oder der Kapuziner X. oder der Jesuit ?). oder die Nonne Z. für den gleichen Zweck zahlen, werden sie dann auch zu Ehrenmitgliedern der Göt tinger Akademie gemacht werden? Und aus welchen Be weggründen hat denn Bischof Kopp eigentlich gezahlt? Hat er, der Hüter deS Inder, aus lauterem Interesse an der Wissenschaft gehandelt? Ober leitete ihn vielleicht der Wunsch, einen Einfluß auf die Sammlung der Papst urkunden zu gewinnen? Jedermann weiß, daß das dog matische System und die Verfassung der römischen Kirche auf der Behauptung ruhen, daß der Apostel Petrus der erste Bischof von Rom war. Wie, wenn nun eine Papst urkunde gefunden würde, welche die bereits vorhandenen, gegen das römische Bisthum Petri sprechende Zeugnisse um ein neues, auch für jeden Ultramvntancn einleuchten des vermehrte? Dann würde das jüngste Ehrenmitglie der Göttinger Akademie vor eine Alternative gestellt sein, durch welche seine Wahl völlig ack abs-urckum geführt wird. Er müßte entweder in der Göttinger Akademie gegen die Veröffentlichung der Urkunde wirken, oder bei seinen Vorgesetzten beantragen, daß die Göttinger Sammlung der älteren Papsturkundcn auf den Inder gesetzt wird. Andernfalls verfiele er gar am Ende selbst der großen Ercommunieation." ,r. Berlin, 12. März. (Privattelegramm.) Es wa. zu erwarten, daß die englische Presse wenigsten« vergeben würde, in der gestern vom Staatssekretär Fibrn. v. N-cht Hafen im preußischen Abgcordnetenbause gehaltenen Nrtc über da« englische Entgegenkommen gegen die Wünick: dcS deutschen BoerenbilsScomit^S eine Einschränkung der be kannten Erklärungen de- NrichSkanzlero über die bekannten Schmähungen Chamberlain'« ober wobl gar eine von höherer Seite veranlaßte Correetur dieser Erklärung be deute. Der Telegraph meldet venn auck aus London: In Besprechung der gestrigen Erklärungen dcS Staats sekretär« Frhi n. v. Ricktbofen im preußischen Abgeordneten bause sagt „Dailn Telegraph", das ganze englische Volk habe da- Verlangen, sich erkenntlich zu zeigen für bie Worte, die Frbr. v. Ricktbofen gesprochen bat; den Interessen beider Länder könne schwerlich ein größerer Dienst erwiesen werden. — „Daily Cbroniele" sagt, der vom Staatssekretär angeschlagene Ton sei «in Gewinn für die internationale Courtoisie. — „Morning Post" ist erstaunt über die Eiklärung re« Staatssekretär«, daß beide Völker auf gegenseitige freundschaftliche Bestehungen angewiesen seien, da diele Ueberreugung erschüttert fei durch Ha ndlu ngen der deutschen Negtirung und durch »in» svstemazisch, Bezugs »Preis in der Hauptexpebltion oder den km Stadt bezirk und den Vororten errichteten «u«. gab,stellen abgeholt: vtettetl-hrttch 4.KH — zweimalig» täglicher Zustellung tut Pau« ^l K.KO. Durch di» Post bezogen für Deutjchlaad u Oesterreich: viertrljährl. X 6. Maa obonnirt ferner mit entsprechendem Postausschlag bet den Postanstalten kn der Schwei», Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norweger, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türket, Egypten. Für alle übngen Staaten Ist der Bezug aur unter Kreuzband durch die Expedition diese« Blatte« möglich. Nr-arlion und Erve-Mou: IohannlSgasse 8. Fernsprecher tk3 und L2L. FUialr»pr-tti»«e« r Alfdrd Hahn, vuchhandlg., UatoersitätSstr.S, 8. Lösch«, Kathartnenstr. 14, a. Küntglpl. 7. Hauvt-FMale tu Serlin: Königgrätzerstraße NS. Fernsprecher Amt VI Nr. SSVS. Englands Eolonialbefitz und seine militärische Organisation. Der englische Kriegsministcr hat im Unterbaust einen Plan der Rckrntirung und Heeresorganisation ent wickelt, der ihn selbst anscheinend mit Zuversicht erfüllt, der aber dem unbefangenen Zuschauer zeigt, daß die Erhaltung deS gewaltigen englischen ColonialbesitzcS eigentlich nux auf glücklichen Zufälligkeiten oder vielmehr auf dem Nicht» ,intr»ff«n unglücklicher ZuftUltgr«tt«n ß»r«ßt, Der Krieg in Südafrika. * London, 10. März. Ein neuerliche« Telegramm de« Lord Kiichener hat in der hiesigen Presse größeren Jubel erregt, al« die« sonst bei den kaappen Meldungen de« General« der Fall ist. Heißt e« dock da, daß e« dem eifrigen Obersten Rimington mit seinen Reitern gelungen ist, in einer Höble in der nordöstlichen Nachbarschaft der Stadt Reitz im Frristaate ein sehr beträchtliche« >rteg«»atiait« der voeren zu „entdecken", in welchem 300 000 Martini» und 10000 Lee» Metfoid - Patronen, verschiedene Hunderte von Granaten und Zündern, einige Centner Schießpulver, eine Maximkanone, Feldteiegraphen»Instrumente und große Quantitäten sonstigen Kriegsmaterial« und verschiedenartig ster Leben-mittel für Mann und Roß aufgrsveickert lagen. An unv für sich ist diese „Entdeckung" rweisrllo« für die Engländer von größerer Wichtigkeit und für die Boeren von unangenehmeren Eonsequeazen, al« die Gefangennahme einiger Eombattanten, da die Widerstandskraft der Boeren naturgemäß hauptsächlich auf der Möglich keit basirt, ihren Munition«- rc. Ersatz noch auf längere Zeit gesichert zu wissen. Da der Bezirk von Reitz einer der hervorragendsten und beliebtesten „Jagdgründe" Christ,an De Wet'« ist, so ist e» wohl zweisello», daß die vou Rimington „entdeckten" Vorrätbe einen werthvollen Bestandiheil de« De Wel schen KiiegSmatrrial« bildeten und deshalb einen empfindlichen Verlust für ven kühnen Boerengenrral bedeuten Wie es übrigen« um diese« „Entdecken" bestellt ist, va« weiß man in einaewrihteu Kreisen längst. Die Militär behörden in Südafrika bieten unaufhörlich den ge fangenen Boeren die größten Geldbelohnunaen an (und offeriren solche auch öffentlich in der P esse), damit di« gebeiwen und nur verbLltnißmäßia Wenigen bekannten Birst,ck», in dsnea di» v»,r»n ihr» vorrätbe on Kriegs»
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