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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.03.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020318027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902031802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902031802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-03
- Tag1902-03-18
- Monat1902-03
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MW M LeWr Wbktt mü AnMl K. Uij, AMg, ir. Mrz IM. WM-Mlilibe.) I von den Mannschaften beantworteten Fragen erstreckten veraatwottlicher Redort,or vr. H«rm. tlnchltn« t» Letpzt» Für d» musikalisch«! TdAl A»utt «ut-arst tu «,«»»«» sich auf den Bau des menschlichen Körpers, die Grundsätze für die erste Hilfeleistung bei Verletzten und die angelegten Verbände. Mit praktischen Vorführungen (künstliche Athmung, Grundzüge dcö Transportes auf Fahrzeugen) fand die Vorführung ihren Abschluß. — In einer hierauf folgenden Ansprache thetltc Ercellcnz v. Ze sch au mit, baß nach dem Gutachten des die Prüfung abnehmenden Herrn Oberstabsarztes vr. Schmidt die Kolonne sich auch dieses Mal sehr gut bewährt habe, was sehr erfreulich sei. Gleichzeitig sprach -er Redner seine Freude darüber anS, daß Herr Geh. Regterungsrath vr. Grünler Vor sitzender des Leipziger Vereins vom Rothen Kreuz ge worden. Hierauf dankte Geh. Regiernngsrath Vr. Grünler für die ihm gezollte Anerkennung und weihte Sr. Majestät dem König Albert ein begeistert erwidertes Hoch. Nach- dem sich noch Herr Oberjustizrath Heßler von der Co- lonne verabschiedet hatte, erreichte die Vorstellung Ende. — Der Leipziger Begetarierveretn feierte am 9. März in den Räumen des VerctnShauses des Hausväterverbandcs sein 27. Stiftungsfest. Das vom Decorattonsmaler Herrn W. Hammer gezeichnete Programm batte sowohl Gesinnungsgenossen als auch Fcrncrstehende in stattlicher Zahl herbeigerufen. Die Festrede des Herrn E. Hering, Vorsitzenden dcS Deutschen Begetarierbundes, stellte in kurzen Zügen daS Wesen der auf Lebensreform gerichteten Bestrebungen des Vereins dar, die von Gelehrten vertreten, von Künstlern airfgenommen und von Praktikern ausgesllhrt werden, und zeigte ihren Zusammenhang mit den übrigen öffentlichen Rcformbestrebungcn. Die Festtafel machte dem Wirthe alle Ehre und bewies aufs Neue, daß ein vegetarisches Mabl nicht schwer zu bereiten ist und auch für einen verwohnten Gaumen schmackhaft sein kann. Die heiteren, musikalischen und deklamatorischen Vor träge erhöhten die fröhliche Stimmung, und ein flotter Ball hielt die Thetlnehmer lange beisammen. G* Leipzig, 18. März. AuS noch nicht völlig aufge klärter Ursache, vermutlich aber in Folge einer Spill-- tusexplosion, entstand heute Vormittag gegen 10 Uhr im Lagerraum der Lack- und Lackfarbenfabrik von NetschclLBrachhausen, Friedrich List-Straße 18, gegenüber der apostolischen Kirche, Feuer, das im Nu einen außerordentlichen Umfang annahm, so daß cs dem im fraglichen Raume, der im ersten Obergeschoß liegt, be schäftigten Personal nur mit Mühe gelang, sich in Sicher heit zu bringen. DaS Feuer griff so schnell um sich, daß alsbald die Flammen zu den Fenstern herausschlugen und sich dem -weiten Obergeschoß, dessen Räume leerstanden, mittheilten. Mit gewohnter Schnelligkeit traf die städtische Feuerwehr mit je einem Dampfsprttzenzug des Haupt- depotS und der zweiten Bezirksfeuerwache ein und griff unter Kommando des Herrn Branddirectors Bandau den Brandherd von drei Setten an. Bald konnte die Ge fahr eines weiteren Umsichgreifeitö des Feuers als be- seitigt gelten. Daß Niemand verletzt worden ist, erscheint wie ein Wunder; denn noch während der Löscharbeiten fanden kleinere Spirttusexplosionen statt, die geeignet waren, die Löschmannschaften in Gefahr zu bringen. Der schnellen und umsichtigen Bekämpfung des Brandes ist eS auch zu danken, daß die großen Bvrräthe der im Parterre des Kabrtkgrunbstücks gelegenen Butter-, Mehl- u. s. w. Engros-Handlnng von FischerL Bär nicht wesentlich in Dtitleibenschaft gezogen worden sind. Um 11 Uhr wurde die Thätigkeit der Dampfspritzen eingestellt, die Spritzenzüge rückten zur Alarmbereitschaft wieder in die Depots und die zurückbletbenben Mannschaften nahmen die Abräumungsarbeiten vor. Der Schaden dürfte, da die Lagerbestände -er Lackfabrtk völlig vernichtet sind und auch das Gebäude vielfach beschädigt ist, nicht unerheblich sein. Bald nach Ausbruch des Feuers erschienen an der Brandstelle u. A. auch die Herren Poltzeidirector Bret - schneider und Vorsitzender des Löschausschusses Bogel. —* Freiwillig stellte sich der Polizei ein 21 Jahre alter Buchbinder aus Oberleutersdorf i. B., der in einer Wohnung in der Sternwartenstraße einen Geldbe traggestohlen hatte. — Verhaftet wurde ein 82 Jahre alter Schuhmacher auS Wollin, welcher in einem Logir- Hause in der Seeburgstraße eine größere Partie Klei dungsstücke entwendete. — Ein unbekannter junger Mann, der ein künstliches Bein trägt, erlangte in einer Schmuckfeder- und Blumenhandlung durch Be trug 12 Stück Amazonen-Straußfedern und 8 Stück Federboas. — Zur Rechenschaft gezogen wurde ein 24 Jahre alter Arbeiter, der in L.-Lindenau einen 70 Jahre alten Mann, welcher ihn wegen einer Ungehörigkeit zu- rechtgewiesen hatte, durch Stockschläge mißhan delte. — Ein in der Nonnenstraße zu Plagwiü wohn hafter Hausmann erstattete bei der Kriminalpolizei An zeige, Laß in den Keller einer Herrschaft etngebrochen und Weine und Konserven gestohlen worden seien. Von der Polizei wurde ein Theil der Diebesbeute im Hofe auf gefunden, gleichzeitig aber auch festgestellt, daß der Haus mann selb st derDieb war. — Aufmerksam gemacht wird auf einen unbekannten Knaben, der in zahlreichen Fällen, insbesondere in den Wcstvororteu, kleinen Kindern Geldbeträge entwendet. Der Dieb ist 12 biß 18 Jahre alt, trägt braunen Ucberziebcr und grüne Schülermütze. — Aus einer Wohnung im Naun dörfchen ist mittels NachschlüsseIö ctn Tragkorb mit Wüsche, die mit Monogramm .1. v. versehen ist, ge stohlen worden. — Tin Rover, Marke „Triumph", mit schwarzem Gestell nnd rothcn Felgen, wurde auS einem Grundstück der Gcllertstraße entwendet. I Leipzig, 18. März. Heute früh ist in einem von der Kleinen Kleischergaffe nach der Hatnstraße führenden Durchgang der Leichnam eines neugeborenen Kindes männlichen Geschlechts, in braunes Pack papier eingeschlagen, aufgefunden worden. Er örterungen, ob ein Verbrechen vorliegt, sind eingeleitet. * Leipzig, 18. Mürz. Die Zahlstelle Leipzig des Deutschen ZeichncrverbandeS befaßte sich in ihrer letzten Versammlung mit den vom VcrbandSvor- stände zum außerordentlichen BerbanbStagc gestellten An trägen, in welchen neben einer Erhöhung der Steuer eine Ncurcgulirung der Unterstützungssätze (bet Stellenlosig keit und Stcrbcfall) mit geringeren Leistungen gefordert wird. Die Versammlung stimmte den Vorschlägen unter Würdigung der gegenwärtigen ungünstigen Verhältnisse in der Hauptsache zu und beantragte noch eine gröbere Be- schränkung der Ausgaben zu UnterstützungSzwecken. Hierauf wurde die Frage der eventuellen Verschmelzung be» Zetchnerverbandeö mit dem Verbände der Litbo- graphen, khcmigraphen u. s. w. erörtert und nach ein- gehender Debatte folgende Resolution angenommen: „Die Zahlstelle Leipzig deS Deutschen ZeichnerverbandcS er klärt die Vereinigung aller zeichnerischen Berufe, mit Ein- schluß der Lithographen, in einen Verband als ein er- strebcnSwerthes Ziel. Sie steht deshalb der vom Ver bände der Lithographen rc. angeregten Verschmelzung beider Verbände sympatisch gegenüber, soweit hierdurch die jetzt bestehenden Berbandsetnrtchtungcn keine Ver änderung erleiden. Die Versammlung kann deshalb auch der gewünschten Auflösung beider Verbände und der Gründung eine» neuen Verbandes nicht zusttmmen.* * Simbach, 17. März. Der Verein für Feuer, bestatt« na tn Chemnitz hielt hier einen Bortrags- Vermischtes. — Berlin, 17. März. Von einem schweren Unglück ist Anton v. Werner betroffen worden. Sein Sohn Paul, Fähnrich au der Marineakademie, unternahm eine Bootfahrt im Hafen von Kiel. Das winzige Fahrzeug kenterte und der junge Mann ertrank. Dircctor Anton v. Werner trifft dieses Unglück um so schwerer, als er erst vor wenigen Wochen seine Gemahlin durch den Tod verloren hat. Er und seine hier weilenden Familienmitglieder — unter ihnen ein Zwillingsbruder des Ertrunkenen — sind gestern unmittelbar nach Ein treffen der Schmerzensnachricht nach Kiel abgereist. — Berlin. 17. Mürz. Durch den starken EiSa « » s auf dem Müggel - See ist die Dampserbrücke von den Eisschollen völlig zerstört worden. Mehrere Personen haben sich mit knapper Noth gerettet. — Paris, 17. März. Der bretonische Schriftsteller Quellcien wurde gestern auf einem der äußeren Boulevards von einem Automobil wagen über fahren. Er erlitt einen Schädelbruch und starb nach wenigen Augenblicken. Der Lenker und Besitzer deS Automobils, welchem die Verantwortung für den Unfall zufällt, ist der Sohn des berühmten deutschen Troja- forscherS Schliemann. Agamemnon Schliemann ist 24 Jahre alt und lebt in Paris als Student. Er ist naturalisirter Grieche. 8. Bukarest, 15. März. AuS Roman kommt die Kunde von einem großen Brandunglück. In Folge eines DcfecteS an einem Kessel entstand in der dortigen großen Zuckerfabrik ein Schadenfeuer, das dieselbe trotz aller Anstrengungen der herbeigeeilten Feuerwehr und deS zur Hilfe gerufenen Militärs zum größten Theile einüscherte, wobei nnt Ausnahme von 80 000 Kilogramm rasfinirtcm Zucker sämmtlicher roher und raffinirter Zucker der Fabrik — gegen 3 Millionen Kilogramm — zu Grunde ging. Der Schaden beträgt über 1^ Millionen Francs, doch ist derselbe znm größten Theile gedeckt durch Versicherung bei einigen einheimischen Assecuranzgesell- schaften. — Gegenwärtig finden zwischen den rumänischen Petroleum-Exploiteuren und der Negierung. Verhandlungen statt, welche cs möglich erscheinen lassen, daß der internationale Petroleumcongreß, gegen den sich das Ministerium noch letzthin wegen der Kostensrage aus gesprochen hatte, doch noch hier abgehalten werden wird, allerdings zu einem etwas späteren Termine, als ur sprünglich in Aussicht genommen war. Letzte Nachrichten. Berlin, 18. März. lP r i v a 1 t e l e g r a m m.) In Bezug auf widerspruchsvolle römische und Wiener Mel dungen über die Erneuerung deS Dreibundes darf nach bester Information als sicher gelten, daß die diplomatischen Vorverhandlungen durchaus befrie digend verlaufen. 6. II. Berlin, 18. März. (Privattelegramm.) Oberst Nolte tn Kamerun wurde, wie die „National zeitung" meldet, von Eingeborenen getüdtct. * Konstantinopel, 17. Mürz. (Telegramm.) Ein gestern veröffentlichtes I r a d c bestätigt 87 in Palästina bestehende russische Schulen, die bisher von der Pforte nicht anerkannt worden sind. — Nach Nachrichten anS Janina soll eine Anzahl Albanesen das Amts- gebäude tn Sfliatis bei Janina angegriffen haben. Mehrere Albanesen nnd Gendarmen seien gc - tübtet und verwundet worden. Bon Janina gingen Verstärkungen nach Siliatts ab. Wiener Corr.-Bureau.) Berichtigung. In die Kritik über die Auifübrung deS „Cyrano de Bergerac baden sich mehrere Druckfehler eingeichlichen: man lese Bolny statt Soln», de GnicheS statt vr. Guidoc, den köstlichen Noaueneau statt den häßlichen Raqueneau. Carbon de Casteljaloux, statt Corleon de Casteljaloun, Ossart statt Obiart, Gilda statt Hilda, außerdem ist statt todtgemachten Cyrano, todtgeweihten zu leien. führte, dem sich sofort 30 Mitglieder anschlossen. -im Ehrenfriedersdorf, 17. Mürz. Heute früh ^>0 Uhr brach in der Scheune der Frau verw. Stelzncr Feuer aus, das sich sehr bald aus das am Markte gelegene Wohnhaus verbreitete. Das nebenan stehende Haus des Kaufmanns k. Petzold (Köhler Nachfolger) brannte ebenfalls vollständig nieder. AuS den beiden Häusern konnte nur sehr wenig Mobiliar gerettet werden. Der Steiger Stückrath befand sich noch im Gebäude, als eine Decke etnstürztc und ihn verschüttete. Obwohl er bald befreit werden konnte, hatte er doch schwere Brandwunden erlitten. — Plauen i. V„ 17. März. Tie „Neue Bogtländische Zeitung" meldet: Der am hiesigen Stadttheater wirkende Schauspieler Wedell unterhielt seit einiger Zeit mit der Tochter seines Dtrectors ein Liebesverhält- niß, welches der Bater der jungen Dame nicht leiden wollte. Er brachte daher seine Tochter auf seine in Bad Lindau gelegene Villa, um sie den Einflüssen des ge nannten Herrn zu entziehen. Aber auch hier machte Herr Wedell der jungen Dame seine Besuche. AlS dies der Vater -es Mädchens erfuhr, begab er sich sofort von Planen nach Lindau. Als er heute an der Gartenhecke seiner Villa ankam, hörte er in dem Hause vier Schüsse fallen, durch welche der Tod der beiden jungen Leute herbeigeführt worden ist. (Wiederholt.) * Freiberg, 17. März. Gestern wählte der Dom kirchenvorstand den ihm vom königl. Konsistorium prüfen- tirtcn Herrn Pastor Köhler aus Liptitz zum Domdia- ko n u s. Der bisherige Domdiakous Pastor Förstemann, der, wie früher berichtet wurde, zum Pfarrer von Colmnitz gewählt worden ist, wird am zweiten Osterfeiertage seine Abschtedsprcdigt halten. — In der hiesigen königl. Grube Himmelfahrt schoß man am Sonnabend Nach mittag beim Sprengen in der zweiten Gczeugstrecke am Thurmhofschacht einen altcnBauan, aus dem sich so fort bedeutende Wasfermafsen in die Tiefe ergossen. Durch einen gewaltigen Luftdruck machte sich dieser Vorgang in den Schächten bemerkbar. Die Belegschaft wurde, da man die Größe der Gefahr im Augenblicke nicht abzu schätzen vermochte, unverzüglich über Tage befördert. Der Schnelligkeit, mit der daS RcttungSwerk von statten ging, ist es zu verdanken, daß ein Verlust an Menschen leben nicht zu beklagen ist. — Aus dem soeben erschienenen Jahresbericht der Landwirthschaftlichen Win terschule, deren Leitung tn den Händen des Herrn vr. püil. Kohlschmtdt liegt, ist zu ersehen, daß die Schule in diesem Schuljahr von 43 Schülern besucht war, von denen 42 aus dem Königreich Sachsen, 1 aus Reuß j. L. stammen; 22 sind aus der Stadt Freiberg; 88 stammen auS dem landwirthschaftlichen Berufe, 5 aus anderen Be rufen. » Schneeberg, 17. März. Ein verdienter Beamter unserer Stadt, Herr Stadtcassirer Böttcher, feierte gestern sein 25jäbriges OrtSjubiläum. Dem Genannten, der bis zum Jahre 1900 die Stelle deS Stadtsteuereinnehmers bekleidete, bat auch die Stadtvertretung besondere Anerkennung bekundet. — In Hartenstein brannten vorgestern Abend zwei Scheunen, ein Schuppen und ein am Markte gelegenes Wohn baus ab. Das stark bedrohte Schulgebäude konnte zum Glück durch die freiwillige Feuerwehr erhalten werden. — Lauter bei Schwarzenberg, 17. März. Am Freitag Nachmittag wurde in der Mulde auf Alberodaer Flur oberhalb der sogenannten Eiscnbrücke, und zwar im Rostosky'schen Wehre, der Leichnam des seit mehreren Monaten vermißten, 42 Jahre alten Gutsbesitzers Gustav Kunzmann von hier gefunden und poli zeilich aufgehoben, wobei fcstgestellt worden ist, daß an dem Verstorbenen kein Verbrechen verübt worden ist, sondern nur ein Unglücksfall in Frage kommen kann. Kunzmann war zuletzt Nachts auf hiesigem Bahnhofe und ist seitdem verschwunden gewesen. Er mag in der Finster niß vom Wege abgekommen, zu wett an den Rand des Wassergrabens gerathen, abgerutscht und ins Wasser ge fallen sein, ans dem er sich nicht wieder herauszuarbeiten vermochte. — Zittau, 17. März. Auch hier hat am Sonntag eine Katholtkcnversammlung stattgefunden, tn der für den „Volksverein für das katholische Deutschland" und für die zu begründende „Sächsische Volkszeitung" agittrt wurde. — Der Nangirer Ritter von hier wurde auf dem hiesigen Bahnhofe beim Rangiren von den Rädern einer Loco motive erfaßt und zu Boden gerissen. Er erlitt dabei schwere Verletzungen, die jedoch nicht lebensgefährlich sind. Ritter ist derselbe Mann, der voriges Jahr von österreichischen Behörden zur Ableistung seiner Militärdtenstjahre herangezogen wurde, nachdem er dieselben in Deutschland schon ab gedient hatte. Es stellte sich später heraus, daß Ritter österreichischer Staatsangehöriger war. — Eine Aufsehen erregende Verhaftung ist in Leutersdorf (Ober!.) vor einigen Tagen erfolgt. Der Beitragseinheber der dortigen Vegräbnißgesellschaft, Schlachtstcuereinnehmer Hübner, wurde gefänglich eingezogen. Vermuthlich handelt es sich dabei um Unterschlagung zum Schaden der Mitglieder gedachter Gesellschaft. Nach forschungen in dieser Angelegenheit sind seitens der Ge sellschaft schon seit einiger Zeit im Gange und dürften belastendes Material ergeben haben. L. Pirua, 17. März. Zur Besichtigung der von unserer Stadt ausgcführten stattlichen Kasernen bauten an der Rottwerndorf«! Straße weilte am heutigen Montag der stellvertretende Intendant deS XII. Armeecorps, Major v. Soeben, bierselbst. Die Pirnaer Kasernen anlagen zeigen eine SmSdchnung, wie dieselbe im deut schen Reiche nicht oft ihres Gleichen haben dürfte. — Ein Iubtl n m ganz besonderer Art bringt der diesmalige Sommer für unsere Nachbarstadt Dohna, indem am 19. Juli sich der Zeitraum eines halben Jahrtausends vollendet, seitdem Dohna zum Besitze der Wettiner gehört, nachdem vorher daselbst die nach und nach zu großer Pracht gelangten Burggrafen geherrscht hatten. Mit der Begehung dieses ..ubiläums verbindet sich nun ein H e i m a t h s f e st, für welches ein vielgegliederter CentralauSschuß bereits in Thätigkeit getreten ist. Man hofft auf starke Beibringung und damit auf einen glänzen den Verlauf. — Dresden, 17. März. Im Alter von nicht ganz 62 Jahren verschied am Sonntag in seinem Besitztbum auf der Berubardstraße nach kurzem Krankenlager der durch seine Thätigkeit in weiteren Kreisen bekannt gewordene Rechtsanwalt beim Königl. Landgericht Herr Edmund Schanz. r? Dresden, 17. März. Die Verhaftung deS BankschwtndlerS Wolf, der am Sonnabend wiederum daS hiesig« Bankhaus Günther L Rudolph am Altmarkt mittels eines gefälschten Wechsels um die Summe von 18 850 ^tl zu schädigen versuchte, ist neben un serer umsichtigen Kriminalpolizei und der Aufmerksamkeit deS Chefs des genannten Bankhauses auch noch der Ge wissenhaftigkeit des Droschkenkutschers Werner, am TchicßhauS 2d, mit zu verdanken. Der Schwindler ließ sich am letzten Mittwoch Abend von dem genannten Droschkenkutscher zwischen 8 und g Uhr au» der inneren Stadt nach einem am Eingänge deS königlichen trotzen Garten» gelegenen Restaurant fahren. Nachdem er auö- gestiegen war und den Kutscher bezahlt hatte, fragte er Königreich Lachsen. !ä. Leipzig, 18. Mürz. Die „Protest Versamm lung", welche in Sachen der U m s a tz st c u e rs r a g « vom „Schutzverband für Handel und Ge- werbein Mitteldeutschland" zu gestern Abend nach dem „SanSsouct"-Saale etnberufen worden war, war von etwa 800 Personen besucht. Trotz dieser ge ringen Zahl der Besucher und trotz eines zur Deckung der Unkosten erhobenen Eintrittsgeldes von 10 Pfg. hatten jedoch die Schutzverbänbler keine Mehrheit in der Versammlung, sondern zwei Drittel der Anwesenden waren Anhänger der Konsumvereine bez. Angehörige der svctaldemokratischen Partei. Unter solchen Umständen konnte die Versammlung den beabsichtigten Zweck (Ver anlassung einer Protestkundgebung) nicht erfüllen. Was den Verlaus der Versammlung selbst betrifft, so erfolgte die Eröffnung durch Herrn Schuhmachermeister Heinker, der gleich mittheilte, daß er sich für die Dauer der Versammlung das HauSrecht vom Wirthe habe übertragen lassen. Er brachte dann ein Hoch auf Kaiser und König aus, worauf Herr Kurt Fritzsche in i^stündtger Rede über „Die Stellungnahme der sächsischen Negierung gegen den er- werbsthättgen Mittelstand" reserirte. Der Redner, hier und da von Zurufen der Soctaldemokralen unterbrochen, kritisirte die den Lesern durch mehrere n diesem Blatte veröffentlichte Artikel bekannte Denk« chrift der Staatsregierung in Sachen der Umsatzsteuer n eingehender Weise, wobei er alle die Gründe verwarf, die in der Denkschrift gegen die Steuer voygebvacht worden sind. Redner stellte sich grundsätzlich auf den Standpunct, daß jeder Stand in der Bevölkerung ein Anrecht auf Schutz durch die staatliche Organisation habe. Wenn die sächsische Regierung sich richtig über die Laae des Mittelstandes hätte unterrichten wollen, so hätte sie in erster Linie Angehörige dieses Stande» zu einer Aus sprache einladen sollen. Anstatt -essen habe sie die Um satzsteuer mit allerhand volkswtrthschaftlichen Lehren ab- zuthun gesucht und sich bann darauf beschränkt, die Selbsthilfe zu empfehlen. Das sei ein billiger Rathschlag gewesen, aber er habe doch da» eine Gute gehabt, näm lich daß man erkannt habe, daß der Mittelstand von der Regierung keine Hilfe zu gewärtigen habe. Der Redner unterzog dann daS Konsumvereinswesen einer Kritik und schloß etwa wie folgt: Auch der Mittelstand stehe auf dem Standpunkte der Selbsthilfe, aber der kleine Mann könne ohne StaatshUfe nicht ankämpfen gegen die übermächtige koncurrenz der Konsumvereine, in welche die Arbeiter durch die fanatisirende Macht der Socialbemokratie htnetngebracht worden wären. Die Selbsthilfe des Mittelstandes bestehe unter den augen blicklichen Verhältnissen im Zusammenschlüsse gegen Stadtrath und Regierung, bis dem Mittelstände werbe, was ihm gehöre. Der Bund der Landwirthe müsse darin ein Vorbild sein. Ahme man dem nach, so werbe der Mittelstand Respect erringen und die ihm gebührende Stellung im Reiche einnehmen. — In der sich an schließenden Debatte, bei der den Rednern zehn Minuten Redezeit gewährt war, sprachen nur Socialdemokraten, nämlich die Herren Johannes, Scheibe, Lange, Schmidt u. A. m. Die beiden Letztgenannten brachten auch Resolutionen ein, von denen die des Herrn Lange folgenden Wortlaut hatte: „In der Erkenntniß, daß die Umsatzbestcuerung der LebenSmittel und Ge brauchsgegenstände gegenüber -er großen Masse der Be völkerung eine schreiende Ungerechtigkeit zu Gunsten einer kleinen reaktionären Gesellschaft ist, begrüßt die Versammlung die Erklärung der Staatsregierung, wo nach eine landesgesetzliche Umsatzsteuer verworfen wird, und bedauert nur, daß die Regierung nicht auch zu einer Verurtheilung der Umsatzsteuer durch OrtSregu- lative gekommen ist." Der Vorsitzende wollte nun unter dem Hinweis, daß er allein den Gang der Versammlung zu bestimmen habe, Herrn Fritzsche das Schlußwort crtheilen, ohne über die Resolutionen abstimmen zu lassen. Die Socialdemokraten verlangten jedoch stürmisch Abstimmung, und als ihnen diese nicht gewährt wurde, verhinderten sie den Referenten am Schlußwort. Dabet improvtstrten sie selbst eine Abstimmung durch Hände hochheben, die allerdings zeigte, daß die Social-emo- traten die große Mehrheit hatten. Da die Ruhe nicht mehr zurückkehren wollte, erklärte Herr Heinker die Versammlung für geschloffen. Die noch lebhaft debattirenden Gruppen verließen dann langsam den Saal. Leipzig, 18. März. Der Kaiser hat dem beim Reichsgericht thätigen Herrn Kanzlei»Inspektor Joh. Friedr. Oscar Adam den Charakter als Kanzlei rath verliehen. * Leipzig, 18. März. Am 14. und 17. März fand in der Teichmann-vr. Roth'schen Privatschule die mündliche Reifeprüfung unter dem Vorsitze des zum königlichen Kommissar ernannten Herrn Professor Reuther statt. Sämmtltche 48 Prüflinge erhielten das Zeugniß oer Reife und damit das Zeugniß für die Berechtigung zum einjährigen Dienst. Im sittlichen Ver halten erhielten 34 die Ccnsur I, 8 die Censur Ib und einer die Censur Ila, während in den Leistungen 4 Schülern die Censur va, 10 die Censur H, 11 die kcnsur Ilb, 12 die Censur III«, 6 die Censur III zu erkannt werden konnte. Bon diesen Abiturienten widmen sich 24 dem Kaufmannsstand, 3 dem Bankfach, 4 der Elektrotechnik, 3 dem Baufach, 2 werden Buchhändler, je einer wird Apotheker, Landwirth, Marinetngenicur, Chemiker, 3 gehen auf höhere Schulen über. -g- Leipzig, 18. März. Gestern Abend fand im Saale des evangelischen Bereinshauses (Roßstraße) die Vor stellung der neu ausgebildeten Mit glieder der freiwilligen Sanitätscolonne vom RothenKreuz zu Leipzig statt. Pünktlich 8 Uhr waren Kolonnenführer und Mannschaften zur Stelle, eben so ein Nnterofficter und 6 Mann des 134. Infanterie-Regi mentes, letztere, um die bei den Hebungen bcnöthigten Ver wundeten zu markiren. Der Vorstellung wohnten bet die Herren Generalleutnant v. Zcschau, Landcsdelegtrter vom Rothcn Kreuz, Oberstabsarzt vr. Schmidt, com- manbtrt von der königlichen Sanitätsdirection, zur Ab nahme der Prüfung, Geh. Regterungsrath vr. Grün ler, Vorsitzender, und Stadtrath vr. Schmid, Schrift führer des Vereins zum Rothen Kreuz tn Leipzig, Ober regierungsrath v. Kriegern, al» Vertreter des Vor sitzenden tm deutschen Landesverband, Oberjustizrath Heßler, Amtsrichter vr. Haupt, Vorsitzender der Ge noffenschaft freiwilliger Krankenpfleger im Kriege, sowie die Vorstandsmitglieder dieser Genossenschaft. Bei seinem Erscheinen im Saale begrüßte Herr Gey. RegicrungSrath vr. Grünler die Mannschaften der Kolonne und stellte sich ihnen al» neugcwählter Vorsitzender des Leipziger Bcr- ein« vom Rothen Kreuz vor. Dann begann die Vor führung, zunächst deS praktischen Dien st eS unter Kommando de» ÜolonncnführerS Herrn Trödler (Auf stellung, Empfangen der Tragen, Gebirg»schritt, Aufsuchen von Verletzten und Tran sportfähigmachen derselben, Transport über steile Anhöhe, niedrige» ustd hohe» Hindernis«, Platzwechsel und Rückkehr zur ersten Auf stellung). Der zweite Theil der Prüfung erstreckte sich ans die für den Sanitätsdienst notkwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten. Diese Prüfung wurde durch den Colonnenarzt Herrn vr. v. Kriegern vollzogen, die abend ab, der zur Bildung einesZwetgveretnSl denselben nach einem guten Hotel, da er hier vollständig an »fremd sei. Als der Kutscher, ein noch junger Mann, ihm mehrere Hotels genannt hatte, fragte ihn der Schwindler weiter, ob er ihm nicht einen Vertrauensmann nennen könne, dem er einen Wechsel in Höhe von 18 000 an vertrauen könne. Nach mehrerem Hin- und Herredeni fragte Wolf den Kutscher, ob er nicht die Präsentation des Wechsels übernehmen wolle, da er (Wolf) in Folge eines Trauerfalles auf mehrere Tage nach Berlin reifen müsse und erst am Sonnabend von dort zuruckkehre. Der Kutscher sollte das Geld am Sonnabend Abend 9 Uhr auf den Hauptbahnhof bringen, wo Wolf ihn erwarte» würde. Der Rvsselenker übernahm auch den Auftrag, doch kamen ihm schließlich Bedenken, da ihm die letzten Be- trugssälle tn hiesigen größeren Bankhäusern bekannt waren. Er fragte seinen Vater und einen Freund um Rath, in Folge dessen er sich am anderen Morgen in das Bankgebäude von Günther L Rudolph begab, woselbst er zunächst zum Portier ging und ihm -en Wechsel zeigte. Der Beamte sagte ihm, der Wechsel sei gut, es sei eins Prima-Wechsel, und er möge ihn nur am Sonnabend, an dem das Papier fällig sei, präsenttren, worauf ihm das Gelb ausgezahlt würde. Zweifellos hat jedoch der Schwindler von dieser Vorsichtsmaßregel deS Droschken kutschers Win- bekommen, denn er erschien plötzlich am Freitag an der Droschke Werner'S, als derselbe auf dem Altmarkte hielt. Wolf, der bei dem ersten Zusammen treffen mit den, Kutscher einen schwarzen Spttzbart ge tragen und sich ein Auge mit dem Taschentuch,.' zugchalten hatte, trug diesmal einen blonden Bart und hatte daS Taschentuch arck das andere Auge gedrückt. Er verlangte zunächst den Wechsel zurück, und alS ihm der Kutscher sagte, daß er das werthvolle Papier jetzt nicht bei sich, sondern zu Hause habe, gab er ihm ein franktrtes Couvert mit der Chiffre „L. v. 100 hauptpostlagernd". In dem Couvert steckte ein Zettel, auf dem stand, daß der Wechsel auf keinen Fall vorgezeigt werden dürfe. Der Zettel war unterzeichnet mit „Carl Eisold". Nunmehr schöpfte der Kutscher auf'S Neue Verdacht und begab sich wieder in das Bankhaus Günther <L Rudolph, um mit dem Chef, Herrn Consnl PalmiS, selbst zu sprechen. Diesem trug Werner die Angelegenheit vor, aus telephonischem Wege wurde Herr Criminalcommissar Unger, der die Unter suchung dieser Angelegenheit leitete, herbeigerufen und das Chiffrecouvert wurde mit merthlosem Inhalt sofort ab gesandt. Als der Gauner nun am anderen Morgen auf der Hauptpost den Brief in Empfang nehmen wollte, ver haftete ihn ein als Postbeamter verkleideter Kriminal beamter. Da auf die Ermittelung des gefährlichen nnd geriebenen Schwindlers die ansehnliche Summe von 3000 Mark ausgesetzt war, so dürfte dieselbe den betheiligten Criminalbeamtcn und dem Droschkenkutscher zufallen.
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