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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.03.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190203302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19020330
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19020330
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-03
- Tag1902-03-30
- Monat1902-03
- Jahr1902
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.03.1902
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I. n «.v. «II. . P.I3VI «.IX ».v. 1.0. «X tt»» Iv» l. I). t. I». t. V. l.0. t. I). l^t. IX I. V. t. I». m.X!pX>4 ^.Op.N I. v I. I) XI). I. IX >. IX i. IX i. I). l. 0. >ne«. ir ^:I0I,K) ten. t.V. !30«e»t-I). uL^t-IX Llsrk: 1.0. I I). «. IX «.v. l. 0. t. IX I. o. I. v. I. IX I. o i.8e»t-U Ir Lier« ö:— I. 0. I. v X 0. I. IX «.IX «.IX »IX -» < «.v.vco «.IX«» k-? Bezug--Prei- stl der tzaupterpedition oder den kn Stadt bezirk «nd den Vororten errichteten AuS- gabestelleu abgeholt: vierteljährlich 4 SO, — zweimaliger täglicher Zustellung ins Hau« ^l S.LO. Durch die Post bezogen für Deutfchlaud u. Oesterreich: vierteljährl. ^ii6. Ma, abonuirt ferner mit entsprechendem Postaufschlag bei den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland,'Lrtxem- burg, Dänemark, Schweden- und Norwegen, Rußland, de» Donaustüaten, der Europäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Stüaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch di» Expedition diese- Blattes möglich. —' - . Ledattion und LxpOMon: Johaimtsgafse 8.- - - Fernsprecher 158 «nd 222. ' FUrerlo»prdttio«r« r Alfred Hahn, Buchhandlg., Universität-str.S, L. Lösche, Katharinenstr. 14, u. Königspl. 7. HavVi-FMale in Lettin: König grätzerstraße 116. Fernsprecher Amt VI Rr. 39V3. WpMer ÄMblM Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes «nd Nolizei-Amtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile LS Reklamen unter dem RedactionSstrich (4 gespalten) 75 H, vor den Familirnnach- richten (6 gespalten) SO Tabellarischer und Ziffrrnsatz eutsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 2S H (rxcl. Porto). Extra-veilagn» (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefördrrung 60.—, mit Postbesörderuag 70.—. Äunahmeschluß fiir Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ansgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Lei deu Filialen und Annahmestellen je ei« halb« Stundefäher. Anzeige« sind stets an di» Expedition zu richtku. Die Expedition ist Wocheuta« nmmterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Nr. 161. Sonntag den 90. März 1902. 96. Jahrgang. Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich bei Abholung des Blattes 4^ 50 (monatlich 1^ 50 (monatlich 1 85 durch die Post bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn O (monatlich 8 In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition: Joharrnisgaffe 8, die Filialen: Katharinenstratze Königsplatz V und Uuiversitätsstratze sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstrafre 35 Herr «l. Lrleär. Onnlt/ Cclonialwaarenhandlung, Beethovenstraste 21 Herr Hieoü. keter, colonialwaarenhandlung, Brühl 53 0. 1. 8vkubei'1'8 Xaektolxer, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Straste (Thomasiusstr.-Ecke) Herr Otto LInutsekke,Colonialwaarenhandlung, Löhrstraste 15 Herr Lüuuril LetLvr, Colonialwaarenhandlung, Nürnberger Straste 45 Herr Ll. L. Udreotil, Colonialwaarenhandlung. in Anger-Crottendorf Herr 8. Lrioäol, Cigarrenhdlg., Zweinaundorfer Straße 6, - Connewitz Frau Li8v1rer, Hermannstraße 23, - Cutritzsch Herr Lodert Kltner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 25, - Gohlis Herr Lodert Bitner, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 6, - Lindenau Herr Udert Lluüner, Wettiner Str. 51. Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt Herr Lau! Luek, 4uuoneen-Lxpe(Ut1on, Eisenbabnstraße 1, - Leutzsch Herr 41dert Lluüuer, Wettiner Str. 51 in L.-Lindenau, das II. Vierteljahr 1902 baldgefälligst veranlassen, bei täglich zweimaliger freier Zustellung 5 50 s, Ranftsche Gasse 0 Herr Lrleür. Ll8vder, Colonialwaarenhandlung, Ranstädter Steinweg 1 Herr 0. LuKelMLNN, Colonialwaarenhandlung. Schützenftraste 5 Herr «litt. ^odümioden, Colonialwaarenhandlung, Westplatz 32 Herr Llorlt/ Lel88ner, Cigarrenhandlung, Aorkstraste 32 (Ecke Berliner Straße) Herr L. VV. Lletr, Colonialwaarenhandlung, Zeitzer Sttaste 35 Herr V. Lü8ter, Cigarrenhandlung, in Plagwitz Herr 6. Oi üt^munn, Zschochersche Straße 7 a» - Reudnitz Herr Luxmaull, Marschallstraße 1, - - Herr 0. 8odwiüt. Kohlgartenstraße 67, - - Herr Leind. IVoder, Mützengeschäft. Gabelsbergerstraße 11, - Thonberg Herr L. üüntsed, Reitzenhainer Straße 58, - Bolkmarsdorf Herr Oeorx Niemann. Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.), - Naunhof Herr Louraü LetL8eke, Buchhändler. Aus der Woche. An diesem Osterfeste, das so früh auf die Tag- und Nacht gleiche folgt, lockt die Natur noch nicht dauernd ins Freie. Das Zusammentreffen ihres Erwachens mit der Erinnerung an das große GlaubenSereigniß wird dennoch empfunden, und verhüllt sich di« Sonne, der Ostrrtag strömt inneres Lickt aus. Es ist wohl ein Fortschritt zu nennen, daß die politische TageS- presse sich der Uebung, an den hoben kirchlichen Feiertagen religiöse oder religionsphilosophische Betrachtungen an zustellen, mehr und mehr entwöhnt, sie werden an solchen Stellen zu grell übertönt von dem Waffen geklirr des Kampfes, der nun einmal daS Wesen der Politik ausmacht. Die Religion hingegen, wenn richtig erfaßt, hat den Frieden zum Ziel und eS trifft sich gut zu unserem Glaubeasseste, daß an seinem Vorabende das Be- kenntniß eines Staatsmannes bekannt wurde, der diese Lehre predigt und — vielleicht für Viele über raschend — die in der Tbat einzig denkbare Grundlage zeigt, auf der die Kirche eine Religion verlörpein und damit den Friedensgedanken verwirklichen kann. ES ist ein Brief des vor nicht langer Zeit verstorbenen ehemaligen preußischen CultuSministers vr. Bosse bekannt geworden, in dem eS beißt: „Der Kampf gegen den Unglauben kann siegreich nicht durch die Dogmen geführt werben. DaS Dogma an sich ist todt. Nicht aus daS Dogma kommt »S an, sondern auf Religion, auf persön liches, religiöses Leben, auf die innerliche, persönliche Stellung des Einzelnen zu Gott. Nur daraus flieht ethische Kraft zur lieber- Windung deS Bösen." Bosse war von Vielen den Anhängern eines starren KirchenthumS zugezähll worden. Wie sein mit Unrecht, zeigen diese Worte und die ankeren Sätze seines Schreckens, daS wir im Wortlaut zu veröffentliche» uns Vorbehalten. Eine Stelle wurde schon in unserer Ausgabe für den Ebarsreitag wiedergegeben, diejenige, an der dieser Mann von Innerlichkeit die Folgerung zieht, die sich aus seinem Denken und Empfin den ergeben, soweit die römische Kirche in Betracht kommt — ein laLciats ozm üperaurrr. I)r. Bosse beruft sich auf Schleiermacher und erklärt damit, nichts Neues sagen zu wollen. Er variirt in der Tbat nur das große Wort: „Der Buchstabe tödtet, aber der Geist macht lebendig", wie eS vorder ein anderer, größerer politischer Conscrvativer, der Fcltmarsckall Graf Moltke, getban hat. Daß bestimmte kirchliche Parteien Anlaß hätten, auf diese Stimme aus dem Grabe zu bören, versteht sich von selbst. Aber die gesammre protestantische Welt Deutschlands sollte sie beherzigen. Bosse bekennt, wovon Millionen ini Vaterlande durchdrungen sind, und er kennzeichnet den zum UltramontanismuS gewordenen Katholiciömus, wie ihn alle nichtrömischen Deutschen sehen. Mil dem Be- kenntnißeifer aber ist es in unseren Tagen übel bestellt, was sich am Betrübendsten an der Lauheit zeigt, den der größte Theil der Organe der deutschen öffentlichen Meinung gegenüber der UebertrittSbewegung in Oesterreick zu Tage treten läßt. Aenzstlickkeit bei der Einschätzung dieses Ringens, ja selbst bei dem Ver zeichnen seiner Erfolge herrscht vor, und wer daS pro testantische deutsche Volk nur nach der Mehrzahl seiner Zeitungen und Wortführer zu beuribeilen vermag, der muß zu der Vorstellung gelangen, die Gcmüiher diesseits der schwarz-gelben Grenzpfäble würden durch die Anfänge einer Abkehr von Nom, die sich bei den Oestcrreichern zeigen, mit Mißbehagen erfüllt. Die Ursache ist ja leicht zu erkennen: sie besteht in einer byperpolitischen und darum auch aster politischen Auffassung der Bewegung und in der Besorgniß, bei osficiellen inneren Stellen aozustoßen, denen selbstverständ lich absolute Neutralität Pflicht sein muß. Also daS Gegen- theil von Tapferkeit, das den Stimmführern de- größten Tbeiles einer großen Nation übel ansteht. Die Zag haftigkeit ist um so weniger zu entschuldigen, als selbst der Leiter unserer auswärtigen Politik in voll kommen amtlicher Weise der Ansicht Ausdruck ver liehen hat, vaß der Dreibund nicht mehr den alten Werth besitze und jedenfalls in deutschen Augen nicht kost barer zu sein brauche, als ihn die anderen Verbündeten an sehen. Aber auch al» der Dreibund da» war, was er heute nicht mehr ist, mußte rr von den Evangelischen im deutschen Reiche nicht über da» Evangelium gesetzt werden und wurde er nicht darüber gesetzt. Es geschieht das heut« im Grunde wohl auch noch urcht. Aber der Schein, al» ob es geschehe, wird zu, häufig erweckt — ohne daß der stock klerikale prinzliche Gemahl einer tschechischen Dame dadurch gewonnen werden dürfte. Gestern ist in den holländischen Kirchen für den Frieden in Südafrika gebetet worden. Die Aufforderung dazu ging von Boerenführcrn aus, dir Tendenz ist aber dep Eng ländern wahrscheinlich noch mehr erwünscht, als den Ge quälten in Transvaal und im Oranjestaate. Als die berü ute niederländische Note nack London gegangen war, gaben .vir der Ueberzeugung Ausdruck, es bandele sich um von England auS bestellte Arbeit. Wir haben seitdem mit dem Auödrucke dieser Ueberzeugung zurllckgebalten, sie aber keinen Augenblick fahren lassen. Und Schalk Burger mit seinen Genossen wird, ob schon er vielleicht anders denken mag, als die Dcwet, Delarey und Botha, wohl auch nicht ungebeten nach Pre toria gekommen sein, um von dort auS Steijn aufzusuchen. König Eduard bat den starken Willen, seine Krönung in Friedenszeiten sich vollziehen zu sebcn, aber die nach gleicher Richtung treibenden Dinge sind noch stärker und darauf darf die Hoffnung sich stützen. Für die Boeren steht immer weniger, für die Briten immer mehr auf dem Spiele. Wir denken dabei zuletzt des Geldaufwandes, denn der Reichtbum, den das Volk besitzt, wird dem Staate stets in dem benöibigten Maße zur Verfügung sieben — Wenn das Volk jenseits des Canals nicht anderen Sinnes in der Afrikafrage zu werden begonnen hat. Aber auch das scheint der Fall zu fein. Der vor erreichtem Erfolg einzetretene Tod von Cecil RhodeS ist jedenfalls nicht geeignet, weichende Ausdauer festzu hallen, im Gegenlbeil, das Verschwinden des Mannes, der, ge tragen von einem fast grenzenlosen Vertrauen seiner Nation, alle diese Dinge begonnen, kann nur entmuthigend wirken, und Chamberlain, der mit ibm begonnen, lebt nur noch von der nationalpolitischen Schulung der Engländer, nickt mehr von ihrem Vertrauen, geschweige ihrer achtungsvollen Sympathie. RhodeS wird, wie verlautet, auf Staatskosten begraben. Man kann sich kaum der Empfindung erwchicn, daß die Ehrung, die für den reichen Mann eine doppelte ist, sein Volk selbst — trotz alledem — ehrt; sie zeigt, daß die Engländer englische Dinge mit englischen Augen sehen. Jedenfalls regt fick der Zweifel, ob die Geschichte, die die Völker nach deren Lebensaußerungcn mißt, das Festballen an Rhodes nicht löblicher finden wird, als das Fallenlassen des vr. Peters, der, wenn wobl auch geistig an den Engländer nicht heranreichend, für Deutschland viel gewirkt und, vom Slandpuncke der Moral betrachtet, Rhodes jedenfalls über troffen hat. Vie framöslsche Negierung und die Neuwahlen. Allem Ifnscheinc nach sieht die französische Regie rung dem Ausgange der in vier Wochen stattfindendeu Neuwahlen zur Deputirtenkammcr mit vollkommener Ruhe entgegen. Dafür spricht unter Anderem der Um stand, daß die Negierung davon abgesehen hat, einen großen Präfectenschnb vorzunehmcn,' cs ist nämlich sonst üblich, daß die französischen Regierungen etwa ein halbes Jahr vor den Wahlen eine Anzahl von Präfekten und Untcrpräfcctcn, deren Ergebenheit für das gerade am- tircndc Ministerium nicht ganz sicher ist, aus dem Amte entfernen und durch Männer ersetzen, die durch rücksichts lose Wahlagitation zu Gunsten der Regierung den Dank für das ihnen zutheil gewordene Avancement abstattcn. Wenn die Regierung auch ohne besondere Kunst stückchen der Mehrheit der Wählerschaft sicher zu sein glaubt, so hat sie freilich keine Veranlassung, auf besondere Zufriedenheit mit ihrer inneren Politik zu rechnen. Die positiven Leistungen auf diesem Gebiete sind auch während der nunmehr fast dreijährigen Amtsdaucr des Miniiteriums Waldeck-Rousseau recht bescheidene. Neben der Erledigung der Drcysus-Affäre war die einzige größere Action die gegen die geistlichen Orden gerichtete Gesetzgebung, die sicherlich im Ltaatsintcressc lag, die aber der Regierung ebenso viel Feinde cingcbracht hat, als Freunde. Die Fortschritte auf socialpolitischcm Gebiete sind äußerst dürftig, trotz der radical-soctalisttschen Schatttrnng des Ministeriums. Daran ist allerdings nicht sowohl die Regierung schuld, als die Kammer, die vor endlosem Gezänk und fortwährendem Jntrigulren nicht die Zeit zu praktisch nüchterner Arbeit findet. Daran i wird beiläufig auch nicht viel geändert werden, wenn 1 künftighin die Kammer auf 6 Jahre gewählt wirb, statt, wie I bisher, nur auf 4. Bei dem nach außen gerichteten Sinne der Franzosen aber kann eine Regierung sich trotz dürftiger Leistungen auf dem Gebiete der inneren Verwaltung recht wohl in der Gunst des Volkes erhalten, wenn sie nur durch Erfolge in der äußeren Politik cs versteht, der Eitelkeit der Nation zu schmeicheln. In dieser Hinsicht aber ist das gegenwärtige Ministerium gerade in diesen letzten Monaten und Wochen vor den Wahlen vom Glücke bc- eünstigt worden. Da ist vor Allem die in den verbind lichsten Formen gehaltene Einladung des russi sch c n K a i s e r s an den Präsidenten der Republik. Zwar ist diese Einladung ein ganz selbstverständlicher, aus dem vorjährigen Besuche des russischen Kaiserpaares in Frank reich sich ergebender Höflichkeitsact, aber die Eitelkeit des französischen Volkes fühlt sich doch angenehm dadurch gekitzelt. Beweis dafür ist, daß der für die Reise des Präsidenten geforderte Eredit in der Kammer mit er drückender Mehrheit, im Senate sogar einstimmig — in beiden Häusern ohne jede Debatte — bewilligt worden ist. Die zielbcwußtesten und radikalsten Republikaner und Socialisten also hielten es angesichts der bevorstehenden Wahlen nicht für gcrathcn, gegen die Intimität mit dem autokratischen „Tnranncn" zu protestiren. Dazu kommt, daß eben jetzt auch die praktische Bedeu tung des Bündnisses ack ocnlog demonstrirt worden ist, nämlich durch die sranko-rnssische Kundgebung zu dem englisch-japanischen Vertrage. Wohl fehlt cs auch in Frankreich nicht ganz an ängstlichen Politikern, die es für sehr bedenklich halten, möglicher Weise durch die Un geschicklichkeit russischer Beamter in Ostasicn in schwer wiegende Eonflicte zu gcrathen, aber dem abenteuerlichen Sinne des Volkes sagt gerade eine lebhafte erotische Politik zu. Hat doch auch Napoleon HI. Frankreich heute in Mexico und morgen in Ostasicn engagirt und ist doch jetzt wieder nach einer kurzen Ruhepause in den 70er und Mer Jahren der Sinn für eine thatkräftige überseeische Politik im französischen Volke sehr lebendig. So hat die französische Regierung der Eitelkeit und Ruhmsucht des Volkes mancherlei Anregung gegeben; sie darf deshalb wohl hoffen, bei den Wahlen ein aner kennende Quittung zu erhalten- Oer Krieg in Südafrika. Die Reise der Mitglieder der Transvaal-Negierung nach dem Oranje-Freistaat. Die Korrespondenz „Nederland" schreibt uns: Zur Reise der Mitglieder der Transvaal-Negierung nach dem Oranje-Freistaat können wir erklären, daß: 1) die Anregung zu der jüngsten Wen dung in der südafrikanischen Frage von der eng lisch c n N c g i c r u n g ausgegangen ist; deshalb 2) auch die Reise der Mitglieder der Transvaal-Regierung in Südafrika nach dem Oranje-Freistaat von England veranlaßt worden ist, wodurch allein schon die Tendenz-Nachricht, die Stellung der Boeren, spccicll Derer um Schalk Burger, sei unhalt bar geworden, widerlegt wird: zum Ilebcrfluß sei jedoch hier noch ausdrücklich festgcstellt, daß die Lage der Boeren auf allen Theilen des Kriegsschau- vlatzes gegenwärtig günstiger als je ist. Außer in den unbestrittenen militärischen Erfolgen in der jüngsten Zeit, liegt der unwiderlegliche Beweis dafür auch darin, daß 3) die eventuellen Verhandlungen über d e n F r i e d c n — die gegenwärtige Reise der Mitglieder der Tranövaal-Rcgierung bezweckt ja nur eine unverbind liche Vorbesprechung der Boeren unter sich, ob im Augen blicke überhaupt über Frieden verhandelt werden könne — jederzeit nur im Einverständniß mit den Boeren-Repräsentanten in Europa und nach wie vor nur auf der Grundlage der absoluten Unabhängigkeit der südafri- kanischenRepublikenundderallgemetnen Amnestie der Aufständischen aus der Cap» colonic undauSNatal geführt werden. „Wiedergesundeue" Geschütze. Die Meldung Lord Kitchencr's aus Pretoria, vom 25. März, daß bet der am 23. März begonnenen combi- nirten Bewegung gegen Delarey in Wcsttransvaal die Co- lonnen des Obersten Kekewich und des Generals Waltere Kitchener 3 Fünfzehn-Pfünder und 2 PompomS „weg- genommen", haben, — da rin Gefecht nicht stattgefunden hat, und wieder nur Nichtstreitbare gefangen genommen worden sind, wäre der sonst gebräuchliche Kitchener'sche Ausdruck „wiedergefundcn" wohl auch hier am Platze ge wesen —, verschweigt, daß die Boeren bei ihrer Tactik des Kleinkrieges Geschütze für die Regel nicht brauchen können nnd die deshalb immer wieder schmerzlos preis geben, natürlich nicht, ohne sie vorher vollständig un brauchbar gemacht zu haben. Cecil Rhodes in Berlin. In den Märztagen des Jahres 1890 traf Cecil Rhodes in Berlin ein und wurde bekanntlich vom Kaiser in Audienz empfangen. Nach der Audienz erzählte Rhodes: „Der Kaiser ist sehr freundlich gegen mich gewesen. Deutschland ist gewillt, mit uns zusammen zu arbeiten. Der Kaiser wünscht, mit England zu operiren, und wir wären sehr unklug, wenn wir diese Cooperation nicht an nehmen würden." Als der Kaiser ihn nach seinen Be dingungen fragte, playte Rhodes mit den Worten: „vc> ur ckes" <Jch gebe, damit Du giebst) heraus. Dem Kaiser gefiel diese Art von Geschüftsbehandlung. — Cecil Rhodes mar mit zwei weitausgrcifenden Vorschlägen nach Berlin gekommen. Der eine betraf die Anlage der Telegraphen linie von Capstadt nach Alexandrien, wobei bas ostafrika- uische Gebiet des deutschen Reiches im Anschluß an die südafrikanische Linie durchquert werden sollte. Darüber kam ein Abkommen zu Stande, über welches Graf Bülow in der Rcichstagssitzung vom 25. März 1899 Mittheilungen machte. Der transafrikanischen Gesellschaft wurde die Er laubnis zur Legung der Linie unter der Bedingung er- theilt, daß der Bau in Deutsch-Ostafrika in fünf Jahren beendet sei. Nach 40 Jahren hat Deutschland das Recht, die Linien unentgeltlich zu übernehmen, lieber die Durch führung der tranSafrikanischcn Südnordbahn durch deut sches Gebiet fanden nur vertrauliche Vorbesprechungen statt, die zu keiner Entscheidung führten. Der Empfang Cecil RhodeS' durch den Kaiser wurde in England überaus dankbar ausgenommen. Die „Times" schrieb da mals, der Kaiser habe durch Gewährung der Audienz in schöner und großherziger Weise die peinlichen Erinne rungen an Jameson's Raubzug endgiltig ausgelöscht. Viel fach war damals auch von einer Eisenbahn durch Südwest afrika die Rede, die von der Lüdcritz-Bucht nach Buluwayo, dem Hauptortc von Rhodesia, führen sollte. — Alle diese Pläne sind indessen durch den Krieg in Südafrika auf un bestimmte Zeit vertagt worden. * London, 28. März. Die „Mail" meldet ouS Capsladt: Die öffentliche Leichenfeier für RhodeS findet am 3. April statt. Seine beiden Brüder, Oberst Frank Rhodes und Arthur Rhodes, werden dann mit dem Dampfer angekommcn sein, der zwei Tage vorher erwartet wird. Die Leiche wird von Groote Schnur zum Parlamcntsgebäude gebracht und dort im Vestibül aufgestellt. Der Leichcnzug bewegt sich dann zur Georgs-Kathedrale, wo Gottesdienst stattfindet. Der Sarg wird darauf per Extra zug nach Kimberley geschafft und von dort nach Bulawayo, um in den Maloppo-Hügeln beerdigt zu werden. Man erwartet an vielen Orten, die der Extrazug passirt, Demonstrationen der Sympathie. Als Rhodes zuletzt die Matoppo-Hügel besuchte, wählte er selbst die Stelle für jein Grab. Er bezeichnete seinem Architekten Herbert Baker den Ort und gab ihm genaue Instruc tionen über da-, was nach seinem Tode zu thun sei. Das Grab wird inmitten von gigantischen Steinblöcken sich befinden, in der Nähe des Kopje, auf dem Major Wilson'S kleine Truppe ihren letzten Widerstand bot. Wann dort die Beerdigung stattfinden wird, ist zweifelhaft, da erst eine besondere Fahrstraße von Bulawayo bergestellt werden muß. Gegenwärtig führt nur ein Saumpfad dorthin. Die Herstellung der Straße wird einen Monat dauern. Auf telegraphische Instruction ist aber die Arbeit gestern früh schon begonnen worden. — Der „Times" zufolge wird Iameson die Leiche nach Rhodesia begleiten. (Frkf. Ztg.) * Brüssel, 28. März. Die TranSvaaler Legation de« mcntirt das Gerücht, wonach die Reise von vr. LeydS nach Paris eine Verhandlung mit den englischen Liberalen zum Zweck habe. * Londvn, 28. März. Der „Daily Mail" zufolge hat man in London Nachricht, daß die gegenwärtigen Frieden-- Verhandlungen zu den größten Hoffnungen berechtigen. Man zweifelt nicht an der absoluten Aufrichtigkeit der Absichten Schalk Bürger» und seiner College» und man glaubt, daß die Punkte, worauf Li« TranSvaaler bestehen, kein« »aüberstrigltchen
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