Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.03.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020326010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902032601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902032601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-03
- Tag1902-03-26
- Monat1902-03
- Jahr1902
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
I. l>. I. o. t.v. -3. p.ISVI «.N. I. 0. I. v. IM» - t.v. »>«» i. o. j. IX i. IX I.I-. I. o. I.V. 1.1). I.V. uv. lalts i. I». I.V. t.v. w.VpX>1 I. 0 t.v 1.0. <»»«n. «0:81,7LS. «r ^7:M,L0 kt»n. 1:- I.V. l. V. tc Llsrtc I. v I. V i. 0 I. V «. V. «.!). ». V. «. >>. «. l>. s.V. I. V. i.0. I. V. I. v. I. V I. V t.8e»t-v l.1). I.V. son«,r-v. uLs^t-v. l Llarli. -» « »V.VV »V.4 H '' 8T ßß k-? ' ßr Bezug-. Preis in der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichtete» An»» gabestelleu a-geholt: vierteljährlich 4.50, — zweimaliger »glich,r Zustellung in« Hau» 5.50. Durch di, Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich: Vierteljahr!. S. Ma» abonnirt ferner mit entsprechendem Postausschlag bei de« Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem, dura, Dänemark, Schweden »nd Norwegen, Rußland, de« Donaustaate», der Europäischen Türkei, Lgypte». Für all, übngr» Staaten ist der Bezug nur «»ter Kreuzband durch di» Expedition dies»» Blatt» müglich. Nr-actio« «nd Lrveditio«: Jv-«mt»t«ffa 8. Fernsprecher 158 »nd MS. Frlt»l»»v«dtti»«m» t Alfred Hahn, Buchhandlg., Uuiversititästr.ll, 8. Lisch», Kathari»e«str. 14, «. Künigäpl. 7. Haupt-Filiale in Serik: Küuiggrätzerstraße LIS. Fernsprecher Amt VI Nr. SödS, Morgen-Ausgabe. MWM.TagMaü Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes im- Nolizei-Amtes -er Lta-t Leipzig. Anzeigen.Preis die 6gespaltene Petitzeile 2S H. Reklamen unter dem NedacttonSstrich sä gespalten) 75 H, vor den Familiennach- richten («gespalten) 50 H. Tabellarischer und Hiffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Grtra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-AuSgab», ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesürderung VL 70.—. ^nnahmeschluß für Zin)eigen: Abend-Au-gabe: vormittag» lO Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeige« sind stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 98. Jahrgang. Nr. 13t. Mittwoch den 28. März 1902. Abonnement auf da» zweite Vierteljahr 1902. Znr Interesse rechtzeitiger Lieferung wolle die Be stellung dur^d die Post bereit» jetzt veranlaßt werden. Der Preis beträgt wie bisher bei allen Postanstalten 6 Da« Abonnement und die Zahlung des Zeitungsgeldes können auch durch die Briefträger erfolgen. Für Berlin führt unsere Fittal Expedition in Berlin 8^, KöniggrStzrrftratze 11«, Bestellungen aus. Veränderungen im Heere. 8. Die Feststellung und Genehmigung deS Reichs haushaltsetats hat jedes Mal eine Anzahl von Forma- tionsändcrungen im Heere zur Folge, welche der Kaiser nunmehr für das Rechnungsjahr 1902 durch Cabincts- ordre vom 20. März bestimmt hat. Danach werden am 1. April 1902 mehrere Ncuerrichtungen stattfinden, wobei tm Kriegsmintsterium eine neue Abthcilung mit der Bezeichnung „Uebungsplatz-Abtheilung" eingerichtet wird. Sie wird von der Unterkunfts-Abthcilung abge zweigt und gehört wie diese zum Armee-Verwaitungs- Dcpartemcnt; sie erhält von -er älteren Abthcilung als Geschäftsbereich sämmtliche Uebungs- und Schießplätze überwiesen, dazu die Militärgerichtsgebäuüc und Arrest anstalten außerhalb -er Casernen, -ie Garnisonkirchen u. s. w. Gleichzeitig wird für -en Truppenübungsplatz Bitsch beim XV. Armeecorps (Elsaß) eine Commandanmr mit -cm Standorte Bitsch errichtet: die Geschäfte derselben versieht der Commandant der Festung Bitsch, dessen Stelle fortan durch einen Regimcntscommandeur besetzt wird. Einen besonderen Umfang haben die Ncuerrichtungen an Jngenieurbe Hürden erfahren, woraus zu er sehen ist, daß die Umgestaltung des Ingcnicurwcscns an maßgebender Stelle kaum als eine dringliche Maßregel angesehen wird; jedenfalls kann von einer Abschaffung des Jngcnieurcorps oder dessen Verschmelzung mit dem Gcneralstabe u. dgl. einstweilen keine Rede sein. Beim Ingenieurwesen werden neu errichtet eine 4. Ingenieur- Inspektion in Metz, eine 8. Festungs-Inspection in Frei bürg i. B., eine Fortification für die Befestigungen am Obcrrhcin, über die die Schweizer Blätter sich in ganz un- nöthigcr Weise erregt hatten, mit dem vorläufigen Stand ort in Freiburg i. B., sowie eine 8. (elektrotechnische) Ab- theilung beim Ingenicurcomits. Dem Chef des letzteren wird das gcsammtc Festungstclcgraphcnwcsen nebst dem Militärtelegraphen von Berlin und das Militär-Brief- taubenwcscn unterstellt, welche Dienstzweige von dem Be reiche der Inspektion der Tclcgraphentruppcn losgctrcnnt werden. Die erwähnten Befestigungen am Oberrhcin werden dem XIV. Armeecorps (Baden) unterstellt und der Garnisonälteste von Freiburg i. B. tritt zu ihnen in das Verhältniß eines Commandanten. Die Einrichtung einer besonderen Commandantur wird sich aber auf die Dauer kaum umgehen lassen. Bei den großen Fortificationen in Metz, Straßburg i. Elsaß, Thorn und Königsberg i. Pr. wird zur Entlastung des Jngenieurofficiers am Platze je ein pcnsionirtcr Stabsofficier des Ingenieur- und Pioniercorps angestellt, da in Folge der Ncuanlagcn von Befestigungen die Dienst geschäfte bei diesen Behörden ungemein gestiegen sind. Auf die Umwandlung des Fcstungsbaupcrsonals in ein Festungsbau - Officiercorps wird bei der Wichtigkeit dieser Organisation noch besonders zurückzu kommen sein. An ferneren Behörden werden neu errichtet ein zweites Bczirkscommando in Hamburg, sowie ein Artilleriedepot in Culm und Marienburg, in welch' letzterem Orte das Filial-Artillcricdepot dann aufhört. Beide Orte erhalten jc einen Artillcricofficier vom Platz. Die Neuerrichtung von Truppentheilcn erfolgt erst am 1. Oktober 1902, und zwar werden sieben neue Maschinengewehr - Abtheilnngcn er richtet, wovon je eine auf das Gardecorps, bas III. und das VI. Armeecorps «Brandenburg und Schlesien), jc zwei auf das I. (Ostpreußen) und das XIV. Armeekorps (Baden) entfallen. Hierdurch steigt die Zahl dieser Abthcilungcu auf zwölf, und während sie in der Regel den Jägerbatailloncn ungegliedert werden, findet ihre Angliederung beim I. Armeekorps zum ersten Male bei der Infanterie statt. Eine ansehnliche Vermehrung erfährt auch die Fuß art t llc r i c, von der sechs neue Compagnien errichtet wer den, die gleichmäßig auf die Regimenter Nr. 1, 8 und 11 vcrtheilt und unter dem Befehl eines Ttabsofficiers den zweiten Bataillonen als 9. und 10. Conipaguie an- gcglgicdcrt wurden. Es ist somit bei diesen Regimentern eine Art von Halbbataillonen entstanden, die bei den bezeichneten Regimentern bezw. in Feste Boycn (Lützen), Dicdenhofcn und Marienburg ihren Standort haben: ihre Ausgestaltung zu Vvllbataillonen von vier Compagnien wird sich auf die Dauer nicht umgehen lasten. Zum 1. Ok tober 1902 wird auch die 0. Compagnie Rheinischen Fuß- artillerlc-RcgimcntS Nr. 8 von Dicdenhofcn nach Metz verlegt, wo alsdann mit Einrechnung der küntgl. baye rischen und der küntgl. sächsischen Fußarttllcrie tm Ganzen 24 Compagnien als Festung-besatzung vorhanden sein werden. Weiterhin ist noch hervorzüheben, daß die Stelle des Landwehr - Inspekteurs — Brigadccomman- deur — in eine solche für Divisionskommandeure um gewandelt wird, weshalb die Landwchr-Inspection von der 0. Division in Brandenburg a. H. losgelöst und dem Generalkommando des III. Armeecorps in Berlin un mittelbar unterstellt wird. Beim Bczirkscommando in Königsberg f. Pr. wird die Stelle des Commandcurs ig eine solche für pensionirte Stabsofftciere mit dem Range und den Befugnissen eines Regimentskommandeurs um geändert. Die Telegraphen truppen haben in Zukunft selbst für ihren Officierersatz zu sorgen, weshalb beim Telegraphenbataillon Nr. 1 in Berlin zwei, beim Bataillon Nr, 2 in Frankfurt a. O. und Nr. 8 in Coblcnz je drei Fähnriche auf den Etat gebracht worden sind. Die Wahl des Berufs bei dieser Truppe erscheint daher nicht un zweckmäßig, zumal eine Vermehrung dieser Bataillone in absehbarer Zeit nicht ausgeschlossen erscheint. Der G e n e r a l st a b wird um drei Chefs des General stabes, worunter ein Generalmajor, vermehrt, und zwar sind dann von der Gcsammtzahl der ctatsmäßigcn Chef stellen drei in größeren Festungen zu verwenden. Durch alle diese Formationsänderungcn erfahren unsere Hcerescinrichtungcn eine nicht unbedeutende Kräf tigung und Verstärkung, die aber wohl noch einiger Er weiterungen bis zu ihrem vollständigen Abschlüsse be dürfen. Das ruUch-framöfische China-Abkommen nnd die politische Weltlage. Die franko-russischc Kundgebung über die von den Staaten des Zwcibundes zu verfolgende vstasiatischc Politik hat in England tief verstimmt, so sehr man sich dort auch klugerweise bemüht, den Vorgang als harmlos und die englischen Interessen keineswegs bedrohend hin- zustcllen. Wir meinen, daß dieser Vorgang nicht nur nicht harm los sei, sondern daß er, wenn man seiner tieferen Be deutung nachgcht, als eines der wichtigsten Mo- mentedcrWeltgeschichte angesehen werden müsse, weil er in seiner Bedeutung weit, weit über die Grenzen Ostasicns hinausgeht. Um dies klar zu machen, muß man daran denken, wo durch sich England seine weltbeherrschendcStellungerworven hat. Der 80jährigc Krieg, die Raubkriege Ludwigs XIV. und im Anschlüsse daran der spanische Erbfolgckricg, die friedcricianischcn Kriege und die 20jährtgcn napoleo nischen Kriege nahmen nicht nur während ihrer Dauer die volle Kraft aller kontinentalen Staaten in Anspruch, sondern sie schwächten dieselben noch auf viele Jahrzehnte hinaus. England bcthciligtc sich wohl auch an allen diesen Kriegen, aber doch derHauptsachc nach viel mehr mit seinem Gelbe als mit seinem Menscheumateriat. Die Rangirung der europäischen Verhältnisse in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm wiederum die volle Kraft des europäischen Contincnts in Anspruch, und hieran be- thciligtc sich, von der Episode des Krimkriegcs abgesehen, England überhaupt nicht. So konnte England dank -cm über 200 Jahre dauern-, den ewigen Zwiste der europäischen Coutincntalstaateu un gestört nicht nur seinen überseeischen Besitz unausgesetzt vermehren, sondern auch seinem Welthandel eine Aus dehnung geben, die noch heute, trotz der Anstrengungen aller anderen Mächte die jeder anderen Macht bei Weitem übertrifft. Der Ausgangspunkt der Beruhigung in Europa war der Dreibuu d. Diese gewaltige That Bismarcks war in ihren Anfängen sicherlich in erster Reihe darauf ge richtet, die ewig unruhigen Franzosen im Zaume zu halten, aber in ihrer endlichen Wirkung trifft sie viel mehr England als Frankreich. Ja, es mag eine Zeit kommen, wo die Franzosen erkennen werden, welch ein Segen auch für sie der Dreibund gewesen ist. Der Dreibund zwang mittelbar Rußland, auf Oesterreich größere Rücksichten zu nehmen und er trug auf diese Weise zu der Consoltdirung der Zustände auf der Balkanhalbinsel, die früher eine be ständige Drohung der Störung der Ruhe Europas ge wesen waren, sehr wesentlich bei. Der Dreibund zwang ferner Frankreich, auf Italien größere Rücksichten zu nehmen und zu versuchen, eine Verständigung mit diesem Lande über die Mittelmcerfragcn herbcizuführen. Der Dreibund zwang schließlich Rußland und Frankreich, ihrem Bündnisse positive Ziele zu geben, die außerhalb Europas liegen und deshalb den europäischen Status guc» nicht berühren. So kann man mit Füg sagen, baß der Dreibund dem europäischen Conttnentcrst die Mög- li chkcitgegeben hat,in großen äußere uro» p ä i s ch e n A c t i o n c n b i e C o n c u r r e u z nr i t E n g- land aufz unehmen, und in diesem Sinne ist die franko-russische Kundgebung eine Frucht des Dreibundes. Freilich, für die Nichts» alsrcvanchcpolitiker ist diese Kundgebung eine harte Nuß, weil sie nächtlichen Fiebervisionen ein Ziel setzt, indem sic mit tagcSheller Klarheit zeigt, wo der Schwerpunkt der gemeinsamen Interessen Rußlands und Frankreichs liegt. Einsichtigere französische Politiker aber denken nicht daran, darüber zu maulen, daß Frankreich für die russischen Interessen in der Mand schurei und Korea cingcspannt werde, sondern sic erkennen in verständiger und dankbarer Weise an, daß Frankreich ein ebenso große» Interesse wie Rußland daran besitzt, ein Gegengewicht gegen das englisch-japanische Abkommen zu treffen. Gerade» in letzter Zeit haben die Franzosen ja durch wirthschaftltchc Unternehmungen, wie beispielsweise den Bahnban von Tonkiug nach Iünnan bewiesen, welche Bedeutung sie auf den Einfluß in den reichen südchtnc» fischen Provinzen legen. Nun, Japan kann von Formosa, England von Birma im Sudwestcn und Hongkong im Osten ans auf Südchina rücken. Deshalb ist cS für Frank reich von größtem Werthe, durch den Rückhalt an Rußland einer englisch-japanischen Action in Südchina viel bester begegnen zu können, als wenn eS allein stände. Wir wiederholen: nicht nur für Frankreich und Nuß» land, sondern für ganz Europa ist dies Abkommen von größter Bedeutung, nicht um seines eigentlichen Inhalt- willeg, sondern vielmehr weil es zeigt, daß die Zciterz vor über sind, wo England dank der unaufhörlichen conti- ncntal-curopäischen Verwickelungen und Kämpfe den Erd ball unter sein Sceptcr bringen konnte. Ver Krieg in Südafrika. Friedcushoffiiungenl * London, 25. Mär». (Telegramm.) „Neuter's Bureau" berichtet unter dein 23. März auS Wolvehoek: Mit Lord Kitcheuer'ö Erlaubniß haben Schalk Burger, Luca» Meyer, Reitz, Jacoby Krogh und van der Velde, die die Negierung von Transvaal bilden, mittelst SonderzugeS von Balmoral an» die Reise nach der Oranje.Colo nie angetrelen. Sie verließen Balmoral am 22. März, brachten die Nacht in Viljoensdrift zu und setzten in Begleitung von sechs britischen StabSofsictrren am 23. März Bormittag die Reise nach Kroonstad fort. ES geht das Gerücht, die Boerendelegirten seien für eine allgemeine Neber- gäbe, um dem Kriege ein Ende zu machen. * London, 25. März. (Telegramm.) Wie „Daily Mail" erfährt, unterbreitete die Boerenexecutive Kitchener keine Friedens- Vorschläge, sondern versicherte ihm nur ihre friedlichen Ge sinnungen. Gewissen militärischen Kreisen flöße der neue Schach zug der Boeren Mißtrauen ein. * London, 25. März. (Telegramm.) Die „TimeS" schreibt: Während die ganze Nation die Gelegenheit, den Krieg zu be endigen, unter den einzigen Bedingungen, die zulässig sind, be- gierig bewillkommnen wird, we rden kluge Leute nicht geneigt sein, übertriebene Hoffnungen auf die Action Schalk Burger's zu bauen. Seine Begegnung mit Steijn gewährt die Möglichkeit von Friedensvorschlägen» aber gegenwärtig gewährt sie keine bessere Aussicht. Es ist einiger Grund zur Annahine vorhanden, daß Schalk Burger's Antrag eine Erwiderung ist aus den Vorschlag, d«n LmiSdowne in feiner Depesche an den'holländischen Gesandten in London am 29. Januar gemacht hat. Wenn dies zutrifft, so wäre dies gewissermaßen ein ermunterndes Zeichen7 aber während wir das Beste hoffen, können wir nicht viel Ursache für die Er wartung erblicken, daß die Boeren praktische Vorschläge machen werden. „Daily Chronicle" und andere Blätter behaupten dagegen, daß das Ende des Krieges in Sicht sei. (Magdeb. Ztg) Sicbcnbiirgcr Sachsen und Boeren. Wie nicht anders denkbar, ist unter den Siebenbürger Sachsen die Begeisterung für die Boeren eine ganz hervorragende; obwohl die Sachsen in bescheidenen Verhältnissen leben, sind von ihnen viele Hunderte von Kronen an die verschiedenen Saminelstellen geschickt worden. Neuerdings wurden in der Stadt Kronstadt etwa 600 Kr. für das kämpfende Helden voll in Südafrika aufgebracht, in dem infolge einer von sächsischer Seite anSgegangenen An regung Sachsen, Rumänen und Magyaren ein Concert ver anstalteten, dessen Reinertrag den Boeren gehören sollte. Für die große Sache vergaß man sogar auf einen Augenblick den sonst immer regen Nationalitätenhader! — Außerdem sammeln die sächsischen Frauen für die unglücklichen Boeren- frauen und -kinder; bei dieser Gelegenheit bewiesen die Insassen der sächsischen Gemeinde Treppen in wahrhaft rührender Weise ihre Liebe zu den fernen Stammes brüdern und -schwestern. Die arme Gemeinde ist vor wenigen Jahren nahezu vollständig ein Raub der Flammen geworden, und da nun demzufolge das Geld hier nur zu rar ist, brachten die Mitglieder der Gemeinde allesammt ihren einzigen Neich- thum, große — Zwiebelkränze zu Hanf, versteigerten dann daS Gesammelte und erzielten so einen Betrag von 60 Kr. für die gute Sache. Kann man bei deutschen Bauern und Bäuerinnen rin innigeres Verständniß für deutsche Ge- mrinbürgerschaft denken?! Deutsches Reich. /». Berlin, 25. März. (E n t iv i ck c l u n g s t e n d c n- zcn im Welthandel nnd deutsche Land in i r t h s ch a f t sz ö l l c.) Der Breslauer National ökonom Professor Julius Wolf beschäftigt sich in der von ihm herausgcgcbenen „Zeitschrift für Toctalwissen- schäft" mit einer handelspolitischen Abhandlung, die das Mitglied des Rcichscommissartats für die Pariser Welt ausstellung, Assessor Viktor Leo, über die Ent- wlckelungvtcndcnzen im Welthandel veröffentlicht hat. In ttebcreinstimmung mit Wolf schlägt Leo die „gelbe Ge- sabr" nicht sonderlich hoch an, während er die amerika nische Gefahr für die einzige wirthschaftlich bedrohliche hält. Um den von Amerika drohenden Gefahren vorzu beugen, empfiehlt Leo die Kräftigung der deutschen Landwirthschaft mittels höherer Agrar zölle. Für letztere tritt auch Wolf wegen der schwie rigen Lage der Landwirthschaft und für die Zeit des Heber» ganges zu höheren Weltmarktpreisen ein; als Mittel zur Abwehr der amerikanischen Gefahr indessen hält Wolf sic für ungeeignet. Die Bekämpfung jener Gefahr sei blos möglich entweder 1. durch Hinwirkcn auf eine minder rasche BevölkerungSvermehrnng — eine Vcvölkc- rungsvcrmehrung um 12 Proccnt von 1890 auf 1899 gegen 7 Proccnt in Großbritannien sek ungeheuerlich — oder 2. durch das Mittel der Schaffung eines deutschen Colonial reiches in gemäßigter Zone (Südbrastlien, Argentinien) oder 3. und wohl ans diesem Wege allein, da man von den zwei anderen als gangbar nicht sprechen könne, durch daS Mittel -es Zusammenschlusses von Deutschland mit eine, Anzahl anderer, in der Jndustriceutivickelung zurück- stehender Staaten zu einem größerenWirtbschaft-verbanüc, wenn anch nicht zu einem Zollverein. Auch dieser letztere Weg dürfte in absehbarer Zeit nicht gangbar sein. Deutsch lands Industrie und Handel bleiben daher unseres Er ¬ achtens zunächst nnd vor allem auf Selbsthilfe gegen über jeder von wirthschastlichcr Concurrenz herrührcnden Gefahr angewiesen. Bcthätigt aber kann die Selbsthilfe dadurch werden, daß einerseits die deutsche Industrie in höherem Grade als bisher ein weises Maßhaltcn bei der Production beobachtet «nd ihre Leistungsfähigkeit quali tativ so viel als möglich steigert nud daß andererseits der deutsche Handel, unterstützt durch die deutschen Forschungs reisenden nnd durch das deutsche Consularwesen, unab lässig sowohl an der Behauptung der alten wie an der Erschließung neuer Märkte arbeitet. Berlin, 25. März. (K. gegen C) Nicht allein das Provinzialdotatious-Gesetz schickt das Herrenhaus an das Abgeordnetenhaus zurück, sondern auch den Gesetzentwurf be treffend die Bildung von Gesammtverbänden in der evan gelischen Kirche des Consistorialbezirks Kassel. Es liegen also zwischen beiden Häusern des Landtages ConflictS- stosfe vor. Der Kampf über die letztere Vorlage kann sich sehr tragisch gestalten; handelt es sich doch um einen Buchstaben, der bereits im vorigen Jahre das Abgeordnetenhaus in die hellste Verzweiflung versetzte und den damaligen Minister deS Innern Frhrn. v. Nbeinbabcn in die tiefsten Schachte der Gelehrsamkeit hinabsteigen ließ, um auS ihnen die amtliche Schreibweise „Cöln" statt „Köln" herauSzufördcrn. Aller Protest der Kölner, keine „Cölner", scndern gute und loyale Kölner zu sein, half nichts: eS blieb und bleibt im amt lichen Schreibgebrauch bei „Eöln", während fast die gesammte Bevölkerung sich aus die Seite des verbannten K stellt und die „Köln. Ztg." nicht daran denkt, sich in eine „Eöln. Ztg." umzuwandeln. AuS diesem Kriege des K gegen das C zog die Regierung eine weise Lehre, zeigte sich versöhnlich und entgegenkommend und setzte in dem erwähnten Gesetzentwürfe daS K — ob etymologisch gerechtfertigt oder nicht, lassen wir jetzt ununtersucht — an Stelle deS C an die erste Stelle von Kassel. Mit dieser Nachgiebigkeit gegen die K-Forderung deS Abgeord netenhauses bat sie eS aber mit dem Herrenhause verdorben: letzteres hat zwar den Gesetzentwurf inhaltlich unverändert angenommen, jedoch Ueberschrift und Einleitung der Vorlage dahin abgeändert, daß daS Wort „Kassel" durch „Cassel" zu ersetzen ist. Nun bricht der Kampf zwischen K und C von Neuem koS. Wer wird diesmal Sieger bleiben? (-) Berlin, 25. März. (Telegramm.) Der Kaiser statiele dem österreichisch-ungarischen Botschafter v. Szögyeny-Marich einen Besuch ab, um persönlich seiner Theilnahme am Hinscheiden Koloman Tiöza'S Ausdruck zu geben. Darauf unternahm der Kaiser den gewohnten Spaziergang im Thiergarten und hatte eine Unterredung mit dem Staatssekretär des Auswärtigen Amts. Von 10 Ubr ab börte der Kaiser die Vorträge des Präsidenten des Reichs-Militärgerichts, General der Infanterie Freiherr» v. Gemmingen, des Chefs des MilitärcabinetS, deS Chefs deö Admiralstabes und deS Chefs des MarinecabinetS. U. Berlin, 25. März. (Privattelegramm.) Sein Pensionsgesnch hat, gleich nachdem daS Urtheil in Sachen der angeblichen Duelläußerungcn deS Kaisers die Rechtskraft erlangt hatte, der zu 300 Geldstrafe verurtheilte Geheime RecknungSrath Steinbach zu Potsdam eingereicht. Es ge schah dies nach einer Unterredung, die Steinbach mit seinem Vorgesetzten, dem Chcfpräsidenten der Ober - Rechnungs kammer, vor den er geladen war, hatte. (Nat.-Ztg.) — Die „Deutsche Tageszeitung" meldet, daß angesehene Landwirthe deS Kreises Dirschau eine Eingabe an den preußischen Minister deS Innern gerichtet haben, in der sie Beschwerde führen, daß in dem preußischen Dorfe Malin der dortige polnische OrtSvorsteber den deutschen Lehrer weg zugraulen sticke, die Schullinder anbalte, nur polnisch zu sprechen und überhaupt im polnischen Sinne agitire, ohne daß bisher etwas dagegen geschehen wäre. — Die beiden zur deutschen Botschaft in Washington commandirten Osficiere, Leutnant v. Arnim und Rittmeister v. Kap-Herr treten von ihrem Posten zurück, Herr v. Kap-Herr unter Uebertritt in dl« Reserve. -8- Halle a.E., 24. März. Der unter socialdemokratischer Leitung stehende allgemeine Consumverein zu Halle erlebte am Sonnabend eine solch tumultuarische Generolvcriammlung, daß die selbe bald wieder geschlossen werden mußte. Die soclatdemokratischen „Macher", an ihrer Spitze der Redakteur de- hiesigen „Bolksblattes ', ..Genosse" Swienty, Schwiegersohn de» verstorbene» Palamentariers Liebknecht, erlitten dabet eine gewaltige Abfuhr. Dir Herren „Ge- nassen", welche sich a» die Spitze des etwa 10 000 Mitglieder zählenden Vereins gesetzt haben, »in ihn im socialdemokratische» Sinne zu regieren, erwarteten dle ihnen verdientermaßen zu Theil gewordene Schlappe nicht, sie glaubten sich auf ihre „Genossen" ver- lassen zu können, doch diese Uesen sie jämmerlich im Stich. Es handelte sich um eine Statutenänderung, dir, wenn sie durchgegangcn wäre, den, Aussichtörath Mittel in die Hand gegeben hätten, mit denen sie in politischer Beziehung Propaganda hätten machen können. Die Gegner durchschauten dieses Manöver, aber machten den Plan zu nicht«. Der Tumult wurde so arg, daß di« Redner sich heiser schrien und abtreten mußten. Schließlich mußte die Versammlung geschlossen werden. (-) Tärmftadt, 25. (Telegramm.) In der hcutigkn Sitzung der Zweiten Kammer wurde bezüglich aller Meinungsverschiedenheiten eine Nebereinstimmung mit den Beschlüssen der Ersten Kammer erzielt und das Staatsbudget rndgiltig genehmigt. Tie nachgesuchte Einwilligung zu den gegen den Abgeordneten Haa » aus Mainz vorgeschlagenen gerichtlichen Maßnabmen wurden nicht ge- nebmigt. Auf eine Anfrage des Abgeordneten Graf v. Oriola über die Getreidezölle erklärte der StaatSministrr Rothe, die Negierung habe sich auf den Boden der zur Zeit den Reichs tag beschäftigenden Vorlage gestellt: sie sei außer Stande, auf eine Erhöhung brr Minimalzölle auf Getreide hinzu wirken. nm nicht den Abschluß neuer Handelsverträge zu gefährden. Die Negierung würde die Erhöhung der vor geschlagenen Zölle für gefährlich und die neuen Handels verträge gesahrdrud halten. Graf von Oriola erklärte sich mit diesen Ausführungen nicht einverstanden.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite