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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.03.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020327026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902032702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902032702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-03
- Tag1902-03-27
- Monat1902-03
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MM M ÄipWN Lllgebllltt Ul> UWr Nr. t»7, JamerÄM L Mj IW. (Meni-AWk.) Sächsischer Landtag. Lie Ttcuerresorm und die Erste Kammer. L. X 0. Als rin Verthcidiger der verfolgten Unschuld tritt das konservative BereinSorgan „DaS Vaterland" für die Erste Ständekammer in einem Artikel: »Zur Steuerreform" ein. Soweit es darin gegen socialdemokratische Unter stellungen und Verdächtigungen polemisirt, haben wir nichts dagegen eiuzuwenden; denn mit denselben haben wir nichts gemein. Wohl aber können wir nicht zugeben, daß die Erste Kammer an der verzögerten Erledigung des Ein kommensteuergesetzes keine Schuld trägt, weil der Herr Finanzminister dies selbst erklärt hat. Durch den letzten Grund wird wohl Niemand in seinem Urtheile sich bestimmen lassen, der da weiß, daß Herr Or. Rueger niehr gesagt hat, als er selbst verantworten konnte. E» ist uns auch nicht unbekannt. Laß die Erklärung in der Ersten Kammer allgemein überrascht und theil- weise befremdet hat. Man fürchtete hier, daß im Lande der Eindruck erweckt werden könnte, als ob derjenige, der entschuldigt werden sollte, angeklagt würde. Zn der Tbat hat auch die unmotivirte Weißbrennerei dazu geführt, daß der Vorwurf einer Verschleppung der Steuerreform gegen die Erste Kammer schärfer als früher gegen sie erhoben wurde. Es liegt ja vor aller Welt zu Tage, daß die Zweite Kammer das Einkommensteuergesetz bereits durch den Beschluß vom 10. December 1901 der Ersten Kammer zur weiteren Erledigung überwiesen hatte. Und wiewohl unverkennbar die schnelle Berathung in erster Instanz dircct zur Nacheiferung herausforderte, da die Verbesserung unserer Steuergesetze eine unabweisbare Pflicht der Volksvertretung war, bat dennoch die Erste Kammer mehr als zwei Monate gebraucht, um einen Depu tationsbeschluß und einen daran anschließenden Bericht fertigzustcllen. Für diese langsame Arbeit giebt cs keine genügende Entschuldigung! Auch die Ministerkrisis, die doch erst am 7. Februar acut wurde, und von der die Erste Kammer nur mittelbar und auf kurze Zeit in Mit leidenschaft gezogen wurde, kann als solche nicht gelten, selbst wenn der Finanzminister hierin desavouirl werden muß. Zumal, wenn man bedenkt, daß sie durch die fleißige Vorarbeit der Zweiten Kammer in Bezug auf ihren gesetzgeberischen Antheil viel günstiger gestellt war, wird ihr jeder Grund zur Vertheidizung entzogen. Ihre Mitglieder führen als solchen auch stets nur das Wort des Vicepräsidenten I)r. Schill ins Treffen, der die beiden Steuer gesetze als ein untrennbares Ganze bezeichnet batte. Für eine schnelle Erledigung deS Einkommensteuergesetzes wäre die Erste Kammer vielleicht zu haben gewesen, wenn nicht die Vermögenssteuervorlage damit verbunden wäre. Hiergegen wendete sich derselbe Widerstand, der auch heute noch nicht völlig überwunden ist. ES mag richtig sein, daß derselbe in der Abneigung gegen das tiefe Eindringen der Ein- schätzungScommission m den persönlichen und geschäftlichen Ver hältnissen des Eensiten begründet ist; aber ob die VcrmögenS- steuervorlage, welche die Erste Kammer bereits am 30. Januar verabschiedet hat, dessen ungeachtet wird sicher zu Stande kommen, wie das „Vaterland" meint, aber erst nach „gründ licher Berathung", ist unS nicht so überzeugend verbürgt. Bei dem losen Zusammenhalt der einzelnen Mit glieder in der Ersten Kammer kann Niemand für die (Stimmung des andern gut sagen. Also kann der Außen stehende erst recht nur behaupten: „Nichts Gewisses weiß man nicht." Immerhin hoffen auch wir, daß die finanzielle Nothlage Sachsens auch den Widerstrebenden schließlich die Zu stimmung abnöthigen wird. Wie nothwendig eine prompte Erledigung der ganzen Stcuersorm geworden ist, hat eben der vorläufige Verzicht der Negierung auf die WohnungS- geld Zuschüsse für die Beamten, die erst am 1. Januar 1904 in Kraft treten sollen, gezeigt. Wir bedauern es auf richtig, daß die Beamten diesmal dieZeche bezahlen sollen. Ihre wohlberechtigten Wünsche hätten verdient, an einem Zeitpunkte, der mit dem Inkrafttreten der Vermögens steuer zusammensiel, befriedigt zu werden. Daß dies bei allgemeinen Steuerzuschlägen, die für den Zweck allein 18 Proc. der Normalsätze auSmachen würde, nicht durchführbar ist, liegt auf der Hand. DaS hätte das „Vaterland" in seinem Aufsatze berücksichtigen müssen, ehe es „die bis jetzt nicht erfolgte Verabschiedung der Vermögenssteuer.... für kein Unglück" erklärt. Aber unbegreiflich finden wir eS, wenn dasselbe Blatt die Steuerzahler auf den Vortheil hinweist, der ihnen aus der Verschleppung des Einkommensteuergesetzes erwachsen ist, indem sie jetzt nur 20 Prvcent an Stelle der 25 Procent Erhöhung der Steuern zu tragen haben. Wer kann denn übersehen, daß diese Ermäßigung, die überdies nur auf Schätzung beruht, nur dadurch möglich wird, daß au den nothwcndigsten Staatsausgaben gespart werden muß, wie z. B. an den für die Beamten in Aussicht genommenen sechs Millionen Mark? Es ist um die Vertheidigung einer ver lorenen Sache immer schlecht bestellt, wen» sie die Interessen der Allgemeinheit hintenansetzt und an den Egoismus der Einzelnen appellirt. Deshalb glauben wir auch, daß das Plaidoyer des „Vaterland" für die Erste Kammer mehr zu entschuldigen und zu vertheidigen sucht, als in der Sache selbst berechtigt ist. — Dit Nechenschastsdeputation der Zweiten Kammer empfiehlt der Kammer, sich durch den mittels Decrets ge gebenen Bericht über die Verwaltung und Vermehrung der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in den Jahren 1898 und 1899 für be friedigt erklären zu wollen. Der den Bericht einleitende Ueberblick enthält neben einer sachgemäßen Aufzählung der wesentlichsten Erwerbungen der Sammlungen eine Darstellung der im Laufe der Berichlsperiode auSgeführten baulichen Her stellungen an und in den Sammlungsgebäuden und eingehende Ausführungen über die hauptsächlich in Folge Raummangels sich stetig mehrenden Unzuträglichkeiten bei den einzelnen Sammlungen, sowie Anregungen wegen künftiger etwaiger Neu bauten für Sammlungszwecke, deren Weiterverfolgung Lurch die gegenwärtige Finanzlage zur Zeit ausgeschlossen ist. AuS dem Berichte kann mit Befriedigung hervorgehobeu werden, daß durch die Abschaffung der Garderobegelder einem Wunsche weiter Kreise der Bevölkerung entsprochen worden ist, und daß durch Verlängerung der für den Besuch der Gemäldegalerie festgesetzten Stundenzahl während deS Sommerhalbjahres und durch Einrichtung eines durch das ganze Jahr sich erstreckenden NachmittagSdiensteS in der königlichen öffentlichen Bibliothek Erleichterungen für den Besuch der Sammlungen geschaffen worden sind. Ebenso ist die erfolgte Anfertigung einer in allen Sammlungen auS- gehängten Liste sämmtlicher Veröffentlichungen über die königlichen Sammlungen als eine dankenSwerthe Neuerung zu begrüßen. Königreich Sachsen. * Leipzig, 27. Mürz. Die „Leipziger Zeitung" schreibt: In der Presse ist jetzt viel vvn einer Interpellation die Rede, durch welche die sächsische Negierung über ihre Stellung zum Eompromißantrag Herold- Schwerin-Kardoisf befragt werden soll. Die Inter pellation soll angeblich von der eonservativcu LandtagS- fraction eingebracht werden. Wie mir hören, ist diese Sache weder in der cvnscrvativcn Fraction besprochen worden, noch besteht überhaupt eine dahin zielen de Absicht, da die Negierung sich schon bei Beginn des Landtages über ihre Stellung zum Zolltarifcutwurf mit aller Deutlichkeit ausgesprochen hat. H Prinzessin Heinrich von Preußen passirte gestern Abend auf der Rückreise nach Kiel, von Dresden kommend, hier durch. -8- Leipzig, 27. März. Auf Vorschlag der Anlagen deputation hat der Rath die von der Gartendirectio» vvrgeschlagene Einfriedigung des Stcphanic- Platzes in L.-Ncudnitz genehmigt. — Die Stadtver ordneten hatten beantragt, den geplanten Spielplatz an der S t ö t t e r i tz e r Straßein L.-Rendnitz anstatt mit Nasen mit Kies nnd Sand zu befestigen. Vorbe haltlich der Zustimmung der Stadtverordneten hat der Rath die dadurch entstandenen Mehrausgaben vermilligt. * Leipzig, 27. März. Den Stadtverordneten ist eine Vorlage wegen Erhöhung des Gruben- räumungstarifs der Leipziger Düngcrcxport-Acticn- gescllschaft um 50 .L pro Enbikmeter zugegangcn. — In der kommenden Woche wird die Sitzung der Stadtver ordneten auSfallen, so das; die nächste Sitzung voraussicht lich am 9. April stattfinden wird. * Leipzig, 27. März. Wegen der in neuerer Zeit mit verstärkter Dringlichkeit über Mißbräuche im Aus verkaufswesen, insbesondere über häufige so genannte permanente Ausverkäufe, lantgewordenen Klagen hat das königliche Ministerium des Innern in einer jüngst erschienenen Verordnung darauf hingcwicsen, daß es nur erwünscht sein könne, wenn die Bctheiligten und namentlich Verbände zur Förderung gewerblicher Interessen, von dem ihnen durch das Gesetz zur Be kämpfung des unlauteren Wettbewerbs v»m 27. Mai 1896 gegebenen Rechte der Privatklage nachdrücklich Gebrauch machen. Tas Ministerium deS Innern erachtet cs indcß für angezcigt, wenn auch die Polizeibehörden an gewiesen werden, ihr Augenmerk auf die A n s w ü ch s e im A n s v e r k a n f s w e s e n zu richten und allen Be strebungen auf deren Bekämpfung innerhalb der Grenzen ihrer Befugnisse Unterstützung zu gewähren. — Weiter hat das Ministerium des Innern sich damit einverstanden erklärt, daß die den Baiisachverständigen der Amtshaupt- mannschaftcn bcstcllungsgcmäß zugcbilligte feste Ent schädigung nur für ihre Mitwirkung in Baupolizcisachcn gilt. Wenn sie auch in anderen, mit baupolizeilichen Fragen nicht verknüpften Angelegenheiten zur Erstattung von Gutachten herangezogen würden, so werde ihnen die Berechnung von Gebühren nicht zu versagen sein und werden der Einziehung der letzteren von den Betheiligten jedenfalls die Paragraphen 166 ff. des Allgemeinen Bau gesetzes nicht im Wege stehen. Dies gelte, wie in Schnl- bansachcn, zweifellos auch in reinen gewcrbepolizcilichcn Angelegenheiten, z. B. wenn cs sich etwa nm die Frage handelt, ob ein bereits vorhandenes Gebäude sich zur ge werbsmäßigen Veranstaltung von Singspielen eignet. Dagegen würde cs bei der Vorbereitung der nach 88 10 ff. der Gewerbeordnung zu fassenden Entschließungen nicht der Fall sein, da kicr die Gcwerbepolizcibehördr nach 8 18 der Gewerbeordnung gleichzeitig über die Beachtung der bestehenden baupolizeilichen Vorschriften zu be finden hat. -8- Leipzig, 27. Mürz. Auch die heute hier ein gegangenen Mittheilungen über den Leichenbefund im Evlditzcr StaatSfvrstc weisen darauf hin, daß der Erschossene Niemand andcrssein kann, als der unglückliche Justizrath vr. Barth, der mitten im Waldcsdickicht in einem Anfälle geistiger Umnachtung Hand an sich gelegt hat. Der Leichnam wurde in stark verwestem Zustande aufgcfnndcn, und schwer, wenn nicht unmöglich, wird cs sein, aus den Gcsichtszügen die Per sönlichkeit wieder zu erkennen. Die Erhumirung der in Gegenwart des Herrn Oberförsters T i m ä u s - Eolditz am Fundort eingegrabcnen Leiche und die Feststellung der Person wird heute Nachmittag in Gegenwart von Gerichtspcrsoncn und deS ans Grimma hcrbcigerufencn Stabsarztes erfolgen. Von Leipzig ans werden der Recognoscirung die schwergeprüfte Fran Justizrath vr. Barth und eine Verwandte, sowie Herr Ul brich beiwohnen, der mit dem Verblichenen seit Jahren das an den Eolditzer Staatsforst anschließende Jagdrevier Glasten gepachtet hatte. Dieselben sind heute Vormit tag nach Eolditz abgcreist. — m. Leipzig, 27. März. Tie Osierprüsungen, welche die Fachschule Deutsche Fachschule für Drechsler und Bildschnitzer in den Räumen der Städtischen Gewerbeschule gestern am Schluffe ihres 18. Schuljahres in Gegenwart des ersten Schulvorstandes Herrn C. Schumann und des ersten Vorsitzenden des Curatorimns Herrn R. Braune, sowie der Herren Stadtverordneten Jahrmarkt und Lange ver anstaltet hatte, erstreckten fick auf Deutsch, Rechnen, Geometrie, Buchführung, Chemie, Materialienkunde, Technologie und Stillehre und schlossen weiter praktische Vorführungen an der Drehbank ein. In der darauffolgenden Entlassungsfeier hielt Herr Gewerbelehrer H. Schröter die Festrede. Dankend gedachte er hierbei der der Schule von den königlichen und städtischen Behörden in so reichem Maße bewiesenen Theil- nahme und Unterstützung und ermahnte, indem er auf die Lage und Bedeutung des Handwerks lünwicö, die Schüler, namentlich die abgehenden, zu treuer Pflichterfüllung, wobei er ihnen ans Herz legte, allezeit mit festem Willen und fleißiger Hand nach Erreichbarem zu streben und auf Gott und ihre eigene Kraft zu vertrauen. Den TankcSworten, die Schüler Koch im Namen der abgehenden Schüler an Vor stand, Curatorium und Lebrercollegium richtete, fügte Schüler Henkel einen herzlichen AbschiedSgruß an die Scheidenden hinzu. — Nach den beim Verkehrs-Verein Leipzig lBürcau für kostenlose Auskünfte, Städtisches Kaufhaus, Kupfcrgäßchcn) cingegangeneu polizeilichen Mitthcilungcn sind in der Woche vom 17.—23. März in den Leipziger Hotels 3055 Fremde an gekommen. Darunter 2671 Reichsdeutsche, 362 aus anderen europäischen Staaten und 22 aus außereuropäischen Ländern. * Lcipzig-Lindeuau, 27. März. Die B a u t h ä t i g k c i t in den westlichen Stadtthcilcn Leipzigs ist gegenwärtig keine unbefriedigende nnd dürfte allem Anschein nach auch für das ganze Jahr reiche Arbeit und Beschäftigung bringen. So sind in den letzten Monaten au der Augustcn- straßc auf dem Areale des früheren Herrenhauses des Rittergutes Lindcnan stattliche Neubauten entstanden, weiter wird gebaut an der Kirchstraßc, Waldstraßc, an der Kaiser Wilhelm-Straße, an der Lindcnstraße, Merseburger- Straße, Goetz-Straße u. s. w., ganz abgesehen von dem Areale zwischen Leutzsch nnd Lindcnan, wo an ncuange- legten Straßen in rascher Folge ganze Hänserzügc ent stehen. Eebenso ruht die Bauthätigkeit in Plagwitz nicht. Hier zeigen sich Neubauten an der Brau-, Eduard- und Friedrich August-Straße. An der Zschvchcrschcn- und Earl Heine-Straße hat man ältere Gebäude »iedergcrissen, um an ihrer Stelle moderncGeschäftshäuser entstehen zu lassen. In Schlenßig werden neue Straßen angelegt, nm das Areal zn Bauzwecken zn verwerthen; inzwischen werden Nenbane an der Könneritzstraße, an der Rochlitzstraße ?c. anfgeführt. Sehr lebhaft ist auch die Bauthätigkeit in Kleinzschocher, das namentlich nach der Bahn zu sich sehr stark entwickelt hat. Wohnungen sind nach alledem in großer Zahl vorhanden, allerdings sind die Miethpreise für den Arbeiter immer noch zu hoch. t Leipzig, 27. März. (Arbeiterbewegung.) Ter unter der Leitung des Malers Herrn Bosse stehende Arbeiterverein zu Leipzig beschloß in einer gestern im Vereinslvcal „Stadt Gotha" abgchaltcncn, von etwa 100 Personen besuchten Versammlung, die Bereins- localitätcn wegen deren Unzulänglichkeiten am 3l. März für den 30. September zu kündigen und möglichst im Ccntrum der Stadt geeignetere Räumlichkeiten zu micthen, die namentlich allen Anforderungen in hygieinischcr Hin sicht entsprechen, deren Besuch nicht vom Genüsse vvn Speisen und Getränken abhängig gemacht werden soll, und die andererseits allen berechtigten Wünschen Rechnung tragen. Hierzu wurde vorgeschlagcn, eine Reform wirt h sch ast einzurichten nnd znr Erreichung dieses Zweckes eine Wirths chaftsgenosscn sch ast mit beschränkter Haftpflicht zu gründen. Um eine möglichst große Beteiligung zu ermöglichen, sollen Anteilscheine zu 10 pro Stück ausgcgcben werden, die jedoch auch in Ratenzahlungen erworben werden können. Die gestrige Versammlung stimmte diesen Vorschlägen zu und ernannte eine Eommission, die für das Unternehmen wirken soll, das von dem Stadtverordneten Herrn Lange mit projcctirt worden ist. In der gestrigen Versammlung wurden hierzu bereits 920 gezeichnet. — Unsere gestrige Notiz über das a u seine mPcr- soncnzngc der Strecke Drcsden-Ricsa-Lcipzig g e - fallcnc Kind ist dahin zu berichtigen, daß der Knabe leider nicht unverletzt geblieben ist, sondern bei dem Sturz cinenArmbrnch und eine schwere Kopfverletzung er litten hat. Ter Unglücksfall hat sich zwischen den Stationen Priestewitz und Weißig zngetragcn. —In Haft kamen zwei schon mehrfach vorbestrafte Arbeiter im Alter von 20 und 27 Jahren, aus Wrcschen bez. Tollwitz gebürtig. Dieselben hatten in dem Warte saale eines hiesigen Bahnhofes einem daselbst ein geschlafenen Colpvrteur die Uhr nebst Kette ent- w ende t. Ehe sie dieselbe zu Geldc machen konnten, er folgte ihre Verhaftung. — Auf frischer That er wischt wurde ein schon vorbestrafter 46 Jahre alter Zimmermann aus Wichmar, als er in dem Hosraume eines Grundstückes in der Gemeindestraßc zu Reudnitz Wäschestücke von der Leine entwendete. Der Dieb wurde der Polizei übergeben. — Dasselbe Schicksal hatte ein 22 Jahre alter Handlungsgehilfe aus Lindenau, der von seinem Principal, einem Bauunternehmer, einen Wechsel über 600 zum Disco ntiren be kommen hatte. Den Auftrag hatte er auch ausgeführt, dann aber einen erheblichen Theil des Geldes in leichter Gesellschaft verjubelt. — Unter dem Ver dachte, gestern früh ein Portemonnaie mit Inhalt mittels Tasche ndiebstahls gestohlen zu habe», erfolgte die Festnahme eines 42 Jahre alten Tischlers aus Smichow in Böhmen. — Wegen Sittlichkcitsvergehens wurde ein 22 Jahre alter Handlungsgehilfe aus Reudnitz zur Rechenschaft gezogen. — In der Elsässer Straße zn Gohlis versuchte gestern Nachmittag ein schon mit Zuchthaus bestrafter 28 Jahre alter Arbeiter ans Schloß- Chemnitz einem Lehrling seine Taschcnuhrmit Ge - waltzn entreißen. Der freche Dieb kam in Haft. — In einem Manufacturwaarengcschäst in der Süd vorstadt e r s ch iv i n d c l t c ein schon vielfach vorbestrafter 27 Jahre alter Hausdiener aus Großsteinberg Maaren und wurde deshalb von der Kriminalpolizei znr Ver antwortung gezogen. — Ein schweres Sittlichkeits verbrechen ist am Dienstag Abend im König Albert-Park von einem Unbekannten an einem 13 j ä h r i g c n Schulmädchen verübt worden. Der Unhold wird be schrieben als etwa 20 Jahre alt, mit bartlosem, vollem, ge sundfarbigem Gesicht, bekleidet mit dunklem Anzug und dunkelgrünem, weichem Hut.— Wegen Diebstahls mußte sich eine 20 Jahre alte Arbeiterin aus Wehlitz ver antworten, welche ihrer Logiswirthin in der Gundorfcr Straße zu Lindcnan ein wcrthvvllcs Kleid entwendet hatte. — Flüchtig geworden ist nach Unter schlagung von 185 seit dem 25. d. M. der Haus diener Charles Rnffenbach, geboren am 1. Juli 1877 in Dijon, der bei einem hiesigen Restaurateur in Stellung war und das Geld erhalten hatte, um es auf der Post cin- zuzahlen. Der Flüchtige ist von mittlerer, schlanker Ge stalt, hat bartloses, blasses Gesicht, blondes Haar und trug grauen Jackctanzug nnd grünen, weichen Filzhut. — Ein 25 Jahre alter Hausdiener aus Altenhain wurde wegen Betruges verhaftet. Er hatte einer in Lindenau wohnhaften Plätterin nnter dem Vorgeben, sie zu hei- ratben, ihre Ersparnisse in Höhe von 200 abgeschwindelt. — Mittels Einst r u ch 8 sind ans einer Wohnung in der Mühlcnstraße zn Plagwitz 83 und ein goldener Trau ring gestohlen worden. — Von einem Rollwagen ge stohlen wurde am 20. d. M. ein Ballen, gcz. 6. v. 15 349, enthaltend Wollwaaren im Werthe von 128 —* In der Nürnberger Straße wurde gestern Mittag ein zehnjähriges Schulmädchen von einem Radfahrer um gerissen und über beide Unterschenkel gefahren. Das Kind erlitt eine schwere Gehirnerschütterung und mußte sofort in ärztliche Behandlung genommen werben. —* Ein geringfügiges Schadenfeuer fand gestern Nachmittag in einem Hause der Tauchnitzstraße i» Lin- dcnau statt. Es wurde von der Feuerwehr schnell unter drückt. fs Gestern Abend in der 6. Stunde wurde in der Turnerstraße eine arbeits- und wohnuugslose 24 Jahre alte Arbeiterin in hilflosem Zustande aufge hoben und nach dem nahen Stadtkrankenhause gebracht. —* Geringswalde, 26. März. Nachdem erst vor wenigen Tagen durch Vermittelung unseres Bürgermeisters die Lohn differenzen in der Stuhlfabrik von H. Ettig L Söhne bei gelegt worden sind, ist schon wieder von einem hier auSze- brochcnen Ausstand zu berichten. Infolge Lohnreduclionen sind in der Stuhlbauerei von F. Busch 38 Arbeiter ausständig. — Döbeln, 26. März. In Oberstcinbach hatte sich das Gerücht verbreitet, daß der am Montag dort verstorbene Schneider Räder u m gebracht worden sei; die Leichenfrau hatte nämlich an der Leiche eine Wunde bemerkt. Gestern war deshalb eine Gerichtscommission tvon der Staatsanwaltschaft in Freiberg und vom hiesigen Amtsgericht) in Obersteinbach zur Untersuchung anwesend. Es wurde festgcstellt, daß Räder am Herzschlag ver storben ist, die Wunde hatte er sich vorher wegen Krank heit selbst beigcstracht gehabt. — Roßwein, 26. März. Nach beendeten Osterprüfungen wurden an der „D e n t s ch e n S ch l o s s c r s ch n l e" 30 Schüler entlassen. Die Resultate im letzten Schuljahre waren recht erfreuliche: 23 Schüler wurden belobt, 3 er hielten Prämien nnd 2 Schülern wurden Ehrcnzeugnisse überreicht. Für das neue Semester sind bereits zahlreiche Anmeldungen eingegangen, so daß die seitherige Schüler zahl erreicht werden dürfte. — Chemnitz, 26. März. Durch Beschluß vom 10. Fe bruar 1902 hatte der Stadtrath den ökonomischen Ausschuß beauftragt, ein für die Errichtung eincS Crema- toriums durch den hiesigen Verein für Feuerbestattung geeignetes Areal in Vorschlag zn bringen. Der Rath hat jetzt beschlossen, die Uebcrlafsnng des Areals nur dann in Aussicht zn stellen, wenn der Nachweis der oberbehörd lichen Genehmigung zur Erbauung nnd zum Betriebe des Krematoriums erbracht und die Bereitschaft von Mitteln hierzu nachgcwicsen wird. Der Chemnitzer Verein für Feuerbestattung, der gegenwärtig 380 Mitglieder zählt, besitzt Zwcigvcrcinc in Limbach und Glauchau und beab sichtigt, weitere Gründungen in Burgstädt, Hohenstein, Mittweida und Ane vorznuchmen. -^.Chemnitz, 27. März. Die Referentcnfragc für die zu Pfingsten hier tagende deutsche Lehrervcr- s a m m lang ist nnnmchr vollständig erledigt. Den Vortrag über den h a n s w i r t h s ch a f t l i ch e n Unterricht der Mädchen wird Lehrer Wol ga st-Kiel halten, während über die Bedeutung der Volksbildung für die Volkssittlich» kcit Lehrer P r ctz c l - B e r l i n sprechen wird. Die Namen der Referenten für die anderen beiden angekün- digten Vorträge haben wir früher schon bekannt gegeben. -tm- Limbach, 26. März. Der am 12. Februar in Chemnitz verstorbene Herr Commerzienrath Eugen Esche hat durch letztwillige Verfügungen seiner Vaterstadt Limbach noch hochherzige Schenkungen gemacht. So hat er den städtische» Collegicn 10 000 zu Gunsten des Bürger- Hospital-FondS und 5000 zu Gunsten der bereits be stehenden und seinerzeit mit 30 000 begründeten „Ge schwister Esche-Stiftung" überwiesen, während er dem Vor stände der Kleinkinderbewahranstalt für dieselbe ebenfalls 5000 geschenkt hat. ff Hcrlatzgrnu, 26. März. Die Bismarcksäule auf dem Kuhbera bei Netzschkau ist heute wieder für den öffent lichen Verkehr eröffnet worden. — Zittau, 26. März. Die Eröffnung der Ober- lausitzcr Gewerbe- nnd Industrie-Aus- stelllu n g in Zittau wird nunmehr am 21. Juni statt finden. — Vom ersten Osterfeicrtag an werden im Zit tauer Gebirge sämmtliche Bergrestauratioiicn ge öffnet sein. Am gleichen Tage wird für laufende Saison auch das „Oybin-Museum" eröffnet, welches in das 24. Jahr seines Bestehens tritt. Herr vr. Mvschkau hat die von ihm begründete und geleitete Sammlung abermals durch werthvollc localgcschichtliche Neuerwerbungen be reichert. — Oppach, 25. März. Am 22. März feierte Herr Pfarrer Pfeiffer in Oppach sein 25 j ä h r i g e s Amts- und Ortsjnbilänm und wurde bei dieser Gelegenheit von der königl. Kreishauptmannschaft als Consistorialbehörde, der Patronatsherrschaft, seiner Ge meinde, der Lehrerschaft, seinen Amtsbrüdcrn und Freun den hoch geehrt. — Pirna, 26. März. Unter falscher Flagge gesegelt ist seit einer langen Reihe von Jahren ein zuletzt in Pirna aufhältlich gewesener Arbeiter, den man jetzt an das königl. Amtsgericht abgcliefcrt hat. Seit 11 Jahren wohnt der Betreffende in Pirna, wie der dortige „Anz." mittheilt, nnd war bekannt unter dem Namen Brückner, während sein wirklicher Name Böhmer ist. Er war früher Eigcnthümer eines kleinen Gütchens in einem schlesischen Orte, machte sich daselbst in Folge Geldmangels einer Wechsclfälschung schuldig und, nachdem er abgewirthschaftct hatte, wandte er sich nach Sachsen. Durch Veränderung seines Namens auf dem Abmeldescheine wurde es ihm möglich, sich durchzuschlagcn, und so kam er auch nach Pirna und dessen Umgebung, wo er unter den Namen Brüchner und Brückner Arbeit suchte nnd fand. So hat cr volle dreizehn Jahre nnter fremdem Namen gelebt. * Dresden, 26. März. Staatssekretär Graf v. Posa- dowsky hatte heule eine mehrstündige Konferenz mit dem Ministerpräsidenten von Metzsch und dem Finanz minister vr. Rüger, wie man annimmt, in der Angelegen heit der Neichsfinanzreform. Letzte Nachrichten. * Kiel, 27. März. (Telegram m.) Das unter dem Befehle des Prinzen Heinrich stehende e r st e Ge schwader ist heute Vormittag von seiner Ucbungsfahrt hier wieder cingctroffcn. * Cuxhaven, 27. März. (Telegramm.) Wie der Deutsche Schulschiff-Verein mittheilt, ist das von Ham burger Zeitungen gebrachte Gerücht, daß das Schulschiff „Großherzogin Elisabeth" bei Borkum auf Grund gerathen sei, durchaus unbegründet; cs kann nur durch eine irrthümliche Auffassung einer Meldung erklärt werden, die von einem außerhalb des Feuerschiffes von Borkum passircnden Dampfer gegeben worden ist. Das Schulschiff ist ohne jeden Schleppcrdienst wohlbehalten in die Elbe cingcsegelt. * Paris, 27. März. (Telegramm.) Der „Petit Parisicn" veröffentlicht eine Untcrrednttg mit dem gestern eingetroffencn General Pnszcrcwsky, der mit großer Entrüstung gegen die vvn polnischen Blättern erhobenen Beschuldigungen protestirte und sagte, die Be hauptung, daß Oberstleutnant Grimm den französisch russischen Mobilisirungsplan verrathen habe, sei un wahr; Grimm habe vielleicht mehrere Fcstungspläne und Schriftstücke über künftig!. Truppenbewegungen vcr- rathen können. Mitschuldige Grimm'S seien ein Jnten- danturofficicr und zwei oder drei Subalternofficiere. General Puszcrcwsky wird heute dem russischen Botschafter einen Besuch abstattcn. * Paris, 27. März. (Telcgram m.) Die Regierung hat die Verbreitung des hier erscheinende» Organs der spanischen Republikaner in Folge von Vorstellungen der spanischen Regierung un t c r s a g t. Diese hatte über die Umtriebe der spanischen Flüchtlinge in Frankreich Be schwerde geführt. Aus demselben Grunde ist auch die Ab haltung einer Versammlung verboten worden, die hier in den nächsten Tagen auf Anregung mehrerer Republikaner stattfinden sollte. Die Grenzcommissarc sind angewiesen, die spanischen republikanischen Abgeordneten, die an der Versammlung theilnchmen wollten, an der Grenze an- znhaltcn. * Venedig, 27. März. (Tclcgram m.) Der Mi nister des Aeußercn Princtti ist vergangene Nacht mit seiner Gemahlin und seinem Sekretär hier cingctroffcn. * London, 27. März. (Telegram m.) Wie amtlich gemeldet wird, erklärte sich Kanada auf Chamber- l a i n ' s C r s n ch e n bereit, a b c r m a l s 2 0 0 0 M a n n nach S ü dafrika zu entsenden. Verantwortlicher Redakteur vr. Her«. Röchling in Leipzig. Für dco musikalisch» Lyell Adolf Authardt in Leipzig. s!. iV/nkse-sks/n. e-t-
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