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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.12.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190112018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19011201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19011201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-12
- Tag1901-12-01
- Monat1901-12
- Jahr1901
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.12.1901
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Vezugs »Preis 1» d«r HauptervedMo« oder den Im Stadt» teztrt and den Borarwa erricht«»«, Au«. Ladestellen abgeholt: vierteljährlich 4.b0, bei zweimaliger täglicher Zustellung in- HauS S.bO. Durch die Post bezogen sür Deutschland n Oesterreich: Vierteljahr!. 6. Man abonnirt senil mit entsprechendem Postaufschlag bei den Postnnstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem- bur-, Dänemark, Schweden und Norwegen. Rußland, den Donaustaatea, der Europäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staate« ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expedition diese« Blatte« möglich. Die Morgenausgabe erscheint um V.7 Uhr, die Adeno-Auägabe Wochentag« um S Uhr. Nedaclion und Erve-Mo«: TohanntSgaffe 8. Filialen: Alfred Padri vorm. O. Klemm'« Sortinr. Universität-straße S tPaulinum), Laut« Lösche, Katharinenstr. l4, part. und EöntaSplatz 7. KipMer TagcNalt Anzeiger. Amlsvkrtt des Königliche« Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes «nd N-lizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Nr. 612. Sonntag den 1. December 1901. Anzeigen »Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 H. Rerlama« unter dem RedaetionSstrich (4 gespalten) 75 vor den tzamilirnuach- richte« (k gespalten) 5S H. T ibellorischer uud Ziffernlatz entsprechenv höher. — Gebühren sür Nachweisungen uud Ofsertenanuahme L5 sexcl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen «Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbesördermlg 70.—. Ännahmefchlnk sirr Äuzeigen: Abend«Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgeu-Au-gabe: Nachmittag« 4 Uhr. Bei deu Filialen uud Aunahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet« au die Expedition zu richte«. Die Expedition ist Wochentag« uvunterbrochea geöffnet von früh 8 bi« Abends 7 Uhr. Druck und Verlag vo« E. Polz in Leipzig. 95. Jahrgang. Für kann das Leipziger Tageblatt durch alle Postanstatten des deutschen Reiches und Oesterreich-Ungarns zum Preise von 2 -F bezogen werden. In Leipzig abonnirt man sür 1 V5 mit Bringerlohn 2 und nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteur', die Hauptexpedition: Johannisgasse 8, die Filialen: Katharinenstratze 14, Königsplatz V und Nniversitätsstratze tt, snne nachfolgende AusqabesteNen: Arndtstraste 35 Herr L^rletlr. Oaitlt/i, Celonialwaarenbandlung, Beelhovenstraste 2L Herr I'steotl. Iseler, Colonialwaarenhandlung, Brühl 5!) O. b. 8<;stub6rt'8 XuelllolKvr, Colonialwaarenhandlung, frankfurter Straße (Thvmasiusstr.-Ecke) Herr Otto LlinttBostke,Colonialwaarenhaudluirsi, Löhrftraße 13 Herr Liluurü ttet/er, Colonialwaarenhandlung, Nürnberger Straße 45 Herr LI. L. Udreeüt, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr 8. 8rl«üvt, Cigarrenhdlg., Zweinaundvrfer Straße 6, - Connewitz Frau leisester, Hermannstraße 23, - Cutritzfch Herr liobert 4Itner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 25, - Gohlis Herr liobvrt 4I1ner, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 6, - Lindenau Herr 48rert I^Inüner, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt Herr 8uul Luck, ^imoneen-LxpetHtlon, Eiscnbabnstraße 1, in Naunhof Herr Laniack Ranftfche Gasse tz Herr I'rleckr. Ziselier, Colonialwaarenhandlung, Ranstädter Steinweg 1 Herr 0. Kuhlmann, Colonialwaarenhandlung. Schützenftraße 5 Herr «lul. ^ostüililt stei». ColoniaUvaarenhandlung, Weftplaü 32 Herr II. ttittriolt, Cigarrenhandlung, Horkftraße 32 (Ecke Berliner Straße) Herr 8. IV. LIvln, Colonialwaarenhandlung, Zciker Straße 35 Herr V. 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Die fran- zösiscke»„Debais" finden, daß der Graben zwischen Deutschland und England immer breiter werde, und da vaS Blatt fick über seine richtige oder irrige Wahrnehmung freut, wie natürlich, so steht das englisch-französische Augriffsbündniß gegen Deutsch land vor der Thür! DaS soll rn Deutschland geglaubt und dem entsprechend soll in Deutschland gezittert werden! Diese Aufforderung an die Nation.fick zuduckeu -- sie ist in wenig ver- schiedrncr Form einer ganzen Reibe von Blättern eingeblasen worden—, contrastirt seltsam nut der Predigt VerSel bst Über hebung, die uns Iabre hindurch in allen Tonarten verlesen worden ist. Man har xloirs schnarren hören, wie es in Deutsch land noch nicht vernommen woddeli war und auch anderen Böl lern außer den Franzosen erspart geblieben ist; eS wurde davon geredet, daß auf dem ganzen Erdkreise kein Sperling vom Dache fallen dürfe, ohne den Eoniens der Leitung des deutschen Reiches — und mit einem Male die Drobung mit dem schwarzen Manne, weil Deutsche auf privatem Wege fremd ländische Beleidigungen zurückwiescu und weil das in England nicht gefiel. Man will sie sogar muthloS machen mit dem nachdrücklich betonten Hinweise auf die in einem sran- zösiichen Blatte enthaltene Phrase, unser Reich sei ein Koloß auf lhönernen Füßen, den ein Steinchen zertrümmern weide. DaS hat man von Rußland schon vor mehr als einem Menschen alter gesagt und dieser Staat existirt dock noch einigermaßen; Deutschland wurde dasselbe vor dreißig Jahren in nächste Aus sicht gestellt von dem Papste PiuS IX.. der sogar damals schon unfebldar war, und dennoch ist seine Borhersage nicht einge troffen. Diese Art der Bearbeitung des deutschen Volkes im Sinne der Anast und der — Unfreudiglcit zur Uebernahme neuer Webropfer wäre lächerlich, wenn sie nicht höchst ärgerlich sein würde. Man weiß oben nicht mehr, wie unten gedacht und gefühlt wird, und ein Blatt, wie die .Münch. N. Nachr.", das in der Chamberlain-Affäre sich sehr zurückhaltend gezeigt bat, schreibt: „Die Identität des Empfindens bei Volk und Regie rung in allen auswärtigen Ehrenfragen, welche die Wilhelm I.-BiSmarck-Zeit so groß gemacht» ist verloren ge gangen." DaS ist nur zu wabr und zeigt sich nicht nur bei dem gegenwärtigen „Mißverstehen", wo an die Furcht apellirt wird, es itigte sich auch in Fällen, wo das officielle Deutsch land, „auf Prestige losarbeitend", sich iu deu Dingen vordrängte, die es nichts angingen. Daß der Reichskanzler persönlich an dem gegenwärtigen „Mißverstehen" nnbetdeiligt ist, bezweifeln wir nicht und sind daber überzeugt, daß er das „Anschnelden" der Cbamberlain-Affäre im Reichstage wünscht, um Gelegen heit zu erdalten, das Schlußwort zu iprcchen. Iu seiner ersten Sitzung war der Reichstag beschluß fähig und großmüthig. Er ließ bei der Besprechung der Interpellation wegen, des Insterburger Duells zwei social demokratische Redner zum Worte gelangen. Das „Warum" ist bei eurer brschluß- und also auch schlußfähigen Versammlung unerfindlich. Sollte sich die Unterwühlungöpartei da« Recht, mebr als jede andere und lediglich mit Hetzreden die Ver handlungen zu verlängern, rn den vielen Sitzungen, wo aus Mangel an ausreichender Frequenz nicht Einhalt gethan wurde, etwa ersessen haben? Bei der Beralbung der Zollgesetze wird man, wenn sie zu einem guten Ende kommen soll, solche Privilegirung nicht walten lassen dürfen. Die „Schlußmacher" der nicht grundsätzlich widerstrebenden Parteien werden bart werden müssen. Bon einem Borwurfe de« „Durchpeitschens" kann keine Rede mehr sein, da, wie nun außer Zweifel stebt und mit Zustimmung der Socialdemokraten ge schehen wird, beide Gesetze ihrem ganzen Umfange nach commifsarische Vorberathuogea erfahren werde». Inzwischen haben der Bund der Landwirthe und die „Bereinigung christlicher Bauernvereine" ihr .letzte« Wort" gesprochen, indem sie in einer Eingabe au den Reichs tag einen Getreidemindestzoll von 7^,-4! verlangen uud e» unter einem Höchstzoll von » nicht thun zu können er kläre«. Zu dieser Vereinigung gehören nun aber auch alle bayerische« Bauernvereine, «nd in Bayern bat sich eine Versammlung aller laudwirthschaftlicheu „Bünde" und Vereine bereit- mit einer einzigen Ausnahme mit einem Mindrstroll vo« 6 zufrieden gegeben. Der Beschluß wurde auf dem be kannten Regensburger Tage — einstimmig gefaßt. Der eine Bund, der nicht vertreten war, blieb fern, nicht weil er vorauSsab, man werde zu wenig fordern, sondern weil er wußte, daß man mehr verlangen werde, als mit deu Interessen seiner Mitglieder, der Bauern deS bayerischen Waldes, vereinbar ist. An diesem Sachverhalte mag man den Werth der Peti tion und die Ernsthaftigkeit Derer bemessen, die diese Ein- gabe-Action arrangirt haben. Ter Bund der Landwirthe stellt seiner staatsmännischen Einsicht insofern noch ein be sonders günstiges Zeuguiß aus, als er — unter vielem andern volkswirthsckaftlich Unzulässigen — die Erhöhung des Tabak- zolleS um 40 Mark verlangt, was staatswirtbschaftlich als Unmöglichkeit anerkannt ist, weil diese Maßregel die Reichs finanzen, die nicht gut stehen, noch mehr verschlechtern würde. WaS der Bund will, würde eine Erhöhung der directen Steuern überall außer Preußen nach sich ziehen. Dafür würden sich auch die Bauern bedanken. Der Duelldebatte im Reichstag haben die Aus schreitungen der socialdemokratischcn Redner — Bebel hatte einen seiner unglücklichsten Tage und die Witzeleien deS f>eisinnigen Herrn Muuckel den Charakter einer würdigen Behandlung eines tiefernsten Zustandes nicht zu rauben ver mocht. Der Tou der Mäßigung, den der Abg. Bassermann in der Begründung der Interpellation angeschlagen, blieb vorherrschend. Der KriegSminister sprach eia gutes Wort, als er der Tbalsache Rechnung zu tragen bat, daß wir uns eben erst in mitten einer Entwickelung befinden, die zur völligen Beseitigung des Zweikampfes führen könne. Sehr rücksichtsvoll für den Tobten, aber auch mit sehr sicherer Hand schälte der Minister den Keru deS speciellen Jnsterburger Falles heraus, indem er hervorhob, daß es hätte untersucht werden müssen, ob Leutnant BlaSkowitz nicht an« dem Oificierstande zu entfernen wäre. Wir haben von Anfang an nickt geglaubt, diese Auffassung, weit es sich um einen Todten bandelte, unterdrücke» zu dürfen. Dem Andenken des Un glücklichen kommt eS jedoch zu Statten, daß er nach der authentischen Darstellung des Kriegsministers bereit war, die angegriffenen Kameraden um Verzeihung zu bitten. DaS war in dem Berichte der „Nationalzeitung", der geraume Zeit der öffentlichen Beurtheilung deS Falles zu Grunde gelegt wurde, behauptet wurden. Andere Blätter batten später die Tbalsache unter Andeutungen, die sie als aus erster Quelle unterrichtet erscheinen lasten mußten, entschieden bestritten. DaS Letztere stellt sich nun als eine tadclnswerthe Verwirrung der öffentlichen Meinung berauS. Eine der Differenzen zwischen der Berliner Stadt vertretung und dem Hofe ist beigelegt worden, die Straße Unter deu Linden wird, wie gemeldet, gemäß den Wünsche» des Kaisers umgestaltek. Wir haben kein Interesse, auf die Sache naher einzugehen. Jene Differenzen sind ihrer gewöhnlichen Entstehung nach, wie nach der Art der Fortsetzung und schließlich der Beilegung gleich wenig erbaulich. Einiges aber interesfirt allgemein in der Geschichic des nun erledigten Falles. Nach übereinstimmenden Be richten in Berliner Blättern hat der Oberbürgermeister Kirschner vorgestern iu der Stadtverordnetrn-Dersammlung geäußert: „Rach dein mit dem FiScuS im Jahre 1875 abgeschlossenen Vertrage sei die Stadt nicht in der Lage, den jetzigen Zustand der Linden ohne Zustimmung deS Staates zu ändern. Daß der Staat der Kaiser fei, werde bei der gegenwärtigen Lage deSStaatcS nicht zweifelhaft sei». Damit sage er (Redner) der Versammlung nicht« Neues." Neu ist jedenfalls die widerspruchslose An erkennung eines solchen Zustandes durch das Oberhaupt einer Bürgerschaft. Der Lrieg in Südafrika. Füfiladc cu,«scher Soldaten. Das Londoner KriegSamt veröffentlichte bekanntlich am Donnerstag Nachmittag eine merkwürdige Meldung des ia Capstadt commandirenden Generals, welche dahin lautet, daß am 16. November zwei Soldaten vom englischen Connaught-Jägcrregiment in der Nähe von Dordrecht vom Commandanlen Fouchü gefangen genommen wurden und daß der genannte Boerenführer, der in Wirklichkeit als Capholländer zu den Rebellen zählt, nunmehrh die oficielle Mittheilung an den englischen General hat gelangen lassen, daß er, FouchL, diese beiden englischen Soldaten, die also Kriegsgefangene waren, erschießen ließ. Weitere Details hierüber fehlen gänzlich, und es bleibt der eigenen Phantasie überlassen, sich auszudenkcn, ob Fouchö die beiden Gefangenen tödtete, weil sie Engländer waren und er Revanche für die auf britischer Seite Hingerichteten Caprcbellen insceniren wollte oder ob die beiden Soldaten vielleicht Fluchtversuche machten oder aus sonstigen Gründen die Kugel verdienten. Die Straßen- placate der Londoner Blätter verkünden natürlich mit Riesen lettern, daß die Boeren jetzt ihre Kriegsgefangenen erschießen resp. „kalten Blutes ermorden", und, obgleich, wie gesagt, selbst officiell zugestanden wird, daß alle Details fehlen, so bemüht sich doch schon die Londoner Presse, das übliche Capital für wüste Hetzartikel gegen die boerischcn Barbaren aus der knappen Mel dung zu schlagen. Ob Commandant Fouchö wirklich endlich zu blutigen Repressalien aus Rache für die von Engländern an ge fangenen Caprcbellen verübten grausamen Hinrichtungen ge griffen hat, das zu entscheiden, ist zur Stunde noch nicht mög lich. obwohl es an und für sich durchaus nicht unwahrscheinlich wäre. Die rebellischen Capholländcr wissen längst, daß sie VL dauquo spielen, und es ist 'Vkther sehr Wohl möglich, daß sie sich entschlossen haben, in Zukunft die Grausamkeiten der verhaßten Feinde mit gleicher Münze heimzuzahlen, selbst wenn dies vielleicht nicht im Einverständniß mit den Führern der Transvaaler und Freistaatler geschehen kann. Tie „Hcldcnthat" Ser Engländer bei Grafpan. 6. X'. Haag, 29. November. Die englische Presse giebt sich alle mögliche Mühe, die von Präsident Steijn in seinem von Wahrheit flammenden Brief vom 15. August 1901 an Lord Kitchener ausgestellte Be hauptung, daß die Engländer bei Graspan sich vor dem Feuer der Boeren hinter Frauen und Kindern versteckt und späterhin das Frauenlager mit Kanonen und Gewehren beschossen haben, Lügen zu strafen. Die „Dailv Mail", der Jingoblätter wiithcndsteS, hat dies mit einem — über das Kriegsministerium als der verantwort lichen und zur Richtigstellung allein berufenen Stelle hinweg — von Lord Kitchener direct bezogenen Dementi versucht, das sie sogar an die bervorragendsten deutschen Blätter telegraphisch wcitcrgeaeben baß — Ganz aboeseben von der darin liegenden, echt englischen Arroganz, stellt dieses ganz ungewöhnliche Bor gehen eine Agitation in eigener Sache dar, wie man sie in Eng land der deutschen Pre^e gegenüber bisher nur den Boeren- führern, spcciell dem Gesandten der südafrikanischen Republik in Europa, zum Borwurf gemacht hat. Für die Rio tia?eit uud Wahrheit dec von Steijn heilig versicherten Dbotsacke leben in Holland Zeugen, so Fran Cremer und andere Holländer, die jederzeit zu deren Beschwörung be reit sind. 44 WO Äusser» sind, wie man uns mittheilt, in 25 Lagern im Oranje Freistaat untergebracht. Man erwartet, daß die Zahl monatlich um etwa 5 v. H. durch Zuzug steigen wird. Die Kaffern sollen als Feldarbeiier Verwendung finden, ferner „A r b e i t s d i e n st e" bei den enalischen Truppen verrichten, z. B. als Bahnarbeitcr, Babnwächtcr und Gemüscgäriner für die Besetzung der Block häuser. * London, 30. November. Die „Times" enthält unter Lein Datum Pretoria 28. November eine Beschreibung der Berthe, lun q der englischen Truppe», welche die große Zahl von Boeren in Schach halten sollen, die mit Louis Botha östlich von der BlockhauS-Linte von Wilgeriver nach Greli'ngstad in Fühlung stehen. Die Bertheilung ist folgende: Zwölf Abtbeilungen operiren zwischen der Delagoa- und der Natal-Eisenbahn. Im west lichen Transvaal durchstreifen die Abtheilungen unter Lord Methuen, Oberst Kekewich und Oberst Hickie fortgesetzt das Land und operiren in Verbindung mit de» an der Bahnlinie stehenden Abtheilungen und Len Polizeiposten längs der Magglies- berge. Die ConcentratioiiSabthcilungrn südlich von der Delagoa. bahn haben die nördlich von der Linie stehenden Abtheilungen zurück gezogen, was zur Folge halte, Laß die Boeren wieder in die Nach- barschast von Roos Seuekal zurückkehrten. Im Nordosten deS Oranje, freistaat« ist der Schauplatz von General Elliot'S Operationen, wo neun Abtheilungen flüchtige Conimandos verfolgen. Ein erheblicher Fortschritt ist gemacht, allein eS müssen noch mehr Blockhäuser er richtet werden, um die englischen Abtheilungen in den Stand zu setze«, größere Erfolge zu erzielen. Es wird dies eine arbeitsreiche Aufgabe sein. Inzwischen sind noch mehr Truppen nöthig, nicht um einen unmittelbar bevorstehenden Schlag zu führen, sondern zur schleuolgen Beseitigung deS Widerstandes der Boeren. Deutsches Reich. -t. Leipzig, 30. November. Wie wir mittheiltrn, ist an alle die Turnvereine des XV. Kreises (Deutsch- Oesterreich), welche dem Beschluß des Wiener KreiSturn- tageS, satzungsgemäß nur Deutsche arischer Abkunft als Mitglieder aufzunehmen, noch nicht nachgekommen sind, die Aufforderung gerichtet worden, dies bis zum 20. De cemder dieses IabreS zu thun. Jene Vereine aber, die dis zu diesem Tage keine oder eine ablehnend« Er klärung abgegeben haben, sollen dann als aus dem XV. Kreise und damit auch als aus der deutschen Turnerschaft auSgefchiedrn betrachtet werden. Um nun deu dem Ausscheiden aus vem XV. Kreis verfallenden Vereinen das Verbleiben in der deutschen Turtterschaft, denn Grundgesetz sie angenommen haben, möglich zu machen, hat sich der Ausschuß der deutschen Turnerschaft ins Mittel geschlagen. Es wird in dieser Angelegenheit am 8. December in Berlin ein uel dov gebildeter Unter ausschuß unter dem Vorsitz des vr. Ferd. Goetz- Lcipzig-Linteuau tagen. -s- Berlin, 30. November. (Goethe'S „Faust" und der Klerikal ismuS.) Einen schreienden Beweis für die geistige Rückständigkeit deS KlerikaliSmus liefert sein Hanptorgan, die „Köln. VolkSztg." DaS rheinische Centrumödlalt macht sich nämlich zum Sprachrohr der sitt lichen Entrüstung, von der ein klerikales Gemülh während der „Faust"-Vorstcllung im Hamburger Stadttheater befallen wurde. Der Grund für jene Enlrüstung bestand in der Maßnahme des Hambnrgcr Regisseurs, in der Dom scene die Nelle des „bösen Geistes" („Wie anders, Gretchen, war dir'«" :c.) von einer scheinbaren Mutter got t es statu e sprechen zu lassen. „Sund' und Schande", so schimpft darob der Gewährsmann der „Köln. VolkSztg.", „die Muttergottes als der böse Geist iu der Auffassung der Leiter des berühmten Kunsttcmprls! Als ich mich von meiner Ucbcrraschung crboll hatte, flüsterte ick meiner Nachbarin zu: Ist das immer so bei Euch? Na, meine nächste Umgebung war slarr ob deS tvllcu Zeugs, aber über sie hinaus schien das empörte Erstaunen nicht zu geben." — Dieser Verzicht des Hamburger Publicums auf „Erstarrung" und „empörtes Erstaunen" lbut erfreulicher Weise dar, das; unter de» Be suchern jener „Fausl"-Vorstellnng nur der klerikale Eiferer und seine „nächste Umgebung" die fragliche Scene — nicht ver standen haben. Denn WaS Goethe, nach dem Sprachgebrauch wohl elwaS irreführend, als „bösen Geist" bezeichnet, isl Gretchens „böses" Gewissen. Die Stimme des Gewissens aber zu Gretchen aus einer Statue der unbefleckten Jung frau sprechen zu lassen, das ist psychologisch so richtig und so fein empfunden, daß kein frommer Katholik daran den mindesten Anstoß zu nehmen braucht. Der Gewährsmann ver „Köln. Volksztg." und letztere selbst baben aber von ver wahren Bedeutung des „bösen Geistes" keine Ahnung, obwohl schon die von ihnen cilirtcn sechs Verse aus der Rolle des „bösen Geistes" einen ausreichenden Fingerzeig enthalten. Daß sogar VaS klerikale Hauptorgan solche Unwissenheit und Urtheilslosigkeit verrätb, ist für die geistige Rückständigkeit des KlerikalismuS besonders charakteristisch. /l. Berlin, 30. November. (8uum cuigus'?) Ein Artikel der „Straßburger Post" läßt keinen Zweifel daran, daß di« Ernennung des Ritiiueisters a. D. und Kammer- b-rru von Stocßer zumRegierungSrath in der Verwaltung Elsaß-Lvthringens in dem reichSländischeu Beamtenthum eine tiefgehende Verstimmung hervorgrrusen hat. Darüber wird man sich billiger Weise nicht wundern können. Denn die Einschiebung eine« ehemaligen OsficirrS, der weder die Rechte slndirt, noch die vorgeschriebenen StaalSprüsungen be standen hat, verletzt in der Thal wohlerworbene Rechte, bringt in der Thal ein Element der Unsicherheit in Verhält nisse, die im Interesse deS Staates fest begründet sein sollten, und muß als Symptom einer neuen Art von Notabelv- Begünsligung gelten. Aber die Ernennung de« Herru von Slorßer wird weit über die Kreise des reiche- ländischen Beamtenthums hinaus peinliches Aufsehen er regen. Denn sie widerspricht vollkommen den Anschau ungen, die in Deutschland über die Stellung de» Be- amtenthumS bestehen. Nach englischer Auffassung be- sitzt freilich jeder junge Mann aus vornehmer Familie auch da» Wissen, das nöthig ist, Menschen zu regieren; und die nicht examinirten englischen Aristokraten haben auch so regiert, daß Englands Macht und Größe darunter nicht ge litten hat. „Wir io Deutschland dagegen verlangen", schreibt Heinrich von Treitschke mit vollem Recht, „daß Jeder
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