01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.12.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19011203010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901120301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901120301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-12
- Tag1901-12-03
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Ooocui". < lio». NI m.Ol>.-- BezugS-Preis A, bid Hauptexpedttion oder den im Stadb- bezirk und den Vororte« errichtete» Au»« gabrstelle» abgeholt: vierteljährlich ^l 4.S0, bet zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« ö.bO. Durch die Post bezogen für Deutfchlaud u. Oesterreich: virrteljährl. 6. Man abountrt ferner mit entsprechendem Postauffchlag bei den Postanstaltrn in der Schwei», Italien, Belgien, Holland, Luxem- bürg, Dünemari, Schweden und Norwegen, Nutzland, den Donaustaaten, der Europäischen Türket, Egypten. Für alle übrigen Staate« Ist der Bezug uur unter Kreuzband durch die Expedition diese« Blatte« möglich. Die Moraen-AuSaabe erscheint um V»? tlh^ die Adend-Luögabe Wochentag« um ü Uhr. Nedaclion und Er-rdMour ZohmmiSgaff» 8. Filialen; Alfred Aad« vorm. v. Klemm'- Sottim. UniversttütSstraße » (Paulinnm), LouiS Lösche, Katharinenstr. 14, Part, und König-Platz 7» Morgen-Ausgabe. eipMcr, Tageblatt Anzeiger. Amtsblatt des Königliche« Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Anzeige«-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 H. Reklame» »nter dem Redactionsstrich (4 gespalten) 7L vor den Fannlieanach- richten (-gespalten) SO Lz. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Bebührrn für Nachweisungen und Offertenannahme Sb H (»xcl. Porto). Ertra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen »Ausgabe, ohne Postbesürderung SU.-, mit Postbesürderung 70.—. Ilnvahmeschluß für Anzeigen: Ab«nd-Au«gabe: vormittag« 10 llhr. Morgen-AuSgab«: Nachmittag« 4 Uhr» Bet des Filiale» und Annahmestelle» je ein halb« Stund« früher. Tnzel-en find stet« a» di« Ex-edition zu richte». Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet vo» früh S bi« Abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Nr. 615. Dienstag dm A. December 1901. S5. Jahrgang. <»»»««. tauen. 10000:326. e»rv.27:- ilten. Die schweren Lotterien -es Feldheeres. II. Wenn wir «inen Blick über die Grenzen Deutschlands nach I Osten und Westen werfen, so sehen wir, daß bei einer etwaigen I Iriegerischen Verwickelung einem deutschen Heere eine Reihe von Festungen und festung-ähnlichen Anlagen sich entgegenstellt,! deren Ueberwältigung als Vorbedingung zu jeder weiteren stra- I tcgischen Offensive anzusehen ist. Die Beseitigung dieser Hin- ! verrusse durch Niederkämpfung und Einnahme der Sperr- I befestigungen wird daher in erster Linie dem Feldheere zufallen, I das aber mit seinen gewöhnlichen Mitteln zur Durchführung! solcher Operationen nicht hinreichend ausgerüstet ist, denn selbst! die Einstellung der leichten Feldhaubitze als Steilfeuergeschütz für vir Felbartillerie kann nicht als ausreichend zur Bekämpfung beständiger Befestigungsanlagen erachtet werden. Es war des- lialb erforderlich, dem Feldheere ein schweres Steilfeuergeschütz veizustellen, dessen mit brisanten d. h. zerschmetternden Spreng ladungen versehene Geschosse auch gegen die bombensicheren Ein bauten in den SperrfortS mit Erfolg wirken konnten. Dieses Geschütz wurde nun in der schweren 15 Centimeter-Haubitz« ge sunden, die trotz ihres bedeutenden CaliberS doch eine solche Be weglichkeit besitzt, daß sie im Stand« ist, dem Feldheere zu folgen. Diesem wurde sie 'daher als schwere Feldhaubitze bei gegeben; jedoch erhielt nicht die Felbartillerie dieses Geschütz, sondern eS blieb bei der Fußartillerte, der die Verwendung aller schweren Geschütze sowohl in wie vor den Festungen zufällt. Außer der Beweglichkeit in der Marschkolonne des Feldheeres war aber auch eine Beschleunigung und Erleichterung der Auf stellung der schweren Feldhaubitze in der Kampfbatterie erfor derlich, was nur dadurch erreicht werden konnte, daß ein Theil des bisher recht ergiebig benutzten Batteriebaumaterials in Fort fall kam. Hier wurden schwere Bohlen als Geschützunterlagen, Vorlaufkeile und sonstige schwierig mitzufllhrende Materialien verwendet, ohne daß dadurch die Kampffähigkeit der Batterien mit ihren Geschützen gewonnen hätte. Auch hatte man wohl zur Deckung für die Mannschaften Mittel gewählt, die der Beweglich keit schadeten und durch geeignetere ersetzt werden konnten. Diese Erhöhung der Beweglichkeit hat bereits in den Chinakampfen vortreffliche Erfolg« aufzu weisen gehabt, denn es darf als unbestritten feststehend bezeichnet werden, daß mit dem früheren schwerfälligen Apparat einer schweren 15 Centimeter-Laubitz-Batterie diese Geschütze bei der Beschießung der PeitangfortS im September 1900 nicht so rasch in die Feuerstellung gekommen sein würden, wie es dort der Fall war. Diese Vereinfachungen und Verbesserungen nuten bereits bei der großen fußartilleristischen Uebung im Sommer 1900 auf dem Truppenübungsplatz Muster hervor, wo «in Schießen mit scharfer Munition gegen eine befestigte Stellung im Anschluß an einen höchst beschwerlichen strategischen Anmarsch zur Ausführung gelangte. Durch die schweren Batterien deS Feldheeres sind nun dir Fußartillerie ganz neue Aufgaben zugefallen, denen durch die Ausbildung der Truppe im Frieden Rechnung getragen werden muß. Diese Batterien müssen deshalb zu Uebungszwecken mit einer kriegsmäßig ausgebildeten Bespannung versehen werden können, zu welchem Zwecke bei einzelnen Trainbataillonen beson dere Bespannungs-Abtheilungen errichtet worden sind, die aus schließlich für di« Benutzung seitens d«r Fußartil lerie bestimmt sind und zu keiner anderen Ver wendung herangezogen werden dürfen. Solcher Ab- t Heilungen bestehen zur Zeit sieben, wrlche jedoch noch einer weiteren Vermehrung bedürfen, um alle Fußartillerie-Regi- menter damit -m versehen. Bei der BespannungS-Abtheilung in Metz sind drei Regimenter betheiligt, nämlich das preußische Fuß- artillerie-Reg'iment Nr. 8, das bayerische Nr. 2 und das sächsische Nr. 12; anderwärts ist die Abtheilung nur für zwei Regimenter und selbst für eins bestimmt, wonach die Stärke dieser Bespan- nungS-Abtheilungen eine verschiedene ist. Es ist auffallend, wie die deutsche schwere Feldhaubitze sich in Beweglichkeit und Treffsicherheit bei den PeitangfortS den russischen Feldmörsern überlegen gezeigt hat, was selbst von russischer Seite anerkannt wurde, während man die Wirkung dieser Feldmörser bisher stark übertrieben hatte. Man sieht, daß auch hier viel Reklame gemacht worden ist, als die Russen diese Feldmörser bei der Einführung als etwas noch nicht Degewese- neS bezeichneten; der Erfolg stand mit der Anpreisung jedenfalls nicht im richtigen Verhältmß. UebriaenS wird die Verwendung der schweren Feldhaubitze beim Feldheer immer besondere Ver- hältniffe vorauSsetzen müssen; aber diese können im Feldkriege Plötzlich eintreten, und dann muß die schwer« Feldhaubitze ebenso schnell zur Stelle fein, wie da» Feldgeschütz, was sie jetzt auch leisten kann, während dies dem russischen Feldmorser ebenso wenig gelingt, wie den französischen schweren 12 Centimeter-Ge- schützen. Doch ein Stück Jesuitenmoral. Zwischen dem »Badischen Beobachter" und dem „Billinsser BolkSblatt" einerseits und dem »Schwarzwälder" anderseits ist eia heftiger Streit entbrannt bezüglich der Frage, ob die Jesuitenmoral, wie sie noch jetzt gelehrt wird, in dem die Militärpflicht betreffenden Abschnitte Gefahr für den Staat enthalte oder nicht. Der „Schwarzwälder" bejaht die Frage, der „Badisch« Beobachter" verneint sie und l- katholische Pfarrer zeihen jenen im „villinger BolkS blatt" der nichtswürdigen Verleumdung. Bon der Redaction de« „Schwarzwälder" zu Rathe gezogen, muß ich mein Urtheil dabin abgeben, daß sich derselbe nm seinem auf die Sache bezüglichen Artikel keiner Verleumdung schuldig gemacht bat; denn wa« derselbe behauptet, ist eine Thatsache, von der sich Jeder, der ein wenig Latein versteht, überzeugen kann. Nach Gury, dessen Lehrbuch über die Moral kirchlich approbirt ist, sind desertirte Soldaten nicht verpflichtet, zu ihrer Fahne zurückzukehren, 1) wenn dir» mit Gefahr für ihr Seelenheil verbunden ist, wen» e« z. B. an Gelegenheit zur Beichte fehlt; 2) wenn sie im Falle der Rückkehr sehr harte Strafen zu gewärtigen haben; 3) wenn der Krieg rin notorisch ungerechter ist. (Am a. O. 747.) Der »Badische Beobachter" meint n»u, bah dies, — doch gewiß lapn — Grundsätze vo» keiner praktischen vedeutuug seien, insbesondere, daß der dritte Fall für uns in Deutsch land kaum eintreten könne. Aber da« ist ein Jrrthum. Auf Nr. 2 wird sich jeder Deserteur berufen können und der dritte Fall ist schon einmal vvn praktischer Bedeutung gewesen. Der Krieg zwischen Preußen und Oesterreich im Jahre 1866 war in den Augen vieler Katholiken ein ungerechter Krieg j daher katholische Soldaten der preußischen Armee, die desertirt waren, nach jesuitischer Lehre, zur Fahne nicht zurück zukehren brauchten. Und sollten sie sich nicht auch vvn vorn herein der Theilnahme an einem „ungerechten" Krieg ent ziehen dürfen? Fast komisch klingt die von Gury gebilligte Sentenz Diana'S —zur Beruhigung der Soldaten: „christ liche Fürsten werden keinen Krieg führen, bevor sie sich der Zustimmung ausgezeichneter Theologen versichert haben." (408, Anm. 1.) Recht bedenklich — um nicht mehr zu sagen — ist doch auch, was Gury zu Gunsten Der jenigen räth, die sich durch Selbstverstümmelung ihrer Militärpflicht entzogen haben; unter 74S: „Man soll die jungen Leute (im Beichtstuhl) nicht sehr drän gen (beunruhigen); denn die meisten wissen nicht, daß sie sich mit der Seldstverstümmlung zu dem gedachten Zwecke eine« Unrechts schuldig gemacht haben, und würden sich etwaigem Vorhalt darüber nur selten fügen. (!) Zinn Glück nehmen die Militärgerichte auf die angeb liche Unwissenheit der fraglichen Rekruten und deren milde Beurtheiluug seitens der Beichtväter keine Rücksicht. Und zum Glück, was noch höher anzuscklagen ist, gilt zur Zeit der militärischen Dienstpflicht zu genügen so allgemein als eine Ehre, daß nicht zu fürchten ist, eS werden sich Biele derselben unter Berufung auf jesuitische Grundsätze zu entziehen suchen. Aber bedauerlich bleibt es immerhin, daß diese in den katholischen Seminarien Deutschlands noch immer un beanstandet gelehrt werben, und der „Schwarzwälder" ver dient nicht Tadel, sondern Lob, daß er die fort und fort nach den Jesuiten, als Rettern der Gesellschaft, rufenden Leute daran erinnert hat. O. Dreydorff. Der Krieg in Südafrika. Dislokation der ru/zltschen Truppen in Südafrika Nachdem Der „Tinus"-Korrespondent in Pretoria vor einigen Tagen Vie «bereits gemeldete, ziemlich genaue Uebersicht über die Vertheilung der verschiedenen Boerencommanvos cmf dem Kriegs schauplätze gegeben hatte, telegraphitt er, wie schon kurz gemeldet wurde, unter dem gestrigen Datum von der Hauptstadt des Transvaals die Dislocation der britischen Truppen, soweit die Details derselben vom militärischen Preßcensor zur Veröffentlichung zugelassen werden: Um die große Anzahl von Boeren unter Louis Botha östlich der Linie von Blockhäusern, die sich vom Wilgeflusse bis nach Greylingstad hinzieht, im Schach zu halten, operiren gegenwärtig 12 britische Kolonnen zwischen den Delagoa- und Natal-Eisen bahnlinien, und zwar ist dieser große District zum Zwecke der gründlichen Säuberung durch verschiedene andere Linien von Blockhäusern in kleinere Bezirke eingetheilt. Von Wakkerstroom bis nach Piet Retief ist eine 'weitere Anzahl dieser kleinen Forts errichtet worden, welche diejenigen Boeren isoliren soll, welche zu rückblieben, als Botha nach der südöstlichen Ecke des Transvaals retirirte, aber die Zahl dieser Boeren beläuft sich nicht auf mehr als 300 oder 400, und diese können sich ohne viel Schwierigkeit in dem hügeligen und dichtbewaldeten Gelände versteckt halten. Im westlichen Transvaal fahren die Colonnen unter General Methuen, Oberst Kekewich, Oberst Hickie u. s. w. fort, das Land zu „fegen", indem sie mit den an der Eisenbahnlinie vertheilten Truppen und mit den Constablerposten an den Magaliesbergen cooperiren. — Es hat den Anschein, als wenn das Blockhaus system den Hauptfactor in der endgiltigen Pacificirung des Landes bilden sollte. Im Westen werden mit großer Geschwindigkeit lang« Strecken mit diesen praktischen Stlltzpuncten besetzt, die in Verbindung mit denjenigen östlich von der Eisenbahn von Pretoria nach Vereeniging allmählich «in ungeheures Gebiet einschließen ! und bewirken werden, daß das Centrum Pretoria-Johannesburg vom Feinde vollständig frei sein wird. Di« Concentration der britischen Colonnen südlich der Delagoa-Eisenbahn hat das Land nördlich dieser Linie von Truppen entblößt, mit dem Resultate, daß die Boeren jetzt wieder in der Nachbarschaft von Roos Senekal und in den Steenkamps bergen sich aufhalten. In 'd«n letzteren Distrikten giebt es kein« Pferdekrankheit und kein Fieber, während «S daselbst mehr Nah rung für Mann und Roß giebt, als in anderen Landstrichen, und aus diesem Grunde ist es von höchster Wichtigkeit, daß die Feinde nicht allzulang« in ungestörtem Besitz dieses Bezirkes bleiben. Leider haben wir aber nicht genügend Truppen, um gleichzeitig umfangreiche Operationen nörd lich und südlich der Eisenbahnlinie auszu führen, und deutlicher kann der Mangel an Mannschaften gar nicht klargelegt werden. Es hat in letzter Zeit nicht an Anzeichen gefehlt, daß die Burghers mehr als je zuvor der Fortsetzung des Krieges müde sind, und es wäre daher empfehlenswerth, wenn sie gerade in dieser Gemüthsverfassung nirgendwo Ruhe fänden l und überall von unseren Truppen energisch gehetzt und gejagt I würden. Im Nordosten der Oranaerivercolonie, der Scene der Ope- I rationen deS General Elliot, sind neun britische Colonnen ! in der Verfolgung der flüchtigen Kommandos begriffen (??), und I auch hier werden die Boeren durch eine Linie von Blockhäusern, I di« sich westlich und östlich über die Kolonie von Heilbron undFrank- I fort aus erstreckt, an der freien Bewegung «hindert. General IRund le operirt immer noch in dem District von Harrismith. I Die Oranaerivercolonie wird des Weiteren von ekner Linie mili- I tiirischen Posten östlich und westlich von Bloemfontein durchzogen, I und in diesem Bezirke operiren zehn Colonnen, die nach den bis- I herigen Erfolgen zu rechnen, den ihnen zugetheilttn Landstrich bald I ganz vom Feinde gesäubert haben sollten. Westlich der Haupt- I essenbahnlini« sind nur noch ein paar Gruppen de» Feinde» übrig I geblieben, und die Lonstablercorps sind eifrig dabei, mit diesen I Boeren aufzuräumen. Ueber die englischen Colonnen in der Tapcolonie und in I Natal kann ich -eine eingehenden Angaben machen, aber unsere Truppen sind nach wie vor systematisch und unermüdlich mit der Vernichtung des Feindes beschäftigt, und es ist ein stetiger Erfolg in den Operationen zu verzeichnen. Inzwischen ist und bleibt esHauptsache, daß wir mehr Leute erhalten, wenn auch nicht für einen sofortigen großen „Coup", so doch für die Be schleunigung der Vernichtung der Boerenstreitkräfte. * London, 2. December. (Telegramm.) Der Zeitung „Daily Mail" wird aus Pretoria gemeldet: Der Grund, warum die Streitkräfte der Boeren, trotzdem viele gefangen werden, sich nicht wesentlich vermindern, liegt darin, daß viele Boeren in den Concentrationslagern und Städten, die nicht den Nrutralitätsrid geleistet haben, entfliehen und sich den kämpfenden Landsleuten anfchließen. Deutsches Reich. /S. Berlin, 2. December. (Die preußischen Mi nister und Herr Chamberlain.) Die „Köln. Volksztg." gestattet sich, das preußische Ministerium mit Herrn Chamberlain auf eine Stufe zu stellen. Sie sagt nämlich in einer Besprechung des Wrcschener Schulprocesses: „Wir sitzen mit unserer Politik in Posen ebenso fest, wie Chamberlain mit der seinigen in Südafrika. Es ist daher kein Wunder, wenn die englische Presse nach dem Grundsätze, daß es dem Unglücklichen ein Trost sei, Genossen im Leide zu haben, sich für die deutsche Kritik der süd afrikanischen Politik Englands durch eine ebenmäßige Glossirung unserer Polen politik revanchirt ... In dieser Beziehung ist übrigens die gesammte ausländische Presse einig. Von Moskau bis Lissabon, ja bis New Jork und San Francisco bricht man über eine Politik den Stab, welche zu den gerichtlichen Erkenntnissen von Thorn und Wreschen geführt hat. Die pol nische Politik spricht so durch sich selbst, daß sich daraus die einhellige Beurtheilung des Auslandes mit Leichtigkeit erklären läßt." Das rheinische Blatt will also sagen, daß die gesammte Welt mit demselben Rechte den be- , kannten Schulerlaß vom vorigen Jahre und die sonstigen Maß regeln gegen die Polen verurtheile, wie die Schrecknisse der Concentrationslager, die Plünderungen, die Tödtung von Ver wundeten und andere südafrikanische Greuel. Die „Köln. Volksztg." spricht an einer anderen Stelle desselben Artikels von „unqualificirbarer Dreistigkeit"; sie wird es nicht verübeln dürfen, wenn man diesen Ausdruck auf ihren Vergleich anwendet. Wir sehen ganz davon ab, daß die Boeren- staaten den Engländern selbstständig gegenüberstehen, während die Polen seit einem Jahrhundert und darüber preußische Unter- thanen sind; denn es ist auch, abgesehen von diesem fundamen talen Unterschiede, eine maßlose Dreistigkeit, den Schulerlaß und seine Wirkungen mit jenen Greueln zu vergleichen. Die Kinder, die in aufrührerischer Weise und aufgehetzt von ihren Eltern und den Männern, die den Frieden im Munde und den Krieg unter der Kutte tragen, ihren Lehrern den Gehorsam verweigerten, haben dafür einige Stockschläge er halten, die ihnen an der Gesundheit nicht das Mindeste geschadet haben. Wenn Diejenigen, die diese sehr mäßige Bestrafung zum Anlasse einer Revolte nahmen, dafür ins Gefängniß wan dern mußten, so mag man sie bedauern, denn die moralische Schuld trifft nicht sic, sondern jene Hintermänner, die sie auf hetzten. Nach dem Gesetze war es aber leider nicht möglich, diese Hetzer zu fassen, sondern die Verführten mußten bestraft werden, damit den Verführern ibr Handwerk etwas erschwert wird. Will die „Köln. Volksztg." aber die Hand dazu bieten, daß man künftig Männer L la Laskowski am Kragen nehmen kann, so soll ihr sogar ihr dreister Vergleich mit Südafrika ver ziehen werden. 6.H. Berlin, 2. December. (Verbreitung besserer Kenntnisse über Wettervorhersage und Witte- rungSkunde.) Der CultuSminister bat einen mit Freude zu begrüßenden Erlaß an die Provinzialschulcollegien wegen Verbreitung besserer Kenntnisse über Weltervorbersage und Witterungskunde gerichtet. Der Minister weist zunächst darauf hin, daß von zuständiger Seite angeregt worden ist, im Interesse der Verbreitung solcher Kenntnisse die Lebrer der Pbyiik an den höheren Lebranstalten auf die Wichtig keit de» Gegenstandes vom Standpunkte deS VerständniffeS atmospbärischer Vorgänge wie für zahlreiche Verhält nisse des praktischen Leben« aufmerksam zu machen und ihnen zu empfehlen, in dem Phyfikunterricht die Elemente der neueren Witterungskunde wenigsten« kurz zu berühren. Der Minister hält al« Grundlage für die Unterweisung die vom Berliner Wetterbureau täglich zur Au-gabe gelangenden, zunächst für die Provinz Brandenburg bestimmten Wetterkarten besonder« geeignet, in-besonvere wenn sie gleich nach dem Eintreffen an einer von den Schülern täglich zu passtrenden Stelle angeheftet werden. Dabei würde jedeSmal die Karte deS vorhergehenden Tages neben der neuen zu belassen sein, nm di« Aenderungen in dem Bilde mit jenen der irweilig herrschrodrn Witterung klar vor Auaen zu bekommen; die Erfahrung lehre, daß «ine einigermaßen aufmerksame Betrachtung auf diesem Wege beinah unbewußt ru einem praktisch ziemlich weitgehenden Berständniß der Karten führe. Die abaenommeuen Karten würden zu sam meln und nach JabreSschluß zu einem Atla«, der später al« wichtige« und interessante« Lehrmaterial verwendbar sei, zu vereinigen sei». Ausdrücklich wird bemerkt, daß die vom Berliner Wetterbureau herauSgrgebenen Karten keineswegs ausschließlich für die Provinz Brandenburg von Werth sind, sondern für alle jene Orte, in denen die Karten deS einen Tage« mit der Morgenpost des folgenden Tage« ausgetragen werden. * Berlin, 2. December. Mr. Karl Peter» über Chamberlain.) In der „Tägl. Rundsch." veröffentlicht Vr. Karl Peters einen Artikel über Chamberlain, der um so mehr Beachtung verdient, je weniger der Verfasser der Feind schaft gegen England verdächtig ist. Der Artikel beginnt: Im December 1898 veröffentlichte ich in der „Finanzchronik" einen Aufsatz über Mr. Chamberlain'» Politik, in welchem ich der Meinung Ausdruck gab, daß dieser Minister vielleicht berufen ei, der leitende Staatsmann Großbritanniens in der Zukunft zu werden. Es war dies zu der Zeit, in welcher er das Programm der Annäherung Englands an Deutschland und Amerika vertrat. Ich finde, die Ereignisse der letzten drei Jahre haben meine Prophezeiung zv Schanden gemacht. Wenn Chamberlain der verant wortliche Vertreter der britischen Politik in Südafrika ist, sc muß man aussprechen, daß seine Staatsmannschaft im Wesent lichen Fiasko erlitten hat. Er führte sein Land in einen Krieg hinein, dessen Umfang er nicht einmal ahnte. Ueber die Stärke des Gegners war er sich absolut im Unklaren; sein Pro gramm durch den ganzen Verlauf der Krisis aber war das ilumpe des bornirten insularen Jingothums. Er weiß stets in pomphafte Phrasen zu setzen, was der Mann an den bar? der public: bouses oder der Gentlemen in den Clubs gerade fühlt. Darin besteht seine eigentliche politische Befähigung. In der ganzen südafrikanischen Krisis tritt auch nicht eine einzige schöpferische eigene Idee des Colonial ministers hervor. Daß der Krieg heute im zweiten Jahre nach der Einnahme von Pretoria sich unabsehbar fortspinnt, kenn zeichnet die volle staatsmännische Bankerott erklärung Mr. Chamberlain's. Nachdem er dann noch andere Fehler Chamberlain's nach gewiesen, fährt Peters fort: „Da kommt der Colonialminister und hält eine Rede, durch welche die gesammte deutscheNation, von oben bis unten, wie ein Mann, sich insultirt fühlt. Gleichviel, ob er Deutschland hat beleidigen wollen oder nicht. Von einem verantwortlichen Minister dürfen wir erwarten, daß er im Stande ist, die Tragweite und Wirkung dessen, was er sagt, zu berechnen. Dies weiß Mr. Chamber lain augenscheinlich nicht. Er ist eben dauernd im Innern der demagogische Leiter deS Birminghamer Laucus geblieben; und wenn er in eine Versammlung spaziert, so denkt er wohl an das erfreuliche Geräusch de» Beifallklatschens der Galerie, zu welcher er spricht; aber er vergißt, daß seine Worte im Aus land als verantwortliche Aeußerungen Großbritanniens auf gefaßt werden. So stößt er inPlumper Weise fremde Groß mächte vor den Kopf. Seine Bemerkungen über Brutalitäten der deutschen Armee in Frankreich stehen etwa auf derselben Stufe, wie die tactlose Aeußerung, welche er vor einigen Jahren gegenüber Rußland that: „>Vüosups vitd tko ckevil, wüst buvs a lang spoon." So redet wohl Ver stump-speecb-wnlcer in den Vereinigten Staaten oder meinetwegen auch in England, so spricht aber nicht ein Verantwortlicher Minister im europäischen Concert von einer anderen, befreundeten Macht. Nun ist der französische Krieg, wie Mr. Chamberlain hätte wissen sollen, für das deutsche Volk ein „heiliger Krieg"; und die Erinne rung an ihn ist die zarteste Reliquie in der Schatzkammer deS deutschen Gemüthes. Für uns Deutsche ist und bleibt der Krieg von 1870 ein Vertheidigungskrieg gegen fremd- Ver gewaltigung, aus welchem glorreich die deutsche Einheit und das deutsche Reich erstanden ist. An diese Erinnerung zu greifen, da« ist für einen Staatsmann, dem ckn guten Beziehungen mit dem deutschen Reiche eingestandenermaßen gelegen ist, zum Wenigsten eine politische Dummheit, und vom Standpunct der britischen Weltintereffen unter Umständen ge radezu ein Verbrechen." Der Schluß des Artikel» lautet: „Ich sollte denken, Mr. Chamberlain hätte den briti schen Weltinteressen genügend geschadet, und meine, er kann seinem Baterlande zur Zeit nicht besser dienen, als wenn er aus der Regierung ausscheidet und Raum für einen Nachfolger schafft, der im Stande ist, den verworrenen Knäuel der südafrikanischen Frage aufzuwickeln. Die Recepte Chamberlain's haben eines nach dem andern versagt. Möge doch eine weniger engagirte Persönlichkeit kommen, welche das verwickelte Problem mit geschickteren Fingern anfaßt. Viel leicht ist Lord Rosebery in der Lage, ein neues politisches Programm aufzustellen, welche» einen ehrenvollen Ausgleich der beiden bis aufs Messer kämpfenden niederdeutschen Völker in Aussicht stellt. Der Rücktritt Mr. Chamberlain's würde nicht nur im Ausland, sondern in weiten patrio tischen englischen Kreisen al» eine Wendung zum Bessern herzlich willkommen geheißen werden." S Berlin, 2. December. (Telegramm.) Gestern Vormittag besuchte das Katfer-aar den GdtleSdienst in der Garmsonkirche zu Potsdam. Zur FrübstllckStafel Warrn qe- tade» Prinz Titel Friedrich, Prinz und Prinzessin Max Ratibor, Prinzessin Amely von Turn und Taxis, LegaiionS- rath vr. Graf von Wedel und Gemadlin. Nachmittags unternahmen der Kaiser und di« Kaiserin einen Spaziergang durch Sanssouci. Zur Abendtafel Warrn ge laden Prinz Eitel Friedrich, der Herzog von Sachsen-Eoburz und Gotha, Maior von Wild und Gemahlin und Frau von Usedcm. — Heute Vormittag hörte der Kaiser den Vor trag de« Ehef« deS EivilcadiuetS v. LucanuS. 9 Berlin, 2. December. (Telegramm.) In der heutigen Sitzung des BnndeSratte» wurde der Entwurf de« Gesetze» wegen Feststellung deS HauSbaltSetat« für die Schutz- gebiete auf da» Rechnungsjahr 1802 den zuständigen Au«- schliffen überwiesen. Die Entwürfe von Etat« zum Reich«- baushaltSetat für 1902, und zwar a. über den allgemeinen Pension«fond« und d. für da« Reichs-MilitSrgericht, sowie ver Etat für die Verwaltung de« Reichsheeres zum Reich«- hau»halt««tat für 1802 wurde« geaehmigt.
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