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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.12.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19011214021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901121402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901121402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-12
- Tag1901-12-14
- Monat1901-12
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8900 empfindliche Beeinträchtigungen zu befürchten. CS wird also von nicht geringem Interesse sein, die württembergische Eisen- bahnpolitik und ihre Einwirkung aus Bayern aufmerksam zu verfolgen. Das AahrcSbudget »es russischen Reiches hat sich seit 189t iu Einnalrmen und Ausgaben nahezu verdoppelt. Im Jahre 1900 wurden 1730 Mill. Rubel vereinnabmt gegenüber 928 Mill. Rubel in dem erstgenannten Iabre. Annäbernd dieselbe Steigerung zeigen die Ausgaben, nämlich 779 Mill. Rubel mehr als im Etat für 1891. Bon diesen Mehrausgaben beanspruchte 325 Mill, die Fortführung und Reuanlage von Eisenbahnbauten, 172 Mill, entfallen auf daS Finanzministerium infolge der Durchführung des staatlichen SpirituSmonopolS. DaS KriegSministcrium hat im lebten Jahre 142, daS Maiinemiiiisterium 43 Mill. Rubel mehr erfordert als im Jahre 1891. Der verhältnißmäßig geringe Rest der Mehrausgabe des diesjährigen Etats vertbeilt sich auf die übrigen 11 RessorlS und beträgt für daS Justizministerium 22, für das Finanzministerium und die Generalcontrole des Rechnungswesens 19, für das LandwirthschaftSministerium 16, für den Heiligen Synod 12, für das Unterrichtsministerium etwa 10 Millionen Rubel Mehraufwendungen gegen den Beginn der letzten Decade. Die russische Staatsschuld ist, nach einem kürzlich veröffentlichten Bericht des russischen statistischen Bureaus für Finanzwesen, der einen Ueberblick über die letzten 15 Jahre siebt, ebenfalls bedeutend gewachsen. Am 1. Januar belief sich der rechnuugsmäßige Betrag der Staatsschulden auf ca. 3,3 Milliarden Rubel, wovon nur etwa 1^4 Milliarde durch den Werth der StaatSeisenbabneu und durch Schuldsorderungen an Privateisenbahn - Gesell- fckasten gedeckt waren. Es ergiebt sich somit für den Beginn der in Uebersicht gezogenen Periode ein Passiva- bestand von über 2 Milliarden Rubel, die einen jäbr- Uchen ZinSauswand von 4,8 Procent erforderten. Für daS Jahr 1902 wird der Betrag der Staatsschulden auf circa 4,3 Milliarden Rubel bei einem Zinssätze von 4 Proc. angegeben. An Aktiven sieben diesen Passivbeständen gegen über 40 000 icm Eisenbahnen, die im letzten Iabre einen Reingewinn von circa 91 Millionen Rubel (294,4 Millionen Mark) ergeben haben, ferner staatlicher Aclienbesitz und die in der russischen Staatsbank investirten Capilalien, ins- gesammt ein Creditbestand, der auf 3,4 Milliarden Rubel berechnet wird, sodaß an ungedeckten öffentlichen Schulden nur annähernd 1 Milliarde Rubel verbleiben wurde, Deutsches Reich. Berlin, 13. Drcember. (Die Belattung des Con- sumenten durch die Getreidezölle.) In einer beacktens- werihcn Studie über den Haushalt von 62 kleinbäuerlichen Betrieben und deren Erzeugung, Verbrauch, Verkauf und Zu kauf an Getreide kommt vr. Rud. König (vergl. „Statistische Mittbeilurigen von 62 kleinbäuerlichen Betrieben", Verlag von G. Fischer. Jena) zu dem Ergebniß, daß eine Zoll- erböhung von 3,50 auf 6 — eine Erhöhung, die Ver ¬ fasser zum Schutze der deutschen Landwirthschaft gegen die argentinische Eoncurrenz für nothwenvig erachtet — eine Mehrbelastung von 4 pro Kopf der Be völkerung jährlich Hervorrufen müsse. Aber diese Belastung, von den Zollgegnern „Brodwucher" genannt, recht fertige sich auö einer vierfachen Erwägung: Die Zollerhöhung bezwecke, den Stand der Getreideproducenten, der von keinem anderen Stand an Zahl und Bedeutung erreicht wird, aus einer unbestrittenen Noihlage durch Gleichstellung mit der ausländischen Eoncurrenz zu befreien. Mit der Erhöhung der Zölle auf Getreide rechnet der Verfasser auf Er höhung der ReichSeinnabmen und in Folge dessen — bei gleichbleibendem Budget — auf Verringerung der Um lagen. In dieser Beziehung weist allerdings die Berechnung bereits ein Loch auf; denn die Erhöhung der Reichs einnahmen würde nicht dem Reiche durch etwaige Herab setzung der Matricularbeiträge zu Gute kommen, sondern sie soll zu socialpolitischen Zwecken: Pensionen für die Hinterbliebenen der Arbeiter u. s. w. verwendet werden. Wie jedoch immer die erhöhten Reickseinnabmen vertheilt werden, in jedem Falle genießt der Arbeiterstand, der am meisten durch die erhöhten Zölle belastet wird, die Ergeb nisse der erhöhten ReichSeinnabmen auS dielen Getreidezöllen. Drittens wird zur Rechtfertigung der Mehrbelastung der Trost angeführt, daß die Brodpreise, abgesehen von den Fällen einer Weltmißernte oder eines starken Anziehens des argentinischen Agios, auch bei 6 Zoll immer noch niedriger seien, als in der ganzen zweiten Halste des verflossenen Jahr hunderts. Endlich würde ein Zoll von 6 die gesammte Lebenshaltung in Deutschland dock noch nicht theurer gestalten, als in den übrigen Culturländern Europas. Niedrige Getreide zölle oder gänzlicher Fortfall von Getreidezöllen verbürgen, eaS geben wir dem Verfasser unbedenklich zu, durchaus nicht billigere Brodpreise. Das beweist England mit seinen billigen Weizenpreisen und die Schweiz ohne Getreidezölle. In beiden Staaten ist der BrodpreiS höher als in Deutschland. Selbst verständlich können wir unö nicht für einen 6-Mark-Zoll erwärmen, sondern halten daS im Zolltarif Gebotene für die äußerste Grenze der Belastung. Daß dies auch die Ansicht und Ueberzeugung der verbündeten Regierungen ist, lassen zwar die Ausführungen der Redner vom RegierungStischr vermuthen, aber eine bindende Erklärung fehlt noch immer. Unseres Erachtens würde eine solche die bevorstehenden Com- misfionSverhandlungen wesentlich erleichtert haben. * verkiu, 13. December. Zu einer lärmenden Polendemonstration kam es heute Abend in der Ber liner Universität. Als Prof. vr. Schiemann, der Uber „die Polenfrage im 19. Jahrhundert" liest, sein Auditorium betrat, begannen die ungewöhnlich zahl reich anwesenden polnischen Studenten zu joblen und zu pfeifen, so daß an eine« Beginn der Vor lesung nicht zu denken war. Sie schienen mit ihren Protesten der Meinung Ausdruck geben zu wollen, daß Prof. Schiemann sein Thema nicht unparteiisch behandle. Die deutschen Studenten verhielten sich musterhaft; erst als Prof. Schiemann mehrfach vergebens zu sprechen ver sucht hatte, protestirten sie energisch und drohten mit tbätlicher Gegenwehr, falls die Polen nicht Ruhe hielten. Schließlich zogen die Demonstranten, 30 bis 40 an der Zahl, ab, nnd die Vorlesung konnte ihren Anfang nehmen. Die an wesenden Officiere batten sich jeder Kundgebung enthalten. Neber die Vorgeschichte dieser Demonstration wird dem„B.L.-A." weiter berichtet: Gelegentlich seiner Schilderung der polnischen Bewegung in den dreißiger Jahren erwähnte Professor Schiemann vor einigen Wochen eine Verschwörung, deren Theilnehmer sich eidlich zum politischen Mord verpflichtet batten. Diesen Eid bezeichnete er als „ruchlos". Bald darauf erhielt er ein anonymes Schreiben, das, wie er beim Beginn seiner nächsten Vorlesung be merkte, auf diese Aeußerung „in der anonymen Schreiben eigenen höflichen Art" Bezug nahm, und die Unterschrift trug: „Ein treuer Bürger des Deutschen Reiches". Professor Schiemann meinte, daß dieses Schreiben kein Deutscher ver faßt baben könnte, und ging dann dazu über, seine von dem AnouymuS beanstandete Auffassung sachlich zu be gründen. — DaS fehlte auch gerade noch, daß kiese slawischen Herrschaften unser Sludententbum mit ihren politischen Wühlereien inficiren und unseren Hochschulen die Segnungen der Stud enten unru den zu Tbeil werden lassen! Wann wird endlich in Berlin das Zeitalter der gcldenen Rücksichts losigkeit gegen die polnischen Hetzer und ihre Beschützer anbrechen? — Der Kaiser wird den Großfürst-Thronfolger von Rußland, der am Sonntag 7,30 Ubr Nachmittags auf dem Bahnhof Friedrichstraße einlrisft, dort persönlich empfangen. Zu dem Empfang sind auch die hier anwesenden Prinzen deS königlichen HauseS befohlen. — Zu der Erzählung von der Duellrede des Kaisers schreibt die „Poisv. Ztg.": „Die Nachricht ging uns von durchaus zuverlässiger Quelle zu, und können wir auch nach dem oificiösen Dementi nicht gut glauben, daß wir myslificirt sein könnten. Wir hatten jedenfalls keinen Grund, nach der bekannten Erklärung Les Kriegsministers im Reichs tage bei der Interpellation über den Justerburger Duellvorgang an der Authenticität der Worte des Kaisers zu zweifeln, Laß sie so oder wenigstens dem Sinne nach so gesprochen worden seien. Wir gedenken, in Len nächsten Tagen Weiteres melden zu können". Wir „gedenken" im Interesse der „Potsd. Ztg.", Laß dies der Fall sein wird. — Der Kaiser wird den Marquis Ito und seinen Begleiter Tsudzuki morgen Mittag in Potsdam empfangen. — In der am 12. d. M. unter dem Vorsitz des Staats sekretärs des Innern, Staatsministers Vr. Grafen v. Posa- dowsky-Webner, abgebalienen Plenarsitzung des Bundes- raths wurden noch den Vorlagen 1) den statistischen Er hebungen über die Morbidität in den Heilanstalten, 2) einer fortlaufenden Statistik der Taubstummen, 3) der Verleihung der im § 104 ß der Gewerbeordnung bezeichneten Rechte an den Maler- und Anstieichermeifter - Jnnungsverband von Rheinland und Westfalen die Zustimmung ertheilt. Außer dem wurde über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt. — Die „Natkib. Corresp." schreibt: Es steht zu erwarten, daß das Centrum sehr bald im neuen Jahre auf die Be- rathung des Toleranzantrages Werth legen wird, so weit derselbe in der Commission zur Durchberathung ge langt ist. Im klebrigen macht es sich je länger desto mehr beim Centrum als Uebelstand fühlbar, raß Herr vr. Lieber durch seine Krankheit auf so lange Zeit von Berlin fern gehalten wird. AuS Centrums kreisen verlautet, daß auch dir Frage der Unterstützung der Polen durch das Centrum in der Wreschener An- gelezenbeit eine andere Wendung genommen hätte, wenn Herr vr. Lieber die Führung des CentrumS in der Hand haben würde. — Die Einberufung des preußischen Landtages darf für den 8. Januar als sicher angesehen werden. Ueber die Eröffnungsform ist noch nichts bestimmt. — Nach Meldungen aus zionistischer Quelle beabsichtigt der Deutsche Rabbinerverband, bei der Regierung dahin vorstellig zu werden, daß die jüdische Religion in Zukunft in religiöser und politischer Beziehung den anderen Bekenntnissen gleichgestellt werde, daß die Gemeinde verwaltungen in enge Beziehung zum CultuSministerium treten und die Rabbiner als Staatsbeamte mit staatlich garantirter Pfründe und Pensionsberechtigung angestellt werden sollen. In der Begründung wird gesagt, daß die Juden keine Volksgemeinschaft, sondern eine religiöse Gemein schaft seien, und daß sie als solche ein Recht auf staatliche Gleichstellung mit den anderen Bekenntnissen hätten. — Die Vorarbeiten für die Regelung des Privat- Versicherungsrechts sind soweit fortgeschritten, daß sie wahrscheinlich zu Ostern der gutachtlichen Berathung von gut bekannt war und so plötzlich abgesetzt worden ist, würde er sich dafür interessiren." „Das thue ich auch, bester Ernesti", versetzt« der Baron. „Aber nun, meine Herren", empfahl sich die Baronesse, „müssen Sie gestatten, daß ich mich für ein paar Augenblicke ..urückzfihe; mein Pflicht als Hausfrau gebietet eine letzte In spektion." Damit verschwand sie und ließ die Herren unter sich. Frazziko brachte den Bildhauer wieder auf das H . . . sche Thema und lockte aus ihm durch stets erneute Fragen Alles heraus, was man sich in H . . . über sein« Gemahlin erzählte. „Und glauben Sie denn all' den abgeschmackten Klatsch?" fragt« Frazziko. „Da soll mich Gott bewahren! Tvael versicherte mir, die Prinzessin wäre ein wunderbar schönes Weib, eine hochgebildete Dame und eine herzensgute Frau. Der pure Neid spreche aus den Verleumdungen des Hofes; anfangs war es verboten, über >ie Prinzessin zu schreiben, geschweige ein Bild von ihr auszu stellen. Nachher wurde es gestattet, und da sah ich denn auch eine in Petersburg gefertigte Photographie bei einem Buchhändler, ober bekam ich da einen Schreck!" „Wieso?" fragte der Baron. „Ich müßte kein Bildhauer sein und keine Augen haben, wenn ich nicht sofort gefunden hätte, daß daS Bild der Prinzessin und unsere Marmorbüste di« stärkste Ähnlichkeit hätten!" „O, schon wieder em« Ähnlichkeit!" »Ja, Herr Graf, es thui mir leid, daß ich eS sogen muß, aber der Herr Barvn könnte, wenn er wollte, dasselbe bezeugen; denn er hat di« Prinzessin doch gesehen. Wissen Sie, Herr Graf, der Herr Baron ist eben «in Diplomat, er sagt nichts, — und wenn rr'S zehn Mal genau weiß. Man sagt nicht umsonst, das Leben an einem Fürstenhofe wirke nachtherlig auf ehrliche Charaktere . . „Tagen Sir da nicht zu diel, Ernesti?" warnte Weraschrk. „Durchaus nicht." ich möckck» wetten", verseht« Eder, „er Wird auch bei der Gräfin Bienheim, die ihm gewiß nie begegnet ist, wieder eine täuschende Aehnlichkeit mit irgend Jemand entdecken. Sollte diese Aehnlichkeitsjagd bei Ihnen nicht ein krankhafter Zustand sein, für den man bei Zeiten etwas thun sollte!" „Nein, Herr Baron, was meine Augen sehen, das glaubt mein Herz. Es ist so, wie ich sagte. Na, Sie wollen's blos nicht sagen!" Man begab sich alsdann nach dem SpersesÄal und Frazzilo nahm den Platz neben der Gräfin Bienheim ein. Ernesti saß neben dem Baron, welcher seine Braut zur rechten Seite hatte. Als der Bildhauer der Gräfin vorgestellt wurde, durchzuckte es ihn; man ahnte natürlich, was ihn so frappirfi. Baron Eder gestattete sich das Vergnügen, ihn leise zu 'fragen, was er denn habe? „Hai 'die gnädige Gräfin noch eine Schwester?" „So viel mir bekannt, nicht. Warum denn?" „Na, Baron, die Aehnlichkeit springt ja in die Augen." „Mit wem? Sie sind krank, Ernesti, lassen Sie hier um Gottcswillrn Ihre Aehnlichkeitsmani« endlich weg; dergleichen wirkt langweilig." Das half eine Zeit lang; 'dann kam der Toast auf das Brautpaar, und Ernesti klingte sein Glas mit dem der gegenüber sitzenden Gräfin an. Er betrachtete sie unausgesetzt mit dem Interesse des Künstlers, zuweilen störte ihn nur die intime Ver traulichkeit, die zwischen ihr und dem Gräfin Helmborn, von dem er gehört hatte, er sei verheirathet. Vornehme Herrschaften haben andere Ansichten, dachte er. Er konnte sich aber noch einiger Zeit nicht enthalfin, dem Baron wiöder zuzuflüstern: „Die Aehnlichkeit ist frappant; ich möchte sagen, die Gräfin oder ihre Schwester ist das Original unserer Marmorbüste!" „Sie hat ja gar kein« Schwester", sagte der Naron lauter, als er beabsichtigte. „Wer denn?" fragst Graf Helmborn. „Herr Ernesti meint", erwidert« Eder, „die gnädige Frau Gräfin müsse ein« Schwester haben!" „Ich? Leider nein!" antwortete Vervwna. Sachverständigen auö dem ganzen Reiche unterbreitet werden können. — Bei den Zustimmungserklärungen für Mommsen sind von den preußischen Universitäten nur noch Berlin, GreisSwald, Göttingen und Halle (und die Akademie Münster) unvertreten. AuS Breslau, Kiel, Marburg, Königsberg, Bonn sind, ebenso wie von den Universilälen München, Heidelberg, Erlangen, Würzburg, Gießen, Leipzig, Straßburg, Freiburg, Jena schon vorher ZustiinmungSkund- gebungen abgegangen, ferner von den süddeutschen technischen Hochschulen München, Karlsruhe, Stuttgart, endlich aus Wien, Innsbruck und Graz. Außer den vorhin erwähnten vier preußischen Hochschulen baben sich nur Tübingen und Rostock von allen deutschen Universitäten ausgeschlossen, Tübingen als die einzige süddeutsche Universität, während gerade die in den überwiegend katholischen Gebieten Süd deutschlands gelegenen als die ersten auf dem Platze waren. — Eine interessante Regelung der Ruhegehälter seiner Beamten und der Versorgung ihrer Hinterbliebenen richtet der Deutsche Kriegerbund vom Januar 1902 ein. Die Beamten werden ohne Rücksicht auf ihr Ge halt verpflichtet, sich in der höchsten Lohnclasse der ReickS-AlterSversicherung zu versickern; die Hälfte der Beiträge trägt der Deutsche Kriegerbund. Den in den Ruhestand tretenden Beamten zahlt der Bund zu den Alters renten so viel zu, bis das erdiente Ruhegehalt erreicht ist. Da- Beamten-Nubegehalt, sowie die Wittwen- und Waisen- Veisorgung ist nach den für dieStaatsbeamten geltenden Gesetzen geregelt. Die Beamten sollen bei genügender Leistung in der Regel mit 30 Jahren fest angestellt werden und mit 48 Jahren das Höchstgehalt erreichen. Diese Regelung dürfte für große Corporation«» und industrielle Gesellschaften von Interesse sein. — Zu der Meldung des „Vorwärts" über die Ver wendung von Gymnasiasten als Posthilfskräfte er fährt das „B. T." von zuständiger Seite, daß allerdings ein Postvorsteber in Cbarlottenburg das betreffende Gesuch an den Director des dortigen Reformgymnasiums gerichtet habe, aber ohne daß die Oberpostdirection von diesem Vorgehen Kenntniß hatte. Vielmehr sei schon vor einigen Tagen die Verfügung ergangen, keine Scküler der höheren Lehranstalten als Hilfskräfte bei der Post zu verwenden. DaS Gesuch des Charlottenburger Postvorstebers, der von der Verfügung noch nickt unterrichtet war, sei dementsprechend rückgängig gemacht worden. — Zur Frage der etwaigen Umgestaltung der preußi schen Classenlotterie nimmt jetzt auch die ministerielle „Bert. Corr." das Wort. Der Absatz der Loose läßt, vom fi-calischen Standpunkte gesprochen, zu wünschen übrig. Um die Spiellust trotz der „Verschärfung und weiteren Aus dehnung deS allgemeinen Niederganges im Erwerbsleben" anzustackeln, sollen für das spielende Publicum allerlei Er- leickterunzen geschaffen und die Privatlotterien sollen eingeschränkt werdeo, um dem Vertrieb der Staats- lotterieloose unangenehmen Wettbewerb zu ersparen. Von der Einführung einer Prämie ist dagegen abgesehen worden. — Der Oberbürgermeister Schmieding in Dortmund ist, wie das „Dortmunder Tagebl." mittheilt, von seiner vor gesetzten Behörde aufgefordert worden, Bericht über die An gelegenheit Bredenbeck zu erstatten. — Der Kieler Schrift steller nnd Journalisten-Verein hat sich einmüihig dem Proteste deS Vereins „Berliner Presse" gegen die uner hörte Behandlung des Redacteurs Bredenbeck angeschlossen. — Der Magistrat bat heute beschlossen, zu der Inter pellation, betr. die herrschende Arbeitslosigkeit, der Stadtverordnetenversammlung eine Vorlage mit statistischen Daten zur Kenntnißnahme zu unterbreiten. — Bei der Stadtverordneten-Nachwahl in Schöneberg bei Berlin errangen die Socialdemo kraten zwei Sitze; sie besitzen nun sechs. — Freiherr Friedrich Leopold v. Fürstenberg, ehemaliger Kammerherr des Kaisers Friedrich ist gestern auf seinem Schlosse Hugenpoet bei Tüsseldorf verstorben. — DaS Befinden Les Staatssekretärs v. Thielmann hat sich bedeutend gebessert, so daß er nicht mehr das Bett zu hüten braucht. — Dem Rittmeister a. D. Friedrich Erdmann Karl Gustav Alexander Graf v. Blankensee-Pückler ist die Führung des Naincns „Gras v. Pückler und Blankensee" gestattet worden. — Der neue chinesische Gesandte am Berliner Hofe, General Pints chang, bat heute die Geschäfte der Legation über- nommen. Der Uebcrnahme ging eine feierliche Ceremonie voraus, zu der sich um 10 Uhr Vormittags die Mitglieder der Gesandt schaft in der in der großen Lluerallee belegrnen Wohnung Pintschang's versammelten. Der Würde des feierlichen Actes ent- Iprechend, hatten die Herren ibre prächtigsten Staatsgewänder an gelegt. In seiner Ansprache theilte der neue Gesandte zunächst osficiell mit, daß er nunmehr an die Stelle seines Vorgänger- getreten sei. Daran knüpfte er die Bitte, auch ihn in gleicher Hin gebung unterstützen zu wollen, damit er das ihm vom Kaiser anvrrtraulr Amt zur Zufriedenheit des Herrschers und zum Segen Chinas ausüben könnte. * Lldenburg, 13. December. Der Landtag stimmte in seiner gestrigen Sitzung der Einführung jährlicher Finanzperioden bezw. der Berufung ordentlicher Land tage u. s. w. einstimmig in erster Lesung zu. Die betr. Gesetze sollen am 1. Januar 1906 in Kraft treten. * Posen, 13. December. Das gestrige PaderewSki- Concert im polnischen Theater gestaltete sich zu einer großen demonstrativen polnischen Kundgebung. Der polnische Adel und die Intelligenz waren überaus zahlreich vertreten. PaderewSki wurde mit Blumenspenden förmlich überschüttet. „Und ich möchte darauf schwören, daß ich dem Original der Marmorbüste . . ." „Negen Sie sich nicht auf, lieber Ernesti", sagte Frazzilo, „aller Scherz hat einmal ein Ende. Sie haben vollkommen Recht. Sie sehen das Original der Marmorbüste vor sich, welche Sie für mich nach dem im Besitze des Herrn Weraschek befindlichen Kunst werk copirt haben. Das ist aber Alles leicht erklärlich, wenn ich Ihnen mtttheile, daß ich d«r Erbprinz von H . . . bin und meine Nachbarin Ihre königliche Hoheit die Frau Erbprinzessin ist. Wir haben uns einen kleinen Spaß mit Ihnen erlaubt, den Sie hoffentlich nicht übel nehmen werden!" „Da habe ich wieder einmal ein« groß« Dummheit gemacht! Himmel, was habe ich Alles zusammengeschwatzt!" „Ja, Ernesti", scherzt« der Baron, „das Leben an einem Fürstenhofe wirkt verderbend auf ehrliche Charaktere!" „Machen Sie mich nicht rasend! Nein, so mit Blindheit ge schlagen zu sein. Si« können mir gar nicht verzeihen, Hoheit; »brr nur dieser Diplomat ist schuld daran!" „Wir Alle sind daran schuld", entgegnete der Erbprinz freund lich, „und ich habe den Scherz veranlaßt, um di« Wahrheit zu hören. Ich danke Ihnen für Ihr« offenherzigen 'Kundgebungen. Seien Si« versichert, ich achte solche Leute, wie Si«, höher als all« Hofschranzen zusammengenommen. Schlagen Sie sich alle unnützen Gedanken aus dem Kopf und seien Si« fröhlich mit den Fröhlichen. Cs lebe di« Kunst! Hoch! Hoch! Hoch!" Mag im kurzen Erdenleben den Sterblichen auch manches Glück erblühen, es wird doch kein Mensch gefunden, der nicht irgend einen Wunsch im Herzen trägt. Geheimrath von Eder hatte nach langen Wanderjahren im Weraschek'schen Hause an der Seite seiner trefflichen Gattin die Friedensfahrt seines Lebens geerntet. Anfanas beschäftigte «r sich viel mit Kunststudien, dann ge wann er Geschmack an dem Geschäft« seines Freundes, der ihn oft Ende. * Kavent schwader is von Hov auf * Konstai schafter S heute hatte, dieser anläß Anerkennung Festigung bei sandl halte. - von Jerusalei gewählt wor * Valpe Aeußere - eine Antw Wege« Uebertr wurde Loo» Der StaatSan Leilmeritz bestät auch in zweiter dem evangelisch« waren, daß ab tritt gehabt hat nur religiöse U< lägen, die von Aber Vie Sonne des Glückes verschwand bald hinter Wolken, als Herr von Weraschek plötzlich einem Schlaganfall erlag; er, der kräftige, lebensfrohe, schaffens freudige Mann, wurde un erwartet vom Tode dahingevafst, während sein« seit Jahren kränkelnde, gelähmte Frau ihn überlebte. Da hieß es für Franz von Edcr kräftig eingreifin in das Bankgeschäft Herden, als dessen Mitinhaber «r von Frau von Weraschek bestätigt wurde. Er fand sich in die fiine ganze Zeit und Kraft in Anspruch nehmende Leitung des großen Geschäftshauses bald, weil er sich dem neuen Berufe mit vollem Eifer widmete. Nochmals trat von H . . . aus die Versuchung an ihn heran, als er ein Jahr später ein Telegramm erhielt, des Wortlautes: „Mein Herr Vater ist zu seinen Ahnen abgerufen worden. Kommen Sie. Helfen Sie mir, die Bürde der Staatsgeschäfte tragen. Nun erst kann ich Ihre Dienste voll belohnen. Albrecht Alexander." Ein nachfolgendes Schreiben trug dem Geheimrath den Pofl.n eines Staatsministers in H ... an, alfiin Franz von Eder zog es vor, firn von Fürstenhöfen nur dem Wohle seiner Familie zu leben. Zu diesem Entschlüsse irrig jedenfalls viel der Rath seiner klugen Frau bei, die der Meinung war: „Wer nicht muß oder nicht von maßlosem Ehrgeize geplagt ist, lebt nicht an einem Fürstenhofe. Glück und Frieden blühen meist dort nicht, da» haben auch unsere erhabenen Freunde erfahren'" „Ja", sagte er, „auch Sein« Hoheit!" T Berli Fregattencapi eingetroffen See grgange capitän Trui und beabsick zu gehen. Oberleutnant leutnant Pf Tsingtau gel capitän Schi Die Ablösun portsührer ! 11. Decembe die Ausreise cember Born ist am 12. s S. M. S. ,3. 40" ist Viele Kränze trugen roth-weiße Schleifen. Ein beträchtlicher Tveil der Einnahmen soll dem Wreschener Unter stütz ungsfonds überwiesen werden. — DaS wird die biederen deutschen Musikenthusiasten nebst Gemahlinnen und Töchtern wahrscheinlich nicht abbalten, dem Herrn mit dem genialen Haarwuchs ihr gutes deutsches Geld zufließen zu lassen. * Münster, 13. December. Wegen deS StraßenumzugeS in Lüdinghausen gelegentlich der Auflösung der Jesuiten mission verurtheilte die Strafkammer zu Münster den Grafen Droste-Vischering zu 100 -<tl, sieben andere Angeklagte zu je 15 Strafe. Vier Personen wurden freigesprochen. — Der Provinzialausschuß beschloß, für den Fall der Aus gestaltung der Akademie zur Universität durch Hinzu fügung der juristischen Facultät der Staatsregierung 125 000 ./l für die erste Einrichtung zur Verfügung zu stellen. Die Stadt Münster bewilligte bereits den gleichen Betrag. * Lüdenscheid, 13. December. Trotz der überall im deutschen Reiche herrschenden Sympathie für die Boeren, so schreibt die „Rbein.-Westf. Ztg.", dürste der Fall doch noch vereinzelt dasteben, daß eine Behörde aus Gemeinde mitteln den Boeren eine Unterstützung zukommen läßt. In der letzten Sitzung der Gemeindevertretung der Lan> gemeinde Lüdenscheid bewilligte daö Collegium zur Unter stützung der tapferen Boeren die Summe von 100 welche dem „Deutschen Boerenhilfsbund" überwiesen wurde. * Wiesbaden, 13. December. Bei der heutigen Stadt- v erordnetenwahl in der dritten Claffe wurde zum erster Male ein Socialdemokrat in das Stadtverordneten- Collegium gewählt. * Aus Württemberg. Aehnlick wie bei der Reichspost- verwaltuug ist auch, wie die „D. Verkehrsztg." hört, bei der württembergischen Postverwaltung Anordnung ge troffen worden, daß angesichts der herrschenden Arbeitslosigkeit über die Dauer des bevorstebenden Weihnachts- und Neujahrsverkebrs in erster Linie Civilpersonen zu Ausbilfsdienstleistungen beigezogen werden sollen. Von der Maßregel, Soldaten bei der Bewältigung des Weihnackts- verkebrs zu verwenden, soll in diesem IJahke nur in AuS- nahmefällen Gebrauch gemacht werden. * Strassburg, 13. December. Vor dem Mülhauser Schöffengericht kam die sensationelle Beleidigungsklage deS Stadtratbs Böhm gegen den früheren Reichstags abgeordneten Bueb zur Verhandlung. Letzterer hatte Böhm öffentlich bezichtigt, Octroi in Höhe von 14 000 .L hinter zogen, sowie Proceßkosten auf die Stadt überwälzt zu haben. Bueb wurde freigesprochen. Das Urtbeil stellte fest, daß ein Klagepunct verjährt, im Uebrigen der Wahrheits beweis erbrackt sei. In der Verhandlung wurde fest gestellt, daß in Mülhausen seit etwa zwanzig Jahren eine ordentliche regelmäßige Octroicontrole der Holzlager nickt stattsand, daß ein Octroicontroleur wegen Nachlässigkeit bei Ausübung seines Amtes disciplinarisch bestraft worden sei, sowie daß mehrere Inhaber von Freilagern Summen in Höhe von 15 000 „L, 6000 u. s. w. an Octroi nachzahlen mußten. Oesterreich - Ungarn. Staatsstreich? V7. Wie», 13. December. In parlamentarischen Kreisen würde heute erzählt, der Kaiser habe bei den letzten Audienzen zu einem feudalen Großgrundbesitzer geäußert, wenn es mit diesem Parlamente nicht gehe, werde etwas anderes geschehen müssen. (N. Fr. Pr.) ^V. Wien, 13. December. Der Abgeordnete Kozlowski ist heute aus der parlamentarischen Commission des Polen clubs ausgetreten, weil der Obmann JaworSki cs ab gelehnt hat, von dem Ministerpräsidenten v. Körber wegen seiner Entgegnung auf die von dem Abgeordneten SzceduSzycki in der Sitzung vom 10. December gehaltene Reden Auf klärungen zu verlangen. Es verlautet, der Ministerpräsident v. Körber habe einem An- gehörigen des Clubs des feudalen Großgrundbesitzes erklärt, die in seiner Rede am letzten Montag in Aussicht gestellten Conseq uenzen würden sicher eintreten, wenn die Versuche, das Parlament arbeits- ühig zu erhalten, scheitern würden. * Rom, 13. Salandra eingebi sliinde in Nea Zanardelli da der Regierung z> lichkeit in Neapel Mille herabgemii Dabei bemerkt dl pro Mille, von Sterblich keit Beifall.) Durch d Neapel eine Steu auch die Eisen! und die jüdli daß den jüdl Grundsteuer gr die Provinz N> jährlich belaufen Anlagen zu sch diesem Zwecke i gierung bereite bahnlinie zwisch B-, Stunden h wünsche sie, das werden könne, l neun Stunden Finanzen nicht innerhalb der weise vorgehen Befriedigung dc Ziele einig seil bringen, es m und auch in l Größe Italiens — Guiccardini Meldung der „ in Tripolis, er werde die Ar geschlossen. um Rath fragte, namentlich, wenn es sich um juristische Fragen handelte. Zur Hochzeit d«s Barons war das erbprinzliche Paar wieder in München erschienen, um nach der Feier in das Herzogthum zm reisen. Der Herzog hatte di« Landesverweisung Eder's auf gehoben, worauf der Erbprinz seine Heimkehr zusagt«. Ofinmann hatte sich schnell in seine neue Stellung eingelebt und blieb seinem neuen Herrn zeitlebens treu. Osenmann's Frau bewährte sich bald als vorzügliche Pflegerin der Frau Deutsche Volkspartei. * Wien, 14. December. (Telegramm.) Gestern Abend wurde hier eine von der deutschen Volkspartei ein berufene Versammlung abgehalten, der die Abgeordneten Voelkle, BeuSle, Winter, Kleewein und Nowak beiwohnten. Auch zahlreiche Christlich-Sociale waren erschienen, die während der Ausführungen Beusle'S ihn stürmisch unter brachen. Schließlich löste der Vertreter ver Regierung die Versammlung auf und ließ den Saal durch die Sicker- heilSwache räumen. Voelkl wurde auf der Straße von einer Gruppe Christlich-Socialer erwartet, die ihn unter Trob- rufen durch die Straße begleiteten, bis eS ihm gelang, in einen Wagen zu steigen und wegzufahren. Behördliche Belästigungen der Evangelischen. In der deutschen Ortschaft BoreSlau hatte der dortige Grundbesitzer LooS, nachdem er vom KatholiciSmuS zum Protestantismus übergrtrrten war, als Vorstand ver Predigt station wiederholt evangelische Familienabende veranstaltet, an denen 50 bis 60 Personen theilnahmen. Darauf hin erstattete die untere Verwaltungsbehörde Anzeige
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