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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.12.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19011217010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901121701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901121701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-12
- Tag1901-12-17
- Monat1901-12
- Jahr1901
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VezugS «Preis di der Hanptexpeditton «der den kn Stadt» «e»>rk „» de» V»rnr1rn «rtchle»,» 1«^ aebeft'lle» »d«»tz»lS: »terSelj-tzrlich ^« 4öch t«< »«^Iwitgn ttl-ltch«, 8»ft,Il,,g tn» S«>» S.KO. Durch dt« Post dezoaen für Deutfchland «. veperretch: vterteljähn. 6. Mo, adonntrl fern», mit entsprechendem PoÜootfchlag bet den Postanssalteo ta der Schweiz Italien, Belgien, Holland. Laxem, borg Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donavftoateu, der Europäischen Lürket, Tguvtru. Für alle übngrn Staate» tjl der v»jua nor unter Krenzdaad durch die Uxpebmon dtefe« Blatte« möglich. Di» Moroen^lisaab, erscheint um '/^k dt» KbchlkTuügao» Wochentag« am ü vtzr- Vedartio« >nö LrveLitio«: Tohannt»gaffe 8. FUialea: Alfred Sah» vorn» v. Klemm« Sorttm. UawersititSftraß« 3 (Pauttnum), Lout« Lisch«, KatbnrinenK^ 14, pari, und Kvnlg-vlatz 7. Morgen-Ausgabe. UpMer TaMaü Anzeiger. Ämtsvtcrtt des Lönigkichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Motizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen «Preis die figespaltene Petitzeile LS Lj. Aerkam«, unter d«m Retmrtionsstrtch sä gespalte») 7b M>r de» tzamUieanoch» richten («grspalte») dv Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend Häher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannohme Lb H (excl. Porto). Ertra-Beilagen (gesalzt), nur mU der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefördernng S0.—, mit Postbejörderung ^l 70.—. Zinnahmeschluß für Iinzeige«: Abead-AuSgabe: vormittag« 10 llhr. M»rg«»»Aa«gabe: Nachmittag« 4 Uhr. Bet den Filiale, n,d Annahmestelle» f« ^»e halbe Stunde früher. Anzeige« sind stet« an die Expedition zu richten. Di» Expedition ist Wochentag« umrvtrrbrochen geöffnet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Druck «nd Verlag von E. Pol» i» Leipzig. Nr. 6t1. Dicuötag den 17. December 1901. 85. Jahrgang. Liu englisches Weihnachtsgeschenk für das Haus HohenMern. L. In der großen englischen Verlagsbuchhandlung LongmanS, Green <L Co. Hal Sir I. William Wbittall, kieeicksut, ok tdo örilisl» Ohamdor vk 6omu>srov okTurlci^, unter dem Titel „krocksriek tds 6»sat ou Lingsorast, kram tiis Onzinnl Ätuonsoript'^ ganz kürzlich eine Schnjt erscheinen lassen, die angeblich au« der Fever Friedrich « de« G'vßcn stammt, in Wirklichkeit aber von einem Feinde de« preußischen Königs verfaßt worden ist. E« bandelt sich nämlich um die „Uotlobss äu Kai äo krusss". Die Unechtdeit dieser Schrift ist, wie Reinhold Koser in seiner Unter suchung über Voltaire und die „IckSo äs la cour äo krusso^ (vergl. .Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte", 6.B.) bemerkt, von Wilhelm Lauser endgütig durch die Schrift »Die Llatiuess iox»Ios und Friedrich der Große" (Siuttgart >863) erwiesen woiden. Hm Jahre 1764 zusammengestrllt, 1783 handschriftlich in Pari« verdreitet, 1766 in vier Ausgaben zuerst im Druck erschiene», wurden die „>lLtin6es" von buchhandlcrischen Speculanten auf die SenjaiionSiucht de« Publicum« immer aus« Reue aufgelegt. So erschienen z. B. 1860 in Paris, 1863 in London, 1871 in Brüssel neue Aufgaben Lieser Schmähschrift, deren Tendenz dabin gehl, Friedrich den Großen al« Menschen und als Fürsten im Lickte der Ver worfenheit zu zeigen. Al« die „blatinScs" Friedrich dem Großen bekannt geworden waren, veröffentlichte auf Ver anlassung de« König« der Hamburger .Unparteiische Korre- sponvent" am 4. März 1766 folgende Mittheilung: .Es ist jüngst rin gewisses Buch gedruckt worden unter dem Titel: 1-su Katia-os da Roi cks krusso. E« ist wirklich zum Er staunen, wie Jemand so unverschämt und so boSbast sein kann, solche falsche, unbegründete und unsinnige Dinge zu schreiben, und sich dazu de« Namen« eine« großen Monarchen zu be diene». Wenn weder da« Unehrenhafte, nock da« Un geziemende, noch das Unverschämte eines solchen Benebmens den Verfasser und den Drucker adhielt, die gebildete Gesell schaft solcher Gestalt zu beleidigen, so batten sie sich doch solkn abhalten lasser» durch die Gefahr, welcher sie sich auSietzen, eine« Tage« die Züchtigung zu erhalten, welche sie verdient haben." — Die Umgebung Friedrich'« de« Großen war nichi im Zweifel da>über, tag daS in den .MatinSes" angeblich nirdergelegte Vermäcktniß der Herrschergrundsätze Friedrich s an feinen Neffen eme Myusication war, Historiker wie Pre uß, Rauke,Häußer babe» sich inUebereinslimmung mit franzöu- fchenKritikern der„LlatinSo»'* in demselben Sinne au-geiprochen; endlich bat Lauser die Angaben der „blkitio^os'' Punct für Punkt den tbatiachlichrn Begebenheiten und den echten Schriften Friedrich'- gegenüber gestellt und so den Nachweis ter Unechtheit zu einem endgiltigen gemacht. Wie kam nun Sir I. W. Whittall dazu, den alten Schwindel wieder aufzufnfcken? Whittall« Großvater, Kaufmann in Smyrna, gewählte am Ansange de« neun zehnten Jahrhundert« dem Herzoge von Rovigo Gastfreund schaft, der nach Napoleon'« Sturz über Malta nach Smyrna ging und hei Whittall längeren Aufenthalt nahm. Dem Letztere» erzählte der Herzog von Novigo, er habe auf dem Schreibtisch« (I) de« König- in Sanssouci, al« er mit RapoUou dort war, die Handschrift der „hlutinües" entdeckt und weggrnommenj seiner, de» Herzogs, Ansicht nach babe da« Manuseripl die Schriftzüge des Privatsekretärs König Friedrich'« aufgewiesen, dessen Namen er vergessen hätte. Bon dieser Handschrift de« Herzogs von Novigo durfte Großvater Whittall im Jahre l8l6 eine Abschrift nehmen. Aus solche Weise gelangte die Familie Wbtttall in den Besitz der Abschrift erne« angeblichen Originalmanuscript« Friedrich'« de« Großen. Bon Wbittall-Großvater auf Dbi tal Baker in Konstantinopel vererb«, wurde die Hand schrift von ihrem Besitzer lange für echt gehalten. Diese Zuversicht aber wurde um die Mitte der sechziger Jahre sehr erschüttert durch die Wahrnehmung, daß die „klutinses" in Europa wohlbekannt waren, und durch unaufhörliche An» fragen besonder« au« England. Herr Wbittall Bater faßt« Kader, wie Lauser berichtet, den Entschluß, die Handschrift zu verbrennen, „denn er könne nicht versichern, daß sein Eigentbum wuklich «ine Abschrift der ursprünglichen könig lichen Handschrift sei; wenigsten« wünsche er weder für noch gegen auch nur entkernt in dieser Sacke tbätig zu sein". Offenbar hat Wbutall-Batrr den tödlichen Entschluß nicht auSgesühit, so daß jetzt Sir I. W Whittall-Sobn seine Ber- öffentlickung nach dem angeblickeu Originalmaouscripte Friedrich'« deS Gioßen in die Welt schicken konnte. Sollte Wbittall-Sodn aber nnbekannt geblieben sein, wie Whittall- Baler über die Handschrift de« Herzog- von Rovigo dackte? Es fällt schwer, daran zu glauben, und so liegt die Ver- mutbung nabe, Sir I. W. Whittall babe die Mystificatioo de« Publicum« im Vertrauen darauf erneuert, daß der Ver fasser der ^hl»tinS«8^ bisher nicht ermittelt worden sei. In dieser Hinsicht bat Lauser, gestützt aus eine Angabe Bachaumout'« vom 7. Februar 1765, dir .Maüu^ea" sür die Erweiterung der zehn Jahre vorder erschienene» Schrift „IckSo «l« la cour äo krosse' gedalten und ans eine» Ang'böngen der Berliner Hoskreise als Verfasser geschlossen. Kos er indessen stellt in seiner oben erwähnten Untersuchung fest, daß di« jedensall« von Voltaire verfaßte „läoo" mit de» „HlatinSes" nicht« gemein ha», und damit falle» auch die Bermulhungen Läufer'« io sich zusammen. Daß Sir I. W. Wbittall'« Publication riae arge Feindseligkeit gegen da« Hau« Hobeuzollern be deutet, darüber wird sich in Deutschland Niemand im Un klare» befinden. Ueber die Motive, die Sir I. W. Whittall zu seiner Veröffentlichung bewogen, wird vielleicht «mr spätere Zeit ZuverläifigeS erfahren. Einstweilen drängt sich die Bcrmuthung auf, daß Sir Whittall durch Lie Auf- frischung eine- alten Schwindel« an einem Hohenzollern Rach« für die Brbantlung nebmen wolle, die deutsche Witzblätter de« Könige Eduard VII. zu Tbeil werben lassen. Vielleicht wünschte Sir 3. W. Wbittall gleichzeitig, der eng- Esche» Publizistik zut NechtfeNigmrg der Pokttik England« m Südafrika neue- „friedericianischeS" Material' zu liefern und damit den deutschen Kritikern der englischen Südafrika-Politik den Mund zu stopfen. Aber welche Absichten Sir I. W. Wbittall bei seiner Publication auch geleitet baben mögen: die Aufdeckung be ton klicken Sachverbalte« ist im Interesse der geschichtlichen Wahrheit eine ebenso nolhwendige wie erfreuliche Aufgabe. 4 Der Krieg in Südafrika. Die EonccnIraltonSIager und die letzten Todes-Raten. Das Londoner Krieasamt hat, wie gemeldet, einen die Con centrationslager betreffenden Depeschenwechsel zwischen Mr. Chamberlain und Lord Milner veröffentlicht, in welchem auch endlich die lange genug zurückgehaltenen Todes-Raten für die Monate Oktober und November bekannt gegeben werden. Die Regierung hatte guten Grund, mit der Veröffentlichung zu zögern, denn die Sterblichkeitsziffern haben wieder eine furcht bare Höhe erreicht, und diese für die Engländer natürlich sehr unbequeme Thatsache kann auch dadurch nicht abgeschwächt werden, daß Chamberlain bereits am 6. Oktober an Milner tele- graphirte, „wenn die Ansammlung größerer Schaaren von Men schen in den Lagern eine besonders hohe Sterblichkeit verursachen sollte (als wenn dieser Umstand dem Colonialminister nicht längst bekannt gewesen wäre), so müßten die Camps um jeden Preis in kleinere „Units" aufgebrochen werden". Ueberdies ist diese ministerielle Instruction bis auf den heutigen Tag noch nicht ausgeführt worden, die Sterblichkeitsziffern waren also noch nicht hoch genug, obwohl dieselben sich nach der officiellen Angabe wie folgt stellten: Im Oktober starben im Ganzen in den Lagern 3156 weiße Personen, von denen 2633 Kinder waren, und im November 2807 Weiß«, von diesen 2271 Kinder. In beiden Monaten starben zusammen 1309 farbige Personen in den Concentrationslagern, und diese ungeheuren Ziffern sucht der amtliche Bericht darauf zurückzuführen, daß die Boeren- frauen selbst außerordentlich schmutzig und ungesund lebten und wirthschofteten, und daß sie „keine Idee davon haben, wie Krnder genährt und gepflegt werden »üss«n,b-e sonder «»wenn sie krank sind". ('.7) Mit dieser ebenso albernen wie frechen Ausrede soll also die ganze Schuld den unglücklichen Boerenmüttern zugeschoben wer den, obwohl die Thatsache bereits in der ganzen Welt bekannt ist, daß den armen Frauen nur die allererbärmlichsten Sub sistenzmittel für sich selbst und ihr« Kinder verabfolgt werden, während eS in den Lagern und ihren elenden Hütten und Zelten selbst an den primitivsten Sanitätseinrichtungen fehlt. — — Ueberdies muß Lord Milner selbst zugestehen, daß das von der Regierung genehmigte und unterstützte Damen-Comits, daß die Lager inspiciren soll, um die Aussagen der Miß Hobhouse zu widerlegen, die sofortige Entsendung von weiteren 40 gut trai- nirten Pflegerinnen anräth, da eine dauernde Zunahme der Epi demien, speciell unter den Kindern, zu „erwarten" ist. * London, 16. December. (Telegramm.) Die zweite AuS» gäbe der „Time?" berichtet aus Pretoria unter dem 15. December: Oberst Rimington, Major Damant und Oberst Wilson ritten mit ihren Abteilungen nach einem scharfen Marsche über 35 eng. lischt Meilen westlich von Heilbronn «ine Boerenabthrilung nieder und nahmen 22 Mann gefangen. Biel Pferde und Vieh wurden erbeutet. * London, 16. December. (Tel. b. Dost. Ztg.) „Reynolds NewSpaper" veröffentlicht »ine lange Zuschrift aus Pretoria vom 13. November, welche mulhmaßlich der Feder eines OificierS vom Stab« Kitchener'S l?) entstammt und die militärische Lage sehr pessimistisch beurtheilt. Bor ollem sei Kitchener seiner Ausgabe nicht gewachsen; seine Kriegführung sei ebenso lächerlich wie erfolglos. Die Boeren seien tbatsäcklich unbezwingbar. Ihre Vernichtung dürste zehn Jahre beanspruchen und eine halbe Million Soldaten sei dafür erforderlich. Das Beste wäre, die Boeren unbehelligt zu lassen und die Aufmerksamkeit auk di« Beruhigung deS Gebietes innerhalb der von den Eisenbahnen gebildeten Zone zu lenken. Es wäre lächerlich zu glauben, daß der Feldzug sich einem erfolgreichen End« näher« und daß die Stärke der Boeren mit jeder Woche abnehme. Ihre Streitkräsle haben vielmehr seit den letzten sechs Monaten in Folge de« Ausstandes in der Capcolonie beträchtlich zuqenommen und werden weiter wachsen, wenn nicht die aussichtslose Verfolgung der Boerrusührer aufhöre. (Die Bermuthung, daß dieser Brief von einem StabSossicier Kitchener'S herruhre, erscheint nicht sehr be gründet zn sein. Red.) Trotz aller Ableugnungen der Boeren bören die Mel dungen nicht auf, weiche die Boeren al« besonders friedens bereit darstellen. Es wird berichtet: * London, 16. December. (Telegramm.) Eine Amsterdamer Drahlmeldung der „Daily Mail" besagt, Elofs, der Enkel Krüger'», habe sich im Auftrag« seine« Großvater« nach Louren; o Marques begeben, um sich über di« militärische Loge der Boeren Gewißheit zu verschaffen. Denn er sie mißlich finde, soll er die Boerenführer ermächtigen, Frieden unter folgenden Bedingungen zu schließen: Autonomie unter britischer Flagge nach dem Borbilde Canados, Amnestie für die Rebellen und Entschädigung sür die zerstörten Farmen. Deutsches Reich. Verkkn, 15. December. (Parole: „Aufhetzung!") Betreff« de- bekannten Zwischenrufe- de- Grafen Arnim bat e- die socialdemokratische Presse bisher sorgsältia ver mieden, darauf rinzugebe», in wie weit die Frage deS Grafen Arnim nach der individuellen Verantwortlichkeit der Eltern für die Kinder grundsätzlich gerechtfertigt sei. Zur Ent- ichädigung sür dies« Enthaltsamkeit ergebt sich der „Vorwärts" in persönlichen Angriffen aus de» Grase» Arni«: «r nennt ibn einen Geizhals, bezeichnet ihn al- unbeliebt bei seinen Beamten und als gebüßt von seinen Arbeitern wegen der erbärmlichen Lövne, die er zahle. Gegenüber dieser Metbode de- Vorgehens wider einen politischen Gegner verdient bervvrgrboden zu werden, daß rin socialdemokratischer Reichstagsabgeordneter erst kürzlich von, Grafen Ainim in dessen Wahlkreise in ganz anderer Weise gesprochen hat. Der „Anzeiger sür Weißwassrr" schreibt nämlich u. A.: „Graf Arnim ... Hal hier (d. b. in seinem Wahlkreise) stets bewiesen, daß er «in offenes Herz und eine offene Hand sür die Armen besitzt, und zahlreiche Bcwenc der Fürsorge ge- geben, — ein Umstand, der sogar in der letzten iociasdcmokralischen Versammlung bierselbst vom Rcicks- tagSabgeordneten Zubeil zugegeben worden ist". — Der „VoiwartS" wird sich natürlich deswegen nicht davon abkalten lassen, mit seiner Methode der persönlichen Verun glimpfung eine« politischen Gegners nach weiteren Lorbeeren auf diesem Gebiete zu ringen. DaS socialdemokratische Centralorgan befolgt einfach die Anweisung, die „Ge nosse" Bebel auf dem letzten socialdemokratischen Parteitage ertbeilr bat. Damals sprach Bebel laut dem oificiellen Parteitagsberichle (Seile 291) die elastischen Worte: „All' unsre Kräfte müssen aufgebolen werden sür die Agitation gegen die neue Tanfvorlage. Wir müssen die Aufklärung, aber auch die Aufregung, ja — ich scheue mich nicht, dicS Wort auszusprecken — die Auf hetzung in die Masse tragen." — Nack diesem unver gleichlichen Recept bebandelt der „Vorwärts" auch den gesammten NeichSiag. Vergeben- hätten die Redner der Opposition die Majoritärsparteien zum Kampfe auszu- Peuschen versucht: „Der Feind stellte sich nicht." I > Wahrbeit aber baben während der ersten Lesung des Tarifs daS Wort ergriffen: 6 Centrumsabgcordnete, 5 Nationalliberale, 5 Freisinnige, 3 Freiconseroalive, 1 süd deutscher Demokrat, 1 Pole, 1 Antisemit, 5 Wilde und — 4 Socialdemokraten. Ta behauptet der „Vorwärts", daß der „Feind" sich nickt gestellt babe! Auch die weitere An gabe deS „Vorwärts", daß der Reichstag nur noch der „Trödelmarkt der Interessen" sei, kennzeichnet sich jetzt, wo d-e Erinnerung an die Poleninterpellation noch ganz frisch ist, als eine nichtige Schmähung. Aber e- gilt, „die Auf- betzung in di« Masse zu tragen" — daher ist dem „Vor wärts" jedes Hetzmittel recht. * Berlin. 16. December. Zu dem Zoll auf Bücher wird der „Köln. Ztg." geschrieben: Der neue Zolltarif läßt Bücher im Allgemeinen auch ferner zollfrei, dadurch aber, daß er für gebundene Bücher einen Zoll von 30 cA vorsieht, degiebt sich das Reich auf eine Bahn, die zu betreten es bisher sich gescheut hat, nämlich die Erschwerung und Bcrtheuerung des Bezugs eines Mittlers kultureller Beziehungen zu» unfern Nachbarstaaten. Nicht Jeder kann ein fremdes Land und seine Errungenschaften an der Quelle studiren, daS wichtigste Binde glied zwischen der Cultu: aller Böller, zwischen Vergangenheit und Gegenwart, ist neben der Tradition ja die in Druckschriften festgelegte Kulturarbeit. Um deren Austausch zu erleichtern, haben alle Länder des Weltpostvereins den billigen Drucksachen tarif einaeführi, so daß es selbst in fernen Ländern möglich wird, mit der schnellsten Gelegenheit, der Briefpost, einzelne Bücher, die man zu Rathe ziehen möchte, zu erhalten. Ein ganz gewaltiger Drucksachenverkehr mit dem Auslande hat sich so entwickelt, jeder Postdampfer kann Zeugniß davon ablegen. Di« Erschwerung des Bezugs literarischer Erzeugnisse liegt nun nicht so sehr im vorgeschlagenen Zoll an sich, als in viel größerem Maße in der durch die Zollcontrole verursachten Belästigung des bewährten, schnellen und billigen Kreuz bandversandt s. Soll fortan jedes Kreuzband über 250 Gramm mit Zolldccta- rationen eintreffen und dem Zollamt zur Controlc, ob etwa ein schwarzes Schäflein, ein zollpflichtiges Büchlein, darin sei, zugeführt werden? Welch' eine ungeheure Belästigung des Publikums, welche Mehrarbeit für Post- und Zollbehörden! Und das finanzielle Ergebniß? Es soll nach einer vorläufigen Berechnung 80 000 c/( betragen! Was ist das für ein finanz politisches Unding! In einigen süda mexikanischen Raubstaaten (auch Portugal), wo die kleinste Zollquelle den unendlich notbleidcnden Staatscassen willkommen ist, sind Bücherzölle seit längerer Zeit eingeführt. Der mühseligen Ar beit, alle Drucksachen zu controliren, sucht man sich natürlich möglichst zu entziehen. Dies kann dadurch geschehen, daß man Drucksachen ohne Weiteres zollfrei einläßt, öder daß man, wie Venezuela, einfach die Einführung zollpflichtiger Bücher unter Kreuzband bei Strafe der Beschlagnahme verbietet. Ein Postpacket nach Venezuela kostet 3 und braucht eine un geheure Zeit, um an Ort und Stelle zu gelangen. Da muß man sich nicht wundern, wenn Mancher es der Gefahr einer Be schlagnahm; vorzieht, ganz auf das Buch zu verzichten. Brasilien hilft sich, indem es Drucksachensendungen, die weniger als eine bestimmte Anzahl Bücher einer Sorte ent halten, unbehelligt läßt. Dieser Standpunkt trifft wenigsten» nur die großen Sendungen, den Handel; einzelnen Werken, wie sie so häufig in Gewerbe und Wissenschaft benöthigt werden, wird dadurch aber nicht der einzig rationelle Weg des Kreuz bandbezugs verlegt. Man mag über den neuen Zolltarif denken, wie man will, mit dieser Position scheint nicht daS Richtige getroffen zu sein. Die durch das Urheberrecht gegen daS Ausland genügend geschützte Bücherproduction braucht keinen Schutzzoll, für eine Besteuerung der Einbände finde man «ine andere Form, das finanzielle Interesse aber ist so gering, daß das deutsche Reich deshalb nicht in die Reihe der die geistige Nahrung hemmenden Länder einrutreten braucht. Als Kultur volk sollten wir vielmehr vorangeben und die lästigen Schranken, die den freien Schriftenverkehr jetzt schon erschweren, mit be seitigen helfen, nicht aber durch Einführung einer eigenen Steuer anderen Staaten da» Signal zu ähnlichem Vorgeben geben. Xodlen-v adlige! Geht» nicht ohne einen Dücherzoll dann muß zunächst die zolltechnische Frage praktisch gelöst sein. H vertt». 16. December. (Telegramm.) I« Laus« de- gestr'ge» Nackm'ttagS startete der »Sn», »a» «Lrttemder- dem Kaiser «men Besuck ad — Bei dem Empfang ve« G. »fffürlten- rtzr»nf»lger« von Rußland auf Babndof Friedrichstraße über- reickte der Kaiser seinem Gaste im Fürsten,immer die Insignien de» Sckwarzen Adlerorden«. Im Reuen Palais fand um v Ubr Adendtasel statt, an Weicker der Großfürst Tdron-1 folger, Pni,, Eitel Friedrich und die Gefolge Tyeil nahmen.! Der Kaiser ernannte den Großfürsten zum Ches des Ulanen-RegimentS Kaiser Alexander III (west- preußisckcS Nr. l) — Heule Morgen von 9 Uhr ab dort: ver Kaiser den Vortrag des EhcfS deS EivilcabinetS Wirkt. Geb. Raths Or. von LucanuS und begab sick um lltt/i Udr mit dem Großfürsten-Thronfolger zur Hofjagd nack dem Grünewald. Zu der Iazv sind zahlreiche Einladungen ergangen. DaS Frühstück wird etwa um 1 Uhr im Jagdzeit eingenommen werden. — Der König und die Königin von Württemberg fuhren beute Mittag 12Udr nach dem Neuen Palais, uni der Kaiserin einen Besuch abzustatten. — Heute Abend findet im Neuen Palai« eine größere Tafel statt, zu welchem u. A. der Reichskanzler Graf v. Bülow, KriegSmmister v. Goßler, Staatssekretär v. Tirpitz und Freiherr v. Ricktbofen, General der Eavallerie Edler v. v. Planitz, General der Artillerie Ebler v. d. Planitz, japanischer Ministerpräsident a. D. Marquis Ito, Mitglied der japanischen Pairkammer Tsudzuki und die Herren der russischen MUitärdeputation geladen sind. G Berlin, 16. December. (Telegramm.) Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" kementirt eine Blättermeldung von dem beab sichtigten gänzlichen Abschuss des Wi ddcftandc» >« Grünet»« «. Richtig sei nur, daß bei der heutigen Hosjagd doppelt so viel Damwild abgeickossen worden sei, etwa 500 Stück, als bei den früheren Hofjagde». Ter größere Abschuß fei nur erfolgt, weil die Hokjagd im vorigen Winter ausgefallen sei. (--Berlin, 16. December. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" meldet: Zwischen den Regierungen Preußen«, Badens und HesienS ist über die Vereinfachung der Ver waltung der Main-Neckar-Bahn ein Staat-Vertrag ab geschlossen worden. Dieser Vertrag wird den Landtagen ter betheiligtcn Staaten zur Genehmigung vorzelrgt wilden. L. Berlin, 16. December. (Telegramm.) Die „Berl. Börs.-Zkg." schreibt: In parlamentarischen Kreisen erwartet man, neuerdings gefallenen Bemerkungen zufolge, daß seilen« ter Regierung auf einen höhere» Schutzzoll für Tabak bei der ferneren Berathung des Zolltarifs gedrängt werde» würbe. — Unter dem 4. December baben 32 ordentliche und außerordentliche Professoren der Universität Göttingen eine Zustimmunzsadrcsse an Professor Theodor Mommsen gerichtet. * Rostock, 15. December. Unter der Ueberschrift „ein preußischer Versuchsballon" schreibt die „Rost. Ztg.": „„Der „Weser-Ztg." wird neben anderen eisenbahn technischen Notizen aus Mecklenburg, die sich zum Theil mit der Güterherumleitungs - Praxis der preußischen Verwaltung be schäftigen, auch geschrieben: cs sei auf dem mecklenburgischen Landtage „gesprächsweise die Frage lebhaft erörtert" worden, „ob nicht ein Verkauf der großherzoglichen Staatsbahnen an Preußenals im Interesse der Landes und Staatskassen liegend ins Auge zu fassen oder eine U e b c r w e i s u n g der großherzoglichen Bahnen in preu ßische Verwaltung — nach dem Beispiele Hessens — anzustreben sei." Wir würden unS überhaupt mit dieser Zeitungsnotiz nicht beschäftigen, wenn sie uns nicht von der Redaction der „Weser-Zeitung" selbst unter besonderem Hin weise übersandt worden wäre. So aber wollen wir aus Höf lichkeit und in aller Bescheidenheit dem Bremer Blatte wenigstens die Antwort geben, daß uns die Fürsorge seines „Correspon deuten" (?) rührt, daß wir aber nicht in der Lage sind, sie für etwas Anderes als einen Versuchsballon zu halten, auf den cinzugehen wir uns nicht veranlaßt sehen."" Braiinsckwcia, 14. December. Gestern und heute fand hier im landwirthsckaftlichen Hause eine Conferenz der deutschen landschaftlichen Berufsgenossen- schäften statt, die aus allen Theilen des deutschen Reickes, mit Ausnahme Bayerns, besucht war. Aus dem König reich Sachsen war Ministerialrath Sprenger-Dresden erschienen. Die Sitzung wurde vom AmtSrath v. Schwartz Hessen i. Br. eröffnet, worauf Geh. Rath Hartwig die Thcil- nehiner im Namen des herzoglichen Staatsministeriums begrüßte und Regicrungsrath Radtke-Berlin den Verhandlungen im Namen des Rcicksversicherungsamts einen guten Fortgang wünschte. Die Bcrathungen waren fast durchweg geschäftlicher Natur und wurden in nichtöffentlichen Sitzungen erledigt. AIS Ort der nächsten Conferenz wurde Tübingen in Aussickt genommen. * Kintz, 16. December. Die zuerst vom „Waldenb. Wochenbl." gebrockte Meldung, der Gegner deS LemnantS BlaSkowitz, Oberleutnant Hildebrandt, sei auf der hiesigen Festung zur Verbüßung seiner Strafe eingetroffen, ist nach Mittheilung der Commandantur un zutreffend. München, 15. December. Ein ganz unglaub licher „Mißgriff" ist nach der „N. Bayer. Ztg." wieder einmal bei einem streng katholischen Institut vorgekommen. Das Georgianische Klerikalseminar in München hat, dem genannten Blatte zufolge — einen Protestanten als Hausarzt ausgestellt. DaS Blatt bemerkt dazu weiter: „Wir halten cs kaum für glaublich und warten vorerst auf ein Dementi. Ein Institut zur Heranziehung katholischer Priester kann doch unmöglich mit Ucbergebung katholischer Aerzte, deren es übergenug in München giebt, einen Protestanten als Hausarzt bestallen." Der „Fall" ist geradezu „haarsträubend". Das hiesige Georgianum beherbergt zur Zeit etwa über 100 geistliche Zöglinge, und diese müssen sich jetzt — die Richtigkeit der Mel düng der „N. Bayer. Ztg." vorausgesetzt — sammt und sonders protestantisch-medicinisch behandeln lassen! Da der protestan tische Mediciner, welcher bei Ausübung seines allgemein Huma nltären Berufes den jungen Klerikern gegenüber selbstverständ lich und pflichtgemäß nur „Medicin", aber nicht „Theologie" zur Anwendung bringen wird und kann, wird nichts Anderes übrig bleiben, als nach Entfernung dieses protestantisch-medici- .nischen KetzerS dafür Sorge zu tragen, daß für die etwa er krankten jungen Kleriker auch streng katholische Heilkräuter aus ebenso streng katholischen Apotheken geholt werden. In der Zeit der katholischen Orgeln und dito Blasebälge gehört sich das so. („Allgem. Ztg.") * München, 15. December. Der hier jüngst abgebaltcuen Männerproktstreriammlung folgte beute Nachmittag im über füllten teulschku Tbeater eine Frauenversa.mmlung welche ebtufall- Protest einlehte gegen die unmeuscklich englische Kriegführung in Transvaal, insbesondre'
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