Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.12.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19011220017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901122001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901122001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-12
- Tag1901-12-20
- Monat1901-12
- Jahr1901
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
?. Lcilage zm WiMÄseilM mS Ailzeizcr Nr. ki?, Kcitliü, üß.ücccmicr M. stiorikii-AiiAabe.) Kunst un- Wiffenschnst. Musik. Neues Theater. Leipzig, 19. December. Und wieder einmal das lange nicht gehörte „N a chtlagervon Granada", Vie einzige Oper ConraLin Kreutzer's, welche der Strom der Leit nicht' mit hinweggespült, ein Werk von eigen artiger, idyllisch - elegischer, romantischer Stimmung, Vie ihm eine Ausnahmestellung unter den Erzeug nissen der kleineren musikalischen Meister sichert. Obendrein wird ihm sein bei aller gelegentlichen Trivialität in gewissen Sätzen gross melodischer Zug immer dankbare Hörer zuführen. Freilich hat die Besetzung, namentlich der Rolle des Jägers, ihre Schwierigkeiten, und seit Schelper's und Demut h's Zeiten haben wir keinen Bariton auf unserer Bühne gesehen, der die schmelzende Lyrik und zugleich den frischen, kernigen Ton der umfangreichen und schwierigen Partie gleich vollkommen zum Ausdruck gebracht hatte. Herr Gross führte uns seinen schmucken, ritterlichen Jägersmann zwar wieder ganz an sprechend vor, musikalisch fein abgetönt und voll Poesie, dazu galant genug und kraftvoll im Spiel; allein die packende stimm liche Verve geht ihm leider ab. Auch die Gabriele des Frl. Gardini vermag nicht ganz zu befriedigen, so trefflich die Künstlerin die liebe Unschuld vom Lande zu charakterifiren wusste. Jchr Organ greift nicht gehörig durch; so rein und fein ihr Ton im Ganzen ist, so fehlt ihm doch die Frische und der Kern: die Partie wirkt in solcher Gestalt thrilweisc kraftlos süsslich. — Mit erstaunlichem Stimmaufwand und zwanglos natürlicher Darstellung führte Herr Merkel den Gomez durch, in der Tongebung freilich hier und da allzu robust. Das Banditentrio der Herren Ulrici, Frick« und Greder stimmte ausge zeichnet zusammen. Insbesondere zeigte der Letztere, dass die Studien, die er in dieser Beziehung nach der Natur machen durfte, gründlich genug waren. Mit ansprechendem Tone uno feiner Nuaneirung sang der Chor seine stimmungsvollen Sätze, namentlich das herrliche Adendlied. . - , . Ausserordentlich feinfühlig interpretirte Herr Kapellmeister Porst das mit reichem Beifall aufgenommene, übrigens nur um einige unbedeutende Stücke gekürzte Werk, doch folgte ihm das Orchester nicht allenthalben mit gleicher Aufmerksamkeit. Mit schmelzendem Tone spielte Herr Concertmeister Berber das köstliche Molinsolo. Dr. Rud. Krausse. * Abend - Motette ia St. Johannis. Sonn abend, den 21. December, Abends 8 Uhr, kommen in der Abend- Motette zu St. Johannis 12 Weihnachtslieder für Chor und Splo aus alter und neuer Zeit zu Gehör. Programme mit Text L 10 H wolle man an den Kirchthüren, Karten für reser- virten Altarplatz in den Hof-Mnsikalien-Handlungen von C. A. Klemm und P. Pabst, Neumarkk, entnehmen. * Dr. Ludwig Wüllner wird nach Neujahr einen Cyklus von drei Liederabenden im Kaushaussaale eröffnen. Der erste Abend ist ein Richard Strauß- Abend und findet am 11. Januar unter Mitwirkung des Componisten statt; am 2. Februar folgt der Brahms-, am 23. Februar derHugoWolf- Abend. -Für diese drei Abende wird in. der HofmusikalienhaNdlung von C. A. Klemm «in Abonnement eröffnet. Leipzig, 19. December. Der Pestalozzi-Fröbel- Verein, an dessen Spitze Fräulein Elisabeth Hübner umsichtig und hingebungsvoll wirkt, beging gestern im Etablisse ment Bonorand seine diesjährige Weihnachtsfeier. Die Veran staltung nahm nicht nur in ihrem kindergärtnerischen Theile einen überaus befriedigenden Verlauf, sondern gewann noch ein er höhtes Interesse durch wn Umstand, dass dabei Carl Reineckels Märchenoper „Die Teufelchen auf der Hi m m eI s w i e s e" vder „D erkleineSapp er>l o 1" zum ersten Male hier in Leipzig vor einem größeren Kreise zur Auf führung gebracht wurde. Daß Reinecke auf dem Gebiete der Märchencomposition manch' liebenswürdiges Werk geschrieben hat, ist hinlänglich bekannt, und auch diese neue tonsetzerische Gabe reiht sich ihren Vorgängerinnen würdig an, bekundet sie doch ebensowohl die unverminderte Schaffenslust des verehrten Autors, wie die ihm eigene Fähigkeit leichter, formvollendeter Gestaltung. So war es denn nicht zu verwundern, daß das Werk von der Hörerschaft mit regstem Interesse entgegengrnommen wurde und daß man dem greisen Meister, "der der Aufführung beiwohnte, am Schluss« herzliche Ovationen darbrachte. An der mit größter Sorgfalt vorbereiteten Wiedergabe des Werkes betheiligten sich neben den jungen Damen, die sich unter Fräulein Hllbner's Lei tung zu Kindergärtnerinnen ausbilden, auch kleine und kleinste Leute aus dem Kindergarten des Pestalozzi-Fröbel-Vereins. Alle hielten sich gar tapfer und verhalfen dem Ganzen zu anmuthigster Wirkung. Auch die Costüme, die von den Seminaristinnen selbst angefertigt worden waren, ergaben manch' reizendes Bild. Am Clavier machten sich Fräulein Gertrud Kitz und Herr Rudo If H eyne, immer auf rechte Unterstützung >der Singen den bedacht, bestens verdient. Auch die Gesangsvorträge, die Fräulein Jutta O sm on, eine Schülerin von Fräulein Auguste. Göetze, .darbot,'durften-als glückliche Vermehrung des Programms gelten und fanden gleichfalls lebhaften Beifall. —o— * Für Werdau wurde jüngst eine ausgezeichnete Aufführung deS herrlichen Oratorium» „EliaS" von Mendelssohn, die Herr Cantor Roatzsch mit unermüdlichem Fleiß« und seltener Energie zu Staude gebracht hatte, nach der „Werd. Zig." zu einem außer- gewöhnlichen künstlerischen Ereigniß. Chöre wie Solisten standen auf der Höh« ihrer Aufgaben. Bon den letzteren wird besonders der wohlhekauate Leipziger Baritonist Gustav Krauße gerühmt, der deu EliaS „mit eiuem weichen und biegsamen Organ vou seltener Schönheit uud bedeutender Klangfülle hinreißend zur Geltung brachte". Au demselben Künstler rühmte auch jüngst der „Ztz. Anz." gelegentlich der Besprechung eines Concertes der Harmoniegesellschaft die hervorragenden Stimmmittel, die geschmackvolle Vortragsart, die überströmende Empfindung und die Schönheit der Tongebung, die er ia der Löwe'schen Ballade „Tom der Reimer" und in mehreren Liedern an den Tag legte. * Eisenterg, S.-A. In dem Künstler-Concert vom Diens tag, den 17. December 190l, trat u. A. Fräulein Lotte Leib- kiud au» Leipzig unter dem Namen Kreisler, dem Familien, nameu ihrer Mutter, auf. Der vorzügliche Erfolg, den die talent- volle Sängerin hatte, veranlaßt uns, der Kritik im „Eisen berger Nachrichteublatt" vom 15. December >901 Folgende» zu entnehmen: „Sehr Gute» leistete Fräul. Kreisler. Sie verfügt über eine sehr kräftige Sopraustimme von sympathischem Wohllaute. Besonder» in der Hüde ist sie brillant. Ihre AuftrittSarie „Er schläft" aus dem „Waffen- schmied" von Lortzing war ein« ganz bedeutende Leistung. Die Siiagrrin lebte ganz in ihrer Röllr; man sah uud hörte uud fühlte es, daß diese Arie ihr völlig in Fleisch und Blut üvergegang«". war. Wesentlich unterstützte sie ihren Gesang durch ihr Mienenspiel. Wie silberreiu und glockenklar drang das „Weltbekannt" durch den Saat und in die Herzen. Ste erzielte mit diesem Vortrage jedenfalls einen gewaltigen Erfolg, so daß sie bei ihrem zweiten Erscheinen mit Beifall begrüßt wurde. Sie sang noch einige Schubert-Lieder („Kreuzzug", „Aus dem Wasser zu singen", „Die Forelle", „An die Musik '), das wunberherrliche „Lehn deine Wang' an meine Wang " von Jensen und „Neue Liebe" von Mendelssohn. Die Wahl der Schubert - Lieder war nicht durchweg glücklich. So dürste Fräulein Kreisler das Lied „Kreuzzug" nicht singen. Die Alltöne hat ihre Stimme nicht und sie erschienen daher ge- zwungen. Sie bekamen dadurch eine harte, dem prächtigen Organ der Sängerin völlig fremde Klangfarbe. Die übrigen drei lagen ihrer Stimme viel besser. Das tiesergreifende Lied von Jensen sang die geschätzte Künstlerin mit voller Hingabe; ihre ganze Seele legte sie hinein und brachte durch den süßen Schmelz ihrer Stimme, durch das verhauchende Piano eine gewaltige Wirkung hervor. Auch das selten gehörte Mendelssohn'sche Lied „Neue Liebe" trug sie mit ausgezeichneter Nüancirung vor. Die Begleitung der Gesänge führte Herr Friedrich Bremer mit gewohnter Sicherheit und vollendeter Feinheit aus. * Die prächtige Monographien-Sammlung „Berühmte Musiker" (herausgegeben von Professor Dr. Reimann, Berlin, Verlagsgesell- schäft Harmonie) bringt uun endlich Franz Schubert's Leden und Werke aus der Feder des ebenso feinen Componisten und geistreichen MusikichriststellerS und Kritikers Richard Heuberger. Ucber des geliebten Tondichters Leben konnte uns Heuberger, wie er im Vorwort selbst eingesteht, freilich Neues kaum miltheilen. Aber die Anschaulichkeit feiner Schilderung auch nach dieser Seite hin ist bei aller Kürze ungemein lebendig, sicher und mit den anscheinend geringfügigsten Einzelheiten vertraut. Dazu kommt, daß Heuberger (geb. 1850 zu Gratz) in Wien lebt und wirkt, so daß die Scenerie, mündliche Trabitionen und Anderes immerhin zu der sehr deutlichen Ausprägung Les Lebensbildes vortheilhaft Lienen mochten; nicht unerheblich ist außerdem der Umstand, daß der Verfasser ein Nachkomme der Schuberts ist. Was aber dem Buche den Reiz der Neuheit verleiht, sind die zahlreichen Illustrationen, Porträts, Kunst- und Facsimilc-Beilagen, worunter sich bislang unveröffentlichte Handzeichnungen von Moritz v. Schwind, dem treuen Freunbe Schubert's, von Max Klinger und Anderen, ja außerdem unveröffentlichte Compositionen und Entwürse Schubert's in prachtvoller Ausstattung befinden. Uebertrifst darin das Buch alle bis heute erschienenen Biographien des Meisters, so noch mehr Heuberger's Darstellung des künstlerischen Werdeganges und die lichtvolle, bei aller Kü ze in das innerste Wesen eindringende und erschöpfende Analyse bclannter und unbekannter Werke Schubert's, wenn die letzteren nämlich Ausschluß über ungemein wichtige Ent- wickelnngsphajen seines Schaffens und seiner Ziele geben. Die Gesammlausgabe der Schuberi'schen Werke, welche die früheren Biographen desselben »och nicht benutzen konnten, gereicht dem Verfasser allerdings zum höchsten Vortheil, den er aber mit be- merkcnswcrthem Scharfsinn zu nutzen verstand. Demnach brauchen wir nicht darauf hinzüweijen, datz das Werk für die vielen musik liebenden Kreise, wo Schubert's goldene Melodien erklingen, Len Werth eines sinnigen, gewiß hochwillkommenen Weihnachtsbuches gewinnt. k. Literatur nud Theater. * hsrnst von Wilöcnbruch ergreift in der „Nat.-Ztg." das Wort, um in eingehenden sachlichen und persönlichen Aus führungen Stellung zu der neuen Verordnung über den Schi Iler preis zu nehmen. Nachdem Wildenbruch in einem Rückblick zunächst darauf hrngewiesen, daß der durch Kaiser Wilhelm I. als Prinzregent gestiftete Schillerpreis nicht aus den Mitteln des Staates, sondern aus der Schatulle, aus dem Privatvermögen des Königs, bestritten wird, zieht er aus der augenblicklichen Sachlage folgende Schlüsse: Kaiser Wilhelm I. hat sich niemals des Rechts begeben, seinerseits den Schillerpreis zu ertheilen, hat die Befugmss dazu niemals der Commission übertragen. Wenn in Folge seiner Zurückhaltung die Dinge sich so gestaltet haben, daß zu seiner Zeit immer nach den Vorschlägen der Commission prämiirt worden ist, und wenn es dadurch den Anschein ge wonnen hat, als wäre die Commission di« Ertheilerin des Preises, so ist das eben nur ein Schein gewesen; nach dem Wortlaute des Patents von 1859 ist die Commission unter dem alten Kaiser nichts Anderes gewesen, als was sie jetzt, nach der neuen Verordnung des jetzigen Kaisers, noch ist, eine gutachtlich sich äußernde, aber nicht entscheidende Behörde. Aus dem Wortlaute dieser neuen Verordnung geht hervor, dass der Kaiser sich auch fürderhin insofern an die Vorschläge der Commission zu binden gedenkt, daß er keinem Tickver den Preis ertheilt, der ihm von dieser nicht vorgeschlagen worden ist; die Vorschrift endlich, dass die vorgeschlagenen Werke unter Angabe der Reihenfolge namhaft zu machen sind, kann nichts Anderes verstanden werden, als lb»ß sich der Kaiser auch bei der Ausübung seiner Wahl insoweit durch die Vorschläge der Commission beeinflussen lassen will, daß er den von der Commission ausgestellten Maßstab für die Würdigkeit der Preis-Candidaten auch seiner Beurtheilung zu Grunde legt. Von einer Umstürzung des bisherigen Ver hältnisses zu Gunsten des Kaisers oder von der Usurpirung eines bisher nicht vorhanden gewesenen Rechtes durch diesen kann hiernach gar keine Rede sein. Ein neues Verfahren ist durch die gegenwärtige Verordnung eingeführt worden, die Abgrenzung der beiderseitigen Befugnisse aber ist dieselbe ge blieben, die sie früher war. Dieses neue Verfahren aber, wie es in den Artikeln 1 und 2 der gegenwärtigen Verordnung geregelt wird, enthält die wirkliche Abweichung von dem bis herigen Zustande, eine sehr erhebliche und, wie ich hinzusetzen muss, geradezu unheilvolle Abweichung. Statt wie bisher alle drei, soll von jetzt an der Schillerpreis nur alle sechs Jahre ertheilt werden, und anstatt daß die Commission bisher nur die innerhalb der letzten drei Jahre erschienenen Stücke zu prüfen hatte, soll sie jetzt die in den letzten zwölf Jahren ins Leben getretenen Bllhncnwerke in Betracht ziehen. Das bedeutet eine ganz ungeheuerliche, eine Aufgabe, deren Durchführung ich einfach für unmöglich halte. Wer auch nur eine entfernte Ahnung von der heutigen dramatischen. Production in Deutschland hat, weiß, dass sie ins Massenhafte geht. Schon die drei Jahre, die die Schillerpreis-Commission bisher zu überblicken hatte, brachten ein Meer von Stücken zu Tage. Seitdem hat sich die Thätigkeit auf dem Gebiete in steigender Progression entwickelt. Und jetzt wird mit einem Male nicht nur ein Ueberblick, sondern eine Durch forschung des vierfachen Zeitraumes gefordert! Denn ein wirkliches Erforschen und Durchdringen der vorliegenden Stücke muss es ja doch sein; sonst hätte die Thätigkeit der prüfenden Commission gar keinen Werth. Dazu kommen noch andere Schwierigkeiten und Bedenken: die dramatische Her vorbringung und Beurtheilung wandelt sich heutigen Tages so schnell, daß beide nach Ablauf von zwölf Jahren völlig veränderte Bilder darstellen. Ein Stück, das vor zwölf Jahren den ganzen Seelen-Jnhalt seiner Zeit wiedergab, er scheint vielleicht nach Ablauf dieses Zeitraumes, innerhalb dessen neue Gedanken und Slimmnmnm Platz gegriffen haben, bereits überlebt. Ein solches Stuck, das zur Zeit seiner Entstehung des Preises würdig war und ihn-wahrscheinl a» erhalten hätte, wird ihn jetzt, nicht weil das Werk, sondern weil die Zeit sich gewandelt hat, vermuthlich nicht erhalten. Welche Ungerechtigkeit! Eine Ungerechtigkeit, die früher nicht eintrcten konnte, weil das, was innerhalb drei Jahren zu Tage tritt, immer als gegenwärtige Kunst erscheinen wird. Welcher dramatische Dichter soll sich unter solchen Umständen noch zur Bewerbung um den Preis gelockt sühlen? Welcher ernsthafte Mann soll sich noch ber-it finden lasten, in eine mit solchen Aufgaben belastete Commission einzulreten? Ich für meine Person, der ich doch über die zeitgenössische drama tische Production vielleicht noch unterrichteter bin, als manche der Männer es sein können, die aus ganz anders gerichteten Lebensaufgaben in die Commission entboten werden, würde eine etwaige Berufung in die Schillcrpreis-Commission ab lehnen, weil ich es für ausgeschlossen halten müsste, daß ich eine Prüfung, wie sie jetzt verlangt wird, ernsthaft und sach lich vernehmen könnte. Was für Consequenzen ergeben sich daraus? Entweder, es findet sich überhaupt keine Commission mehr zusammen, oder es findet sich zwar eine zusammen, diese aber prüft nicht mehr eingehend, so daß ihre Thätigkeit eine Scheintätigkeit wird, und ihre Vorschläge alles Vertrauen bei der Nation verlieren. Ist der Schillcrpreis, der dann er- thcilt wird, wirklich noch der Schillerpreis? Wirklich noch die höchste, durch das Zusammenwirken der beiden höchsten Mächte unseres staatlichen Daseins, durch das allgemeine Bewußtsein und den Willen des Staatsoberhauptes geprägte Auszeich nung? Nein! Dann tritt die öffentliche Meinung, deren Organ bisher die Commission war, vollständig hinter der Persönlichkeit des Kaisers zurück, und dessen Wille erschein: wie Willkür. Dann kommt das, was Feinde und Böswillige ersehnen und was ich, weil ich es als nationales Unglück be trachte, mit allen Kräften verhindern möchte, dann entsteht auf dem Gebiete, wo Deutschlands edelste Geistesfriichle ge deihen, eine tiefe, alles gegenseitige Derständniß aus schliessende, vielleicht nie mehr zu überbrückende Kluft zwischen dem Kaiser und seinem Volk. Aus innigster Ueberzeugung. aus tiefstem, nur der Sache gewidmetem Interesse erhebe ich darum meine Stimme und sage: Man mache die neue Be stimmung, wenigstens in diesem Theile, wieder rückgängig — man laste die Commission, wie bisher, alle drei Jahre zu sammentreten und gebe ihr nur die Stücke der letzten drei Jahre zu prüfen auf. Geschieht es nicht, so würde denen nicht mehr Unrecht gegeben werden können, die jetzt auf Mittel und Wege zu sinnen anfangen, wie ein mit dem Schillerpreise rivalisirender Preis geschaffen werden kann, den das deutsche Volk unabhängig und leider wahrscheinlich immer im Wider spruche zu dem Kaiser seinen Dramatikern verleiht. Vor läufig erscheinen mir die dahin gerichteten Pläne utopisch. Falls der Preis in Geld bestehen soll, sehe ich noch nicht, wer das Geld hergeben wird. Und für diesen Fall, sowie für den anderen, daß der Preis lediglich eine Ehren-, aber keine Geldzuwendung sein soll, sehe ich noch nicht, wer Derjenige ist, oder Diejenigen sind, die berufen erscheinen, eine solche Ehre im Namen des deutschen Volkes zu verleihen. Immer hin ist es nicht undenkbar, daß etwas Derartiges zu Stande kommt. Tritt es aber ins Leben, dann ist das Parteitreiben, wie es jetzt besteht, ein Kinderspiel gegen das, welches als dann kommen wird, und der jetzt schon so zerklüftete und mit giftigen Gasen gefüllte Boden des deutschen Kunstlebens wird abermals von einem Spalt durchrissen, besten Ausdehnung unabsehbar ist, und von dem sich nur eins als gewiß sagen läßt, dass er mitten durch das Herz der deutschen Kunst gehen wird." Das sind Worte, die gewiß gehört zu werden verdienen! * (»ine nnterbrochcne Satthrock-Tournve. Eine Gastspiel- reise, die von Director Zeller mit Fräulein Adele Sandrock als „Star" in Holland begonnen wurde und durch Rußland weiter ge- sübrt werden sollte, bat in Lodz ein vorzeitiges Ende erreicht. Nach- dem ein Auftreten der Gesellschaft in Warschau unmöglich geworden war, weil der dortige Polizeimeister erklärt«, er könne bei einem Gastspiel deutscher Schauspieler keine Verantwortung sür die Sicherheit der Person und des E'genthums der Schauspieler übernehmen, sollte in Lodz weiter gesp elt werden. Hier aber verweigerte Frl. Sandrock, die schon vorher scharfe Differenzen mit dem Director und der Truppe gehabt, ihr ferneres Auftreten. Die ganze Gesellschaft — gegen zwanzig Personen — stand dadurch vierzehn Tage vor Weihnachten brodlos da und wäre in eine noch weit schlimmere Lage gekommen, wenn nicht Director Zeller in selbstloser Weise die Ansprüche seiner Mitglieder befriedigt und mit großen persönlichen Opfern ihnen die Rückreise nach Wien bezahlt hätte. Das Verhalten des Directors wird denn auch von allen Angehörigen der Truppe mit warmer Dankbarkeit anerkannt. Fräulein Sandrock dagegen, die schon im vorigen Jahre durch den raichen Abbruch eines Gastspiels Aufmerk, samkeit erregt haben soll, wird in den uns überiandten Zuichristen, wie man sich denken kann, nicht gerade mit Segenswünichen über- schüttet. Bildende Künste. * Berlin, 19. December. Die Generalverwaltnng der könig lichen Museen erließ zu der heutigen Vorbesichtigung des neuen Pergamon. Muse ums zahlreiche Einladungen. Die Minister, Staatssekretäre, Spitzen der Behörden, viele Abgeordnete, Gelehrte, Künstler und Mitglieder der Pr.sse folgten der Einladung. Notizen. Zu der im nächsten Jahre im Juni stattfindenden internationalen Ausstellung für moderne Decorations- kunst wird das Reich, um eine Betheiligung Deutschlands zu er- möglichen, 50000 zu den Kosten beisteuern. — Die rühmlich bekannte Preyer'sche Gemäldegalerie in Wien ist leider, wie die „N. F. P." meldet, nach Amerika verkauft worden. Sie wurde von dem amerikanischen Senator William E. Clark von Montana um einen bedeutenden Betrag angekauft und wird demnäcvst nach New Pork gebracht. Die Kaussumme für die Gemäldesammlung, welche einige 60 Bilder umfaßt, wird ebenso wie der übrige Nachlaß Gottlieb v. Preyer's gemäß dessen testamentarischer Verfügung zum Baue und zur Erhaltung eines Wiener Asyls sür Waisenkinder ohne Unterschied der Confejsion verwendet werden. Die Gemäldesammlung en hält sehr werihvolle alte und moderne Bilder, darunter eine Schäserscene von Boucher, einige Bilder von Troyon („Fernsicht von Fontainebleau", „Hühner", „Abstieg vom Montmartre"), den „Ver- sehqang" von David Teniers, deu „Netze ziehenden Fischer" von Cuyp, ferner Bilder von Decamps, Metsu, Ruysdael, einen ...Hollän dischen Bauer" von Ostade. Lanojchastsbilder von Corot, Rousseau, van Doyen, Diaz. Ziem und Daubigny, mehrere Gemälde von Eon- ture, einen herrlichen Franz Hals l,.Fajchingsnarr") u. A. Wissenschaft. * Petersburg, 19. December. (Telegramm.) Der Verweser des MarineministeciumS erhielt von dem Commandanten des Schiffes „Sarja", Leutnant Matthissen, aus Jakutsk «ine Depesche vom 17. December, wonach die „Sarja" das Schiff der russischen Polarexpedition deS Baron» Toll, nachdem es an der Westküste der Taimyrbiickt überwintert halte, am l. September Cap Tscheljuskin pulst, ie, nördlich von den Neusibirischen Inseln bis 77 Grad 32 Miu. vordrang, sich der Beunet-Jnset näherte, des Eises wegen aber nicht weitergelaugte. Am 24. September warf das Schiff in d r Nerpinski-Bucht Anker, wo es überwintert. Aus der Kolrlao- Jnsel traf die Expedition mit der von Wollessowitsch geleiteten At>- iheilung der Toll'schen Polar-Expeöition zusammen. An Bord der „Sarja" ist Alles wohl. * Ein ungeheures Herbarium steht zum Verkauf. Es umfaßt die Pflanzensammlung des Professors der Botanik und Tiieclors der Botanischen Gärten in Athen, Theodor von Held reich, und enthält etwa 20 000 Arten, unter denen die Pflanzer», weit von Griechenland, Kleinasien und Egypten reich vertreten ist. Darunter befinden sich Hunderte von Stücken, nach denen Heldreich neue Pflanzenarten beschrieben hat. Aus dem Geschäftsverkehr. , Die Correspondenz-Briestasche (Verlag vou T W. B. Naumburg in Leipzig, Johannisgasje 10) ist ein un- gemein praktischer Gegenstand, den wir ob seiner Eleganz (Hochrelief- Goldprägung) und vielseitigen Verwendbarkeit bestens empfehlen können. Sie enthält nicht weniger als elf für den praknicheu Gebrauch bestimmte Bestandiheile: eine abwijchbare Merktafel, Centimeiermaß, Notizbuch, Adressen-Register mit Vordruck, Casten- Tabellen mit Vordruck, Block mit Postkarten und mit Karlenbriefen, Markenlasche und Brieftasche mit Kalender. Ter Verschluß wird durch e,nen Bleistift bewirkt. Da die einzelnen Theile auswechselbar und die Ersatz-Einlagen nachzubeziehen sind, so behält dieses Taschen buch, bei dessen Besitz so leicht keiner in Verlegenheit gerathen kann, seinen dauernden Werth und ist mit 2 in Calico und in Leder 3 ./!l entschieden billig bezahlt. Jeder wird dieser Tasche den Vorzug geben, auch wenn er sonst nur 10 für «in Notizbuch anlegen wollte. Meteorologische Beobachtungen nnk flor Sternwarte in I-eiprl?. Löbs 119 Keter Uber flem dkcere. Wetterbericht li. 8. Iklv»^»roloul8viie» Institut«» In Obewoltr vom IO. 9 lldr Hortens. z.vlt cker KeobacNtuvir. Varulu. i-eU. »al u-ZtlUtw. i u«rmu- ivster. t)et».-tsr. psaeü- uril. iVum- noutnnr a. Sttcrirs. ^Lsiouc. 18. Dee. .4b. 8 0. 139 3 — 2,9 98 8VV 1 klar 19. - Llx. 8- 741.1 — 3.3 100 80 1 klar , Xm. 2 - 739,0 -l- 2,5 88 OXO 1 trUbs ilarimvw cker Cemveralur — -i- 0,7". Kimm um — 6 3» Ltations-Xame. rf - ! kiodtonL anck 8türks «los Wmckes. Wetter. s s L» c-« I 747 trisob Kegen -l- 3 ttlneksock. . . 753 XXIV triscb lullb deck eckt 4- « t'bristiansunck . — — — Lnparaucka . . 772 xo loiobt befleckt — 1ö -kvckesvkts . . — — —» —— 8tockboim . . kopenbaeen 753 751 0X0 mLssiL > teiodt befleckt befleckt — L 0 Uemel . . . 752 8VV sebivacb beuookt -s- 2 ^vviuemUncke 753 8 leicbr Dunst — 4 >kaxsn . . . 750 8 scbvacb befleckt -i- 2 8vlt .... 748 8 lsicut bsckeckr 0 llnmburL . . 751 80 lsicbt volkonlos — 5 liolcker . . . 747 881V lsicbt bsckeckr — 1 ^cillv .... 749 X stark cvolkür -i- § LUmiter . . . 750 8 ieiebr befleckt — 2 Lerlin.... 753 80 lsicbt bcitor — S Karlsruhe . . 749 XO leicbt dvckookt 0 i- raukturt a. Ll. 750 0 leicbt befleckt Keta .... 749 80 lsicbt Xvbel -i- i Laris .... — —- —E —— ' ZlUnokon. . . 750 80 scbwaeb Xsbsl — b OkemaitL. . . 754 still beiter — 4 iVien .... 755 still bald befleckt 0 Lra« . . . c 755 XX7V leicbt Xebvl - Z Krakau ... 756 88 VV leiakt vo" Keulos -t- s bember««. . . 758 81V lsicbt befleckt -t- -r Uermannstackt. 761 0 leicbt wolkenlos -f- s l riest.... 754 0X0 leicbt befleckt -i- io lt>«^ .... 752 880 leicbt 8cbnes -f- i LctsrsburL . . —— — -ulukurebcack . 747 xo müssig befleckt -f- 1 liolz-deack . . —— — — — llurstcastlo . . 748 XIV mässux beitsr -t- 4 Lberckeeo. . . 744 XIV mässig; V"lkiL Vocbespvmt. . 752 X trisob bsiter -t- s larmutd. . . —— —» — VmeiLia . . . 'lernioot. . . 747 0 lsicbt kseen -f- 2 derbonre . . 748 XIV leicbt befleckt 3 Witterunesvsrlani in 8acbsen nm 18. December 1801. (Ilinimum unck Xieflei-seblae verflen nm Kittn» ab^eleseu.s 8tatioo seeu. m tci„,,cr»iur Wiufl .Klüt- ums Kiniin. urescksn . 115 - 1,7 — 7.4 vv 1 2.1 elpriß - 117 — 5,4 —112 3W 1 —— Oolflirs - 169 — 4,1 -11,6 8W 3 —— liaurrea . — 202 — 0 4 — 4.7 W 1 0,0 Zittau . . - - 25X ck- 0,6 — 3,6 80 2 — ^demnitr. - - 310 — 2,7 — 144 >8W l 0,5 reibsre . M - 39-- - OL — 8,8 8W 2 1.3 cbneeborg; 435 - 14 -119 XO 1 — «Aster . . 50t — 2,1 - 5,7 8W 1 — ^Itenberl- - 751 - 0.4 — 6.7 W8W 1 12 äeitreukain - - - 77? - 1.0 — 9,1 80 2 0,0 biedre! berix 1213 - 2,1 — 66 88W 4 1,8 Lin auk vereinzelte sckrvaebo Rexen- unfl 8cbneelalle berr^bt,- nm 18 December trockenes, rubi^es unä stellenweise heiteres Wetter mit rascher Lroslabnnbme. Wäkrenfl ckis Zlinimv äer Temnerntur rrviscben — 3'/-,» (Zittau) unä — >4'/," (Obcmnitr) blieben, laxen äie älittelrvcrtko nur nocb 5'/," unter (Deip^ix) di« 3" lkiebtelberg) Uber äer Xormalo — Temperaturumkclii. Das böcbste Llaximum katre Zittau (-t- 1,8"), clas tietste Deipm^ (— 8"). Lcbneeiietsn im Llacblanfl 1 bis 4 cm, in cken älitkel- laesn 5 dis 13 em, im Oebirxs bis 1 m (kiebtelberg). Debsrsiobt cker IV^tterlnKv in Luropa beute trüb: Die ImttckruckvertbeilunK ist selir xieickmässix. Die De pression Uber cker Xorflsce bat sieb etrvas adxeüacbt, ckas Kaximnm liest im Xvrfleo ckes Lrfltlieils. Lei rubmem ZI etter mit rveeb- selncker Leevölkung derrscbt nocb leicbter Lrost, Xieckerseblä^c tinflen niobt mekr statt. MAer'5 pst.-llWeM-KMei' o. IS.-I». Ne». rn berieksn ckurcb meine Labrik ocker meine Verkanfsgoscbäkte. SLmUivKv kSILV-AnUlLSl unrl Vlvuksilsn kovkßsinvn IVIoritr lVIslller 8 kelei'88tiS88k 8 Höedsto ^usrsloknunx LSlllSl. SLobslsvks StaatsmocksUIs Nir dlsder unerrelebt« VvIIKommevbelt In cker kndrlkntlo» feiner u. prsklieoker t.eöei'^sk'en u. Koffer.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder