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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.12.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19011223013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901122301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901122301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-12
- Tag1901-12-23
- Monat1901-12
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Feuilleton Se- >» deutsch: airr. r.tsva krost- ovodl ri-ri«. »rkso. n «ne- nill ob > wodt S> krt s Li«- »uckts U <i»r iclNoUa icdeo, eo Luk ckt «a cr!-«dr en «vt- M «lllt r -« -i, t, u»<:U looells Isdres- r ovo» c-U rar ><t vor» . 0»« «o xor 8«rUr» Uav», ir 6«- 2> kür üi«»«r » o«cl» i» bor- o «irc, «n äor <vki»>t»- SekiNsr »tk e«- «it srck M1D Tdo- ipdi», vr>f»r 20/12» Utz ia ü«r SV/12) ir»r-, »kso- (20, IS »In süßem Judelton Nun stnaet und seid froh, Unsre» Herzen» Wonne Liegt in der Kripp« bloß, Un» keuchtet vor di« Sonne In der Mutter Schoost, Der da ist Lnfang und Ende. m«a, ,»i V, <2<V12> " von ekLll" da»U- V»rll", r»I »o. L»IU- Ventsche Welhnachtslieder vor der Ueformotion. Bon Richard von Felsenegg. '/i.ichtruck vcrbolcn. Daß unser Volk nicht nur ein sangeStundiges, sondern auch ein sangesfrohes ist, läßt sich an keinem anderen Feste besser beobachten, als zu Weihnachten. Ist cs nicht, als habe schon der Engelchor in der ersten Christnacht: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!" an deuten wollen, daß dir Weihnachtskunde zu frohem Sange be geistern müsse? Freilich verstrich eine geraume Zeit, bis unser deutsches Volk in seiner eigenen Sprache die herrliche Weihnachts- thatsache, die Geburt des Weltenheilanves, rühmen und Preisen konnte. Denn die ältesten derartigen Gesänge waren bekanntlich lateinische Hymnen, entweder vom Chor allein oder wechselweise von diesem und dem Priester gesungen. Aber „Wes das Herz voll ist, d«S geht der Mund über", und so drängte es die an dächtige Gemeinde, in ihrer Sprache davon zu singen, was zur Weihnachtszeit ihre frommen Herzen erfüllte. So entstanden die sogenannten „Leisen", indem die Gemeinde an Stelle des häufig am Schlüsse jener Hymnen wiederkehrenden „X^rio oloison" („Herr, erbarme Dich!") deutsche Textworte unterlegte und sang. Einen weiteren Fortschritt zum rein deutschen Gesänge brzeich- neten die sogenannten „Mjschlieder", in denen Latein und Deutsch in oft wunderlicher Weise wechselten. So hieß eS z. B. in einem bekannten Weihnachtsliede: „?uor nstnn in Bethlehem, Des freuet sich Jerusalem" u. s. w. Am weitesten verbreitet war das noch heute gesungener „In durli jubilo, Nu singet und seid froh; Unsres Herzens Wonne Leit in praesvpio; Uns leuchtet für die Sonn« Aotris in srsrnio, yni aut A «t O", Jesaias (Capitel 11, 1 ff.) stüht, wo es heißt: „Es wird eine Ruthe aufgehen von dem Stamme Isa!, und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen, auf welchem wird rrthen der Geist de-- Herrn" u. s. w. Jesaias, der zur Zeit der Weqführung Israels nach Assyrien lebte, sieht also das neue Heil geknüpft an das Emporkommen eines geistgesalbten Sprößlinqs (Reis, Ruthe» des alten Königsstammes Jsai (Jesse, Vater Davids). In über^ aus sinniger Weise hat die Dichtung aus dem „Reis" eine „Ros'" gemacht, wohl zunächst verleitet durch den verwandten Klang beider Ausdrücke. Aber die Rose ist zugleich das edelste und löst lichste Erzeugniß der Pflanzenwelt, das Sinnbild der Liebe! Im Druck findet sich das vom Niederrhein stammende Lied allerdings erst Ende des 16. Jahrhunderts. Es wird meist „das altkatho lisch Lriersche Christliedlein" genannt, eine Bezeichnung, die auf den Ort seiner Entstehung und sein hohes Alter hinweist. Die Melodie ist überall die gleiche geblieben. Sie bewegt sich in einem schwungvollen, alterthümlichen Rhythmus, dem sogenannten Wechseltact. Das Lied hat im Laufe der Zeit das höchst Zweifel hafte Geschick gehabt, um immer neue Strophen vermehrt zu werden, die den Geschmack und die Sprache ihrer Entstehungs zeit Wiederspiegeln. So finden sich in Sammlungen bis zu 26 Strophen, eine oft barbarischer als di« andere. Michael Praetorius, Cantor in Wolfenbiittel, gestorben 1603, eine der ersten Autoritäten für altkatholisch« Musik, gab nur die beiden Anfangsstrophcn wieder und versah die alte Melodie mit einem herrlichen vierstimmigen Tonsatze. Karl Winterfeld, der be deutendste neuere Musikhistoriker, gestorben 1852 in Berlin, führte das Lied, das ziemlich vergessen war, wieder In das geisi liche Musikrepertoire ein, und nun erschallts alljährlich in ge weihter Stille der Christnacht wi« auf Engelsflügeln getragen: „Es ist ein Ros' entsprungen Aus einer Wurzel zart, Wie unS die Alten sungen, Aus Jelle kam die Art, Und hat ein Blümlein bracht Mitten im kalten Winter, Wohl zu der halben Nacht. DaS Röslein, das ich meine, Davon Jesaias sagt, Hat uns gebracht alleine Marie, die reine Magd. AuS Gottes ew'gem Rath Hat sie ein Kind geboren Wohl zu der halben Nacht . . . AuS diesen bescheidenen Anfängen hat sich das deutsche Weih- nachtslred zu seiner beutioen Blüthe entwickelt, und so klingt und singt es heute an diesem fröhlichsten aller Feste allerorten, so daß man sich gar nicht vorstellen kann, es könne ein Christfest ohne Liederklang geben. Ein solches wäre wie eine Sonne ohne Glanz, wir eine Llüth« ohne Duft und Farbe, wie rin Herz ohne den warmen Puttschlag der Liebel Die Melodie zu diesem offenbar vlämischen Texte ist ebenfalls sehr alt. Sie wurde erst im Jahre 1886 vom Domdirigenten Böckeler in Aachen in einem Evangeliarium Kaiser Otto's III. (983—1002) enrdeckt und später, da es nur ein Bruchstück war, entsprechend ergänzt. Sie stellt sich als eine echte Volksweise dar, klar und symmetrisch in d«r Form, kräftig und heiter im Aus druck, die ypwiß auch heute noch leicht in unserem Volke sich ein- bürgcrn wurde. Freilich müßte dann dem Texte eine Hochdeutsch- Gestalt gegeben werden. Vielleicht könnte das in folgender Weis geschehen:^ „Nun sei uns willkommen, o Herr Christ, Der Du unser Aller Heiland bist! Nun sei uns willkommen, .Herre mild, In allen Kirchen steht Dein heilig Bild. Nun ist Gott geboren, David's Sproß, Der die Höllenpfort mit seinem Kreuz aufschloß. Die Mutter hieß Maria, Gottes Magd, Wie unS des Höchsten Iheuves Wort besagt." Ein anderes, vorreformatorisches Weihnachtslied ist: lobst seist Du. Jesus Christ". Unsere Gesangbücher bezeichnen dasselbe gewöhnlich obenhin als ein Lied Luther's. Das ist in sofern richtig, als der Reformator zu der nachweislich bereits vorhandenen ersten Strophe noch sechs andere hinzugedichtet hat, was er auch bei dem Osterliede: „Christ ist erstanden", und dem Pfingstliedc: „Nun bitten wir den heil'gcn Geist" that. Daß unser Weihnachtslied: „Gelobet seist Du, Jesus Christ", bereits vor der Reformation in den Kirchen gesungen wurde, geht aus der „Schweriner Kirchenordnung" vom Jahre 1519 hervor, wo es heißt: „Nachdem der Chor die Weihnachtssequenz: „Oratss nunc» nrnnc.-," (d. h.: „Nun laßt uns Alle danken") gesungen, zeigt der Priester dem Volke das Allecheiligste, und das Volk stimmt zur Anbetung der Hostie den allgemeinen Gesang: „Ghe- lauet systu, Jesu Christ" dreimal an." Wenn hier der Gesang rin „allgemeiner" genannt wird, so beweist dies, daß er bereits damals weit und breit bekannt war, demnach sehr alt sein mußte. Aehnliches berichtete Mtzel in seinem „Kirchenpsalter" (1550), wenn -r über das Geburtsfest Christi berichtet: „Sonderlich wird an diesem großen Feste die kurz« Sequenz gesungen: „Ornten nunc» omno«,", und darauf unsere Alten sangen: „Gelobet seystu, Jhesu Christ, Das Du Mensch geboren bist, Von einer Jungfrau, das ist war, Des frewet sich aller, aller Engel schar, Kyrieleyson." Als letztes der deutschen Christlieder vor der Reformation sei erwähnt: „Es ist ein Ros' entsprungen", vielleicht das zarteste und innigste, das die deutsche Weihnächtspoefle überhaupt auf- ruweisen hat. Hum Verständnis, de» allgemein bekannten Textes sei erwähnt, daß dieser sich auf eine Weissagung d»S Propheten Als Verfasser dieses bekanntesten „Mischlieves" wird Peter Faulfisch (ttotru^ Orosclcn-cks), gestorben 1420 als Cantor in Zwickau, genannt. Eine cigcnthümliche Erscheinung waren ferner die Wiegen oder Krippenlieder, die bereits aus dem 14. Jahrhundert stammen und bis in das 17. Jahrhundert beim Volke sehr beliebt waren. Sie verdankten ihre Entstehung den Christ- »der Weihnachts spielen, dramatischen Vorführungen der Weihnachtsbegebenheit, Iheils im Gotteshause, theils in besonders dafür eingerichteten Privaträumen. Eine Krippe mit einer Puppe, die das Christ kindlein darstellte, bildete den Mittelpunkt des Spieles. Bald erschien die heilige Jungfrau und wandte sich an Joseph mit der Bitte: „Joseph, lieber Joseph mein. Nun hilf mir wiegen das Kindelein" u. s. w. Später dachte man sich die ganze, im Gotteshause versammelte Gemeinde an der Krippe des Kindleins versammelt, demselben in frommer Andacht ein Schlummerlied singend. Ein solches Lied chen hieß „Suseninne" oder „Sauseninne", abgeleitet von dem klangmalenden Ausdrucke „susen" oder „sausen", d. i. ein Laut zum Einschläfern, und dem Worte „Rinne", d. h. Kinvlcin. Ein bekanntes dieser Christkinds-Wiegenlieder begann: „Sause ninn«, sause", und in dem aus „Humperdinck's „Hänsel und Grethel,, bekannten Wiegenlied« klingt uns gleichfalls der Weihnachtston entgegen: „Sause, liebe Rinne, was raschelt im Stroh? Da» sind die lieben Gänslein, die hab'n keine Schuh! Der Schuster hat Leder, kein'n Leisten dazu, Drum kann er den Gänslein nicht machen die Schuh!" Aber das Alles sind erst Ahnungen des echten deutschen Wcih- nachttliedes, vereinzelte Accorde, aus deren vollem Zusamm«n- kla.ige erst das wirkliche Lied entstand. Das älteste, uns bekannte deutsche Wrihnachtslied im eigentlichen Sinne wurde seit Beginn des 11. Jahrhunderts in Aachen gesungen. Chr. Quix in seinem interessanten Buche: „Historische Beschreibung der Münsterkirche und Heiligthumsfahrt in Aachen" (1825) theilt hierüber Folgen des mit: „In der Christnacht versammelten sich die Herren Schöffen auf ihrer Gerichtsstube, gingen dann in die Münster- kirche, wo sie die Chorstüihl« auf oer rechten Seit« «innahmen. Nach dem Evangelium stimmte der Schöffenmeister folgendes Lied an, welche- vom Chore fortgesungen wurde- „Nun siet unS willekomen, hero Herst, Die ihr unser aller hero siet. Nun siet uns willekomen, lieber hero, Die ihr in den kirchen schöne stet. Kyrieseyson! Nun ist got geboren, unser aller irost, Der die hölllche Pforten mit seinem creuh aufstoßt, 'Die Mutter/hat geheißen Maria, Wie in alleh hersten bucheren geschrieben steht, Kyrieleysonl »u.i osv 240 «20 SO »225 225 «40 oöo 130 075 sso 175 700 075 400 750 425 »55 rw 1025 8-.0 6^0 > 8 a-oä« V50 850 »725 1225 125 WO0 4«0 »425 224 xx-cr Zum M jährigen Jubiläum -er Leipziger Straßenbeleuchtung. Den 24. Deeember 1701 .... Oellampen. Dell 4. September 1838 ...» Gasflammen. D«u 24. August 1895 Bogenlicht. In diesen drei Daten ist in Kürze die Geschichte der Leipziger Straßenbeleuchtung enthalten. Bor zweihundert Iahrett hat sie begonnen: am Weihnachtsabend 1701 waren dir Straßen Leipzigs zum ersten mal durch Oel- lampen erleuchtet; der neue jtmgr Bürgermeister vr. Franz Conrad Romatiu-, der kurz zuvor, am 29. August 1701, sein Amt angetreten hatte, hatte gleichsam der Stadt damit ein Weihnachtsgeschenk gemacht. Wir können unS heut« nur schwer eine Vorstellung davon macken, wie eine Stadt wie Leipzig, namentlich in Zeiten der Messen, ohne Straßenbeleuchtung bat bestehen können. Und dech ist daS Jahrhunderte lang möglich gewesen. Möglich ersten- dadurch, daß sich da- ganze tägliche Leben in frührteit Zeiten weit Mehr als heutzutage deut natür lichen Wechsel von Tag und Nacht anschloß, daß alle Arbeit, alle Berufs-, Amts- und Geschäststbätigkeit zu viel früherer Tageszeit al» heute begann und demgemäß auch früher endigen konnte. Die Geschäftsstunden des Leipziger Raths z. B. Warrn im sechzehnten Jahrhundert iyr Sommer von 7 biS 10 Uhr und von 1 bis 4 Ubr, im Winter von 8 bis 10 Uhr und von 12 bis 3 Uhr. Kamen kurfürstliche N8the von DreSden nach Leipzig, um mit dem Rath »der der Universität Verhandlungen zu pflegen, so wurde deren Beginn im Sommer auf früh 7 Uhr, im Winter auf früh 8 Uhr ängesetzt. Die Arbeitszeit der Banhanv- wrrker war im Sommer von früh 1 dis Abends 6 Uhr, im Winter von früh 6 bis Abends 5 Ubr. Der Unterricht in der Nicoläischule dauerte im Sommer von 6 bis 10 und von 12 btt 4 Uhr, im Winter von 7 bis 10 und von 12 bis 4 Uhr. Die Hauptmahlzeit war in allen BevölkerungSkreisen auf den Vormittag gelegt, zwischen 10 und 12 Uhr; bei den Bauhandwrrkern war die Pause dafür im Winter sogar von 9 bi» 10 Uhr. Unter solchen Umständen konnte die Trink- stuberwrdnung von 1563 sehr wohl vorschreiben, daß am Abend jeder stiNe Zeche, „ehe denn der Seiger acht schlägt" bezahlen und dann nach Hause gehen sollte. Natürlich war da- Bestreben, den Tag in die Nacht hinein auSzudehnen, schon damals ebenso gut vorhanden, wie heut zutage, unddassübrte bei demMangrl an Straßenbeleucbtung zu argen Mißständen. Dazu gehörten in der Universitätsstadt Leipzig vor allem die unaufhörlichen Schlägereien zwischen den Studenten und den Handwerksgesellen. Daher wurde fort und fort da» Verbot erneuert, Waffen zu tragen, und im Zusammen hang damit auch stet- daS Verbot, abends nach dem Läuten der Caveteglocke ohne Licht auf der Straße zu geben. Wer also abend» noch außer dem Hause war, mußte mit der Laterne gehen oder sich von einem Laternenträger oder, was später sehr beliebt wurde, von einem Fackelträger voranleuckten lassen. Wenn der Bürgermeister gegen Abend das RathhauS verließ, ging ihm der Thürknecht mit einer großen Laterne voran. Für besondre Nothfälle aber, z. B. wenn in der Nacht ein Straßenauflauf entstand, wenn ein Feuer aus brach u. bergt., waren an den Straßenecken Feuerpfaunen angebracht, in denen dann KienspäNc und Pechkränze ange zündet wurden. Insofern fehlte es also doch nicht an aller Straßenbeleuchtung, und daS ist die zweite Ursache, weshalb man sich mit den Zuständen der alten Zeit so lange begnügt hat und begnügen konnte. In Leipzig machte sich das Bedürfniß nach öffentlicher Straßenbeleuchtung vor allem während der Messe» fühlbar. Die Stadt beherbergte in den Meßwochen eine Unmasse Fremder, von denen sich manche kaum am Tage, geschweige denn bei Nacht in den Straßen zurecht finden mochten. Namentlich in den Messen war aber auch der Mangel an Straßenbeleuchtung eine gefahrvolle Quelle der Rohheit und der Unsittlichkeit. Dazu kam, daß bei dem Aufblühen der Leipziger Messen am Ausgange des 17. Jahrhunderts die Stadt immermehr zu einem Sammelpunct fürstlicher Gäste wurde. Nicht nur der kursächsische Hos fand sich fast jede Frühjahrs- und Herbstmesse mit großem Gefolge in Leipzig ein und hielt sich fast während der ganzen Messe hier auf, sondern es stellten sich auch zahlreiche andere Fürstlichkeiten ein: Leipzig wurde zum „Galanten Leipzig". Die Herr schaften waren viel gereist, hatten die Welt gesehen, waren in Städten gewesen, wo es längst öffentliche Straßen beleuchtung gab, und werden wohl so manchesmal den Wunsch geäußert haben, daß Leipzig bald Nachfolgen möge. Aber die alten Herren im RatbSregiment waren zähe und zu Neuerungen schwer zu bewegen, namentlich wenn sie Geld kosteten. Da setzte nun der glanz- und prachtliebende Kurfürst Friedrich August (August der Starke) im August 170l der Stadt den vr. RomanuS auf den Nacken, einen jungen Leipziger Juristen, der in Dresden durch vie Schule Beichlingens gegangen war. Er sollte in Zukunft im Nctthe die Partei des Kurfürsten vertreten, sollte vor allen Dingen die immer mehr sich steigernden Gcldansprüche dcS Kurfürsten befrie digen, aber auch sonstige Wünsche erfüllen helfen, und r a solchen Wünschen gelangte an den Raih schon drei Wocl nach NomanuS Amtsantritt daS erste bunte Bouquet in ein--,' kurfürstlichen Dekret vom 19. September 1701, daS mit den Worten beginnt: „Liebe Getreue, UnS würde zu gnädigstem Gefallen gereichen, wenn in Unsrer Stadt Leipzig nicht allein, gleich wie zu Dresden, in denen Straßen Scbleußen gesübret. Wildern auch daselbst, wie in andern ansehnlichen Städten üblich, zu Verhütung allerband nächtlicher iuccwveniention und zu mehrer Zierrat latcwnen gesetzet und bei Nachtzeit angezündet würden. Wir gesinnen dahero an euch gnävigst, ihr wollet, wie solches am besten zn Werke zu richten, reiflich überlegen und hierauf nach Befinden solche Veranstaliung machen, daß entweder durch gemeine Anlage oder Ansetzung eines neuen Bautermins von der Bürgerschaft zu denen Kosten der Beitrag geschehe, und die Sache selbst so viel möglich beschleuniget werde, maßen Wir gerne sehen würden, wann Wir ein solches bei unsrer künftigen Hineinknnft einmal finden sollten." Die weiteren Wünsche des Kurfürsten be- zogen sich auf eine bessere polizeiliche Ueberwachung der Kaffeehäuser (die damals etwa dieselbe Rolle spielten wie heute die Bierstuben und Weinstuben mit „Damenbedienung"), auf Verbesserung der Kirchenmusik und auf eifrigeren Betrieb des Armbrust- und Büchsenschießens. Mit den Schleusten beeilte sich nun der Rath aller dings nicht, es war das eine Sache, die sehr viel Zeit und sehr viel Geld kostete. Der Kurfürst erlebte ihre Ausführung überhaupt nicht, erst 1743 wurde der Anfang zu einer planmäßigen Beschleußnng der Stadt gemacht. Zu RomanuS Zeit wurde nur ein Stück Schleuße im Brühl gebaut, vom Ranstädter Thor bis ans Höllische Pförtchen, also vor dem prächtigen neuen Wobnbause, daS sich RomanuS 170t bis 1704 an ter Ecke des Brühls und der Katharinenstraße erbaut batte, worauf es wohl auch vor allem abgesehen war, da zu diesem Palaste die schmutzigen Tage rinnen nun nicht mehr passen wollten. Auch die lüderlicke Wirtschaft in den Kaffeehäusern sah man noch eine Zeit lang geduldig mit an. Die Kirchenmusik war auch nicht so schnell zu heben; noch Bach klagte 1730 über ihren schlechten Zustand und über die ganz ungenügenden Mittel, sie zu ver bessern. Aber einer von den Wünschen des kurfürstlichen Dekrets wurde sofort erfüllt: die Stadt erhielt Straßen beleuchtung. Die Sache ging ungemein schnell. RomanuS ließ aus Amsterdam, von wo man sich damals oft für städtische Einrichtungen die Vorbilder bolte, zwei Straßen laternen als Muster kommen. Am 8. November 1701 wurde mit den sieben Klipperern (Klempnern) und den drei Glasern Leipzigs der Lieserungsvertrag abgeschlossen. Da sich RomanuS augenscheinlich darauf versteift hatte, zur NeujabrSmeffe, ja womöglich schon zu den Weihnachtsfeiertagen die Sache fertig zu haben, so wau verte eine der beiden Amsterdamer Laternen nach Dresden, und es wurde ein Theil der Arbeit an Dresdner Handwerker vergeben, und wirklich, die Sache wurde fertig! Am Weihnachtsabend, Sonnabend, den 24. Deeember 1701, waren die Straßen Leipzigs zum ersten mal mit Laternen erleuchtet! 697 Laternen waren in der Stadt vertheilt, 58 t auf eichenen Pfählen im Straßenpflaster, 216 an eisernen Aimen an den Häusern befestigt. Im Ganzen waren 700 Stück angcferligt worden, 222 davon in Dresden. Es waren auch schon vier L.-lcrnenaufsehcr c.ngestell', für jede- Stadt viertel einer, und 18 Laternenwärter, da man die ganze Stadt in 18 „Posten oder Quartiere" eingetheilt hatte. Ja sogar eine Latcrnenorbnung lag schon fix und fertig gedruckt vor: „Der Stadt Leipzig Tage-Register iregcn des anzündens und ausleschens derer Laternen auf das Jahr Christi 1702", ein vollständiger Kalender, in dem bei jedem Tag im Jahre der Monduntergang, der Mondaufgang, die Zeit des Anzündens, die Zeit des Aus löschens und die Dauer des Brennens der Laternen ver zeichnet stand. Die ganze Einrichtung hatte 4590 Gulden gekostet. Dazu war aber von der Bürgerschaft nur ein „Bautermin" von 400 Thakern erhoben worden; das übrige batte die Einnahmestube bezahlt. Zur Unterhaltung der Einrichtung aber, wozu jährlich 3000 bis 4000 Gulden ge hörten, hatte RomanuS auch schon eine Quelle erschlossen oder wieder erschlossen, von der die Stadt in der letzten Zeit fast nichts gehabt hatte: den Tboreinlaß. Dieser war in früheren Zeiten in die Almosenbüchse gestossen, in der letzten Zeit vom Kurfürsten an den Obersten dcS Defensioner- commandos verpachtet gewesen. RomanuS war es gelungen, den Pacht in die Hände deS Raths zu bringen. Während der Ausführung der Sache batte eine Episode gespielt, die zeigt, wie eifersüchtig auf einander die verschiednen Gerichtsbarkeiten waren, die damals in der Stadt neben einander bestanden. In den ersten Decembertagen hatte der kurfürstliche Kreisamtmann, Johann Joachim Roth, bemerkt, daß Baubandwerker des Ratbs am Amtbause am Tbomas- kirchhof, wo er wohnte, wiederholt Messungen vorgenommen und gewisse Stellen mit Röthelstrichen bezeichnet batten. Er protestirte feierlich gegen dieses unbefugte Vornehmen an einem Hause, das nicht unter der städtischen, sondern unter der kurfürstlichen Gerichtsbarkeit stand, und wiederholte diesen Protest noch nachdrücklicher, als einige Tage darauf gar ein Maurergeselle kam und ein Loch in die Mauer schlug, „um einen bei sich habenden eisernen Armleuchter dahinein feste zn machen". Romanns ließ den KreiSamtmann durch den Stadtschreibcr darüber aufklären, daß es sich um die Ausführung eines knrsürstlichen Befehls handle, kraft dessen der Rath „anck ohne Begrüßung" an alle privilegirten Gebäude der Stadt, selbst an das Schloß und an die Universitätsgebäude, Laternen setzen dürfe, worauf sich der Kreisamtmann etwas beruhigte. Als aber dann der Rath auch ansing, vor dem Amtbause im Straßenpflaster eichene Säulen auflichten zu lassen, meldete er sich nochmals, erklärte zwar, daß er „nicht gesonnen sei, daS zu gemeinem Nutzen abzielende Werk zu bindern", daß er aber doch alle dem kurfürstlichen Amte „deshalb zustebenken zuru reservire", so daß ihn der Rath darauf aufmerksam macken mußte, daß die Gerichtsbarkeit auf allen Gassen und Plätzen der Stadt ausschließlich dem Natde zustehe. In der Bürgerschaft muß die Freude über die neue Einrichtung groß gewesen sein. Eine Zeitschrift, die Unter dem Titel „Anfgesangene Briefe" erschien, brachte in einer ihrer „Correspondenzeu" eine ausführliche, sogar mit einem Kupfer stich versehene Nachricht darüber. „Man hat — schieibt der Verfasser — „in großen Städten angesangen, auf denen Gassen durch Lampen und Lickter die nächtliche Finsterniß zu ver treiben. Und gleich wie dadurch in Londen, zu Amsterdam, zn Wien, zu Berlin und in andern großen Städten mancherlei Schaden verhütet wird, also hat nian auch nunmehr allbicr zu Leipzig die düstere Nacht und Finsterniß in Licht unv bellen Schein zn verwandeln rosolviret, also daß in der Start auf beiden Seilen der Gaffen kaum 20 oder 30 Schuh rou einander, nachdem die Gaffen breit sein, lauter Licbtsäulen ansgerichtet oder, zumal an Ecken, eiserne Aernie eingeschlagen stehen, und auf denselben schöne große Laternen mit bellen Gläsern und Oellampen die ganze Nacht bindurck gebrannt werden sollen, deren man säst auf 700 zählet. Dahero anstatt der sonst mit dem Nackt horn blasenden und die Stunden ansrufenven Wächter 20 Männer, nämlich 5 in jedem Viertel, daraus bestellet sein, welche auch mit gewissen Nädern einander rin Zeichen geben und, so es die Noth erfordert, einander beispringen und Zusammenkommen können. Von so löblicher Anstalt besser man allerhand Vortheil und Nutzen, und können selckerzestalr nicht nur die privutlaternen und Fackeln ersparet werveu, die ein jeder sonst vor sich beim nächtlichen Ausgeben ge brauchen muß, sondern eS lassen sich auch viel Sünden wider Morgen-Ausgabe Druck und Verlag von E. Polz iu Leipzig. Jahrgang. Montag den 23. Deeember 1901. Ertra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne PostbesSrderung -41 SO.—, mit Postbrsörderung 70.—. Anzeigen-Preis die (-gespaltene Petitzrile 25 H. Reklamen unter dem NedactlonSstrich (4 gespalten) 75 H, vor den Famtliennack» richten (V gespalten) 60 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). AMerTagMU Anzeiger. ÄNttsVktt des Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, -es Aatljes nnd Polizei-Amtes der Ltadt Leipzig. Ännahmeschluß für Anzeigen: Abend-Au-gabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-AuSgab«: Nachmittag- 4 Uhr. vrl den Filialen und Annahmestellen je eine hatte Stunde früher. Anzeigen sind stet» an dl« Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von srüh 8 bi- Abend» 7 Uhr. Bezugs-Preis Nr Hk Hauptexpedttion oder den im Stadt bezirk And den Vororten errichteten Aus gabestellen abgeholtr viertrljübrlich 4.5o, bet zweimaliger täglicher Zustellung ins Hau» 6.50» Durch di« Post bezogen für Deutschlood U. Oesterreich, »irrteljährl. H «. Man aboantrt ferner mit entsprechendem Postausschlag bei den Postanstaltra in der Schweif Masten, Belgien, Holland, Luxem burg, Dünemark, Schweden und Norwegen, RuPaad, dev Doamtstaatrn, der Europäischen Türket, Egtzptrn. Für alle übrigen Staaten ist der Vezug nur unter Kreuzband durch die Expedition diese» Blatte» möglich. Dl» Maruea-Unssadr erscheint um V>7 Ubr, die LdevmNu-gav» Wochentag» um 6 Uhr.' Mattis» und LrvrdMon: 2vhaani»gass« 8. Filiale»: Vlfted Bah« »orm. v» Klemm'» Sortim. UawersitütSstratze 6 (Paultnum), «nut» Lösche, Kathaekneuste. 14, pari» und KSnlg-dkatz 7.
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