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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.12.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19011223013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901122301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901122301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-12
- Tag1901-12-23
- Monat1901-12
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9150 das 5., 6. und 7. Gebot, die bishero im Schwange gegangen, desto füglicher verbüken und verwehren." Der veigesügte Kupferstich zeigt eine mit Laternen erleuchtete Gasse, die von Menschen belebt ist. Im Vordergründe steht unter einer Laterne ein Herr, wobt ein Student, der ein Schriftstück liest, ganz im Hintergründe ein Nachtwächter mit Spieß und Knarre. Auch noch auf andere Weise wurde das freudige Ereigniß verewigt: der Gotbaische Hofmedailleur Wermuth, der regelmäßig mit Münzen, Medaillen und numismatischer Litteratur die Leipziger Messen besuchte, prägte eine Denkmünze darauf, für die cr vom Rathe 24 Tbaler erhielt. Die Münze zeigt auf der einen Seite daS Bild der Stadt Leipzig mit der Ueberschrift: In muris et paiatüs tuis kit pax et prosperittw, auf der andern eine Laterne, darunter, wie auf dem Kupferstich, einen Nacht wächter mit Spieß und Knarre und einen Lesenden, dabei die leider verpfuschte Inschrift: I^aterna8 äouat liomauv I^ipsia conso (soll offenbar heißen: I^aleruas äouat liomauus I^ipsias cousul). Man sollte nun meinen, daß eS keinem Menschen hätte einsallcn können, sich feindselig zu der Neuerung zu stellen. Und doch besürcktete daS der Rath, wahrscheinlich belehrt durch Erfahrungen, die in andern Städten gemacht worden waren. Unter dem 5. Januar 1702 übersandte der Kurfürst auf Bitten dcS Raths ein Mandat, das der Rath sofort drucken und noch in der Neujabrsmesse anschlagen ließ. Darin beißt cS: Nachdem auf kurfürstliche Veranlassung der Rath der Stadt Leipzig Veranstaltung getroffen babe, daß „zu Ver hütung vielen Diebstahls, sonderlich bei Meßzeiten, ingleichen wegen unvermuthet entstehender Feuersbrünste, Tumulte, auch anderer nächtlichen Lxcesse und Ueppigkeiten, sowohl ssowies der zu Nachtzeit, sonderlich bei starkem Winde von Pech- und andern Fackeln szus besorgenden FeuerSgefabr, auch zu erwähnter Stadl Leipzig nicht geringer Zierde, denen Einwohnern aber zu Ersparung sonst um diese Zeit unumgänglichen Aufwands gleich andern vornehmen Plätzen in- und außerhalb Deutschlands gewisse Nachtlaternen auf denen Gassen mit gemeinen Kosten angeschaffet, auSgebänget und unterhalten werden sollten, hiebei aber zu besorgen, daß, wenn nicht durch nachdrückliche Strafen deren Sicherheit befestiget werde, selbige aus Muth- Willen boshaftiger Leute gar leicht gekränket werden dürfte", so werde hiermit verordnet, daß sich niemand an den Laternen selbst oder an denen, denen die Aufsicht darüber aufgetragen sei, zu vergreifen oder ihnen den geringsten Schaden zuzufügen unterstehen solle. Zuwiderhandelnde würden nicht allein zur Erstattung des Schadens angehalten, sondern auch, je nach ihrem Verbrechen, „mit Stellung an Pranger, Landesverweisung, Anhaltung im Zuchtbause zu strenger Arbeit, Züchtigung im Gefängniß mit Ruthen oder auch mit anderer härterer empfindlichen Leibesstrafe" belegt werden. Und unter demselben Datum (5. Januar 1702) erging von der Landesregierung auch an die Universität eine Zu schrift mit der Aufforderung, sie möge durch einen Anschlag „die crves acaäewicos, stuäio8os und deren tamulc>8 und Jungen ernstlich verwarnen, sich bei Vermeidung der Strafe deS eareerm, Einziehung derer Leueüeien an Ltixeuären, Oommuuitaet und sonsten, sowohl ssowies nach Befinden der kelexatiou und anderer willkürlichen schweren Strafe alles Frevel- und Unfugs" gegen die Laternen und die, die sie zu besorgen hätten, zu enthalten. Nach damaliger UniversitätSsitte verkündigte der Rector diesen Befehl unter dem 20. Januar in einem gedruckten Anschlag in lateinischer Sprache, der mit rührenden Ermahnungen angefüllt und mit Cilaten aus der Bibel und der antiken Literatur gespickt ist. Der Anschlag ist als eine Probe solcher Schriftstücke so bezeichnend, daß ich ihn am liebsten vollständig mittheilen mochte. Da er aber doch den meisten Lesern ohne Ueber- setzung unverständlich wäre, der Reiz aber gerade in der lateinischen Fassung liegt, so will ich für die, die keiner Uebersetzung bedürfen, nur ein paar Sätze davon wiedergeben. Die gesammte Einwohnerschaft, heißt es in der Einleitung, erkenne die Vortheile der Straßenbeleuchtung an. ES habe sich denn auch bisher noch kein Student an den Laternen vergriffen, tzuidlm äs causis etram neminem nobtrorum civium daeteuus noviwiw, qm non Kons civitatis commmai uti kniique maluerit, quam kacere quicquam, quo tenedras malaque, quae Ü8 occulti patrars solent, 86 uwars nut xnrtem eorum capere nrgui passet. Es wird dann unter Hinweis auf das Evangelium Johannis und die Iphigenie deö Euripides (LlenrLv H rHr ö' «-.1-Sk/as ro Pü-s), das Licht als das LebenSelement der Wahrheit und deS Recht- gepriesen, dann die kurfürstliche Zuschrift wörtlich eingerückt und angekündigt, daß die Universität sie streng befolgen werde. Der Anschlag schließt mit der Ermahnung: l^um ergo luesrnns per urbem tautam äs se kunäant lucem, ut noctu amdulantium in xlateis alter ab altero dene äignosel queat, apostolum aä Uomanos scribentem secuta nostros lwrtamur: Xdjicits apera tenolrrarum et inäuits arma lucis tanguam iu äie, compcwits smbulate, non comessationidus, non eubilidus ae lasoivüs, non vaganäo in plateis vestitu inäecoro, non voei- keranäa, von acuenäo aut potius odtuuäenäo glaäios aä lapiäss, non oontligenäo cum alüs, seä omuia lloneste, moäests et äecore agile. Orte lux liaec, ut alia vita, alias mores Postulat. Auch dieser Anschlag gab wieder Anlaß zu einem kleinen Zusammenstoß zwischen zwei Gerichtsbarkeiten, diesmal zwischen der deS Rath- und der der Universität. Sowohl in der Zuschrift an den Rath, wie in der an die Universität waren außer den akademischen Bürgern und den Studenten auch „deren kamuli und Jungen" mit genannt. Diese gehörten «der nach den zwischen Rath und Uni versität geschloffenen Verträgen nicht unter die aka demische, sondern unter die städtische Gerichtsbarkeit. Der Rath wandte sich daher, sowie daS Patent des Rectors am schwarzen Bret angeschlagen war, an den Kurfürsten, machte auf da- Versehen aufmerksam und erreichte denn auch, daß den Parteien anheimgegeben wurde, das Patent umdrucken zu lassen und dabei „die kamuii und Jungen" wegzulassen. Ueber die Redensart „Wenn Mondschein im Kalender sieht" hat wohl jeder schon einmal gelacht; aber die wenigsten werden wissen, daß sie eine Verspottung unserer ersten Straßenbeleuchtung enthält. Ihre Entstehung wird einem am besten „aä oculos demonstrirt", wenn man einen Blick thut in so ein altes „Tageregister" der Leipziger Laternen wärter und dort sieht, wie in jedem Monat, wenn die Tage des Vollmonds kommen, die Rubriken deS AuzündenS, des AuSlöschens und der Brennzeit der Laternen mit — Strichen auSgesüllt sind. Den wirklichen Zustand der Straßen beleuchtung, den es dann oft in der Stadt gab, schildert noch 1787 Detlev Prasch (Degenhard Pott) in seinen „Ver trauten Briefen" über Leipzig. Er schreibt da erst über daS lästige Tborgeld, das nur noch wegen der Unterhaltung der Laternen erhoben werde. „Und wenn denn — sagt er dann — diese Erleuchtung wenigstens noch der Würde Leipzig- an gemessen wäre! Davon, daß die Laternen nichts taugen, will ich gar nichts sagen; allein, die Messen ausgenommen, brennt nur eine um die andre, so daß die Erleuchtung ziemlich ärmlich auSfällt; und dann scheint man, wie an mehrern Orten, zu glauben, daß, wenn im Kalender Mondschein steht, auch in rei-um natura Mondschein sein müsse. Hat aber der Kalender Mondschein, so brennt in ganz Leipzig keine Laterne, und wenn der Himmel mit den dicksten Wolken iberzogen wäre und der Regen gleich einer Sündfluth herab- kürzte — cS brennt dennoch keine Laterne, und die armen Fußgänger mögen Zusehen, wie sie im Finstern forttappeu." Der vcrbängnißvolle Zusammenhang zwischen Tboreinlaß und Straßenbeleuchtung war auch die Ursache, daß sich der Thor- zroschen in Leipzig, obwohl er bei der Bürgerschaft und vollends bei der Studentenschaft im höchsten Grade verhaßt war, bis ;um Jahre 1824 fortschleppte; erst da wurde er endlich aufgehoben. Der Mann, dem es die Stadt Leipzig zu danken hatte, daß sie zuerst unter allen sächsischen Städten — denn die urfürstliche Residenzstadt Dresden folgte erst im Herbst 1705 nach — Straßenbeleuchtung erhielt, hat bekanntlich später ein trauriges Schicksal gehabt. Er hatte seine Rolle in Leipzig cbon nach drei Jahren ausgespielt. In der Neujabrsmesse 1705 wurde er wegen Fälschungen und politischer Umtriebe, die er sich batte zu Schulden kommen zu lassen, auf Befehl deS Kurfürsten in seinem Hause auf dem Brühl verhaftet und hat dann bis an seinen Tod — 41 Jabre lang — als Staatsgefangener auf dem Königstein gesessen. Dort ist er erst 1746 im Alter von 75 Jahren gestorben. * * * Dem Leben zurückgegeben. Eine Weihnachtsgeschichte von A. Dourliac. Autorisirte Uebersetzung von A. Heim. -i-ia rruck verboten. Brausend fegt der Wind den Schnee vor sich her; das Haus zittert unter seinem Anprall, und die Wetterfahne dreht sich stöhnend; ächzend auch beugen die Bäume sich unter der Last des Schnees, und der Hund an der Kette heult dumpf und mischt seine Klagelaute in die der erregten Elemente. Und doch ist es eine festliche Nacht für das Dorf und für die ganze Christenheit. Jung und Alt, Klein und Groß, Arm und Reich, überall diesseits und jenseits des Meeres, auf Bergen und in tiefen Thälern sind die Menschen um die Krippe oder den Weihnachtsbaum versammelt, und in allen Tonarten, in allen Sprachen ertönt der Jubelgesang: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden." Einsam und allein nur sitzt Frau Hadwig, zu Tode betrübt, vor dem flackernden Kaminfeuer. Ueber die 60 Jahre ist sie schon hinaus, und wenn sie sich auch noch immer gerade und aufrecht hält, wenn die Züge des Gesichts noch nicht vom Alter gefurcht sind, so ist doch das Haar so weiß wie die Haube, die es bedeckt und die ihr mit dem Rosenkranz, der an ihrem Gürtel hängt, das Aussehen einer Klosterfrau verleiht. Vor nunmehr 23 Jahren, in einer Christnacht, welche der heutigen glich, hat Frau Hadwig zum letzten Mal ihren einzigen Sohn gesehen; seitdem ist nie wieder ein Lächeln über ihr Gesicht geglitten. Frau Hadwig war Wittwe, aber sie war Mutter, und das tröstete sie über den Verlust des Gatten. Wenn sie an dem Grabe desselben kniete, dann lehnte der Blondkopf ihres Erich an ihrer Schulter, und wenn die Lippen das „Amen" des Gebetes gesprochen, dann ruhten sie in zärt lichem Kuß auf dem blonden Scheitel, und die Thränen trockneten in einem Lächeln. Er war ja so schön! und sie war so stolz auf ihren Sohn! Ihm galten alle ihre Gedanken, er füllte ihr ganzes Sein und Denken aus. Groß und stark, klug und tapfer und gut sollte er werden! Und sie ließ ihn in Wald und Feld Herumstreifen, wenn sie auch stets in Bangen wartete, bis ihr Knabe wieder daheim war; — und sie ließ ihn, wenn sie auch nicht reich war, nach Belieben von ihrem Geld an die Armen und Nothleidenden austheilen und gab ihm mit Wort und That in der barm herzigen Nächstenliebe ein Beispiel; — auch Lehrer für Latein und Griechisch hielt sie ihm; und mit zwölf Jahren war Erich ein gescheiter Knabe mit weichem Herzen und an Körperkraft ein junger Athlet. Und muthig war er! ... . wie hätte er auch anders sein können als Soldatenkind! Und Frau Hadwig war glücklich .... überglücklich! .... Aber das Glück ist ein scheuer Vogel .... es setzt sich auf einen Zweig und „husch", ist es auch schon wieder fort! Der Knabe wurde zum Jüngling, und der Jüngling ent zog sich dem Einfluß der Mutter, und anderer Einfluß gewann Gewalt über ihn. Das einst fromme Kind lästerte Gott.... der fleißige Schüler suchte statt der Lehrsäle Trink- und Spiel räume auf! Ja, selbst auf dem Felde der Ehre bestand er nicht, und nach einer Unbotmäßigkeit, die er sich gegen seinen Vor gesetzten hatte zu Schulden kommen lassen, verrieth er die Fahne seines Landesherrn und gesellte sich der Schaar des wilden Wilhelm von der Mark, des „Ebers der Ardennen", zu. Und in einer Christnacht, bei dem gluthrothen Schein der Fackeln, die eine Scene fürchterlichen Mordens beleuchtete, erkannte Frau Hadwig unter den Eindringenden den eigenen Sohn, ihren kleinen Erich, ihren blondlockigen Knaben von einst unter der Schaar der Räuber, welche die Kirche plünderten. Einen Schrei des Entsetzens stieß sie aus, und dann empfing eine tiefe Ohnmacht mildthätig die arme Mutter. Seitdem hatte Frau Hadwig den Sohn nicht wieder ge sehen, nie sprach sie seinen Namen aus .... er hatte seine Mutter vergessen .... die Bekannten vergaßen, daß sie einen Sohn gehabt Aber sie! Die Zeit war dahingegangen, sie war alt geworden, Wilhelm von der Mark, der „Eber der Ardennen", war todt und doch lebte wie eine Christrose unter dem Schnee, in Sorge und Kümmerniß noch immer ein Hoffnungsschimmer in Frau Hadwig's Herzen; und jedes Jahr, wenn weit und breit in Frohsinn und Heiterkeit allenthalben die Weihnacht gefeiert wurde, saß Frau Hadwig allein an dem flackernden Kamin feuer, um ihren Gedanken nachzuhängen, zu weinen und zu beten, und ab und zu aufzuhorchen, als wenn sie durch da» Tosen des Windes die Stimme des verlorenen Sohnes ver nehmen müßte, der reuevoll zur Mutter beimkehrte. Und, losgelöst von Menschen und Dingen, lebte sie dieser Idee und fragte nicht nach Freud' und Leid Derer, die neben ihr lebten; und das Haus Gottes mied sie und das Grab des Gatten; er schlief ja dort allein, und nicht für ihn und den Sohn konnte sie beten .... Und manchmal wünschte sie, daß ein und derselbe Stein die letzte Ruhestätte der Beiden bezeichnen möge! Der Sturm hat sich gelegt; das ganze Dorf liegt friedlich und still in Schnee gehüllt; auch Frau Hadwig's Augen haben sich im Schlaf geschlossen, und Friede liegt auf ihrem Gesicht; Schlaf ist Vergessen! und im Traum kann sie noch lächeln! Plötzlich fährt sie zusammen. Draußen ertönen hastige Sckritte, der Hund heult wüthend. Frau Hadwig springt empor, stürzt zur Thür, und schreckensstarr bleibt sie stehen. Da vor ihr, auf der Schwelle, liegt ein ganz junger Mensch auf den Knien; bittend streckt er die Hände zu ihr empor, Lumpen umbüllen die mageren Glieder und angst volle. stumme Bitte liegt auf dem abgemagerten Gesicht. Weit, weit wird dar Mutterberz der armen Frau! Das Erinnern an Erich, ihren Erich, überkommt sie mit Macht! All' die verflossenen Jahre sind wie ausgelöscht; in den jugendlichen, knabenhaften Zügen, in den blonden Locken und den Augen, die so blau wie die Erich's, glaubt sie den Sohn wieder zu haben. Und sie öffnki ihm ihr Haus! / Und er tritl Uber die Schwelle. Benommen, ja bestürzt von so unerwartetem Empfang ißt und trinkt der Landstreicher und erwärmt die erstarrten, zitternden Glieder. Bei der Wärme des Feuers, unter dem sanften mütter lichen Blick Frau Hadwig's steigt das Blut in die Wangen, das Herz schlägt in Dankbarkeit, die Zunge löst sich dem armen Menschen, er fängt an zu sprechen und erzählt in schlichten Worten sein armseliges Dasein. Joel heißt er und hat weder Vater noch Mutter; er er innert sich auch nicht, je dieselben gekannt zu haben. Mit Dieben hat er bisher von Raub und unrechtmäßig erworbenem Gut gelebt, wenngleich er schon im Grunde seines Herzens ein solches Thun verabscheut. Von Häschern verfolgt, ist es ihm geglückt, zu fliehen; und seitdem irrt er bei Schnee und Kälte ohne Unterschlupf und ohne Nahrung umher; er fürchtet sich, von dem Einen ergriffen zu werden und fürchtet sich auch, zu seinen Spießgesellen zurückzukehren . . . Gar nichts weiß er . . . aber er hat doch das Gefühl, daß es Unrecht ist, zu stehlen. . - , » - - Nie hat er gearbeitet . . . aber wenn er einen Hirten seine Heerde weiden, wenn er den Bauer das Feld bestellen sieht, oder den Schmied am Ambos, den Handwerker bei der Arbeit beobachtet, dann wünscht er, wie sie zu sein ... vor der Arbeit fürchtet er sich nicht. Kein menschliches Wesen hat je zu ihm von der Nächsten liebe gesprochen . . . und dennoch hat er oft von seinem Stückchen Brod abgegeben; seinen Hund hat er einem Blinden überlassen und seinen Stock einem Lahmen, und alle Unglück lichen haben ihm leid gethan .... Auch von Golt weiß er nichts .... nur in den Flüchen seiner Spießgesellen hat er das Wort „Gott" gehört . . . aber die Kirche, in die er sich heute Nacht geschlichen und in welcher so feierlicher Gesang ertönte, erschien ihm wunderbar schön, und cr möchte wohl öfter dort sein ... Nichts, gar nichts weiß er vom Familienleben.... aber durch offene Thüren oder durch die Fenster hat er alte Groß väter, junge Mütter, schöne Kinder mit Lachen und Scherzen und Liebkosungen vereint gesehen; trotz der Qual des Hungers würde er auf all' die guten Dinge, die auf den Tischen bereitet gewesen . . . auf gerösteten Speck, gebratene Gans, goldgelben Kuchen und Früchte verzichtet haben, wenn er nur einen Augen blick an der Stelle des jungen Menschen gewesen wäre, den eine alte Großmutter so zärtlich in ihre zitternden Arme schloß . . . Stotternd und die Worte suchend, theilt er diese Gedanken, die ihn bewegten, Frau Hadwig mit, und die nimmt sie in ihrem Herzen auf. Nein, nicht Erich, nicht ihr geliebter, in Mutterliebe groß gezogener Knabe ist es! Aber ein Stiefkind der Menschheit, dem Alles fehlt, das zwischen Disteln und Dornen gerathen und in dem doch die geheimnißvolle Wunderblume im Herzen lebt, die bei Anderen, leider, ach leider, trotz aller Sorgfalt, mit der sie gepflegt worden, gestorben und verdorben ist. Wie es Mütter ohne Kinder giebt, die sich in egoistischem Sehnen nach dem Verlorenen verzehren, so giebt es auch Kinder, die vergeblich nach einem Hauch mütterlicher Zärtlichkeit verlangen Von seinem Kreuz herab hat Jesus die Maria noch zu trösten gewußt, indem er ihr den Apostel Johannes zum Sohn gab. Hat Gott der trauernden Mutter diesen verlassenen Menschen, der dem verlorenen Sohn so gleicht, zum Ersatz bestimmt? Frau Hadwig hat nichts erwidert, als der Knabe zu sprechen aufgehört und er sicht scheu auf, er fürchtet, lästig zu fein ... mit einem linkischen Gruß und Dank will er zur Thür, aber da hält Frau Hadwig ihn am Arme zurück und fagt: „Bleib', Joel! Du bist allein ... ich bin es auch . . .; ich will versuchen . . . eine Großmutter für Dich zu sein . . . willst u das?" Verwirrt, überrascht und bestürzt, traut er den eigenen Ohren nicht ... er sinkt vor ihr auf die Knie und küßt die alten, welken Hände . . . Und Frau Hadwig sieht lange, lange auf die blonden Locken, die sie an Erich, wie er mit 16 Jahren sie trug, erinnern unv sie seufzt leise: „Wer weiß? Vielleicht schickt Gott mir als Christgabe wirklich den Schn meines Sohnes!" Aus dem Geschäftsverkehr. k Die Leipziger Fischhalle, ReichSstraße 34, ist zum Weih, nachtsseste ausS Reichste mit allerlei Fischdelicatessen ausgestattet, woraus auch an dieser Stelle hingewiesen sei. VI«klrll»brang;Iebrt'8l«k1üg;NvIi, Laß ein Geschenk um so werthvoller ist, je Prak- tijcher es für uns ist, je größere Dienste es uns leistet. 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Haupt-Mclde-Amk des Beztrts-Commandos Leipzig, Nieolat- iirchbos 2, i. Stock, Zimmer 1. Meldest-' Wochentag» 9—1, Sonntags II—12. Anden hohen Festtagen, sowie an den Geburls- tagen deS Kaiser» und Königs bleibt da» Hauptmeldeamt geschlossen. FriedhosS-Expedition und Tasse für den Süd-, Nord- und neuen JohanniSsriedhos, Georgrnhalle, 1. Et. recht» (Eing. Ritterstr. 28). Vergebung der Grabstrllen aus vorgedachten Friebhösen,Bertinuahmen der voncesfionSgelder und die Erledigung der sonstigen ans den Betrieb bezüglichen Angelegenheiten. Geöffnet Wochentags von 9—'/,1 uns 3—5 Uhr. Sonn- und Feiertag-, jedoch nur für dringlich« Fälle, von 11—12 Uhr. Schlutzzeit für den Besuch de» Neuen JohanniS-Friedhofrs 4 Uhr, des Süd- und Nordfriedhofe» 4 Ubr. Tir städtische TrStnfkcttonS-Anftalt, Gustav Mwlph^traßeNr.2, übernimmt dir Desinfektion von Pferde- und Riuderhaaren, Schweinsborsten und Schweinswolle gemäß der vom BundeSratbe am 28. Jan. 1899 rrlafsenen Verordnun g. Patent-, Gebrauchsmuster- u. 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Geöffnet jeden Mitlwoch von '/,9 Uhr Abends an imRathhauS zuL^Eutritzsch. „Volksburrau". AuSkunftSsteve f. Srbeiterversicherungs-Angelegrn- beiten Lripzig-Neuschönrseld, Gustav Harkortstr. 4, I. Geschäfts zeit 1—3, Sonnt. '/.II—'/.I Uhr. Städtisches Museum der bildeudeu Künste und Leipziger Kuuftveretli (am Augusturplatz) geöffnet an Sonn» und sfeier- lagrn '/,l1—3 Uhr, Montags 12—3 Uhr, an den übrigen Wochen tagen 10—3 Uhr. Eintritt in da» Museum Sonntags, Mittwochs und Freitags frei, Montags I Mk., DienStagS, Donnerstags, Sonnabend» 50 Pfg„ an den Mrßsonntagrn 25 Psg. Der Ein tritt in den Kunstvereia beträgt für Nichtmitglieder 50 Psg. Grassi-Mufeum. Museum sür Völkerkunde geöffnet an Sonn- v. Feiertagen v. 10'/,—3 Uhr, an den übrigen Tagen v. 10—3Uhr. Montag» geschlossen. Eintritt Sonnabends 50^, sonst krei. Grassi-Museum, stunstgewerbc-Museum, geöffnet an Sonn, und Feiertagen von IO'/,—3 Uhr, an Wochentagen von 10—3 Uhr, Montag» geschlossen. Eintritt Sonnabends 50 sonst frei Bibliothek geöffnet Sonntags von 10'/,—1 Ubr, an Wochentagen von 10 Uhr Vorm. bi» 9 Uhr Abend», Montag» geschlossen. Eintritt jederzeit frei. Tos Antileumusrum der kluiderfität ist, mit Au»nahmr d. Uni. rersitüirserien, jed. Sonntag v. II—1 Uhr d. Publicum unentgeltlich aeöffn. Zugang v. d. UniversttätSstr- Albertinum, Erdgeschoß rechts. Sammlungen de» Vereins für die Gefchichle Leipzigs JvbanniSplah 8, II. (Alte» Johanni-hoSpitol). Geöffnet: Sonntag» v. Mittwochs von 11—-'/,1 Uhr. Eintritt 30 Kinder 10 Museum von KriegSertnnerungen de» Verbandes deutscher Krieg«. Veteranen i.„Tivoli",Zeitz.StrLL. Gröffv.oNeWochent.v.8-1 u.3-9- Histar.Museum d.Vülkerschlacht «.Zt.NapoleonS I.(1lOOONum.) Im GasthouSNapoleonstrin, einzig dastehend. Tügl. von früh geösfn. Monarchenhügel bei Meutdorf. Prächtige Au-sicht aus die Schlack». jelderv.1813. Jnterrff.Eamml.vonErinnerungen and.Bölkerschlacht. Nenrs Theater. Besichtigung desselben Nachmittag» von 8—4 Uhr. Zu melden beim Tbroter-Jnivector. Neues Gewandhaus. Täglich von früh 9 Uhr bi- Nachmittag- 8 Uhr geöffnet. Eintrittskarten 4 1 ^il pr. Person (für Verein« und auswärtig« Grsrllschosten bei Entnahm» vo» w»nigst»n- 20 Billrt» ä pr. Person) sind am Wrstportal zv lösen. Tel Vrrchto » Ausstellung für Kunst aller Art und Zeit, Morkgroirnslr., im Dodel'schen Hause,arb. d. Leipzig.Bank. Geösfn.: Wochentags 9—7,AbdS. el«ktr.B«leuchI.,Sonn-u.Feiertag» 1 l—2 U. Gemäldc-Au-strluno Mittcnlzwep-Windsch, Grimm. Str. 25, Ausgang Ritterstr. l—8, I„ täglich von Bonn. S—7 Uhr Abends, Sonn- uud Feiertag» von Bonn. 11—8 Uhr Nachmitt, geöffnet. Teutfcher Vi.chnrwrrhkverrtn. Ständig» buchgewerbliche Aus- Peilung mit Maschinenmarkt. Deutsches Buchgrwerbemulenm wochrniäglich von 9 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von ll Udr an bi» zum Eintritt der Dunkelheit geöffnet. Da» Lesezimmer de« BuchgrwrrbemusrumS aa Wochentagen (mit Ausnahme von pkwlognspkiv-Albums k Mintkrstsin psrilrattr»-)IId»mr, viiaemappen, std-tograplnr-stalmen, Zcbmucsrlrarien, Nädlrarlen u. r.«. . ,«>»« c«e«r*--r°a - «*«»»—r»t«.r Si«u»ett«-N. -W» Oexr. 1828, 2 »ckXN«»!-«— 2. Oexr. 1828.
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