Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.06.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010615019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901061501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901061501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-06
- Tag1901-06-15
- Monat1901-06
- Jahr1901
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezug--Preis k» der Hauptexpeditio« oder den tm Stadt bezirk und den Vororten errichteten Lu-, aabestellen abgeholt: vierteljährlich ^l 4.80, bei zweimaliger täglicher Zustell«»» in» Hau- 8.80. Lurch die Post bezogen fü» Deutschland u. Oesterreich: Vierteljahr!, S. Man abonnirt ferner mit entsprechendem Postausschlag bei den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäische« Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staate» ist der Bezug nur unter Lreuzbaud durch di« Expedition diese» Blatte» mäglich. Die Moraen-Au-aabe erscheint um '/,7 UhH die Abenv-Au-gabe Wochentag» um 8 Uhr. Ne-action und Erpe-itt-n: Johan ni»gasse 8. Filialen: Alfred Sah» vorn,, lv. Klemm'» Sortt» UmversitätSstraße 3 (Paulinum), LoutS Lösche, kathariuenstr. 14, Part, und Käntgsplatz 7. Morgen-Ausgabe. MpMerIlUeblaü Anzeiger. Ämtsölatt des Ä'ömgttchen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Nolizei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. Auzeigen-Prei- die Sgespaltene Pelitzeile LS Reelemrn unter demRedacrionSstrich (Sgespaltra) 75 H, vor den Familiennach- richten («gespalten) 50 Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend Häher. — Gebühren für Nachweisungen LLd Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Au»gab«, ohne Postbefärdernng ^l 60.—, mit PostbesSrdernng 70.—. Ilnnahmeschlnß för Anzeigen: Abend-AuSgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-AuSgab«: Nachmittag» 4 Uhr. Bei de« Filialen »nd Annahmestelle« je ein« halbe Stund« früher. Anzeigen find stet» an di« Expedition zu richte«. Die Expedition ist Wochentag» ««unterbrochen geöffnet von früh S bi» Abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pol» t» Leipzig. 85. Jahrgang. 388. Sonnabend den 15. Juni 1901. Die Wiederaufrollung der Gumbinner Mordangelegenheit. Ls Di« „Augsburger Abendzta." wendet sich, wie schon nntgetheilt, mit ungewöhnlicher Schärfe gehen den Ausdruck einer Correspondenz, der bayerischen Militärverwaltung sei die Anfertigung einer größeren Zahl der neuen Gewehre „überlassen" worden. Da» bayerische Blatt stellt fest, daß hierin kein Act des Wohlwollens liege, sondern daß Bayern ein vertragsmäßige- Recht auf die selbstständige Anfertigung seiner Bewaffnung besitze. DaS Blatt benutzt diese Gelegen heit, um auf die selbstständige Stellung der bayerischen Armee hiuzuweisen. Man geht vielleicht in der Annahme nicht fehl, daß diese Betonung der Selbstständigkeit der bayerischen Truppen nicht ganz außer Zusammenhang mit der Gumbiuner Angelegenheit stehe. Haben doch bayerische Blätter nach der Erledigung der ersten Instanz des Processe- ironisch hervorgehoben, daß die preußische Armee an scheinend noch nicht ganz reif für eine moderne Straf- proceßordnunz sei. Die in Aussicht stehende Erneuerung deS ProcesseS und ganz besonders daS vom politischen wie vom juristischen Standpunkte bedenkliche Verfahren, den freigesprochenrn Sergeanten Hickel in Haft zu behalten, werden der bayerischen Presse erneute Gelegenheit bieten, Vergleiche zwischen den bayerischen und den preußischen HeereS- zustäuden anzustelleo, die natürlich für Preußen nicht günstig ausfallen werden. So wird der Gumbinner Fall noch auf lange Zeit hinaus dazu benutzt werden, um die particularistische Strömung zu stärken. Daß — ganz abgesehen von der bereit- viel erörterten häufigen Ausschließung der Oeffentlichkeit im ersten Pro- ceffe — die Inhafthaltung HickerS von der Socialdemokratie reichlich auSgebeutet werden wird, ist so selbstverständlich, daß eine Erörterung darüber unnothig ist. Diese Ausbeutung durch die Socialdemokratie ist aber bei Weitem noch nicht Pa- Schlimmste, denn schließlich kau» mau sich sa^«n, die Socialvemokratie reiße so gewerbsmäßig al!« Einrichtung«, unsere- Heere- herunter, daß eö kaum noch darauf an komme, ob sie in einem einzelnen Falle da» Recht auf ihrer Seite habe oder nicht. Unvergleichlich schlimmer ist die Mißstimmung, die sich auch weiter bürgerlicher Kteise bemächtigen muß, und zwar keineswegs etwa aus schließlich der bürgerlich-demokratischen Elemente. Schon der häufige Ausschluß der Oeffentlichkeit im ersten Processe hat selbst konservativen Blättern, wie dem .Reichsboten' und der „Post', Anlaß zur Beschwerde gegeben. Aber immerhin kann man noch sagen, daß der Ausschluß der Oeffent lichkeit einerseits dem materiellen Rechte nicht wlder- sprach, andererseits auch, wie ja der Au-gang de» ProcesseS zeigte, den Angeklagten keine Nachtheile zufügte. Bei der Inhafthaltuna Hiael'S liegt di« Sache ander-. Einmal widerspricht sie den Bestimmungen der neuen Militar-Straf- gerichtSordnung und zweiten» bedeutet sie selbstverständlich eine erhebliche Benachtheiligung für den freigesprochenrn Hickel. Dadurch wird das Rechtsempfinden de» Volke- verletzt, und eS hieße geradezu der socialdemokratischeu Be hauptung von der Classenjusti» und dem Militärstaate Recht geben, wenn man den Anschein aüffomme» ließe, al» ob etwa nur die Angehörigen dieser Partei «in staxkr- RechtSempfinden besäßen. Nein, je eifersüchtiger die nationalen Kreise darüber wachen, daß die Zuneigung zu dem Heere dem Volke erhalten bleibe, um so weniger darf der Wunsch, daß die für die DiSciplin unbedingt noth- wendig« militärische Autorität aufrecht erhalte« werde, dahin führen, daß man eine Verletzung der nun einmal bestehenden Gesetze ungerügt läßt oder gar für zulässig erklärt. Daß aber der H 179 der Militärproceßordnung verletzt ist, hat, sofern die zweifellos durch den Brrtheidiger, Rechts anwalt Horn, in die Oeffentlichkeit gelangt« Darstellung richtig ist, Generalleutnant von Alten selbst zugegeben, indem er gesagt hat, dieser Paragraph sei in ganz unüberlegter Weise aus der bürgerlichen Strasproceßordoung übernommen worden, wie denn die Militär-Strafproceßordnuug überhaupt ein verbesserungsbedürftige» Gesetz sei. Wir übergehen die Frage, inwieweit e» für einen Mann, der unter Um ständen berufen ist, die staatliche Autorität auch nach innen hin mit der Waffe zu vertreten, angemessen ist, diese Autorität anzufechten; denn daran kann doch wohl kein Zweifel sein, daß die Gesetze ein sehr wesentlicher Bl standtheil der staatlichen Autorität sind und daß eine sich in scharfen Ausdrücken bewegende Kritik der Gesetze dieser Autorität nicht frommen kann. Wir meinen vom juristischen Standpuucte aber Folgendes: ob Generalleutnant von Alten da» Gesetz für aut oder für schlecht hält, muß für die Frage der Freilassung Hickel'S vollkommen gleich- giltig sem. Wie der bürgerliche Richter, so hat auch der militärische Gericht-Herr nicht äs lege koreockn zu ver fahren, sondern äs lsgs lat»; Generalleutnant von Alten mag überzeugt sein, daß auch der bürgerliche Richter da bestehende Gesetz sehr oft unter den schwersten inneren Be- denken auweudet. Wohin aber sollte es führen, wenn rS von dem individuellen Ermessen de» Richter» abhinge, ob ein Gesetz zur Anwendung gelangen soll oder nicht? Ob schlichter Amtsrichter oder General: da- vom Reichstag und dem Bunde-rath angenommene und vom Kaiser publicirte Gesetz ist unbedingt zu befolgen und seine Autorität ist eine höhere, al» die jede» General». Wir sind noch unmer für jede geforderte Verbesserung und Vermehrung der Armee rinzetretea und wir werden es, unbekümmert um die eigenartige Entwickelung d«S Gum- binaer Falle-, auch in Zukunft thun, weil die Institution al» solche un- höher steht al» der specielle Fall. Darüber aber darf man sich doch nicht im Unklaren sein, daß e- Leute genug giebt, die über den einzelnen Fall nicht s» leicht hinwegkommrn. Die Zahl der Gegner der Armee im Volke wie im Parlament ist aber eine so große, daß ihre Ver mehrung nicht wllnschen-werth erscheint. Der Krieg in Südafrika. Wie e» »en „gesau-cneu" Frauen and Kinder«» »er Beeren »et »en OnglLnVern ergeht. Au» «einer »durchaus oertruwenSwürdi-g«n Quelle erhalten die „Da-Üiy New»" einige Detail» Über di« Sterblichkeit in dem Laaer bei Jothrn-nrSour-z, in welchem zahllos« Familien der tm Felo« stehenden Boer« von 'den Engländern zwangsweise inter- nirt gehalten werden. Da» Blatt n-tmittt sich sogar die Mühe, in di« langen Listen.Ker Todesfälle Namen, Alter uns Herkunft deS veMfsimdSn Kieme», — dE «S find 'fast durchweg kleine Kinder, 'welche in diesen englischen Eaimp» dahinsiechen, — genau anzuführen und stellt im ucbrigen em« 'Statistik zusammen, weilche genau attaiebt, wie viele dieser unglücklichen Opfer britischer Tyramm in bm beiden Wochen vom 22. April bi» 6. Mai und vom 6. bis 13. Mai gestorben und erkrankt sitto. In dem ersteren Zeitraum« starben von 3125 Jnbrr-nirten nicht weniger als 24 Personen, von "oenen die älteste, «ine junge Frau, 26 Jahr« alt war, während von den 19 Kindern die Mehrzahl unter 5 Jahre zählte. Diese Lode »fälle wurden durch Masern, Krämpfe, Lungenentzündung, Entkräftung, TyphuS u. st w. veranlaßt, und so starben im Durchschnitt in dieser «inen Woche drei Erwachsene und Kinlvsr per Tag. Die Zahl der sonstigen Erkrankungen an denselben und ähnlichen Ueoelkn, wie oben er wähnt, betrug in der akerchen Zeit nicht weniger al» 220 Fälle, und auch hierbei stellven -wieder 'die bädauernSwerthen Kinder mehr als drei Viertel der ganzen Ziffer. In der folgenden Woche (6. biS 13. Mai) betrug dir Zahl der „Gefangenen in dem selben Laaer ungefähr 3200, und von diesen starben in dem ge nannten Mtraunne 26 Frauen und Kinder an den gleichen KvanKMen, wahrend im Ganzen 133 Neuerkrankungvn vor kamen, für die selbstverständlich bei Weitem nicht genügend Aerzie vor- bamlden -und medici-ni-sche Vorkehrungen getroffen worden waren. An beiden Wochen richtete ganz besonder» di-e allgemeine Ent kräftigung und die Lungenentzündung schweres Unheil unter -den Kindern an, für di« übrigen», obgleich Johannesburg ganz nach« bei der Hand, und dir Engländer dort und auch ttuf dem flachen Lande zum mindesten täglich frische Milch haben können, nicht einmal da» Allernoihwendiaste beschafft wiöd, resp. nur höchst unregelmäßig und in vollständig unzureichender Weis«. Somit starben in den genutnntv» 14 Lagen rund 50 Frauen und Kinder, -wa», genau ausgerechnet, für da» JÄhr ritte Mir vcm 455^ per Tausend auämacht. Diese fürchterliche Statistik zeigt sich erst recht im eigentlichen Licht«, wenn man bedenkt, daß die Durch - schnittÄodeträte in England gewöhnlich gegen 21V, Per Tausend beträgt. Nach allem diesen scheint eS sich «rst recht zu bestätigen, daß für dir Fa-nE-en der noch im Fekde sichenden Boeve-n in 'oen englischen Lagern ihatsächlich mrr Vz oder A Radi anon <M Lebens - mtkte-n auSgegobrn werden, «re die» ja auch hier -in London sogar I offirtell von der Mrnistevbvick im Parlamente au» bestätigt I wurde. voexen fochten »egen voerenkkk Man schreibt unS a-u» London rmterm 13. Ju-ni: „Es ist natürlich wieder „Reuter", 'der die -neueste Sensations nachricht vcmr Kriegsschauplätze bringt und kaltläche-nd meldet, daß jetzt Boeren gegen Boerm s.'chten, und zwar im Dienste Eng lands. Es handelt sich um den Ueberfall auf ein Doeren-Iager cm Modderriver, der von .der sogen-awnien Nurgherpolizei unter dem Befehle des englischen Kapitäns Malkolm ausgeführt wurde, unv zwar angeblich mit 'dem üblichisn großartigen Erfolge. Die Mehrzahl dieser Bürger-Polizisten sind nach „Reuter" Ex» -Bvevett, dir theilweise sogar 'früher gegen die Engländer ge kochten 'haben. Es ist ja möglich, daß ein paar Renegaten sich n biestr Trupp« befinden, aber daß jetzt „Boerem gegen Boeren echten", — diese Albernheit in di« Welt zu setzen, dringt auch nur „Reuter" fertig, der aber gegen Blamagen jeder 'Art, -wie die Vorgänge der letzten -vierzehn Tage erg-eben haben, so vollständig unempfindlich ist, daß kein« Lüge dümm genug ist, um nicht von ihm erfunden oder wiedergegüben zu werden, wenn sie nur zu Gunsten der Engländer uttd zu Un-gunfte-n der Boeren lautet." Die Wirren in China. rung-Au-Hfiang'- Anklage gegen Aung-l«. Unser Mitarbeiter 'in Shanghai sendet uns folgenden, den am chinesischen Hofe noch immer allmächtigen Aung-lu schwer comprom-tttirettden Bericht: Wir sind -heute in der Lage, ritten Brief wkderzutzr'ben, den Tung-Fu-Hsiang kürzlich an M-ng-lu nach Hftanfu gesandt hat. Es ist im vergangenen -Sommer und Herbst wiederholt auf di« Roll« htttgewiesen worden, die Aung-lu bei der Belagerung der Gesandtfchttften gespielt hat. Aung-lu ist trotzdem ohne Sirafe auSzegattgen; ja er gehört heute zu den Mächtigsten am Hofe. Die Ungerechtigkeit, di« darin liegt, läßt Tu-ng^Fu-Hsiang nicht ruhen. Er brütet Rache, wenn ihm nicht Genügthuung wird. Dies« fordert er kn dem Schreiben, daS ebenso charakteristisch für die heutige Lage ist, wie «S di« Schuld Dung - lu's and«nPeking«r Vorgängen beleuchtet. E» laut«t in wörtlicher Uäbers-etzuttg: Ew. Exoellenz! Wenn ich bedenke, wa» ich getchan habe, muß ich wich eigentlich noch glücklich schätzen, 'daß ich nur meinen frichexn Rang uttd mein Evnrmando verloren hab«. Ihr Bei» lekdsfchrviben habe ich erhalten 'und ihm Trost entnommen. In dessen bin ich keineswegs mit der Behandlung zufrieden, die mir die Regierung hat zu Thei'l w«vden lass«», und da ich Niemand hab«, der sich meiner Klage a-nnimmt, muß ich den Himmel an- rufm, mir Gerechtigkeit zu verschaffen. Seit -meiner Ernenn-ung zum General habe ich unter Ihnen geditnt; ich halbe -nicht gewagt etwa» zu chu-n öder zu lassen, öhn-e Befehl von Ihnen zu haben. Als Sie im Jttbre 1898 eine „außerordentliche A n g e l e ge-n h e i t'' vorbe reiteten, habe ich blind Ihren Anordnungen mich gefügt. Auf Ihr Telegramm hin bin ich am 29. Tag« des 7. Monats (daS war genau sieben Tage -vor dem Staatsstreich. Anmerkung des Udbersetz«rS) nach Peking aufgvbrochen. In Bezug auf die Borergeschichte habe ich mich ebenfalls Ihren Wünschen ««fügt. Sie befahlen mir, den Führer -der Boxer, Ll - Lai ch u n g , bei feinem A n g r i f f a u f d i e F re md en zu unter stützen, «und ich habe genau getban, war Sie gewollt haben. Spater befahlen Sie mir di-rect, di« Gesandtschaften a-n z-u g r ei f e n. Zuerst zögert« ich, da ich befürcht-e-te, meine Truppen würden den Armeen der Mächte Europas auf di« Dauer -nicht gewachsen sein. Aber nachdem Sie -mich versichert hatten, Sie würden Glück und Ungsl-iick -mit mir theileir, -wa» auch kommen möchte, da habe ich Ihre Befehle ausgeführt. Unter Ihrem Schutz hielt ich -mich sicher; ich war fest überzeugt, Sie würden thun, -was Sie versprochen -hatten. So habe ich Ihnen -denn treu gödiettt, wie ein Hund oder «in Pferd fernem Herrn. -Aber wie verschieden h:-t sich unser Schicksal gestaltet! Sie stehen an der Spitz« -ver Regierung, stärker und mächtiger als je; ich dagegen bin vcrurtheilt -und aller Ehren eniklvi'oet. Di« können Sir sich beruhigen, wo -doch mein Unglück nur eine Folge meine» vertrauensvollen Gehorsams Jhn«n gegenüber war! Persönlich lege ich auf das Unglück, das mich betroffen hat, kein allzu großes Gewicht. Aber meine früheren Soldaten dottken -anders. Sie sind aufgeregt über Ihren Ver trau «nsbruch. Sie -haben Ihnen Rache ze- schwor«». Ich kann sie nicht im Zaum halten. Ich hoffe, Ew. Excellenz werden meinen Fall nicht ganz vergessen. gez. Tung-Fu-Hsiang. Eines Co-mw-entars bedarf das Schreiben nicht. Tu-ng-Fu- Hsiang mag den Truppen Europas nicht gewachsen -sein; für den Hof ist -und bleibt er an d«r Spitze ein-er Avm-ee eine Gefahr. Jede-ttfallS ist daS, wa» der Brief enthält, nicht daS L«tzte, was man vom Generäl Tung-Fu-Hsiavg hören wird. Bezeichnend ist schließlich auch, daß da» Schreiben in einem neu gegründeten chinesischen Bla-tte in Tientsin, -der „Jeh-Jrh- sin-win", erschienen ist, das unter japanischem Einfluß sicht, und zwar namentlich insofern, ctts Pumg-lu eS Niemand anders zu verdanken hat, daß er straflos ausgegangen ist, als Li - Hung - Tschang, dem alten Fetttdc Japan». Der Streich, der mit 'der Veröffentlichung dieses 'Schreiben» geführt worden ist, dürfte daher auch ebenso gegen Li-Hung-Tschang, wie gegen Pung-lu gerichtet sein. Daß die Umtriebe Li'», durch die er gewisse Hauptschuldige der Bestrafung ganz -entzogen hat, anderen aber eine Minderung -des Strafmaße» durchgesetzt Hai, in weiten Kreisen C'hi-ttaS Unwillen erregt hckbon, -darLiber kann ein Zweifel nicht -bestehen. * Washington» 18. Juni. Die Bereinigten Staate« haben bisher keinen Einwand erhoben und beabsichtige«, auch «»ter den jetzigen Umständen keinen Einwand dagegen z« erheben, daß in Shanghai eine stark« deutsche Garnison bleibt. Deutschland ant wortete mit großer Aufrichtigkeit auf frühere Borstelluugen Amerika». Die Bereinigten Staaten werden daher auch de« von Deutschland in dieser Angelegenheit angegebenen Beweggründen volle» Bertram« entgegrnbringrn. (Wdrhlt.) Deutsches Reich. Leipzig, 14. Juni. (Preßfreiheit und Social demokratie.) Der Verlauf des Streit», der zwischen der Socialdemokratie und den Buchdruckern au» dem Grunde entbrannt ist, weil das Buchdruckerorgan keinen Artikel zur Maifeier veröffentlichte, hat ein bemerkenSwerth«» Ge- ständniß auf socialdemokratischer Seite gezeitigt. Der Vor sitzende de» Buchdruckerverbandes nämlich hat jüngst in Königs» berg gegenüber einem socialdemokrattschen Angriff die Haltung deS BuchdruckeroraanS durch den Hinwei» auf die Preß freiheit gerechtfertigt. Der Redacteur könne und dürfe doch nicht gegen seine Ueberzeugung schreiben; den Buchdruckern müsse es durchaus recht sein, daß der Redacteur nicht heuchele. Diese Auffassung nennt die „Sächs. Arbeiterztg." eine „faule Ausrede, die nicht gut noch lendenlahmer ausfallen konnte'. — Hieraus geht hervor, wie geringschätzig die Socialdemokratie da» Recht de» Redacteur» auf seine eigene Ueberzeugung be- werthet und welche eigenartigen Vorstellungen sie von der Frei heit der Presse hat. Ginge es nach der „Sachs. Arbeiterztg.", so müßte der Redacteur einfach so schreiben, wie die Partei e» dor- schreibt, mag die Ueberzeugung de» Redacteur» sein, wie sie wolle. Auf einem solchen Standpunkte steht eines der Hauptblätter jener Partei, die über di« bürgerlichen „Soldschreiber" nicht Hohn genug ausgießen kann! -4- Berlin, 14. Juni. (DiegeschäftlicheBehand- lung des Jesuitenantrage» im Bundetzrathe.) Nach dem Beispiele der „Germania" wirft auch da» führende rheinische CentrumSblatt die Frage auf, was aus dem Jesuiten gesetze werde. Man hört dabei eine nicht uninteressante Angabe über die Gründe, die nach der Ansicht der „Köln. Volksztg." die Centrum-sfroction des Reichstages bewogen haben, den Antrag auf Beseitigung des Jesuitengesetzes nicht wieder rinzubringen. „Vielleicht hat man . . hier und da geglaubt, das Jesuitengesetz werde einschlafen", — dieses Moment führt die „Köln. Bolklztg." neben der überraschend schnellen Vertagung als mushmaßlichen Grund für den Verzicht der CentrumSfraction an. Worauf jener Glaube der Centrumspolitiker sich stützt, darüber Näheres zu hören, wäre noch interessanter, als die obig« Angabe selbst. Natürlich stellt auch das rheinisch« CentrumSorgan in d«r ent» schiedenst«n Form an den BundeSrath die Forderung, zu dem vom Reichstage angenommenen Antrag auf Beseitigung de» Jesuitrngesehe» Stillung zu nehmen. „Die deutschen Katholiken", so heißt eS wörtlich, „müssen wissen, woran sie find. Insbe sondere haben dieselben ein Recht, von der Vertretung d«r ver bündeten Regierungen zu verlangen, daß dieselbe mit Ja oder Nein zu den Beschlüssen de» Reichstage» ... Stellung nehm« und ihr Ja oder Nein begründe." — Daß die deutschen Ka tholiken ei »„Recht" im staatsrechtlich-ver fassungsmäßigen Sinne hätten, ist ein Irr- thum. Di« Reichsverfassung enthält keine Bestimmung, me den Bundesrath nöthigt, zu Beschlüssen des Reichstage-, di« aus der Initiative des letzteren hervorgegangrn sind, Stellung zu nehmen. Für die Geschäftsbehandlung im Bundesrath aber sind eben in erster Linie die Bestimmungen der Verfassung und innerhalb der durch die Verfassung gezogenen Schranken die Vorschriften der Geschäftsordnung des BundcSratheS maß- I gebend. Die Geschäftsordnung des Bu-ndesratheS beruht jedoch j nicht etwa auf einem Reichsgesetze, sondern- auf der autonomen Dosen-Märchen. Diedergegeben von Maxim Trapp (Ludwig-Hafen). Nachdruck »rrdoNn. Obgleich au» d«n ältesten Dichtern zur Genüge hervorqeht, daß die Rose ursprünglich von weißer Farbe war, so schweraen die Mythen dennoch über ihren Ursprung, oder tvir müßten diesen auS folgender Stell« des Anakreon, Ode 49, herzuleiten suchen: „Alr erzeugt vom Schaum de» PontuS Kvkherea die benetzten Glieder au- dem blauen Meer hob Und die kriegerische Pallas Zum Erstaunen de» Olympo», Äu» Kronion» Haupt herdorbrach — —- Da gebar der Schoost der Erd« Ein Gswäch», noch nie gesehen: Die bewundernSwerth« Rose, Und die Schaar der großen Götter Spritzt auf ihre BIcuter Nektar' .... Nam-Irr bemerkt bei dieser Stelle, wie der Rose keine größere Ehre widerfahren konnte, als daß sie mit der Venu» un» Minerva zugleich entstand, wodurch der Dichter ihr beinahe dem „Rang" einer Göttin giebt. Ebenso rühmlich ist e» für sie, durch den röthlichin Nektar der Götter spater ihre rothe Farbe und dkd herrlichen Wohlgeruch erhalten zu haben, nur bleibt «» beklagens- werth, daß der Nektar nicht auch ihrer Bl-üthe zu Gute ««kommen ist da, nach Homer, der Göttertrank e» ist, der dem Leben der Gotter auch eine ewige Dauer verschafft. — Auch der Orient, so reich er an Tagen ist, weist kein« über die Entstehung der weißen Rose auf, obgleich diese schönste unserer Blumen dort «ine so hohe Achtung genießt, dA wie Achmet ben Mohammed er wähnt, da» vriacnal de» Vertrage«, den Salomo mlt den Dschinnen, den Genien de» Moraenlande», abgeschlossen haben soll, auf Papier von weißen Rosenblättern mit Gaffran, Moschu» und Rosenwaffer geschrieben war. Selbst ttnser« vaterlänvischen Dichter, die die Rose so vielfach besungen haben, wählten den Ursprung der -weißen Rose wie zum Gegenstand ihrer Kunst. So behauptet I. G. von Satt» von der weißen Rose, ttl» dem Sinnbild der Unschuld und Reinheit: „Weiß war die Rose zuerst. Die Mädchen und -Jünglinge priese« Ihren reinen Glanz, ihren unschutdiae« Schmuck; Schnell umfloß sie di« fieiaettd« Röth, deschridemn Schämen», Uno sie glühet reizender noch als zuvor.' Die Verwandlung der weißen in di« gelbe Rose, daS Sinn bild deS Rrtde», erzählt uns ein älterer Lichter auf folgende Weife: „Gieb wir, o Mutter — also bat Einst Flora eine kaum dem Schootzc De» Nicht« entstiH'nr weiß« Rose — Gieb mir der Schwester Inkarnat. B^ntige, Kind, Dich mit der Gabe, ' Die ich Dir eingebunden habe. Der Unschukv Farbe schmückt Dich ja, Sprach Flora sanft. Doch w«r bvke-hret Ein Herz, da» Eifersucht bethöret? Tie murrt, sie schmollt. Als Flora sah, Daß sie die Mutterhuld mißbrauchte: „Nun wohl", rief st« erzürnt und hauchte Sir an: „So nimm anstatt de» Kleid» Der Unschuld, daS zu Deinem Loose, Wal Dir gebührt — die Tracht de» Neids!" Und so entstand die gelbe Rosse." Nach einer Sag« verwundete sich Venus selbst während ihrer Bemühung, dem geliebten Adonis da- -Leben wiederzugeben, an den Dornen ein«» Rosenstrauches, zu dem sich Adoni», von einem Eber verfolgt und zu Tode verwundet, geflüchtet hatte; die weißen Blumen de» Strauches sollen von dem fließenden Blut« der Vevu» in rothe verwandelt worden sein. Diese Mythe benutzte auch Paul MsliffuS, ein Dichter de» fiebz«hnten Jahr hundert», als er in dem Bilde einer Rose den Schmerz seine» liebenden Herzens bekannte. . ... Nach einer anveren Sag« entstand die rothe Rose Lei einem frohen Götterfest Im Olymp. Amor nämlich stieß in einem raschen und leichten Tanze mit seinen Flügeln eine Schale mit köstlichem Nektar um. Der röthliche Gottenrank ergoß sich über die im Olymp blühenden weißen Rosen und theilte diesen seine Farbe und den bezaubernden Duft mit. Nur Herder weicht von ddestn Mythen ab; et Vetkachstt di« Rose al- eine Schöpfung der Grazien. Eine alte Dichtung erklärt Flora für die Schöpferin der Ros«. Zu jener goldenen Zeit, als noch die Himmlische» her- niederstiezen von ihrem Göttersitz«, ihr« Gestalten in menschlich« umwandelnd, und, im Gött-erbusen menschlich mit un» suhlend, sich wiederfanden auf unserer Er-de, da erblickte «inst in Tempe» blüthenreichem Thal« Cyt-Herens holder Sohn Flora schlafend unter Blumen. Morpheus hatte auf Amor» Bitten — denn kein Gott schlug dem Kleinen so leicht «ine Bitte ab — seine Schlummerstengel Uber sie geschüttet, und der Augen seiden« Wimpern waren fest verschlossen. Eine jugendliche Mutter im Kreist blühender Kinder, lag sie schlafend in d«r lieben Blüthen« weit. Die Blumen neigten ihre duftenden Häupter liebkosend iber sie, und von Zephyr» leisem Athem sanft bewegt — denn immer war der Jüngling in der Nähe der Geliebten — küßten ie die Schläfen der Göttin, und ihrer Blätter üppige Füll« chützte das Antlitz -der Schlummernden gegen die drennettden Blicke de» Phöbus. Aber gegen die Pfeil« des Tros schützten sie nicht, und selbst Zephyr, der Wachsame, hielt iinastlich den Athem zurück unv wendete weinend sein Gesicht ab, al» der gefürchtete Göttersohn sich nahte und sein triumphirender Blick seine heim liche Schalkheit verkündete. Lana« schon war dieser, heimliche Lieb« im Herzen, der Blumengeschmuckten in dem Gottergarten deS Olymp nachgrschlichen, aber die Kalte mied seine Liebe ver beißenden Blicke. — Niemand aber, und wären «S Götter selbst, kann der Macht de» EroS entfliehen, keiner darf ihn ungestraft verschmähen! — Schon greift der kleine Gott nach dem schärfsten Pfeile in seinem nimmer teeren Köcher, es spannt die geübte Hand den Bogen — Flora» Busen ist verwundet. Er ist gerächt und — entflieht! Der Wunde Brennen erweckt die Schlafend«,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite