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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.06.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190106253
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19010625
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19010625
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-06
- Tag1901-06-25
- Monat1901-06
- Jahr1901
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.06.1901
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TaS Königreich Sachsen hatte 108 Mitte, ganz Bayern 80 Mille, die Provinz Hannover nyr 10, Westfalen nur 2 Mille und ganz frei blieben die Provinzen im Westen: Hessen-Nassau und Rheinland, ebenso die bayerische Pfalz, Württemberg, Baden und Hessen, sowie das „Meerunr- schlungene" und dadurch vpr den Segnungen der Einwan derungen von der polnischen Grenze her gut geschützte Schleswig-Holstein. In Reust alt. Linie kam 1 Fall, in Reust jüng. Linie kein Fall vor. , Strehla. Ter landwirthschvftl. Kreisverein Leipzig wird Montag, den 8. Juli, seine Hauptversammlung in der Elbterrasse Hierselbst abhalten. Zu derselben werden nicht nur sämmtliche Vorstände der einzelnen Vereine, sondern auch Vertreter der Landwirthschaft und der Staatsregier ung anwesend sein. Großenhain, 22. Juni. Zu der Verhaftung von drei italienischen Arbeitern ln Senftenberg, über die wir vor kurzem berichteten, wird ergänzend gemeldet, daß nach Auskunft an zu ständiger Stelle gegen die Betreffenden lediglich unerlaubter Aufenthalt im Lande geltend gemacht wird. DaS Berliner Polizridirectorium fahndete seit längerer Zeit auf die anarchistischer Umtriebe wegen aus Preußen auSgewiesenen italienischen Arbeiter Pezzi, Baruzzi, Zini, die sich jedoch der Ausweisung zu ent ziehen gewußt hatten. Der Gendarmerie gelang die Ermittelung der Leute in Kausche bei Senftenberg, wo sie als Arbeiter thätig waren. Alle drei wurden verhaftet und zunächst dem Amtsgerichte Senftenberg, dann demjenigen in Cottbus zugesührt, wo sie eine Haststrafe wegen unerlaubten Aufenthaltes nach er folgter Ausweisung verbüßen werden. Dann werden sie über die LandeSgrenzr abgeschoben. Nossen. In der dem Herrn D. von Schönberg ge hörigen Mühle in Reinsberg traf ein umfallendes Scheunenthor, welches in den Angeln schadhaft geworden war, zwei Kinder deS Mühlenpächters Uhlig. DaS eine der Kinder blieb aus der Stelle todt, während das andere mit leichten Verletzungen davonkam. * Dresden, 22. Juni. In unserer nach dem Brande neu erstandenen herrlichen Krruzkirche ist in diesen Tagen daS neue große Orgelwerk, von der Firma Gebrüder Jehmlich, kgl. skchs. Hoforgelbauer in Dresden, geliefert, durch die königlichen Musikdirektoren Herr«?, Otto Dkrnel auS Berlin und Emil Höpner in Drerden behufs Abnahme einer eingehenden Prüfung unterzogen worden. Laut deS Expertenberichte- ist die Orgel da» hervorragendste Werk unsrer Stadt und kann in Bezug aus Mannigfaltigkeit und Ausgiebigkeit deS TonmatrrialS, sowie der Mittel zur Verwendung desselben, mit allen großen Werken de» Kontinents getrost rivalifirrn. DaS Werk enthält 92 klingende Register mit 6509 Pfrifen, darunter 15 Hochvruckrrgistrr; eine ^Echo-Abtheilung, aus dem Kirchbodrn befindlich, und eine große Zähl moderner HtlfSregister. Zwei hydraulische Motoren, ge liefert vom Clvilingenieur Bogt, Dresden, setzen die großen Magazingebläse in Thätigkeit. Wie wir hören, wird daS präch tige Werk von Herrn Musikdirektor Höpner demnächst in mehreren Concerten öffentlich gespielt und sollen dabet die be sonderen Charakterstimmrn benützt werden. Dresden. Die 5. Strafkammer de» hiesigen Land gerichts verhandelte gestern gegen dir Aufwärtrrin Emma Thekla Pie le» geb. Günther wegen fahrlässiger Tödtung. Die am 6. April 1872 zu Karlsruhe geborene Angeklagte wohnt in dem Hause Nr. 43 auf der hiesigen Schumannstraße. Am Abend deS 31. März d. I. ließ die PieleS ihr damals sechs Monate alte-, in ihrem Bette schlafendes Kind aus mehrere Stunden allein in der Wohnung. Die Angeklagte besuchte zu nächst ihre Schwester, dann traf sie mit einer Frau zusammen, mit der sie sich bis nach Mitternacht in einer Schankwirthschaft aufhielt. Ehe die PieleS von zu Hause weggegangen war, hatte sie im Wohnzimmer, in dem ihr Kind schlief, im Kachelofen ein Kohlenseuer angezündet. Zwischen dem Ofen und der Wand befanden sich aufgeschichteter Holzvorrath, einige Päckchen Zünd hölzer, sowie ein Federbett und eine Wattdecke, die trocknen sollten. Auf solche Weise verschuldete die Angellagte, daß während ihrer Abwesenheit ein Theil der hinter dem Ofen be findlichen Sachen in Brand grrieth und ihr Kind durch Ein- athmen von KohlenoxydgaS umS Leben kam. Als die PieleS »ach Hause kam, sand sie die Stube voll Rauch und ihr Kind, dessen Gesicht mit einer rußigen Kruste bedeckt war, als Leiche. Die Angeklagte muß den aus grober Fahrlässigkeit verschuldeten Tod ihres KindeS mit einer 8 monatigen Grsängnißstrase büßen. — Weiter verhandelte dieselbe Kammer gegen den Geschäfts reisenden Fritz Richter, der sich wegen Unterschlagung zu verantworten hatte. Der am 4. Juli 1868 zu Zwickau ge borene Angeklagte war seit 1. April 1889 Reisender bei dem Kausm mne Renner ln Plauen bei Dresden. Letzterer ist Ver treter der Dampsmühle von Hübler L Schönherr in Riesa. Richter ist beschuldigt, in dieser Stellung seit 1896 von den jenigen Geldern, die er für seinen Prinzipal vereinnahmt, nach und nach inLgesammt 4880 Mk. unterschlagen zu haben. Der Angellagte gab an, die veruntreute Summe betrage ungefähr 10000 Mk., und eS seien 4880 Mk. bis jetzt noch nicht ge deckt. Nach der Aussage deS Zeugen Renner sollen nach den Li» jetzt angrstelltru Erörterungen die unterschlagenen Betiüge sich aus ungefähr 8000 Mk. beziffern. Richter hatte in der selben Stellung bereit» bis zum Jahre 1896 nach und nach 6000 Mk. unterschlagen. Diese Summe ist jedoch mit Hilfe sei««» Onkel» gedeckt worden. Der Angellagte führte zu seiner Vertheidigung ^>n, er sei durch seine Berheirathung und infolge Krankheit seiner Ehefrau in Noth gerathen, auch habe er einen großen Theil de» Geld«» im Interesse deS Geschäfts verausgabt. Da» Gericht hielt 2 Jahre 6 Monate Gefängniß und 3 jährigen EhrenrechlSverlust al» entsprechende Ahndung. Ten Tod durch Ersticken und Verbrennen gefunden hat am Sonntag Morgen nach 6 Uhr die Privat« Fischer in TreÄren in ihrer Wohnung am Georgsplatz. Man ver mutet, daß sich beim Gebrauch eines Spiritusapparates ihre Kleider in Brand gesetzt haben, daß die Unglückliche dann hilflos im Zimmer umhergerannt ist und Sopha und Ivetten ebenfalls entzündet hat, bis sie ohnmächtig zu- sammengebrvchen und auf schreckliche Weise den Tod fand. Auf das Vvrkommniß ist man nicht sogleich aufmerksam geworden, so daß der Brand die ganze Wohnung erfaßte und ziemlich großen Schaden verursachte. Bei den Lösch arbeiten erlitten einige Feuerwehrleute Verletzungen. Kötzschenbroda Hier sand abermals eine von katho- lischer Seite elnberusrne Versammlung de» Volksvereins sür das katholische Deutsckland statt. Sie beschäftigte sich wiederum mit dem Toleranzantrage und beschloß, an daS königliche Mini- sterium die Bitte zu richten, ihren Bevollmächtigten zu beauf tragen, für die Annahme deS Tolrranzantrage« im BundeSrathe einzutreten. Pirna. Die allgemeine Knappschaft--PensionSkasse sür daS Königreich Sachsen zu Freiberg hat sich bereit erklärt, der Stadt Pirna ein Darlehn in Höhe von 1200000 Mk. gegen 4 Proz. Verzinsung und 1 >/, Proz. Tilgung zu gewähren. DaS Darlehn wird gebraucht mit 408000 Mk. sür den Realschul bau, 250000 Mk. für Kasernenbauten, 100000 Mk. für die Hausbergstraße mit Sandgosse und Seminarstraße, 225000 Mk. sür die Wasserleitung, 58 300 Mk. sür den Landankaus an der Rottwerndorf« Straße und 158700 Mk. sür Schleusen- und Pflaster-Herstellungen in der inneren Stadt . Von der söchs.-böhm. Grenze. Eine angeblich sehr praktische und namentlich für das reisende Publikum sehr erwünschte Neuerung ist beim Ersatz der alten Schie nen des Hauptgeleises aus dem Bahnhofe Mittelgrund bei Bodenbach zur Anwendung gekommen. An Stelle der alten, 10 Meter langen Schienen treten solche von 15 Meter Länge. Tie Verbindungslasch^en sind so hergestellt, daß sie an der Bindestelle eine Kleinigkeit höher liegen als die Schiene selbst, das darüber vollende Rad demnach dort auf der Lasche läuft. Turch diese Einrichtung wird das lästige Stoßen der Wagen beim Uebergang von einer Schiene zur anderen fast ganz beseitigt. Tie übrigens auch bedeutend stärkeren Schienen sowie die Laschen sind in der sächsischen Gußstahlfabrik in Teuben b. Dresden verfertigt worden. Cunewalde. DaS Komitee der streikenden Weber be absichtigt, eine mechanische Weberei zu erbauen, wenn die Ver handlungen de» Schiedsgerichts scheitern sollten. Ein Kapital in Höhe von 300000 Mk., sowie daS nölhige Bauland sollen bereit» gesichert sein. (?) Frankenberg. Ein hiesiger Bürger vermachte der Stadt eine Stiftung mit der Bestimmung, alljährlich in den Sommermonaten von den Zinsen öffentliche Concerte zu ver anstalten. Freiberg. Die Mannschaften unserer Polizei sind jetzt mit Litewken ausgerüstet worden. Diese Neuerung findet volle Anerkennung, die Neidsamen Uniformen nach Art unserer Offi- zierSlitewken werden den Schutzleuten in dm heißen Tagen deS Sommer» eine willkommene Erleichterung gewähren. Freiberg. Am Freitag stand die 18 Jahre alte T-ienstmagd Antonia Kossak aus Tschirkalasi in Rußland, zuletzt in einem Orte bei Döbeln bedienstet gewesen, unter der Anklage der Kindestödtung vor den Geschworenen. Ta die Angeklagte der deutschen Sprache nicht mächtig ist, war ihr ein Dolmetscher beigegeben. Mit Rücksicht auf den Gegenstand der Anklage fand die Verhandlung unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Tem Wahrspruch der Geschworenen gemäß wurde die Angeklagte wegen Kindes^ tödtung unter Annahme mildernder Umstände zu 3 Jahren 6 Monaten Gefängniß und 5 Jahren Ehrenrechtsverlust verurtheilt. Gr im Ina. Ein hies. Bürger wurde dieser Tage von seinem Dachshunde in beide Hände gebissen. Da das Thier tollwuthverdächtig war, wurden dem Verletzten die Wun den ausgeätzt. Derselbe reiste auch, nach Berlin, um sich im Pasteur'schen Institute in Behandlung zu begeben. Reichenbach. Hier fehlt's an Tänzern! Tie Saal- wirthe klagen, daß die öffentlichen Ballvergnügen nicht mehr recht besucht werden. Selbst in großen und sonst viel besuchten Etablissements ist es in letzter Zeit öfter dage wesen, daß vor dem aufspielenden vollen Orchester nicht mehr als drei bis sechs Paare aus der Saalfläche sich int Takte drehten. Noch! nie lag das Tanzgeschäft der Saal- wirthe so darnieder wie jetzt. Auch ein Zeichen der Zeit! Werdau. Ter Cigarrenfabrikant Joseph Brabant aus Roßwein, welcher sich am Tvnnerstag Vormittag in einem hiesigen Restaurant zwei lebensgefährliche Stich wunden beibrachte, verübte auch in Zwickau in einer dor tigen Krankenanstalt, wohin er von hier aus gebracht wurde, einen Selbstmordversuch mittels einer Scheere. An gehörige holten den Geistesgestörten von Zwickau ab und brachten ihn nach Leipzig in eine Krankenanstalt. Bra bant wurde hier plötzlich von der Idee befallen, daß er ein Mörder sei. Glauchau. DaS Stadtverordnetm - Collegium hatte mehreren, vom Rathe beschlossenen Gehaltszulagen für RathS- bramte nicht zugestimmt, vielmehr in Aendrrung ihrer früher ausgesprochenen Ansichten, wonach Gehaltszulagen den einzelnen Beamten von Fall zu Fall, je nach ihrer Leistungsfähigkeit und ArbeltSfreudigkeit, sowie nach der Verantwortlichkeit ihr« Stellung und nach der Schwierigkeit und dem Umfange ihr« Arbeiten zu grwähren feien, nuumehr die Vorlage einer GrhaltSstaffel ge wünscht. D« Rath hat jetzt beschlossen, diesem Wunsche zu entsprechen. Plaue« i. B. Gestern Nachmittag gegen 2 Uhr find auf der Strecke Neundorf-Weischlitz kurz hinter dem Bahnhof Nenn dorf 2 Zimmerleute, die bei der Firma Herm. Baumgärtel, hier, thätig waren, von einem Eisenbahnzuge überfahren worden. Die beiden Leute waren sofort todt. Die Verunglückten find: Sten del, gebürtig au» Böhme«, und Köberlei«, gebürtig au» Langen wetzendorf. Beide Leut« hatte» ihre Wohnung in Plauen. Sie wollten wahrscheinlich d« auf der Feldbahn herankommenden Lokomotive anSweichen und find dabei auf da» rechte Gleis der Linie Plan««Eger gerathen, wo sie von dem Schnellzug zur Seite geschleudert und überfahren wurdru. Dem eineu ist ein Bein, dem andern ein Fuß abgefahren worden, auch hatten Bride noch andere schwere Verletzungen erlitten. Leipzig, 23. Juni. Die ultramontaue .Schlesische^ Volkszeitung"»meldete neulich, der Benedtktinerpater Prinz von Schönburg-Hartenstein sei mit dem bekannten Grafen Schönburg- Wechselburg Borderglauchau von einer Touristengesellschast in der gemeinste« Weise beschimpft worden. Jetzt erklärt der Pater selbst in der .Köln. BolkSztg": .Gemein beschimpft und ver spottet wurde ich nie in Sachsen, ebensowenig mein Vetter Gras Joachim Schönburg-Glauchau aus dem Wechselburger Bahnhof. Er, die Gräfin und ich lachten herzlich, al» eine lustige Bier gesellschaft im offenen BahnhosSrestaurant bei der Abfahrt de» Zuge» ausstand, mich in scherzhafter Begeisterung hochleben ließ und sdie Krüge leerte. Wahrscheinlich hat der Verfasser de» Artikels von weitem daS ziemlich harmlose Gelächter dn vielfach etwa» angeheiterten Gäste als Verspottung eines Priester- und Ordensmannrs angesehen und sich daran geärgert, was ja be greiflich wäre." Diese Berichtigung ist höchst lehrreich. Man sieht daraus, wie die unschuldigsten Vorkommnisse von der ultra montanen Presse aufgebauscht werden, um der Welt glauben zu machen, die katholische Kirche sei in Sachsen .arg verfolgt und schwer bedrückt". Aus aller Welt. Am Sonntag Nachmittag entgleiste auf der Strecke BreS- lau—Brieg ein Theil der Achsen deS Berlin-Wiener Schnell zuges Nr. 8. Zwei Reisende wurden unerheblich verletzt. Ferner stieß auf der Strecke Breslau - Zobtrn der Breslauer Sonderzug mit einem von Zobten kommenden Personenzuge auf der Station Puschkowa zusammen. Sechs Reisende wurden unerheblich ver letzt. Beide Lokomotiven sind beschädigt. — In Breslau wurde die Modelltischlerei und elektrische Anlage der Aktien gesellschaft Ferrum in Zawodzie durch eine Feuersbrunst zerstört Der Schaden ist bedeutend. — DaS Hamburger Seegericht hat den der Deutschen Australia - Linie gehörenden Dampfer .Chemnitz" betreffs d« Antwerpener Kollision, wofür von der anderen Partei eine Million Mark Entschädigung verlangt wurde, für schuldfrei erklärt. — In Erfurt brach während einer Verhandlung de- Schwurgerichts im Saale deS dasigen LandgerichtSgebäudeS Feuer auS und zwar dadurch, daß der Kastellan beim Anzünden der Kandelaber einer Draperie zu nahe kam. Der Verhandlungssaal ist vollständig ausgebrannt und der Dachstuhl über demselben vernichtet. DaS LandgerichtSgebäude ist durch das thatkrästige Eingreifen der Feuerwehr gerettet. — Auf der „Deutschen Grube" bei Bitterfeld hat die 12jährige Keller in Abwesenheit ihr« Mutter Feuer im Ofen angezündet und goß aus der Kanne Petroleum darauf. Dabci explodirte die Kanne und daS Mädchen wurde von den Flammen er griffen und so arg verbrannt, daß es gestorben ist. — Der Arbeiter CzekalLki auf der Grube .Luise" bei Bitterfeld wollte einen Abraumwagen umkippen, that dies jedoch anscheinend zu langsam und wurde, als der Wagen plötzlich umschlug derart gequetscht, daß der Tod sogleich etntrat. — In der Freude über seine Genesung hatte d« soeben auS dem Krankrnhause in Weißenfels entlassene Arbeiter Meyer auS Teuchern, der wegen Beinbruchs behandelt worden war, dem Bierkruge so sehr zugesprochen, daß er auf dem Wege zu Bahnhof stürzte und denselben Unterschenkel zum zweiten Male brach. — Die in Hamburg herrschende WohnungSnoth nahm derartige Dimen sionen an, daß die Polizeibehörde mehreren obdachlosen Familien die im Cholerajahr errichteten Baracken zur Wohnung überwies. — In Borbeck schoß ein 25 jähriger Mensch, der gehört batte, er solle wegen Geistesstörung in eine Anstalt gebracht werden, auf seine Mutter, seine Schwester und das Dienstmäd chen. . Er verletzte seine Mutter schwer und erschoß sich dann selbst. — Aus der Zeche „Zentrum" bei Dortmund e.litten durch eine Explosion schlagender Wetter vier Bergleute Brand wunden. Einer ist bereits gestorben. — Im Puschlaverthal in Graubünden verirrten sich zwei kleine Mädchen im Alt« von 3 und 5 Jahren im Walde. Sie kamen vor Hunger und Entbehrung um. Vermischtes. Der Phonograph in einer politischen Versammlung. Am 17. Juni veranstaltete die sozia listische Liga der Antwerpener Werftarbeiter eine große Versammlung, in welcher der Präsident der Liga, Herr Fabri, eine Rede hielt, obwohl er sich zur Zeit in Holland aufhält. Ta er nicht nach Belgien kommen darf, begab sich ein Mitglied der Liga zwei Tage vor der angekündig ten Versammlung mit einem Phonographen nach Breda, in Holland, und Mchri sprach die Rede, mit welcher er seine Genossen anfeuern wollte, in den Apparat hinein. Vor Beginn der Antwerpener Versammlung wurde dann der Phonograph auf die Tribüne gestellt, so daß die „Ge nossen" die Instruktionen ihres abwesenden Führers aus dessen eigenem Munde entgegennehmen konnten. Ein neuer Wunderdoktor. Dem Aberglauben, Krankheiten von Menschen und Thieren in Bäume zu bannen, wird nicht nur auf dem Lande, sondern auch! in Berlin gehuldigt und zwar in weit ausgedehnterem Maße, als man geneigt sein dürfte, anzunehmen. Ten Wunderdoktor spielt in der Reichshauptstadt der „Vater Grau", ein ehemaliger Privatförster, der gleich seinem „Kollegen", dem Bauern Freiberg in Elsholz bei Beelitz, seine Kuren ohne Honorar verrichtet, jedoch eine frei willige Spende gern annimmt. Tas Bannen der Krank heiten in Waldbäume — nur solche kommen bei der Heil methode des Alten in Betracht — geschieht an den Diens tagen und Freitagen der Bottmondwoche. Ter Mond mutz unbedingt sichtbar sein, wenn die Kur gelingen soll. Hauptsächlich sind es Rheumatismusleidende, die bei , „Vater Grau" Hilfe suchen. Tie Operation wiick in fol- * gender sonderbarer Weise vollzogen: Dem Kranken wird an der schmerzenden Stelle eine Nadel in die Haut ge stochen, bis einige Tropfen Blut zum Vorschein kommen«.
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