Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.07.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190107064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19010706
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19010706
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-07
- Tag1901-07-06
- Monat1901-07
- Jahr1901
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.07.1901
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
tos Sanitz. W w WWMtUch- Hrrvtz», SßWttzf tz Ws- Jahrhundert begannen, dieBlume der großen Nachfrage wegen in den Gärten zu ziehen. Tas schöne Blau der Blüthe wird jedoch leicht von der Sonne ausgebleicht, darum galt die Kornblume früher als ein Zeichen der Veränderlichkeit; und in einer altdeutschen Schrift von der „Bedeutung der Blumen" heißt es von ihr: „Wer sein Herz wandelt und selbst nicht weiß» wo er bleiben will, und seinen Wankelmuth verholen trägt, der soll Kornblumen tragen, die sind blau und lustiglich und fär ben sich weiß, sie mögen nicht lange ihre Farbe behalten und zeigen ihren Wandel." — Was die Kornblume für uns Deutsche bedeutet, diese Frage beantwortet P. K. Rosegger folgendermaßen: Sie war die Lieblingsblume der Königin Luise, die unter den Franzoseneinfällen so schwer gelitten. Dann hat ihr Sohn, Kaiser Wilhelm I. die Kornblume erwählt und da bei wohl kaum geahnt, daß die liebliche, blaue Blume das Sinnbild seines weltgeschichtlichen Werkes werden sollte. Welch ein deutscher Fürst immer das Reich zur Einheit geführt haben würde, diese, und gerade diese Blume hätte sein Symbol werden müssen. Weiß wohl auch; Jeder, d?r die Kornblume im Knopfloch trägt, wie sie gestaltet ist ? Ein Kranz von vielen Sonderkrönlein vereinigt sie zu einer Krone! So wie Wilhelm !, die deutschen Fürsten vereinigt hat zum Kaiserreiche. Die Kornblume ist das Zeichen der politischen Einheit Deutsch lands, der Wiederaufrichtung des deutschen Reiches. Da ran denken bei dieser Blume gehobenen Herzens die Deutschen aller Länder." — WaS frommt Dir die Gestalt? WaS frommt Dein hoher Sinn? Ein Laken und ein Bett, Ist endlich Dein Gewinn. Spiel' »och so lang und gut Die Nolle hier auf Erden, Der Schauplatz muß einipäl Doch zugezogen werden. Die Thräne. Thut man iuS Leben kaum den erste» Schritt, Bringt man als Kind schon eine Thräne mit. Und Freudenthränea girbt als ersten Gruß Dem Kind die Mutter mit dem ersten Kuß. Ma» wächst empor daun zwischen Freud' und Schmerz. Dann zieht die Liebe iu daS junge Herz, Und offenbart dar Herz der Jungfrau sich, Spricht eine Thräne: „Ja, ich liebe Dich!" Me schön ist doch die Liebe einer Braut, Wen» dem Geliebten sie inS Auge schaut. Man schlingt daS Baud, sie werden Weib und Mauu, Daun geht der Kampf mit Noth und Gorgen am Doch wenn der Man» die Hoffnung schon verlor, Blickt noch da- Weib vertrauensvoll empor Zur Sternenwelt, zum heitren Himmelslicht, Und eine Thräne spricht: »Verzage nicht!" Der Mann wird Greis, die Scheidestundr schlägt, Da stehn um ihn die Seinen tief bewegt. Und aller Augen steht man thränenvoll, Sie bringen ihm den letzten LirbeSzoll. Doch still verbleicht, blickt noch um sich der Christ In seiner Kinder liebliche- Gesicht. I« letzten Kampf, ja selbst noch i« Vergehn Spricht eine Thräne nur: »Auf Wiedersehn!" Für tz« sinnigen Naturfreund kann es nicht ein reizenderes Bild geben als das eines goldenen Mugeuden Kornfeldes voller bunter Blüthen, rother Mohn- HzM. blauer Kornblume», weiger Winden und violetter u. Und doch sieht eS He Mehrzahl der Landleute, recht bunt ist, nur mit Verdruß» wohl gar mit denn diese uns so lieblich entgegen lachen sind ja böse Unkräuter. Tie lieblichste aller zudringlichen Pflanzen ist die Kornblume, der Jahrhunderte zu einem Allerweltslieb- n ist. Sie hat sich bei uns so eingebürgert, kaum noch daran denkt, daß sie eine Aus- „— ist; sie soll durch die Kreuzfahrer einst mit hon Made» aus Asien zu uns herüber gekommen sein. die Göttin des Ackerbaues, einst "die dmgende» Kornfelder durchwandelte und sich ihres Segens fronte, den sie den Menschen spendete, da nahten sich ihr die Cyanen oder Kornblumen und klagten: „O Ceres, Umrmu ließ Tein Wink uns erblühen inmitten Deiner Gabe», die das Land mit Aehren bedecken? Ter Erde Sah« berechnet nur die Menge des ihm winkenden Segens; u»S aber schaut er nicht einmal an. So gieb uns auch ei» körnergeschwelltes Haupt wie den schwergesenkten Wchren! wo nicht, so laß uns wo anders einsam blühn, md »vir den Aicken des Menschen und seiner Verachtung rutzogen sind." Die Göttin aber erwiderte ihren holden Bkmrentindern liebreich: „Nicht doch, ihr Lieben; ihr wurdet vielmehr von mir ersehen, hier im rauschenden Gewogje der Aehren zu blühen. Des Nutzens bedarf es hier nicht mehr; denn ihr seit die Priesterinnen im großen Volk der Aehren. Darum sollt ihr nicht ährengleich rauschen rmd schwerbelastet euer Haupt zur Erde neigen, sondern frei und fröhlich blühen und emporschauen als ein from mes Bild der stillen Heiterkeit und des zuversichtlichen Glaubens zu den Höhen des azurblauen Alls. Und darum hab« ich euch als Priesterschmuck ein himmelblaues Ge- - wand verliehen, euch auszuzeichnen als meine Priester innen de- Himmels und der Menschen, zu predigen . Glaube und Treue. Und geduldet euch nur, die ihr jetzt fcheiubar vereinsamt und verlassen steht, am Erntetage, wem» alle diese Halme und Aehren fallen unter der Hand daß Schnitters, dann wird euch die Schnitterin suchen und Pflücken, sich mit euch ihre Stirn umschmücken." Da rüber waren die Nagenden Kornblumen zufrieden, und sie schieden dankerfüllt von dem milden Angesichte der hohen Göttin und freuten sich nun ihres bevorzugten Staude- und ihrer hohen Bestimmung. Und so blühen sie Weiler als schöne Priesterinnen inmitten des wogen de« HalmenMeeres und predigen den Menschen des Him mel- Gnade und Güte. Wurde eine Kornblume am Frohnleichnamsfeste aus- gegräben, so war sie besonders heilsam; sie stillte das Nasenbluten, wenn man sie so lange in der Hand hielt, hi- sie erwärmt war. Eine eigenthümliche pommersche Sage nennt die Pflanze Schimmelblume und sagt, man dürfe sie nicht ins Haus bringen, sonst fange das Brot an zu schimmeln. Diese Sage bezieht sich offenbar auf dm Allzüberzug, den die Kornblume, wie die meisten Arten der Gattung Centaurea zeigen und ihnen den Namen „Flockenblumen" eingetragen hat. Ihrer herrlichen blauen Farbe wegen ist die Ävrn- blnme feit alten Zeiten so geschätzt, daß trotz des Ueber- flufses, den unsere Kornfelder darbieten, die Gärtner, Wie »»- Tabernämvntan erzählt, schm im sechzehnten i Erzähler an der Elbe. velletr. Gratisbeilage zn« „Riesaer Tageblatt". Rr. »« 0. IM, l»»l. Ein modernes Aschenbrödel. Bon M. Adrlmi. Fortsetzung. Ich schlenderte planlos durch die im Dunkel liegen der! Alleen. Geistig ein wenig abgespannt, suchte ich die abgelegeneren Partien des Gartens auf und dachte an nichts anderes, als an den wunderbaren Zauber der mich umgebenden Natur. Ringsum herrschte tiefe Stille, die meine Nerven wvhlthuend berührte. Ta auf einmal knisterte der Kies. Ich vernahm das leise Rauschen eines Frauengewandes und zugleich eine gedämpfte, mir bekannte Stimme. — Ich schaute um- — Aus dem nächsten Seitenpfad traten zwei Gestalten. Tie ungewisse Beleuchtung ließ mich dieselben nur undeutlich erkennen. Ten Bewegungen nach schienen sie jung. Ich wollte mich ungesehen zurückziehen, um sie an mir vor über zu lassen, und trat tiefer in den Schatten der Bäume. Auch ohne dies hätten sie mich wohl schwerlich bemerkt, so ganz schienen sie in ihr Gespräch vertieft. Jetzt waren sie kaum fünf Schiritte noch, von mir ent fernt. Ich! konnte ziemlich genau einen hochgewachsenen Herrn mit einer Dame am Arm unterscheiden und diese in leisem zärtlichen Ton sagen hören: „Sie glauben nicht, wie lang mir der heutige Tag geworden. Ich glaubte, daß er niemals enden wollte, und fürchtete schon, Sie heute nicht mehr zu sehen. O Ferdinand, warum blieben Sie auch so lange aus, warum gingen Sie überhaupt fort?" Ich traute meinen Ohren nicht!" — Diese Stimme! — Wie gebannt verharrte ich an der nämlichen Stelle, — auch sie waren stehen geblieben und ich vernahm seine Antwort. „Sie Haben mich vermißt! — Auch meine Gedanken weilten diesen ganzen langen Nachmittag bei Ihnen! Dieser kurze Augenblick ungestörten Beisammenseins ver mag mich kaum für die traurige Trennung zu entschädigen! — Ach, und wie bald werden wir für immer von einander scheiden müssen." „Sprechen Sie nicht von Trennung, Ferdinand," rief sie schmerzlich, „nicht jetzt — ich will nicht daran er- erinnert sein —" „Und doch," fiel er ihr bebenden Tones ins Wort, „und doch! müssen wir uns mit dem Gedanken vertraut machen. — Ich werde Badenweiler in den nächsten Tagen verlassen!" „Ferdinand!" schrie sie auf. „Um Ihretwillen muß ich! gehen," fuhr er erregt fort. „Ich habe nicht ehrenhaft an Ihnen gehandelt. Ich habe Empfindungen, Hoffnungen in Ihnen geweckt, die ich nie erfüllen kann. Gott weiß, daß ich Sie treu und innig liebe, wie nie zuvor ein Weib. Aber ich bin arm, ich habe außer meiner schmalen Pension kein Einkommen und zudem bin ich ein Krüppel. —" „Ferdinand!" wiederholte sie vorwurfsvoll. „Es ist, wie ich sage," sprach er unerbittlich weiter, arm und ein Krüppel — ich habe nichts Ihnen zu bie ten, als mein Herz — Sie sind eine an Luxus und Ueber- sluß gewöhnte Dame — Mangel und Entbehrungen warten Ihrer an meiner Seite. Ich liebe Sie zu sehr, um Sie diesen auszusetzen, und Sie selbst — Sie selbst, Wera — seien Sie aufrichtig — Sie würden ein solches Leben nicht Wünschenswerth finden." Ich lauschte gespannt ihrer Antwort — aber sie blieb aus. Erst nach: einem minutenlangen, peinlichen Schwei gen sagte sie zögernd: — „Und Ihr Bruder — ich hielt ihn für vermögend — könnte er nicht " „Wera," unterbrach er sie heftig, „was denken Sie von mir! Meinen Sie, ich ließe mir etwas schenken? — Von meinem Bruder so wenig, als von Ihrem Schwager oder sonst von einem Menschen in der Welt! — Nein, gottlob, so viel Ehre besitze ich noch, wenn ich auch, Ihnen gegenüber, der Macht meiner Gefühle erlegen, und eine« Augenblick das Gebot der Pflicht vergessen konnte." „Fassen Sie doch nicht gleich Alles so tragisch auf," flüsterte sie, und suchte ihn mit schmeichelnden Worten ,zu beschwichtigen. Ich konnte seine Antwort nicht verstehen, den» sie entfernten sich hastig, da von anderer Seite sich Schritte näherten. Ich aber stand noch lange auf der nämlichen Stelle und starrte ihnen in das Dunkel nach Ich dachte an Herrn Sokoff und was ich! mir bisher nur dunkel bewußt. gewesen, war mir nun plötzlich hell und klar. Fräulein Wera Kurpotkin war eine schlaue Kokette, eines ehren- werthcn rechtlichen Mannes unwerth. Ich konnte nicht einmal glauben, daß sie Ferdinand Rheden aufrichtig liebe. Ter hübsche, martialische Mann mochte ihr ge fallen, seine galante Aufmerksamkeit ihrem Stolz schmei cheln , ihr in der Monotonie des Badelebens eine ange nehme Unterhaltung sein, aber ihn zu heirathen, würde sie sich bei der Kenntniß seiner pekuniären Verhältnisse nie entschlossen haben. Fräulein Wera konnte nur in einer alle ihre Bedürfnisse reichlich befriedigenden Par tie Genüge finden. Ter junge Rheden dauerte mich; Seine Gefühle für das Fräulein waren aufrichtig; er war ein nobler Cha rakter. Ich wünschte von Herzen, daß er der inneren WarnerstimMe Folge leisten und schnell abreisen möchte. Anderenfalls warteten seiner sicher noch schmerzliche Kämpfe und vielleicht noch schmerzlichere Enttäuschungen. Mit Spannung sah ich den nächsten Tagen entgegen. Zugleich ergriff mich ein gewisses Unbehagen gegenüber Herrn Sokofs. Sein Blick begegnete dem meinen oft so fragend, daß ich förmlich verlegen wurde. Es gehört zu meinen festesten Grundsätzen, jederzeit, auch im kleinsten offen und wahr zu sein. Auf keinen Fall wollte ich den Mann täuschen, der mir mit so liebenswürdigem Ver trauen entgegenkam, aber andererseits widerstrebte es meinem innersten Gefühl, ein durch Zufall entdecktes Ge- heimniß preiszugeben und mich in die innersten Fa milienbeziehungen Anderer zu mischen, die mich eigent lich gar nichts angingen. Meine stille Hoffnung erfüllte sich nicht. Ferdinand Rheden reiste nicht ab. Er sprach wohl öfter davon, wurde aber stets von seinem Bruder und Herrn Sokoff selbst in seinem Vorhaben umgestimmt. Weras Einfluß mochte das Seine dazu beitragen, genug, er kam nicht fort. Tie Verhältnisse erschienen mir von Tag zu Tag un erquicklicher. Mad. Kurpotkin drängte auf eine Erklärung ihres Schwiegersohnes, während ihre Tochter Alles auf- bot, dieselbe hinauszuschieben, ohne jedoch gegen die Sache selbst irgendwelche Abneigung zu verrathen. Im Gegen-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder