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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.04.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020402010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902040201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902040201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-04
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Amtsblatt des Hönigkichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes nnd Nolizei-Amtes der Stadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6gejpaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redactionsstrich (4 gespalten) 75 H, vor den Familiennach- richten (6 gespalten) 6V H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren sur Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung /L 60.—, mit Postbesörderung 70.—. ^««atsmeschillß für Anzeigen: Abend-Ausgab«: Bormittag« 10 Uhr. Marges-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Bet de» Filiale» und Annahmestellen je eiu« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets au die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von L. Polz in Leipzig. Mittwoch den 2. April 1902. 86. Jahrgang. Die zweijährige Dienstzeit in Frankreich. V. ^v. Es giebt wohl zur Zeit kaum eine zweite mili tärische Angelegenheit, die die Gemüthcr in Frankreich mehr beschäftigt, als das Schicksal der zweijährigen Dienstzeit, die im Princip von der Deputirtenkammcr bereits angenommen worden ist und ihrem cndgiltigcn Geschicke nunmehr noch im Senate entgegensieht. Man braucht aber kein Hellseher zu sein, um mit ziemlicher Bestimmtheit vorauszusagen, daß das Botnm des Senats in dieser Frage schwerlich von -em der Deputirtenkammcr abweichen wird, denn einmal ist die Verkürzung der Dienstpflicht so gilt wie einstimmiger Wille der gesammten Nation und andererseits würde dieselbe, cks kaoto auf alle Wehrpflichtigen gleichmäßig angewcndet und ausgedehnt, nicht viel mehr bedeuten, als die heute im Wesentlichen doch nur noch auf dem Papiere bestehende dreijährige acttve Dienstzeit. Bon so vielen Gesichts- puncten auch sowohl in der ausländischen wie in der in ländischen Presse das interessante Zukunftsbild beleuchtet wird, das die französische Armee dermaleinst in ihrer neuen Gestaltung geben wird, unter der letztgenannte» Erwägung hat die bevorstehende Einführung der zwei jährigen Dienstzeit in Frankreich noch nirgends ge standen, obgleich dieselbe doch das Fundament bilden sollte, auf welches alle übrigen Folgerungen aufzubauen wären. Thatsache ist zunächst, daß die Einstellung der französischen Recrnten in den Dienst Mitte November jeden Jahres, ihre Entlastung aber schon Mitte Sep tember stattfindet, und es ist ferner zugegeben, daß heute von dem alljährlichen Recrutencontingent von 210 000 Mann 132 500 Mann 31 Monate, 11 500 Mann 21 Monate und 68 000 Mann sogar nur 10 Monate dienen. Zieht man aus der Verschiedenheit dieser Dienst zeit daS Mittel, so findet sich, daß der französische Soldat von seinen drei Jahren gesetzlicher Dienstverpflichtung nur 23,85 Monate unter der Fahne steht nnd daß daher die gesetzliche Neuerung einer 24monatigen Dienstzeit im Grunde genommen keine wesentliche Verschiebung in der thatfächltchen Dauer der activen Wehrpflicht gegen früher bedeutet. Ein merkbarer Unterschied auf rein mili tärischem Gebiete tritt erst -ort ein, wo man die Bor- thcile in Erwägung zieht, die der Armee aus der gleich mäßigen und gleichzeitigen Ausbildung aller Recruten erwachsen und die naturgemäß um so größer sein müssen, je pünktlicher und je übereinstimmender der Ersatz sich alljährlich dem Ausbildungspersonal gegcnübcrstellt. Erscheint demnach für die französische Armee die Frage der Zeit schwerlich als ein Hindcrniß für den Uebergang von der dreijährigen zur zweijährigen Dienstzeit, so läßt sich nicht leugnen, daß die mannigfachen Besorgnisse der Regierung wegen ungenügender Stärke des Jahres- contingentes nicht unbegründet sind und daß unter den gegenwärtig gesetzlich zu Recht bestehenden Bestimmungen über Dienstbefreiungen und Capitulationsbedingungen die Gleichmäßigkeit einer zweijährigen Dienstzeit kaum zu erreichen sein dürfte. General Andre hat vor der Depu- tirtcnkammer ausgcführt, daß, wenn Frankreich heute zur Verkürzung der activen Dienstpflicht übergehen sollte, das budgetmäßige Friedenscffectiv von 575 000 Mann um 50 000 Köpfe hinter seinem Lollbestandc zu rückbleiben würde und daß deshalb Maßnahmen getroffen werden müßten, die solchen Ausfällen nicht nur vor beugten, sondern sie für alle Zeiten unmöglich machten. Wir möchten zunächst auf Grund zuverlässigen Materials die Andr6'schen Zahlen etwas genauer fest legen und dabei von der Basis ausgehen, daß Frank reich vom Jahre 1904 ab thatsächlich zur Ein führung der zweijährigen Dienstzeit übergeht. Zu dieser Zeit werden der französischen Armee, außer dem festen Heeresbestande von 118 000 Mann und den beiden algerischen Cvntingenten von insgcsimmt 62 000 Mann, der Jahrgang 1901 mit 198 422 Mann und der Jahrgang 1002 mit 211185 Mann zur Verfügung stehen, mithin in Summa 533 807 Mann den Friedens stand des Heeres bilden. Soll dieser auf der gesetzlichen Höhe von 575 000 Mann fcstgehaltcn werden, dann werden 41193 Mann fehlen, auf deren Deckung schon heute Bedacht genommen werden müßte. Wie es möglich sein wird, diese Lücken zu füllen, ob durch Fallenlafsen SSSSWWWWMSS— Feuilleton. Der soll Ostern in die Schirle! Skizze aus -em Ktnderleben von Max Mendheim. Nachdruck verbot«». „Hüo, hü!" hörte die Mama rufen, als sie aus der Küche, wo sie eine Zeit lang beschäftigt gewesen war, wieder ins Zimmer trat. Sie hörte die Rufe ganz deutlich und konnte doch im ersten Augenblick den also rufenden Roffelenker nicht gleich erspähen. Aber die zwei edlen Hengste — im gewöhnlichen Leben dienten sie als ganz gemein« Stühle —, die da so stramm und gehorsam, so stolz und fromm nebeneinander stan'dcn, und die Richtung der von ihnen ausgehenden Zügel — cs waren etwa zehnfach zusammengeknüpfte Stückchen Bindfaden verschiedener Länge und Stärke — ließen doch alsbald ahnen, wo der kühne Lenker dieses Gespannes zu suchen sei. „Hüo, hü!" ertönte cs eben wieder, als die Mama ihren Kopf, der Zügelrichtung folgend, hoch cmporrichtete und ihr Auge voll Schaudern und Grauen auf den hohen Wäscheschrank schweifen ließ, von wo die Rufe erschallten. „Aber Rudolf! Was machst Du denn da oben?" rief sie entsetzt. „Du sichst doch, ich spiele Pfcrdcns!" wurde ihr ganz sorglos und uugcnirt zur Antwort von einem, lustig mit den Beinen (glücklicherweise war nur ein Fuß beschuht, während der andere mit einem von thalergroßeu fleischigen Stellen unterbrochenen Strumpf bekleidet war) zappeln den und wiederholt an den Sqrank, auf dem er thronte, sämmtlicher Dispensirtcr oder durch Abschluß zahlreicher Eapitulationöverhandlungen mit Gemeinen und Not"- officieren oder endlich dnrch Einstellung der Ersatz reservisten, laßt sich heute noch nicht Voraussagen, den» selbst in Frankreich tappt man nach dieser Richtung noch völlig im Dunkeln und verspricht sich von dem einen Vorschläge ebenso viele Bortheile wie von dem anderen. Wirthschaftlich von weittragendster Bedeutung wäre un streitig, wenn die Regierung sich zur rigorosen Ab schaffung aller DiSpense verstehen nnd Gleichheit der Dienstzeit für alle diensttauglichen Lente beanspruchen würde. Die in diesem Falle den znrückbleibendcn Familien einziger Söhne, Stützen armer Wittwen oder Erzieher minderjähriger Geschwister in Aussicht gestellten Geld- entschädigungen werden wohl schwerlich hinreichcn, die entstandenen Verluste zu decken, und wirthschastlicher Ruin mag oft genug die Folge sein, wenn die leitende Hand einem umfangreichen Unternehmen oder großen Betrieben auf zwei Jahre genommen ist. Vortheilhafter für alle Theile erscheint uns daher, wenn in ausgiebigstem Maße auf die «ervioos auxilairc^ zurückgcgriffen und auf diese Weise der Fricdensstand der Compagnien u. s. w. von den Arbeitsdiensten in den Bureaus und Magazinen befreit würde. Es sollte keine große Mühe machen, 30 000 solch' halbtauglicher Leute alljährlich in Dienst zu stellen und damit den wesentlichsten Theil jenes Dcficits von 41193 Mann zu decken, der nach unserer Berechnung an dem Vollbetrage des jährlichen Heerescontingents fehlt. Ob es aber der französischen obersten Armceleitnng selbst nach Ucberwindung aller Schwierigkeiten gelingen wird, nach Einführung der zweijährigen Dienstzeit die werthvollen Früchte hoher Schlagfertigkeit und zuver lässiger Kriegsbereitschaft der Armee festzuhalten, das sollte von allen Fragen die wichtigste sein, die sich die große, Deutschland benachbarte Republik vorlcgen müßte, bevor sie ernsthaft Hand an jene Reformen legt. Denn darüber kann doch wohl kein Zweifel bestehen, daß ein auf zweijähriger Dienstzeit beruhendes Heer in seiner Ausbildung, seinem Eifer und in dem Ernste des Dienstes auf ganz andere Füße gestellt sein mutz, als eine Armee, die in einem dreijährigen Turnus die Ziele ihrer militärischen Vervollkommnung erreichen soll. Aber wenn man die amtlichen französischen Berichte einer Durchsicht unterwirft, die von den vorjährigen Manövern über das Versagen ganzer Divisionen in der Gegend von Rochefort und über die mangelhaften Marsch leistungen von Regimentern bei Lyon handeln, dann kann inan sich des Eindruckes nicht erwehren, daß die französische Armee, vor -er Hand wenigstens, noch nicht reif ist, mit Erfolg an die Verkürzung seiner activen Dienstzeit heranzugehen. Der Krieg in Südafrika. Die letzten Operationen im westlichen Transvaal. Man schreibt uns aus London unter dem 29. März: Kitchener's großes Treiben im westlichen Transvaal, das erste der Art in jener Gegend und im Stile der Treiben gegen De Wet in der Oranje- Gegend, mutz nach der Zahl nnd dem Umfange der be treffenden Meldungen ein Erfolg gewesen sein oder wenigstens als solcher von den Engländern betrachtet werden, denn im entgegengesetzten Falle würden keine Nachrichten vorltcgen; man läßt sie eben einfach nicht durch, das ist das Einfachste und Beste. Aber die „Wegnahme" der fünf Geschütze ist, wie wir schon versicherten, ein imaginärer Erfolg, und die Zahl der Gefangenen im Berhältniß zu dem Aufwande au Mühe und Kräften und vor Allem an Zeit durchaus als kein Erfolg zu bezeichnen. In dem Sinne depcschtrt auch der Corrcspondcnt der „Times", der das Treiben im Gefolge des Obersten Kekcwtch mitgemacht hat. „Das Resultat ist nicht sehr befriedigend, da eine große Zahl von Boercn, die in dem Kessel waren, entkommen sind", so lautet wörtlich das Urtheil des genannten Correspondenten. Das Treiben begann am Sonntag Abend vor acht Tagen, und Kitchener's Plan entsprechend dehnten sich schlagenden Kerlchen, -a- just noch einmal sein „Hüo, hü!" rief, dabei mit den Ueberresten einer ehemaligen Peitsche nach den Pferden schlug und sich dazu beängstigend tief herunterbeugen mußte von seinem luftigen Sitze. „Aber Junge, da» kannst Du doch unten gerade so gut, dazu brauchst Du doch nicht auf den Schrank zu klettern", belehrte «die Mama ziemlich ungehalten ihren unter nehmungslustigen Sprößltng. „Ich spiele doch Postkutscher!" rief der wieder er« läuternd von oben herab,- „Du weißt -och, die sitzen ganz hoch oben! DaS kann ich -och nicht unten spielen!" „Ach was, dann spielst Du eben etwas Anderes. Gleich kommst Du 'runter! Wie bist Du denn überhaupt da hinaufgckommen?" „Nu, das ist doch ganz leicht, da hab' ich blos einen Stuhl arrf daS Sopha gestellt und bin 'naufgestiegcn, er klärte der Herr Rudolf so einfach, al» ob daS die natür lichste Sache von der Welt wäre. „Auf da» gut«, frisch überzogene Sopha?" rief die Mama und warf einen besorgten Blick auf den schön ge musterten, zum Glück trotz der Stuhlbeine noch un versehrten Plüsch. „Nun kommst Du aber sofort herunter! Aber nicht wieder iiber das Sopha, wart' ich hole den Treppenstuhl auS der Küche!" Kaum aber hatte sie den Rücken gewendet, so hörte sie einen Plumps und richtig, wie sie sich umsah, saß der biedere Roffelenker schon unten in der Stube. Ein kühner Sprung hatte -en etwas umständlich werden sollenden Abstieg wesentlich erleichtert. Die erschrockene Mutter cuhmete freilich erst erleichtert aus, al» sie den mnthigen Springer »rnversehrt aufstehen und daun — der Dinge, die etwa kommen sollten, doch zweifelhaft entgegensehend — schleunigst unter da» Sopha verschwinden sah. die britischen Colonnen von Vaalbank am Taaibosch- Spruii, 25 Meilen südöstlich von Lichtenburg, bis Com- mando Drift am Vaal aus. Betheiligt waren eine ver- hältnißmäßig sehr große Zahl britischer Truppen. Oberst Kekewich mit den Colonnen von Donop und Grenfell gingen von Vaalbank aus vor, Oberst Rawltuson und General Walter Kitchcuer brachen von Klerksdorp aus auf und Oberst Rochefort mit vier Colonnen von Kom mando Drift. Sämmtliche britischen Abtheilungen bewegten sich in westlicher Richtung bis zu einer Linie etwa 35 Meilen west lich von Klerksdorp, und dann drehten sie gleichzeitig nm nnd trieben in entgegengesetzter Richtung. Am Montag Mittag, also nachdem die britischen Truppen schon stark er müdet sein mußten, erkannte man eine Abtheilung von 500 bis 600 Mann, die in nordöstlicher Richtung mar- schirten. Man scheint diese zuerst für eine eigene Ab theilung gehalten zu haben, denn der Zusammenhang zwischen den britischen Colonnen war im Laufe des laugen Marsches verloren gegangen »nd Oberst Rawlinson im Ccntrum stark zurückgeblieben. Trotzdem aber hofften die Briten, -aß die Bocren, nachdem sie einmal erkannt waren, nicht entkommen würden, denn sie waren numerisch so be deutend unterlegen, nnd Oberst Grenfell war mit seinen Truppen auch nur zehn Meilen von der Klerksdorp- Bcntersbnrg-Linie entfernt. Nur die Avantgarde Gren- fell'ö kam mit ihnen in Berührung, war aber nicht stark genug, ihnen erheblichen Schaden zuzufügen, sondern ver mochte sie nur zur Aufgabe ihrer Wagen zu veranlassen und der erwähnten fünf Methnen'schcn Geschütze. Die Bocrenabtheilnng löste sich in drei Theile auf, und cs ge lang ihr unter Benutzung des hügeligen Geländes, den Briten aus den Augen zu kommen und nach Süden durch zubrechen. Die britischen Truppen waren 24 Stunden im Sattel nnd an Verfolgung war nicht weiter zu denken, denn weder Menschen noch Thicre vermochten sich zu fer neren Anstrengungen anfznraffen. Die Gesammtzahl der im Treiben befindlichen Boercn wird auf 1000 geschätzt, und es befand sich unter ihnen General Liebenberg, dessen Gepäck den Eng ländern mit den Wagen in die Hände fiel. Angelegt war, so wird versichert, der Plan auf das Großartigste, aber der Fehler war der, daß die Leute Entfernungen zurücklcgen sollten, die eben nur Bocren durchreiten können. Ob Delare» im Treiben war oder nicht, darüber sind die An sichten sehr verschieden. Liebenberg, Kemp und Pvtgictcr waren jedenfalls darin, Delarcy war aber nach Aussagen Gefangener nicht in der gefährdeten Zone. Zweifellos war cs Kitchener's Absicht in dem Augenblicke, wo Fricdcnsvcrhandlungen im Gange zu sein scheinen, nnd wo man noch unter dem ungünstigen Eindruck der Nieder lage Metünen'S stand, einen Capitalstrcicb anSznführen, der ihm aber, wie schon so viele zuvor, so gut wie mißglückt ist- , * LvUZV», 1. April. (Telegramm.) Lord Kiichener meldet aus Pretoria vom 31. März: In der vergangenen Woche sind 26 Boeren gefallen bez. verwundet; 259 wurden im Nord osten de« OranjestaateS gefangen. Die Operationen waren durch da« Anschwellen der Flüsse sehr behindert. Der Boereuconnnandant BeperS entfaltet im Norden von Transvaal jetzt wieder «ine regere Tbätigkeit. Ec hat «inen nur gering besetzten «nglischen Posten im Speloaken-District umzingelt, ist aber von einer zum Entsatz« herbei geeilten britischen Evlonne unter Oberst Colenbrander mit leichter Mühe znriilkgeworfen worden. Deutsches Reich. /S. Berlin, 1. April. (Zur Stellung des Deutsch- tbumS in Amerika.) Der deutsche Professor au der Harvard-Universität Kuno Francke veröffentlicht im April heft der „Deutschen Rundschau" über die deutsche Eultur in den Bereinigten Staaten und da» Germanische Museum der Harvard-Universität einen lehrreiche» Aufsatz, der nach der Reise de« Prinzen Heinrich hüben nnd drüben mit gesteigerter Aufmerksamkeit gelesen werden wird. Francke gehört nicht zu Denen, die den Glauben an die Zukunft de« Deutschamerikanerthum» „Wirst Du gleich vorkommen!" erscholl eS aber nun wieder auS dem Munde -er Mutter, „ober ich hole den Stock." Die letztere Drohung hatte Erfolg; Rudolf kam, wenn auch noch etwas zögernd und de» zu Erwartenden un gewiß, hervorgekrochen, stellte sich, die Hände tn den Hosentaschen, tn einiger Entfernung von der Mama auf, sah diese erst etwas fragend und beängstigt an, lief aber dann, al» er ihren Unmuth schwinden sah, ans Fenster, warf einen Blick hinaus und rief dann: „Mama, darf ich hinunter? sieh' nur, wie die Sonne fein scheint; ich nehme meinen Kreisel mit", ergriff seine Peitsche, holte -en Kreisel unter dem Clavier hervor und wollte eiligst verschwinden. „Wart' nur, so kannst Du doch nicht hinunter", ent gegnete die Mama, „da muß ich Dich doch erst abwaschen und daun mußt Du eine reine Schürze »rmbtnden und an dere Strümpfe und Schuhe anziehen." DaS war alsbald gethan, und der junge Herr wurde dann mit den ernstlich mahnenden Worten entlassen: „Aber daß Du mir nicht vom Sause wegläufst und Dich nicht vollschmicrst! Und paß hübsch auf, wenn der Papa kommt, dann kommst Du mit." Als der Papa nach einer Stunde kam, fragte die Mama, „nun, bringst Du denn den Rudolf nicht mit, der wartet doch unten auf Dich?" „Ich habe keinen gesehen", entgegnete der Gefragte. Eine halbe Stunde später erschien der junge Held, den auch die größere Schwester, al» st« au» der Schule kam, nirgend» bemerkt hatte, drückte sich aber etwa» scheu zur Seite. „Wo warst Du denn? Und wie stehst Du denn auS?! ging» jetzt mit ernsten Mienen ko». verloren haben; vielmehr ist er überzeugt, daß die Deutsch amerikaner der großen Mehrheit nach sich ihrer eizentbüm- lichen Doppelaufgabe, gute Amerikaner und gute Deutsche zu sein, Wohl bewußt sind. Andererseits hegt Fiancke den Wunsch, sie mochten immer bessere Amerikaner und imm?r bessere Deutsche werden. In ersterer Hinsicht hält Franck: die engere Berührung zwischen den Deutschen und dem ein heimischen Amerikanerthum für nothwendig, um dessen Vorzüge und Tugenden besser kennen zu lernen. Die Absonderung der Deutschen in kleinen landsmannschaftlichen Vereinen bat nach Franckeö Ansicht vielfach grundlose Borurtheile über amerikani sches Wesen gezeitigt. Dahin gehöre vorAllcmdas Geredevon dein angeblichen Mangel an Idealismus im amerikanischen Leben. Francke verweist auf die Widerlegung, die Professor Münster- berg von der Harvard-Universiiät dem gedachten Vorwurfe hat zu Theil werden lasten, und rühmt insbesondere den Idealismus der Arbeit in der amerikanischen Studenten schaft. Wäre es z. B. in Deutschland möglich, fragt Francke, daß an einer Hochschule, wie es an der Harvard-Universität der Fall ist, unter der Aufsicht der Universitätsbehörden stehende studentische Restaurants bestünden, in denen die ganze Bedienung von unbemittelten Studenten geleistet wird, ohne daß sie deswegen zu den von ihnen bedienten Com- militonen in ein unkameradschaftliches Berhältniß geriethen? Francke macht ferner geltend, daß sehr viele ältere Studenten Leute sind, die längere Zeit als Lehrer oder Prediger wirkten, mithin Stellungen aufgegeben haben, um sich einige Jahre höheren Studien zu widmen. Als Gegenstück hierzu ist der zahlreichen jungen Studirenden zu gedenken, die nach ihrer Studienzeit inö GeschäslSleben übertreten, dem nach vom Studium nicht directen praktischen Nutzen er warten. Dem Idealismus der Arbeit tritt der Idealismus des Gebens an die Seite. Daß die vielen, zum Theil königlichen Schenkungen an Hochschulen überwiegend die prunk- hafte Aeußerung amerikanischen Protzenthums seien, bestreitet Francke, indem er die wirthsckaftliche Geschichte der Harvard- Universität, der ältesten der Union, zum Beweise heranzieht und das Beispiel eine-Z Bostoner Bankherren als typisch für den edlen Sinn ansührt, mit dem das Puritanerthum die Wissenschaft fördert. Francke wendet sich sodann gegen die Verirrung, die in der Beurtheilung deS amerikanischen Wesens eine Form deS MuckerthumS, die vernunftwidrige, freiheit feindliche Temperenzlerei, angerichtet hat. Von der Gesamnttheit der zahlreichen amerikanischen Kirchen und Secten rühmt Francke, daß sie dem öffent lichen Leben Amerikas mehr bedeutende Männer der ver schiedensten Art zugeführt habe, als irgend eine andere Ge- sellschaftSgruppe, und daß sie im Ganzen für sittliche Freiheit uud socialen Fortschritt, also für daS Gegentheil von Mucker- thum, gewirkt habe. Soll in Bezug auf die gedachten Puncte nach Francke'S Ueberzrugung der Deutschamerikaner mit dem Einheimischen in engere Berührung treten, um so ein besserer Amerikaner zu werden, so hält Francke auch da« Deutsch» thum der Deutschamerikaner deshalb der Steigerung für bedürftig, weil die Deutschamerikaner für die deutsche Vergangenheit nicht genug Pietät be kunden. Gerade die Pflege der deutschen Traditionen tbue noth, wenn das Deutschamerikauertbum sich als eine dem Einheimischen ebenbürtige geistige Macht behaupten wolle. Wie sehr der Amerikaner die Hochhaltung der heimischen Vergangenheit an Mitbürgern anderer Nationalität schätze, zeige der Erfolg der „Alliance frantzaise" und deren Unterstützung durch die einheimischen Amerikaner. Der Zweck der von Frankreich auSgehenben Gesellschaft ist die Verbreitung deS Interesses an französischer Literatur. Da» Deutschthum der Union, obwohl an Be- völkerungSzahl und wirthschaftlichem Einfluss« dem französischen Element weit überlegen, besitze keinen solchen geistigen Mittel- puoct. Erst die Gründung d«S Germanischen Museums an der Harvard-Universität solle werden, wa» dem Dcutsch- amerikanerthum bis jetzt fehlte: eine geistige Hochburg, ein Sammelpunct uud Rückhalt für die idealen Bestrebungen der Deutschen in der neuen Welt und zugleich ein BrrübrungS- puuct zwischen dem Besten, was die deutsche uud die specifisch amerikanische Gesittung hervorgebracht haben und erstreben. --- Perlt», 1. April. (Welfische Geschick) t- schreibung.) Im neuesten Heft der „Historischen Zeit schrift" (München, Oldenburg) wird der Schlußband der „Nun, unten", erklang die schüchterne Antwort. „Ich habe Dich -och nicht gesehen, Du warst doch nicht am Hause", versetzte der Papa. „Ich war blos einmal mit Karl gegangen." „Wer ist -enn Karl?" „Nun, mein Freund." „So, wie heißt -enn -er?" „Nun, Karl." „Wie denn noch?" „DaS weiß ich nicht." „Wo wohnt er denn?" „Da drüben in der Straße." „Aber was habt Ihr denn gemacht? Du hast doch ganz kohlschwarze Hände und ein ganz schwarzes Gesicht, und die schöne reine Schürze ist ja auch schon wieder ganz be schmiert, zeig nur 'mal her." Nach ziemlich energischem Widerstreben ließ sich endlich der also Angenonnnene an» Licht ziehen, wo sich dann herausstelltc, daß von den Hosen ein handgroßes Stück yernnterüing. Nun begann natürlich das Kragen von Neuem, wobei sich endlich nach einigen Mühen ergab, -aß die jungen Herren an einem, ein paar Straßen entfernt liegenden wüsten Platz über ein Staket geklettert, erst hängen ge blieben nnd dann in den weichen Schmuybodcn gefallen waren. Die hierauf erfolgenden Prügel hatten das Er- gebniß einer Ruhe von 5 bis 6 Minuten. Dann schlängelte sich der Mtssethäter allmählich wieder an -en Papa heran und wagte eS wieder, eine Unterredung anzuknüpfcn. Mit einem Hinweis auf die nahe Schulzeit und einer Mahnung, sich endlich gesitteter zu benehmen, ließ sich der Papa bereit finden, und so kam da» Gespräch bald wieder in flotten »an».
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