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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.04.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020402010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902040201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902040201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
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2358 »Geschichte des Königreich- Hannover", W. von Hassell von Friedrich Thimme eingehend besprochen, v. Hassell ist al- srüherer hannoverscher Ossicier welfisch gesinnt; man be greift eS daher, daß er über Preußen und Bismarck ein un gemein scharfes Uriheil fällt. Trauer über den Untergang des hannoverschen Königreichs und Zorn über Denjenigen, der jenen Untergang nach Hassell'S Ansicht herbeigesührt hat, kommt in Hassell'S Schrift überall zum Durchbruch. Gegen eine solche Auffassung Wendel Thimme insoweit nicht« ein, als sie wissenschaftlich begründet wird, aber wo Abneigung und Haß so deutlich ihr Spiel treiben, da liegt die Gefahr nahe, daß nicht nur daS Unheil deS Autors getrübt, sondern ihm auch die Fähigkeit geraubt wird, die Quellen deS historischen Wissens unbefangen zu benutzen und correct wiederzugeden. In welchem Grade v. Hassell dieser Gefahr unterlegen ist, zeigt Thimme, indem er die Frage, ob Bismarck schon vor dem Kriege von 1866 die Annexion oder auch nur die Occupation Hannovers geplant habe, herausgreift, um an ihr die Zuverlässigkeit der Hassell'schen Darstellung zu erproben, v. Hassell sieht eS als aus gemacht an, daß Preußen schon geraume Zeit vor her den Plan gehegt habe, sich deS Königreichs zu be mächtigen. Nach Hassell hat der hannoversche Gesandte in Berlin, von Stockhausen, seinem Hofe bereits am 23. Mai 1865 „auS zuverlässiger Quelle" melden können, daß für den Fall eines Krieges mit Oesterreich die Besetzung Hannover», Mecklenburgs, Oldenburgs und der Hansestädte durch ein preußisches Corps „fest beschlossene Sache" sei. In Wirklichkeit bezweifelte der Gesandte v. Stockhausen selbst die Zuverlässigkeit seiner Quelle und berichtete nur, sein Ge währsmann behaupte zu wissen, daß die Besetzung Han novers beschlossen werden würde, falls nicht un verzüglich eine Militär- und Marineconvention mit Preußen im Sinne der damals von den Herzogthümern Schleswig und Holstein verlangten Zugeständnisse abgeschlossen würde. Hat demnach v. Hassel im vorliegenden Falle den Sinn seiner Quelle entstellt, so that er, wie Thimme aus führlich nachweist, daS Gleiche in Bezug auf BiSmarck's Be richt über seine Biarritzer Unterredungen mit Na poleon IH. Eine angebliche Aeußerung aber, die Bismarck in einer vertraulichen Sitzung der Marine-Commission deS Abgeordnetenh aus es gethan haben und die nach Hassell den entscheidenden Beweis für den vorbedachten Plan Preußen-, Hannover zu annectiren, liefern soll, weist Thimme als unglaub würdig, be;w. als ungeeignet nach, Schlüffe auf vermeintliche preußische Annexionsplane auS ihrzuziehen. Auch der von Hassell ins Feld geführte preußisch-italienische Vertragvom 1. April 1866 spricht, wie Thimme ferner darthut, gegen derartige Annexionspläne. Erhärtet indessen kann werden, daß Bismarck zwar nicht von vornherein die Annexion von Hannover und Kurhessen plante, aber sie schon früh als äußerste Möglichkeit in den Kreis seiner Berechnungen zog. Thimme führt in dieser Hinsicht bezeichnende Aeußerungen an, die Bismarck im Herbst 1862 zu einem Abgesandten deS Prinzen Friedrich Wilhelm von Hessen gethan hat. Bismarck gab damit dem hessischen Prinzen anheim, auf den Kurfürsten im Sinne eines freund nachbarlichen Anschlusses an Preußen zu wirken, damit jene äußerste Möglichkeit vermieden werde. Auch den hannover schen Diplomaten wiederholte Bismarck das „ckisciw mouiti" ,u allen Bariationen. Der Werth der Depeschen des hannoverschen Gesandten von Stockhausen beruht, meint Thimme, in erster Linie darauf, daß sie deutlich zeigen, mit welcher Offenheit Bismarck den Mittelstaaten die Lage schilderte. Bismarck durfte eS als wahrscheinlich betrachten, daß die im Machtbereiche Preußens liegenden Staaten im kritischen Augenblick sich zu Preußen schlagen würden. Für den entgegengesetzten Fall mag Bismarck die Möglichkeit weiterer Annexionen ins Auge gefaßt haben. Daß er aber » priori auf die Einverleibung Hannovers loSgesteuert wäre, ist durch nicht» erwiesen, noch zu erweisen. BiSmarck's „Gedanken und Erinnerungen", die in Bezug auf Schleswig- Holstein seine AnnexionSpläne offen bekennen, enthalten in Betreff Hannovers nicht das gleiche Bekenntniß, BiSmarck's Vertrauter Bernhardi wußte noch am 5. Juli 1866 nichts von solchen Plänen; Wilhelm'S I. Aufzeichnung vom gleichen Tage zeigt ebenfalls, daß die Annexion bis dahin nicht geplant war. Alsdann freilich trat die Sache unter dem Einflüsse von Köoiggrätz m ein anderes Stadium. O Berlin, 1. April. (Telegramm.) Der Kaiser und die Kaiserin unternahmen heute Morgen mit den Prinzen- Svhnen einen Spaziergang im Thiergarten. Später conferirte der Kaiser im auswärtigen Amt mit dem Staatssekretär Frhrn. v. Richthofen, hörte im Schloß die Borträge des Chef» des MilitärcabinetS und anschließend deS Chefs de» Admiralftabes, und nahm sodann bie Rapporte der Leibregimenter entgegen. D Berlin, 1. April. (Telegramm.) Wie die „Nordd. Allg. Ztg." hört, hat der Kaiser am ersten Osterfeiertage dem Director Anton ». Werner anläßlich des Verlustes seiner Gattin und seine» SohneS durch ein sehr gnädige» Hand- schreibe» seine warme Theilnabme ausgesprochen und ihm gleichzeitig den Stern zum Rothen Adler-Orden 2. El ässe verliehen. D Berlin, 1. April. (Telegramm.) Der „ReichSanz." widmet dem Fürsten Münster zu Derneberg einen Nachruf, in dem es heißt: „Fürst Münster hatte sehr früh schon die Bestimmung Preußens, zur führenden Großmacht in Deutschland zu werden, erkannt. Au? voller Ueberzeuguug und mit seiner ganzen Persönlichkeit war er deshalb nach den Ereignissen deS Jahre» 1866 zunächst als Parlamentarier auf den Boden der neuen Verhältnisse getreten. Al» später der Ruf an ihn er ging, auch aus dem Gebiete der äußeren Politik sich in den Dienst deS Reiche» zu stellen, folgte er freudig dem Ruse und verwerthete sein reiche» staatsmännische» Wissen und seine große Erfahrung zum Besten der auswärtigen Stellung de» Vaterlandes. Die patriotische Hingebung und daS Geschick, da» er al- Botschafter in den ihm anvertrauten gewichtigen Stellungen bewies, verschafften ihm da» unerschütterliche Vertrauen des Kaisers. Mit Stolz konnte er an seinem Lebensabend auf -ßas Gedeihen Les Reiches blicken, an Listen Ausbau und Kräftigung in hohem Maße thütig mitzuwirken ihm selbst vergönnt gewesen ist." d Berlin, 1. April. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" veröffentlicht die Vereinbarung zwischen dem Deutschen Reiche und Frankreich zur Regelung des Verkehrs mit Branntwein nnS Spirituosen an der deutsch französischen Grenze. Nachdem der BunveSrath zu diesem Abkommen seine Zustimmung ertheilt hatte, wurde dasselbe von den beiderseitigen Regierungen genehmigt. Die Aus wechselung der GenehmigungSerklärungen hat stattgesunden. * Hannover, 3l. März. Der Kaiser sandte an die Gräfin Gröben ein in herzlichen Worten gehaltenes Bei leidstelegramm auS Anlaß deS Ablebens deS Fürsten Münster zu Derneburg. Der Kaiser beklagte den Tod des fähigen Diplomaten, der ihm und seinen Vorgängern ein treuer Beamter und Berather gewesen sei. Er hätte gewünscht, daß der Fürst seinen Lebensabend noch recht lange in Ruhe und Frieden genießen möchte, doch der Allmächtige habe eS anders gewollt. Außer dem Kaiser convolirten sämmtliche deutsche Fürsten, die meisten Minister, höhere Militärs und Staatsbeamte, sowie viele hohe Würdenträger und Minister in Frankreich, Italien und Oesterreich. Stündlich laufen noch Telegramme ein, deren Zahl bereit» jetzt 300 beträgt. (Mazdeb. Ztg) D Hannover, 1. April. (Telegramm.) Die Bei setzung deS Fürsten Münster v. Derneburg findet morgen Nachmittag 2*/s Uhr in Derneburg statt. (Wiederholt.) * Aus Westfalen wird der „Voss. Ztg." über ultra mon tane Umtriebe geschrieben: Gegen den Direktor der städtischen Mädchenschule in Hamm, Herrn vr. Bruns, wird augenblicklich von den Ultramontanen eine Agitation veranstaltet, die alle billig denkenden Kreise ab- stoßen muß. In der letzten Stadtverordnetensitzung kam eS nun zu einer lebhaften Aussprache. Tie Ultramontauen beschuldigten Director vr. Brun», daß er die religiösen und sittlichen Gefühle der katholischen Schülerinnen auf da» Schwerste verletze. DaS sei in einer so unerhörten Weise geschehen, daß bereits die Regierung gegen den Direktor eingeschritten sei. Der Vorsitzende de» Centrumsvereins, der ebenfalls der Stadtverordneten versammlung angehört, schlug besonder» kräftige Töne an, er empfahl Bruns, die Stadt Hamm so bald al» möglich zu verlassen. Leider wurde den ultramontanen Herren vom Magistratstische au» nicht so energisch entgegengetreten, wie es nöthig gewesen wäre. Der Erste Bürgermeister stellte fest, daß der Director vr. Bruns den Geschichtsunterricht in objektiver, die katholischen Schüle rinnen nicht verletzender Weise ertheile. Gewiß habe sich die königliche Regierung mit der Angelegenheit be faßt, aber in Folge eigenen Antrages deS Direktor», und da» Ergebniß sei gewesen, daß die Regierung keinerlei Grund zu einem Einschreiten gesunden habe. Wie gegen den Director gearbeitet wird, ergiebt sich daraus, daß geschichtliche Be merkungen des Direktors wörtlich in einer 30 Seiten langen Be- schwerdeschrift eine» OberlandesgrrichtSrathS wiedergegeben worden sind. Gewisse Schülerinnen stenographiren jede Be merkung des Direktors nach. Diese Niederschriften bilden in der Hauptsache das Anklagematerial. „Die höhere Tochter als Spion", könnte man also dieses jüngste Capitel ultramontaner Pädagogik nennen. O Köln. 1. April. (Telegramm.) Wie der ),Köln. Bolksztg." aus Camberg berichtet wird, wurde bei vr. Lieber, der im Laufe des Winters durch häufige An fälle seines alten Leidens sichtlich schwächer geworden war, am Gründonnerstage der Ausbruchein er Lungen entzündung festgestellt. Der Tod trat am Oster montag gegen Mittag ein. Die Leichenfeier findet über morgen Nachmittag um 3 Uhr statt. Der Bischof von Limburg gedenkt die kirchlichen Handlungen vorzu nehmen. «Wiederholt. * Gotha, 1. April. Die Einberufung deS gemein schaftlichen Landtages ist für die ersten Tage un mittelbar nach Ablauf der Osterwoche in Aussicht genommen. Die Sitzungen werden diesmal in Coburg stattsinden. * Naumburg a. S., 31. März. Am Sonnabend starb hier der frühere Präsident des hiesigen ObrrlandesgerichtS, Geheimer Oberjustizrath vr. Werner. * Nürnberg, 31. März. Der katholische Männerverein in Nürnberg war bisher ein Verein, der lediglich Ausübung von Wohlthätigkeit, gemein nützige Zwecke, Pflege des religiösen Lebens und der Geselligkeit zum Zwecke hatte, während nach 8 2 seines früheren Satuts Politik vom Vereine ferne gehalten werden sollte. Jetzt hat es der vom Ordinariat Bamberg ernannte geistliche Präses des Vereins fertig gebracht, daß die Mitglieder des Vereins das hiesige ultramontane Blatt, die katholische „Volkszeitung", halten müssen. Troy des entschiedenen Protestes vieler älterer Mitglieder des Vereins, die großen Werth darauf legten, daß oer Verein dem Grundsätze, sich von Politik ferne zu halten, treu bleibe, hat auf Betreiben des Caplans die General versammlung mit 36 gegen 25 Stimmen beschlossen, die katholische „Volkszeitung" zum Vereinsorgan zu machen und den bisherigen Mitgliedsbeitrag zu verdoppeln, wogegen jedem Mitglied obligatorisch die genannte Zeitung ins Haus geliefert werden soll. Darob herrscht in den Reihen der Vereinsmitgliedcr nicht geringe Auf regung; 75 von den circa 140 Bereinsmitgliedern haben kategorisch die Einberufung einer nochmaligen General versammlung behufs Aufhebung des mißliebigen Be schlusses gefordert. Aber mit Hilfe einer unglaublichen Statutenbestimmung, wonach zwar 30 Bereinsmitglieder die Eiriberufung einer außerordentlichen Generalver sammlung schriftlich verlangen können, die Verwaltung des Vereins aber darüber zu entscheiden hat, ob der An trag auf die Tagesordnung gesetzt werden soll oder nicht, wird die Berufung'einer weiteren lvencralversammlnng rundweg abgclehnt. Der Caplan hat vielmehr die Parole ausgegebcn: „Hinaus mit den räudigen Schafen", uns so ist die gefügige Verwaltung am Werke, ans Grund einer weiteren famosen Statutenbestimmung, welche ihr das Recht cinräumt, Mitglieder ans triftigen Gründen anszuschließen, die Oponncntcn sammt und sonders wegen Nichtanerkennung des Generalversammlungobcschlusses aus dem Verein auszuschließen. Sie verlieren damit ihre Rechte an die mit dem Verein verbundene Sterbe- fallunterstützungscasse nnd werden somit empfindlich ge schädigt. Aber daS berührt den Präses vorläufig nicht. Er hat seinen Zweck erreicht, das ultramontane Blatt muß gehalten werden. (Schw. Merc.) Oesterreich - Ungarn. Verhaftung. * Wien, 1. April. (Telegramm.) Arso Alavan- titsch, der Bruder deS in Schabatz erschossenen Urhebers deS Putschversuches, ist letzter Tage in Wien aufgelaucht und verhaftet worden, da gegen ihn der Verdacht vorliegt, daß er sich einer strafHerichtlichen Untersuchung bei der zuständigen Behörde in Semlm entzogen habe. Schweiz. Ta» neue Parlament-gebäude. * Bern, 1. April. (Telegramm.) Heute wurde die feierliche Einweihung des neuen Parlaments- gebäudeS durch den schweizerischen BundcSrath und die Bundesversammlung vollzogen. Die Feierlichkeit trug gleich zeitig einen vfficiellen und einen volkSthümlichen Charakter. Die Mitglieder der beiden Kammern begaben sich im geschloffenen Zuge unter Vorantritt der Behörden deS CantonS und der Stadt vom alten Saale deS NationalratheS in daS neue Gebäude. Eine Abtheilung Infanterie und ein Bataillon Cadetten bildeten Spalier. Der Festzug durch kreuzte unter Glockengeläute die BundeSstraße und den Bären platz und betrat den Sitzungssaal auf dem Wege durch die Vor halle. Auf die Begrüßungsrede des Bundespräsidenten Zemp antworteten Oberst Meister, der Präsident deS NationalratheS, und Landamtmann Reichlin, der Präsident des StaatSralheS. Nach der feierlichen Eröffnung wurde eine außerordentliche Sitzung abgehalten. Beide Kammern erledigten die Tages ordnung. Darauf sand im GesellschaftSmuseum eine Festtafel zu 350 Gedecken statt, an der die Abgeordneten, die Mitglieder des Bundesrathes und der Cantonsregierung, die Vertreter der städtischen Behörden und der Presse, sowie andere geladene Gäste theilnahmen. Der Minister des Innern brachte einen Trinkspruch auf daS schweizerische Vaterland aus. Fernere Reden wurden von dem Präsi denten deS StaatsratheS, dem Bürgermeister von Bern und dem Erbauer des Parlamentsgebäudes gehalten. Um 2 Uhr wurde daS Gebäude dem Publicum geöffnet. — Die Ausführung des Baues hat acht Jahre gedauert und acht Millionen Francs gekostet. Sämmtliche Baumaterialien stammen aus der Schweiz; ebenso sind bei der Ausschmückung nur schweizerische Künstler berücksichtigt gewesen. DaS Parlamentsgebäude ist herrlich gelegen; von ihm hat man einen Ausblick auf die Hochalpen und Gletscher des Ober landes. Niederlande. vom Hofe. * Haag, 1. April. (Telegramm.) Die Königin, sowie Prinz Heinrich der Niederlande begeben sich am Donnerstag nach Schloß Loo, wo sie bis Anfang August Aufenthalt nehmen werden. Rußland. Attentat; Studentenbewegnng. * Moskau, 1. April. (Telaramm.) Gestern Nach mittag wollte eine Dame den Oberpolizeimeister Trepow, als dieser in seinem Amtszimmer einen Bittsteller empfing, mit einem Revolver erschießen, die Waffe versagte aber. Die Thäterin, eine Lehrerin NamenS Allart, wurde ver haftet. (Wdhlt.) * Kiew, 1. April. (Telegramm.) Der Rector der hiesigen Universität giebt bekannt, daß auf Anordnung des Ministers für Volksaufklärung die Vorlesungen an der Universität für sämmtliche Studenten des dritten und vierten CursuS aller Facultäten, deS fünften CursuS der medi- cinischen, und des ersten und zweiten CursuS der historisch philologischen Facultät am 31. März wieder aus genommen ! worden. Die Studenten des ersten CursuS der juristischen, der physico-mathematischen und der medicinischen Facultät sind von dem Besuche der Vorlesungen ausgeschlossen. Die Studenten deö zweiten CursuS der selben Facultäten werden auf Grund einer vorhergegangenen Mittheilung an die Studenten in demselben CursuS belassen. * Petersburg, 1. April. (Telegramm.) Nach dem „Rußki Invalid" ist in Kuschk eure dritte Compagnie Festungsartillerie formirt worden. Orient. Die grotzbulgarischc Agitation. * Konstantinopel, 31. März. (Wiener Telegr. Corr - Bureau.) Die in der auswärtigen Press- verbreiteten Nach richten, der russische Botschafter Sinowjew hätte auf der Pforte darauf hingewiesen, daß eine Verstärkung der Truppen in Makedonien geeignet wäre, die dort herrschende Aufregung zu steigern, sowie die Meldung, Sinowjew habe seine Urlaubs reise verschoben, um ein Memorandum vorzubereiten, in dem der Pforte die Durchführung von Reformen in Makedonien empfohlen werde, entbehre» jede r Begründung. Ebenso unrichtig ist eS, daß Sinojew der Pforte mit einer Inter vention Oesterreich - Ungarns in Makedonien und einer solchen Rußlands m Armenien gedroht habe. Da gegen bat Sinowjew der Pforte empfohlen, gegen die unruhigen Elemente mit Strenge einzuschreiten, jedoch die friedfertige Bevölkerung zu schonen, da Oesterreich- Ungarn und Rußland wünschten, daß Ruhestörungen ver mieden werden. In einer Audienz am Freitag theilte der Botschafter Sinowjew dem Sultan die von Oesterreich- Ungarn und Rußland bei der bulgarischen Regierung unter nommenen Schritte und die von der letzteren gegebenen Ver sicherungen mit und empfahl aufs Neue energische Maßnahmeu gegen die Unruhestifter und rücksichtsvolle Behandlung der Unschuldigen. Unterrichtswesen. 8 Den jungen Mädchen mit guter Schulbildung, dke sich dem kaufmännischen Berufe zuwenden wollen, empfiehlt sich da» kauf männische Unterrichts-Jnslitut von A. Chapison, ThomaSring 3. Dec während des 22jährigen Bestehens der Anstalt erworbene Ruf, sowie die große Anzahl Schüler, Herren wie Damen, die alljährlich dem Chapison'schen Institut ihre Ausbildung verdanken, bürgt am sichersten für die vorzüglichen Unterrichts-Erfolge. 8 Am Montag, 7. April, Abend» 8 Uhr und Vormittag» 10 Uhr beginnt Johannisplatz 3 5, Leitung: vr. jur. Ludwig Huberts, eine neue Reihe von Bierteljahrscursen in allen handel»- und sprachwissenschaftlichen Fächern. Strben den Tage-cursen sind besonders Abendkurse eingerichtet, vor Allem für die in den Leipziger Geschäften thätigen Kaufleute und HaudlurigSgrhilfen und Angehörige verwandter Berufe rc., die nur einzelne Borlesuagen und Hebungen nach freier Auswahl besuchen wollen, um einzelne Lücken in ihrem Wissen auszuflillrn oder ihre Kenntnisse nach einzelnen Richtungen hin zu erweitern. Nur mündliche Auskunft erfolgt im Sekretariat: IohanniSplatz 3/5 (vr. jur. Huberti). Vermischtes. k. Köln, 1. April. (Privattelegramm.) Die Witttve deS früheren Abgeordneten August ReichenSperger ist der „Köln. VolkSztz." zufolge gestern Abend hier gestorben. --- Rom, 1. April. DaS gestrige Fest der Bäume verlief bei schönstem Wetter unter umfassendster Betheiligung der Behörden, Schulen und Bevölkerung zu allgemeiuer Be friedigung. Im Beisein des Hofes wurden an Hügel des antiken Antennae, der jetzt ein Außenfort trägt, durch Soldaten und Schulkinder 12 000 Bäumcben angepflanzt und ein Denkstein mit lateinischerJnschrift enthüllt. DaS künftige Gehölz wurde nach der Königin Helena getauft. (Voss. Ztg.) ---- Lissabon, 30. März. Hier ist plötzlich eine furcht bare Hitze von 40 Grad im Schatten eingetreten. (Voss. Ztg.) --- Dayto» (Ohio), 1. April. Durch Entzündung von Kohlenstaub infolge von GasauSströmung ereignete sich in einer Mine eine Explosion, durch die 22 Personen ge- tödtet wurden. Bel der gesammten Auflage der vorliegenden Nummer be findet sich als Sonderbeilage ein Prospekt, die dritte Eisenacher Geld-Lotterie betreffend, auf welchen an dieser Stelle noch be sonders hingewiesen sei. Forman (Tchnupfenäther) klinisch erprobt und ärztlicherseits mehr fach als geradezu ideale- Schnupfen mittel bezeichnet ? Bei leichtem Schnupfen Forman-Watte (Dose 30 Pf.) In hart näckigen Fällen Forman-Pastillen zum Inbaliren 50 Pf. Wirkung frappant! In allen Apotheken. Man frage seinen Arzt. Vie 82iQZkv-VLpÜ02!Sr VitkiorL-tzuvUs Zalvator denükrt sied vortreMiok bei Klieren- unä Ilarenleiäen, bei Alarugri», Alarnderobwercken, Abeumatiamu» -x giokt, kerner bei üatarrilia äer Atiimungr- -r Veräauungaorgan». Harntreldeuckv >Vlrkuux1 Nlieatral k L-elodt V«ra»ulled I »«»rerlsalrol i Xau/kicz in Lei «i»» Empfindliche Haut wasche man nur mit „Patent-Myrrholin- Ceise", sie ist durch Len Gehalt an „Myrrholin" »Nil ilniciit isIrrnnIiMch«!' ililiMn die beste Toiletteseise für alle, die zu Hautstörungen neigen oder au solchen leiden. Ueberall, auch in denApotheken, erhältlich. ————— »rNLI L. —E—— „Wenn ich in die Schule komme, dann werde ich doch ein Schuljunge- nicht wahr, Papa?" fragte Rudolf, die Hindeutung auf die Schule als willkommenen Stoff er greifen-, „und dann muß ich doch auch eine „Guten-Tag- Müye" bekommen?" „Eine „Guten-Tag-Mütze?" „Nu ja, eine, mit der ich guten Tag sagen kann!" „Ach so, ja natürlich!" stimmte der Papa zu, als ihm klar geworden war, daß sein Sohn damit eine Mütze be zeichnen wollte, die im Gegensatz zu seinen bisherigen, ein Schild hat und sich leicht abnchmen läßt, mit der er also ordentlich grüben kann, während daS bis jetzt der Mund allein besorgen mußte. „Nicht wahr", fuhr dann Rudolf in seinen Fragen fort, „und wenn ich Schuljunge gewesen bin, dann werde ich doch Schüler und bekomme eine Schttlermütze." Das war nun wieder eine von ihm selbst erfundene Unterscheidung der Besucher der Volksschule von denen der Gymnasien mit ihren bezeichnenden Mützen, die er an den größeren Schülern bemerkt hatte und nach seiner Weise -um Ausdruck brachte. „Aber da mußt Du erst noch viel lernen", erklärte der Papa, „und vor allen Dingen folgen und still sitzen und aufpaffen, sonst bekommst Du von Deinem Lehrer tüchtige Prügel." „Ach, da reiß ich auS, wenn er mich hauen will", be merkte Rudolf, ohne die mindeste Furcht zu vcrrathen. „Und nicht wahr", fügte er dann, schnell auf ein anderes Thema überspringend, hinzu, „wenn ich Schüler gewesen bin, bann werd- ich Officicr, aber ein feiner! weißt Du, Papa, so einer mit einem blauen Anzug und einer weißen Mütze und einem großen Säbel, und dann ziehe ich dort unten in die seine Villa; Du weißt doch, wo der große Hund drin ist. Müssen denn die Officiere auch mit in den Krieg?" „Jawohl", antwortete Papa, „wenn gerade Krieg ist." „Die feinen auch mit der weißen Mütze?" „Die auch, Alle müssen da mit." „Aber die werden doch nicht todtgeschossen?" „Wenn sie eine Kugel trifft, können die auch todt- geschossen werden." „Ach, die auch? Das ist aber dumm. Da will ich lieber Kutscher werden ober Lehrer." „Da mußt Du aber noch viel lernen." „Nu ja, das ist doch nicht schwer; rechnen kann ich doch schon." „So?" „Nu ja, eins nnd eins ist zwei, zwei und eins ist drei, und zählen auch: eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn, elf, dreizehn, sechszehn, hundert." „Na, das geht ja so leidlich; willst Du denn morgen mal mit in die Schule gehen und zuhören, wenn Hilde gard Examen hat?" „Ja, Papa, da geh ich mit, aber ich habe ja noch keinen Ranzen." „Den brauchst Du dabet auch nicht." Damit war dies Schulgespräch beendet, und am andern Morgen ging der künftige Schuljunge stolz neben der Schwester und dem Papa mit zur Schule. Unterwegs gab ihm der Letztere noch einige gute Lehren wegen des Still- siyenS und Mundhaltens und fragte dann: „Willst Du denn drin bleiben, bis das Examen aus ist und dann mit Hildegard nach Hause gehen, oder willst Du mit mir gehen, ich muß nämlich früher weggehen?" ,Mch nein, Papa", meinte Rudolf, „ich bleibe da, ich gehe dann mit Hildegard nach Hause." In der Aula setzten sich nun die beiden Herren, von denen der jüngere nochmals zur Ruhe vermahnt worden war, an die Seite, nicht weit von -er Thür. Dann sing die Prüfung an. Nach etwa fünf Minuten ruhigen Sitzens erhob sich Rudolf und streckte den Hals. „Was willst Du denn? bleib doch sitzen", mahnte der Papa. „Ach nein, so kann ich besser sehen; wo sitzt denn Hilde gard?" „Dort drüben, sei nur hübsch ruhig." Zwei Minuten Ruhe, während denen sich Rudolf dehnt und guckt; dann Frage seinerseits: „Wann kommt denn Hildegard dran?" „Gleich, warte nur und steh ruhig oder setz' Dich hin." Rudolf setzt sich, erhebt sich aber nach wenigem Minuten wieder und stellt sich einmal auf das rechte, dann auf das linke Bein, darauf tritt er vor den Papa und lehnt sich an ihn. Kurze Pause; auf einmal fährt er freudig in die Höhe und flüstert (freilich nicht allzu leise) dem Papa inS Ohr: „DaS war Hildegard, die jetzt gesprochen Hai, nicht wahr?" „Ganz recht", sagt Papa und freut sich, daß der Knabe die Schwester sogleich unter den Bielen heraus an der Stimme erkannt hat; „aber sei nur jetzt hübsch still und paß auf." Die Mahnung und das Interesse an den Wor ten der Schwester helfen zwei Minuten. Dann fragt Rudolf wieder: „Wann gehst Du denn, Papa?" „Bald, warte nur und sei ruhig." Nach einer kleinen Pause: „Ist'S ball» auS oder dauert's noch lange?" „SS dauert schon noch eine Weile, setz' Dich nur lieber hin." „Ach nein, ich stehe lieber." „Dann aber ruhig." Die Ruhepausen für den Papa werden jetzt immer kürzer. Der Filius fängt an, kleine Schritte zu machen, einmal nach rechts, dann nach links; die Ermahnungen bleiben jetzt ganz ohne Erfolg. Nur als Hildegard von Neuem gefragt wird und antwortet, spannt ihr Bruder die Auf merksamkeit wieder an und verhält sich eine Minute still; dann wendet er sich wieder an den Papa und fragt: „Gehst Du noch nicht?" „Ja, jetzt geh ich, nun bleib recht still sitzen und geh dann artig mit Hildegard nach Hause." „Ach nein, ich will nicht mehr dableiben, ich gehe mit Dir", erwidert Rudolf kurz entschlossen und macht sich mit ziemlichem Geräusch marschbereit, die Beine wie ein Grenadier werfend und aufsetzend, während der Papa auf den Fußspitzen zur Thür schleicht und froh ist, als er sie hinter sich zugcmacht hat. Der Rudolf scheint dasselbe Gefühl zu haben; denn kaum sind sie aus dem Schulhause getreten und der Papa will ihm eben einen Rüssel er- theilen wegen seiner Unruhe, als er sich auch schon los reißt, auf seinen jenseits der Straße stehenden „Freund" Karl, der in einem nicht gerade appetitlichen Aeußern da- steht, losstürzt und Hand in Hand mit diesem -en heimi schen Penaten zustürmt. „Na", denkt der Vater, langsam hinterherschreitcnd, „das sind ja nette Aussichten; der soll nun Ostern in die Schule und stillsitzen und lernen; das wird eine schwere Aufgabe werden für ihn und — den Lehrer, wenn die Kerle alle so sind!"
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