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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.04.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020404014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902040401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902040401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-04
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Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem Redaction-strich <'4 gespalt«) 78 vor d« Familien nach richt« (8 gespalten) 80 H. Tabellarischer und Ztffernsatz entsprechend Häher. — Gebühr« für Nachweisung« und Offerteuanaahm« 28 H (excl. Porto). Extra-lveilag« (gefalzt), nur mtt der Morgen «Ausgabe, ohne Postbesärderung 60.—, mit Postbesärderung ^4 70.—. ^nnahmeschluß für Anzeigen: Abead-AuSgab«: vormittag» 10 Uhr. Morgea-AuSgab«: Nachmittag» 4 Uhr. Bet d« Filiale« und Anuahmestelleu je ein» halbe Stund« früher. Anzeig« sind stet» au di» Expedition zu richt«. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet vo« früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Druck und Verlag vo« E. Polz in Leipzig, 86. Jahrgang. Nr. 168 Freitag den 4. April 1902. mehr geboren Ankunft in WesttranSvaal; sie waren unterzeichnet von Delarey, Liebenberg und Anderen. Steijn wurde als Führer und Rathgeber angeredet und es wurde die Hoffnung ausgedrückt, er möge das Haupt und der Führer des vereinigten Südafrika werden. Deutsches Reich. Berlin, 8. April- (Der zweite Act der Wrcschcner Schulau gelcgenheit.) Nachdem die widerspenstigen Wreschener Schul kinder, 40 an der Zahl, aus der Schule nicht entlassen worden sind, bemüht sich das Polcnblatt am Rhein um den Nachweis, daß die Zurückhaltung der Kinder dem Gesetze widerspreche. Aber die Berufung auf eine Cabi- nctsordre von 1827, wodurch der Widerspruch gegen die Maßnahme der Schulbehörde gerechtfertigt wird, ist nicht durchschlagend. Die Nichtentlassung der aufsässigen Schüler wurde damit begründet, daß die Kinder wegen ihrer Weigerung, im Religionsunterrichte deutsch zu ant worten, nicht den Nachweis geliefert hätten, daß sic in jenem Hauptsache Genügendes leisten; auch sei ihnen wegen der damit verbundenen Widerspenstigkeit die zur Entlassung nöthtge sittliche Reife abzusprechen. Hiermit ist die Zurückbehaltung der Schüler nicht nur sachlich, sondern auch gemäß den Gesetzen zutreffend begründet. Nach der E n t s ch e i d n n g d c s pre u ß i s ch e n Ober tribunals vom 7. Februar 1867, die sich auf das Allgemeine Landrecht I112, § 46, sowie auf Absatz 2 der Cabinctsordre vom 14. Mai 1825 stützt, hört die Ver pflichtung zum Schulbesuche in Preußen nicht unbedingt mit dem 14. Lebensjahre auf, sondern dauert bei jedem einzelnen Kinde „je nach dem Erfolge des Unterrichts". Daß ein Kind, das in einem deutschen Staate der Erthci- lung des Unterrichtes in deutscher Sprache sich widersetzt, die dürftigsten UnterrtchtScrfolge anfwcist, ist ganz unbe streitbar. Nachdem aber die in der Schule üblichen und zulässigen Strafmittel den aufsässigen Kindern gegenüber vergebens angewandt worden sind, bleibt zunächst kein anderer Weg übrig, bessere Untcrrichtserfolge herbeizu führen. als die Nichtentlafsung der octheiligten Kinder. Allerdings ist die Widerspenstigkeit der Kinder die Folge davon, daß die Kinder ihren national verhetzten Eltern gehorchten. So lange indessen der Staat, wie es seine Pflicht ist und den Gesetzen entspricht, Herr in der Schule b leiben und nicht zu Gunsten der polnischen Masse ab danken will, bleibt der Behörde nichts Anderes übrig, als die Kinder zu bestrafen — da Schnlstrafen gegen die Eltern eben nicht verhängt werden können. Im klebrigen gehen auch die Eltern nicht straflos aus, wenn ihre Kinder nicht zur üblichen Zeit entlassen werden. Abgesehen da von, daß die Eltern finanziell insofern getroffen werden, als der Uebergang der Kinder ins wirthschaftliche Leben sich verzögert, wird die Nichtentlafsung vor Allem der Schulgemeinde in ihrer Gcsammthcit fühlbar werden- In welchem Grade das der Fall ist, beleuchtet das Bei spiel von M i l o s l a w, wo ebenfalls aufsässige Kinder in der Schule zurückbchaltcn werden sollen, und daher für die Anstellung neuer Lehrkräfte u. s. w. 6000 mehr von der Schulgemeinde aufzubringcn sind. Gerade, weil somit die Nichtentlafsung der Schüler den Eltern, d. h. den Ur hebern der Aufsässigkeit, in recht wirkungsvoller Form zu (Semüthe geführt wird, dürfte sich das Polenblatt am Rhein im Jrrthum befinden, wenn cs dem Vorgehen der Schulbehörde von vornherein den Erfolg abspricht. — Der Zufall fügt cs, daß an demselben Tage, an dem ein führendes CentrumSblatt die Gesetzmäßigkeit des Vor gehens der Schulverwaltung in Wreschen mit nntang- lichcn Mitteln bestreitet, ein anderes katholisches Organ bas sittliche Recht zu den Maßnahmen der Schulbe hörde in Helles Licht rückt. Die „R Hein. Volks- stimme" nämlich schreibt: „Die Regierung scheint in dem Wahne zn leben, der preußische Schulmeister werde ihr den Kampf in der Ostmark siegreich beendigen. Im Gcgentheil, preußische Schulbildung hat erst den w id e rst a n ds f ä h t g e n p o ln isch c nM i t tc l- st a n d geschaffen. In Russisch-Polen und in Galizien giebt cs viele Analphabeten, aber keinen polnischen Mittelstand. Die Regierungen dortwaren klüger." — Je weniger die preußische Regierung nach dem Ruhme dieser Klugheit geizt, um so größer ist ihr sittliches Recht, die Aufsässigkeit der pol- Nischen Kinder mit allen gesetzlich erlaubten Mitteln zu brechen. * Berlin, 8. Avril. Die „Positive Union" hielt am Mittwoch hier eine stark besuchte landcskirch« lichc Versammlung unter Vorsitz des Grafen Zteten«Schwerin ab. Dieser hielt die Eröffnungsrede. Conststortalrath Professor O. v. Hase-Breslau sprach Über „Die positive Union und der evangelische Glaube". Hofpredigcr Ohly in Berlin hielt den zweiten Vortrag über „Die positive Union und die evangelisch-protestan tischen Interessen". Besonders bemerkcnSwcrth war da bei, waö der Redner über den Evangelischen Bund auSführtc: Gewiße Unklarheiten hinsichtlich der Bekcnntniß- grundlage des Bundes gaben in der ersten Zeit sowohl bet den Confcssionellen, als auch in unserer Gruppe An laß zu begründete« Bedenken und verboten Bielen, die mtt den praktischen Zielen des Bundes durchaus sym- pathistrten, die unmittelbare Thcilnahmc an seiner Arbeit. Ucbrigens hielten so verdiente und auf festem Bekenntnißgrund stehende Männer, wie Warn eck nnd Leopold Witte, gleich von Anfang treu zur Fahne deS Bundes. Spectcll hat Warneck das Ver dienst, durch seine Broschüre „Der Evangelische Bund und seine Gegner" sehr zur Zerstreuung jener Bedenken beigetragcn zu haben. Seiner Ansicht nach kommt es auch im Evanglischen Bunde auf die Männer an, welche in ihm die Arbeit thun, und je zahlreicher diese Männer von rechts her kommen, in desto positiverer Richtung wird der Bund sich bewegen. Ich freue mich, constatiren -u können, daß die Anwendung geistlicher Waffen und die Perjretuog -Mix-evangelischer Gedanken in den Die Emhettsmarke. Der!l. April 1902 hat das deutsche Reich um ein weiteres Symbol seiner Einheit bereichert, um die neue Postmarke, die nun endlich alle deutschen Bundesstaaten gemeinsam führen, außer Bayern! Wann letzteres dem Beispiele Württembergs folgen und dem eigenen Ber- kehrsinteresfe das Zugeständniß machen wird, die bayerische Sonderpostmarke zu opfern, schlummert noch tief im Zeitenschooße. Das bayerische Centrumsmttglted Freiherr v. Hertltng glaubte sogar einen Sturm der Erregung in der bayerischen Volksseele vorauskünden zu müssen, wenn etwa die bayerische Postmarke ebenso ver- schwinden würde, wie jetzt die württembergtsche. Um diesen Preis stört das übrige Deutschland die Seelenruhe des bayerischen Volkes sicherlich nicht; praktische Er wägungen dürften aber Bayern aus eigenem Antriebe zum Anschluß an die „Einheitsmarke" bewegen. Den von Württemberg jetzt gemachten Fortschritt auf dem Gebiete des Verkehrswesens und auf politischem Boden möchte gern die demokratische württembergische Volkspartei für sich in Anspruch nehmen. Es ist schon früher darauf hingewiesen worden, wie geringer Anlaß sich für die Bolkspartei bietet, sich mtt dem Erfolge der „Etnheitsmarke" zu brüsten. Jetzt legt der national liberale Neichstagsabgeordnete vr. Hieb er, der auch der zweiten württembergischen Kammer angehört, den wirklichen Vorgang in den „Deutschen Stimmen" so eingehend dar, daß die Legende, mit der die Bolkspartei sich hinsichtlich ihrer Verdienste umgiebt, doch stark ver- blassen mutz. Seit dem Besuche des früheren Staatssekretärs des Rcichspostamts, Generals v. PodbtelSki, an den süddeutschen Höfen, waren die Verhandlungen über die Postmarken ins Stocken gerathen» wurden aber wieder ausgenommen, als Herr v. Soden an Stelle Mitt nachts die Leitung der württembergischen Verkehrs- anstalten übernahm. Ohne Irgend welche Kenntniß von schwebenden Verhandlungen der beiden bethetligten Post verwaltungen oder gar vom augenblicklichen Stande dieser Verhandlungen zu haben, regte Abgeordneter vr. Hieb er in der Finanzcommission der württem bergischen Kammer am 16. April 1901 die Frage der Einführung einheitlicher Postwerthzeichen an und inter- pellirte die Regierung über ihre Stellung zu dieser An gelegenheit. Diese Anregung Hieber'S wurde sofort von der „freien Vereinigung" lebhaft aufgegrtffen und der Verkchrsmintster v. Soden erklärte, nachdem der Führer der deutschen Partei (der württembergischen National liberalen), Freiherr v. Geh, die große Bedeutung einer einheitlichen Postmarke, auch vom nationalen Stand punkte, hervorgeyoben hatte, er werde im Plenum auf die Angelegenheit eingehen, jedenfalls aber sein Möglichstes für die Einführung -er Etnheitsmarke thun. Zum Erstaunen der Freunde der Einheitmarkc kündete dann etwa vier Wochen später der Abgeordnete KonradHaußmann (Bolkspartei) nach einer langen Rede zum Eisenbahnetat an, die Bolkspartei werde dem nächst einen Antrag einbringen, nach welchem die württembergischen Postwerthzeichen künftig in Wegfall kommen sollten. Dieser Antrag wurde auch wirklich am 16. Mat mit genau formulirtcn Vorschlägen von der Bolkspartei vorgelegt. Das trug ihr von der eigenen Presse das Lob ein, sie habe sich von den anderen Parteien, die lediglich schwungvolle Worte gebraucht hätten, da durch vorthZlhaft unterschieden, daß sic mit wirklich prak tischen Vorschlägen gekommen wäre. Was war aber seit der ersten Anregung Hieber'S am 16. April 1901 in der Commission geschehen? Die Ver handlungen zwischen -er württembergischen und der reichspostalischen Verwaltung hatten inzwischen einen befriedigenden Fortgang genommen und auch eine vor- läufige Formulirung deS Ueberetnkommens ge- zeitigt, wovon die Bolkspartei Kenntniß erhielt. DeS- halb war es ihr so leicht gewesen, mit „praktische» Bor- schlügen" zu kommen! Das Abkommen über die Einheitsmarke stieß im württembergischen Landtage nur beim Centrum auf Widerspruch und im letzten Augenblick drohte sogar noch ein Confltct zwischen Regierung und den Ständen, da erstere auf dem Standpunkte verharrte, baß das Ab kommen, da es keine Verletzung der Reservatrechte ent halte, vielmehr die administrative und finanzielle Selbst ständigkeit wie auch die Tarifhoheit Württembergs voll kommen wahre, der Genehmigung der Stände nicht be dürfe. Der Landtag jedoch ging diesem Confltct aus dem Wege. Was nun den Parttculartsten und CentrumS- Mitgliedern der württembergischen Kammer nicht ge lungen war, sollte der Reichstag einholen und auf Antrag des Centrums für die Etnheitsmarke die ver- faflnngsmäßige Genehmigung fordern. In der Com mission abgewicsen, wiederholte baS Centrum im Plenum seinen Antrag, erlitt aber bekanntlich die schmählichste Niederlage; keine einzige Fraktion leistete ihm Heeres- folge. Für Deutschland dürfte die Markenfrage für einige Jahre ruhen; die ersehnte „Etnheitsmarke" ist freilich noch immer nicht vorhanden, jedoch ein großer Fortschritt ge macht. In diesem Jahre aber soll bas Problem der W e l t - EinheitSpostmarke auf -em geplanten Weltpost, congreß wiederum erörtert werben; Sei dem vor mehreren Jahren stattgchabten Wcltpostcongreß zu Washington wurde dies Thema sehr eingehend behandelt und auch verschiedene Vorschläge zur Verwirklichung des PlaneS gemacht, die sich indeß sämmtlich al» nicht gangbar erwiesen. Wenn aber in späteren Jahren wirklich die Welt-EinheitSmarke den postalischen Verkehr vermitteln sollte, dann wird sich die bayerische Volksseele dieser Etnheitsmarke nicht mehr verschließen! Der Krieg in Südafrika Warum keine Farme» «ehr niedergebra««t «erde». Die englische Regierung hat sich viel darauf zu Gute gcthan, daß sie Mitte März einen Bericht über die süd afrikanischen Concentrativnslager veröffentlichen konnte, demzufolge die Sterblichkeit im Monat Februar be deutend zurückgegangcn war. Es zeigte sich jedoch als bald, daß die hcrausgerechnete Todesrate nur durch die unverfrorene Unterschlagung der Thatsache zu bekommen war, daß die Bocreukinücr -es frühesten Alters aus gestorben sind und seit Langem keine werden. Dasselbe Taschcnspielerkunststück muß behaupten zu können, daß Farmen von Tommtcs nicht mehr niedergebrannt Broschüren, wie auf den Hauptversammlungen des Bundes entschieden Fortschritte gemacht haben. Ein nicht hoch genug anzuschlagendcs Verdienst des Bundes erblicke ich in der wirkungsvollen Beein flussung der öffentlichen Meinung. Auch als Wecker des protestantischen Ehrgefühles und als furchtloser Zeuge wider den Mangel an evangelischer Be- ke n ntn tßtreue bei fürstlichen Ueber- tritten hat der Bund unserer Kirche werthvolle Dienste geleistet. So ist er auf dem besten Wege, sich in unserer Kirche das Vertrauen zu erwerben, welches der Gustav Adolf-Verein schon lange besitzt. So weit mein Urthcil reicht, darf die Stellung unserer Gruppe zu dem Bunde und seiner Arbeit als eine auf verständnitzvoller, um nicht zu sagen dankbarer, Würdigung beruhende be- zeichnet werden. In den Kreisen des Bundes kann es übrigens nur mit Genugthuung begrüßt werden, wenn eine kirchenpolitische Gruppe, wie die Positive Union, ihre besondere Aufgabe in der Wahrung evangelisch-pro testantischer Interessen erkennt und die Lösung derselben nicht von der zufälligen Zugehörigkeit ihrer Glieder zum Evangelischen Bunde, sondern dem treuen Festhalte» am Programm der Positiven Union abhängig macht. Mit diesen Ausführungen weckte der Hofprediger Ohly lebhaften Beifall. In der Diskussion gab dann noch Professor v. Witte-Halle seiner Freude über die freundlich anerkennenden Worte Ausdruck und sprach den Wunsch aus, daß die Gruppe der Positiven Union sich dem Evangelischen Bunde anschließcn möge. Die Zeit sei da, daß wir über kleine Unterschiede hinweg zusammenträten und die römische Gefahr erkennten. Nach einem Gebet und Segen wurde die Versammlung von v. Graf Zielen geschlossen. * Berlin, 3. April. Ueber die Stellung Deutsch lands zur tripolitanischeu Frag»; welche in der aus Rom gemeldeten Unterredung mit dem deutschen Reichs kanzler auch gestreift wurde, geht der Münchener „Allgem. Ztg." von hier eine Correspondenz zu, die von ihr als „be deutsame Erläuterung" eingeführt wird und wohl als officiöS gelten kann. Tie telegraphische „Erläuterung" besagt: „In der Unterredung mit dem Reichskanzler wird auch dke tripolitanische Frage berührt, wie es übrigen» auch in den Unterredungen des Grafen Bülow mit Herrn Prtnetti geschehen ist. Graf Bülow hat Prinetti gegenüber nach einer Version betont, daß Deutschland der italienischen Regierung keine Schwierigkeiten bereiten werde. Nach dem von dem Giornale d'Jtalia mitgetheilteir Interview hat Graf Bülow dagegen ausweichend geantwortet und den Gesichtspunkt geltend gemacht, daß Deutschland im Mittelmeer nur da» Interesse habe, den berechtigten Einfluß seiner Ber« bündeten sich in friedlicher Weise entwickeln zu sehen. Die Di« vergenz zwischen diesen beiden Meldungen erklärt sich in der folgenden Weise: Graf Bülow hat allerdings die allgemein freundliche Stellung zu den Bestrebungen Italien» im Mittelmeer festlegen wollen. Dabei ist freilich auch die Grenze augedeutet worden, innerhalb deren Deutschland sich zu einem etwaigen italienischen Unternehmen freundlich stellen könnte. ES ist daher in dem Interview der Hinweis enthalten, daß Deutschland bet seinem nur mittelbaren Interesse an dieser Entwicklung sich nicht mit dem Interesse eine- einzelnen seiner Verbündeten identifieiren kann und daß di« Wahrnehmung dieser Interesse« in friedlicher Weis« erfolgen müßte." (D Vcrli», 3. April. (Telegramm.) Zur Frühstücks tafel waren gestern geladen Prinz Johann Georg von Sachsen, der sächsische Geschäftsträger von Stieglitz, Oberstleutnant von Stangen, Commandeur des 2. Garde«Ulaneu«RegimentS, niederländischer Minister von Kuyper, Herzog von Ursel und Leutnant von Esmarch. Nachmittags unternahmen der Kaiser und die Kaiserin mit den Prinzen Söhnen einen Aus ritt. Abends speiste der Kaiser bei dem Staatssekretär des Auswärtigen Amt» Frhrn. v. Ri ch thofe«. — Heute Morgen gingen der Kaiser und die Kaiserin mit dem Kronprinzen im Thiergarten spazieren. Später hörte der Kaiser im Schloß die Vorträge deS KriegSministerS, deS Chef- des Generalstabes nnd deS Chefs des MilitärcabinetS. (-) Berlin, 3. April. (Telegramm.) Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Gegenüber der von un-jüngst gebrachten Mitthcilung, daß auch der ReichSgesundheitSrath sich für ein Borsäure-Verbot bei der gewerbsmäßigen Behandlung von Fl ei sch ausgesprochen habe, wird in der „Nationalztg." die Behauptung aufgestellt, daß der Erlaß de» in Frage stehenden Verbotes dem ReichSgrsundheitSrathe niemals zur Be gutachtung Vorgelegen habe. Diese Behauptung ist un richtig. Der ReichSgesundheitSrath, beziehungsweise der Ausschuß für Ernährungswesen und der Unter ausschuß für Fleischbeschau, hat in der Sitzung vom l2. Oktober 1901, zu der außer den Mitgliedern der bezeichneten Unterabtheilungen noch weitere auf dem ein schlägigem Gebiete besonder» erfahrene Angehörige deS RrichS- gesundheitSratheS, sowie als Auskunft-Personen Vertreter der Fleischindustrie und der Landwirthschaft zugezogen waren, die Angelegenheit eingehend berathen und sich mit allen gegen eine Stimme für das Borsäureverbot ausgesprochen. Insbesondere haben sämmtliche ärztliche Sachverständige, die an der Berathung theilgenommen haben, den Erlaß des Verbote» übereinstimmend befürwortet. S Berlin, 3. April. (Telegramm.) Der ReichStagS- abgeordnete, Stadtrath Kattsfuiann (der nicht bestätigte Bürger- meister-Candida») ist plötzlich erkrankt und hat Aufnahme in der Kaison ä« 8ants (Heilanstalt für Geiste-« und Nervenkranke) in Schöneberg gefunden. — Die CentrumSfractionea deS Reichstage« und vreußischen Landtage- widmen dem verstorben« Abg. vn. Lieber einen Nachruf, in dem eS heißt: „In ihm verliert daS katholische Volk im deutschen Reiche einen treubewährten Führer, dessen Reden r» so oftmals gelauscht hat, verlieren di« Mitglieder der CentruoiSsractiouen de» deutsch« Reichstage» und deS preutzischen Abgeordnetenhauses «In« Borkämpftk in d«r politisch«» und parlamentarisch« Brrkrtuig herhalten, um den englischen werden. Der Grund für die urplötzliche und" auffällige Acnderung in der englischen Kriegführung ist jedoch der, -atz cs eben nichts mehr zu verbrennen giebt. Die Beweise dafür finden sich, sorgfältig geordnet, in den englischen Blaubüchern selbst. So in einem Briefe des General - Cvmmandanten Botha an Lord Ktich en er (Blaubuch vom Januar 1902, 06. 903, Seite 74), in dem eine Stelle lautet: „Ich muß nachdrücklich Ew. Excellenz Bemerkung zu- rückweiscn, als hätten meine Bürger im Felde auch nur einmal den Befehl erhalten, Eigenthum zu zerstören und zu plündern. Wenn eine solche Gcwaltthat trotzdem vor kommt und sie wird zu meiner Kenntniß gebracht, so wird sie sofort bestraft. Es überrascht mich aber um so mehr, daß solche Anklagen von Ew. Excellenz erhoben werden, weil Ihrer Majestät Truppen unter Ihrem Commando und auf Ihren ausdrücklichen Befehl ge plündert, zerstört und niedergebrannt haben, nicht nur die Eisenbahn, sondern fast alle Farmen in dieser Republik, mit beinahe keiner Ausnahme, ja selbst die Farmen der Kriegsgefangenen und jene von Wtttwen und Kindern, deren Männer und Väter in diesem Kriege gctödtet worden sind, und ebenso auch Dörfer und Kirchen, wie bereits in meinem Briefe vom 12. d. berichtet, seit welchem Datum auch das Dorf Ermelo den gleichen Weg gegangen ist." In einem Briefe Sch alk Burger'S an Lord Kitchener vom ö. September 1901 (Blaubuch 06. 003 vom Januar 1902, Seite 92) heißt es u. A.: „Was Ew. Excellenz Absicht ist bet der Anklage, daß Eigenthum geplündert und verwüstet wird, begreife ich nicht, und wenn Sie glauben, daß wir Derartiges thun, so muß ich dagegen ganz energisch protestiren und Ew. Excellenz belehren, daß cs eine unleugbare Thatsache ist, daß alleHäuserundallesEtgenthuminder südafrikanischen Republik sowohl wie im Oranje-Frei st aatmttnurfehrwenigAus« nahmen verbrannt, zerstört und ge plündert sind durch Ew. Excellenz Truppen, ja, auch ganze Dörfer sind nicht verschont worden, wie Bethel, Ermelo, Carolina, Piet Retif und Paulpictcrs- doro." In einem Briefe von Schalk Burger nnd Reitz an Lord Salisbury, datirt 21. November 1901, steht Folgendes zu lesen: „Auf dem ganzen Gebiet der beiden Republiken steht kaum ein Haus mehr Zum Mi n de st en 30 000 Gebäude sind verbrannt und zerstört auf Befehl Ihrer militärischen Behörden, von den Dörfern ganz zu schweigen, die fast alle verwüstet sind." Und Lord Milner selbst spricht in seinem Bericht vom 18. November 1901 an Chamberlain (Blaubuch 06. 908 vom Januar 1902, Sette 185) von den „schreck lichen Verwüstungen des Krieges und ber Ver nichtung deS Landbau-ÄermögenS, einer Vernichtung, die nun nahezu vollständig" sei. Gewiß eine unanfechtbare Bestätigung der boerischen Be- Hauptungen! Englische Gräuelthaten. * „Morning Leader" veröffentlicht einen ausführlichen Bericht über die Vorgänge bei der Erschießung von ge fangenen Boeren durch australische Osficiere. Der Bericht stützt sich auf Einzelheiten, die von einem Soldaten geliefert worden seien, der al» Augenzeuge beigewohnt habe. Er be schreibt die Grausamkeit, mit der zwei dieser Osficiere gegenüber Eingeborenen und den eigenen Leuten währrad ihre» Aufenthaltes im wilden Buschfeld sich betragen haben, und schließlich die Gefangennahme von zehn un bewaffneten Boeren, die sich nach PieterSburg begaben, um sich in ergeben. E» habe geheißen, daß diese Boeren 20 000 Pfund Sterling bei sich aehabt hätten, wvdurw wahrscheinlich die Habgier deS Leutnant- Hancock erregt worden sei. Darauf habe dieser eia ScheiukrirgS- gericht abgehaltm und befohlen, die Boeren zu erschieß«. Eine Schwadron habe sich geweigert, diesen Befehl zu vollziehen, worauf er die Boeren durch Leute einer anderen Schwadron habe erschießen lasten. Später habe Hancock erfahren, daß eia deutscher Missionar um die Sache wußte, sei nach dessen Zelt gegangen uud h«»l>e ihn tobt- geschossen. Wie bekannt, sind die Leutnant- Hancock uad Morant später auf eia krieg-gerichtliche- Urtheil erschossen worden, während zehn andere Angehörige jenes Truppen- theileS zu lebenslänglichem Zuchthaus verurtheilt wurden. * Vretsrt«, S. «xrtl. (Reuter'- Bureau.) SS ist nunmehr Schalk Burger uad den ander»« Mitglieder» der Regierung von Transvaal geluagi», sich mit Steift, t« «erbiaduag zu setzen. * Brüssel, S. April. (Telegramm.) Sämmtlich« Boeren- führer reisen h»»t« «ach Utrecht ab, wo «ater Krüger'» Vorsitz ein« allgemein, Coaferenz st-ttflnde». Di« «oerensührrr bezeichnen die Lag« al» sehr ernst nnd wollen deshalb über den Zweck der Utrechter Lonser«» keine AuSkunst geben. (Mgdb. Zig.) * L«»tz»n, S. April. (Telegramm.) »te der „TimeS" au« «aalbank gemeldet wird, befand« sich unter von Oberst Gr en« feil am 2L. Mär» ausg,fangen»« Boer,«papieren Abschriften vou ^BtllkommeaSadrrssen a» Steijn uad Dewrt anläßlich ihrer
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