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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.04.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190204068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19020406
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19020406
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- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-04
- Tag1902-04-06
- Monat1902-04
- Jahr1902
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.04.1902
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Bezug-. Preis st» der HausttexpediÜon oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten AyS- Agb,stellen abgeholt: »ieeteljährlich 4.Ü0, — zweinlaltger täglicher Au stell»»« tns Hau» K.Ü6. Durch di« Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich i Vierteljährl. ut «. Man abounirt serner mit entsprechendem Postausschlag bei den Postanstalte» in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland. Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäische» Türket, Egypten, Für alle übrige» Staate» ist der Bezug nur unter Kreuzband durch di» Expedition dieses Blattes möglich, Akdacttsn rmd Erpedtttorr: 2»dan»tsg«ff» 8. Fernsprecher l»3 und «23. Alfred Hahn, Buchhandlg, UvwersitLt-str.S, tt. Lösche, katharinenstr. 14, u. K-nig-pl, 7, Ha«pt Filiale in Serlin: Süntggrätzerstraße 11» Fernsprecher Amt VI Nr. SSSS. MpMr TaMaü Anzeiger. Amtsblatt des Äönigtichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes und N-lizei-Amtes der Ltadt Leipzig. Anzeige«.Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem RkdactionSstrich lä gespalten) 7b H, vor den Familiennach- rtchten (»gespalten) SO L). Tabellarischer und ZIffernsap entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ossertenannahmk 2S (exel. Porto). Ertra lveilagm (gesalzt), nur mit der Morgen,Autgab«, ohne Postbesörderung »0.—, mit Postbesvrderung 70.--. Änuahmelchluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag« »»unterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Aus -er Woche. In den nächsten Tagen nehmen die beiden gewählten Berliner Parlamente di« Arbeit, wenn der Ausdruck erlaubt ist, wieder auf und die Spitzen der Reichs- und der preußi schen Aemter kommen allmählich von ihren Erholung-reifen zurück. Von ihnen hat Graf v. Bülow, abgesehen davon, daß er die Leitung der Geschäfte während seiner Ab wesenheit im Allgemeinen in der Hand behalten haben soll, seinen Urlaub mit einer besonderen dienstlichen Beschäftigung, den offenbar sehr ernsthaften Unterredungen mit dem italie nischen Minister Prinetti, verbunden. Und des Grafen Posadowsky Mittelstaatenreise war und ist überhaupt lediglich eine Geschäftsreise. Warum solche Fahrten, ganz ab weichend von dem unter Wilhelm I. und Bismarck herrschenden Brauche, jetzt häufiger unternommen werden, vermag sich der gewöhnliche Sterbliche nicht recht zu erklären. Der politische ordentliche Verkehr der Bundesstaaten mit der Reichsregierung ist durch den ersten Kanzler auf das Beste, ja Feinste geregelt worden und wenn der Apparat durch Verschulden irgend eines TheileS einmal nicht richtig functionirt, so wird der Schaden durch persönliche Inter vention von Staatsmännern wie Graf Posadowsky, den wohl Niemand für einen gewiegteren und glücklicheren Diplomaten halten wird, als die Grafen Hohenthal und Lerchenseld, kaum behoben werden. Diese Aufsehen erregen den Reisen haben nationalpolitisch daS Mißliche, daß sie, wenn der volle gewünschte Erfolg sie nicht begleitet, als Berliner Fehlschläge erörtert werden, während etwaige auf dem regulären Wege ohne Glück erfolgte Anregungen und selbst unaysgetragene Meinungsverschieden heiten hübsch unter den Regierungen bleiben können. Im besten Falle geben die Fahrten der Oeffentlichkeit Räthsel auf und daS ist dem BundeSverhältnisse nicht gerade günstig. WaS die Reise des Grafen Posadowsky angebt, so wird ihr, trotz oder vielleicht gerade wegen deS osficiösen Rühmens eines „voll und ganz" erzielten Einverständnisses, bereits von freisinniger Seite ein gründliches Mißlingen nach- resp. vorauSgesagt. Wir bezweifeln auS guten Gründen die Richtigkeit dieser Beurtbeilung, besonders soweit sie die Nrichsfinanzreform betrifft. Wenn auch der vollständigen Ausgestaltung dieser Reform die Entscheidung über die künftige Art der handelspolitischen Verhältnisse vorauS- gegangen sein muß, so könnte sie doch schon jetzt vorbereitet werden. Und wenn in dieser Frage ein Mißversuch zu ver zeichnen wäre, so dürften nach unsrer Keontniß der Verhält nisse Sachsen und Bayern die Leidtragenden sein und nicht Berlin. Denn in Dresden und München ist man vorläufig noch viel finaozreform-eifriger und bedürftiger als an der Spree. Daß von einer Münchner Vereinbarung über die Börsen gesetzreform berichtet wurde, ist allerdings etwas befremdlich, da Zweck und Umfang dieses Unternehmens Wohl schon seit geraumer Zeit für die Regierungen feststeben. Aber daS, was in Dresden, München :c in der Zolltarif-An gelegen- he it verhandelt worden oder gar beschlossen ist, darf sicher lich nicht als ein Mißlingen der Berliner Mission bezeichnet werden. Wenn in der geschmackvollen Sprache unserer lieben Linken behauptet wird, Graf Posadowsky sei gereist, um die mittelstaatlichen Negierungen zu einem „Kotau" vor den Agrariern zu bewegen, aber damit „abgefallen", so beweist schon daS Verhalten jener konservativen Blätter, die Be ziehungen zu solchen Kreisen unterhalten, denen gegenüber weder der reisende StaatSsecretär, noch die besuchten Regie- rungen sich in undurchdringliches Schweigen hüllen, daß Gras Posadowsky mit Questenberg sagen darf: „So weit ging weder mein Auftrag, daß ich wüßte, noch mein Eifer" und daß also seine Gastgeber auch gar nicht nöthig hatten, ihn „abfallen" zu lassen. Die Zolltarifcommisfion nimmt sofort nach dem Wiederzusammentritte des Reichstages ihre Berathungen wieder auf und vielleicht erfährt man bald, was aus dem Plane, ihren Mitgliedern Diäten zu gewähren, geworden ist oder werden wird. Graf Ballestrem, so heißt eS, habe seine ursprüngliche Weigerung, an der Verthcilung eines auszuwerfenden Pauschales mitzuwirken, während der Ferien aufgegeben. Ob diese Nach richt auf Wahrheit beruht, entzieht sich noch der Kenntniß. Vorläufig fordert die Presse des CrntrumS und des Freisinns noch sofortige allgemeine dauernde Taqgeldrr- gewährung, die des Centrum» seit einigen Tagen mit einer formellen Modifikation. Bisher bezeichnete man hier die Aufhebung dcS TageSgrlderverbotes der Reichs verfassung recht deutlich als Bedingung für eine Be schlußfassung über den Zolltarif. Jetzt bestreitet man, dies grtban zu haben, und beschränkt sich darauf, zu sagen, „eS müsse nachdrücklich darauf hinzewiesen werden, daß daS Plenum nicht im Stande sein werde, die Vorlage zu verab schieden, wenn nicht durch die Gewährung von Anwesenbeitk- -rldrru eine dauernde Beschlußfähigkeit des Reichstags ermög Nr. 172. r. k. Ilit heutigem errichteten vir tu unmittelbar nm ü»uptb»Imdvk, EMlV WW- rtULl-LxpecklUou. dl ^Vir bitten unsere Keschäktitreuocke vvck Abonnenten in vresilen unä UmAegMä, sieb üünktiK in Inssrtions- unä Abonnement,- .^nAelökreobeiten mit unserm VrEuetEuvr Iture»» ILelepkoo I, X». 171A) in Verbinäunx ru setren. I-vipLtxs unä Vrvsävn, ä-n i. ^pru 1902. LMMr IsgkülsN. Sonntag den licht werde." Nach Lage der Dinge ist dies, was wenigstens die Juristen des Centrum» nicht leugnen werden, nichts weiter al» eine neue Einkleidung deS alten ErpreffungSversuckeS. Bom juristischen Standpunkte muß freilich auch rmgeräumt werden, daß eine Streikandrohung nach dem Gesetze nicht al» Er- preffuogSversuch bestraft werden kann. Eine Streikandrohung aber liegt vor, und zwar, da jedes ReichltagSmitglied mit der Uebernahme de» Mandat» zur Erledigung von Vor lagen von der Natur deS TarisgesetzentwurfS sich verpflichtet bat, die Androhung eine» Streike» unter Contractbruch. Nun ist es begreiflich, daß Abgeordnete wie Stadthagen und Müller-Meiningen die Stelle von Streikpostenstehern nicht verschmähen werden. Aber von Herren wie Graf Hompesch und vr. Spahn wird man sich schließlich doch nickt im Ernste einer solchen Neigung versehen müssen! Ueber- haupt hätte die Presse der Partei, auS der der Reichs- tagspräsident hervorgegangen ist, niemals, wie doch geschehe» und geschieht, einem derartigen Parlament-- grundstürzenken Gedanken Raum geben dürfen. Daß da» tbatsächlicke Niederlegea der Arbeit bebufs Er zwingung von Lohngewäbrung daS Ansehen des Reichstag dauernd unheilbar schädigen wurde, ist hier schon hervor gehoben worden. Geschähe das Unerhörte dennoch, so würde daS deutsche Volk dem BundeSrathe zurufen müssen: „DeS Reichstag» Würde ist indeine Hand gegeben,bewahre sie, indem du einem dergestalt auSgeübten Drucke nickt nachgiebst!" Ein Ruf der Wähler au die Regierungen um Schutz gegen die Gewählten würde dem Respekt vor dem Reichstage treff lich zu Statten kommen! Der BundeSrath wäre eS aber auch seiner eigenen Reputation schuldig, in diesem Augenblicke und unter diesen Verhältnissen Widerstand selbst dann zu leisten, wenn er, WaS wir wünschen, der Gewährung von Anwesen- beitSgeldern grundsätzlich bereit- geneigt geworden sem sollte. Die Unterwerfung in einem solchen Falle, in dem eS sich noch dazu um eine Verfassungsänderung handelt, wäre an sich höchst merkwürdig und ein für alle Zukunft gefährliches Pracedenz; denn, wenn man einen Streik um Lohn gewährung gewonnen bat, liegt dir Versuchung nahe, ihn früher oder jtzater- brh.uf» Lohnerhöhung wieder auf- zunehmen. Der Bunde-ralh wird noch häufiger' so B-esttg-nv^ Wünsch« haben, wie der auf daS Zustandekommen deS Tarif- gerichtete eS ist. Zudem: klerikale Wortführer der Pression haben eS ganz ungescheut ausgesprochen, daß auch die Diätengcwährung dieVollendungde-ZollreformwerkeS nicht sichere, und von der Linken weiß man genau, daß sie auch bei Diatenempfang die Vollendung zu verhindern versuchen wird. Gäbe der BundeSrath nach, um daS Zollgesetz zu bekommen, und mußte er hierauf ohne dieses Gesetz abziehen, so würde sich ob solcher UebertLlpelung ein europäische-, ein Welthohngelächter erheben auf Kosten der Regierungen deS deutschen Reiche- oder doch ihrer Mehrheit. Und daS ver dientermaßen. Beim Tode deS CentrumSführerS vr. Lieber wieder holte sich eine Erscheinung, die unter dem neuen Curs oft zu beobachten gewesen ist. Das Centrum wird für Leistungen in den Himmel gehoben, die man von anderen Parteien als etwas Selbstverständliches hinnimmt. Wie anders war es doch z. B. nach dem Ableben Miquel'S, der als lang jähriger Parlamentarier unvergleichlich größere Ver dienste um die deutsche Wehrkraft sich erworben, und vor Allem auS Patriotismus erworbene Verdienste, während vr. Lieber und seine Partei da-, WaS sie gaben, sich — vergüten ließen. ES ist eine Maxime, die man wirklich in vielen Familien beobachten sieht: „DaS unartige Kind be kommt das Beste, damit eS Ruhe hält", aber die Eltern, die nach ihr verfahren, gelten nicht für kluge Erzieher und ernten unvermeidlich üblen Lohn von dem bevorzugten Sprößling. Der Krieg in Südafrika. Die Ermordung -es deutschen Missionars Heese. Der Name des von den Engländern ermordeten Missionars ist Heese. Er gehörte der Berliner Missionsgescllschaft an. Dem „Reichsb." geht nnn folgender Bericht der Wtttwe des Missionars Heese zu, der in einzelnen Zügen von den englischen Be richten abweicht. Bon Schwadronen ist hierin nicht die Rede, und Heese ist nicht im Zelt, sondern unterwegs er schossen worden. Der Bericht lautet: 6. 6. Makapanspoort, 5. März 1902. . r. Am frühen Morgen des verhängnißvollen Tages war er nach seiner Gewohnheit mit der Sonne auf und ging draußen umher, sich die Anlage des Hospital- gebäudes in Elim zu besehen. Als er um eine Ecke biegt, sieht er einen Wagen mit acht gefangenen Boeren, die sich ergeben hatten, d. h. die Waffen abgcliefert, »nd nun, wie sie dachten, irgendwo in ein Camp gebracht werden sollten. Bewacht wurden sie von zwei Leutnants des CampS Sweatwater, Murray und Hancock, nebst einigen australischen Soldaten, die neben dem Wagen im Gras lagerten. Unter den Gefangenen erkennt Daniel den Hauptschullehrer unseres Dorfes, einen netten Holländer, Namens Barmeyer, der gegen seinen Willen so weit herumgckommcn war. Ihn erkennen nnd in seiner schnellen Art auf ihn zugchen, war eins. Der Herr theilt ihm mit, wie eS ihm ergangen und daß sic in großer Un ruhe seien, was mit ihney geschehen möchte, obgleich sic freiwillig gekommen seien, und Daniel tröstet sie, daß ihnen nichts geschehen könne in dem Kall. Nnn werden die Wächter böse, -aß Daniel mit den Gefangenen spräche, und „er müßte nun mit auf den Wagen als Gefangener!" Daniel weigert sich, da sie ihm hätten die Annäherung verbieten können und er einen Paß vom Tommandanten in Pietertburg habe, der ihm freie Reise sichert, verspricht aber, gegen 10 Uhr beim Camp sich zu melden und seinen Paß -ort vorzuzeigen. Daraus werben die Gefangenen weitertransportirt, und D. frühstückt erst bet seinen Wilthen, die wegen dieses Auftrittes sehr erschrocken sind nnd ihn zn bewegen suchen, noch zwei Tage zu bleiben. Doch er hat sein Ehrenwort gegeben, den Tag noh beim Camp zn erscheinen, und außerdem trieb's ihn, heim zu 6. April 1902. kommen. Zwischen Elina und dem Camp geschah das Unerhörte, daß die Gefangenen von ihrer Bewachung er- schossen wurden, worauf Letztere weiterzogen, einige Fchrbige zum Begraben der Opfer zurücklassend. D., der bald darauf des Weges kam, muß noch Augenzeuge der vollendeten Thatsache geworden sein, und was nun bei dem Camp verhandelt wurde, werden wir wohl nie er fahren, jedenfalls haben die Thäter gewußt, daß er über den Vorfall nicht schweigen werde. Trotzdem ließen sie ihn, wie bekannt, seines Weges ziehen, auch hatte er, dem Befehl nachkommend, die weiße Fahne am Wagen be festigt. Den van Royen, dem er, wie auch bekannt, nicht weit von der Stelle begegnete, fragte er, ob der Weg sicher sei, da man ihn habe bange machen wollen, und dieser ver sicherte, daß er von raubende» Bauern nichts gesehen und gehört habe, worauf D. mohlgcmuth weiterfuhr. Mcht weit, einige Zeit, nachdem er das Eamp verlassen, wurde der Eine der beiden Leutnants beauftragt, mit einer Patrouille den Weg zu rccognosciren. Nachdem sie eine Strecke geritten, giebt er seinen Leuten den Befehl, sich im Gebüsch zu vertheilen und reitet allein vorauf, an Silas vorbei, in gestrecktem Galopp. (Der v. R. hatte auch noch den Reiter gesehen, ehe er dann in den Büschen ver schwand.) Als er dann das Schreckliche gethan, ritt er wieder eilig zu seinen Leuten zurück, die sich wunderten, wo er könnte gewesen sein, da sein Pferd so abgehetzt war, doch gab er natürlich keine Antwort, aber seine Leute vermuthctcn nichts Gutes, und wußten dann bald, was er gethan. Es war Derselbe, der dann geschickt wurde, die Leiche zu suchen (!) und den Bericht darüber zu liefern, in dem es unter Anderem hieß: „Von Werth sachen war nichts zu finden, auch waren die Kleider taschen umgekehrt!" Diese Beiden leugnen hartnäckig, die That gethan zu haben, während sic den Bauernmord ein gestehen,- doch sind alle Officierc davon überzeugt, wenn sic sie auch nicht überführen können, da cs an Augen zeugen fehlt. Die Beiden sind zum Tode verurthcilt für die Verbrechen, deren sie überführt wurden. — Gott er barme sich ihrer, wenn es noch möglich ist! — Ueber den Beschluß des Gerichts weiß ich nicht viel, hörte nur das Letzte heute. Onkel Krause war auch als Zeuge vir geladen, so werden Tie wohl von ihm alles Genaue er fahren, sobald es möglich ist. gez. Johanna Heese. Der zu den Engländern übergegangene frühere Boercn-Führer Vilonel, den der irische Abgeordnete Dillon unverblümt im eng lischen Unterhaus«: einen Bcrräthcr nannte, hat nach den soeben in London eingetroffenen capländischen Zeitungen an den Präsidenten Stcijn folgendes Schreiben ge richtet: „Meiner Ansicht nach haben Sie sich die folgenden Thatsachcn zu vergegenwärtigen: 1) Zum Heile der unschuldigen Frauen und Kinder haben Sie Ihre eigene Person zu opfern, und auch um der Tausende von Männern willen, die heute ohne Arbeit und Ziel die Arbeit vergeuden. 2» Sic müssen darnach trachten, für die Eap-Rcbcllen, die durch unsere Handlnngcn ge zwungen wurden, sich nns anzuschlicßen, eine Amnestie zu erwirken. . . . Auch habe ich folgendes zu Ihrer Kenntniß zu bringen: Die beiden Republiken sind in vollem Umfange von der britischen Streitmacht erobert worden. Die Wiederherstellung ihrer Unabhängigkeit ist völlig außerhalb des Bereiches der Dinge gelegen, da dadurch auch Verhältnisse geschaffen würden, die für die Dauer unerträglich sind. Wenn Sie beabsichtigen, den unnützen Widerstand von unserer Seite fortzusctzcn und dadurch die Ausrottung unseres Volkes herbeizu führen, so wird mir und anderen Burgyers nichts Anderes übrig bleiben, als die Waffen zu ergreifen und gegen Sic zu kämpfen, um das Ende des jetzigen Krieges zu beschleunigen. Be-cnken Sie die Folgen." Einen besonderen Erfolg versprechen sich die Engländer von dem Briefe nicht, da Präsident Steijn und die Be fehlshaber der bocrischcn Streitkräfte jeder anderen Friedcnsmahnung eher Gehör schenken dürften, als der eines zum Feinde übcrgegangcncn ehemaligen Waffen genossen. Der ministerielle „Standard" benutzt die Publi kation -es Schreibens jedoch dazu, wieder einmal zu ver sichern, daß aller Widerstand der Boeren nutzlos sei und daß daher Diejenigen, die den Kampf in der mörderischen Form des Guerillakrieges fortzusctzcn suchten, sich mit einer schweren Blutschuld belasteten. Ihr Verstand und ihr Gewissen müsse ihnen sagen, daß es nun hoch an der Zeit sei, die Waffen nicdcrznlegcn nnd sich in das Unver meidliche, in den Verlust ihrer Unabhängigkeit, zu fügen. Keiue Uuterwerfnng, nur -ie Unabhängigkeit! Die bocrenofficiösc „Corrcspondenz Nederland" schreibt: Just zur selben Zeit, wo die englischen Blätter wieder einmal, diesmal, nm auf die Verhandlungen mit Schalk Burger einen Druck auszuübcn, mit den verwerflichsten Mitteln den Glauben zn erwecken trachten, die Boeren seien kricgSmüde und trügen sick mit dem Gedanken einer allgemeinen Uebergabe. werden dnrck die von Oberst Grenfell's Colvnnc erbeuteten Bocrenpapierc die gegen- (heiligen Versickerungen von Borrenscite glänzend be kräftigt. Die gerade ob ihrer S-cklichibcit so hehren und herrlichen Worte, die darin der siegrcicke TranSvaaler Dclarcy an das Haupt deS Orauje-Frcistaate-, den Präs!- denten Steijn, richtet, attunen Alle» chcr. als Kleinmut!) und Hoffnungslosigkeit, sic sind der überzeugende und er hebende Ausdruck eckten» noch iwmer ungebeugten Helden- geistes und -es felsenfesten Vertrauens auf den Sieg der gerechten Sache. „Wir danken Gott für Eure männliche und standhafte Haltung und bitten Ibn zugleich, daß Ihr als Haupt upd Leiter eines Vereinigten Südafrika- aus dem Kampfe hcrvorgehcn möge«" das sind die Worte jenes nngc- brochcncn KampfcSmuthcS, der für die Freiheit deS Landes und das sie verbürgende Ideal eines Vereinigten Südafrikas, eines von Großbritannien unabhängigen Südafrikas, die Waffen aufge- nommen, sind die Worte jener frohen, anf Gott vertrauen- 96. Jahrgang. -en Siegeszuversicht, die an die sichere und baldige Ver wirklichung jenes Ideals unerschütterlich glaubt. Noch bedeutungsvoller aber, als diese für die beiden großen Männer, wie für den Stand ihrer Sache so bezeich nenden Worte ist dir Proc lamation, die am 23. Januar von dem stellvertretenden Präsidenten der südafrikanischen Republik, Schalk Burger, für den Distriet Lydenburg auögefcrtigt, den 29. Mürz als Bettag für die Wiederherstellung des Friedens und -ie Bewah rung der Unabhängigkeit der beiden süd afrikanischen Republiken bestimmt. Wenn die Transvaal-Regierung, deren Vertreter Schalk Burger von der englischen Regierung und ihren Trabanten ge flissentlich der Wankelmüthige genannt wird, darnach noch vor ein paar Monaten die Unabhängigkeit als das einzig zn erstrebende Ziel betrachtet hat, warum sollte sie heute anderen Sinnes sein? Es ist seitdem nichts geschehen, was sie von ihrem Vorsätze hätte abbringen können, die kriegerischen Ereignisse in dieser Zeit sind im Gegcnthcil nur dazu angethan, sie darin zu bestärken. Welche Bedeutung die angeführten Documente für die Gesammtlage in Südafrika und die Dinge der Zukunft haben, geht auch schon aus der vollständigen Fassungs losigkeit der englischen Presse, an ihrer Spitze der „Times", angesichts der Grcnfell'schen Danaer-Beute hervor. * London, S. April. (Telegramm.) Wie „Reuter's Bureau" aus Pretoria berichtet, haben die Boeren in dem Gefechte Delarey's bei Driekuil am 31. März 137 Gctödtcte und Verwundete verloren. Nach der amtlichen Liste betragen die englischen Verluste in dem Gefechte mit Delorey: 3 Officierc getöbtet und 16 ver- mundet, 24 Mann gctödtet und 134 verwundet. Deutsches Reich. -ft- Berlin, 8. April. Die in der grohpolni- schen Bewegung liegende 'Gef a tz.» wfxd durch nichts so deutlich veranschaulicht, wie SNkWttt fchm^lü. Wachsthum der polnisch sprechenden Bevölkerung in den östlichen Provinzen des preußischen Staates. Wie der Reichskanzler gelegentlich der jüngsten Polendebatte dar legte, ist beispielsweise während des letzten Jahrzehnts die polnisch sprechende Bevölkerung in Posen um 10,5 Pro cent, die deutsch sprechende nur um 3,7 Procent gestiegen. Man berechnet gegenwärtig die numerische Stärke der gcsammtcn polnisch sprechenden Bevölkerung auf nahezu 4 Millionen Seelen, wovon 1200 000 anf die Provinz Posen, ebenso viel auf Schlesien, 750(100 auf Westpreußen und Pommern, 500 000 auf Ostpreußen entfallen; der Rest von ca. 300 000 verthcilt sich über verschiedene Gegenden Deutschlands. Nun beträgt die gesammtc Bevölkerung der genannten Gebietsthcilc, ObcrschlesicnS, eines Theilcs von Mittelschlesicn, Posens, Westpreußcns, Ostpreußens nnd des östlichen Pommerns, die zusammen einen Flächcnranm von 11000 Quadratkilometern besitzen, ca. 7 300 000 Seelen. Rechnet man also mit einer polnisch sprechenden Bevölkerung von rund 3,0 bis 3,7 Millionen Seelen, so crgicbt sich, daß thatsüchlich die deutsche gegen über der polnisch sprechenden Bevölkerung in einer wenn auch schwachen Minderheit ist. Die Verhältnisse ver schärfen sich in einigen Landcstheilcn noch wesentlich zn Ungunsten des deutschen Elements. In Obcrschlcsicn bil den die polnisch sprechenden deutschen Staatsangehörigen 60—61 Procent, im Posener Regierungsbezirk sogar 63 Proccnt der gcsammtcn Bevölkerung. Nur 25 Proccnt polnisch sprechender Einwohner zählen die westlichen und die nordwestlichen Kreise Posens, Mcscritz, Birnbaum, Ezcrnikan, Chvdziescn und Bomst, doch ist auch hier ebenso wie in den Provinzen Ost- und Westpreußen mit überwiegend deutsch sprechender Bevölkerung ein verhält- nißmäßig starkes Anwachsen des polnischen Elements zu verzeichnen. Mit diesem ungewöhnlichen Wachsthum der polnisch sprechenden Bevölkerung haben Agitation und Wachsthum der großpvlnischen Bewegung stetig gleichen Schritt gehalten. Das zeigt u. A. die schnelle Entwicke lung der großpolnischcn Presse. Vor 10 Jahren hatten beispielsweise alle polnischen Zeitungen und Zeitschriften in Westpreußen zusammen 12 000 Abonnenten, die „Gazeta Grudzivudska" zählt jetzt allein doppelt so viele. Die Ur sache dieses schnellen Anwachsens des polnischen Elementes findet die grvßpolnische Presse in der „Entwickelnng und Vertiefung des nationalpvlnischen Selbstbewusstseins, wel ches immer breitere Massen der bisher entweder passiven oder halbverdcutschtcn Bevölkerung an sich zieht und fest hält". Wie weit übrigens der grobpolnische Dünkel be reits vorgeschritten ist, wie sicher man schon mit einer Ver wirklichung der auf eine Losreibung der ehemals pol nischen Gebietsthcilc gerichteten Bestrebungen und mit der Möglichkeit einer Wicderaufrichtung des polnischen Reichs rechnet, lehrt ein längerer Artikel der „Przeglad Wzechpolski", der unter dem Titel „Unsere Kräfte" über den Gewinn und Verlust an „polnischen" Gcbietsthcilen und über die numerische, finanzielle und moralische Kraft der polnisch sprechenden Bevölkerung eine Bilanz aus stellt. Nach einer Darlegung, daß das polnische Element und seine materielle und intellektuelle Volkskraft in allen preußischen Landcstheilen mit zweisprachiger Bevölkerung im raschen Wachsthum begriffen ist, und nach einem Hin weise, daß „auch das polnische Element des überwiegend deutschsprachigen Masuren, obgleich diese Provinz nie mals zn Polen gehört habe, in das nativnalpolnischc Ge biet cinverlcibt werden müsse", schließt das großpolnische Organ seine Ausführungen mit den Worten: „Unser Volk hat in dem preußischen Thetlc eine sehr wichtige und schwierige Aufgabe; et muß nämlich unter den bestehenden politischen Bedingungen allein durch das Anwachsen seiner geistigen und materiellen Kraft für da 8 zukünf - t i g e Polen die Provinzen, welche einen intcgrircndcn Theil desselben bilden werden und ohne welche cs sozu sagen nicht bestehen könnte, nicht nur erhalten, sondern erobern. Das Erobern und Erhalten de sto l n i s ch n a t i o n a l e n Ucbcrgcwichts in
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