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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.04.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020408012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902040801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902040801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-04
- Tag1902-04-08
- Monat1902-04
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2522 einem scharfen, frrimüthigen Artikel gegen die bayerische Cen trumSfraction, m dem interessante Enthüllungen über die Action enthalten sind, der vr. Klasen zum Opfer gefallen ist. Danach wurde ein großer Theil der Actien der Manz-Gesellschaft, die den „Kurier- herauSgiebt, vom baye rischen Centrum zu niedrigem Cour» mit Hilfe preußischer CentrumSmänner heimlich aufgekauft und dann den Chef- redacteur entlassen. Nach dieser Einleitung unterzieht vr. Klasen die Cen trum-Politik einer vernichtenden Kritik. Er sagt: Warum ich nicht schweige? AuS demselben Grunde, auS welchem ich im „Bayr. Kurier" nicht schweigen konnte; weil die bayerische CentrumSsraction die Aufgabe der Katholiken in der Gegenwart weder richtig versteht, noch löst. Ich stelle mir etwas Anderes unter der Ausgabe der bayerischen Centrumspartei vor, als was ihre Führer leisten; sowohl in religiöser, wir kultureller, wie in wirthschaftlich er, wie in politischer Hinsicht und in Hinsicht der ringehaltenen äußern Form. Wollte ich mit letzterer beginnen, so müßte ich ja auf die Maßkrüge und Stuhlbeine, auf das Johlen und Zischen Hinweisen, wodurch vor ganz kurzer Zeit eine Versammlung im Münchner Kindl-Keller gesprengt wurde. Herr Abgeordneter und Domkapitular vr. Zim mern wird durch hundert Dementis die Thatsache nicht auS der Welt schaffen, daß er dem St. Antoniusverein Unterricht im Sprengen gegeben hat. Wir verspielen deshalb so viel Einfluß, weil man die zeitgemäßen urbanen Formen bei uns entbehrt, weil wir politisch und gesellschaftlich nicht als gereift angesehen werden und weil uns — als katholische Partei! — zudem so ost der Mangel an Wahrhaftigkeit vorgeworfen wird. Ferner wirft vr. Klasen den Führern der Partei Mangel an Selbstlosigkeit, der Politik eine gewisse Unaufrichtigkeit vor und belegte diese seine Anschauung mit drastischen Beispielen. Dann fährt der Verfasser fort. Wir stehen im 20. Jahrhundert! Das 19. hat nach allen Seiten einen hohen Stand der Cultur vorbereitet, den wir jetzt antreten werden. Die Dinge sind noch nicht geklärt, aber unleugbar, ein anderer Mensch ist in das 20. Jahrhundert cingetreten und das Rad der Zeit versucht man vergebens wieder zurückzudrehen. Seinen Geist gebart jedes Jahrhundert, und wenn es auch erst nach tödt- lichen GeburtSwehen wäre! Der Geist des 20. Jahrhunderts aber heißt Cultur! Das hat jener Theil der katholischen Bevölkerung Deutschlands und Oesterreichs gefühlt, den man gemeinhin als „katholisch-fortschrittlich" bezeichnet. Er bat vorzügliche Führer ge funden und geht seinen Weg, mit wie viel Knütteln immer ihm derselbe auch verlegt werden soll. Aber nun würden wir doch Demjenigen einen Thaler schenken, der unS auS der ganzen bayerische» Centrumsfractiou auch nur eine der katholisch-culturellen Bewegung günstige Bemerkung überbringen könnte. Es ist immer nur Gerstenzoll, Haferzoll, Kornzoll und Kornzoll, Haferzoll, Gerstenzoll! Die Riesrnbewegungen auf dem Gebiete des Geistes scheinen für die parlamentarisch« Vertretung deS katholischen Volkes gar nicht zu existiren. Zum Schlüsse sagt der freimüthige Geistliche u. A.t Wir wissen keine Partei, in welcher so tyrannisch den Anhängern und namentlich der Presse ihre Meinung vorgeschrieben werden soll, wie die bayerische Centrumspartei. Mit dem Mittel der Gewalt- thätigkeit will man beherrschen. Dieses übt man auch gegen daS Ministerium auS. Statt Mittel und Wege zu schaffen, durch welche man mit der Regierung friedlich das Staatswohl fördern könnte, steift man sich auf die Macht der 85 Mann Majori tät und läßt es darauf ankommen! Das ist die Signatur unserer parlamentarischen Lage, die so unlieb im Lande vernommen wird, daß Alles bei der Gefahr einer Nachsession aufgeschrien hat. Man empfindet den Landtag als einen Druck, er liegt wie ein Alp auf der Bevölkerung und bringt jene Stimmung hervor, die man am treffendsten eine geduckte nennen kann. Man darf gespannt darauf sein, waS die CentrumSpresse gegenüber diesen vernichtenden Anklagen zu sagen weiß. * München, 6. April. Der bayerische Finanz minister Krhr. vr. v. Riedel feierte deute seinen 70. Ge burtstag in voller körperlicher wie geistiger Frische. Geboren am 6. April 1832 zu Kurzenaltheim, Bezirksamt Gunzenhausen in Mittelfranken, als Sohn eines protestantischen Pfarrers, wendete er sich nach Absolvirung der Studien der Ver waltung zu. 1859 zum Bezirksamtsassessor ernannt, sand er Ver- Wendung im Ministerium des Innern, in dem er bis zu seiner Er nennung zum Finanzministec thätig war. In den 70er Jahren wurde er als stellvertretendes Mitglied zum Bundesrath nach Berlin entsandt und erhielt den Rang eines Ministerialdirektors. Zum Finanzminister ernannt wurde er am 1. December 1877; er wird also noch in diesem Jahre sein Ministerjubiläum feiern können. Als Minister hat er sich große Verdienste um die Oidnung der bayerischen Finanzen erworben. Im Jahre 1890 wurde er in den erblichen Adelstand erhoben. Oesterreich-Ungarn. Gegen -en alldeutschen Verband. * Pest, 7. April. Der oberungarische Cult urverein richtete an den Ministerpräsidenten Szell eine Eingabe mit der Bitte, bei der deutschen Reichsregierung Schritte zu unter nehmen, damit der vom alldeutschen Verbände geplante SommerauSflug nach Ungarn verboten werde. Die Eingabe weist hin auf die wiederholte Einmengung dieses Verbandes in die innerePolitik Ungarns, auf die Entsendung von Vertretern des Verbandes zu Zusammenkünften der in Ungarn wohnenden Stammesgenossen behufs Bezeugung der nationalen Zusammengehörigkeit, und auf die Gefahr solcher Ausflüge für daS Ansehen der Staatsgewalt und fordert den Ministerpräsidenten auf, durch den Minister des Aeußern bei der deutschen Regierung auf die Unzulässigkeit einer der artigen Agitation aufmerksam machen zu lassen; sollte die Mahnung fruchtlos bleiben, so würde Ungarn daS Recht zu schärferen Maßregeln haben. Rußland. Attentat, * Ueber den Mordanschlag gegen den Moskauer Oberpolizeimeister General Trepow berichten die „MoSk. Wjed": „Der Cbef der Polizei betrat daS Empfangs zimmer um 1 Uhr 15 Min. Mittags in Begleitung des KanzleidirectorS Reimers, deS StabSofficierS für besondere Aufträge Oberstleutnants Palschau und deS AbtheilungSchefS N. A. Wassiljewski. Zum Empfang waren mehr als 100 Personen erschienen, von denen ein Theil, speciell die Bittstellerinnen, im Empfangszimmer und die übrigen im Corridor sich befanden. Während der Oberpolizeimeister seinen gewöhnlichen Platz am Fenster einnahm und mit der ersten Bittstellerin, einer Französin, sprach, trat aus der Reihe der Anwesenden eine mit einem schwarzen Rock und einer schwarzen Jacke bekleidete Frau auf ihn zu, die einen Revolver nicht großen Kalibers in der Hand hielt und aus nächster Nähe einen Schuß auf General Trepow abgeben wollte. Der Revolver versagte. Ohne die Geistesgegenwart zu verlieren, ergriff Generalmajor Trepow die Hand der Frau, die einen zweiten Schuß abgeben wollte, doch versagte der Revolver abermals. Hierauf wurde die Ver brecherin entwaffnet und von den anwesenden Beamten fest genommen. Nachdem die Verhaftete abgeführt worden war, beruhigte General Trepow daS Publicum und setzte in üblicher Weise den Empfang fort, der bis 2 Uhr dauerte. Zur Vornahme einer Untersuchung erschienen unverzüglich die Procuratorrn deS Gerichtshofes und deS Bezirksgericht». Bei der Besichtigung erwies sich, daß der Revolver mit sechs scharf geladenen Patronen geladen war. In der Ver hafteten erkannte man die 22jährige Hauslehrerin Eugenie Allart, die Wege« Theilaahm« an de» Ruhestörungen vo» Zebruar eiugekerkert und erst dieser Tage wieder in Freiheit gesetzt worden war. Die Verhaftete ist brünett und witt eren Wüchse»; bei dem Verhör zeigte sie nicht die ge ringste Reue." Aste«. Höflichkeit. * Der frühere Gouverneur von Shantung Uuan- chi-kai hatte gelegentlich der nach Tsinanfu gesandten Br- zrüßungSdeputation dem Gouverneur von Kiautschau, Capitän zur See Truppel, sein Bild überreichen lassen. Der Gouverneur hat nach seiner Rückkehr von Shanghai diese Aufmerksamkeit erwidert und darauf folgendes Antwort- chreiben von Auan-schi-kai, welcher jetzt Gouverneur von Tsckili ist, bekommen: Auf meiner Reise nach Tschrngtingfu hatte ich di« Ehre, Euer Excellenz Schreibe» zu erhalten, zu gleicher Zeit wurde ich durch die gütige Uebersendung Ihrer Photographie zu tiefem Danke verpflichtet. Ihre würdevollen Züge erinnern mich an die Er habenheit des Tailchan-BergeS, und strrnflimmrrnde Rrdeblüthen trömen auS der Spitze Ihres SchreibpinselS. Deutlich glaube ich die unparteiische Gerechtigkeit Ihrer Amtsführung und Ihre Hoch- Herzigkeit vor mir zu sehen, und diese» Bild ist durch da» Lesen Ihres Schreibens mir noch tiefer eingeprägt worden. Nachdem ich dem Wagen meines kaiserlichen Herrn entgegengeeilt war, bin ich nunmehr in der Hauptstadt angekommen. WaS unseren Wunsch, in Tientsin zusammenzutreffen, angeht, so weiß ich nicht, wann e» Ihnen möglich ist, nach Norden zu reisen und Perlrnschalen und Nephrit-Gesäße aufzustrlleu. Aber rS würde mir die höchste Freude gewähren, den Glanz Ihrer Erscheinung persönlich zu schauen. Mit diesem Schreiben sende ich ergebene Wünsche für Euer Excellenz Wohlergehen. Militär und Marine. v. Kiel, 6. April. Das seit Jahren in der Südsec statio- nirte Vermessungsschiff „M ö w e" ist während der letzten Monate in Sidney in Stand gesetzt worden und nimmt jetzt die Ende November v- I. eingestellten Ber- messungsarbeiten im Bismarck-Archipel wieder auf. In zusammenhängender Arbeit wurde bisher die Vermessung -er gesammtcn Neu-Lauenburg-Gruppe und der Küste der Gazellcn-Halbinsel von Cap Gazelle im Osten bis zu Cap Lambert im Westen ausgeführt und über dieses Cap hinaus die Vermessung noch etwa 25 Kilometer nach Süden fortgesetzt. Der Verlauf der Küste ist nach der neuen, sorgfältigen Vermessung von den kartographischen Aufnahmen älterer Zeit wesentlich verschieden. Im vorigen Jahre fungirte Fregatten-Capitän Schönfelder (Karl) als Commandant der „Möwe" und Leiter der Vermessungs arbeiten; die jetzt bevorstehenden Vermessungen wird Capt.-Leutnant Seiferling leiten, der sich im vorigen Jahre als Commandant des Vermessungsschiffes „Hyäne" an der Vermessung des Adlcrgrundcs zwischen Bornholm und Rügen betheiligte. Am 17. März dampfte „Möwe" von Sidney nach Matupi ab, das während des Sommers wohl als Stützpunkt der Arbeiten dienen wird. Es wird noch jahrelanger Arbeit bedürfen, ehe die Vermessungen in -er Südsce einen gewissen Abschluß gefunden haben. G Berlin, 7. April. (Telegramm.) S. M. S. „Habicht" ist am 4. April in Cop Lopez eingetroffen und geht am 11. April von dort über die Princeß-Jnselu nach Kamerun in See. S. M. S. „Jaguar" ist am 6. April in Hankau und S. M. S. „JltiS" am 6. April in Tonku eingetroffen. S. M. S. „Loreley" ist am 7. April von Alexandria nach Jaffa in See gegangen. Der Transport der abqelösten Besatzung S. M. S. „Möwe", Transportfübrer Oberleutnant zur See Madlung, ist per Dampfer „Bremen" auf der Heimreise am 6. April in Neapel eingetroffen und hat am 7. April die Reise nach Genua fortgesetzt. S. M. S. „Hyäne" ist am 6. April von Cuxhaven in See gr- gongen. S. M. S. „Zieten" ist am 4. April nach Wilhelms haven zurückgekehrt. S. M. SS. „Baden" und „Württem berg" sind am 5. April von Wilhelmsbaven nach Kiel in See gegangen. Poststation bi» auf Weitere» Kiel. Die Stationsyacht „Alice Roosevelt" ist am 5. April von Wilhelmshaven nach Hamburg in See gegangen. * Oberst Stoffel, der französische Militär attache in Berlin vor dem Kriege 1870/71, ist anläßlich des Todes des Fürsten Münster von einem Mitarbeiter des „Temps" interviewt worden und hat sich auch über die Qualitäten des deutschen und fran zösischen Heeres geäußert. Er sagte: „Ich bin seit 1870 nicht mehr in Deutschland gewesen, kenne jedoch den gegenwärtigen Stand der deutschen Armee und der unserigen sehr wohl und glaube nicht, daß man unsere Armee mit der deutschen vergleichen kann. Gewiß ist unser Material an Gewehren und Kanonen vorzüglich, aber die Bewaffnung der großen Nationen ist ungefähr glcichwerthig. Was icdoch die Ueberlegenheit der Armee unserer östlichen Nachbarn ausmacht, ist die Qualität ihres Officicrcorps und Obercommandos." Oberst Stoffel führte dann aus, daß in einer so alten Cultur- nation wie Frankreich die Wohlerzogenheit größer sei, daß aber die Disciplin und Unterordnung nicht gleich vollkommen sein könnten wie in Deutschland. Colonial-Nachrichten. * Die militärischen Unternehmungen derbritifchen Aro-Erpedition gegen die eingeborenen Stämme des Niger-Deltas müssen, wenn man den jüngsten, aus britischer Quelle stammenden Nachrichten glauben darf, als abgeschlossen und erfolgreich angesehen werden. Es handelte sich in erster Linie um die Unterdrückung der in dem östlichen Theile des Schutzgebietes, zwischen Niger und Cross-River, ausgebrochenen Aufstände. Nach Einnahme und Besetzung der im Aufruhrgebiete gelegenen Städte Arochuku und Bendo wandte sich die Expedition nach Süden und dehnte ihre Operationen auf den südöstlichen Theil des Nigergebietes bis zu dem an der Küste gelegenen New-Calabar aus. Wie es schein, haben sich die aus ihren bisherigen Sitzen vertriebenen Stämme nach Norden ge wandt und am Südufer des Benue, außerhalb des unter britischer Oberhoheit stehenden Territoriums, sich festge setzt. Jedenfalls läßt der Umstand, daß von einer Abbe rufung des britischen Truppcncommandos bisher nicht die Rede ist, darauf schließen, daß die Gefahr einer Wieder holung der Unruhen noch keineswegs gänzlich auSge- schloffen ist. Kunst unL Wissenschaft. Musik. E-ueert t» der Unt»erfität»kirche Gt. Pauli. Leipzig, 7. April. Än brr UniversitätSkirche St. Pauli fand am Sonntag zu einem wohlthätigrn Zwecke (es galt der Unterstützung eine» kranken Lehrer») eia von Frau Elise Kleinod veranstaltete» Concert statt, das allerdings nur mäßig besucht war. Zu den AuS- führenden gesellte sich auch Herr Proseffor Julius Klengel, der in liebenswürdiger Bereitwilligkeit seine Mit wirkung zugesagt hatte. Die künstlerisch« Kraft de» au»- gezeichneten Cellisten ist so groß, daß sie im Rahmen eine» KirchenconcerteS zu voller Entfaltung nicht Raum genug findet; insonderheit hat de» Künstler» kühner technischer Wage mut-, der vor keinen Schwierigkeiten zurückschreckt, in getragener««! Compositionen, wie sie für kirchliche Auf führungen erforderlich sind, nicht die rechte Gelegen heit zum Hervortreten, auch nicht in den gestern ge spielten Stücken, der bekannten Vclur-Saravande von Ni vo VLnffoukem »kui geschützt dringcni Fernst 703 von 8 sind zu hc Verlinkt Vcrlir Bahnh> Adrej über L und P< Ter Vc unentg Verbal Verani AuSlun in Lei! Ausknn IBrübl geösine Nachm xe Uli Abgon erleicb! über a Fundbu Hos, 1 lBovei AuSluni Relief- platz 2. Hanpi-Ü tirchbi Sonnt« toaeu I Friedho Johan! Vergeb Kranken Steinl iä empkekle -- 7622 Kirstl Expediti Ncdacto Vnchvr, Alsrrd versitä! Louis t slraße chtnensttckerei in Graslitz und der k. k. Fachschule für Spitzenklöppelei in Jdria auf der Ausstellung vertreten finden. Es ist ja allgemein bekannt, welches Aufsehen seiner Zeit die Spitzen der Wiener Central-Spitzen-Eurse auf der Pariser Weltausstellung erregten und wie vor bildlich deren Entwürfe für die Fachschulen des Landes geworden sind. Zu dem besondere Verdienst ihre» Leiters Herrn Proseffor Hrdlicka gehört es, naturalistische Blumenmottve in ebenso origineller, wie geschmackvoller und der Technik vollkommen entsprechender Art in An wendung gebracht und damit eine moderne Nähspitzc und Klöppelspitze geschaffen zu haben, die an Reiz den besten Arbeiten der Vergangenheit nicht nachsteht. Wenn wir die der österreichischen Textilkunst eingeräumte, un gemein übersichtlich arrangirte Sonderausstellung der österreichischen Textilkunst überschauen, fallen imS zu nächst die prachtvollen Erzeugnisse der Wiener Central- Spitzen-Eurse inS Auge, an deren Entwürfen sowohl Proseffor Hrdlicka, als auch dessen Gattin, wie eine künst lerisch bedeutende Dame, Frl. Hofmannmger in Wien, einen ganz wesentlichen Antheil haben. Von wunder barer Schönheit ist in dieser Abtheilung ein genähter Kragen mit einem reizenden Schirlingsmustcr, dessen srei auslaufende Blüthendolden den äußeren Rand säumen, nicht minder ein Spitzenfächer mit Laubwerk auf gktter- örmigem, durchbrochenem Grunde, der, wie bei einem anderen, aber geklöppelten Dessin, in wundervollem Gegensätze zu dem übrigen, fein vertheilten Maschen grunde steht. Entzückend gicbt sich weiter ein Volant mit freistehenden stilisirten Kornblumen am Rande, ein apartes Muster von besonderer Vornehmheit. Dann olgt eine Reihe entzückender Klöppelarbeiten. Wie originell und fein ausgeführt tritt hier ein geklöppelter Kragen hervor, auf dessen duftigem Spinmvebenmonv leicht vertheiltcs Blattwerk liegt. Neben einem von Jutta Sicka entworfenen Behang, dessen Schmuck eine Auf näharbeit von regelmäßig ungeordneten Kastanienblatt motiven auf Gazcgrund bildet, liegt ein sinnig componirter polychrom behandelter, aus Erdbeerblätter und -Blüthcu gebildeter Fächer, dicht dabei dgs von der Fachschule Graz ausgestellte Musterband volksthümlichcr füd- teirischer Handarbeit und eine von der Fachschule Gossen grün ausgestellte Leinendecke, deren durchbrochene Orna mente mit Seidenstickerei behandelt wurden. In einer anderen Vitrine hat die Fachschule Wien aus gestellt, hier ein prächtiges Kissen, dessen Application orangefarbene Kresscnmotivc zum Vorwurf nimmt, dort ein wundervoller Wandbehang» zu dem Architekt Melichar in Wien den Entwurf geliefert hat. In flottem Linienschwungc entwickelt sich in feiner Abtönung des Colorits von Mattviolett und Blattgrau ein reizendes Ornament von eigenartigster Formcngebung. Großes Interesse nimmt vor allem ein Supraport nach dem Ent würfe von Professor Böhm in Anspruch. In groß zügiger Stilisirung treten aus grüngelbem Grunde mächtige kirschrothe Blüthcn heraus, schwungvoll von aufgenähten grünen Schnurenranken umzogen. — Dies Alles stimmt ungemein harmonisch zusammen. Merk würdiger Weise führt die Fachschule Laibach eine sonst nur in nordischen Ländern geübte Kunst, die der Gobelin stickerei, vor, und zwar in einer sehr anerkennenswerthen Arbeit, deren Inhalt ein winterliches Landschaftsmotiv bildet. In den Erzeugnissen der Fachschule Graßliv end lich prägt sich ein vorwiegend moderner Charakter aus, wenn auch in den durch Maschinen- oder durch Cambric- stickerei, meist nach den Entwürfen des Fachschu'.leiters Unger hergestclltcn Borden der ältere Stil immer noch genügende Berücksichtigung gefunden hat. V. ^l. Lu Lrogr. O läset, Ri Okuissn Harten i Aus dem Kunstgewerbe-Mllseum. m. Dem Entgegenkommen des k. k. Museums für Kunst und Industrie in Wien, an dessen Spitze der ungemein rührige, für -die moderne Richtung so begeistert und auch so erfolgreich eintretende Professor Scala steht, ist es in erster Linie zu danken, daß die gegenwärtig im Museum veranstaltete 'Ausstellung für Kun st Wirkerei, Kunststickerei und Spitzen eine so glänzende Betheiligung der österreichischen Fachschulen gefunden hat. Es kann hierbei nicht genug der Einfluß gerühmt werden, den diese Lehrinstitute auf die Textilkunst zu üben in der Lage sind; einen genügenden Beweis dafür geben die aus gestellten prächtigen Arbeiten der k. k. Wiener Central- pitzen-Curse in Wien, die sich mit denen -er k. k. Fach- chule für Kunststickerei in Wien, der k. k. Fachschule für Spitzennäherei in Gofsengrün, der k. k. Staatsgewerbe- chule in Graz, der k. k. Fachschule für Hand- und Ma- Vermischtes. --- Ter älteste deutsche Corpsstudcnt. Aus Anlaß des gemeldeten Ablebens des Rittergutsbesitzers Zeitschel, der Jahre hindurch bei den Pfingstzusammenkünften des 8. 6. auf der Rudelsburg als ältester Corpsstudent zugegen gewesen ist, wird der „Dorfzeitung" aus Freiburg i. B. geschrieben, daß der überhaupt älteste deutsche Corpsstudent dort lebt; er ist der am 14. April 1805 in Hüfingeu (Schwarzwald) geborene Medicinalrath vr. Würth, der von 1822 —1824 dem CorpS „Rhenania" angebört hat. — London, 6. April. Das Unglück im Park von Jbrox bei Glasgow wurde dadurch berbeigesührt, daß von einer stark überfüllten, terrassenförmig aufsteigenden Tribüne die Rückwand in etwa 20 Meter Länge ab brach und etwa 100 Personen 50 Fuß tief hinab stürzten. Auf die zwischen Planken eingeklemmten Ver wundeten sielen und traten dann Andere. Die Volksmenge drängle sich in großer Panik von der Tribüne weg und zu erst wollte Niemand herankommen und retten, weil man fürchtete, die Tribüne stürze überhaupt ein. Der Fußball wettkampf hatte eben erst begonnen und wurde fortgesetzt, denn an anderen Tbeilen des Platzes wußte die Volks menge nichts von dem Vorfälle. Als einige Verwundete über den Platz getragen wurden, glaubte man, es seien Leute, die im Gedränge ohnmächtig wurden. Hinter der Tribüne sah eS aber wie auf einem Schlachlfelde aus. Die Thüren der Tribüne wurden herauSgenssen, um darauf Verwundete wegzutragen. Drei Männer starben nach wenigen Minuten infolge Schädelbruches, ein vierter starb später im HoSpital. (Fis. Ztg.) — Gewaltige Lawinenstürze werden aus dem Cantvn Wallis gemeldet. Die Simplonsrraße ist bei Ganter brücke auf eine Strecke von 73 Meter Länge weggcrissen. Durch ungeheuren Schneefall ist der S i m p l o n v e r - kehr auch auf der Südseite zwischen Isclle und der Schweizer Grenze, ebenso wie die Pastage zwischen Ficsch und Oberwald gestört. Die Straße zwischen Davos und Alveneu ist in Folge von Lawinenstürzen gesperrt, ebenso ist die Straße über den Albula iGranbünden) zwischen Bergrün und Breda unpassirbar. Die Post Chur- Pontresina mußte nach Bergrün zurückkehrcn. Zwischen dem waadtländischcn Dorfe Le Sepey und den Diablcrctv, die ihren Namen „Teufelsberge" wegen sehr häufig auf ihnen vorkommendcr Erdstürze führen, hat ein großer Erdrutsch die Straße auf 300 Meter zerstört. Ein Haus wurde zusammengcdrückt, andere Gebäude sind gefährdet, da eine Erdflächc von 450 Quadratmetern in Vorwärts bewegung begriffen ist. Die Gemeinde Ormonts-Dessus ist von der Außenwelt völlig abgcschnitten. iLseso Wecker Lacsotrinker sollte im eigenen Interesse ein mal äiese Marke versuclien. 2. S. Vach und einem „AeUgioso" von G. Kretzschman». Obwohl Herr Prof. Klengel somit seine Meisterschaft nicht ihrem ganzen Umfange nach entwickeln konnte — daß e» ein Meister war, der da spielte, 'merkte man in jedem Takte. Sich de» Kleinsten wie de».Größten mit der nämlichen Liebe und Hingabe anzanehmeo, ist vo» jeher echter Künstler Art zewrseu, und so spielte denn auch Herr Prof. Klengel die beiden Stücke mit jener au» der Tiefe strömenden Wärme und Durchgeistigung de» Ausdruck», mit jener ungetrübten stilistischen Reinheit, die wir an ibm seit Langem schon kennen und bewundern. Neben ihm machte sich Herr vr. M. Dachselt verdient, der, mit sicherer Hand an der Orgel waltend, Präludium und Fuge (vmoli) von Bach, sowie einen Satz auS Rheinberger'» Pastoralsonate durchaus gediegen und verständnißvoll vermittelte und sich auch begleitend al» eine feste Stütze der Aufführung erwie». Sehr viel tiefer standen leider die gesanglichen Darbietungen, die, selbst mit einem ungewöhnlich milden Maßstab gemessen, sich immer noch mangelhaft genug zeigten. Frau Kleinod brachte ein geistliche» Abendlied („ES ruht die Welt in Schweigen") von C. Ricciu», A. Winterberger'S „Wiegenlied der Mutter Maria an der Krippe" und Bach'S Arie „Mein gläubige» Herze" zu Gehör, wobei indessen jeder Unbefangene und Einsichtige zu der Ueberzeugung kommen mußte, daß Frau Kleinod sich durch derartiges Hervorwagen al» Solosängerin bei allen einigermaßen UrtheilSfähigen nur schaden wird. Weitere Gesänge wurden durch ein Terzett (vermutblich Gesangschüler de» Musikinstitutes Kleinod) dargeboten. Schon der Umstand, daß dasselbe nicht au« drei Frauenstimmen, sondern au» zwei Damen und einem Bassisten besteht, ist, für den a cappella-Gesang wenigsten», recht mißlich; denn ein in höherem Grade befriedigender Zusammenklang kann dadurch, vor Allem weil Mittel- und Unterstimme viel zu weit auseinander liegen, nie erzielt werden. Dieser Uebel- stand wurde nun durch die Wahl der einen VortragSnummer, MendelSsohn'S Engelterzett „Hebe Deine Augen auf" au» „EliaS", noch wesentlich verschärft; da der Componist hier ausdrücklich drei Frauenstimmen verlangt hat, ist e» einfache Pflicht und Schuldigkeit, dies bei einer Ausfüh rung zu berücksichtigen, nicht aber statt einer Altistin ohne Weiteres einen Bassisten unterzuschieben. UebrigenS waren die Singenden ihrer Aufgabe auch an und für sich keineswegs gewachsen und erschienen stimmlich noch viel zu unfertig, zu dem intonatorisch zu unsicher, um im Ensemblegesange etwas Ersprießliches leisten zu können. Betreffs der Wiedergabe deS von Frau Kleinod componirten, mit Begleitung gesungenen Terzetts „Auf Wiedersehen", dem ein musikalischer Werth nicht beizumessen ist, gilt so ziemlich dasselbe. Da uns vor Kurzem erst von anderer Seite zwei Terzette in sehr unzulänglicher Weise vorgesungen wurden, möchten wir daraus Hinweisen, daß e» nickt im Geringsten erquicklicher wirkt, wenn Gesangsbeflissene, die sich noch nicht einzeln hören lassen können, zu dreien ihre Stimmen gleichzeitig erbeben. Und ganz besonder» eingehend sollte man jedenfalls die Kräfte feiner Zöglinge dann prüfen, wenn man sie öffentlich L cappella singen lassen will. Vervollständigt wurde das Programm durch zwei Violinsoli (Andante von O. Wermann und Arioso von M. Rossi), die Herr C. Nagler in der Hauptsache anerkennenSwerth vortrug. F. Wilfferodt. l-l Ter Leipziger Ganfiingerbund gab soeben seinen Mit- gliedern bekannt, daß die Generaldirection der Kgl. Sachs. Staats- eisenbahnrn in Dresden die Abtastung von Sonderzügen zu er mäßigten Preisen für die am 6. Deutschen Sängerbundesfeste in Graz Theilnehmenden in Aussicht gestellt hat. Diese Sonder- zöge sollen ab Leipzig, Chemnitz und Dresden verkehren; Bedingung ist aber für «inen solchen Zug, daß mindestens 300 Fahrkarten gelöst werden. Der Fahrpreis für Hin- und Rückfahrt (letztere voraussichtlich ohne besonderen Zu schlag in Schnellzügen gestattet) wird ungefähr betragen ab Leipzig bi» Graz 41. Classe 43 111. Classe 26 Die Sondäegüge könne» von Jedermann benutzt werden und halten je nach Bedarf an allen Unteiwegsstationen. Alle näheren Bestimmungen (endgiltigen Fahrpreis, Zeit der Abfahrt rc.) wird die königliche Generaldirection nächsten» bekannt geben Damit diese aber rechtzeitig die Verhandlungen mit den öster reichischen Eisenbahnverwaltungen aufnehmen und alle nöthigen Vor bereitungen treffen kann, muß der Leipziger Gausängerbund um gehend nach Dresden mittheilen, wie viele seiner Mitglieder einen solchen Sonderzug benutzen werden. Als letzt« Frist zur An- Meldung ist daher der 1l. April festgesetzt worden. — Weiterhin theilte der Bundesvorstand mit, daß vom „Sängerbund Frank furt a. M." und von der „Frankfurter Sängervereinigung" der Magistrat von Frankfurt a. M. um Billigung der Absicht, die deutsche Sängerschaft zu dem 7. Deutschen Sängerbundes fest (das frühestens 1908 stattfinden wird) nach Frankfurt a. M. einzuladen, angegangen worden ist. Auf diese Eingabe hat sich der Frankfurter Magistrat entschlossen, dem Ansuchen in vollen: Umfange zu entsprechen und die Financirung des künftigen Festes zu sichern. Sohin werden die Vertreter der Frankfurter Sänger schaft auf dem Sängertag zu Graz den Antrag stellen, daß das 7. Deutsche Sängerbunbesfest in Frankfurt a. M. abgehalten werden möge. * Eoncerte im Leipziger Palmengarten. In dem heute DienStag Nachmittag staufindenden 16. Gesellschastsconcerte des Günther Coblenz - Orchesters bringt Herr Musikdirektor Günther Coblenz eine Anzahl hier selten gehörter Tonwerke zur Ausführung, so die Ouvertüren „I^u garra laära" von Rossini und „Das Thal vo» Andorra" von Halevy, den Festzug au» der Hochzeitsmusik von Jensen, Valse «rpriocio von Rubinstein und den Frascati-Walzer von Litolff. Der ausgezeichnete 1. Solist deS Orchesters, Herr Philipp Werner, wird das Concert für Violine (Emoll) von Max Bruch spielen» während die für das heutige Concert gewonnene Opernsängerin Marie Götz-Große die Arie „ES glänzte ichon das Sternenheer" au» G. Verdi'» „Troubadour" und 3 Lieder für Sopran: .LirbeSlied" von Herbert, „HerzenSsrühling" von Fr. von Wikede und „Ich ging im Wald" von Naubert, vortragen wird. Morgen Mittwoch Abend findet «in Concert der Regimentscapelle der 179 er unter I. Kapitain'S Leitung statt.
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