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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.04.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020409016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902040901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902040901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-04
- Tag1902-04-09
- Monat1902-04
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Reklamen unter dem RedactionSstrich (4 gespalten) 75 H, vor den Famtlienaach- richten («gespalten) SV L, Tabellarischer und Ziffrrnsah entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (rxcl. Porto). Ertra-lveilagen (gesalzt), nur mit der Morgrn-Au-gabe, ohne Postbeförderung 80.—, mit Postbesörderuug ^l 70.—. Zlnnahmeschluß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 98. Jahrgang. Nr. 177 Mittwoch den 9. April 1902. k». ?. Zlit boutixem Dago erricktotsn vir in unmittelbar »m Naaptdadadof, eins MU- rMLl -LrpoälUon. "WU ^Vir bitten unear« 6o»e>>ü5t«treunäo uoä Xdovneutou in vresüeu uuä Umgestoock, «ob liilukti« in Ivaertioo»- uml Xbovnomellta- Xngele>roai>sit<-ll mit un»sem Vre8et«i>«r iDelepkon Xmt I, ki», 1713) Io Vordioäunx ru «streu. 1-vlprix uack Vrvsäsn, ckon I. äxrU 1902. IkipriM IsgöblsU. Vie Entwickelung der Kriegsmarine. H.. A. 0. Rear Admiral Melville, ein hervorragender Zecofficier der Bereinigten Staaten von Nordamerika, äußert sich über die voraussichtliche Entwickelung der Kriegsmarine folgendermaßen: „Zn dem jetzigen Zeitalter schnellster industrieller und kommerzieller Entwickelung aller empvrstrebender Na tionen ist die Gefahr eines Krieges größer als je. Die Geschichte lehrt, daß mit jeder im Handel concurrtrcndcn Nation leicht Feindseligkeiten entstehen können. Denn zur Wahrung des Handels und sonstiger pccuniärcr Inter essen wird ein Bvlk eher zu den Waffen greifen als zu irgend andere» Zwecken. Die umstrittenen Handels- geöicte sind aber überseeische. Höchstwahrscheinlich wird der nächste Krieg daher ein Seekrieg sein! V^r Allem gilt cs daher, die Kriegsmarine zu kräftigen. Allenthalben hat man dies anerkannt. Das Interesse an der Marine ist überall gewachsen. Es zeigt dieses vor Allem da- Ver halten der Presse. Die vielen Tausend Tageszeitungen, die periodischen Schriften, alle zeigen eine vermehrte Thcil- nahme für die Marine. Beschreibungen von Kriegs schiffen, von Wcrftcinrichtuugen u. s. w. füllen allent halben die Blätter. Größere Werften — in den Ber einigten Staaten nicht weniger als zehn — sind daher ge zwungen, sich eigene literarische Bureaus zu halten, nm der Nachfrage zu genügen. Das Interesse des Volkes zeigt sich ferner in dem Andrang zur Besichtigung der Kriegsschiffe und Werften." Alles dieses, auf amerikanische Verhältnisse gerechnet, tonnte fast wörtlich auch für Deutschland geschrieben sein. Der Admiral fährt fort: „ES ist wahrscheinlich, daß die Kriegsmarine Amerikas noch vor Ablauf des jetzigen Jahrzehnts alle anderen Nationen außer England über flügelt haben wird. Dieses rasche Wachsthum wird aber mit amerikanischen Werften allein nicht erreichbar sein. Wir kaufen nun schon ganze Dampfschiffslinien vom Auslaude. Warum sollen wir nicht vollständige Kriegs schiffe von solchen auswärtigen Mächten kaufen, die zur Zeit mehr Geld als Kriegsschiffe nöthig haben? Es wäre dies für Amerika zwar bis jetzt ohne Borgang, doch pflegt man sich hier weniger um das zu kümmern, was war, als um das, was jetzt notü thut. Eine Weitercntwickelung der Marine wird nicht nur hinsichtlich der Zahl der Schiffe, sondern auch in Bezug auf die Gefechtsstärke derselben stattfinden. Auch wird vor Allem die Baugcschmindigkeit noch gesteigert werden. BiS jetzt dauert die Bauzeit eines Linienschiffes in den Vereinigten Staaten noch 5 Jahre. Dieselbe dauert zur Zeit nur in Italien länger. In Oesterreich und Rußland durchschnittlich etwas weniger lang, inFrankreich4Iahre, in England und Deutschland nur etwas über 3 Jahre durchschnittlich. Du aber die beiden Panzerplattenwcrkc ihre Leistungsfähigkeit vergrößern, wir- hierdurch der Hauptgrund für die langen Bauzeiten bald beseitigt sein. Da jetzt auch einzelne Staatswcrsten für den Bau von Schlachtschiffen eingerichtet sind, werden diese den Privat werfen in Bezug auf Kurze der Bauzeit bald ein gutes, anspornendes Beispiel geben können. Es ist dieses auch unbedingt nothwendig, da die Möglichkeit einer Ver kürzung der Bauzeit dircct militärische Borthcilc gewährt. Die schwere Artillerie wird höchstwahrscheinlich in Zu kunft aus kleineren Kalibern bestehen. Die 30,5-Eenti- mctcr-Kanone hat bei Santiago trotz guter Chancen gar keine Wirkung erzielt. Sie ist zu unhandlich. Man hofft, daß Amerika statt dessen die LS-Centtmeter-Kanone ein führt. Die jetzige 25-Centimeter-Kanvnc leistet mehr als die 30,5-Centimctcr-Kanonc vor fünf Jahren. In dem Kampfe zwischen Artillerie und Panzer ist letzterer unterlegen. Wenn auch der jetzige schwere Panzer unter Gefechtsbedingungcn selten durchschlagen werden wird, so bringt doch schon die Explosion einer modernen 20-Centimeter-Granate beim Auftreffcn auf eine moderne Panzerplatte eine solche Erschütterung hervor, daß Niet köpfe der dahinter liegenden Verbände abgerissen werden, sc daß auf jeden Kall Leckagen entstehen werden. Noch schwerere Folgen werden auf dem Panzerdeck oberhalb der Maschinen» und Kcffclräume explodirende Granaten selbst mittleren Kalibers ausüben. Im Schiff sind an Längs- und Querschotten so viele Rohrleitungen und Hilfsmaschinen angebracht, daß der Stoß in Folge Explo sion einer Granate aus dem Panzerdeck sicherlich die ver schiedensten HilfSmaschinen außer Gebrauch fetzen wird, wodurch schließlich die GefechtStüchttgkeit de» Schiffes voll ständig aufgehoben wird, so daß Kapitulation erfolgen muß. Durch Verringerung des Kalibers 'der schweren Ar tillerie wird man an Gewicht gewinnen und diese- zur Verstärkung der setzt üblichen Dimensionen der Schisfs- Maschinen verwenden. Elektrtcität wird zum Betriebe der HilfSmaschinen noch mehr als bisher verwendet wer den. Die Dampfturbine wird sich auf Kanonenbooten und Torpedobooten bald Eingang verschaffen. Für alle Hilfs maschinen werden Normalien eingeführt werden, wo durch die Reparatur oder die Auswechselung derselben nach einem Gefecht erleichtert wird, so daß eine schnellere Wiederherstellung der Schlagfertigkeit nach einer Schlacht erzielt werden wird. Das Dreischraubensystem wird in allen großen Ma rinen eingefllhrt werden. Auch ist die Einführung der Feuerung mit flüssigen Heizstoffen (gemischtes System) überall zu erwarten. Bor Allem wird aber -aS Personal besser werden. Man stellt immer höhere Ansprüche an die geistige Leistungsfähigkeit -er Besatzung. Je höher dieselbe in dieser Beziehung steht, desto besser wird cs seine Ruhe, und damit seine Leistungsfähigkeit im Gefecht behaupten können." Sehr bemerkcnSwcrth erscheint, daß fast alle von Melville al- noch in Aussicht stehend bezeichneten Ver besserungen in der deutschen Marine bereits eingcführt sind. Wir haben kürzeste Bauzeit, Dreischraubcnschiffe, gemischte Feuerung, möglichst ausgedehnte Verwendung -er Elektrtcität und die kleinsten Geschützkaltber für die schwere Artillerie, eine Gcnugthuung, die uns aber nicht sicher machen soll. Deutsche- Reich. T Leipztß, 8. Lpril. Da- Reichsgericht verwarf die Revision de- Staat-anwalt- gegen da- Unheil de- Land gericht- H zu Berlin vom l9, December ISVl, durch das Graf Walther Pückler auf Klein-Tschirne von der Anklage der Aufreizung zu Gewaltrhätigkeiten gegen die Juden fr«,- gesprocden worden ist. Berit«, 8. April. (Particularisttschc Gc» häsftgkeite n.) Da die Denkwürdigkeiten des Gene rals und Admirals von Stosch neue Zeugnisse dafür ent halten, daß König Wilhelm sich nur zögernd zum Kriege gegen Oesterreich entschloß, während Bismarck ihn weit früher als nothwcndigeS Mittel zur Lösung der deutschen Frage erkannte, glaubt das Negterungsorgan für das Fürstcnthum Rcuß ä L. eine neue Gelegenheit zu A n - würfen wider den Fürsten Bismarck gefunden zu haben. Auf die Beschaffenheit dieser Anwürfe wirft folgende Auslassung der „Landcszcttung für das Fürsten- thnm Neuß ä. L." Helles Licht: „Die Triebfeder des deutschen Bruderkrieges war Bismarck, welcher rücksichts los ans sein Ziel losging, um Andere ins Verderben zu stürzen, wenn er dabei nut feine Rechnung fand. Es ist derselbe Mann, dereinst Oe st er reich sctncDicn st canbot, aber abgcwiescu wurde. Wäre letzteres (?) ihm gelungen, dann wäre cs nicht ausge schlossen gewesen, daß er den Spieß umgcdreht hätte und auch über Preußen einst hergefallen wäre, wenn ihm pccuniärcr Erfolg und Sonstiges gewinkt hätte." — Unseres Wissens hat selbst die soctaldemvlratische Presse bisher nicht die Stirn gehabt, zu behaupten, daß Bismarck um der Aussicht auf Geldgewinn willen zum Kriege von 1866 gerathen habe. Wenn die „Landcszeitung für Reust ä. L." einer derartigen Verleumdung des großen Staatsmannes sich erfrecht, so kann man die Erklärung für dieses ebenso thörichte wie perfide Verhalten nur in dem Umstande suchen, daß die in den letzten Tagen an zahlreichen Orten abgehaltenen Bis- marckgedenkfciern das genannte Blatt in eine Geistesver fassung gebracht haben, die ihm den letzten Rest politischen Verständnisses und politischen Anstandes raubte. Die An gabe, BiSmarck hätte einst Oesterreich seine Dienste ange boren, ist unseres Wissens vollständig aus den Fingern gc- sogen; auch nicht der geringste Anhaltspunct ist uns be- kannt, der jene Angabe rechtfertigte. Während das reußtsche Particularistenblättchen am Fürsten Bismarck sein Müthchen kühlt, nimmt sich das officielle Organ üet^ bayerischen Centrumspartei in ähnlich liebe voller Weise des eben verstorbenen Fürsten Münster am. Bekanntlich hat Fürst Münster das Verbrechen be gangen, als Hannoveraner seinen Frieden mit Preußen zu machen, und er schreckte sogar vor dem viel größeren Ver brechen nicht zurück, den UltramontanisnmS zu bekämpfen und für den Ausbau des deutschen Einheitsstaates einzu treten. Hat er doch in letzterer Beziehung im Reichstage die Herstellung von Reichsmünzen mit dem Bilde des Kaisers, aber ohne das Bild der. einzelnen Landcsfürsten beantragt! Für diese schweren politischen Sünden läßt das bayerische Centrumsorgan den Verewigten auf das Empfindlichste büßen. Da Fürst Münster außerdem ein mal die Vorrede zu einem von seiner Frau verfaßten Koch buche geschrieben hat, wird er als Vertreter der ,selten Diplomatie" gebrandmarkt, „die aufgeht in Tändeleien und erstarrt stehen bleibt, während die Dinge mitten um sie stets in Kluß sich befinden." — Dieser Vorwurf steht in einem unlösbaren Widerspruche zu den politischen Sünden des Fürsten Münster, dem die vernichtende Kritik deS bayerischen TentrumSblatteS gilt. Wäre Fürst Münster, nnbckünnnert um die in Fluß befindlichen Dinge, der er starrte Diplomat der alten Schule gewesen, für den ihn das bayerische Centrumsblatt auSgiebt, dann hätte er seinen Frieden mit Preußen eben nicht gemacht und wäre, anstatt für den Ausbau des deutschen Einheitsstaates zu wirken, der welfische Particnlarist geworben, wie er nach dem Herzen des bayerischen CentrumS ist. Was kümmert sich indessen baS bayerische LentrumSorgan um solche un- lüöbarenWtdcrsprüche, wenn eSihmdaraufankommt, einen politischen Gegner hcrunterzureißen! Kürst Münster hat bet Lebzeiten von derselben gegnerischen Seite ähnliche Anfechtungen genug erfahren; sie haben ihm damals nicht weh gethan und sie werden das Urtheil -er Geschichte über ihn nicht zu beeinflussen vermögrn. verlt«, 8. April. lKrauenimNekchS-Po st und Telegraphendienste.) Nach einer Statistik der RcichS-Post- und Telegravhenverwaltung waren im Jahre 1897 unter 74 OSS Post-und Telegraphenbeamten 2997 »verbliche Beamte vorhanden, im Jahre 1898 unter 76 025 Beamten 4665 weibliche, 1899 unter 76 856 Beamten 6105 weibliche und im Jahre 1900 stieg diese Zahl auf 7671 von inSgcsammt 79 875 Post- und Telegraphenbeamten. — Die Annahme der Post- und Telegraphengehilftnnen, der letzteren sowohl für den eigentlichen Telegraphen-, als auch für den Fcrusprechdienst, erfolgt nach vollendetem 18. Lebensjahre. In den ersten beiden Jahren nach ab gelegter Probezeit erhalten die Gehilfinnen ein Tagegeld von 2,25 für das dritte und vierte Jahr ein solches von 2,50 und vom fünften Jahre ab ein Tagegeld von 3 Nach neunjähriger Dienstzeit werden sie etatsmäßig an gestellt mit einem Gehalt von 1100 das alle drei Jahre um je 100 steigt bis zum Höchstgehalte von 1500 da neben wird ihnen der gesetzliche Wohnungsgcldznschuß gewährt (in Berlin 540 jährlich). Aus den obigen Zahlen ergiebt sich, daß im Jahre 1898 ein Zugang von 1668, im Jahre 1899 ein solcher von 1440 und im Jahre 1900 von 1500 weiblichen Beamten erfolgte. Im vorigen Jahre stieg diese Zahl wieder auf 1617 Beamtinnen: es wurden 1410 Telcgraphengehilfinncn, 108 Postagcntinnen und 99 Postgchtlsinnen angenommen. Ausfällig muß aber der Umstand erscheinen, daß verhältnißmäßig viele Be amtinnen wieder aus dem Reichs-Post- und Telegraphen dienst pusscheiden. ES liegen uns nnr die Ziffern aus dem letzten Jahre 1901 vor, wonach 394 weibliche Beamte wieder ausschicdcn; davon starben 14, fünf wurden aus dem Dienst entlassen und 13 Telcgraphengehilfinncn traten in den Ruhestand. Freiwillig schieden dagegen ans 29 Post- und 322 Tclcgraphengchilfinncn. Wie viele von letzterer Kategorie wegen Berheirathung den Reichsdienst verließen, läßt sich nicht ermitteln; es dürfte aber nur ein geringer Thetl der Beamtinnen sein, die wegen Bcr- heirathung ihren Austritt aus dem Dienste beantragten. Ein so zahlreiches Ausscheiden von weiblichen Personen aus dem Post- und Telegraphendienste entspricht nun aber, wie in den „Monatsblättern für Post und Telegraphie (Verl, von Fried. L n ck h a r d t, Berlin und Leipzig) ausgcführt wird, weder dem Interesse der Reichsvcr- waltung noch dem der bcthetligten Beamtinnen. Die RcichS-Post- und Telegraphenvcrivaltung verliert dadurch vorzeitig die für deu Dienst bereits vorgcbildcten und ein gearbeiteten Beamtinnen, und cd gehen ihr die Borthcilc aus den Aufwendungen, die für das Anlerner, der Be amtinnen in den Dienstverrichtungcn haben gemacht wer den müssen, verloren. Und die Beamtinnen leiden im Einzelnen noch mehr darunter, da sic sich in ihren Er wartungen vielfach getäuscht und wohl auch in ihrer Ge sundheit geschädigt fühlen müssen und mithin die Zeit und die Aufwendungen, die sic zur Einübung in den Dienst geopfert haben, ebenfalls als verloren zu betrachten haben nnd sich nun nvthgedrungcn nach anderen Erwerbs gelegenheiten umschcn müssen. Die Rücksichtnahme hier auf möchte cs geboten erscheinen lassen, daß den wirklichen Ursachen zum Austritt von weiblichen Personen aus dem Post- und Telegraphendienste näher nachgcforscht und daß angcstrebt werde, einerseits den sich etwa ergebenden Uebelständcn in der Art und dem Umfange der Dienst- thätigkeit der Frauen abzuhelfcn und andererseits auch die Prüfung neuer Bewerberinnen in Bezug auf ihre körper liche und geistige Befähigung für die verschiedenen Post- und Telegraphendicnststcllcn mit größerer Gründlichkeit stattfinden zu lassen, so daß allen Bewerberinnen, die in dieser Hinsicht den Anforderungen wahrscheinlich auf die Dauer nicht genügen können, erspart bleibt, den Eintritt in den Post- und Telegraphcndienst später als einen ver fehlten Schritt ansehcn zu müssen. Berlin, 8. April. (Bersicherungsrcntner.) Während die Socialdcmokratie sich Mühe giebt, die Legende von dem „Bischen Svcialrcform" weiter zu ver breiten, zieht die Arbeiterversichcrung Deutschlands immer weitere Kreise und erstreckt ihre Segnungen auf eine immer größere Zahl von Personen. Nach den neuesten Zahlen, welche über die auf Grund der Unfall-, sowie der Jnva- liditäts- nnd Altersversicherung Renten oder sonstige Ent schädigungen beziehenden Personen veröffentlicht sind, darf angcnoinmen werden, daß diese Vcrsichcrungsrentner sich im Jahre 1902 auf rund iZ-r Millionen belaufen wer den. Auf Grund der Unfallversicherung erhielten im Jahre 1901 nach den Zusammenstellungen, die vom Rcichs- versichcrungsamte vorgcnommen sind, 768 255 Personen Entschädigungen, wovon 729 259 auf die eigentlichen Rentner entfielen. Die Zahl der am 1. Januar 1902 laufenden Invaliden-, Alters- und Krankenrcntcn be zifferte sich auf 675 095, so daß, wenn man auch nur die eigentlichen Rentner in Betracht zieht, deren Zahl bereits für 1901 die Höhe von 1,4 Millionen überschritten hatte. Die Steigerungen, die sich in den verflossenen Jahren ge zeigt Haden, sind so groß gewesen, daß eine Erhöhung auf 1,5 Millionen im laufenden Jahre als wahrscheinlich an genommen werden kann. In Deutschland werden also im Jahre 1902 nicht weniger als 1^2 Millionen Personen, ganz abgesehen von denen, welche Krankenunterstützungen erhalten, Renten auf Grund der staatlichen Versicherung beziehen. ES giebt kein zweites Land der Erde, welches eine derartige Fürsorge für die Arbeiter aufzuweisen hat, daß nahezu 3 Proc. der gesammten Bevölkerung Ver- sicherungSrentncr sind. Und wenn die Socialdcmokrattc auch noch so sehr bemüht ist, die segensreichen Folgen der staatlichen Arbeiterversichcrung Deutschlands herabzu setzen und zu verkleinern, die amtlich festgestellten Zahlen lassen sich nicht aus der Welt bringen. Deutschland steht eben in der Fürsorge für die Arbciterbcvülkerung an der Spitze der Culturstaaten. * verlt«, 8. April. Ueber die Auslegung der Bunde-ratbS-Berordnung zum Sckutze der Gast- wirtb-qehilfen, die am 1. April in Kraft getreten ist, sind Differenzen entstanden, die auf die zweifelhafte Fassung znrückzuführen sind. Die Ziffer 1 unter I. der Verordnung lautet: „In Gast- und in Echankwirlhichaften ist jedem Gehilfen und Lehrling übe, 16 Jahr« für d!« Wort» siebenmal eine ununter, drochea, Ruhtest von mindesten- a<dt Stunden zu gewilhren. Der Beginn der ersten Ruhezeit darf in die vorhergehend», da» Ende der siebenten Ruhezeit in die nachfolgende Woche fallen. Für Gehilfen und Lehrlinge unter 16 Jahren muß die Ruhezeit mindestens neun Stunden betragen. Durch Polizeiverordnungen der zum Erlasse solcher Verordnungen berechtigten Behörden kann diese längere Ruhezeit auch für Gehilfen und Lehrlinge über 16 Jahre vorgeschrieb-n werden. Die höhere Verwaltungsbehörde ist befugt, in Bade- und anderen Curorten die Ruhezeit für Gehilfen und Lehrlinge über 16 Jahre in Gastwirthschaften während der Saison, jedoch nicht über eine Dauer von drei Monaten, bis auf sieben Stunden herabznsrtzen. Neben dieser Ruhezeit müssen täglich, abgesehen von den Mahlzeiten, Ruhepausen in der Gesammtdauer von mindesten» zwei Stunden gewährt werden." Die Differenz ist entstanden über die Bedeutung des letzten Satzes: „Neben dieser Ruhezeit müssen täglich, ab- gescben von den Mahlzeiten, Ruhepausen in der Gesammt dauer von mindesten« zwei Stunden gewährt werden." In Gehilsenkreisen war man der Meinung, daß die zwei Stunden Ruhepausen neben den Mahlzeiten und der Schlaf zeit in allen Fällen gewährt werden müssen. Man war zu dieser Auslegung nm so »brr geneigt, al» sie einer dem Bunvesratbe unterbreiteten Gchilfensordrrung zum großen Tbeile entspräche. Die Gehilfen hatten 3 Stunden neben der Schlaszrit gefordert. Auch in Unternehmer blättern war man der Ansicht, daß diese Vorschrift für alle Fälle gelten solle. Im „Centralblatt für da« deutsche Gast- wirtkSgrwerbe" wird aber jetzt auSgefübN, da- die Extra- rubepausen von zusammen 2 Stunden nur dort zu ge währen sind, wo auf Grund des letzten Absätze- der Ziffer 1 die Schlaszrit auf 7 Stunden herabgesetzt worden in. Diese Auffassung bat die größere Wahrscheinlichkeit für sich. Indem die drei verschiedenen Rubezeiten (Schlaf zeiten) in drei besonderen Absätzen der Ziffer 1 behandelt werden, die Vorschrift von den Extraruhepauseu aber als Satz dem dritten Absatz unmittelbar angrschlossen ist, sollte wohl zum Ausdruck gebracht werden, daß sich diese Vorschrift nur auf den dritten Absatz beziehen soll. DaS ist auch die Meinung zuständiger Aerwaltungöbcamter. Indcß hätte eS zur richtigen Würdigung der Verordnung beigrtragen, wenn man die Sache genauer auSgcdrückt hätte. (7) Verlt», 8. April. (Telegramm.) Nach der gestrigen Familien-Frühstttck-tasel beim Kaiserpaare nnternahmen der Kaiser und die Kaiserin mit dem Kronprinzen und dem Prinzen Adalbert einen Spazierritt im Thiergarten. AbenvS speiste der Kaiser bei dem Chef des Civilcabincts v. LucanuS. — Heute Morgen gingen der Kaiser und die Kaiserin im Thiergarten spazieren. Jin königlichen Schlosse hörte der Kaiser sodann den Vortrag des Cbefs deö Mililär- cabinetS, nahm die Meldung des zum MUitärcabinet com- mandirten Hauptmanns v. Lepel vom Hess. Leib-G-Regt. (N5) entgegen und hörte den Vortrag de- Chefs des AcmiralstabeS. Heute Abend gedenkt der Kaiser das Diner bei bcm Ebes des MarirecabinetS Freiherr« v. Senden- Bibran einzunehmen. G Berlin, 8. Avril. (Telegramm.) Der holländische Ministerpräsident vr. Kuypkv ist gestern Abend nach Holland zurückgerrist. v. Berlin, 8. April. (Privattelcgramm.) Eine Ein gabe an den Fürstbischof Kopp haben die Polen Moabits in einer zahlreich besuchten Versammlung abzusenden beschlossen. Sie wollen verlangen, daß in der PaulSkirche in Moabit jeden Sonntag Gottesdienste in polnischer Sprache abgehalten werden. Ferner soll die polnische Petition eine Beschwerde über das Verbalteu der deutschen Geistlichen der PaulS kirche enthalten, welche die polnischen Forderungen als unberechtigt erklärten und rundweg abwiescn. Einer polnischen Deputation, welche die Wünsche ihrer Landsleute unterbreitete, soll von zuständiger geistlicher Stelle erklärt worden sein: „Tie Parochie sei deutsch, und die Polen, die in Berlin fremd wären, müßten sich damit abfinden, gleichviel in welcher Zahl sie in der Parochie vertreten seien. Es sei nur ein kleines Häuflein Unzufriedener, welches den nationalen Streit in die Berliner Parochie trage und sich nicht scheue, kirchliche Fragen in öffentlichen Volksversammlungen zu erörtern." (Nat.-Ztg.) — Dem Vernehmen nach dürfte demnächst eine strengere Controle über die Einziehung der Beiträge für die InvaliditätS- und A l t e r Sv e r s i che ru n g eingefübrt werden. Es hat sich nämlich herausgestcllt, daß die Mißstände in der Heranziehung der unständigen Arbeiter zur Versicherung und in der BeitragSleistung für dieselbe noch rmmer nicht daben beseitigt werben können. Nach der Ansicht der Vorstände verschiedener Versicherungsanstalten wird man zu einer Besserung auf diesem Gebiete auch nicht eher gelangen, bis die Wirksamkeit der örtlichen Eontrole erhöbt und die Stellung der Controlbeamlen gegenüber widerwilligen Arbeitgebern oder Arbeitnehmern gestärkt sein wird. Dies glaubt man wieder nur dadurch erreichen zu können, daß vom RcichS-BersicherungSamte besondere Eontrolvorschrificu erlassen werden, an welche sich die betreffenden Beamten bei ihrem Eingreifen halten können. DaS Reich--VersicherungS- amt beschäftigt sich gegenwärtig recht eingehend mit der Frage, und eS ist sehr wahrscheinlich, daß die Prüfung zu einem positiven Ergebniß führt. (Hamb. Nachr.) — Der Ministerialdirektor Sckwarykopff, Küglers Nachfolger als Decrrnent deS preußischen BolkSschulwesenS, ist der „VolkSztg." zufolge al- Mitglied in den Vorstand des „Christlichen Zeitschriftenverlag-", deS Agitations unternehmen- de- kürzlich verstorbenen Pastor- Hülle, eia- grtretrn. D H««n<»er, 8. April. (Telegramm.) Der Kaiser ließ dem General-Feldmarschall Graf Waldersee durch den CabinetSrath Geb. Regierung-rath Mießner als Geburts tagsgeschenk einen silbernen Tafelanfsatz überreichens— DerFlügrladjutaat de» Kaiser», Oberstleutnant v. Doehn, überbracht, mündlich die Glückwünsche de» Kaiser». Gegen l Uhr Mittag- traf eiu Telegramm de» Kaiser- ein. Im Laufe de- Vormittag» liefen zahlreich« Glückwunschtelegramme rin; r« gratulirtrn ver Kaiser Franz Josef, der König von Sachsen, die Prinzen Heinrich und Albrecht
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