Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.04.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020421011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902042101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902042101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-04
- Tag1902-04-21
- Monat1902-04
- Jahr1902
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs-Preis d» der Hauptexpeditio« oder deu im Stadt« bezirk und den Vororte« errichteten Aus« gavestellea abgeholt: vierteljährlich 4.50, — zweimaliger täglicher Zustellung in- Hau» 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland «. Oesterreich vierteljährliches, für die übrigen Länder lautZeitungSpreiSliste. — NeLaction und Expedition: Iohanntsgaffe 8. Fernsprecher 153 und 222. FiiiiUeupeditioueu r Alfred Hahn, Buchhandlg, UoiversitütSstr.S, 8. Lösche, Kathartnenstr. 14, u. KvnigSpl. 7. - - , Haupt-Filiale Dresden: Strehleuerstraße S. Fernsprecher Amt I Nr. 1713. Haupt-Filiale Serlin: Königgrützerstraße IIS. Fernsprecher Amt VI Nr. 3393. Morgen-Ausgabe. UriWMr TaMM Anzeiger. Amtsblatt des Löniglichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes «nd Nolizei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. Nr. 199. Montag den 21. April 1902. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile LS H. Reklamen unter dem RedactionSstrich (4 gespalten) 75 H, vor den Familiennach richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen »Ausgabe, ohne Postbesörderung SO.—, mit Postbesörderung ^l 70.—. Anuahmeschluß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morg«rr-AuSgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an die Expedition z« richte«. Di« Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet Voa früh 8 bis Abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 96. Jahrgang. DaS moderne Kettungswesen in den Großstädten. Für jeden, der die Entwickelung unserer Verhältnisse in Len letzten 20 Jahren mit offenen Augen verfolgt, dürfte es zweifellos sein, daß ein großer Zug durch unser modernes Culturleben hindurchgeht. Das Interesse und Berständntß für Dinge, die über oder wett ab von der Interessensphäre des Einzelnen liegen, ist im Wachsen begriffen. Der große Gedanke allgemeiner werkthütigerLiebe hat früherschwerlich so herrliche Blüthen getrieben, wie wir sie jetzt aller Arten entstehen sehen. Es mag sein, das; der versöhnende sociale Gedanke unseres verewigten ersten Kaisers den Haupt anstoß hierzu gegeben hat, sicherlich hat aber auch der deutsche Charakter, die deutsche Eigenart ihren besonderen Antheil daran. Beides, die Saat und der Acker, auf -en gesät ist, gehörte zusammen, um die Frucht der Liebe und Barmherzigkeit reifen zu lasten. Nicht als die unwichtigste und geringste solcher kulturellen Erscheinungen dürfen die Bestrebungen des Samariter- und Rettungswesens gelten, die aus kleinen Anfängen sich allmählich zu einer unabweis- lichen Forderung unseres öffentlichen Wohlfahrtsdiensteö gestaltet haben. Und gerade unsere Stadt darf jetzt, wo überall in den Großstädten des deut schen Reiches gleiche Einrichtungen geschaffen werden, wie wir sie schon seit zwei Jahrzehnten besitzen, mit einem gewissen Stolz darauf zurückbltckcn, daß hier zuerst der Ge danke praktischer Nächstenliebe eine Form gefunden hat, die für viele Andere vorbildlich geworden ist. Es liegt ja eigentlich nicht zu weit ab, daran zu denken, wie wir beispielsweise für die Sicherung und Bergung unseres Eigenthums gegen Feuersgcfahr wohlorganisirte Rettuugseinrichtungen haben, so auch eine zweckmäßige Fürsorge zu treffen gegen die mancherlei Gefahren, die das Getriebe einer Großstadt für Leben und Gesundheit seiner Bewohner mit sich bringt. Wenn irgend Jemand, so hat ja -er Verunglückte oder plötzlich Erkrankte, der durch seinen Zustand seiner körperlichen und seelischen Kräfte be raubt und deshalb unfähig ist, sich selbst zu helfen, ein Anrecht darauf, daß seine Mitmenschen für ihn sorgen. Die Erwägung, daß dieses sachgemäß und rasch zu ge schehen hat, führte dazu, daß hierfür etwas Neues geschaffen werden mußte. Die moderne Zeit verlangt außer der Fürsorge, die den Ver letzten und Kranken durch eine sachgemäße Kranken- hausbchandlung gesichert ist, noch etwas Anderes, nämlich Einrichtungen, die sich seiner sofort, gleich nach dem erlittenen Unfall, annehmen, die ferner die ersten drohenden Gefahren zu beseitigen im Stande sind und die ihn vor weiteren Schädigungen so lange schützen, bis eine geordnete Pflege einsetzt. Es wird das Verdienst Esmarch's bleiben, durch die Verpflanzung des SamaritcrgedankenS auf deutschen Boden im Jahre 1881 hierzu den Anlaß gegeben zu haben. Daß der ursprüngliche Gedanke dann allmählich eine voll ständigere Form annahm, daß derselbe seinen Bogen weiter Feuilletsn. Ein berühmter sächsischer Landsmann. Als vor nunmehr zehn Jahren die vicrhundertjährigc Feier der Entdeckung Amerikas gefeiert wurde, wurde auch in Langem und Breitem die Geschichte des Namcngebers des neuen Erdtheils erzählt. Nicht Columbus gab dem Lande feinen Namen, sondern ein geriebener Globetrotter, ein Reisender, der mit der Entdeckung eigentlich sehr wenig zu thun hatte, ein Kaufmann und gewandter Feuilletonist, Amerigo Vespucct. Um näher zu untersuchen, ob das neu entdeckte Land wirklich Ströme berge, in denen Milch und Honig fließt, um die Schätze an Gold und Perlen zu heben, wurde Hojeda am 20. Mai 1499 von Cadir nach Amerika gesandt, das Columbus Paria getauft hatte, und ihm ein fixer Kerl bcigegeben, eben der genannte Amerigo por nwroackai, um Handel zu treiben. Den Handel verstand Amerigo aus dem ff, und weil er dabei ordentlich gewann, kehrte er öfter nach dem gelobten Lande zurück. Natürlich war zu seiner Zett eine Amerikareise keine Kleinigkeit und cnr solcher Seefahrer ein großer Mann. Das wußte Ame rigo noch ganz besonders auszunutzcn, denn er schickte ganz außerordentlich interessante Reiseberichte, die phan tastisch aufgeputzt Falsches mit Wahrem vermengten, aber gern gelesen wurden und seinen Namen bekannt machten. Dabei gebrauchte er noch den Tric, daß er vvrgab, schon 1497, also vor Columbus, das Festland betreten zu haben. Während Caboto's und Columbus' Reiseberichte in den englischen und spanischen Archiven schlummerten, während des Columbus Name zurückgcdrängt, kaum genannt wurde, mar Amerigo» Name in Aller Ntunde, und so war es nur erklärlich, daß an Stelle des Namens Paria, an Stelle des Llunckus uovus nach und nach der Name des Amerigo, das Land deS Amerigo, Amerika, trat. Wald- sccmüllcr und Schocne gebrauchen ihn auf ihren Karlen und Globcn -nm ersten Male und die berühmte Weltkarte unseres sächsischen Landsmannes Apianus nahm diesen Namen ans. Damit war das Schicksal der Benennung deS neuen WeltthetlS besiegelt. Zwar wurde wiederholt versucht, gegen diese Namens gebung anzukämpfen, doch vergebens. Die Autorität des ApiunuS stand hinter dem Namen, und so blieb er. Diese immerhin bedeutungsvolle Geschichte fiel unS wieder ein, als es für uns galt, mit einigen Zeilen der Bedeutung unseres Landsmannes an seinem 350jährigen Todestage zu gedenken. Am 21. April 1552 starb dieser Mann, der schon in jungen Jahren eine ganz besondere Bedeutung er- halten hatte, denen Ruhm schon als Dreißigjähriger die Welt erfüllte. War doch Peter ApianuS nicht nur ein Gco- graph und ein Mathematiker, ein Astronom und ein Philo soph, sondern auch ein Freund Karl'S V., de» Kaisers, der fast al» unnahbar galt, der ihn aber »u seinem Leibarzt machte und ihn und seine Brüder adelte. Heute noch spannte, hängt nicht zum Wenigsten mit der Eigenart des Deutschen zusammen, das, was er einmal für richtig erkannt hat, zu vertiefen und nach seiner Eigenart weiter auszugestalten. Zum Samaritergedanken und seiner praktischen Bethätigung trat das Rettungs wesen hinzu. Treffender hat diese Frage wohl Niemand gezeichnet, als der Bürgermeister Dr. Varrentrapp bei Eröffnung der vorjährigen Ausstellung für Rettungswesen in Frankfurt am Main. In seinen Worten liegt die ganze Begründung des modernen Rettungswcscns in den Großstädten. „Die Zeit liegt ja weit hinter uns, wo eine Stadt genug zu thun glaubte, wenn sie die Häuser ihrer Bewohner gegen Feuers gefahr schützte. Jetzt, wo Städte, wie die unserige, mit Hundcrttausendeu von Einwohnern bestehen, und eine leb hafte Industrie Hunderte von Maschinen in Bewegung gesetzt hat, wo das Hasten und Drängen des Straßenver kehrs bedenkliche Dimensionen annimmt, da muß sich die Frage aufdrängen, in welcher Weise den Unfällen, die die Entwickelung des Verkehres mit sich bringt, entgegen ge wirkt werden kann. Dazu kommt, daß die Gemeindever waltungen selbst mehr, als früher, große Arbeiten über und unter der Erde ausführen lassen und selbst gewerbliche Unternehmer sind." Es ist nun interessant und cs spricht für den großen Bürgersinn, der unsere deutschen Städte auszeichnet, daß überall, wo Einrichtungen dieser Art ins Leben gerufen wurden, sie zunächst aus rein privater Unterstützung und Thätigkeit hervorgcgangcn und weitcrgcführt worden sind. In demselben Maße, als man erkannte, daß die hier für aufgcwendeten Mittel der Allgemeinheit zu Gute kamen, wuchs dann das Interesse und die Förderung. Hochherzige Männer mit weit ausschanendem Blick für die Bedürfnisse unserer Zeit unterstützten die Bestrebungen mit Rath und Thal, weise Stadtverwaltungen hoben die der allge meinen Wohlfahrt dienenden Einrichtungen durch Gewäh rung jährlicher Zuwendungen über die Klippen und Sor-gen nm ihre wirthschaftliche Existenz und ermöglichten dadurch den steten Ausbau ihrer Organisation, der Acrzte- stand crkannte mehr und mehr, daß hier ein Thätigkeits- gebiet gegeben war, auf dem humaner, ärztlicher Sinn und wissenschaftliche Fachkenntniß in edelster und wirk samster Weise sich bcthätigen konnten, kurz, von allen Seiten erwuchsen dem einmal als gesund und nothwendig erkannten Gedanken Helfer und Förderer, deren Freude und Liebe an dem Geschaffenen durch den Segen, den das Werk überall hin verbreitete, von Jahr zu Jahr gesteigert wurde. In einzelnen Städten erhielten diese Bestrebungen unter der Bezeichnung Freiwillige Rettungsge sellschaften ihre feste Form, in unserer Stadt ist, nicht zum Wenigsten aus Gründen der Pietät gegen den ver dienstvollen Stifter dieses Gedankens, Excellenz v. Es march, der alte Name Samariterverein betbe- halten worden. Zweierlei Dinge waren es nun, die den Hauptinhalt des Nettnngswesens ausmachcn mutzten, nämlich, einmal die leben in unserer Stadt Nachkommen des Georg Apianus, des Bruders von Peter, mit dem er zusammen eine Buch druckerei hatte. Denn Peter war nicht nur ein Gelehrter, sondern auch ein Buchdrucker, der seine Bücher selbst druckte und damit recht viel Geld verdiente. Der berühmte P«tLLLlpianuS wurde nach den Aufzeich nungen in a'ten Familicnpapieren 1501 zu Leisnig ge boren. Sein eigentlicher Name war Bennewitz oder in alter Schreibweise Bienewitz, Bienenwiß. Er latinisirte diesen in Apianus. Ueber seine Jugend ist nichts bekannt. Mil vierzehn Jahren bezog er die Universität Leipzig. Seine Jmmatrieulatton lautet wörtlich: ?otro I'oniiewitr ckv I^-miek 1510 Hlowsner nat. Rektor ^.loxanäer Leeklvr Rkvsinsensis. Erst hier in Leipzig mag es gewesen sein, daß er nach dem Vorbilde seiner Zeitgenossen seinen Fa miliennamen Benne - Biene - wttz „von denen Bienen", Biener, Bicnert oder Bicnewtß in Apianus latinisirte. Von Leipzig ans, wo derzeit sehr unerquickliche Zustände aus der Universität herrschten, trotzdem er später in seinen Werken in dankbarer Erinnerung seiner dortigen Lehrer gedenkt, z. B. Wvlfg. Schindler, Stromer von Auerbach, des Erbauers von Aucrbach'S Hof, dessen Lehrbuch iu der Familie noch aufbewahrt wird, bezog er die Wiener Hoch schule und trat hier in intime Beziehungen zum Professor Transtetter. Zum bleibenden Aufenthalte wählte er sich zunächst Landshut 1524, woselbst er eine Druckerei begründete, die von seinem Bruder (Yeorg, -er auch gleichzeitig Holzschrift schneider (Lylvgraph) war, geleitet wurde; von da wandte er sich als sogenannter Zugewandtcr an die Universität Ingolstadt, deren eigentlichen Schwerpunkt damals die philosophische Facultät bildete. 1527 nahm er hier die Professur für Mathematik au, während er einen Ruf nach Leipzig, Tübingen, Wien, Padua und Ferrara auSschlug. Als Professor bezog er ein Jahresgehalt von 100 fl. und genoß zu jeder der beiden Frankfurter Messen einen Monat Bacanz. AlS Darlehen hatte er 1520 von der cauwra 110, 32 und 30 fl. erhalten, über deren Rückzahlung er sich beim nächsten Consilium aussprechen sollte. 1529 suchte er um ein weiteres Darlchn nach, erhielt dies aber — mangels verfügbarer Mittel — erst 1530 auf Befehl des Herzogs Wilhelm IV., sowie 1533 zu den Druckkosten seiner Werke 50 fl. als Geschenk. Daß unser Apian vielfach in Geld- Verlegenheiten sich befand, geht u. A. daraus hervor, daß er am 1. Juli 1527 auf einer Reise nach Ingolstadt von seinem Freunde Tnrma'ir in Abcndsberg 20 fl. als viatiouin auf Ansuchen cntgcgcnnahm. Wenn auch sein Vater Martin Bennewitz neben seinem schönen Hause in Leisnig am Markte (dem Nathhaus gegenüber), welch ersteres 17M noch vorhanden war, auch ein schönes, großes Baucrngnt, Tautendorf bet Leisnig, besaß und zu den rathsfähigen Geschlechtern in LetSntg gehörte, und seine Mutter Gertrud ein hübsche» Vermögen mitgebracht hatte, so waren doch viele Geschwister vorhanden, und er wird von zu Hause keine große Unterstützung erhalten haben können. Seine Vermögen-Verhältnisse verbesserten sich jedoch sehr Errichtung von Sanitätswachen, und dann im engen Anschluß hieran die Schaffung eines zweck- müßigen Transportwesens. Ebenso natürlich war es, daß alle Hilfsmittel der Wissenschaft und Praxis in den Dienst dieser Institutionen gestellt wurden. Wie Ein- richtungen dieser Art nur durch das Vertrauen der Ein wohner gehalten werden, so muhte es weiter und vor Allem darauf ankommen, daß die höchste Leistungsfähig keit, zumal in dem Sinne, daß -er gesammte Rettungs- apparat bei jeder Gelegenheit, zur Tag- und Nachtzeit, prompt und sicher functivnirt, gewährleistet wurde. So wuchs allmählich hier bei uns eine Institution heraus, mit der der Name seines Begründers, des verstorbenen vr. Aß- mus, für alle Zetten verknüpft bleiben wird. Werfen wir nun einen Blick auf das Rettungswesen, wie sich dasselbe in anderen Großstädten entwickelt hat, so erkennt man unschwer, daß die hiesigen Einrichtungen, wie sie nunmehr vor 20 Jahren geschaffen und nach und nach weiter ausgebildet worden sind, ganz oder theilweise fast für alle anderen Städte typisch geworden sind. So hat in D r e s d e n ebenfalls der dortige Samariter verein (freiwillige Nettungsgesellschaft) seit 1890 das Rettungswcsen organisirt, während der Krankentransport von der städtischen Wohlfahrtspolizei eingerichtet ist. In der Stadt sind 3 Sanitätswachen mit ständigem ärztlichen Dienste vorhanden, außerdem noch 7 chirurgische Hilfs stellen, von denen 4 an Krankenhäuser angeschlossen sind. An Transportmitteln für verunglückte oder plötzlich er krankte Personen stehen 3 Krankenwagen zur Verfügung, deren Anforderung von jeder Wvhlfahrtspolizei-Bezirks- wache oder Feuerwache erfolgen kann. In Berlin waren zwar schon 1872 Sarntätswachcn errichtet worden. Dieselben beschränkten sich aber nur darauf, zur Nachtzeit Hilfe zu leisten, auch waren sie zum Theil an Baderstubcn angeschlossen, die schon ihrer sonstigen Beschaffenheit wegen zur Versorgung von größeren Ver letzungen wenig geeignet waren. Vor Allem aber kam ihre Unzulänglichkeit darin zum Ausdruck, daß sie gerade in der Zeit, wo erfahrungsgemäß durch den Verkehr auf den Straßen und in den Fabrikbctrieben sich die meisten Un fälle ereigneten, d. h. bei Tage, geschlossen waren. Die dieser Einrichtung zn Grunde liegende Erwägung, daß bei Tage stets und sofort ärztliche Hilfe in den Großstädten zu haben ist, trifft, wie die Erfahrung gelehrt hat, zumal für denVormittag.gar nicht zn, da dannKrankenbesuchc gemacht werden und sich auch sonst die Spur deS Arztes nach Ver lassen seiner Wohnung in dem Menschengewühl und bet den großen Entfernungen leicht verliert. JmJahre 1894 wurden dann, hauptsächlich durch die Unterstützung der Mälzerei- Berufsgenossenschaft, die U n fa l l st a t i o n en gegründet, die aber um deßwillen ihrem eigentlichen Zweck, der sich anö natürlichen Gründen nur auf eine einmalige Ver sorgung des Verletzten zu beschränken hat, nicht ent sprachen, als mit ihnen Privatkliniken zur Dauerbehand« lung der Kranken verbunden waren. Immerhin darf das Eine nicht verschwiegen werden, daß das Transportwesen in musterhafter Weise bei ihnen organisirt worden ist. Im bald, wozu namentlich seine Verhcirathung beigetragen zu haben scheint, die es ihm gestattete, 1532 neben der Lands huter Druckerei eine zweite in Ingolstadt ins Leben zu rufen, am meisten haben ihm auch wohl seine kleinen astro nomischen Druckschriften und oalouckariums eingebracht, die er namentlich durch die Messen vertreiben ließ. 1520, also 25 Jahre alt, verheirathetc er sich mit Katharina, Tochter des Rathsherrn Mosner zu Landshut, der später als Se nator — vermuthlich als rechtskundiger Beirath oder Syn dikus — nach Ingolstadt versetzt wurde. Die Ehe ward mit 14 Kindern gesegnet, 9 Söhnen und 5 Töchtern. Erhard Collius, der Biograph Philipp Apian's, des Sohnes, theilt mit, -aß Peter Apian trotz seiner riesigen Arbeitslast seine Söhne selbst unterrichtete, dabei aber auch die besten Erfolge erzielte, so finden sich Philippus wie Carolus, ein Jeder als vir xi-uckoinissiiuus, und cs wurde Philipp schon am 25. September 1542, also gerade nach Zurücklegung des 11. Jahres, mit seinen Brüdern Theodor und Timotheus auf der Universität inscribtrt. DaS Buch „Eine newe vnd wolgcgründete vnberweisung, aller Kausmannsrcchnung in dreien Büchern" durch Petrum Apianum von Letßnik der Astronomet zu Ingol stadt. Ordinarium 1544, ini Besitz der Familie, zeigt auf dem Titelblatte den Verfasser, wie er seine drei ältesten Söhne in der neuen Rechenkunst unterrichtet. War auch unser Peter Apian bet Beginn seiner aka demischen Laufbahn nicht gerade mit Glücksgütern irdischer Art gesegnet zu nennen, mußte er vielmehr, da er seine Werke selbst in seinen Druckereien vervielfältigte, sich oft spärlich behelfen, so gelangte er doch bald in die Lage, in Ingolstadt mit einem sehr werthvollen, jetzt noch existircn- dcn Hause sich ansässig zu machen und — wozu ihm auch sein Freund Raimund Fugger in Augsburg mit behilf lich war, ein Gnt nach dem anderen käuflich zu er werben, so, daß er in Kurzem ein begüterter Mann ge nannt werden konnte, ein Schicksal, das nicht gar vielen seiner Fachgcnossen zu Theil ward. So besaß er denn ein Gut in Bonnstein bei Holnstein, 1547 kaufte er vom Ober jägermeister Vincenz in Würzburg, die eine Tagereise von Ingolstadt entfernt gelegeneHofmarkJtlhofcn, beide Güter im Landgcrichtsbczirk Beilngrün im unteren Thale der A.tmübl gelegen, weiter erwarb er 1548 einen Hof zu Dirn und vier Hofgütcr bet Kcmnatt am Sttdabhang des Fichtel gebirges. Im Jahre 1552 am 21. April machte ein Nieren leiden seinem thatcnretchcn und ruhmvollen Leben ein jähes Ende. Seine Gattin starb am 0. Juli 1574 an Glicdcrlähmung. Des Peter Apian entseelte Hülle wurde bei den Franciscancrn in Ingolstadt betgesetzt, jedoch sein Grabstein ist längst aus der Kloster-, jetzigen Mtlttärkirche, verschwunden. Man sagt, die Jesuiten hätten in Hinsicht aus seinen zum Protestantismus übcrgetretcnen Lohn jede Spur davon beseitigt. Wenn wir nun sein Schaffen und Wirken näher bc- trachten, so schildern ihn seine Zeitgenossen al» einen vor züglichen Mechanik»» und trefflichen Beobachter in der Jahre 1897 wurde dann durch die Initiative Seiner Excellenz v. Bergmann die Berliner Rettungs gesellschaft ins Leben gerufen, die von großen, all gemeinen Gesichtspunkten aus das Rettungswesen in Berlin zu organisiren und dasselbe an die natürlichen Stützpunkte, die großen Krankenhäuser, anzugliedern be strebt ist. Von einer Centrale, die einerseits mit sämnn- lichen Rettungswachen der Stadt und andererseits mit den Krankenhäusern durch Fernsprecher verbunden ist, kann in kürzester Zeit die weitere Versorgung und Unterbringung des Verletzten in die Wege geleitet werden. Es wär im Interesse des Rettungsdienstes unserer Neichshauptstadt zu wünschen, daß es bald gelingen möchte, alle die ver schiedenen Einrichtungen des öffentlichen Rettungsdienstes in Berlin einheitlich zu organisiren, eine Aufgabe, die, wie es scheint, in letzter Zeit, dank des Interesses und der Anregung von Seiten Seiner Excellenz v. Bergmann, ihrer Verwirklichung näher gerückt ist. In Köln, wo 1899 das Rettungswcsen von ärztlicher Seite neu organisirt wurde, und Frankfurts. M., das bereits vor 10 Jahren damit begann, sind die Einrichtungen fast gleicher Art, wie in Leipzig. In der Stadt sind Rettungswachen nut ärztlichem Dienst vorhanden, in Köln größten Theiles im Anschlnß au die verschiedenen, inner halb der Stadt liegenden Krankenhäuser. Der Transport der Verletzten wird mittels Rettungswagen besorgt, deren Frankfurt zwei eigene besitzt, die von der Feuerwehr be spannt werden. In letzterer Stadt besteht noch eine be sondere Vorkehrung für den Rettungsdienst bei Eisenbahn unfällen, indem in einem gesonderten Raume des Haupt bahnhofes die Einrichtung und die ganzen Hilfsgerüthe vorbereitet sind, um iu kürzester Zeit einige Güterwagen für die erste Versorgung und den Transport Verletzter her zurichten. In verschiedenen Städten stößt man auf eine innige Verbindung und Anlehnung des Rettungswesens an die städtische Feuerwehr. Es liegt ja iu der That auch nahe, an die schon vorhandenen Centralstellen für öffentlichen Wohlfahrtsdicnst bei Brandkatastrophen, deren Arbeits gebiet ja ohnehin schon für Rettungs- und Sicherheits maßnahmen anderer Art in großen Städten erweitert ist, Einrichtungen für die erste Hilfe anzngliedern. Sicherlich sind auch besonders wirthschaftliche Gründe hierfür maß gebend gewesen, da durch das zur Verfügung stehende Pferdematerial die Frage des Transportes Verletzter leicht und ohne größere Kosten zu lösen war. So hat in der ausgedehntesten Weise die Feuerwehr in Bremen das Rcttungswesen organisirt, indem mit fünf Feuerwachen Sanitätswachen verbunden sind, an denen der Dienst durch als Samariter ausgebildete Feuerwehr mannschaften auSgeübt wird. Die Aufsicht darüber liegt natürlich in ärztlichen Händen. Auch in Königsberg besorgt die Bcrufsfeucrwehr das Rettungs- und Kranken transportwesen. Die Anforderung der Helfer und Wagen geschieht durch elektrische Unfallmelber. Ein ständig be spannter Unfallwagen steht auf einer Feuerwache. Die selbe Einrichtung ist in Posen getroffen. Auch in Sternenwclt, als einen festen Charakter, als einen mit reichem Wissen ansgestatteten, hochgelehrten Herrn, der es zugleich in technischer Hinsicht als Künstler zu einer großen Fertigkeit im Zeichnen und Verfertigen von Instrumenten und Apparaten der mannigfaltigsten Art auf vielen Ge bieten der Wissenschaft gebracht hatte und daher allerwärts iu den Hörsälen der Hochschulen wie an den Fürstcnhöfen irr größtem Ansehen stand. Die von ihm verfertigten Legcpläne von Städten, Plätzen und Festungen galten als moßgebcnd, seine Beschreibung von Städten und Ländern als mustergiltig. Auch in der Wappenkunde war er zu Hause. Fürsten, Grafen und Herren ließen mit Vorliebe ihre Wappen von ihm zeichnen und anfertigen. Der Kaiser nnd seine Generäle bedienten sich ausschließlich der von ihm entworfenen Landkarten. Kaiser Karl V. trennte sich selbst nach seiner Abdankung nicht von dem berühmten Globus, den ihn; Peter Aptau gefertigt hatte und nahm ihn mit ins spanische Kloster St. Just, von wo er später nach der Bibliothek des Escurial bei Madrid kam. Nach einer Mittheilung des Direktors der Sternwarte iu Madrid befindet sich der Globus jetzt noch dort, während andere werthvolle mathematische und astronomische In strumente bet einem Brande des Klosters verloren ge gangen sein sollen. Sein größtes Werk, die a8tronomioa oaosarea kaota vt aotu widmete er Karl V. Außer den Herstellungskosten für das Werk gewährte der Kaiser ihm ein Geschenk von 30l'0 Goldgnlben (wovon einer noch im Besitze der Familie M. Apian-Bennewitzh erhob ihn in den erblichen Adelsland und ernannte ihn zum kaiserlichen Hofmathematikus. Die Nobiltsirung erstreckte sich gleichzeitig aus seine eingangs genannten Brüder Gregor, Nicolaus und Georg von weich' Letzterem in gerader Linie Maximus Valerius Apianus-Bennewiy, der iu Leipzig ein bedentendcö Papier» und Papierwaarcngeschäft, verbunden mit Kunstverlag, be treibt, nebst seinen Brüdern abstammt, und heute, am 21. April 1902, gleichzeitig mit seinem 01. Geburtstage, ein 400jührtges Bürgerjubiläum dieser alte» sächsischen Fa milie feiert. Wir erwähnen um so lieber diese Verwandtschaft, als sich die Familie Apian-Bennewitz viel mit deu Forschungen nach ihren großen Vorfahren abgegeben hat, und weil e» uns Freude macht, in der Familie die Tradition hoch gehalten zu sehen. ES wäre wirklich wünschenswert!), wenn der Familiensinn, die Liebe und Anhänglichkeit an Stamm und Namen, mehr gepflegt würde. Wenn wir auch nicht eifrige Befürworter der bürgerlichen Wappenkunde sind, so dürfte doch irgend ein äußeres Zeichen der Zu sammengehörigkeit von Werth sein, dem sich natürlich ein Familienarchtv anschließen müßte. Abgesehen von der ethischen Bedeutung der Erhaltung des Familiensinnes kann ein Nachwei» über Verwandtschaft in unserer Zeit, die die Geschwister und Verwandten in alle Acltgcgendeu zerstreut, bei dem Vorkommen einer Erbschaft praktisch recht von Nutzen sein.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite