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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.04.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020423015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902042301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902042301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-04
- Tag1902-04-23
- Monat1902-04
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In Ein- müthigkeit legen alle treuen, monarchisch gesinnten Sachsen an den Stufen de- Throne- ihre innigen Wünsche für da» Hril ihre- geliebten König- nieder, und zum Himmel steigen die Gebete sowohl de- Danke» dafür, daß wir uns so lange der gesegneten Regierung König AlbertS erfreuen durften, wie de- heißen Flehen-, daß Gott den geliebten Herrscher seinem Volke noch lange erhalten möge. Mit doppeltem Danke naht am heutigen Festtage die Stadt Leipzig dem Königsthrone. Nicht achtend die Be schwerden de- Alter- und die Bedenken, die sein Gesundheits zustand erregte, hatte König Albert, begleitet von seiner erlauchten Gemahlin, auch in diesem Winter wieder seiner getreuen Stadt Leipzig den gewohnten mehrtägigen Besuch abgestattet. Au- der ganz besonderen Herzlichkeit der Begrüßung, die dem Monarchen diesmal hier zu Theil wurde, wird er er sehen haben, wie sebr wir daS große Opfer zu würdigen wußten, da- König Albert mit seiner Reise gebracht, und wie von Herzen dankbar ihm die Leipziger Bürgerschaft dafür gewesen. Eine eigenthümliche Fügung des Schicksals war eS frei lich, daß, während der König hier in Leipzig weilte, ein Ereigniß sich vorbereitete, auf da- der Monarch sicherlich nicht gefaßt war und da- ihm in seinem hohen Alter noch einmal den ganzen Ernst und die Verantwortlichkeit der Regierung-thätigkeit nahelegrn mußte. Wir meinen die kurze Unterbrechung der Arbeiten de- z. Z. tagenden Landtag» durch die von der Mehrheit der II. Kammer herbeigeführte Ministerkrise, die sich zu einem VerfafsungSconflicte auszuwachsen drohte, dann aber nach dem Rücktritte de- Finanzministers eine schnellt, friedliche Lösung fand. ES ist dem Könige nicht leicht geworden, sich von einem treuen, ihm persönlich nahestehenden Rathgeber, wie der Minister v. Watzdorf c» war, zu trennen; das überaus gnädige Abschiedüschreiben, da- er an den Scheidenden richtete, beweist da- zur Genüge. Aber auch diese- Opfer legte sich der Monarch ohne Zögern auf, da e» ihm dem Wohle und den Wünschen de» Volke» zu entsprechen schien, denen er noch stet- seine persönlichen Wünsche nach gesetzt hatte. Die beiden Ereignisse, die wir auS dem vergangenen Lebens jahre unsere» König» herausgegriffen, zeigen unS seine Persou im vollen Glanze der schönen Eigenschaften, die ihn zu einer verehrungswürdigen Erscheinung nicht nur für sein Land, sondern für da- ganze deutsche Volk gemacht haben. Sein erster und sein letzter Gedanke gelten täglich dem Wohle de- Staates und de- Volke»; dafür ist ihm kein Opfer zu hoch, kein Verzicht auf eigene Wünsche zu hart. In pein licher Erfüllung seiner Herrscherpflichten sorgt er für die Wohlfahrt seine« Lande- und, über diese- hinaus, de» deutschen Reiche», zu dessen festesten Stützen in alter Sachsentreue König Albert und sein Volk zählen. Der Besuch de- jugendlichen deutschen Kronprinzen in Dresden hat gezeigt, wie eng nach wie vor die Verbindung zwischen dem deutschen Kaiser und seinem hohen Verbündeten in Dresden ist und wie der Kaiser jede Gelegenheit benützt, um seiner Verehrung sür König Albert offenen Au-druck zu geben. Do ist König Albert'- Wirken auch im vergaogenen Jahre wieder von Segen erfüllt gewesen, und der reiche Schatz an Liebe, den er im Laufe seiner Regierungs zeit angesammrlt, ist abermals gemehrt worden. Am heutigen Tage drängt daher, was unsere Herzen immer dar bewegt, zum feierlichen Ausdruck«: der Dank für da-, wa- un- der Himmel in König Albert gegeben, und die Bitte, daß er un- diese- Geschenk auch weiterhin bewahren möge. All« diese Gefühle der Dankbarkeit, Liebe und Treu« fassen wir zusammen in dem immer wieder mit gleicher Innigkeit zum Himmel emporsteigenden Wunsche: Gott segne, Gott schütz« und erhalt« unseren iuaigstgrliibtea König und Herrn! ' Inr Ermordung des russischen Ministers Zsipjagiu. I-s ässpotinn« towp-r- par I'aeeaeelnat, e'ost oot.ro Llagua cdartL, zu deutsch: Der durch Mruchelmerd gemäßigt» De-potiSmuS ist unsere Magna Charta, soll ein russtwer General nach der Ermordung de- Kaiser- Paul von Rußland trocken bemerkt haben. Und in der Tbat sind in Rußland von jeher die Träger der Krone fowodl al- die einfluß reichsten Beamten auf diesem im Reich ve- weißen Zaren »nicht ungewöhnlichen Wege" au- der Welt ge schasst worden. Schon Paul'- Sohn uud Nachfolger Alexander I. ist der Ermordung durch den weitverzweigten „Bund de- Heil-", dem eia großer Theil der Arme« an gehörte, nur durch seinen Tod Infolge eine- der Krim eigen- thümlichen Gallenfiebrr- entgangen. Freilich, an Gerüchten, daß er sowohl, wie sein, ihm bald danach im Lod« folgend« Gemahlin Elisabeth, Prinzessin von Baden, an Gift gestorben seien, hat eS damals auch nicht gefehlt. Daß auf seineu Nachfolger, den starren Autokraten Nicolau» I., niemals «m Attentat gemacht worden ist, muß Wunder neh men, aber e- bildete sich schon unter seiner Regierung der Krim, au» dem unter seinem Sohn Alexander II., dem menschenfreundlichen „Zarbefreier", wie das russische Volk ihn dankbar nannte, die furchtbare Partei der Nihilisten emporwuchs. Entstanden einerseits au» der Ansammlung eine» gebildeten Proletariats, da» die Universitäten massen haft besucht batte, andererseits auS den zerrütteten Zuständen eines despotisch regierten Reichs mit seinem brutalen, bestech lichen Beamteuthum, der Willkür der Polizei und der Unter drückung der offenen Besprechung jeder öffentlichen Angelegen heit, richtete sich der Haß der Jugend und des Volkes gegen daS herrschende System, und daS 1866 erfolgte Karasow'sche Attentat gegen den Kaiser war schon eine Wirkung der nihi listischen Aufreizung. Aber der erste, wirkliche Schritt auf der terroristischen Bahn, welche die Nihilisten betraten, war doch das Attentat der Wjera Saffulitsch gegen den Petersburger Stadthaupt- mann, General Trepow. Die Freisprechung der Verbrecherin durch die Geschworenen unter dem Beifall des Publicum» konnte die Nihilisten nur zu weiteren Thaten ermuihigen. Die ließen auch nicht lange auf sich warten. Noch in dem selben Jahre wurde der Chef der dritten Abtheilung der kaiserlichen Kanzlei, General Masenzow, in Petersburg er mordet, im nächsten Jahre der Gouverneur Fürst Krapotkin in Charkow, eS folgte ein Attentat auf Masenzow'S Nach folger, General Drentelen; mehrere andere verhaßte Beamte in der Provinz wurden wirklich ermordet. Noch größeren Schrecken verbreiteten drei Mordversuche auf den Kaiser selber. So schoß am 14. April 1879 Solowjew in Peters burg auf Alexander II., am I.December explodirte aus dem Bahn hof m Moskau eine Dynamitmine, die den kaiserlichen Zug in die Luft sprengen sollte, al» der Kaiser aus dem Süden zu rückkehrte, und am 17. Februar 1880 wurde das Erdgeschoß unter dem Speisesaal des WiuterpalaiS in Petersburg in die Lust gesprengt, endlich wurde am 13. März 1881 Kaiser Alexander II. auf eiuer Fahrt von der Michaelmanege, wo er militärischen Uebungen beigewobnt hatte, zum Winterpalais am Katharinendenkmal durch Dynamitbomben tödtlich ver wundet, so daß er anderthalb Stunden später im Winter palais starb. Die Mörder wurden ergriffen und gehenkt; daS schreckte aber die Umsturzpartei keineswegs ab. Am 25. November 1882 wurde in Odessa der Procurator de- Militärgerichts, Strelnikow, und am 28. December 1883 der Polizeioberst Sudeikin erschossen. Die Ausführung eines ähnlichen Atten tats auf Alexander HI., wie e» auf seinen Vater verübt worden war, wurde am 13. Märr 1887 nur durch einen Zu fall verhindert und al» am 29. October 1888 bei Borki der Eisenbahnzug, mit dem der Zar vom Kaukasus zurückkehrle, in Folge eines Attentats den Abhang hinunterstürzte, entging der Monarch mit seiner Familie nur auf wunderbare Weise dem Tode. Auf den jetzigen Zaren Nikolaus II. ist eia Attentat bis her noch nicht verübt worden, aber auch er mag, wie Heinrich IV. von Englaad, von sich sagen: Haoa^- lies tdo tioacl timt vssrs a crovn, „schwer ruht da- Haupt, daS eine Krone trägt", denn schon hat sich die Hand de» Mörders bi» nabe an den Thron auSgestreckt. E» ist wenig mehr als ein Jahr her, seitdem Bogolepow, der russische Minister für VolkSaufklärung, durch den Studenten Karpowitsch so schwer verwundet wurde, daß er bald darauf seinen Verletzungen erlag, und soeben ist unS die Nachricht gekommen, daß Ssipjagin, der Minister deS Innern, durch einen anderen Studenten nieder geschossen worden ist. Soll das die Rache sein für die grau same Auspeitschung von Commilitonen, die während der letzten Unruhen verhaftet und in- Gefängniß geworfen worden waren? Der Zar hat mit seiner Gemahlin den Leichen feierlichkeiten seiueS ermordeten Ministers beigewobnt, der nur allzu getreu die Befehle au-führte, die ihm sein kaiser licher Herr gab. Oder hat er diese Befehle überschritten? ES ist ja wohl ein Anlauf gemacht worden, die bi- jetzt für di« Lehrer wie sür die Hörer recht trostlosen Verhältnisse an den russischen Universitäten zu bessern; mit wenig Erfolg. Biel liegt da» an den Studirruden selber, die sich bei den jüngsten Unruhen fast immer mit den Arbeitern verbündet baden uud nicht dir Reform, sondern den Umsturz wollen. Ein Ventil, au» dem die überschüssige Kraft einen Au»gang finden könnte, hat Rußland in seiner Presse nicht. Wer dort die Wahrheit kennt und sagt sie frei, der kommt gewiß auf di« P«trr»burger HauSvogtei. Ja ReHieruug»kreisrn hat man leider nicht den Wunsch, die Wahrheit kraue« zu lerne« und danach »u handel». Da» bat flch schon schwer gerächt uod wird sich immer wieder räche». Ver Krieg in Südafrika. Tie -rieden»frlt-e. In «arm augenscheinlich inspirirten Leitartikel über die Lage in Südafrika schreiben di« „Tim«»" u. A. Folgende»: „Die Borren stad aicht in der Lage, mit un» zu unterhandeln, weil sie ua< nicht» bietea können, wa» wir nicht nehmen könne«. Wir sehnen uv- nach Frieden, aber wir sind vor Allem entschloss«« dazu, einen Friede« zu erhalten, der dauerhaft uad gesund ist. Wenn «ia solcher jetzt nicht zu erlang«, ist, find wir völlig bereit, d«a Kampf fort zusetzen, bi- di« letzte Boerrnabtheiluaa au- dem Feld« ge trieben ist. Schalk Burger und sei»» College» wissen wohl, daß di« Unterwerfung k«ta« Nachtb«ile für die groß« Masse der Boerrn haben wird. Nur der alten Boereaoligarchie wird die Macht, die sie so sehr mißbrauchte, rntzogen werden". Sodann thrilt da» vlatt ia kurzen Umrissen die britischen Vorschläge für den Frieden mit. Den Burgberg würde zeitweilig die Selbst verwaltung entzogen werden, dagegen würden sie ein« Ver waltung erhalten, die weit aufgeklärter und ehrlicher sein w«rd« al- die frühere. Dt« materiellen Hilf-quellen deS Landes wurden entwickelt, neue Eisenbahnen gebaut, Gelder zur Beseitigung der Verheerungen durch den Krieg geliefert, die Kriegsgefangenen zurückgebracht werden, sobalv die Heimstätten zu deren Aufnahme bergestellt seien; die Bestrafung der Rebellen in der Capcolonie werde sich mit wenigen Ausnahmen auf den zeitweiligen Verlust der Wahlberechtigung beschränken. In London verlautet, dem Präsidenten Krüger werde die Rückkehr nach Südafrika gestattet werden, wenn er sie wünsche. (?) Aber LeydS und die anderen Mitglieder der „ Holländer - Clique " werden den Boden der Boerencolonien niemals mehr betreten dürfen. Allgemein wird geglaubt, daß der Frieden kurz vor der Krönung des Königspaares verkündet werden wird. I. 0. London, 20. April. Obgleich von mehreren Seiten empfohlen war, angesichts der schwebenden Friedensverhandlungen, die Ab sendung der für die Concenlrationslager bestimmten 200 englisch en Lehrerinnen aufzuschieben, hat daS KriegSamt die Abfahrt der Damen zum festgesetzten Tage, am 23. April, angeordnet. Der Rapport des Geueralcommandant-Affistenten Lmuts. Generalcommandant-Afsistent I. C. Lmuts, Staats- procurator der Südafrikanischen Republik, hat einen aus führlichen Rapport über seinen Zug in die Cap- colonie erstattet, dem wir die folgenden wichtigeren, lediglich auf Lmuts und sein 200 Mann starkes Theil- commando bezüglichen Stellen entnehmen: „Die Expedition, die unter meinem Befehl Ende August 1901 die S. A. R. verließ, bestand aus 75 Mann unter Commandant Van Deventer, 69 unter Commandant Kirsten, 70 unter Commandant Bouwer und 100 unter Commandant Dreyer; zusammen mit ihrem Stab un gefähr 340 Mann. Ich selbst brach mit Commandant Dreyer von Gatsrand, Dtstrict Potschefstroom, am 1. August auf, während sich die Andern unter dem Befehl des Commandanten Van Deventer in Vetrivier, District Hoopstab, Oranje-Freistaat, um den 20. Juli herum ver einigt hatten. Ich mußte aus den Bamboesbergen durch Elands- rivierpoort herauskommcn, aber ich stieß am 17. Sep tember auf einen englischen Wachtposten von einigen Hundert der 17. Lanciers; ich griff sie direct an, und innerhalb ein paar Stunden waren 78 getödtet und ver wundet, gegen 50 gefangen genommen, -er Rest geflohen, das Lager mit einer Armstrong-Kanone und einem Hand- Maxim genommen un- in Brand gesteckt und vernichtet. Wir fuhren mit zwei Ladungen Gewehren und Muni tion, die der Feind für Verwundete gehalten hat; wir er beuteten 300 Pferde und Maulesel, während unsere Ver luste nur 1 Tobten und 5 Verwundete betrugen, wovon drei später von uns zurückgelassen werden mußten. Ich war also nicht nur mit meinen eigenen Bedürfnissen ver sehen, sondern auch in -en Stand gesetzt, anderen be dürftigen Commandos zu helfen. Am 3. October wurden wir nach einem vergeblichen Bersnch, in die Richtung von Port Elisabeth zu gehen, genöthtgt, auf Zuurberg zurückzufallen. Wir hatten den Berg halbwegs erklommen, längs einer gefährlichen Kluft, und sattelten da ab; und zu unserem nicht geringen Er staunen kam die Colonne Gorringe einige Stunden später denselben Pfad gegangen, nicht dreißig Schritte von uns. Sie wurde sofort angegriffen und mit großen Verlusten die steile Höhe htnabgeworfen. Menschen und Thiere kamen durcheinander zu Tode, verfolgt von -en erbitterten Vvercn; gemäß einem mündlichen Bericht von einigen Leuten dieser Colonne, die später gefangen genommen wurden, war ihr Verlust an Todtcn und Verwundeten und Verletzten 200 Mann und 700 Pferde. Die Flucht des Feindes war ein entsetzliches Schauspiel; das Gefecht setzte sich fort bis tief in die Nacht hinein, ohne irgendwelche Verluste auf unserer Seite. . . . So kam unser Commando in diesen (westlichen) Districten an, nachdem es entsetzlich viele Leiben, Mühe und Gefahr ausgestanden hatte. Von etwas über 200 Mann, die den Grootrivier am 4. September überschritten hatten, waren 4 gefallen, 16 verwundet — wovon 6 in die Hände des Feindes fielen — und 38 vom Feind ge fangen genommen worden, hauptsächlich weil sie vom Com mando abgekommen waren; also ein Gesammtverlust von 45 Mann. Aber was haben sie nicht ausgerichtet? Sie hatten 372 Mann des Feindes getödtet, 429 gefangen ge nommen und entwaffnet, eine Kanone und ein Maxim mit vielen Gewehren und Ladungen von Munition, ebenso 1186 Pferde und Maulesel auf GefechtSfelbern erbeutet. Sie Haven innerhalb zweier Monate beinahe alle Distrikte der Capcolonie durchquert, haben die gefährlichsten Berg ketten im Angesichte des Feindes überschritten un- haben mich in den Stand gesetzt, vollkommen auf die Höhe des heutigen militärischen und politischen Zustande- in der Colonie zu kommen. Die Stimmung meiner BurgherS ist prächtig. Obwohl sie vielleicht schwerer gelitten haben, al» irgend ein andere- Häuflein vurgher» in diesem Kriege, blicken sie heute mit frohem Muth in die Zukunft, in -er Ueberzeugung, daß keine Schwierigkeit ober feindliche Heber- macht, wie groß sie auch sei, werbe ver hindern können, baß dieser Kampf fort gesetzt wirb, bi- da» Recht siegreich zur Herrschaft kommt. Weiter möchte ich melden, daß Jak Baxter von Klerks- dorp, ein Held sondern Furcht und Tadel, in der Nacht vom 12. October von seinem Commando abirrte, am folgenden Tage von Oberst Scobel gefangen genommen wurde und unmittelbar darauf mordmäßtg erschossen wor den ist, auf Grund einer ungesetzlichen Proklamation Lord Kitchener'S gegen da» Tragen von Khaki- Kleibern durch dievoeren. Zufolge dem Zeug- niß der Soldaten in vielen Distrikten hat die edle Art, wie dieser Fretheit»-M«rtyrer dem Tode entgegenging, selbst dem barbarischen Feind Bewunderung eingeflvßt und Sympathie abgerungen. Ich fürchte, daß auch noch andere meiner gefangenen vurgber- auf diese weise ge- endet baben. Sie trugen dies« Kleider nicht zu Zwecken der Spionage, sondern weil sie anders nackt hätten gehen müssen. Der allgemeine Zustand in der Capcolvnic ist sehr günstig. Deutsches Reich. Berlin, 22. April. (Die Verherrlichung des Fürsten Neuß ä. L. durch die „Kreuzzt g."j Daß das Hauptorgan -er konservativen Partei einen Regenten wie den eben verstorbenen Fürsten Heinrich XXII. von Neuß ä. L. in seiner Eigenschaft als Bundesfürste n zu feiern unternimmt, wird in den weitesten Kreisen be rechtigtes Erstaunen und nicht minder berechtigten Wider spruch Hervorrufen. Die „Kreuzztg." nennt den Ver storbenen nicht allein einen „treuen Bundcsfürsten", sondern hebt auch noch ausdrücklich hervor: „In treuem Festhalten an der Bundesverfassung des neuen Deutschen Reiches hat Fürst Heinrich XXII. bei seinen Ent schließungen jederzeit die Wohlfahrt des deutschen Vater landes im Auge gehabt, auch dann, wenn er bei wichtigen Abstimmungen im Bundesrathe nicht mit der Mehrheit ging". — Daß die Stimme von Reuß ä. L. im Bundesrathe stets im Hinblick auf die Wohlfahrt des deutschen Vaterlandes abgegeben worden sei, auch wenn sie, wie unwidersprochen blieb, gegen grundlegende Gesetze zur Erhaltung und Verstärkung der deutschen Wehrkraft zu Wasser und zu Lande abgegeben wurde, mag der Greizer Bundesraths-Bevollmächtigte öfter behauptet haben; der allgemeine Glaube wird trotz solcher Betheuerungen daran festhalten, daß die verneinende Haltung des kleinen Fürstenthumes die Unversöhnlichkeit seines Souveräns mit der neuen Ordnung -er Dinge in Deutschland zum Aus druck bringen sollte. Wegen mannigfacher sonstiger Zeug nisse für jene Unversöhnlichkeit darf die Bundestreue des verstorbenen Fürsten von Reuß ä. L. auch nicht Gegen stand der Anerkennung und des Lobes sein. Gebrochen freilich hat Heinrich XXII. die Bundestreue nicht; aber der ausschlaggebende Grund dafür ist doch wohl seine Ohn macht gewesen. Wie wenig bnndestreu die Gesinnung des Verstorbenen war, ist in dem kleinen Fürstenthume ge rade gegenüber den Begründern -es Reiches unter Um ständen zu Tage getreten, die erkennen lassen, daß Hein rich XXII. Demonstrationen gegen Kaiser Wilhelm I. nnd den Fürsten Bismarck durchaus billigte. Oder meint wirklich Jemand, es hätte bei -er Feier des 100. Geburtstages Kaiser Wilhelm's I. die Abhaltung eines Gottesdienstes in der fürstlichen Residenz Greiz ohne die Zustimmung Heinrich s XXII. verboten werden können? Glaubt wirklich Jemand, es hätte das reußische Consisto- rium Ende August 1895 ohne Billigung Heinrich's XXII. den Schulen verbieten können, an der Enthüllung des Greizer Bismarckdenkmals theilzunehmcn? Diese Vor gänge aus den letzten Jahren beweisen, daß Heinrich XXII. Kaiser und Reich nach einem Menschenalter noch ebenso unversöhnt gegennberstand, wie im Jahre 1870, als er dem Feldzüge gegen Frankreich fern blieb. Die „Kreuzztg." be schönigt das damalige Verhalten Heinrich's XXII. mit der Angabe, Heinrich XXH. sei noch minderjährig zur Re gierung gelangt, habe sich deswegen für den militärischen Beruf nicht ausbilden können und eS sich deshalb ver sagen müssen, den Krieg von 1870/71 mitzumachen. Kein Unbefangener wird bestreiten, -aß für einen Fürsten die militärische Ausbildung für seine Theilnahme an einem Feldzüge keineswegs unbedingt erforderlich ist. An sich also hätte Heinrich XXII. sehr wohl ins Feld gegen Frank reich rücken können; aber er hätte dadurch seine Aus söhnung mit der neuen Gestaltung der deutschen Dinge an den Tag gelegt und deshalb blieb er -n Hause. Wie sehr er besonders in militärischer Hinsicht bis in die letzte Zeit hinein an den Einrichtungen deS seligen Bundestages hing, zeigte sich auf das Deutlichste im Jahre 1895, als er seinen Hofmarschall und Flügeladjutanten, den Major Freiherr» von Titzenhofer, zum Oberst L Ia suite -cs vormaligen für st l. reußtschen Bun de scon- tingentes ernannte. Unter solchen Umständen wäre die Verherrlichung Heinrich's XXII. als deutschen Bundes, fürsten durch ein spezifisch preußisches Blatt unverständlich, wenn dasselbe Blatt nicht einen Fingerzeig für die Gründe gäbe, aus denen es sich für jene Verherrlichung hergab. „Er war stets bemüht", schreibt die „Kreuzztg ", der evangelisch-lutherischen Kirche in seinem Lande ein solches Maß von Selbstständigkeit zu verleihen, wie cs zur ungehinderten Erfüllung ihrer großen Aufgabe erforderlich scheint." — Die äußerste kirchliche Rechte hat Heinrich XXII. allerdings nach Belieben schalten lassen. Deswegen in erster Linie gehören ihm die Sym pathien der „Kreuzztg.", und darum ist sie beflissen, dic nationale Blöße Heinrich'- XXH. zu bedecken! Tic „Kreuzztg." hat hiermit einen werthvollen Beitrag zur Er- kenntntß ihre» Wesen- geliefert. Die „Norbd. Allgem. Ztg.", die dem „Kreuz-eitung-"-Arttkel Angaben über den Lebensgang des Fürsten von Reuß entnahm, hat selbst verständlich jegliche indirecte Verherrlichung Hein- rich'S XXII. dadurch vermieden, daß sie die entsprechenden Auslassungen der „Kreuzztg." strich. verli«, 22. April. (Die R e t ch St a g L e r s a tz - wahlin Celle, die Freisinnigen und die Nattonalltberalen.) Der Fabrikant Haacke in Celle, bet Len letzten allgemeinen Wahlen Candidat der freisinnigen Bereinigung in diesem Wahlkreise, hat die frei- sinnige Wählerschaft des Kreises aufgefordert, bet der am Donnerstag srattftndenden Retchstagsersatzwahl so- fortfür den nattonalltberalen Landtdaten etnzutreten. Diese Aufforderung findet die schärfste Mißbilligung der „Freisinnigen Ztg.", weil der national- liberale Bewerber auf dem Boden deS Zolltarifcntwurfs stehe; das Blatt läßt sich auS dem Wahlkreise schreiben, daß die Anhänger der freisinnigen Volk-oartei durchaus nickt mit der Aufforderung deS Herrn Haacke einverstanden seien. Wenn eS also nach -er „Freis. Ztg." ginge, würden die Anhänger dieser Partei in Celle sich entweder der Stimme enthalten, oder sogar für einen Gegner der Na- rionalliberalen stimmen. Dazu ist zunächst »u bemerken,
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