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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020422013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902042201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902042201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-04
- Tag1902-04-22
- Monat1902-04
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2V08 ReichSgerichtSratb» Spahn, welcher die Iadicatur unserer oberstenGerichtshof» vertheidigte, de» Nationalliberalen Esche, des Freisinnigen Beckh-Coburg und des Socialdeinokraten Heine, sowie Auslassungen von Fachleuten wie vr. Oertel und de- „Dänen" Jessen, des RedacteurS eines Flensburger Blattes. Es war eine Jungfernrede, die der verehrte Herr vom Stapel ließ, beider störte Graf Ballestrem sehr bald die Kreise des Herrn Jessen, der natürlich rin dänisches Klagelied anstiminte. Als ihm der Präsident durch seine Aufforderung, zur Sache zu kommen, das Eoncept gründlich verdorben batte, war e» mit der schonen Rede nichts mehr, er machte Schluß und der Reichstag that desgleichen, indem er die weitere Berathung deS Gesetz entwurfs auf morgen vertagte. 170. Sttzungvom21. April. Am Bundesrathsttsche: Staatssekretär vr. Graf v. Pofadowöky und Freiherr v. Thiclmanu. Der Präsident Gras vor» Ballestrem eröffnet die Sitzung um 1 Uhr 20 Minuten. Erster Gegenstand der Tagesordnung: Erste Berathung des Entwurfes eines Gesetzes, betreffend den Servis tarif und die Classcneinthetlung der Orte, sowie die Ab änderung des Gesetzes über die Bewilligung von Woh- uungsgeldzuschüssen. Durch diesen Entwurf werden 108 Orte in eine höhere Servisclasfe gesetzt. Abg. Hofmann-Dillenburg (natl.): Wir sind mit den großen Zügen -es Entwurfes einverstanden und halten die Begünstigung des platten Landes für gerechtfertigt, um so mehr, als das platte Land im Wesentlichen nur Lasten hat, während für die großen Städte durch die Garnisonen ein Ausgleich geschaffen ist. Schon unser Fraetionsgcnosse vr. Hammacher hat im Jahre 1897 betont, daß die Rege lung des Wohnungsgeldzuschufscs auf eine Grundlage ge stellt werden müsse und nicht abhängig sein dürfe von der Servisclasfe. Derselbe Gesichtspunkt wurde auch von andern Parteien geltend gemacht. Auch die Regierung hat die Nothwcndigkcit einer andern Regelung anerkannt und trotzdem ist noch nichts geschehen. Ich kann Namens meiner Freunde erklären, -aß sic die vorgesehene Neurege lung, das heißt, die principiellc Beibehaltung der bis herigen Regelung als eine unhaltbare betrachten und sie, soweit sie eine dauernde sein soll, ablchnen müssen. Wir würden es als einen Fortschritt begrüßen, wenn der Wvh- nungsgcldzuschuß für Beamte mit Familie und solche ohne Familie diffcrencirt würde. Wir beantragen die Ucbcr- weisung der Vorlage an die Bndgctcommission oder, falls diese nicht die nöthige Zeit hat, an eine besondere Com mission von 21 Mitgliedern. Abg. Singer (Soc.): Ich möchte mich der Verweisung an die Budgetcommission anschließen, die die Dinge am besten wird beurtheilen können. Ich kann eine Reform nicht für richtig halten, die im Wesentlichen mit darin be steht, daß einige Plätze in eine höhere Servisclasfe kommen und die 5. Servisclasfe fortfällt. Es ist merkwürdig, daß die Regierung dem Reichstage zumuthct, im Jahre 1902 ein Gesetz auf dieselbe Grundlage zu stellen, wie vor 30 Jahren. Die erste Aufgabe der Commission würde sein, einen erfolgreichen Versuch zu machen, das Wohnungsgcld namentlich für die mittleren und unteren Beamten erträg lich zu gestalten, man muß dasselbe nach den gegenwärtigen Zcitverhältnisscn bemessen. Staatssekretär Freiherr v. Thielmann: Als Wohnungs geldzuschuß eiugeführt wurde, war man sich darüber klar, und die verbündeten Regierungen sind es sich auch im Augenblick, daß er eben ein Zuschuß sein sollte. Die ganze Wohnungsmicthe zu decken, würde bei den großen Ber- schicdcnheilcn des persönlichen Bedürfnisses unmöglich sein. Auf eine Differencirung der Micthc kann sich das Gesetz nicht cinlassen. Seit der ersten Vorlage des Wohnungs- gcldgesetzes haben wir eine lange Reihe von Gehaltser höhungen, Stellen- und Theuerungszulagen geschaffen. Ich hoffe, -aß in -cm tzksetzentwurfe Ungerechtigkeiten sich nicht mehr finden. Die Auswahl der Orte ist mit der peinlichsten Gewissenhaftigkeit vorgenommcn morden. Sollten noch. Ungleichheiten vorhanden sein, so ist die Commission ist der Lage, dieselben auszuglcichen. Ich möchte davor warnen, dem allgemeinen Herzenstrieb zu weit zu folgen, und ich möchte auch bitten, die Finanzlage des Reiches, die sich im laufenden Jahre bereits so ernst gestaltet hat, nicht unberücksichtigt zu lassen. Abg. Richter lfreis. Volksp.) hält die Reform für uw genügend. Das Geld werde nach China geschickt und da durch verliere man den Blick für das Nähcrliegende. Man solle das Gesetz nicht für länger feststellen, als zur Aus arbeitung eines wirklichen ReformplancS für die Re gierung nothwendig sei. Abg. Graf Roo» führt aus, auch seine Partei sei zweifel haft, ob eine Verquickung der Servisclasfe mit dem Woh- uungsgeldzuschusse sich auf die Dauer aufrecht erhalten lasse, cs wäre erwünscht, wenn ein anderer Modus ge funden würde. Staatssekretär Graf Posadowsky schließt aus der bis herigen Debatte, daß die Angriffe gegen die Vorlage sich weniger gegen ihre Grundsätze, als gegen die Höhe des Wohnungögeldzuschusses an und für sich gerichtet haben. Wir müssen uns in die Finanzlage des Reiches fügen. Ich halte cs persönlich für durchaus richtig, in größerem Umfange Dienstwohnungen zu errichten. Ueber eine anderweitige Clafseneintheilung erwarten wir Vorschläge aus dem Hause. Abg. Bachem (Centr.) führt aus: Dieser Tarif ist nicht geeignet für eine dauernde Regelung. Trotz der schlechten Finanzlage können wir ein Gesetz nicht für zehn Jahre festlegen aus Gründe», die vielleicht in fünf oder drei Jahren nicht mehr vorlicgcn werden. Abg. Lenzman« lfreis. Volksp.) hält die Geltungsdauer von zehn Jahren für zu lang. Die Aufgabe der Com mission werde sein, die Zeitdauer Herabzuseyen und die Tarifsätze eingehend zu prüfen. Abg. Hofmeister lfreis. Vg.) meint, die Festungsstädte Müßten besser berücksichtigt werden. Die Vorlage wird hierauf mit großer Mehrheit der Budgetcommisfion überwiesen. Bet Berathung des Gesetzentwurfes über die Be seitigung des fliegenden Gerichtsstandes der Presse führt Staatssekretär Nieberding aus: Die ver bündeten Regierungen wünschten dem Reichstage entgegen zu kommen und haben darum den sachlichen Inhalt -es früheren Rcichstagsbeschlusfes im Wesentlichen aüoptirt. Der Gerichtsstand soll künftig nur bei solchen Gerichten begründet sein, in deren Bezirk die betreffende Druckschrift erschienen iss, allerdings nur im Jnlande. Eine Ausnahme ist gemacht worden zu Gunsten solcher Personen, die, durch die Presse beleidigt, Prtvatklage erheben wollen. Diesen steht die Erhebung der Privatklage auch in dem Bezirke zu, in dem sie ihren Wohnsitz haben. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, sind die Anschauungen, die die verbün deten Regierungen acceptirt haben, für diese nicht frei von Bedenken: sic haben sich ihnen anbequcmt, sic aber nicht zu den ihrigen gemacht. Wir thaten dies nur ungern, theilS mit Ueberwindung, aber wir wollten dem Reichstage ent- gcgcnkommen. Der Reichstag braucht sich dieser pessi mistischen Anwandlung nicht anzuschltcßen. Wir haben aber nichts dagegen, wenn er den gegenwärtigen Rechts- znstand dem im Entwürfe vorgeschlagenen vorzieht. Abg. Ssche lnatl.) spricht für den Eingang der Vorlage Dank aus. Die Nothwcndigkeit de» Entwurfes werbe von allen Seiten anerkannt. Mit der Ausnahme, die der Ent wurf zu Gunsten des Privatklägers macht, bin ich ein verstanden. Man sollte die Bestimmungen auch auf die nicht periodisch erscheinenden Druckschriften auSdchnen. Die Verweisung an die Commission dürfte sich erübrigen. Abg. Spahu lCentr.) hält ebenfalls eine Commissivns- berathung nicht für zweckentsprechend. Man sollte gerade, wo die Presse in Frage komme, in öffentlicher Reichstage- sitzung verhandeln. Redner hält eine differentielle Be handlung der periodisch und nichtperiodtsch erscheinenden Druckschriften nicht für gerechtfertigt und verthetdigt die Jubtcatur deS Reichsgerichtes in Prcßsachcn. Abg. Beckh-Coburg lfreis. Bp.) wünscht, daß der Ge richtsstand der Presse ausschließlich bei dem Gerichte be gründet sei, wo die periodische Zeitschrift erscheint, und ist gegen die Commissionsberathung. Staatssekretär Niebcrding erklärt, die Regierungen rechneten nicht damit, daß der Reichstag den vvrgelegten Gesetzentwurf ändern werde, da sie nur acceptirt hätten, was der Reichstag früher beschlossen habe. Abg. Oertel (Cons.) führt aus, seine Partei begrüße den Gesetzentwurf mit einer gewissen Befriedigung. Ueber die Ausnahmebestimmungen seien die Meinungen gctheilt. Auch wenn eine Ausnahme bestehe, werde dadurch noch keine Revolverpresse groß gezogen, wie von manchen Seiten befürchtet werde. Der Presse müsse eine gewisse Ausnahmestelle cingeräumt werden. Wenn der Zusatz in dem Entwürfe über den Gerichtsstand für die Privat klage gegen die Presse abgclehnt würde, so würde die Mehrheit seiner Freunde nicht für das Gesetz zu haben sein. Abg. Heine (Soc.) führt aus, der Entwurf sei so schlecht, daß er am besten abgelehnt werde. Jedenfalls müßten die nichtpcriodischen Druckschriften cingezogen werden. Gegen die Ausnahme für die Privatklage bestünden die schwersten Bedenken. Für die Beschlagnahme von Druckschriften müßte ebenfalls ein besonderes Forum gesetzlich festgelcgt werden. Abg. Jessen lDänc) fordert die gänzliche Aufhebung des fliegenden Gerichtsstandes der Presse. Als Redner auf die Däncnpvlitik zu sprechen kommt, räth der Präsi dent, diese Dinge im nächsten Jahre beim Budget zur Sprache zu bringen. (Heiterkeit.) Schließlich wird Redner zur Sache gerufen. Hierauf vertagt das Haus die Wcitcrbcrathung auf morgen 1 Uhr. Außerdem steht das Schaumwcinsteuer- gcsctz auf der Tagesordnung. Schluß 6i/4 Uhr. Königreich Sachsen. Die vorliegende Nummer enthält an anderer Stelle noch folgende unter diese Rubrik fallende Sonderartikel: Sächsischer Landtag — Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. — Leipziger Mietherverein (VerjammlungSbericht). — Allgemeiner Turnverein Leipzig (Schauturnen der Kinderclassen). — Sonntags-Gewerbe- schule der Polytechnischen Gesellschaft (Entlassungsfeier). — Verband reisender Kaufleute Sectio» Leipzig (Feier von Königs Geburtstag). O. Leipzig, 21. April. Sc. Majestät der König hat dem Senatspräsidentcn beim Reichsgericht, Herrn vr. Freiesleben, das Cvmthurkrcuz erster Classe vom AlbrcchtSvrdcn, und Herrn Reichsgcrichtörath Stephan Hoffmann das Comthurkreuz zweiter Classe vom Albrechtsordcn verliehen. Die Auszeichnungen sind den genannten Herren durch Herrn LandgertchtSpräsident vr. Hagen heute an Neichsgerichtsstelle überreicht worden. 6. Leipzig, 21. April. Sc. Majestät der König hat den Herren Direktoren beim königlichen Landgericht Leipzig vr. Franze, Hoffmann und vr. Winzer das Ritterkreuz 1. Classe vom Verdienstorden verliehen. — Dem Botenmeistcr beim hiesigen königlichen Landgericht Herrn Höche ist von Sc. Majestät dem König das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen worden. * Leipzig, 21. April. Der Gcneraldirector der sächsischen Staatsbahnen, Herr v. Kirchbach , traf heute Nachmittag hier ein, um einer größeren Anzahl von Beamten aus den Dtrectionsbczirken Leipzig I und Leipzig II die ihnen vom Könige verliehenen Ordcnsauszeichnungcn in feierlicher Weise zu überreichen. * Leipzig, 21. April. Heute Mittag 1/2I Uhr trafen mit -cm Breslau-Dresdner Schnellzuge die Mitglieder der Deputation L der Zweiten Ständekamm er in Begleitung der Herren vom königlichen Finanzministe rium Ministerialdirektor Ckh. Rath vr. Ritter st ädt. Geh. Baurath Poppe, Oberbaurath Professor vr. U l - bricht und Finanzrath Schreiner auf dem Dresdner Bahnhöfe hier ein, um die für unseren Hauptbahn hofs bau und die damit in Verbindung stehenden sonstigen baulichen Anlagen in Aussicht genommenen ein zelnen Gcländetheile zu besichtigen. InLcipzig wurden die Herren empfangen von den Herren Baurath Toller, Vorstand des sächsischen Baubnreaus für die Hauptbahn hofsanlagen. und Betriebsinspector Winter. Nach Ein nahme des Mittagsmahles im Restaurant des Dresdner Bahnhofes informirtcn die Herren sich zunächst über das Terrain in der Umgebung -es Dresdner Bahnhofs, bc- stiegen dann einen Sonderzug, der sie Nachmittags 2 Uhr 25 Min. ab hiesigem Dresdner Bahnhofe zunächst nach Engelsdorf führte, wo bekanntlich nicht nur große Werk stätten errichtet, sondern auch ausgedehnte Gleisanlagen für den Güterverkehr geschaffen werden sollen. Bon Engelsdorf aus ging die Fahrt kurz nach ^8 Uhr weiter, und zwar zunächst nach den Anlagen im Ucbergabebahn« Hofe und, nachdem auch hier ein längerer Aufenthalt ge nommen worben war, weiter über Stötteritz — Ver bindungsbahn — nach dem Bayerischen Bahnhöfe, woselbst der Sonderzug wenige Minuten vor V^UHr anlangte. Der Sonderzug hielt einige Zeit in Stötteritz und fuhr auch überall so langsam, daß die Herren Abgeordneten während dessen von dem Herrn Regiernngscommiffar, Geheimen Baurath Poppe, über das künftige Bild der geplanten etsenbahnlichcn Anlagen unterrichtet werden konnten. Et wa 3 Uhr 55 Min. verließ der Sonderzug den hiesigen Bayerischen Bahnhof, wieder auf der Fahrt nach Gaschwitz, woselbst erst amfüdltch sten Ende des Bahnhofes ange- halten wurde, nahe derjenigen Stelle, an welcher künftig wohl die Meuselwitzer Bahnlinie die Trace der Reichen bach-Hofer Linie verlassen soll. Nach etwa 20 Minuten er folgte die Wetterfahrt nach Plagwitz-Lindenau, woselbst ebenfalls wesentlich erweiterte Anlagen für den Güterver kehr projectirt sind. Mit dem Abends 6 Uhr 40 Min. ab gehenden Schnellzuge kehrten die Herren wieder nach Dresden zurück. * Leipzig, 21. April. An Stelle der aufgehobenen Sommer- und Rnndreisekarten nach Thü ringen gelangen am 1. Mat folgende Rückfahrkarten mit wahlweiser Giltigkeit nach verschiedenen Stationen zur Einführung: a. von Leipzig (Thür. Bhf.) nach Ilmenau oder Oberhof ober Louiscnthal oder Tambach oder Friedrichroda oder Eisenach 2. Classe 15,70 3. Classe 16,50 st. von Leipzig (Thüringer Bahnhof) nach Bock - Wallendorf oder Katzhütte (über Gera oder Jena gtltig) oder Ilmenau ober Oberhof oder Loutsenthal oder Tambach 2. Classe 16,40 ut, 3. Classe 11 Die Karten gelten 45 Tage, berechtigen zur Be- Nutzung von Schnellzügen ohne Zuschlag und gewähren 28 Kilogramm Freigepäck. Fahrtunterbrechung ist je ein mal auf Hin- und Rückreise gegen Bestätigung gestattet. * Leipzig, 21. April. Die Firma Hartmann L Schulze htcrsclbst hatte Anfang 1899 von der Stadtgemetnde einen etwa 6000 Quadratmeter großen Bauplatz an der Wittenberger Straße für den Preis von 19 .<2 pro Quadratmeter gekauft. Bisher ist das Grundstück unbenutzt geblieben, und da sich zeigte, daß die Finna die ganze Flüche nicht brauchte, so beabsichtigte sie, hiervon 1500 Quadratmeter an die Firma Wilhelm Schtedt Hier selbst weiter zu veräußern. Nach den für daS Areal gel tenden ortsstatutarischen Bestimmungen ist hierzu die Ge nehmigung der köntgl. Kreishauptmannschaft sowohl, als der städtischen Behörden erforderlich. Da der Verkaufs preis (22 ./t! pro Quadratmeter) als ein solcher zu erachten war, daß eine Spekulation nicht in Frage kam, so ist die Genehmigung allenthalben ertheilt worden. -8- Leipzig, 21. April. Die königl. Kreishauptmann- schaft Leipzig hat dem bei der Firma I. Schneider L Co. in Leipzig beschäftigten Rollkutscher, Herrn Christoph Eduard Wachsmuth in L.-Ncuschönefeld, eine Be- lobigungSurkundc verliehen, die ihm durch Herrn Stadtschrciber vr. Pallmann in Gegenwart eines Vertreters der Firma an RathSstcllc ausgehändigt wurde. — Heute erfüllen sich vier Jahrzehnte, daß Herr Julius Hornauer, der älteste Mitarbeiter und erste Procurist der C. A. Klem m 'schcn königl. sächsischen Hof-Musikalienhandlung in Leipzig, Dresden und Chem nitz, in das Leipziger Stammhaus der genannten Firma cintrat. Es widmete sonach Herr Hornauer 40 Jahre lang ohne Unterbrechung seine treuen, wcrthvollen Dienste einer Firma, in welcher von jeher das beste harmonische Verhältnis) zwischen Principalität und Personal herrschte. Der Beweis dafür ist, daß ein Thcil der Angestellten, sowohl im Stammhause, als auch in den Zweignieder lassungen, der Firma C. A. Klemm über 25 und 30 Jahre ein treu ergebener, nunmehr leider verstorbener Mit arbeiter volle 48 Jahre, ein in Chemnitz lebender Techniker seit dem Jahre 1847 in den Diensten der Firma standen. Dem hochgeschätzten, allseitig beliebten Jubilar wird cs an Ehrenbezeigungen und Glückwünschen am heutigen Tage sicherlich nicht fehlen. — Der Burgkeller war von jeher eine Pflcgstätte echt patriotischer Gesinnung und Herr Carl Stcineck hält unentwegt fest an diesem schönen Herkommen. So wird auch am Mittwoch in -en festlich decorirten Räumen zur Feier des Geburtstages des Königs ein großes patrio tisches Conccrt unter Leitung des Herrn Direktors Franz Eyle stattfinden. Die Festrede bei dieser würdigen Feier hat Herr B. Haubold, Vorsteher des K. S. Militärvcreins „Sächsische Grenadiere", übernommen. — In der Kreuzstraße wurde heute Nachmittag der 7 Jahre alte Sohn eines dortigen Bewohners von einem Radfahrcr übcrfahren. Er schien aber glücklicher Weise ohne Verletzung davongekommcn zu sein. — In einer Gastmirthschaft der Kuchcngartenstratzc kam ver gangene Nacht ein 23 Jahre alter Buchdrucker so unglück lich zu Falle, daß er einen Bruch des rechten Handgelenks erlitt. * Leutzsch, 21. April. Eine öffentliche Feier von Königs Geburtstag in hiesiger Gemeinde wird, wie in den Vorjahren, vom königlich sächsischen Militär verein zu Leutzsch am 23. April Abends im Gasthofe zum „Schwarzen Jäger" begangen werden. Auch an der Parade der Garnison wird sich der Verein offtciell bctheiligen. Zu Königs Geburtstag gelangen auch in hiesiger Gemeinde die Zinsen der König Albert-Stiftung zur Vcr- thcilung. Auf Beschluß des hiesigen Gcmeinderathcs werden vier Confirmanden lyjt Geldspenden bedacht. * Grimma, 21. April. Ein angesehener und allgemein beliebter Bürger Grimmas, Herr Baron Otto von Welck, eine durch und durch edle, uneigennützige Per sönlichkeit, ist gestern, Sonntag, Nachmittag, im Alter von beinahe 84 Jahren, gestorben. Er war sei länger als einem Bicrteljahrhnndcrt Grimmas Bürger. Herr Baron v. Welck wirkte unter uns als geschäftskundiger und um sichtiger Vorsitzender der Grimmaischcn Bcreinsbank, als hauptsächlichster Förderer unserer wohlcingerichtctcn Kinderbcwahranstalt, als Mitglied des Bezirksausschusses, als Vorsitzender des Deutschen Ncichsvcreins, des Vcr- schönernngsvercins, als menschenfreundlicher Förderer der verschiedenartigsten Wohlthätigkcitsbcstrcbungen, den viele Hilfsbedürftige unserer Stadt sehr vermissen werden. Seine Gemahlin, Emilie geb. Freifrau v. Schönberg, schläft bereits seit 1888 auf unserem Friedhöfe. In Segen wird sein Andenken fortlebcn. — In Buch heim fand beim Abbruch seines alten Backofens der Wtrthschaftsbesitzcr Röder 40 Stück alte Münzen aus den Jahren 1551 bis 1629, ein Theil derselben hat die Größe der jetzigen Fünfmarkstücke. —r. Grtinstädtek, 21. April. Bon dem Abends 8 Uhr 11 Minuten von Obcrrittcrsgrün nach Grünstädtel ver kehrenden Pcrsoncnzugc mit Güterbeförderung ist gestern zwischen Pöhla und Grünstädtel ein mit Brettern be ladener Magen zur Entgleisung gekommen. Durch diesen Unfall, über dessen Ursache Näheres noch nicht bekannt ist, erlitt der Zug eine etwa anderthalb stündige Verspätung. Personen wurden glücklicher Weise nicht verletzt. — Dresden, 21. April. Der König und dieKönigtn besuchten gestern Vormittag den Gottesdienst in der katho lischen Hofkirchc. In den Nachmittagsstundcn unter nahmen beide Majestäten eine Wagenpromcnade in die Gegend von Loschwitz und Laubegast. Um 5 Uhr nahmen dieselben an der Familentafel bei dem Prinzen und der Frau Prinzessin Johann Georg in dem Palais auf der Parkstraße Thcil. — Heute Vormittag lOs/^ Uhr traf der König von Strehlen im königl. Residenzschlosse ein, nahm daselbst militärische Meldungen entgegen und em pfing die Herren Staatsministcr, sowie die Departements chefs der königl. Hofstaaten und den königl. Cabtnets- sckretär zu Vorträgen. Die Rückkehr des Königs nach Strehlen erfolgte Nachmittags. — Prinz Georg em pfing gestern Mittag im Palais Ztnzcndorfstraße den Generalmajor Frhrn. v. Uslar-Gleichen. Das Hoflager des Prinzen Georg wird voraussichtlich Donnerstag, den 1. Mai d. I., von dem prinzlichen Palais auf der Zinzen- dorfstraßc nach der prinzlichen Villa in Hostcrwttz verlegt. — Der Prinz und die Frau Prinzessin Friedrich August empfingen gestern Mittag im Taschenbergpalais den katserl. und königl. General -er Cavallerie und General-Truppeninspecteur Prinz Ludwig zu Windtsch- grätz. — Der Prinz und die Frau Prinzessin Friedrich August besuchten gestern Abend das Neustädtcr Hof theater und wohnten der Goethe'schen Tragödie „Faust" bis zum Schluffe bet. — Der König hat genehmigt, baß der vr. msck. Körner in Meißen und der Buchhändler Paul Trtnks in Leipzig die ihnen von dem deutschen Kaiser verliehene Rothe Kreuz-Medaille 3. Classe annehmen und tragen. — Der König hat -em Postschaffner Hirrich in Riesa das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen. cC Dresden, 21. April. Der Srbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Mecklenburg- Strelitz haben ihre silberneHochzeit gestern in aller Stille im engsten Familienkreise und, um bieS zu er- möglichen, außerhalb ihrer Residenz gefeiert. Sie sind zu diesem Zwecke in Begleitung ihrer Söhne, deS Herzog» Adolf Friedrich und des Herzogs Karl Borwtn zu Mecklenburg, sowie des Erb prinzen von Anhalt und des Prinzen Aribert von Anhalt bereits am Mittwoch Abend mit Gefolge in Dresden cingetroffcn und haben im „Euro päischen Hof" Wohnung genommen. — Bet dem Herrn Staatsministcr v. Metzfch findet am Mittwoch, den 23. April, aus Anlaß des Geburtstages des Königs ein großes Diner in den Repräsentations räumen des Ministerhotels statt. An demselben nehmen die Mitglieder deS diplomatischen Corps, die Herren Staatsministcr und zahlreiche höhere Staatsbeamte Thcil. Die übliche Soiree am Abend fällt in diesem Jahre aus. Die städtischen Cvllegien zu Dresden veran stalten ebenfalls in üblicher Weise ein großes Diner im Saale der Harmontcgesellschaft. — Die bevorstehende Feier deS Geburtstages Sr. Maje stät des Königs wird bei allen treuen Sachsen auch wieder die Erinnerung an die hervorragende Theilnahme des damaligen Kronprinzen von Sachsen an dem ruhmreichen Kriege recht lebendig machen. Da denkt man vor Allem an die blutige Schlacht bet St. Privat, die durch den Um gehungsmarsch und den Kampf der Sachsen auf dem linken Flügel der Deutschen entschieden worden ist. Nach be endetem Kampfe trafen sich Kronprinz Albert und Prinz Georg zwischen St. Privat und Roncourt, und in letzterem Dorfe nahm dann der Kronprinz in dem Häuschen des Schmiedes Chabot vom 18. bis 19. August (1870) Quartier. Der Sachsenverein zu Metz, der die Pflege vaterländischer Gesinnung in den Reichs landen auf sein Panter geschrieben, hat bekanntlich dieses Haus erworben und eine Gedenktafel daran anbringcn lassen, um die Erinnerung an König Albert den spätesten Geschlechtern zu überliefern. Das Gemach, in dem vor 32 Jahren unser König Nachtruhe gehalten hat, ist zur Zeit ebenso unbewohnt wie das ganze Haus. Das „Kronprtnzcnzimmer" soll in ein kleines Sachsen- und Schlachtenmuscum umgewandclt werden. Von einzelnen Vaterlandsfrennden und Verehrern unseres Königs sind bereits bezügliche Schenkungen gemacht worden, so von Major z. D. Frei herrn v. Müller, von der Bersandtfirma Mey L Edlich und Anderen. Der Sachsenvcrein zu Metz möchte nun so bald als möglich bak AlbcrthauS in würdigen Stand setzen und in eine König Albert-Gedächtnißhalle um wandeln. Hierzu aber gebricht cs ihm an Mitteln, da die Kosten sich auf einige Tausend Mark belaufen würden. Es ergeht deshalb jetzt ein Appell an alle königstreuen Sachsen, bei der Feier von Königs Geburtstag, des Alberthauscs in Roncourt zu gedenken und durch freiwillige Sammlungen die Mittel zu dem patrio tischen Zwecke aufzubrtngen. Auch wir sprechen die Hoff nung aus, daß die Anregung auf fruchtbaren Boden fallen möchte. Geldspenden für das Alberthaus nimmt der Schatzmeister des Sachscnvereins zu Metz, Herr Regic- rungssckrctär Pfefferkorn im kaiserlichen Bezirkspräsidium daselbst, entgegen. Vergnügungen. — Aus dem Bureau des TtadttheaterSr Im Neuen Theater gelangt heute, Dienstag, Humperdinck's Oper „Hänsel und Gretel" zur Aufführung, welcher das Ballet „Wiener Walzer" folgt. — Im Alten Theater beginnt beute Frau Franck ihr Gastspiel als „Officielle Frau". — Morgen, Mittwoch, findet zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Königs im Neuen Theater eine Aufführung der Operntrilogie „Orestes" von Felix Weingartner statt. Die Klytaimnestra singt Frau Pelagie Greefs-Andriessen als Gast. Den eiuleitendrn Prolog spricht Frl. Rocco. — Im Alten Theater geht am morgigen Mittwoch als 19. volksthümlicke Vorstellung zu halben Preisen „Minna von Barnhelm" in Scene. — Der Donners tag bringt im Alten Theater mit Frau Käthe Franck in der Hauptrolle die Erstaufführung der Novität „Die Co lieg in", Schauspiel in 4 Acten von Hrrm. Katsch. — Am kommenden Freitag gelangt im Neuen Theater die Oper „Biel Lärm um Nichts" des englischen Componisten vr. C. BillierS Stanford zum ersten Male in Deutschland zur Ausfüh rung. Die Besetzung des neuen Werkes ist die folgende: Hero: Frl. Weidt; Beatrice: Frl. Gardini; Don Pedro, Fürst von Arragon: Herr Schütz; Don John, sein Halbbruder: Herr Greder; Claudio: Herr UrlnS; Benedict: Herr Carl Groß; Holzapfel, Gerichtsdiener: Herr Schelper; Leonato, Gouverneur von Massnia: Herr Ulrici; Boraccio: Herr Marion; Pater: Herr Fricke. Die Regie führt Herr Oberrcgisseur Goldberg, die musikalische Direktion Herr Capellmeister Porst. — DaS Pariser Sittenbild „Lk" von Oskar Mätenier, daS heute im Modernen Theater (vr. Hanns H. Ewers) im Krystall-Palast zum ersten Male in Leipzig aufgrführt wird, ist bisher nur in Paris, wo es über 300, in Wien, wo es bisher 150; und in Berlin, wo es bisher 120 Ausführungen erlebte, gegeben worden. Der Autor sebst, der in allen drei Städten den Premiören beiwohnte, erklärte die Berliner Darstellung mit Leopold Thurner uud Adele Hartwig für die weitaus gelungenste. Beide Darsteller werden auch hier das »ervenerschütternde Stück creiren. Der Barverkauf findet an der Casse deS Krystall-PalasteS statt. — Eine originelle Abwechselung in der Reihe der Vergnügungen wird demnächst das E-cn-Thcater, Direktion B. Schenk, bieten, ein Unternehmen, das von seiner früheren Anwesenheit in Leipzig noch vortheilhast bekannt ist. Für den am 1. Mai beginnenden- Cyklus ist diesmal der Krystall-Palast, Parterre-Saal, vorgesehen, und werden schon jetzt die umfangreichsten Einrichtungen für die eigenartigen Ausführungen getroffen: Wasierseerien, koutaine« InmineuZes, Der Palast der Illusionen, daS sogenannte unsterbliche Theater, englische FautocheS, Berwandlungsscenenen, kebendS Kolossal- gemälde, arabische Gaukler und Schlangenbeschwörer sind in dem reichhaltigen Repertoire besonder» vertreten. Herr Director Schenk, der 10 Jahre von Leipzig ferngeblieben, hat für besonder« Novi- täten bei prächtiger Ausstattung vorgesorgt, jo daß sich La» mysteriöse Theater auch diesmal eines bedeutende» Zuläufe- zu er freuen haben dürste. — Im Kryftall-Palaft-Theater erweist sich Juno Ealmo, tko goläe» LIepdüto, als eine hervorragende Specialität in dem gegenwärtigen interessanten und abwechselungSreichen Spielplane. — Von heut«, DIenStag, den 23., finden di« Vorstellungen des Meßthaler-Eusembles wieder im Albert-Theater (Hotel Stadt Nürnberg) statt. Zur Aufführung kommt Hauptmanns Drama „Die Weber". Das Gastspiel endet am Mittwoch, den 30. April. Die letzte Sonntagsaufführung von „Die Weber" findet Sonntag, den 27. April, statt. — Mittwoch Nachmittag A, Uhr findet im GireuS Sitzali auf allgemeines Verlangen eine große Familien- und Kinder-Vor- stellung statt, Kinder zahle» auf ollen Sitzplätzen nur halbe Preise. Für diese Vorstellung hat die Direktion em ganz vorzügliche» Pro- gramm aufgestellt. Abends 8 Uhr findet zu Ehren d«S Geburts tage» König Albert'S große Parade-Tola-Lorstellung statt, deren Programm nur Elitennmmern bildet und worin Alle- aufgeboten wird, den Abend festlich und glanzvoll zu gestalten. — vom Leipziger Palmengarteu. Da» heute DieuStag Nachmittag im Palmengarten stattfindende 18. GesellschaftS-Coücert de» Günther Coblenz-Lrchester» erstellt sich der Mitwirkung der Conc«rtsänqeri» Fräul. Elisabeth Boerkel. Die junge Künstlerin singt die Arie „Einst träumt» meiner sel'g«a Base" au» dem „Frei schütz" und drei Lieder für Sopra» von Humperdinck, Zeller und Carl Bohm. Die zahlreichen Freunde des ersten Solisten des Güuthrr Eoblenz-Orchester», de» ConcrrtmrtsterS Philipp W«rner, stien darauf aufmerksam gemacht, daß sich derstlb« i« dem heutigrn Loncerte mit dem Vorträge de» 2. und 3. Satze» au» dem CmoU- Concert für Violine von MendelSjohn-Bartholdh uud de» Spanischen Tanzes für Violine von Sarasate vom Publicum verabschieden wird. Herr Werner hat sich entschlossen, einem a» ihn ergangenen Ruse, während der Sommersaison, al» erster Loncertmetster des Teplitzrr Curorchester« zu wirke», Folge zu leist». Außer mehreren vortrefflichen Orchesterstückrn weist da» heutig« Coneertprogromin auch den neuen französifche» -Salzer „valse bleu«" vo» MargiS WM ö 22L0, 2.00,1.S0,1.S0 «t. pro 7- !z, dmiWs WM I I RAUA i 1.40, 1.20, uo, 1.00 Ml. M 7- iz. tmmM iw LiMM. L. 6.
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