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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.05.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020510027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902051002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902051002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-05
- Tag1902-05-10
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3306 Deutsches Reich. Berlin, 9. M»i. Einen Einblick in die schädlichen folgen der Trunksucht liefern die Nachrichten über die Sieröesälle an Säuferwahnsinn im preußischen Staate. Nach den standesamtlichen Aufzeichnungen erliegen dieser Krankbeir jährlich in Preußen ungefähr KOO Personen. Und zwar erscheint diese Zahl mit Rücksicht auf da- Fehlen «ine« Leichenschaugcjetze« al« Minimalzahl. Dafür spricht auch die Thatsache, daß mehr al« die Halste dieser Todesfälle in den Städten den Standesämtern gemeldet werden, in denen in der Regel ärztliche Todtenscheine bei der Meldung vorgeiegt werden. Berücksichtigt man feruer, daß zahlreiche Todesfälle an an deren Krankheiten (Herz, Nieren, Gehirnkrankheilen u. s. w.) mit der Trunksucht in einem inneren Zusammenhänge stehen, so kann mau auf den Umfang der Verheerungen, die der AlkoholiSmnS in der Bevölkerung anrichtet, noch nicht an nähernd einen Schluß ziehen. Immerhin ist zu verzeichnen, daß weibliche Personen selten am Säuferwahnsinn sterben. WaS da« Alter betrifft, so liefern die mittleren Lebensjahre die meisten Todesfälle dieser Art. Berlin, 9. Mai. (An- dem anarchistischen Lager.) Die „Deutsche Föderation revo lutionärer Arbeiter" wird am 1. und 2. Pfingstfeiertag eine Conferenz abhaltea, auf der TbätigkeitS- und Rechen» schaft-berlchte von der Geschäft-leitung und der Control- commission, Situationsberichte von den Delegirten erstattet, sowie über Agitation, Organisation, Wahlen, Presse rc. verbandelt werden soll. Einigermaßen auffallend erscheint, daß derOrt der Eonferenz nicht öffentlich angekündigt, sondern jedem Delegirten brieflich mitgetheilt wird. Offenbar will die „Föderation" der unbequemen polizeilichen Uederwachung aus dem Wege gehen. — Ueber das Scheitern beS Generalstreik- in Belgien ist das Anarchistenblatt „Neues Leben" au- begreiflichen Gründen überaus erbittert: die belgischen Socialisten- sührer werden daher auf da- Gröbste abgekanzelt. Bei dieser Gelegenheit erfährt mau eine nicht uninteressante Einzelheit. Dem „Neuen Leben" zufolge hat das Centralorgan der belgischen Socialdemokratie, „Le Peuple", seinerzeit an seine Abonnenten als Prämie Revolver „für den Generalstreik", wie e- in den betreffenden Annoncen aus drücklich hieß, vertbeilt. Ist das wirklich geschehen, dann nimmt sich die spätere socialdemokratische Darstellung, daß der Revolver nur von unreifen Jungens, von Lumpen proletariern oder agents provoorckeurs gebraucht worden sei, außerordentlich charakteristisch aus. — Der Kaiser wird im Lause des diesjährigen Herbste- als Gast deS Herrn v. Tiele-Winckler in Vollrathsruhe bei Waren in Mecklenburg-Schwerin eintreffen, um auf dessen Einladung an größeren Fasauenjagden in der aus gedehnten Forst theilzunehmen. — Der Aufenthalt der Kaiserin in Badenweiler wird sich auf vier Wochen erstrecken. AerztlicherseitS wird Werth darauf gelegt, daß die Kaiserin ihre Cur nicht unter bricht, und daher wird die hohe Frau auch nicht zu Pfingsten im Neuen Palais bei Potsdam weilen, wohin sich der Kaiser zum Fest für einige Tage begeben wird. — Nachdem der Bundesrath in feiner letzten Plenar sitzung dem Beschlüsse des Reichstages über das Schaum weinsteuergesetz seine Zustimmung gegeben hat, wird schleunigst an die Fertigstellung von AuSführungS- bcstimmungen zu dem Gesetze geschritten werden. Nament lich wird eS sich darum handeln, Anweisungen über die Erhebung der Nach st euer zu geben, welcher derjenige Schaumwein unterliegt, der sich am 1. Juli d. IS. außerhalb einer Schaumweinfabrik oder einer Zollniederlage befindet. Bekanntlich unterliegt auch der dreißig Flaschen übersteigende Bestand von Schaumwein im Besitze von HauS- haltungSvor ständen dieser Nachsteuer. — Die durch die Ernennung des Ministerialdirector- Kügler zum OberverwaltungSgerichtsdirector im CultuS- illinisterium notbwendig gewordene Aenderung in der Ver- lheilung der Geschäfte wird im .Centralblatt f. d. gesammie Unterricht-Verwaltung" wie folgt bekannt gegeben: Es haben übernommen der Ministerialdirector v. Schwartzkopff die Leitung der Zweiten Unterrichts-Abtheilung und wie bisher die Leitung der Kunst-Abtheilung, die Leitung der geistlichen Abtheilung der UnterstaatSsekretar Wever in Gemeinschaft init dem Wirklichen Geheimen OberregierungSrath Löwen berg als Dirigenten und der Ministerialdirector vr. Förster die von ihm schon seither al- Dirigent geführte Leitung der Mevicinal-Abtheilung und die Leitung der Abtheilung für allgemeine Verwaltungs-Angelegenheiten. — Für das abgelaufene EtatSjabr haben au- den im Etat der preußischen StaatSeisenbahn-Verwaltung zur Prämiirung nützlicher Erfindungen vorgesehenen Mitteln 19 Beamten und Arbeitern der StaatSeisenbahn- Verwaltung Belohnungen im Gesammtbetrage von 5100 für Erfindungen und Verbesserungen, die für die Erhöhung der Betriebssicherheit oder in wirtbschaftlicher Beziehung von Bedeutung sind, bewilligt werden können. — Die Mittheilung, daß die preußische Regierung neue 200 Millionen für die Ansiedelungs-Commission zur Schaffung von Domänen und Bauernwirthschaften fordern werde, ist, wie die „Pos. Reuest. Nachr." cr- fabren, unrichtig. Die Regierung werde vorläufig nur 100 Millionen für Ansiedelungszwecke fordern, während ein« neue 100 Millionen - Vorlage erst im nächsten Jahre zu erwarten sei, da in den betreffen den Ressort« die oölhigen Vorarbeiten noch nicht beendet seien. — Dazu macht die „Post" die nachstehende ausfallend scharfe Bemerkung: Es ist bedauerlich, daß die Regierung mit ihren gesetzgeberischen Absichten so lange hinterm Berge hält, so daß man auch jetzt noch nicht einmal sicher weiß, welche Tragweite die in diesem Jahre zu erwartende neue Polenvorlage besitzt. Es zeugt nicht gerade von großer Rück sichtnahme, wenn der Landtag über so gewichtige Maßnahmen bis zum letzten Moment im Dunkeln gelassen wird. — Auf seinem letzten VereinStage batte der Deutsche Nautische Verein beschlossen, eine Commission zur Berathung des Gesetzes betreffend die Untersuchung von See unfällen einzusetzen. Die Commission wird vom 21. Mai ab in Kiel ragen. Ihren Verhandlungen werden drei Ver treter des Reich-amt- deS Innern beiwohnen. — Hier ongekommrn ist Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg aus Schwerin. — Abgereist ist Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein nach Primkenau. — Als „Trunksuchtscommission" ist die Commission des preußischen AbgeordnetenhauieS zur Berathung deS Antrages Dougtas über die Bekämpfung der Trunksucht in einem an der Thür des Berathungszimmers für die Commission angehefteten Placat bezeichnet worden. Diese Bezeichnung erregte bei den Mit gliedern der Commi'sion mehrfach Mißfallen und ist deshalb in „Commission zur Bekämpfung der Trunksucht" umgewandelt worden. * Braunschweig, 9. Mai. Der Landtag beschloß, die Gehälter der Lehrer an den Landgemeinteschulen außer freier Wohnung auf 1200 Anfangsgebalt, steigend bis zu 2700 festzusetzen. Die Negierung hatte 200 weniger Endgebalt beantragt. * Aus Osnabrück, 9. Mai, wird der „Voss. Ztg." ge meldet: Der Großherzog von Sachsen-Weimar lehnte eS trotz wiederholter Einwirkungen des preußischen Cultus- ministers Studt endgiltig ab, den Pastor Wern gart, der in Nöda einstimmig gewählt worden war, zu bestätigen. * Coblenz, 9. Mai. Oberpostdirector Rehbock ist an einem Herzschlag gestorben. * Aus Waldenburg i. Tchl. wird uns die dankenSwerthe Mittheilung gemacht, daß die Waldenburger Nachricht vom 7. d. Mts. über die Kündigung von 200 Bergleuten wegen Verlängerung der Zebnstundenschichl auf eine Zwölf stundenschicht bezüglich der Schichtlänge auf einem Irrthum deS betr. Correspondenten beruhen müsse, da durchweg die Achtstundenschicht eingeführt sei. 4 Aus dem Grotzherzogthum Bade» kommen sehr er freuliche Berichte über die Thätigkeit und den Einfluß der dort ins Leben gerufenen nationalliberalen Iugendvereine. Neben denen in Mannheim und Pforzheim ist ein solcher in Freiburg i. B. erstanden, mitten in der Hochburg deS CentrumS, und dieser Verein ist binnen Kurzem der an Mit gliedern zahlreichste und bedeutendste geworden. (D Straßburg, 9. Mai. Der Kaiser hielt heute Abend mit dem CultuSminister vr. Studt, dem Generaldirector der Museen vr. Schoen«, welche beide im Laufe deS Tages hier eingetroffen sind, dem Staatssekretär vr. Graf von PosadowSky und Professor Euting eine Con ferenz ab, an der auch der Statthalter Fürst zu Hohenlohe-Langenburg und der Chef des Civil- cabinetS von LucanuS theitnahmen. Abends findet beim Statthalter ein Diner von 41 Gedecken statt, zu dem die Spitzen der Militär- und Civilbehörden geladen sind. — Der Kaiser verlieh dem Prorector der hiesigen Universität Prof. vr. Spitta Len Rothen Adlerorden dritter Classe mit der Schleife. Oesterreich - Ungarn. Vermählung; Tie Telegattonen. * Wien, 9. Mai. Aus Anlaß der morgigen Vermählung der Erzherzogin Maria Christine mit dem Prinzen Emanuel zu Salm-Salm sand heute Abend bei dem Erzherzog Friedrich eine Soiree statt, der sämmtliche in Wien weilende Mitglieder des kaiserliche» Hauses, zahlreiche Würdenträger und die Verwandten deS Brautpaares tbeilnahmen. Auch der Kaiser weilte nahezu eine Stunde unter den Theilnehmern. * Pcst, 9. Mai. BudgetauSschuß der österreichischen Delegation. Tollinger spricht die Unzufriedenheit aus über da- mangelhafte Entgegenkommen der Leitung der Kriegsverwaltung gegenüber Len wiederholt ausgesprochenen Wünschen betr. die Erleichterung der Militärdienstpflicht und bemängelt die Beantwortung der vorjährigen Resolution betreffend das Duell. Bei der Ver handlung über den Gesetzentwurf betreffend den Bau der bos- nischen Bahnen erklärte auf die Bemerkung Barthas (Kossut- partei), daß das staatsrechtliche Derbältniß Bosniens und der Herzegowina endlich geordnet werden müsse, da LaS Provisorium schon sehr lange dauere, der Ministerpräsident v. Szell, in internatio nalen Btsitziragen kenne die Geschichte schon viel längere Provisorien, die Occupatio» sei auf der Basis deS Berliner Vertrages erfolgt und der Besitz sei nicht ohne besondere Vereinbarung auf eine andere Grundlage zu übertragen. Im weiteren Verlaufe der Sitzung weist der Ministerpräsident auf Las Entschiedenste die An griffe auf di« Verwaltung Kallay'S zurück und betont, Kallay habe mit Einsetzung seiner ganzen Kraft und seines großen Könnens das Land, dessen Verwahrlosung in ganz Europa bekannt gewesen sei, mit modernen Institutionen aus gerüstet und dort in moralischer und materieller Hinsicht befriedigende Zustände geichafseu, was die Anerkennung des Landes und Europas verdiene; daß eS in Bosnien wie überall unzufriedene Eteinente geb», ändere an der Thatsache nichts, daß sich Kallay um baS Aufblühen von Bosnien und der Herzegowina große Verdienste erworben hat (Lebhaiter Beifall.) Weiter entwickelt der Reichs- kriegsminisirr v. Krieghammer die Gründe für die Neubewaff- nung der Artillerie, betont, daß die bisher gebrauchten Geschütze denAniorderungen nichtmehr entsprechen, schildert eingehend die mitdem neuen GrbirgSgeschütz angestellten Versuche und conslotirt schließlich mit Befriedigung, daß es geiungen ist, ein Modell zu construire», welche- eine bedeutend gesteigerte Wirkung austveist. Der Minister weist sodann dirNothwendigkrit der Einführung von Haubitzen nach, welche namentlich eine wirkiamere Bekämpfung des Gegners hinter Deckungen bezweckt, stellt fest, daß die nruconstruirt« Haubitze allen Anforderungen entspricht, und macht darauf aufmerksam, daß die anderen Staaten die Haubitzen gleichfalls bereit- eingesührt haben. Dann fährt der Minister fort, er vermöge nicht, sich für einen zweijährigen Präsenzdienst au-zusprechen; die Einführung desselben würde, abgesehen von der Erhöhung dec Mehrkosten, eine große Ungerechtigkeit gegen viele Wehrpflichtige bedeuten, weil einige Kategorien derselben, wie Artilleristen und Cavalleristen, von dem zweijährigen Präsenzdienste ausgeschlossen werden müßten. Gegen über KozlowSky, welcher von einem gewannten Verhältnisse der Be hörden und der Bevölkerung zu dem Corpscommando in Przemysl gesprochen hatte, erklärt der Minister, er ergreife gern die Gelegen- heit, dem menschlich und hochsinnig denkenden und fühlenden KriegScommandanten Galgützy, der von allen Untergebenen hoch verehrt und geliebt werde und der von Gerechtigkeitsgefühl durchdrungen, ebenso streng gegen sich selbst, als gerecht gegen andere sei, in rechte« Licht zu stellen. Die von KozlowSky erwähnten un erquicklichen Verhältnisse seien hauptsächlich den Bestrebungen gewisser Elemente zuzuschreiben, durch welche in einzelne B'völkerungskreise ein Geist eingedrungen sei, der sich in erster Linie gegen da- Militär, aber auch gegen andere Stände richte. Es wäre gewiß Unrecht, diese Elemente in irgend einer Weise in Schutz zu nehmen. Das Heeresordinarium wird sodann unverändert angenommen und die für die neuen Geschütze erforderlichen Credite in namentlicher Abstimmung bewilligt. Italien. AttcntatSgerücht * Rom, 9. Mai. Die Abendblätter legen gegen Las Gerücht von einem in Turin versuchten Attentat auf den König energisch Verwahrung ein; eS handele sich um eine Erfindung, die nicht den geringsten Schein von Be rechtigung habe. Großbritannien. Unterhaus; Prinz Heinrich von Preutzen. * Loudon, 9. Mai. Nach den neuen Bestimmungen über die Geschäftsordnung des Hauses können die Minister, wenn ein Mitglied des Dauses auf eine Frage eine schriftliche Ant wort wünscht, eine solche schriftlich crtheilen. Dem gemäß gab Nnterstaatssekreiär Cranborne heute auf eine Anfrage von Lawrence eine schriftliche Antwort. Lawrence hatte gefragt, ob einer deutschen Firma das alleinige Recht eingeräumt worden sei, eingeborene Arbeiter aus Liberia zu ihrer Verwendung außerhalb der Grenzen der Republik Liberia zu beschaffen. Unterslaatssekretär Cranborne äußerte sich dahin, daß die Aufmerksamkeit des Auswärtigen Amtes im Jahre 1899 auf die Angelegenheit gelenkt worden sei. Er habe sich daraufhin mit dem Gouverneur von Sierra Leone in Verbindung gesetzt, der seiner- seit« mit der Negierung der Republik Verhandlungen eingeleitet habe. Der Gouverneur kehre binnen Kurzem nach England zurück, und man hoffe, Gelegenheit zu haben, eine Conferenz von Ver tretern der Behörden und in der Angelegenheit interejsirten Persön lichkeiten einzuberufcn, um die für die Beschäftigung eingeborener Arbeiter bestehenden Vorschriften in Erwägung zu ziehen. Die der deutschen Firma ertheilte Concejsion laufe mit Beginn Les nächsten Jahres ab. * Dublin, 10. Mai. (Telegramm.) Nach dem Besuche bei dem Vicekönig nahm Prinz Heinrich im Phönix-Parke an einer Polepartie Theil, der eine große Zujchauerjchaar beiwohnte. Marine. D Berlin, 9. Mai. S. M. S. „Habicht" geht am 12. Mai von Duala nach Bonny in See. S. M. S. „Hansa " mit dem zweiten Admiral des Kreuzergeschwaders von Ahle feld an Bord ist am 8. Mai in Tsingtau eingetroffen und geht am 9. Mai von dort wieder in See. S. M. S. „ Wolf " ist am 7. Mai in Stvakopmund cingetroffen und geht am 12. Mai nach der Lüderitzbucht in See. Corvettencapitän v. Burski hat das Commando S. M. S. „ Cormoran " in Melbourne übernommen. S. M. S. „Thetis" ist mit dem Chef des Kreuzergeschwaders, Viceadmiral Geißler, an Bord am 8. Mai in Kinkiang eingetroffen und geht am 9. Mai nach Wusung in See. S. M. S. „Vorwärts" ist am 9. Mai nach Jtchang in See gegangen. S. M. Tpdbt. „O 3" ist am 8. Mai in Berehaven eingetroffen und geht am 10. Mai von dort wieder in See. S. M. S. „Hertha " ist am 9. Mai in Tsingtau cingetroffen. S. M. SS. „ Hay " und „Ulan" sind am 6. Mai in Cuxhaven eingetroffen. S. M. S. „ B r e m s e " ist am 6. Mai von Wilhelmshaven nach Kiel in See gegangen und am 7. Mai daselbst eingetroffen. S. M. S. „Rhein" ist am 6. Mai in Gjenner cingetroffen und be absichtigt, am 9. Mai die Reise nach Kiel fortzusetzen. S. M. S. „Zieren" ist am 7. Mai in Cuxhaven erngetroffen und be absichtigt. am 9. Mai wieder rn See zu gehen. Poskstation für S. M. S. „Prinz Heinrich " ist vom 10. bis 13. Mai Saßnitz, vom 13. Mai ab Kiel. S. M. S. „ KaiserWil - Helm der Große" beabsichtigt, am 10. Mai durch den Kaiser Wilhelm-Canal nach Irland in See zu gehen, um dort mit dem I. Geschwader zusamincnzusloßen. Postslation voni 10. Akai ab Hofpostamt Berlin. S. M. S. „Mars" ist am 8. Mai von Kiel nach Helgoland in See gegangen. Poststation für S. M. S. „ Bremse " ist bis 10. Mai Kiel, vom 11. Mai bis auf Weiteres Wilhelmshaven. Ter Dampfer „Silvia" mit dein abgelösten BesatznngStheil von Kiautschau ist am 8. Mai in Singapore cingetroffen und beabsichtigt, am 10. Mai die Heimreise fortzusctzen. * Kiel, 9. Mai. Der neue Panzerkreuzer „Prinz Heinrich" ging heute zur forcirtcn Probefahrt und zum Anschießen der Geschütze in See. Contreadmiral v. Eickstcdt vom Ncichsmarincamt nimmt an der Fahrt Theil. Sächsischer Landtag. Zweite Kammer. 92. öffentliche Sitzung (Schluß). Der Redner, Abg. Hähnel-Kuppritz, giebt schließlich noch seiner Ueberzeugung Ausdruck, daß die ganze Fraction einhellig auf dem Boden stehe, daß unsere sächsische Sonder stellung in Bezug auf das Eisenbahnwesen unter allen Um standen erhalten bleiben muffe. (Sehr richtig!) Abg. Gleisderg-Grimina (natl.) dankt der Staatsregie rung für Schaffung eines neuen Zuges zwischen Naundorf und Grimma und bittet, die Fahrzeit der Züge auf der Linie Dresden-Döbcln-Leipzig etwas zu verkürzen durch Beseitigung der langen Aufenthaltszeiten auf den einzelnen Stationen. Weiter wendet sich Redner -er Besprechung der Petition des Mühlenvcrbandes zu und bemerkt, daß er mit dem Votum der Deputation hierzu einverstanden sei. Die Petition trage das Motto: „Gleiches Recht für Alle", spreche aber in den Begründungsworten den Versandt- mühlcn alle Berechtigung ab, was ein Unrecht sei. Die Regierung könne den Mühlen etwas helfen, wenn sie ans die billigen Wasserstraßen eine Abgabe legen würde. Abg. KaciuS-Lugau (cons.) bittet die Regierung um Er laß einer Verordnung, dcrzufolge kranken Personen auf dem Hauptbahnhvfc zu Dresden die Benutzung der Gcpück- fahrsrühle zu gestatten sei. Abg. Weigcrt-Löbtau (cons.) richtet an die Regierung das Ersuchen, den 35 älteren Eisenbahnassistcnteu die Be förderung zu Sekretären ohne Prüfung zu ermöglichen. Abg. Enke-Leipzig (ref.) vertritt den Standpunkt, daß eine Bereinfachung der Eisenbahnverwaltuug wllnschcns- werth sei. Die Geltendmachung dieses Ltandpunctes in früheren Verhandlungen habe die Gcncraldircetion ver anlaßt, in geheimnißvoller Weise die Privatvcrhältnisse zu ermitteln. Er halte die unternommenen Maßnahmen für unnöthigc Mätzchen, die nicht nvthwcndig seien und sich mit der Würde einer Staatsbehörde nicht vereinbaren ließen. Er bitte die Generaldircction, sich mit seinen Privatvcrhält- nisscn nicht zu cingchcrrd zu beschäftigen. Weiter bitte er die Regierung, sich im Interesse -es Mittelstandes der Hebung der .Kleinmüllerei auch in Zukunft anzunchmcn. Präsident vr. Mchnert-Drcsden erklärt, daß er den vom Vorredner gebrauchten Ausdruck „Mätzchen" nicht für parlamentarisch zulässig halte. Abg. Edler von Querfurth-Schönhciderhammcr (cons.t fragt bei der Regierung an, ob auf der Chemnih-Auc- Adorfer Bahn nicht durch Verkürzung des Aufenthalts auf den Stationen oder durch ein rascheres Fahrtempo dieFahr- zcit verkürzt werden könne. Die ganze Strecke sei 114 Kilo meter lang und der letzte Zug fahre länger als fünf Stunden. Staatsminister Ur. Riiger: Die Regierung sei mit dein Hause darin einig, daß das Sinken der Eisenbahnrentc aufgehalten werden müsse. In diesem Bestreben werde die Regierung nicht müde werden. Sie sei dankbar für alle Unterstützung und Anregung, die ihr zu Theil geworden sei und noch zu Theil werden würde. Was von der säch sischen Negierung geschehen könne, um die Verhältnisse zu bessern, werde nicht unversucht bleiben. Das Eisenbahn wesen sei noch ein Gebiet, auf welchem Erfolge zu erreichen seien. Es würden Ersparnisse zu machen fein, bei den Per- svnalausgaben und bei den Bahnbauten. Wenn mit er wähnt worden sei, daß die ganze Organisation unseres Eisenbahnwesens zu kostspielig wäre, so möchte er sich ein abschließendes Urtheil darüber nicht gestatten, indem die Organisation erst zu kurze Zeit bestehe. Das Bestreben nach Besserung habe natürlich auf der anderen Seite auch seine Grenzen in bestehenden Umständen, nämlich darin, daß wir mit unserer Existenz und Organisation des Eisen bahnwesens in engster Beziehung zu unseren Nachbar staaten, insbesondere zu Preußen, stehen, was uns nöthigc, Hand in Hand zu gehen mit den übrige» deutschen Staaten. In Bezug auf Tariffragcu könne Sachsen nicht cinsen Vorgehen, sondern cs sei ans den Weg der Abmachung ver wiesen, den er für weit praktischer halte, als den Weg der Gesetzgebung. Er möchte nicht erörtern, ob eitt Reichö- eisenbahngesctz für Sachsen wünschenswerth erscheine. Wie die Verhältnisse augenblicklich liegen, sei an ein solches „Nein, Signor! Unsre Stellung ist nicht mehr zu halten, wenn wir bloS einige ProtcstveAammlungen zusammen trommeln! Wir stehen vor der schweren Gefahr, parla mentarisch ausgeschaltet zu werben, wenn wir nicht ge diegen und klug arbeiten; den Deutschen müssen wir mit ernsten Studien, Anträgen und wohlüberlegten Vor schlägen kommen, das Schreien allein nützt nichts mehr, die Tedcschi sind gewarnt und haben die Augen offen. Es heißt nun sehr klug sein und Angriffe dürfen nur dann gewagt werden, wenn sie wohlbegründet und fein erdacht sind!" „So? Das wäre mir eine saubere Geschichte! Ich kann nicht daran glauben und werde am alten Recept fest halten!" „Das wird die Situation nur verschlechtern! Kein Wort mehr über unsere Scparatwünsche! Unsere Hoff nungen müssen in der tiefsten Falte unseres Herzens ver borgen gehalten werden! Je weniger davon geäußert wird, desto besser für unsere heilige Sache! Dem deutschen Michel ist die Schlafmütze vom Kopf gezogen, er ist miß trauisch geworben! Hol' der Satan den TedeSco!" „Die Deutschen, lächerlich! Laßt Zeit inS Land, in wenigen Wochen sind sie wieder wie Hund und Katz'! Wid sollen für die Dauer die Liberalen, die in Alt und Jung gespaltenen Klerikalen, die Soctalisten und Christlich socialen und so weiter geeint bleiben? Undenkbar! Werst ihnen irgend einen nach Eulturkampf riechenden Brocken zu, nnd sie raufen sich ab und vergessen das bindende Mo ment! Unsere Aufgabe wird sein, so einen strcitentfachen- -en Knochen zn finden nnd in die Parteien zu schleudern! Unterdessen präparire» wir unser Volk! Kopf hoch, Doctor, ersinnen Sic einen hübschen, gut verfangenden Streit und Hetzen Sie die Parteien durcheinander! Meines Danke dürfen Sic sicher sein, und jene- der Patrioten auch!" vr. Chiste warf einen forschenden Blick auf den alten Herrn und gleichsam vorsichtig tastend mit Worten sprach er: „Dem echten Patrioten genügt bas Bewußtsein treuersüllter Pflicht, das Vaterland von entwürdigender Knechtschaft zu befreien, ist unsere höchste Aufgabe. Ich werbe aber den Dank von Ihrer Seite schon aus dem Grunde nicht aus schlagen, weil -ieS unhöflich, verletzend für Ihre edle Denkungsart wäre! Ob wohl Fräulein Pta auch der gleichen Meinung und für unsere Sache sein wird?" fügte der junge Ndvocat lauernd bet. „Selbstverständlich! Pta ist Patriotin! Ein Zweifel, sei er noch so klein, bedeutet eine schwere Beleidigung!" „Gott fei davor, daß ich mich einer solche» Beleidigung schuldig machen wollte! Doch die Erfahrung lehrt, daß nichts so wandelbar ist, wie ein Frauengemüth!" Der alte Herr lachte: „vor is Llackonva! Es ist köstlich, Sie, den jungen Mann, von Weltweishcit und Er fahrung reden zu hören mit -er Miene eines Ben Akiba! Was wissen Sic von Frauengemüth! Sie sind ja nicht ein mal verheirathet!" „Leider noch nicht!" seufzte vr. Chiste, „es würde mich hoch beglücken, wenn Stgnorina Pia —" „Langsam, lieber Freund! Dem Verdienste seine Krone! Aber noch sind wir nicht so wett und stecken in der heißesten Arbeit! Haben wir den Kampf siegreich Lurchgeführt, kann auch über den Bund zweier Herzen endgiltig gesprochen werden!" „O Signor, meinen heißesten Dank im Voraus für diese gnädige Perspective! Und wenn Herr von Marzari ge statten, will ich als zukünftiger Verlobter wachen über daS kostbare Leben des Fräuleins " „DaS überlassen Sie getrost den Eltern, so lange diese die Angen offen haben!" „Gewiß, Signor! Ich meine das auch nicht sozusagen körperlich —" „Sondern?" „Seelisch gewissermaßen! Darf ich vertraulich ein offenes Wort aussprechcn?" „Bitte!" „Dem echten Patrioten kann der Verkehr deS Fräulein- mit deutschen Officieren nicht gefallen!" „?er vio! Sie fabriciren aus einer Mücke einen veri- tablen Elcphanten! Den Tenentc mußten wir einladcn, daS war DankeSpflicht. Muthmaßlich wird der Officier unS seine Berbauungsvtsite machen, und damit basta! Uebri- genS schadet eS gar nichts, wenn Offtctere bet uns ver kehren! Man hört manches, bleibt auf dem Laufenden und außerdem lullt eS Mißtrauische ein, sieht friedlich auS. Ich habe nichts dagegen, Sie hoffentlich auch nicht!" „Ich fllge mich ganz in Ihren Willen, Signor! Nur fürchte ich —! „WaS?" „Ich fürchte, der Umgang mit deutschen Officieren könnte einen Wandel der Denkungsart erzeugen!" „Sie werden drollig in Ihrer Schwarzseherei. Meine Pia und ein Officier?! Undenkbar! Eher wird Rom die Hauptstadt der Prusfiani!" „E- giebt in Rom schon mehr TcbeSchi, al- der ewige« Stadt gut tstN „Halbverhungerte Artisten! Hat gar keine Bedeutung! Meine Pta ist Italienerin, liebt heiß das Vaterland und wird eher sterben, als einem Zucco die Hand reichen!" „Darf ich mit Ihrer gnädigen Erlaubniß die Signorina bestärken in der Liebe zum geknechteten Vaterland?" „Gewiß! Nur bitte, träufeln Sie nicht zu viel Honig dazu!" meinte lächelnd der alte Herr. „Pia dürfte nun von der Kirche zurückgekchrt sein, Sie können ihr einen guten Morgen wünschen. Gehen Sic aber dann zu unfern Freunden und veranlassen Sie eine Conferenz für morgen Nachmittag, wir wollen die Lage besprechen und eine Ver sammlung berufen, sobald die Luft rein und das Militär ins Manöver abgezogen ist!" In leuchtendes Roth gekleidet, das dem mattblcichen Antlitz einen warmen Ton verlieh, harrte Pia im Salon, mit einer Perlenstickerei lässig beschäftigt, der Ankunft des Leutnants Hiller mit einer gewissen Sehnsucht. Das diS- crete Klopfen an der Scitenthnr überraschte das Fräulein, denn der Erwartete kann nach vorheriger Anmeldung doch nur durch die Mittelthürc kommen. Pia schritt zu jener Scitenthür, öffnete selbe, und zuckte enttäuscht, ja unangenehm berührt zusammen, als sie den vr. Chiste erblickte. Fast unfreundlich klang es von den Lippen: „Sie hier? von xiorno!" Der Advocat überschüttete -aS Fräulein mit einem Wortschwall zur Begrüßung und beglückwünschte sich zu der erfreulichen Thatsache, das gnädige Fräulein in strahlender Schönheit wohlauf zu sehen. Die Kühle des Empfanges ignorirte der schlaue Doctor ebenso wie die offensichtliche Enttäuschung -er jungen Dame darüber, daß ein Anderer statt eines erwarteten Herrn zu Besuch gekommen ist. Die Verstimmung niederkämpfend, lud Pta den Advo cate« ein, Platz zu nehmen, und begann sodann mit allem Eifer, an der Stickerei Fäden zu ziehen. Ein Blinder müßte sehen, daß die Dame über diesen Besuch nichts weniger al- erbaut ist, und vr. Chiste sah das sehr gut. Aber so schnell, wie gewünscht, will er das Feld nicht freigeben, zum Mindesten so lange warten btS der Leutnant kommt. Da Pta schwieg, mußte vr. Chiste wohl das Gespräch be ginnen, und ein malttivses Lächeln zurückbrängenb, Hub er an: „Ich war bet Ihrem Herrn Papa, gnädiges Fräulein, in hochwichtigen Angclenhcitcn, die unser armes Vaterland betreffen." „Ich habe nicht- gelesen, was soll vorgefallen fein?" I antwortete kühl, fast frostig, das Fräulein und horchte, ob nicht ein Säbelklirren zu hören sei. „Betrübende Nachrichten, gnädiges Fräulein, das ge knechtete Vaterland ist in Gefahr!" „Hat man Oesterreich den Krieg erklärt?" vr. Chiste fuhr zusammen und ächzte vor Uebcrraschung. „Fehlt Ihnen etwas, Her'r Doctor?" vo', eurisslwo Kignoriorr! Ein Anfall von Hcrz- krampf —" „Sie leiden an Herzkrämpfen? Digitalis oder Aloe dürfte zu empfehlen sein!" Der Advocat schielte nach Pia und suchte sich zu verge wissern, ob das Fräulein etwa gar Spott mit einem er probten Patrioten treiben wolle. Doch Pia's Antlitz blieb völlig ruhig, die ganze Haltung kündete Gelassenheit, eine Ruhe, wie sic vr. Chiste noch bei keiner welschen Dame wahrgenommen hat. Dennoch glaubt der Advocat, -aß das Fräulein es wagt, ihn zu foppen. „Ich habe mir anzndcuten gewagt, daß unser Vaterland in schwere Bedrängniß gcrathen ist." „Es wird viel gejammert bei unS! Es giebt sogar Be- rnfsjammcrcr! Ob dem Lande damit und dadurch gedient und genützt wird, ist eine andere Frage, die ich indeß nicht zu beantworten habe." „Berufsjammerer? Wie meinen das gnädiges Fräu lein ?" „Nun, Leute, die aus Beruf jammern über daS Unglück des Vaterlandes und dafür auf die eine oder andere Art bezahlt oder sonstwie entlohnt werden. Berufsparla- mcntarier genießen meines Wissens auch kein besonderes Ansehen." vr. Chiste fühlte, wie ihm das Blut in die Wangen stieg, er rang nach Athem. Er ein Berufsjammerer, unerhört! Einen solche Worte gebrauchenden Mann würde er fordern. Was aber kann dieser boshaften Dame geantwortet wer den? Die von den Parteigenossen vtelbewunderte Bercdt- samkeit läßt ibn schmählich im Stich. „Ich ein Berufs jammerer?" brachte der Agitator endlich heraus. „DaS habe ich nicht behauptet, ich habe nur im Sllge- meinen gesprochen." „Ach so! Ich dachte schon, Gnädigste wollten mich zu dieser Svecies von Menschen werfen! Mir ist eS hehre Pflicht, meine Kraft der heiligen Sache zu weihen und der Lohn -" „Soll womöglich die Hand einer „Patriotin" sein!" warf sie dazwischen und erhob sich. (Fortsetzung folgt.)
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