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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.01.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190301118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19030111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19030111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-01
- Tag1903-01-11
- Monat1903-01
- Jahr1903
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.01.1903
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Ämtsölatt des Königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leidig, -es Nates nnd -es Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis d'c «>,;eipalttnr Prtitzctle 25 L». Reklamen unter dem Rrdaktionsstrnd (4g»spaUeu) 75 Lp vor den Familie»»nd» richten (S gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren Mr Nachweisungen und Ofsertruanuahm« L5 (exel. Porto» Extra »Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen »Ausgabe, ohne PoNbetösderung SO.—, mit PvstbefSrderuiig 76.—. Annahmeschlnß für Anzeigen: Abead-AuSgabe: Bormittag- 10 Uhr Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 U.,r. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Nr. 18. Sonntag den 11. Januar 1903. 97. Jahrgang. Ausgabestellen der leipziger Tageblattes von welchen dasselbe zu dem AbonncmentSpreise von »L I — monatlich 1.25 bei freier Zustellung) bezogen werben kann: I.» Zentrum. ^7 Vrkhl 53, C. F Schuber«'« Nachf., Kolonialwarenhdlg. Kathartnenstr 14, L. Lösche, Cigarrenbdlg. 2935 Rttterstr. 4, Linckesche Leihbibliothek und Buchhdlg. Im Norden. Gerberstr. 8, H. 8. Kröger, Butterbdlg. 8624 Gnetsenaustr. 12, B. Uhlich, i. Fa. Ida Hartmann, Papierbdlg. Löhrftr 15, E. Hetzer, Kolonialwarenhdlg. 979 Aortstr. 32 (Ecke Berliner Straße), F. W. Kietz, Kolonialwarenhdlg. Im Osten. JahanniSgaffe 8, Hauptexpedition 222 Nanftsche Gasse 6, F. Fischer, Kolonialwarenhdlg. Schützenstr. »5, I Sckiimicken, Kolonialwarenhdlg. 1l78 Tauchaer Str. 13, E. N. Reichel, Drogenhdlg. 834 l Im Süden. Arndtstr. 35, I. F, Canitz, Kolonialwarenhdlg. 3033 Bayerschc Str. 45, H. Neumeister, Cigarrenhdlg. 3984 stönigSplatz 7, 8. Lösche, Cigarrenhdlg. 7505 Nürnberger Str. 45, M.E. Albrecht, Kolonialwarenhdlg. Aettzer Str. 35, B. Küster, Cigarreiihblg. Im Weste». Bccthovenftr. 21, Tb. Peter, Kolonialwarenhdlg. 3901 Frankfurter Str. 22 (Ecke Waldstr.), L. SieverS, Kolonialwarenhdlg NanstäVtc» Strtuweg 1, O.Engelmann, Kolonialwhvlg. 2l5l Waldstr. 39, G. Veiterlein, Kolonialwarenhdlg. Wcstplatz 32, M. Leißner, Cigarrenhdlg. 2402 In den Vor- und Nachbarorten. Anger-Crottendorf, B. Friedel, Cigarrenhdlg., Zwei naundorfer Str. 6, O. Oehler, Bernhardftr. 29 Connewitz, Frau Fischer, Hermannstr. 23 -- Fritz Koch, Pegauer Straße 17. Eutritzsch, Robert Altner, Buchhdlg., Delitzscher Str. 25 820 Gautzsch, Ioh. Wolf, Ecke Ning- und Oetzscher Str. 3.526 Gohlis, Robert Altner, Buchhdlg.- Lindeulh. Str. 6 820 - Paul Schmid», Brüderstraße 8 Kleinzschocher, G. Giützliiann, Zschochersche Str. 7a in L.»Plagwltz 2586 Leutzsch, Albert Liudner, Wettiner Str. 51 in L.»Lindenau Lindcnau, Alb. Lindner, Wettiner Str. 51 in L.-Lindenau Möckern, Paul Schmidt, Brüderstr. 8 in L.-Gvhliü Neustadt, Paul Kuck, Annonc.-Exped., Eisenbahnstr. 1 Neuschönrfcld, Paul Kuck, Annoncen-Exp., Eisenbahnstr. 1 Letzsch, Carl Scheffel, Ecke Ost- und Mittelstr. 6475 Plagwitz, G. Grützmann, Zschochersche Str. 7a 2586 Reudnitz, W. Fugmann, Marschallstr. 1 15lÜ s O. Schmidt, Koblgartenstr 67 1739 > Bernd. Weber, GabelSbcrgerstr. 11 Tchleutzig, G- Grützmann, Könneritzstr. 56 2586 Sellerhausen, O. Oehler, Anger-Crottendorf, Bern- hardstraße 29, Part. Stünz, O. Oehler, Anger-Crottend., Bernhardstr. 29, p. Thonberg, R. Häntsch, Reitzenhainer Str. 58 Volkmarsdorf, Paul Kuck, Ann.-Exped., Eisenbahnstr. 1 - Georg Niemann,Konradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.) Wahren, Paul Schmidt, Brüderstr. 8 in L.-Gohliö. Aus der Woche. Auch für die Vereinigten Staaten von Amerika wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Die Bereitwillig keit der Union, sich von China die Entschädigung >m aus drücklichen Gegensätze zu den Verträgen nicht auf der Gold« basiS zahlen zu lassen, hat die Einmütigkeit der übrigen Mächte nicht gestört. Da der Protest der europäischen Groß mächte gegen den beabsichtigten Vertragsbruch in der eindrucks vollsten Form identischer Noten erhoben wurde, wird China nach einigem Zögern ohne Zweifel klein beigeben. In kleinerem Maßstabe bewährt sich die europäische Solidarität nach wie vor in der venezolanischen Angelegenheit. Dort steht den verbündeten Mächten zwar nicht das amtliche Nord amerika, wohl aber ein großer Teil der imperialistischen öffent lichen Meinung der Union gegenüber. Deswegen aber haben sich die verbündeten Mächte nicht abhalten lassen, der Blockade eine immer wirksamere Gestalt zu geben, und sie sind auch einmütig geblieben in Bezug auf die Vorbehalte, die sie an die grundsätzliche Annahme des Haager Schiedsgericht» knüpften. Die neuesten Nachrichten lassen keinen Zweifel darüber, daß der wider spenstige Castro sich fügt —, auch die „moralische" Unter stützung seines Uebermute« durch die deutsche Sozialdemokratie gereichte ihm so wenig zum Vorteil wie der Lärm der Iankee- presse. Derartige Erfahrungen sollten den Vereinigten Staaten al» eine Warnung dienen, auch auf dem Gebiete der Handelspolitik den Bogen nicht zu überspannen. Ganz sind die Differenzpunkte auf diesem Gebiete zwischen der Union und unS ja immer noch nicht beglichen. Um so peinlicher berührt cS daher, daß eine neue Streit frage von nicht zu unterschätzender Bedeutung auf taucht. ES handelt sich dabei um die Begünstigung, Welche die Vereinigten Staaten dem kubanischen Zucket durch da» Abkommen gewähren wollen, Cuba einen Vorzugs zollsatz von 20 Proz. unter dem mit irgend einer anderen Macht vereinbarten Zoll zu sichern. Die nächste Woche wird vermutlich darüber entscheiden, ob jenes für die deutsche Zuckerindustrie überaus folgenreiche Abkommen Aussicht auf demnächstige Verwirklichung bat. Sollte eö in der gedarbten Richtung zu einer neuen Verletzung der deutsch-amerikanischen handelspolitischen Abmachungen kommen, so müssen von unsrer Seite mit allem Nachdruck ernste Saiten aufgezogen werden. Die vertragswidrige Willkür der Union in HandclSangelegen» heilen ist als solche s. Zt. sogar von unseren Sozialdemo kraten scharf gemißbilligt worden. Kein Ereignis im gewöhnlichen Sinne des Wortes, aber dock ein Ereignis ist es, wenn Professor vr. Han- Del brück als Politiker einmal dem gesunden Menschenverstände zu seinem Recht; verhilft. Er tut dies durch sein Urteil über die parlamentarische Obstruktion im allgemeinen und über die Sozialdemokratie der Gegenwart im besonderen. Schwer konnte eS für Herrn Delbrück freilich nicht sein, in diesem Falle den richtigen Weg einzuschlagen. Denn einer seits redeten die Verhältnisse an und für sich eine allzu laute Sprache, anderseits batten Delbrücks akademische Mitbürger, die Herren Mommsen und von Liszt, sich so handgreiflicher politischer Verkehrtheiten schuldig gemacht, daß gerade für einen Delbrück der Reiz, etwas anderes zu sagen, als jene Herren, unwidersteblich wirken mußte. Natürlich gießt daS sozialdemokratische Zentralorgan über den sonstigen Gönner der Sozialdemokratie, wie Del brück eS in mehrfacher Beziehung ist, die volle Schale seines Grimmes aus. Politisch nützlich ist eö, wenn der „Vorwärts" bei dieser Gelegenheit wieder einmal den Mauserungöprophetcn ein Licht aussteckt. Den Glauben an eine Mauserung der Sozialdemokratie zur harmlosen Resormpartei nennt nämlich der „Vorwärts" einen „Traum", den die Politiker vom Schlege Delbrück jetzt aüSgeträumt hätten. Davon möge"man namentlich für die kommend« NeickStagswahl Notiz nehmen. Gewissermaßen zum Ausgleich dafür, daß er im Punkte der „Mauserung" einem politischen Humbug entgegengetrelen ist, wartet der „Vorwärts" mit der Aufwärmung eines andern HumbugS auf. Herhalten müssen dabei die Ver öffentlichungen aus dem ReichSetat. In ihm sind be kanntermaßen die Aufwendungen für Kultur-Aufgaben im engeren Sinne geringfügig gegenüber den Ausgaben sür Heer und Flotte. Deswegen soll der NeichSetat die „ganze tolle Barbarei unserer Entwickelung" entblößen. Als ob die Pflege der Kulturanfgaben nicht grundsätzlich Sache der Einzelstaaten wäre! Wir haben zur Zeit der Beratung deS Flottengesetzes zahlenmäßig nachgewiesen, welche ungeheuren Aufwendungen die Einzelstaaten für Kulturaufgaben machen, und beschränken uns daher heute auf diese allgemeine Bemerkung. Als der Weber Zettel zusammen mit Squenz und seinen übrigen ehrbaren Genoffen die ergreifende Komödie von Pyramus und Thisbe zur Aufführung bringen wollte, hatte er bekanntlich einen Einfall, der alles Anstößige deS Stückes gutmachte: „Schreibt mir einen Prolog und laßt den Prolog verblümt zu verstehen geben, daß wir mit unseren Schwertern keinen Schaden tun wollen, und daß Pyramuö. nicht wirklich tot gemacht wird; und zu noch besserer Sicherheit sagt ihnen, daß ich Pyramus nicht PyramuS bin, sondern Zettel, der Weber. DaS wird ihnen schon die Furcht benehmen." — Und von dem Löwen deS Stückes mußte ein anderer ProloguS sagen, daß daS Vieh kein wirklicher Löwe sei. Diese Weisheit Zettels deS Webers haben nach dem unverdächtigen Zeugnis der „Kreuzztg." Konservative und Bund der Landwirte bei ihrer gegenwärtigen Auseinandersetzung zu Ehren gebracht. DaS konservative Hauptorgan spricht in der Ueberschrift seinc- LeitartikelS vom 7. Januar von dem „Konflikt" zwischen beiden Teilen nur noch in Gänsefüßch«n und weist, kaum minder umständlich als Zettel, der Weber, sowohl für die beteiligten Personen wie für die beteilizteo Verbände nach, daß keiner von beiden Teilen cs ernst gemeint habe. Die „Korrespon- denz deS Bundes der Landwirte" aber revanchiert sich dafür durch die Verkündigung, daß selbst Herr vr. Hahn nicht einmal in Braunschweig habe ein „Löwe" sein wollen. Jetzt sind wir wohl dem Augenblick nicht fern, da jeder der feindlichen Brüder dem andern da« zuruft, was Titania Zettel, dem Weber, sagt: „Du bist so weise, wie du reizend bist." Die „Krisis in Sachsen". * Dresden, 10. Januar. (Telegramm.) Das „Dresdner Journal" meldet heute an halbamtlicher Stelle: „Da seitens der Regierung alles geschehen ist, um die durch das Berhalten der Frau Kronprinzessin ent standene Lage mit tunlichster Beschleunigung einer kompe tenten, mit den Garantien des gerichtlichen Verfahrens umgebenen Entscheidung, unter voller Anwendung deS bürgerlichen Eherechtes, entgegrnzuflihren, so durste an genommen werden, daß auf diese Weise zugleich den be gründeten Ansprüchen auf zuverlässige und be gründete Klarstellung der rechte Weg eröffnet worden sei und die öffentliche Beurteilung sich bis zum Austrage des gerichtlichen Verfahrens zurllckhalten werde. Auch gegenüber den neuerdings aufgetauchten Versuchen, der Handlungsweise der Frau Kronprinzessin irachträg- lich eine politische und konfessionelle Sette ab- zugcmtnncn, durfte zunächst von dem gesunden Sinne der Bevölkerung erwartet werden, daß diese durch ihre innere Haltlosigkeit sich kennzeichnenden Ausstreuungen ohne weiteres angewiesen werden ichürden. Diese Erwartungen haben sich insofern nicht erfüllt, als in den letzten Tagen Gerüchte jener Art, gestützt auf angeblich von der Frau Kronprinzessin gegenüber ausländischen Berichterstattern gemachte subjektive Meinungsäußerungen, auch von ein zelnen ernsthaften und viclgelesenen sächsischen Tages blättern übernommen und danrit zu einer Verbreitung gebracht worden sind, die im Interesse der Wahrheit auf das schmerzlichste zu bedauern ist. Demgegenüber sei zunächst sestgcstellt, daß die Verhandlungen, die zur Berufung des Sprachlehrers Girvn geführt haben, nicht durch geistliche Mittelsper sonen, sondern auf diplomatischem Wege erfolgten, wobei mit aller, den Umständen nach möglichen Gründlichkeit versucht worden ist, der erteilten Weisung gerecht zu werden, die von dem zu berufenden Lehrer persönliche Vertrauenswürdigkeit, eine gute wissenschaftliche Ausbildung und insbesondere völlige Be herrschung der französischen Sprache forderte und vor schrieb, daß der zu Berufende zwar ein guter Katholik sein solle, aber kein Jesuit sein dürfe. Der förmliche Abschluß des Engagements ist dann durch den Militärgouverncur der Königlichen Prinzen er folgt. Nach den von Girvn damals gemachten Angaben ist er im Mai 1879 in Gent als Sohn eines belgischen Kapitäns im Gcnickvrps geboren. Ein Bruder seines Vaters war Mitglied des Kassativnöhofes zu Brüssel und Professor der Rechte, ein anderer Direktor des belgischen Ministeriums des Innern. Seine Ausbildung erhielt er in Lehranstalten, die nach anacstellter Ermittelung nicht unter jesuitischer Leitung stehen. Wenn übrigens der Frau Kronprinzessin seitens gewisser Be richterstatter Aeußeruilgen in den Mund gelegt worden sind, in denen sie sich über den Einfluß der Jesuiten am sächsischen Hofe beklagt hat, so genügt es, die Tatsache hervvrzuhebcn, daß nicht nur nach 8 56 der sächsischen Berfassungsurkundc Jesuiten im Lande nicht aus genommen werden dürfen, sondern auch nach landes gesetzlicher, bis in die neueste Zeit streng gehandhabter Vorschrift kein katholischer Geistlicher zu einem priesterlichen Amte im Königreich Sachsen berufen oder zu geistlichen Amts handlungen zugclasscn werden darf, der auf einem unter der Leitung des Jesuiten ordens oder einer diesem Orden ver wandten religiösen Genossenschaft stehen den Seminare seine Ausbildung erlangt hat. Was insbesondere die jetzt amtierende Hofgeisr- lichkeit anlangt, so darf derselben ausnahmslos das Zeugnis erteilt werden, daß sie sich jederzeit durchaus loyal und taktvoll benommen und aller den konfessio nellen Frieden störenden Handlungen enthalten hat. Endlich aber liegt auch nicht -er geringste tatsächliche An halt vor, der zu der Annahme führen könnte, als sei vom AuSlande her jemals eine jesuitische oder verwandte Einwirkung auf die Erziehung der Königlichen Prinzen, beziehentlich eine Einschränkung der mütterlichen Bestim mungsrechte in dieser Hinsicht versucht worden. Der gesamte Elementarunterricht derKönig- lichen Prinzen, mit Ausnahme des fremdsprachlichen und desNeligivnsunterrichts, ist übrigens bisher, wie be gannt, durch einen evangelisch-lutherischen sächsischen V o l k s s ch u l l e h r e r erteilt worden. Gegenüber verschiedenen, im Zusammenhang hiermit aus gestellten Behauptungen mag auch erneut darauf hin gewiesen werden, daß sämtliche, den Hofstaat und die Adju- tantur des Königs und den Hofstaat mid die Adjutantur der Königlichen Prinzen bildenden Herren, mit alleiniger Ausnahme des Generaldirektors der musikalischen Kapelle und des Königl. Hofthcaters, sowie des schon erwähnten Militärgouvcrncurs der Prinzen-Söhne, dem evangc- l i s ch-l uthcrischen Bekenntnisse angchören. Auch die beiden Oberhofmeisterinnen, die der Frau Kronprinzessin während thrcsHterseinS nacheinanderzugetciltwaren, sind evangelisch-lutherisch. Lediglich bet der Wahl der zweiten dem Dienste der Frau Kronprinzessin zugewiesencn Dame ist jedesmal auf das katholische Bekenntnis Bedacht ge nommen worden. Mit diesen Feststellungen dürfte den Behauptungen von den Einflüßen einer „katholischen Hof. Partei", „klertkalinerender oder ultramontaner Mächte am Königlichen Hofe" nnd ähnlichen Haltlosigkeiten der Boden entzogen sein. Jedenfalls erfordert es die Wahr- heit, aufs nachdrücklichste zu betonen, daß seit dem Regierungsantritte Sr. Majestät des Königs Georg auch nicht eine etu» zige RegterungShandlung ober eine andere Tatsache vorliegt, die geeignet märe, auch nur den Schein für die An nahme zu rechtfertigen, daß König Georg weniger als sein Vorgänger aus dem Throne d c r B e rpf l i ch tu n g e n sich bewußt sei, die ihm aus seiner Stellung in einem nahezu rein evangelisch-luthe rischen Lande erwachsen. König Georg hat bei seiner Thronbesteigung erklärt, daß er die Negierung im Sinne und Geiste seines Bruders führen wolle, und hat den Vertretern der evangelisch lutherischen Landeskirche bei ihrer ersten Begrüßung die Versicherung gegeben, die evangelische Kirche solle eS unter seinem Regiment nicht schlechter haben, alS unter seinem Bruder. Wer die Gesinnung des erhabenen Mo- narchen, wer vor allem seine unverbrüchliche Gewissenhaf tigkeit und Pflichttreue kennt, wird in diesem König ichen Versprechen die sicherste Gewähr für die unveränderte Fortdauer des seitherigen harmonischen Verhältnisses zwischen Thron und Untertanen in unserem Sachsenlande auch auf dem religiösen Gebiete erblicken. Wenn endlich die wieder und wieder zurückgewicsene Ueberlieferung von einer die Konfession des Königlichen Hauses betreffenden geheimen Festsetzung auch bei dieser Angelegenheit verwertet worden ist, so wird die Versicherung gerulgen, daß -en verantwortlichen Stellen von der Existenz einer solchen Klausel nichts be kannt ist. An die besonnenen Kreise unseres Volkes ergeht die Mahnung, in den schweren lüber unser Königs haus und Land gekommenen Tagen den eben zurück gewiesenen Verdächtigungen und allen weiteren un begründeten Ausstreuungen mit aller Entschie- den heit entgegcnzutreten." Deutsches Reich. --- Berlin, 10. Januar. (Die Wahl in Schleswig und die Nationalliberalen.) Die Sozialdemokraten, die lieber bei ReichStagSwablen im Wahlkreise Schleswig» Eckernförde noch nie einen Erfolg erzielt haben, hoffen be stimmt, bei der demnächst bevorstehenden Ersatzwahl nicht nur in die Stichwahl, sondern sogar zum Siege zu ge- langen. Zu dem recht voreiligen Triumphgeschrei der „SckleSwig-Holsteinschen Volkszeitung" bemerkt die „Frei sinnige Zeitung": „Offenbar sind die Sozialdemokraten sehr ermuntert worden dadurch, daß die Nationalliberalen diesmal eine besondere Kandidatur aufgestellt baden". Auf den unbefangenen und mit den Verhältnissen nicht ver trauten Leser muß diese Bemerkung den Eindruck machen, als ob die Nationalliberalen mit der Ausstellung eine- eigenen Kandidaten etwa» ganz Absonderliches getan und die Ein- tracht zwischen den bürgerlichen Parteien im Wahlkreise ge fährdet hätten. Diese Unterstellung aber stebt in voll- ständigem Widerspruche zu der Geschichte dieses Wahlkreises. Die Mittelparteiea baden seit dem Bestehen deS Reichstags in SchleSwig-Eckernsörde stets einen eigenen Kandidaten aus gestellt — ausgenommen ist einzig und allein die Wahl von t88l —; dieser Kandidat gehörte 1871, 1874, 1877 und 1884 der nationalliberalen Partei, 1878, 1887 und bei den nächstfolgenden Wahlen der Reichspartei an. Ob diesmal ein reichsparteilicher oder em nationalliberaler Kandidat aus gestellt worden ist, das war einzig und allein Sache der beiden Mittelparteien und gebt die freisinnige Volkspartei insoweit gar nichiS an. Jedenfalls wird hinsichtlich der Chancen der Sozialdemokratie damit nichts geändert; denn ebenso wie seit 1884 jedesmal, so stellen auch diesmal die Mittelparteien und Vie LinkSliberalea der Sozialdemokratie je einen Kan didaten gegenüber; beide Parteien machen also, wenn man so sagen darf, von ihrem historischen Rechte in diesem Wahlkreise Gebrauch. Nun ist die-mal aller dings die Sachlage dadurch zu Gunsten der Sozialdemokratie verändert, daß auch noch der antisemitische Graf Reventlow und der etwa auf dem Standpunkte der Natioaalsozialen befindliche Professor L e h m a n n-Hohenberg sich um den Wahlkreis bewerben. An dieser Zersplitterung aber sind doch die Nationalliberalen wohl ebensowenig schuld, wie die Anhänger der freisinnige» Volkspartei. Weder Graf Reventlow noch der frühere Professor Lebmann haben mit der nationalliberalen Partei irgend etwas zu tun oder zu tun gehabt; der erstere hat früher unseres Wissens sich zur Sozialdemokratie bekannt und später iu Gemeinsam keit mit feinem jetzigen Gegner Lehmann-Hohenberg einen sogenannten „Deutschen VolkSbunv" begründet; Professor Lehmann aber steht mit seinen Anschauungen jedenfalls den Freisinnigen näher, als den Nationalliberaleu. Es ist deshalb auch viel wahrscheinlicher, daß er eine größere Anzahl frei sinniger Stimmen einsängt, als daß er von bisherigen Anhängern der nationalliberaleu Partei Stimmen erhält. Dadurch läuft die freisinnige Partei allerdings Gefahr, bei der Stichwahl auSzusallen. Es ist aber doch mehr als naiv, von den Nationalliberalen zu verlangen, baß sie, um den zu erwartenden Stimmenausfall der Freisinnige» wett zu machen, zurückireten und ihre Stimmen von vornherein den freisinnigen Bewerbern zuwcnden sollen. Sollte eS wider Erwarten zur Stichwahl zwischen dem freisinnigen Kandi daten und dem Sozialdemokraten kommen, so können die Frei sinnigen sich darauf verlassen, daß die in der Hauptwahl abge gebenen nationalliberalen Stimmen ausnahmslos dem frei sinnigen Kandidaten Zufällen. Sollte aber, waS unS wahr scheinlicher dünkt, der nationalliberale Kandidat mit dem Sozialdemokraten in die Stichwahl kommen, so werden hoffentlich die freisinnigen Wähler ebenso ihrer Pflicht als bürgerliche Partei Nachkommen. Sind sich beide Parteien über diese doch wohl selbstoerstäudliche Taktik einig, so ist eine Klag« über die Ausstellung eigener Kandidaten seitens jeder dieser beiden Parteien überflüssig.
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