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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.01.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030115014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903011501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903011501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-01
- Tag1903-01-15
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Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile LL Nakkama» «Her dem N,daktiou»-rich (»gespalten) 7» dar -en Familiannach» rechte» («gafpalt«) KO Tabellarischer «d Hissernsatz «ntsprechead höher. — Gebllbre» nir Nachwetsungen and Offertraaonayme SS (excl. Porto). Ertra-Beilage« (gefalzt^ »»r mit der Morgen-Ausaab«, oh», Postbesörderung SO.—, mit PoftbajSrdaruag 7V.—. ^««ahMschlnß str Anzeige«: >b«»d-«»»-ab», vormittag» 10 llhr. Morgen-Su-gabe: Nachmittag» 4 U-Q Anzeige» stad stet» an dl« Expedition -u richte». Die ExpedMoa ist wochentags nnauterbrvchea geöffnet von früh 8 bi» abend» 7 Uhr. Druck und Berlag von L Pol» in Leipzig. Nr. 25. Die franMsche Deputiertenkammer. Die Weihnachtsfeiertage sind zu Ende; die Herren Ab geordneten sind ins Palais Bourbon zurückgekehrt. Tie haben während des Waffenstillstandes Zeit gehabt, daheim ihren Getreuen Rechenschaft abzulegen über ihre ersprieß liche Tätigkeit für des Landes Wohl und den Ruhm der Nation; sie haben auch Rücksprache genommen mit einfluß reichen Wählern, und also wohlversehen mit guten Rat schlägen und den besten Borsätzen für das neue Jahr sind sie aus ihrem Provinzialidyll ins Leinebabel geeilt. Die Regierung durfte diesmal mit einiger Ruhe der Ankunft der streitbaren Herren entgegensehen. Es geht zweifellos ein radikaler Wind durch bas Land und der Tieg der Re publikaner über die Nationalisten in BSthune, dem heiß umstrittenen Wahlbezirk im Pas de Calais, ist sehr interessant. Herr Combcs scheint willens, die günstige Strömung nach Kräften auszunützen und keine Schwäche gegen die Rechte zu zeigen. Die hochoffizivse Ableugnung jedes Begnadi- gungsgedankenS für DSroulöde, Guerin, Buffet und die andern Helden des Staatsgerichtshofsdramas vom Winter 1900 ist eine Fanfare, die den verbündeten Chauvinisten, Klerikalen und Monarchisten unangenehm in den Ohren klingen wird. Der demokratische Zug hat sich schon bet den Wahlen fürdaSBureau LerKammer sehr bemerkbar ge macht. Präsident ist wieder Herr Bourgeois gewor den, der großen Einfluß auf der Linken besitzt, wenn er sich auch in der letzten Session als Leiter der Berhand- lungen nicht sonderlich rühmlich hervorgetan hat. Die Gegner haben dem „schönen Paul", Herrn DeSchanel, einige Stimmen zukommen lasten. Herr DeSchanel ist Mitglied der Akademie, ist stets wohlfrisiert, trägt den ele gantesten Ueberrock in ganz Paris. Die Damen der Pa riser oberen Zehntausend schwSrmen für ihn. Auch auf die Politik wollte er das System deS Packtierens mit allen Parteienverpflanzen und damit Erfolge erzielen. Er hat sich damit aber gründlich zwischen zwei Stühle gesetzt. Keiner traut ihm so ganz, und so ist der ein wenig süßliche, aber sonst zweifellos gewandte kleine Herr auch diesmal unge- wählt geblieben. Sehr interessant ist die Wahl für den Posten deS Vizepräsidenten. Maurice Faure, der bisher diese Würde bekleidete, ist Senator geworden, und die entschiedene Linke wollte ihm in Herrn Jaurös einen Nachfolger geben. Das ist ihr nicht geglückt. Dieser Beherrscher der Sozialdemokratie hatte die Unvorsichtigkeit be gangen, den Dreibund für eine ganz vernünftige Ein richtung und das Revanchegeschrei für «ine ziemlich lang weilige und abgeschmackte Sache zu erklären. Und wenn auch im Innern vielleicht die Mehrzahl der Franzosen diese ketzerische Ansicht teilt: sagen darf man so etwas noch immer nicht im Lande der Gallier. Unter diesen Umständen war Herr Jaurös als Vizepräsident unmög lich. Wie gemeldet, wird diesen Platz Etienne ein nehmen, und Jaurös muß sich mit dem Posten des vierten Vizepräsidenten begnügen, der ihm auch erst in der Stichwahl zugefallen ist. Nach Konstituierung der Kammer wird man sich wohl etwas über den Fall Humbert unterhalten. Wo rüber sollte man auch sonst augenblicklich in Paris sprechen? Die Gaunereien der großen Thöröse haben entschieden einen Zug ins Heroische und an den großen Spitzbuben hat das Volk stets ein wohlwollendes Inter esse genommen. Bon rechts und links bemüht man sich, aus dem Fall auch wirklich politisches Kapital zu schlagen. Die Nationalisten wollen die Humbert-Daurignac dem durch und durch verkommenen „Freimaurerkabtnett" anhängen. Die Sozialdemokraten machen aus der interessanten Fa- mitte Monarchisten, dazwischen spukt der Gedanke, die Humberts müßten auch irgendwo mit der DreyfuSaffäre im Zusammenhang gebracht werden können. Das wäre noch eine Sensation, wie man sie auf den Boulevards liebt. Leider ist dieser Nachweis bisher nicht geglückt. Aber nachdem cs kurz vor Schluß der letzten Ta- gung wegen der Humberts schon zur regelrechten Rauferei in -er Kammer gekommen ist, wirb auch die neue Erörte rung manches Amüsante bringen: und das ist für die Franzosen die Hauptsache. Sehr ernst wirb man'S nicht nehmen. Der Herr Justizminister wird sich „zur Der- fügung -er Kammer" halten; aber in dieser heiklen Lache, die man noch keineswegs in ihrer ganzen Bedeutung über sehen kann, gibt eS so viele dunkle Punkte, -atz fast alle ein Interesse daran haben, nicht zu tief in diesen Sumpf zu leuchten. Und bann der Eta t. AVer da- ist Loch so langweilig. Jahr für Jahr fast dasselbe Schauspiel. Man wird fast nie zur rechten Zeit mit den Besprechungen über da- Bud get fertig. Auch diesmal mutzten zwei provisorische Zwölftel bewilligt werden, damit die teure Staatsmaschine wenig- stenS einstweilen weiter arbeiten kann. Da- Finanz- gesetz wird lebhafte Kämpfe -wischen den Interessenten rutfessel«. In-besonder» sind di« Meinungen über die Donnerstag den 15. Januar 1903. 97. Jahrgang. Alkoholfrage, die Frage der Hausbrennercien und das neue TabakSstenergesetz sehr geteilt. Und dann die W a h l- prüfungen, die säst immer Anlaß zu den belusti gendsten Balgereien abaeben. Besonders hitzig wird der Meinungsaustausch bei der Erörterung der Wahl des Nationalisten Syveton im 12. Pariser Arrondissement sich gestalten. Schließlich werden alle diese Dinge doch nur ornamen tales Rankenwerk bilden für das Hauptthema, das Herr Combes als Leitmotiv seiner parlamentarischen Sinfonie zu Grunde legen wird: den Kampf gegen den Ultramontanismus. Es ist eine alte Erfahrung; aber sie erregt immer aufs neue das Interesse des Politikers, daß in katholischen Ländern der Kampf gegen die Herrschucht und die Uebergriffe des Klerus mit weit aus größerer Kraft und mit besserem Erfolge geführt werden kann, als in gemischt-konfessionellen Staaten. Zwar bildet auch heute noch die Kirche in Frankreich eine weit gewaltigere Macht, als man bei uns annimmt, und es ist noch keineswegs endgültig entschieden, daß der Sieg des Herrn Combes ein dauernder sein werde. Die Kurie hat wie keine andere politische Macht die Kunst des Wartens gelernt. Ministerien kommen und gehen, aber der „Fels Petri" bleibt. Hat doch nach den freigeistigen Orgien der revolutionären Aera auch der große Korse seinen Frieden mit dem Papste gemacht, und noch nie war in eines anderen Menschen Hand die gleiche Möglich keit gegeben, die unheilvolle politische Herrschaft des Batikans zu brechen, wie in die Napoleons. Tatsache ist aber, daß, während im protestantischen,deutschen Kaiser reiche das ultramontane Zentrum Trumpf ist, die Staats männer im katholischen Frankreich und Italien mit einer erfrischenden Ungeniertheit mit den Monseigneurs und den gottseligen Ordensmännern umspringen. Nach dem Worte Drumonts ist zwar Frankreich ebensogut ein Land von SS Millionen Katholiken, wie von 3S Millionen Franzosen. Diese Glaubenseinheit, die auf dem blutigen Boden der Bartholomäusnacht und der Dragonadcn ge gründet ist, ist heute mehr eine Einheit des Unglaubens. Es unterliegt keinem Zweifel, daß Combes auch bei seinen weiteren Maßnahmen gegen die Orden die Unterstützung der Kammer finden wird, besonders wenn er es ver meidet, mit dem Polizeiknüppel dreinzuschlagen, und mit sanften Mitteln, die ihm zur Genüge zu Gebote stehen, dem Willen der Negierung Achtung verschafft. Langsam, aber sicher kommt das Kabinett zu seinem Ziel: eine klerikale Schule nach der anderen wird ohne großes Geräusch geschlossen, ein Orden nach dem andern löst sich unfreiwillig auf, ein Kloster nach dem andern ver schwindet. Das Ziel ist dasselbe geblieben, nur die Methode hat sich geändert, man vermeidet es, Märtyrer zu machen. Die Legende von der Verfolgung der Kirche Christi ist nicht mehr haltbar, da auf ihrem eigentliche» gottesdienstlichen Gebiet und in frommen Werken nie mand den Geistlichen Hindernisse in den Weg legt. Mit Combes ist die Mehrheit in der Kammer der Ansicht, daß die Orden und die Brüderschaften mit der Religion an sich nichts zu tun haben und einem Volke mit modernen Zielen, das arbeiten und vorwärts kommen will, nur eine drückende Last sind. Es wird Sommer werden, bis das Ministerium reinen Tisch gemacht hat. Ob dann Herr Combes nach dem berühmten Muster des Herrn Waldeck-Rousseau zurücktreten wird, da seine Aufgabe er füllt ist? — Das Kabinett ist aus einer sehr gemischten Gesellschaft zusammengesetzt und Aenderungcn in seinem Personalbestände werden sich jedenfalls nicht vermeiden lassen. I'. ^V. Deutsches Reich. * Leipzig, 14. Januar. Das deutsche Volksein kommen im Jahre 1900 berechnet R. E. May im Januarbest deS Schmollerschen Jahrbuches 1903 und vergleicht eS mit dem Volkseinkommen deS Jahre» 1895, da« er schon im Januarheft 1899 i» seiner Arbeit „Da» Verhältnis de» Verbrauches der Massen zu demjenigen der „kleinen Leute", der Wohlhabenden und Reichen" berechnet hatte. May kommt zu folgenden Resultaten. DaS deutlche Volkseinkommen ist von 25,4 Mil liarden Mark im Jahre 1895 aus 31,2 Milliarden Mark im Jahre 1900, also um 5,8 Milliarden oder 22,8 Proz. ge stiegen — bei einer gleichzeitigen BevölkerungSzunadme nm 7.8 Pro;. Diese« Plu« verteilt sich jedoch recht uiiglrich- mätzig. Di« Einkommen unter 3000 sind von 19,5 auf 22,9 — 3,4 Milliarden Mark oder l7 Proz. ge stiegen, während die Einkommen über 3000 .4 von 5.9 auf 8,3 — 24 Milliarden Mark oder 4l Proz. gestiegen sind. Auf die oberen Einkommen entfallen rund 1,1 Milliarden mehr und auf di« unteren ebensoviel weniger al» bet gleichmäßiger Verteilung deS Gesamt- mehreinkommen«. Im Jahre 1895 machlrn die Einkommen unter 8000 76,8 Proz. de» Gesamteinkommen« au«, im Jahre 1900 nur 73,4 Prozent. May schließt au» der unverhäliniSmäßigen Steigerung der »deren Einkommen, daß -er Unternehmergewinn stärker gestiegen ist al ber Arbeitslohn. — Die Steigerung de« Lohn et» ko mm en- der bei den staatlichen Invalidität«- und Alter-verstcheruaglanstaltea versicherten berechnet May für die Jahre 1896—1900 pro Kops des Versicherten aus 9,27 Proz. Der Gesamilohn der Versicherten ist von 7,3 auf 8.8 ----- 1,5 Milliarden Mark oder 21.1 Proz., die Zahl der Versicherten von l1,47 aus 12,71------l,24 Millionen Personen oder 10.8 Pro;. gestiegen — bei einer gleichzeitigen Bevölkerungs- zunahliie von 6,24 Proz. — Der Verdienst sämt licher IV» Millionen erwerbtätiger Kinder macht nach MayS Berechnungen noch nicht den dreihundertsten Teil des Volkseinkommens aus, was den Verfasser veranlaßt, auszurusen: »Und solcher Lappalie wegen wird Gesundheit und Lebensjreude der beranwachsendenGenerationm und damit gleichzeitig deren Leistungsfähigkeit vermindert!* Damit ist nun freilich denen, die gezwungen sind, ihre Kinder arbeiten zu lassen, nicht geholfen. --- Berlin, 14. Januar. lRomn looutn!) Freude strahlend verkündet das bayerische Zentrumsorgan in Fettdruck, daß Professor S ch e l l - Würzburg, Professor « ch u i tz e r - München und Pfarrer Rudolpht- Gestratz ihren Austritt aus dem Comitv des „Zwanzigsten Jahrhundert S", des Organs der Nesormkatholiken, erklärt haben. Die Mitarbeit der ge nannten Herren war den Nesormkatholiken besonders wertvoll, und so begreift man leicht, daß das bayerische Zentrumsblntt über das Ausscheiden jener Männer aus dem literarischen Kreise der Nesormkatholiken frohlockt. Nach dem Lobe, das Papst Leo dem Bischof v. Keppler wegen seines Kampfes gegen die Nesormkatholiken soeben gespendet hat, war der Umfall gewisser Leute mit voller Bestimmtheit zu erwarten. Insbesondere kann es nicht überraschen, wenn Professor Schell sich von neuem dem päpstlichen Willen unterwirft. Hat er doch schon gegenüber der Index-Kongregation gezeigt, daß ihm zu einem Luther nicht weniger als alles fehlt. O. II. Berlin, 14. Januar, (Entsendung von Offizieren inS Ausland.) Es ist iclbsloerständ- lich, daß die Heeresverwaltung hohen Wert darauf legt, über eine möglichst große Zahl von Offizieren und Be amten verfügen zu können, die eine oder mehrere fremde Sprachen in Wort und Schrift vollständig beherrschen. Unser Kriegsministerium ist nun der Meinung, daß die erwünschte Zahl noch nicht erreicht sei. Nach den bis herigen Erfahrungen, die man an maßgebender Stelle gezammelt hat, ist man der Ansicht, daß der Aufenthalt im Auslände bei genügender sprachlicher Vorbildung das wirksamste Mittel sei, zur sicheren Beherrschung einer Fremdsprache zu gelangen. Es soll daher einer größeren Anzahl von Offizieren als bisher Gelegenheit gegeben werden, im Auslande sich die nötigen Fertigkeiten zu er werben. Mehrere Monate dürften im allgemeinen zur Vollendung dieser Sprachstudien genügen. Die Offiziere, die sich zu diesem Zwecke ins Ausland begeben, erhalten vom Kriegsministerium einen bescheidenen Zuschuß aus dem Tprachstudienfouds. Es handelt sich naturgemäß nur um die Förderung des neusprachlichen Studiums der Offiziere und Beamten. Dem Kriegsministcrium standen bisher hierfür 25 000 .et! zur Verfügung. Daß man bet dem Umfang der Armee mit dieser geringen Summe nicht mehr auskommen kann, bedarf wohl keiner weiteren Hervorhebung; im neuen Etat werden 50 000 .4! verlangt. Berlin, 14. Januar. (Die Ergebnisse der Domänenverpachtung tn Preußen für die Jahre 1902 und 1903.) Dem preußischen Abgeorö- netenhause ist die Nachweisung über die Er gebnisse der im Jahre 1902 pachtfrei ge wordenen und der im Jahre 1903 pachtfrei werdenden, aber bis auf wenige bereits gleichfalls ne »verpachteten Domänen zu gegangen. Im Jahre 1902 gelangten insgesamt 26 Do mänen zur Verpachtung, wobei der durchschnitt liche Ertrag pro Hektar von 47,65 auf 40,28 .4! sank, d. h. um 7,37 .4! geringer war. Spiegelt dieses allgemeine Ergebnis die unbefriedigende Lage der Land wirtschaft um so deutlicher wider, als von den neu ver pachteten Domänen Abtrennungen von Ackerland oder nutzbaren Gewässern usw. in erheblichem Umfange nicht stattfanden, so gilt das Gleiche von den einzelnen Verpachtungen. Denn nur bei zwei Neuverpachtungen hat sich eine Steigerung des Pachtertragcs ergeben, da von eine in der Provinz Hannover, die zweite in Hessen- Nassau. Charakteristische Schlüsse ans die landwirtschaft liche Lage können auch aus dem Umstande gezogen werden, daß bei drei Domänen der alte Pächter der alleinige Bewerber blieb, daß das öffentliche Angebot bei vier Domänen ergebnislos war, baß bei fünf Domänen der neue Pachtzins ausdrücklich als dem jetzigen Ertrag entsprechend bezeichnet ist. Im Zusammenhänge mit der letzteren Angabe finden sich Bemerkungen, wie die, daß der Borpächter einen erheblichen Teil seines Vermögen« zugesetzt habe ober daß er in völligen Vermögensverfall geraten sei, oder daß der Pachtvertrag von 1808 habe aus gelöst werden müssen, weil bet der alten Pachthöhe der Pächter von vornherein mit Verlust gearbeitet hätte. Zur Auflösung des Pachtvertrages hat in einem Falle außer der Vermögenslage des Pächters seine Wirtschafts führung genötigt. Bei den 85 Domänen, die im Jahre 1908 pachtfret werden und bereits verpachtet sind, ist der durchschnittliche Ertrag pro Hektar von 46 auf 86,50 ^t! zurückgegangeu, also um 9,5 Trotz dem btetcn die Verpachtungscrgebuisse im ganzen ein e r - freulichcres Bild als die vom Jahre 1902. Denn einmal spielt bei dem Rückgänge deS Pachtvertrages in zwei Fällen dle Abzweigung von dem ursprünglichen Areal eine recht erhebliche Rolle; sodann ist bei drei Domänen der durchschnittliche Pachtertrag gleich ge blieben, bet drei anderen hat er sich sogar gesteigert. Allzu günstige Schlüsse dürfen hieraus freilich nicht ge zogen werben. Denn eS bleibt doch immer bezeichnend, daß bei zehn Domänen die Verpachtung erst auf dem Wege nachträglicher Verhandlung zu stände gekommen ist, nachdem im BietungStermine wegen zu geringen Ge botes ein Abschluß nicht erzielt war. Bei acht Domänen war selbst ein zweimalige» Angebot erfolglos, bei zwei Domänen sogar ein dreimaliges. Ein solcher Verlauf der Pachtungsterrnine darf al- ein Symptom dafür gelten, daß die Lage der Landwirtschaft noch immer weit entfernt davon ist, eine befriedigende zu sein. G Berkin, 14. Januar. «Telegramm.) Der Kaiser nahm gestern vormittag die Meldungen des Gene ralleutnants Gras v. K l i n ck o w sl r ee ni, des General leutnants v. Schubert und des Gouverneurs von Dentsch-Ostafrika, Graf v. Güyen, entgegen, sowie die Meldung deS neu ernannten schwedisch-norwegischen Marinc-Attachös Kapitäns Kraak, und empfing hieraus die den Kronprinzen nach Rußland begleitenden Offiziere, nämlich Generaladjutant Generalleutnant v. Moltke, Kommandeur des „Kaiser Alexander-Garde- Greuadier-Regimcnts" Nr. 1, v. Schenck, den Komman- dcur des Husaren-Regimentö Kaiser Nikolaus von Ruß land", Oberstleutnant Kreiherrn v. Lyncker, den Komman deur des Kürassier-RegimentS „Kaiser Nikolaus I., von Rußland", Oberstleutnant v. Schwerin, und den Flügel adjutanten Major v. Friedeburg. — Zur gestrigen Früh stückstafel waren geladen Prinz und Prinzessin Biron von Curland, Fürst zu Salm^>orstmar, Herzog von Croy und Major v. Hugo. — Nachmittags unternahmen der Kaiser und die Kaiserin eine Ausfahrt nach Schloß Bellevue; der Kaiser sprach demnächst bei dem russi schen Botschafter vor. — Heute morgen unternahm das Kaiserpaar einen Spaziergang im Tiergarten. Der Kaiser hatte sodann eine U n t e r r e d u n g mit dem Reichskanzler Graf v. Bülow in dessen Palais, hörte im königlichen Schlosse den Vortrag des Stellvertreters des Chefs des Civilkabinctts, Geh. Obcr-Negierüngsrats von Valentin«, und empfing den Wirkl. Geh. Rat vr. Kiiiitzel, Unterstaatssekretär im Justizministerium. — Der Kronprinz ist beute morgen angekommen und hat im königlichen Schlosse Wohnung genommen. (-) Berlin, l4. Januar. (Telegramm.) Die „Nordd. Allg. Ztg.* schreibt: Im vorigen Sommer wurde be kanntlich die Eisenbahn Ltvakopmund - Windhoek er öffnet. Tie Bedeutung der Eisenbahn liegt darin, daß nunmehr der Hauptbafen deS Schutzgebietes mit dem GouvernementSbezirk in schnellere, sichere und billiger« Ver bindung gesetzt wird. DaS bisher übliche Verkehrsmittel der Ochsenwaaen zeigte sich hierzu unzulänglich und drohte im Jahre 1897 infolge ter Rinderpest ganz zu versagen.,/ Diese Gefahr gab Anstoß zum schleunigen Bau der Bahn, die als Schmalspurbahn mit Hülse einer Reibe von der Eisenbahn-Brigade zur Verfügung gestellter Offiziere und Unteroffiziere glücklich vollendet wurde. Die von den Beteiligten an den Tag gelegte Hingabe an vem Werke, Vas große Anforderungen an die Gesundheit und die Arbeitsleistungen stellte, fand nunmehr auch huldreiche höchste Anerkennung. Anläßlich der Babneröffnung wurden den an der Vollendung des für die Entwickelung veS Schutz gebietes sehr wichtigen Unternehmens besonders beteiligten Be amten und Offizieren folgende OrdenSauSzeichnnnaen verliehen: Dem Gouverneur v.Leutwein Vie Krone zum Roten Adler- Oiden 3. Klasse mir Schleife und Schwertern, dem Oberst a. D. Fleck der Kronenorven 2. Klasse, vem Major im 3. Eisenbahii-Regiment Po pHal der Kronenorven 3. Klaffe, vem Major Zierfelder die Krone zum Roten Adler orden 4. Klasse, vem LegarionSrat Golenelli, vem Bergrat Duft unv vem Hosrat Waßmannsvorf der Rote Aeler- orden 3 Klasse, ven Oberleutnant« Ritter im Infanterie- Regillirnt Nr. 3, Kell im l2. Pionier-Bataillon, Kecker im 2. Eiitnbabii-Regiinenl und Schultze im 3. Eisenbahn- Rcgiinenk, kein Kassenvorsleber Salomon, dem ZollamtS- vorsteber Köhler, dem Bezirksamtssekretär Bauer und dein Betriebsvorsland Gollhofer der Kronenorven 4.Klasse, sowie eine Anzahl Allgemeiner Ehrenzeichen. I). Berlin, 14. Januar. (Privattelegramm.) Die auf den 14. Januar im Reichsjuüizamt anberaumt gewesene Konferenz zur Reform -er Ltrafprazetzor-nuna ist, wie verlautet, aus den 10. Februar d. I. verschoben worden. — Die deutsche Reichspartei, b. h. die Freikoaser- vativen im Reichstage, hat gestern eine Fraktionssitzung ab gebalten. Es toll sich um die Auseinandersetzung mit dem Bunde der Landwirte und die Stellungnahme zur be kannten Kriegserklärung der engeren Vorstandes des BaodeS der Landwirte gegen die Freunde deS Antrags v. Kardorff im Zolltarif gehandelt haben. — Es finden gegenwärtig, wie man den „Berl. N. N." schreibt, Feststellungen darüber statt, wie viel Fälle von Kontraktbruch russisch- und galizisch-polnischer Ar beiter beiderlei Geschlecht« im Jahre 1902 zu verzeichnen waren, sowie welche Mittel und evrnt. mit welchem Erfolge seitens der Arbeitgeber zur Verhütung von Kontraktbrüchen der Arbeiter angewandt worden sind. — Der derzeitige technische AttachS in Loudon, Landbaninspeklor Hermann Muthesiu«, ist, wie die „Voss. Ztg." erfährt, zum 1. April in das preußische Handrlsmiuisteriuin berufen worden, um dort neben RegierungSbaurat Weber «in neue» Decernat für technische« Schul- und U utrrrichtSwesen zu übernehmen. MuthrsiuS Hot eine vortreffliche architektonisch« Ausbildung genossen, war ein« zritlaog bri großen Lauau-sübrungen in Tokio tätig und ist nach Ablegung der Prüfung al» Regierung-- baumelsler (1893) schon seit einer beträchilichen Reihe von Jahren der beuhchen Botschaft in London zngeteitt. — Graf Stillsried-Rattonty, der langjährige Letter der Exekutive bet der politischen Polizei in Berlin, wird am 1. April diese« Jahre« in den Ruhrstaud ireten. Er gebört« dem 6. Jäger bataillon al« Offizier an und trat, der „Täglichen Rundschau" zufolge, 1877 in den Dienst de» Berliner Polizeipräsidium«. Unter Geheimrat Krüger, dem Organisator der politischen Polizei, der tm Sommer vorigen Jahre« starb, war Gras Stillfried Kommissar und wurde nach dem Weggang« de» Herrn von Mauderode znm Borsteher der Exekutiv« ernannt. Im vorigen Jahr« konnte Graf Stillfried, der den Titel «ine» Polizeirot» führt, jein Süiährige» Amtsjubiläum feiern. * Breme», 13. Januar. Der Staat lud dea Groß herzog von Oldenburg zur Tafel auf morgen nachmittag eia. Der Großherzog hat zugesagt. * Gattza, 14. Januar. Der öswrreichisch-ungarische Gefandte Graf von Clary und Aldrtngen wurde gestern mittag vom Regenten ta seterltchrr Audiraz empfangen, um seta Abberufung»« schreiben zu überreichen.
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