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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 13.09.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190109132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19010913
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19010913
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-09
- Tag1901-09-13
- Monat1901-09
- Jahr1901
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 13.09.1901
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Beilage znm „Riesaer Tageblatt". Bo« «b »M», »« >««^«e » «» Mas» — W»r bt, H«„«„ Gch»«bt b, Mas» H SIL. Freitei, IS. Septexver IE, AbeabS. »4. Iahrgl^ Großherzogtyum Baden und di« Direktion der Reichsbahn« ix Elsaß-Lothringen dazu stell« und welche Einschränkung atz« Erweiterung de» zwischen Boyern und Württemberg provisorisch vereinbart« durch die Genannt« etwa veranlaßt wird. Jedow fall« ist durch da» lieber einkommen zwischen Bayer» und Württemberg ei, gut« Schritt vorwärt» geth«. Da» «dgiltche Ergebuiß d« Verhandlung« zwischen den vi« betheiligtm M» der Deutsche» ü» süd«merir«»ische» Htmdel" Ist ein Artikel d« New Korker Zeitschrist „I^eUss vom 10. August d. I. überschrieb«. Während wir sonst von drüb« immer hör«, daß in allernächster Zett einmal die amerikanisch« Volk»virthschast aus all« Märkten d« Wett da» altersschwache Europa so beiläufig au» de» Felde schlag« würde, wird hier behauptet, daß Deutschland selbst in den übrigen rheilen von Amerika dank sein« rührigen Schtsffahrt seinem Handel sür ein Jahrhundert ein« Borsprung vor der Union gesichert Hobe. Da» Blatt schreibt nach dem „CH. Tbl.": »Während wir Amerikaner noch darüber im Zweisel sind, ob wir jemals eine vollwerthige Handelsmarine haben werden, ist Deutschland energisch dabei, an beiden Seiten Südamerikas mit seinem Handel scheren Fuß zu sassen. Die Dampsrr dn Hamburger KoSmoSlinie brauchen in den mexikanisch« Häfen Acapulco, Manzanillo, S'n BlaS und Mazatlan keine Hafenab, gaben zu entricht« und man« an der parisischen Küste von Südamerika lukrative Geschäfte, da sie einen großen Anthrll am dortigen Seeverkehr haben, obwohl die Masse der ErztranSporte von dies« LaudrSthrilm nach England geht. Die genannte Linie hat ihr« Dienst bis nach San Francisco hin ausgedehnt, und di« knapp« Ernt« in Chile, welche große Grtreidever. schtsfungen nach diesem Lande nothwendig macht«, sind dn Linie von wesentlichem Nutz« gewes«. Drei neue Dampfer sind zu dn Flotte dieser Gesellschaft hinzugrkommen und drei andere stellt die Hamburg-Amerika> Linie, die sich hinfort an den Zahlt« der KoSmoSlinie bethriligt. Auf diese Weise arbeiten die deutschen Linien zusamm«, um ihre Zwecke zu erreichen. Die Hamburg-Amrriko-Linie hat ihr« Flott« in Südamerika um vierzehn Schiffe vergrößert, dadurch, Haß sie di« Linien von A. C. de FreitaS L To. nach Brasil!« und den La Plata-Staaten aufgekaust hat. Sie hat von der Firma Gellatly, Hankey L Co. di« Linie Antwerpen-La Plata erworben und in ihr« Dienst einbezogm, während sie sür die angekaustev Linien und zugleich für ihre Nordbrafillinie mit der Hamburg-Südamerikanischen DampsschifffahrtSgrsellschast und der Genua-La Plata-Linie, um die Konkurrenz auSzuschließm, Ver- träge abgeschloffen hat. Die KoSmoSlinie konnte im Jahre I9V0 eine Dividend« von 15°/, vrrthrtlen, während die Hamburg-Amrrika-Lini« eine solche von 10°/, zahlte. DaS sind Beweis« dafür, daß die Dampfschifffahrt hier an sich eine gute Kapitalanlage ist, und dcr Handel, dn der Flagge folgt, steht im Begriff, in deutsche Hände überzugeh«. Ehe unser Land auf dem Posten steht, wird Drulschlard mit einem Netz von Schifffahrtslinien den amerikanischen Kontinent einschließen und ein Fundament für seinen Handel schaffen, dem ein gleiche- gegenüberzustellen unS rin Jahrhundert kosten wird. Deutschland macht auch in Centralamerika phänomenale Fortschritte. Sein« Kaufleute vergrößern beständig ihre geschäft lichen Operationen, und ihre Pläne gehen dahin, den Handel noch aus eine ganz andere Stufe zu bringen, als es bis jetzt -versucht Word«. Dasselbe ist der Fall in Westindier,. Deutsche Pflüge gehen nach Porto Rico. Die Deutsch« haben volle 60 000 000 Dollar in Central amerika in Unternehmungen angelegt, und deutsche Pflanzungen erstrecken sich über ein Gebiet von 740 000 Acres. Deutsche Geschäftshaus« in Guatemala, Nicaragua und Costa Rica beherrschen fast den ganzen auswärtigen Handel der fünf Republiken mit England und Kalifornien, außer dem gcsammten Handel zwischen Deutschland und Centralamerika. Die Schifffahrt an dm Küsten von Centralamerika ist auch zum groß« Thetle in deutschen Hände» (Hamburg-Amerika Linie an ibeidm Küsten und KoSmoSlinie im Westen). So befriedigend ist d« versuch ausgefallen, dm deutschen Konsulat« volRwtrthfchaftttche bezw. kaufmännisch« Sachverständige beizuordn«, daß dir Aufwendung« für dies« Zweck von 13000 Dollar aus 35 000 Dollar vrrmehrt wordm find. Solche Sach- verständige find schon in BumoS-AyreS, Konstantinopel, New- Usrk u»d St. Petersburg angestellt, und die Bestellung eine» selch« für da» Aousulat in Rio de Janeiro wird zur Zett mit Nachdruck betrieb«. Da» »me Kabel zwischen England und Deutschland, woran die Arbeit« schou begann« wurden, wird da» 17. sein, welche» zwischen dies« beiden Lände« exlstirt. Da» Kabel läuft von Emden nach Bartou. In ein« neuen Gesetzesvorlage trifft dl« deutsche Regierung Borsorge für 125 Schulen zur deutschen Erziehung deutscher Kind« in fremden Lände«. Für «in« Schule in Konstantinopel sind 7140 Doll auSgeworf«; für die Schul« in vumoS-Ayrr» 4284 Doll.; für eine in Galatz 2665 Doll., sür eine höhere Bürgerschule in Antwerpen 2380 Doll, und für eine andere Schule daselbst 238 Doll. Eine bvhere Mädchenschule in Brüssel empfängt ebenfalls 2380 Doll. Bier Schule» in Bukarest erhalten zu. sammen 2380 Doll. Eine Schule in Pretoria wird mit 1428 Doll, und eine in JohanniSburg mit 2523 Doll, unterstützt. ES sind 29 deutsche Schulen in Brasilien, 12 in China, 12 in den britisch« Kolonien, 12 in Rumänien und 11 in Egypten Vorhand«." Tegesgeschichte. Deutsche» «eich. Die „Schlesisch« Zeitung" schreibt: Als Voraussetzung für die vom Staate beabsichtigte Hilfsaktion z»r Linderung der durch Mißwach» im nördlich« Thetle MittelschlesirnS und in Ntedrrschlefien eingrtretrnrn schwielige» Lage dn Landwlrthe hat die StaatSregirrung die Bethrtligung d« Provinz in Höhe von 20. v. H. der staatlicherseit» zu bewilligenden Summe ge fordert. Im Ganzen sind 275 000 Mark erforderlich erachtet worden, von welchem Betrage an die Kreise zinslose Darlehen zur Beschaffung von Saatgut, Futter, Streu- und Düngemitteln hergegeben werden sollen. Der Provinzial-AuSschuß hat sich mit dieser Angelegenheit besaßt und sich nur zu ein« Betheiligung mit 10 v. H. der auszuwendmden Geldmittel bereit «klärt, und zwar deshalb, weil sich die StaatSregie,nng der Provinz West preußen und Posen gegenüber ebenfalls mit einer Beitrags- Leistung von 10 v. H begnügt hat. Ueber den Abschied der deutschen Truppen von China und den KrtegSgrsälrtrn der ander« Nation« gixbt rin Bericht deS Dampfers „Batavia" der Homburg-Amerika- Linie Nachricht, dcr schon zweimal mit deutschen Trupp« auS Ostasien zurückgekehrt ist. Bei der Abfahrt dr» SchffeS von !aku am 1. August waren die O fiztere mit ihren Truppen- theilen auf Deck angetreten; mit vollem Flaggenschmuck, während die Regkmentsmusik des Felrartillerie R gimeuts spielte, den Hei- malh-wimpel im Top, lichtete die „Baiaoia" den Ank-r. Wir saluttrten bei je'em auf dec Rhede l egrnden Kiiegrschiff, die RegimentSmusik deS Feldartillerte-RegimentS spielte beim Pissircn die entsprechenden Not onalbymnen. Der Abschiedsgruß wurde von ollen Nationen mit großer Begeisterung ausgenommen. Die Russen und die Franzosen zeigten doS größte Entgegen kommen, das ru fische Admiralschiff erwiderte unfern Abschsids- gruß durch dreimaliges Entern und Aoipsilen der „Wccht am Rhein", während der Franzose dieselben Manöver aussührte und mit dem Liede „Ich bin ein Preuße" von uns Abschied nahm. Ueber die süddeutsche Eisenbahngem-inschast wird sitzt bc richtet, daß die Verhandlungen, die vorerst nur zwischen Bayern und Württemberg gepflogen worden sind, bereit» zu einem all- gemeinen Urbneinkommen zwischen den beiden Regierungen ge führt haben. Nunmehr kommt eS d.rauf an, wie sich das gierungen wird kaum vor End« Oktober zu erwart« setu, zx welcher Zett sich dann auch die Landtage mit der Sach« be schäftigen werd«. Au» Samoa find vom Gouverneur Dr. Sols g«aur Be richte über eine Bereisung der Insel Gawaii, der größt« wtter de» zum deutsch« Theile dr» Archipel» gehörig«, eingegang«. Der Gouverneur erklärt, daß die bisher angewandte Milde gegen Ungehorsam der Eingrborenen nicht mrhr ang,bracht srt, .da sie ihren Zweck verfehle. Nunmehr würde mit größerer Str«ge vorgegang« werd«. Demgemäß ist er auch auf seiner Reffe verfahren. Wo man seinen Weisungen nicht uachgrkomm« war, wie z. B. in Mataulu, wo man nicht die vorgeschrieb«« Wege hrrgestellt hat, wurden die Schuldig« sestgruommen und trotz der Mit« der Häuptlinge nicht au» der Haft «tlaff«. Der Gouverneur sand überall gute Aufnahme und mtt w«igm Aus nahmen warm seine Anordnung« allenthalben voll zur Aus führung gekommen. Die Bereisung der Insel durch den Gou verneur wird ihre gute Wirkung nicht verfehl«, zumal diese Insel bisher sich noch in einem recht ursprünglich« Zustande befand; da sie von Europäern und namentlich d« Beamt« rmr wmig und gewöhnlich nicht in ihrer ganz« Ausdehnung besucht wordm war. Ein wesentliche» Ersordrrniß ist, daß sich die Beamten, insbesondere der Gouverneur, hin und wieder dort sehen lassen und selbst ringreifen. Wmn die Samoaner mit Ernst und Entschiedenheit behandelt werd«, so ist «» bet ihre« Charakter wahrscheinlich, daß sie bald an Botmäßigkeit gewöhnt werden. DaS Avancement in der Marine ist jetzt außer ordentlich günstig. Der Kaiser hat unter dem 4. September 86 Fähnrich» zur See das Patent zum Seeoffizier verlieh«. Diese waren 1898 in die Marine eingetrrtm und hatten ei» Jahr später da» Patent al» Fähnrich erhalt«. ES giebt mehrere Oberleutnant», die erst am 30. September 1899 Leut nants geworden find. Auf die Oberleutnantscharge find etwa srchS Jahre zu rechnen, so daß ein tüchtiger Fähnrich zur See nach bestandenem Examen eS in acht Jahren zum Kapitänleut nant bringen kann. Die 86 ««»geschaffen« Seeoffiziere befind« sich ausschließlich an Bord unserer Linienschiffe und unserer großen Kreuzer. Bei der gestrigen Wahl de» zweite» Bürgermeister» vo» Berlin wählten die Stadtverordneten den bereits einmal ge wählten, aber nicht bestätigten Stadtrath Kauffmanu mit 109 von 124 Stimmen wieder. 15 Stimmzettel waren mr beschrieben; 18 Stadtverordnete fehlten. Der Vorstand deS Bunde» der Landwlrthe ver öffentlicht folgende Erklärung: „Der Ausschuß de» Bunde» ver Landwlrthe hat in seiner Sitzung vom 17. August für alle vier Hauptgetreidearten untec wissenschaftlicher Begründung «irr« Zollschutz von 7»/, Mark pro Doppelzentner im Mtnimaltarff einstimmig gefordert. Er hat ferner auSreickend hohe Zölle sür alle landwtrthschaslliche Rohstoffe und Produkte verlangt, ein schließlich der Erzeugnisse der Gärtnerei, sowie aller land» und sorstwirthschastltchen Nebengewerbe." ,,Uacks i rr 6 erwao — eine ungeheuer« Reklame l Unter diesem Titel schreibt daS Londoner „Echo": „WaS sür eine ungeheuere Reklame unser Gesetz den deutsch« Kaufleut« für Maaren, die in Deutschland sabiizirt und nach England oder den britischen Kolonien auSgeführt werd«, mit dem StrurpÄ „klacks ia Osraiaa^ zukommen läßt, hat sich wieder einmal Der Götze „Million." Roman von Valeria Marrens (MoszkowSka) in autorisirter 21) Bearbeitung von Dr. Albert Weiß. Fortsetzung. Zu gut kannte ich die Gewohnheiten und die Zeitein- theilung des Hauses und der Familie, denen ich bisher an gehörte, als daß ich mich nicht leicht in die Villa Hör . . . hätte einschleichen können. Ich wußte ganz genau, wann Amelie allein war, wann sie musicirte, las, oder pro- menirte. Und mit der Gewandtheit des Verliebten benutzte ich unsere frühere Bekanntschaft. Mit fieberhafter Unge duld hatte ich mich schon mehrere Tage hintereinander in den Park geschlichen, dort auf dieselbe Bank unter die Azaleen und Rhododendron gesetzt, die unfern Liebes schwur mit angehört, und nur von einem Gedanken be herrscht mid beseelt, ihrer geharrt, bis ich sie endlich mir nahen sah. Dies geschah in derselben Dämmerstunde, wie an jenem Unglückstage. Ich stand im Gebüsch versteckt. Sie sah mich also nicht. Die gewaltige Aufregung bannte mich fest und be nahm mir Regung und Stimme. Ich sah nur sie und preßte beide Hände auf Mein Herz, welches mir bald die Brust zerschlug, bald wieder fast ermattete. Wat sie doch das letzte Gut, welches mir übrig blieb aus dcr Vergangen heit, die letzte Hoffnung des Verzweifelnden! Ihre Schönheit hatte nichts verloren durch die Trauer tage. Die Wangen waren nicht gebleicht. — Auf der Stirn stand keine KuMmerwolke. Aus dem Auge blickte kein Sehnen. In geschmackvollem Trauerkleide, in dem über die glänzenden Haarflechten wallenden Ueberwurf, schritt sie sorgbos dahin auf den Kieswegen und zupfte wie in der Zerstreuung die Blätter ron den Blumen ab. , Das war sie nicht, die Geliebte, die ich gesucht, von der ich geträumt. Mein Herzeleid war nicht auf ihrem An tlitz ausgeprägt. Trotz alledem aber lenkte irgend ein Gedanke oder eine Erinnerung ihre Schritte zu jener Marmorbank, auf der wir uns zum letzten Male gesehen hatten. — Sie setzte sich nieder, zog die schwarze Hülle von der weißen Äirn und blickte starr vor sich hin. Träumte sie von Erinnerungen? Aus ihrem Blicke könnt' ich's nicht errathen. Unfähig, mich länger zu hal ten, trat ich aus meinem Versteck hervor, wie ein Wahn sinniger, sank ihr zu Füßen auf die Knies und wollte die fieberheiße Stirn auf ihr Händchen pressen. Sie aber er hob sich mit einem leisen Schrei. „Amelie!" rief ich, „fürchte Dich nicht, ich bin es!" Wie berauscht erhob ich den trunkenen Blick, um aus ihrem Auge Muth und Kraft zu schöpfen. Dasselbe aber streifte mich mit so gleichgiltigem Blicke, daß ich unwill kürlich zurücktrat, wie vor einer Fremden, die zufällig Amelie's Gestalt angenommen. „Amelie," flüsterte ich, „erkennst Du mich nicht?" Sie mußte mich erkennen. Ich aber erkannte sie kaum wieder. Wo war jenes bezaubernde Lächeln, welches einst ihr Antlitz verklärte? Wo jener Strahlenblick und ihr Herz? Eine Zeit lang stand sie auf demselben Fleck, unschlüssig, was sie thun solle. Ties aber war nicht mehr die Liebe, v, nein! Aus Ihren Zügen lagen nur sorgende Gedanken, aber kein Gefühl. Wie versteinert sah ich sie vor mir, ge schmückt mit allen Retzen, aber ohne die Seele des WetbeS! Hatte sie doch in wenigen Tagen all' ihre heiligen Schwüre vergessen. Und fand sie doch in diesem entsetz lichen Augenblicke auf all' Meine Qual und Liebe keine Antwort in der Tiefe ihres Herzens. — Jetzt konnte sie ruhig davon gehen ; ich war nicht im Stande, sie zu rückzuhalten. Gewiß aber hielt sie es für zweckmäßiger »sich eines Zudringlichen und aller peinlichen Erinnerungen mit einem Schlage zu entledigen. Denn sie fragte: „Was wotten Sie von mir, mein Herr?" Ohne es zu wissen, wiederholte sie mir die Worte des Grafen Felix. Se war also dessen würdige Tochter. Ich aber erwiderte: „Jetzt gar nichts mehr! Ich wähnte, hier meine ver lobte Braut zu treffen. Ich irrte mich darin, verzeche» Sie." „Verlobte Braut?" entgegnete sie mit unbeschrech lichem Erstaunen. „Sill ich etwa die Braut eines ManneS ohne Namen, ohne Stellung und Vermögen sein? — Be darf dies noch einer Erklärung?" Amelie's Worte klangen so eisig, so abstoßend, alA fühle sie sich berechtigt, mir noch Borwürfe darüber zu machen, daß das Geschick mich aus meiner glückliche» Lage gerissen, daß auch sie darunter leiden Müsse. Denn als sie dies aussprach, entstieg ihrem Busen ein tiefer Seufzer. Warum seufzte sie? Dieser Seufzer bannte mich fest und verlieh mir die Kraft, weiter zu sprechen, als wisse ich nicht im Voraus, daß Alle- vergebens fei. Das Herz trat mir auf die Lippen, als ich rief: „Amelie, Du liebtest mich! Co raube mir wenigstens nicht die Erinnerungen und bestätige mir, daß Du mich einst geliebt!" „Was soll das?" entgegnete sie. „Die Vergangenheit war nur ein Traum!" Sinnend neigte sie die Stirn. Ich aber blickte st« ängstlich, zitternd, schmerzlich an, wie ein Verwundete- Wild. Jetzt hätte ich ihr noch Alle» vergeben, mich ihr -re Füßen geworfen, um einen Strahl von Hoffnung, felbtz
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