Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.01.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030126018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903012601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903012601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-01
- Tag1903-01-26
- Monat1903-01
- Jahr1903
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Vezufts« PrekS i» d«r HauptexpedUiou oder deren Ausgabe stellen abgeholt: vierteljährlich ^tl S.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« ^tl 3.78. Durch die Post vezogeu für Deut ch- laud u. Oesterreich vierteljährlich «.KO, ftlr di« übrigen Länder laut ZeituugspreiSliste. Redaktion «nd Expedition-. IohanntSgaffe 8. Fernsprecher 183 uud 822. FtttutuuprdM-«»« r Alfred Hahn, Buchhandlg, Usiversität-slr.3, L Lösche, «athartneustr. 14, u. Nönigspl. 7. Haupt-Filiale Vrrsdeu; Strrhleuer Straße k. Fernsprecher Amt l Nr. 1713. Haupt-Filiale Lerliu: Larl Duncker, Herzgl. Bayr-Hofbuchhandl-, Lützowstratz« 10. Fernsprecher Amt VI Nr. 4003. Morgen-Ausgabe. WMer TaMatt Anzeiger. Ämtsölatt des Königlichen Land- «nd des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates »nd des Rolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigeu-Pret- dte NgrspaUcne PetitzeUe 25 Reklamen unter dem Redakttoasstrich («gespatt«) 78 vor de, Famlliennach- richt« (S gespalt«) 80 robellarischer aad Ztffernsatz entsprechend höher. — «Srbühr« für Nachweisung« uud Ofsertenanuohm» 88 H (excl. Port») Srtra-Veilag« (gesalzt^ «»» «U der Morgm-Äusgab«, oha« Postbesürdernng vü.—. mit Postbefartreruug 7v»-> Ännahmeschlnß fitr A^eigen: Abeud-Lnsgad«: vormittag« IO Uhr. Mvrg«»-Lasgad«r Nachmittag« 4 Uhr. Anzeig« find stet« « di« «rpadtttnu P» richt«. Di« Lrpeditiau ist Wochentag« «uuulerdrochen geöffnet von früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck uud Verlag vou L Pol» i»L«tpz:tz. Nr. ^5. Montag den 26. Januar 1903. 97. Jahrgang. Amtlicher Teil. Städtische Volksschule». Die öffentliche Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Deutschen Kaisers fmdct in den hiesigen Volksschulen Dienstag, den 27. Januar 1903, früh 0 Nhr statt. Zur Teilnahme an derselben beehren sich hierdurch crgebenst cinzuladen Leipzig, 28. Januar 1903. Die Direktoren der Volksschulen. Versteigerung. Dienstag, -en 27. Januar 1993, vorm. 1« Uhr, sollen im BersteigeruugSraum« des K. Amt-gericht« Leipzig eine Aktie der Leipziger Lederfabrik Aktiengesellschaft in Leipzig über eintausend Mark uebst 9 Divldeudeoschetnen auf die Jahre 1901—1909 . 431 Kinderspielwaqen, 1 eiserner Beldschrank uud Möbelstücke öffentlich gegen Barzahlung au den Meistbietenden versteigert werden. Leipzig, am 24. Januar 1903 Der Verichtsvoll;ieher beim K. Amtsgerichte. Konkursmasse-Versteigerung. Mittwoch, den 28. Januar 1903, nachmittag von 2 Uhr ab, soll Auenstrahe 39, i« Laben, im Auftrage des Konkursverwalter- Herrn kaut kottsekalek, da« zur Konkur«mafse stebllker gehörige Inventar und Mobiliar, bestehend in einer vollständigen Ladeneinrichtung, Möbel, Bett«, Wäsche, Kleidungsstücke usw. öffentlich gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Leipzig, den 26. Januar 1903. Lväoolr«, Lokalrichter. Letzte Nachrichten. * Berlin, 25. Januar. Zur gestrigen Mittagstafel bei den Majestäten waren geladen Herzog und Herzogin von Arenberg, Fürst und Fürstin zu Hohenlohe-Schil lingsfürst, Kürst Castell-Castell. Abends um 7 Uhr wohnte der Kaiser in der Kriegsakademie dem Bor trage des Oberstleutnants und Abteilungschess im Großen Generalstabc von Eberhard über die Schlacht von Kunersdorf bei. Zur Abendtafel war Generaladjntant General der Infanterie v. Plessen befohlen. Heute morgen besuchten die Majestäten den Gottesdienst in der alten Garnisonkirchc. * Berlin, 25. Januar. Der Regent von Braun schweig, Prinz Albrecht von Preußen, empfing am am Sonnabend abend den Botschafter der französischen Republik Georges Bthourd, den Botschafter der Ver einigten Staaten von Amerika Mr. Charlemagne Tower und den dänischen Gesandten v. Heger- mann-Lindencrone in feierlicher Audienz in seinem hiesigen Palais. * Berlin, 25. Januar. Der Reichskanzler Graf v. Bülow stattete dem Grafen v. Ballestrem, nachdem er gehört hatte, daß dieser sein Amt als Reichs tagspräsident niedergelegt hätte, einen Besuch ab * Berlin, 25. Januar. Der Antrag des Reichs kanzlers auf Aenderung des Reichstags- wahlreglcments behufs Sicherung des Wahl geheimnisses ist dem Bundesrate zugegangen. Der Antrag lehnt sich durchweg an den vom Reichstage angenommenen Antrag Rickert an. Die Stimmzettel müssen 9 Centimeter im Quadrat groß und von mittel starkem, weißem Schreibpapier sein und sind von dem Wähler in einem mit amtlichem Stempel versehenen Um schläge, der sonst keine Kennzeichen haben darf, abzu geben. Die Umschläge sollen 12 Centimeter im Quadrat groß und aus undurchsichtigem, weißem Papier hergestellt sein. Sie sind am Vorstandstisch in der erforderlichen Zahl bereit zu halten und in Empfang zu nehmen. Jeder Wähler hat nach Empfangnahme deS Umschlages den bc- reitgcstcllten Nebenraum zu betreten, wo er unbeobachtet den Stimmzettel in das Couvert lege« kann. Der Wahl vorstand hat alle Stimmzettel zurückzuweisen, die nicht in dem Nebenraume in den Umschlag gelegt worden sind. * Berlin, 25. Januar. Die „Tgl. Ndsch." schreibt: Ein Berliner Lokalblatt und verschiedene welfische Blätter hatten kürzlich berichtet, der frühere Landwirtschafts minister Frhr. v. Hammerstein-Loxten habe Schritte zu gunsten des Herzogs von Cumber land in Berlin unternommen. Wie wir zuverlässig er fahren, ist diese Meldung vollständig unbe gründet. Interessant ist übrigens, daß die braun schweigischen „Neuesten Nachrichten" eine Berichtigung des Ministers v. Hammerstein abgelehnt haben, mit der „Motivierung", daß ihre Mitteilungen dem Interview mit dem bisher nicht bekannt gewordenen Minister eines deutschen Bundesstaates entstammten. * Berlin, 25. Januar, vr. v. Holleben, der deutsche Botschafter in Washington, ist hier eingetroffen. Er verlieb den „Graf Waldersee" in Plymouth, fuhr von dort nach Cherbourg und setzte dann die Reise mit der Bahn über Paris fort. * Eydtkuhu«, 25. Januar. Der Kronprinz traf auf der Rückreise von Rußland um 5 Uhr 15 Mtn. hier ein. Der Militärattache bei der deutschen Botschaft in Petersburg, Major Frhr. v. Lüttwitz, hatte den Kron prinzen bis zur Grenze begleitet. Währmd das Gefolge im Speisesaalc das Diner einnahm, bestieg der Kronprinz sofort den Salonwagen deS V-Zuges. Um 5 Uhr 45 Min. erfolgte unter dem Jubel der Bevölkerung die Abfahrt. Der Kronprinz zeigte sich am Fenster deS Salonwagens und dankte wiederholt durch Verneigung für die ihm dar gebrachten Huldigungen. * Breme», 25. Januar. Das gestern abend in dem Warenhause von Baron L Cie. ausgebrochene Feuer war gegen Mitternacht gelöscht. Ein Dienst mädchen wir- vermißt. * Birubau», 25. Januar. Die Leiche deS Landrats v. Millich wurde gestern unter sehr starker Teilnahme beigcsetzt. Oberpräsident Bitter feierte am Grabe den Dahingeschiedenen als wackeren, furchtlosen Vor kämpfer des Deutschtums. * Hannover, 25. Januar. Aus Anlaß des Gedenk tages der traditionellen Verleihungen fand heute, wie alljährlich am Geburtstage Friedrichs des Großen, ein Festmahl -er vormals Königlich Hannoverschen Offiziere statt. An den Kaiser wurde ein Huldt- gungstelegramm abgesandt. * KalSruhe, 25. Januar. Der badische Minister ohne Portefeuille, StaatSrat vr. Reinhard, -er spiritu« reotor der Regierung in der Klosterangelegenheit, hat seine geplante UrlanbSretse nach Italien infolge plötzlicher Er krankung an Blindarmentzündung aufgeben müssen. * Wie», 24. Januar. Abgeordnetenhaus, (Fortsetzung.) Die Dringlichkeit -es Antrages Klo. fac wird nach kurzer Debatte, an der sich die Abge- ordnet« KreSl, Choc, Ratay, sowie der Antragsteller be ¬ teiligten, abgelehnt. Das Haus tritt hierauf in die Tages ordnung ein und beginnt die erste Lesung der Zuckcr- kontingentierungsvorlagc. * Wien, 25. Januar. Im Keller eines Importge - sch ästes im Bezirk Neubau brach gestern abend Feuer aus, daS sämtliche Stockwerke des Hauses ergriff. Da das Treppenhaus cinstiirztc, mußten die Bewohner der oberen Stockwerke mittels Sprungtuches und Net- tungsschlauchcs gerettet werden. Bei dm, Einsturz der Treppe, durch Rauch und durch Herausspringen aus den Fmstern wurden 12 Personen verletzt. * Paris, 24. Januar. Deputiertenkammer. . Die Wahl Achille Soulds wird wegen Bestechungen bei der Wahl mit 480 gegen 18 Stimmen für ungültig er klärt. Georges Berry, welcher den Minister des Aus wärtigen wegen der Vorgänge in Makedonien interpel lieren wollte, verständigte sich mit dem Minister dahin, daß er dies erst bei Beratung des Budgets des Aus wärtigen tun werde. * Livorno, 25. Januar. Zu Ehren der Offiziere des hier vor Anker liegenden deutschen Schulschiffes „Moltke" gab gestern der hiesige deutsche Konsul ein Festmahl, an dem die Spitzen der Militär- und Marine behörden, sowie mehrere Mitglieder der deutschen Kolonie teilnahmen. Der Konsul brachte das Hoch auf den Deut schen Kaiser und die Kaiserin, sowie auf das italienische Königspaar aus. * Madrid, 25. Januar. Eine Versammlung der ehe maligen liberalen Minister hat das Partei- Programm von neuem festgesetzt,- die Hauptpunkte des selben sind folgende: Freiheit des Bereinsrcchtes, auch für religiöse Vereinigungen, allgemeines obligatorisches Wahlrecht, Unvereinbarkeit des Abgeordnetenmandates mit anderen Aemtern, Fernhaltung von den europäischen Streitfragen, Engerknüpfung der Bande mit Portugal und dem spanischredenden Amerika, Wiederherstellung der Flotte, Maßregeln zu Gunsten der niederen Bevölke rungsklassen, Amortisierung einer auswärtigen Schuld usw. Die Versammlung ernannte keine Parteiführer, sondern einen leitenden Ausschuß. * London, 25. Januar. Das „Reuterschc Bureau" er fährt in Bezug auf den Antrag Bowens, daß die Blockade der venezolanischen Küste sofort aufzu heben sei, die Verbündeten könnten unter den gegenwärtigen Verhältnissen hierauf nicht cin- gehenohne eine geeignete Garantie dafür, daß ihre Ansprüche in angemessener Weise befriedigt werden. Was die Stellung der übrigen Länder betrifft, die Ansprüche an Venezuela Haven, so wird an der Anschauung festgehalten, daß die Ansprüche der verbündeten Mächte zuerst erledigt werden müßten. * Kopenhagen, 25. Januar, lieber die neuen Steuerreform-Vorlagen bestanden zwischen der Regierung und der Linken-Reformpartet Meinungsver schiedenheiten, über die gestern nach mehrtägigen Ver handlungen eine Einigung erzielt wurde. ES werden einzelne auf Sicherung des finanziellen Gleichgewichts ab zielende Abänderungen in den Vorlagen vorgenommen. * Stockholm, 25. Januar. Der König hat den ehe maligen schwedischen Justiz Minister Annerstedt und den ehemaligen norwegischen Ministerpräsidenten Professor Hager up zu Mttgliederndesperma- nenten Schiedsgerichtshofes im Haag er nannt. * Petersburg, 25. Januar. Aus Anlaß der Rück- reisedesDeutschcnKronprinzcn nach Deutsch land schreibt das „JournaldeSt. PeterSbourg": Alle, die Gelegenheit gehabt haben, Seiner Kaiserlichen Hoheit während seines Aufenthaltes in unserer Hauptstadt näher zu treten, haben nicht verfehlen können, unter dem Zauber seiner Person zu stehen. Man hat die Unpäßlich keit, an welcher der Prinz einige Tage gelitten hat, leb haft bedauert. Bei diesem Anlaß haben die Sympathien, welche er einflößt, noch Gelegenheit gehabt, sich zu ver stärken,- er hinterläßt bet feiner Abreise die besten Er innerungen in Rußland. * Nowgorod, 25. Januar. Der deutsche Kron prinz und der Großfür st-Thronfolger sind gestern nachmittag nm 2 Uhr hier eingetrofsen. Am Bahnhof fand ein enthusiastischer Empfang statt. Das Stadtoberhaupt Juravlesf übergab dem Kronprinzen auf einem geschnitzten Teller Salz und Brot,- gleiches über reichte der Stadtverwaltungsrat Petroff dem russischen Thronfolger. Beide begrüßten die hohen Gäste herzlich im Namen der Bevölkerung. Der Empfangssaal war von Vertretern der Civil- und Militärbehörden dicht gefüllt; außer dem Gouverneur waren die Stadtverwaltung voll zählig, sowie Mitglieder der Zcmstwo anwesend. Unter den begeisterten Hoch- und Hurrahrufen der Volksmenge fuhren die hohen Gäste nach der Kaserne des Infanterie- Regiments Wyborg. Vom Bahnhofe bis zur OffizierS- mcsse bildeten Truppen Spalter. Der Kronprinz wurde in der Manege von einer vom 1. Bataillon gestellten Ehrenwache empfangen, worauf der Präsentiermarsch ge spielt wurde. Der Kommandeur deS Regiment- teilte den Soldaten mit, daß der Allerhöchste RegimentSchef Seine Majestät der deutsche Kaiser ihnen seinen Gruß entbiete; die Soldaten brachen hierauf in langanhaltende, donnernde Hurrahrufe aus, die Musik spielte die deutsche Hymne. Kronprinz Wilhelm begab sich darauf nach der Kirche des 200 Jahre alten Regiments und besichtigte ein gehend dessen aus alter Zeit stammende Fahnen. Nach der Besichtigung einzelner Kascrnenteilc begaben sich der Kronprinz und der Großfürst-Thronfolger zum Frühstück nach der Offiziersmesse. Bei dem Frühstück brachte der Regimentskommandeur das erste Hoch auf den Chef des Regiments, Seine Majestät den deutschen Kaiser, auS. Der deutsche Kronprinz toastete sodann auf den Kaiser von Rußland, worauf Trinksprüche auf den Kronprinzen und den Großfürsten-Thronfolger folgten. Noch kurzer Pause erhob sich der Kronprinz nochmals, um dem Regimente den Gruß seines Kaiserlichen Vaters und dessen Wünsche für das Blühen und Wohlergehen deS Regiments auSzu- sprcchcn. Er bemerkte, daß er mit großer Befriedigung den musterhaften Zustand des Regiments wahrgenommen habe. Den Trinksprüche» folgten begeisterte Hurrahrufe; die Musik spielte die preußische und russische Hymne. Bei der Tafel, an welcher 120 Personen teilnahmen, saßen der Kronprinz und der Großfürst-Thronfolger nebeneinander; rechts vom Kronprinzen saß der Gouverneur Graf Medem, links vom Thronfolger der Korpskommandeur Baron von Uegendvrff. Nach Schluß des Frühstücks führten Soldaten des Regiments Gesänge und Tänze unter Begleitung der Balalaika auf. Dem Kronprinzen wurde vom Regiments kommandeur ein Exemplar der Geschichte des Regiments überreicht. — Von der Kaserne des Wyborgschen Regi ments begab sich der deutsche Kronprinz in Begleitung des Großfürstcn-Thronfolgers zur Bahn und trat, nach herz licher Verabschiedung von letzterem, die Rückreise Feuilleton. Die Mitgift. Nach dem Ungarischen von Armin Ronat (HLtszeg). Siachvruct verboten. I. Es war kurz vor der Hochzeit, da brachte der Post bote einen Eilbrief für den alten Herrn Jonathan Gelb. Der Brief kam aus der Stadt, in der sein zukünftiger Eidam ein blühendes Geschäft besaß. Bon bösen Ahnungen erfüllt, hielt der alte Gelb den Brief in der Hand und konnte sich lange nicht entschließen, ihn zu öffnen. Endlich raffte er sich dennoch auf und riß das Couvert oben ab. Seine Ahnung hatte ihn nicht betrogen. Es war wirklich schltmui, was darin stand. Der Onkel seines zu künftigen Eidams schrieb — und er tat das in kaltem Ge- schäftSton — rauh, bestimmt und unerbittlich: „Sie hatten fest zugesagt, spätestens acht Tage vor der Trauung zehntausend Gulden als Mitgift bet der hiesigen Bank zu deponieren. Nun habe ich mich überzeugt, daß Die bis heute leider nur fünftausend Gulden erlegt haben. Zu meinem größten Bedauern muß ich Sic darauf auf merksam machen, daß ich an unserer Verabredung streng festhalte. Do schmeichelhast auch für unS die Verbindung mit Ihrer wert« Familie ist, muß ich -och erklären, daß ich meinem Neffen die Abreise zur Trauung nicht gestatte, bks Sie wicht die Freundlichkeit haben werden, das Depot auf zehntausend, sage zehntausend, Gulden zu vervoll ständigen . . In diesem Moment öffnete gerade Krau Gelb die Tür und bemerkte sofort, daß etwas Besonderes geschehen sein müsse. Ihr Mann starrte ja ganz schreckensbleich auf den Brief, den er in der Hand hielt. Ganz betroffen fragte sie: - „Jonathan, was ist denn geschehend Und als sie sah, daß ihr Mann in stummer Bestürzung dastand, nahm sie ihm einfach den Brief auS der Hand und la- ihn durch. Ihr erstes Gefühl war Aerger und Zorn über die kalten Geschäftsleute, die auch beim Ab schluß der Ehe nur ihre starren Geschäftsprtnzipien walten lassen. Dann erinnerte sie sich aber, daß in dieser Angelegenheit auch ihr Mann nicht ganz korrekt vor gegangen war, und fragte ganz indigniert: „Jonathan, was recht ist, ist recht. Du hast zehntausend versprochen, so mußt du auch zehntausend deponieren. Hast du mir doch erst vorige Woche gesagt, baß da» Geld beisammen ist . . ." „Ich hatte nicht den Mut, dir die Wahrheit zu ge- stehen, denn ich hoffte immer noch, da» Gelb irgendwo zusammenbringen zu können." „Jonathan, eS ist gewiß nicht schön von den Leuten, eS mit der Mitgift R» auf den letzten Heller genau zu nehm«. Aber schließlich, so ist doch die Welt heute und ist vielleicht früher auch nicht anders gewesen. Wer weiß, ob du mich damals genommen hättest, wenn ich nicht.. ." „Aber Minna ..." „Nun ja, der Max könnte schon etwas nobler denken. Aber betrogen hast du ihn doch, und mich auch, und deine Tochter Rosa auch. Wenn man nicht zehntausend Gulden hat, verspricht man nicht zehntausend." ,Ach hatte ja so sehr auf die heurige Ernte gerechnet, und du weißt, wie schlecht di« aniSgefalle» ist. Und auch mit dem Wein habe ich kein gutes Geschäft gemacht. Es ist halt ein schlechtes Jahr gewesen." Sie schwiegen eine Weile und hingen ihren Gedanken nach. Frau Gelb blickte immer wieder auf den Brief, auf dem mit großen Buchstaben die alte Firma ihres Schwiegersohnes leuchtete. Und Max war dazu noch ein netter Mann, reich und angeseben. Und diese Partie, diese seltene Gelegen heit, ihre Rosa glänzend zu versorgen, sollte sie sich ent gehen lassen? „Die Partie muß zustande kommen, hörst du, Jona than —" und sic stampfte dabei energisch mit dem Fuße auf — „ein solches Glück bietet sich unserer Rosa im Leben nicht wieder. Das fehlende Geld mußt du hcrbcischaffcn, um jeden Preis." „Aber woher denn, Minna?" rief der alte Gelb und schlug verzweifelt die Hände zusammen, „mein Kredit ist ja erschöpft, ich kann ohnedies nur schwer die Zinsen auf bringen." „Ach wa», es muß eben sein, unter allen Umständen. Du fährst noch heute in die Stadt, machst die Runde bei all unseren Verwandten, bei allen Freunden, und kommst nicht eher zurück, als bis das Geld beisammen ist. Ich denke, du bist auch der Meinung, daß Rosas LebenSglück diese Mühe wert ist." „Nun ja ... ja . . ." stotterte der Vater. „Also gleich nach Tisch fährst du, und jetzt will ich zu Rosa gehen und ihr klar machen, daß die Hochzeit um ein paar Tage verschoben werben muß. Sic wird schon so vernünftig sein, sich nicht weiter darüber aufzuregen. H. Die schöne, schwarzhaarige Rosa war gerade mit dem Einpacken ihrer Ausstattung beschäftigt, al« die Mutter zu ihr kam »nd ihr sagte, daß di« Hochzeit um ein paar Tage verschoben werden müsse. Rosa war betroffen und blickte der Mutter forschend in die Augen: „Ist er krank?" „Nein . . ." stotterte Krau Gelb verlegen, „eS ist ein Brief gekoimnen." „Hat Max geschrieben?^ „Sein Onkel." „Nun, so zeig' mir den Bries, Mutter, es wird doch nichts darin stehe», was ihr vor mir verbergen wollt." Die Mutter wußte ihre Verlegenheit nicht mehr zu bcmcisleru; aber schließlich dachte sie, daß es gar nicht nötig sei, vor Rosa ein Geheimnis auS der Sache zu machen. Sie war ja schon ein großes und sehr kluges Mädchen, dem man ruhig alles verraten konnte. Und so erzählte sic ihr denn den ganzen Sachverhalt. „Aber sei nur guten Mutes, Rosa", setzte sie gleich hinzu, „nachher fahrt der Vater zur Stadt und bringt alles in Ordnung. Es handelt sich im Ganzen nur um ein paar Tage Aufschub. Und das wird sich eine liebende, kluge Braut gewiß nicht nahe gehen lassen." Ans den Wangen des Mädchens war alles Blut ge wichen. Ihre Augen glänzten, sie rang förmlich nach Atem und preßte nur mühsam die Worte heraus: „Und warum will denn Vater zur Stadt? Gewiß will er das fehlende Geld herbcischaffen . . ." „Freilich", antwortete die Mutter unbeirrt, „er wird alles dazu aufbicten. Und sei nur beruhigt, Rosa, eS wirb ihm auch ohne weitere» gelingen. Du weißt ja, waS der Vater einmal durchführen will .. Nun wurde die Tochter heftig. „WaS? Wegen des Geldes fährt er in die Stabt, imd nicht, nm jenem erbärmlichen Menschen zu sagen, baß er nicht einmal mehr an mich zn denken wagen soll » .
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite