Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.03.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030319016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903031901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903031901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-03
- Tag1903-03-19
- Monat1903-03
- Jahr1903
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
VezuffS-Prel- t» tzor HonptrlpeviNoo odei bereu An-gab» stell«, edgeholt. oi-tt-ltährttch 4.—, doi zwetamüger tägliche, Zostelinng tu« Haus »74 Durch dt» Poft oezogev mr Deutsch land u. Oesterreich »ttttrliäbrüch ch 4.«» fstr die Lbrigea Läiivsk «Siri ZeitUügspreÄtsie. «ttkckttßA »si» LNttitisl: JohanntSaaff« 8. SerwpttHst >«Z aü» LtzL Ftttckl^ßSßUtoittäi Alfred Huh«. Bnchhondlg, lllltversitütsstr.8, 8» ttssch«, Knthartneaftn Ich u. KöntgSvl- 7. HaW-Flttitt drrr»«r ««Retttr Vttatz» tz«chre«W K«k I A» 17t» Sertti», «M GütAktt, tzer^l. Vatzt. tzstsimchhauAtz» «ltzchbstraß» IS ßetApttchtt Astck VI «L «Md Morgerr-Ausgave. MWgcr.TllAMM Anzeiger. ÄmlsAatt -es H'önigticherr Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Slnzeigen.Preis die Sgespatteue PetttzeUe >L ^h, DadellarNche, uu» hsh«. - —»a Nachweis» uge, «ch -ch (Dpl. V«dtz. Ettts lvelt««» E-f-l»^ »ne «n das Morgen-AnSaabe, ohne Postbesörb«»»ß ^4 6L-> Hk -ostbefSetz««»- 7A-^ Am«ih«Lschl»- ftr ^iyri-nk Abend-K^ch», A«em»Nitz> zo UH» »»«len-Auschch« MuchmttMgs 4 IhL Anzeige» stutz stets au tzle EepetzMs« pi rvV«, Die Eiveditio» IP wochentags mmuterhrvche» geSffuet von MH S bis »tze»ds 7 ll-r. Druck uud Verlag von A P,lz Nt Leipzig Sir. 111. Dormee-tag den 19. März 190L 97. Jahrgang. Unsere Zpsstad»m»eitten bitten Wit das Abonnement ältf das II. Vierteljahr setzt zit erneuern, damit für pünktliche Weiter« Lieferung garantiert werden kann. Neu-Abonnenten machen wir darauf auf merksam, daß jedes Postamt sowohl Bestellungen auf BierteljahrS- wie auch MonatS-Abonnementd entgegennimmt und zwar zum Preise von Mk. 4.30 für das Vierteljahr und Mk. 1 SV für den einzelnen Monat. Mit dem 21. er. verlegen wir unsere Dresdener Hauptfkliale nach Vttsdkn-L., MmkMM 3t. I. Wir bitten, Abonnements- und Jnseratauf- träge aus Dresden dorthin gelangen zu lasten. LxpeüMvn ües Lielprixpr DnKedisttv«. Englands ntue Nordsee-^lattenliation nach ihrer strategischen Sedeutnng. V. 8. Deutschland kann dem neuen Schritte Englands zur Verstärkung seiner maritimen Position an der Nord see gelassen und um so mehr ohne Beunruhigung gegen, überstehen, als die Ziele seiner maritimen Politik sich nicht in der Richtung eines Messens Mit England zur Tee be wegen und der Entwickelung seiner Flotte der offensive Gedanke eines Invasionökrieges gegen England fern liegt. Diese Entwicklung baut sich vielmehr auf der Ueberzeugun« äuf, daß Deutschland, seine wirtschaftliche» und politischen Bestrebungen verfolgend, nicht wehtrlvS zur Lee sein kann, und bah es itt seiner Flotte ein Schütz- und Trntzmittel gewinnt, daS den materiellen und ideellen Werten seiner Weltmachtstellung jedem Gegner gegenüber Rückhalt und Gewähr bietet. Nichtsdestoweniger ist eS für nnS vdn großem Interesse, die militärischen .Konse quenzen, die sich aus der Errichtung einer neuen englischen Nvrbseeflvttenstütion ergeben, ins Auge zu fassen. Auf den ersten Blick könnte es scheinen, als wenn die neue, ziemlich entfernt im Norden gelegene, britische Flottenstation, in -er aller Voraussicht nach ein starkes englisches Geschwader statio niert werden wird, eine nachteilige Teilung der Flotten, streitkräfte Englands Hervorrufe, deren Bereinigung im Gefechts sowohl für den Seekrieg, wie die der Armeen für den Landkrieg, das entscheidende Moment ihrer erfolg reichen Verwendung bildet. Das im Firth of Forth zu stationierende britisch« Geschwader scheint, im Medway bei Chatham oder Sheernetz oder in der Themsemündirng stationiert, dort näher zur Verteidigung der Ofcküfbe Eng. landS und für die Entsendung nach der deutschen Nordsee» küste, sowie gebotenen Falls auch für die gegen daS französische Nordgeschwaber, die Mittelmeer- slotte und die Küsten Frankreichs zur Hand. Allein, i« Kanal sind bereit» di« allerdings meist nach dem Mittel meer unterwegs befindliche Kanalflotte, die aus modernen Schiffen der Reserveflotte bestehende neugebildete britische Heimatßflotte, sowie da» HetmatSgeschwaber und das Kreuzergeschevader und der größte Teil der Schiffe -er Reserve in den dortigen Kriegshäfen lPortsmouth, Portland-Weymouth und Plymouths stationiert und bi« dritte Hauptflottenstation England, Ehatham mit Theer- n«ß, ist mit Schiffen, dir -ort gebaut, repariert oder ge dockt werden, und mit Martneetablifscments aller Art, da- runter sieben KonstruktionSwerften, vierzehn Trocken, und sechs Schwimmdocks, sowie Arsenalen, Marineartillerie, schießschule, Ingenieurschule, KasernementS usiv., eben- falls derart überfüllt, daß dort die Anlag« einer neuen Flottenstatiou für ein beträchtliches Geschwader sich verbot. UeberdieS ist die Schiffahrt in der stets von Hunderten von Handelsschiffen befahrenen Themfrmündung keine be quem« und für Kriegsschiffe großen Tiefgangs, infolge der vorgelagerten Bänke, des submarinen Themse-Delta», namentlich bei Nacht, ungeachtet der zahlreichen Leucht feuer, nicht ohne Schwierigkeit. Da «an daher durch die erwähnte Stationierung der Ha*-ttr«fte »er britischen ynlandsslE t» den Kemal. Häfen gegen »en gewichtigsten Gegner Englands zur Dee, Frankreich, genügend gerüstet ist, so sah man sich bei -er infolge des beständigen Anwachsen» der Flotte er forderlichen Wahl einer neuen Flottenstation um so mehr auf -te Oflküste verwiesen, al» die Ausgestaltung der deut schen Flotte für England einen völlig nenen, gewichtigen Faktor in der Nordsee schns, init dem man -ort zu rechnen hat. linier den zahlreichen, vielfach mit Werften und Docks auSgestatteten Häsen der Ostküfte erwies sich, rchgleich Admiral Fremantledie geographisch bester ge lesene Humbermünbung mit Hüll dazu vorschlug, keiner älS so geeignet, wie der gewaltige, 10 deutsche MeUen lange, an der Mündung i deutsche Meilen und noch bei St. MargarethS-Hope 3 Kilometer breite Golf d«S Firth of Forth nnb in ihm die Bucht von St. MargarethS-Hope als die geschützteste Stelle. Dieselbe gestattet, sehr ge räumig und 18 Meter tief, der größten Flotte Aufnahme und kst durch die ihr östlich vorgelagerte Halbinsel und ihre sonstige Lage vor den häufigen Stürmen an der schottischen Kliste, sowie auch in taktischer Hinsicht gegen direkte Be schießung geschützt und wirb bereits durch Befestigungs werke und Batterien, die an der Forthbrücke, sowie bet South-OneenSferry und Hound-Point und auf der Insel Inch - Garvie angelegt sind, sowie an der Mündung deS Forth durch Befestigungen auf der Insel Inch-Keith, bei Kinghorn, Dunbar und das Fort von Leith, sowie dort vorbereitete Seeminen verteidigt. Die Kohlenflöze von Fife befinden sich in unmittelbarer Nähe des Firth of Forth, der auch durch mehrere Bahnlinien mit dem Eiseniüdüstriedlstrikt von Glasgow in naher Ver bindung steht. Lind somit die lokalen, die taktischen und sonstigen Verhältnisse außerordentlich günstig für die neue Flottenstatiou, die überdies freiesten Raum zur Entwickelung hat und deren Anlage bereits in diesem Frühjahr mit den, Bau eines Trockendocks nnd einer Reparatur-Werft begonnen wird, so ist dieS anch, un geachtet der etwas entfernten Lage im Norden, ihre strategische Position. Denn die Entfernung vom Firth of Forth zur deutschen Nordseeküste, und zwar nach Wilhelmshaven und der Elbnnindung, ist, etwa je 800 Kilo meter betragend, nnr etwa AM vezw. 170 Kilometer größer, als diejenige von Lhrernetz nach jenen beiden Punkte« tetiva 60» bezw. 630 Kilometer), «tu Unterschied, der zwar unter Umständen in taktischer Hinsicht von großer Be deutung werden kann, jedoch für die Operationen in See, die so sehr von Wind und Wetter abhängig sind, im allgc- uteinen nicht ins Gewicht fällt, da er nur einen Kahrt- -auerunterschicd von etwa 8 bezw. 7 Stunden, bet 1-1 Knoten Fahrtgeschwindigkeit, repräsentiert. Jedenfalls vermag ein vom Firth of Forth auslaufendes Geschwader sich mit den aus den englischen Kanalhäsrn oder vvit Shecrncß in dit Nsrbstt auslaufendcn GcschivaderN rechtzeitig zu gemein samemOp«rieren zü verbinde», bevor ein deutsches Geschwader an der Ostküsi« Englands zu erscheinen vermag. Das gemeinsam« rechtzeitige ZnsaMmknwirkeU eines im Firth of Forth stationierten Geschwaders mit dtst Geschwadern des süd lichen Englands ist daher trotz seiner Entfernung, soweit es von der Lage der neuen Flottenstatlon abhängt, er möglicht, und da da» Ziel der englischen Flotte im Fäll eines Ki-iege» Mit DsUtstßländ darin bestehen wird, die deutsche Flotte vor Wilhelmshaven oder der Elbmtindung zu schlügen und in die Häfen zu sperr«», tn der Ostsee Kiel zu blockieren und die deutschen Schiffe auch dort von der See zn vertreiben, so vermag ein bet Dt. Margareths- Hope stationiertes englisches Geschwader hierzu rechtzeitig und gegen die Oststc rascher mitzuwirken. Denn der Vorsprung »er etwas schnelleren Mobilmachung der deut schen Flotte wird durch die Zeit, die das Passieren deS Nord-Ostsee-KanalS erfordert, ziemlich ausgeglichen. Allerdings liegt der Schwerpunkt sowohl einer Offensive der englischen Flvtte gegen die deutschen Geschwader und Häsen, wie auch einer defensiven, bloß abwehrenden Ver teidigung der englischen Lttitkräste auch ferner in dem in den Kanalhäfen und Sheerneß, der Nordsee am nächsten stationiert«» Geschwader. D«r übrige Teil der Ostküste Englands und Schottlands aber würde fortan durch daS Geschwader im Firth of Forth seinen unmittelbaren un bereiteren Schutz erhalten. Ferner aber ist «in Geschwader im Firth os Forth, gerade gegenüber Kap Skag«n und dem Gkagerak, dem Vorbringen einer russischen Flotte, aus dem Sund gegenüber, näher und daher, ganz ab gesehen von den übrigen Umständen, bester basiert, als die Geschwader von Sheernetz, Portsmouth und Portland, welch« 90 bezw. 230 und WO Kilometer entfernter sind, so daß die englischen Ttreikrästc fortan der russischen Flotte eher im Lunde, der deutschen aber tn der Ostsee und im Gunde,sowie auch einem etwa deutscher, oder russisch«rseitS um die Nordküsten Schottland» versuchten Kreuzerkriege gegen dessen Westküste und diejenigen Irlands entgegeuzutreten vrrmögen. Endlich aber ge- wanne die neue Flottenstatiou dadurch an Wert, wenn es, I» Anbetracht der Rußland zugefchricbeneu Aspirationen zur Gewinnung de» eisfreien norwegischen Hafens Nar - »1L t» s« Lrovtn» Trornsos, -ereUift zu jsttte» Au- saimnenstoße der russischen und der englischen Macht in den Gewässern deS hohen Nordens kommen würbe, den man in manchen Kreisen Englands annimmt. Sie entspricht somit, biv ans ihre etwas entfernte nördliche Lage, allen Bedingungen, die »nter den gegebenen Verhältnisse» an eine neue Flottenstation gestellt werden können, involviert eine Verstärkung der Position Englands an der Nordsee und seiner Herrschaft in derselben, und bildet zugleich ein, allerdings etwas entferntes, nen«S AuSfalltor Englands gegen die deutschen Nordsee- und Ostseeküsten. Deutsches Neich. 2 Berlin, 18. Mär,. (Der deutsche Geschwind- schritt.) Sir Edward Malet, der frühere englische Bot schafter in Berlin, erzählt in seinen Aufzeichnungen .,8öikting 8(6U68", wie ihm gegenüber Bismarck wiederholt Gelegen heit nahm, die Vorwürfe englischer Interessenten gegen Deutichlanv zu entkräften, wie er dir Feindseligkeit der Eng länder gegen Deutschland als eine „engherzige Seite insulare» Denkens" bezeichnete und seiner Verwunderung darüber Aus druck gab, daß Vie Engländer' sich nicht dazu verstehen wollten, das Eintreten Deutschlands in den iuternationalen Wettbewerb als eine Wohltat für die Weltentwickelung zu betrachten, da sie selbst doch durch den freien Wettbewerb ihrer Kräfte im Innern einen so gewaltigen Aufschwung erlebten. England sei in Begriff gewesen, in Schlaf zu ver fallen, und fei durch Deutschlands unerhörte Fortschritte in den letzten beiden Jahrzehnten aus seinem Schlummer heilsam emporgerüttelt worden. Gerade infolge ver kolonialen Be strebungen Deutschlands wären die Engländer bemüht gewesen, die herrschende Stellung in Afrika zu erlangen, die sie sich denn auch gesickert hatten. Die Vermehrung der Flotten deS deutschen Reiches wie der anderen Länder und die kolonialen Bestrebungen der verschiedenen Staaten hätten dazu beigelragen, Englands Stellung als Seemacht zu entwickeln. Nach Bismarcks Meinung wurden die Engländer aus dem Zustande einer gefährlichen Erstarrung erst durch die Fortschritte Deutschland» auf dem Gebiet von Industrie, Handel uitd Schiffahrt aufgrstachelt. Hoffentlich wird es unbefangenen englischen Stimmen, an denen eS ja nicht fehlt, über kurz oder lang gelingen, diese bemerkenswerte Auf fassung äuch in England zur Geltung zu bringen. Auf dem Wege zu dieser Erkenntnis befindet sich daS englische Unter- bauSinitglikd I. A. Dox hall, der in der neuen Monats schrift „The Magazine of Commcrce" eine lebhafte Schil derung der wirtschaftlichen Fortschritte des deutschen Volkes, zunächst ver deutschen Rheinlande, veröffent licht nnd das Tempo diese» Fortschrittes den deutschen Geschwinvschrilt (tde t^uicü-8t«p) neunt. Ioxhall ist erstaunt über die Schnelligkeit dieses deutschen Geschwind- schrilles, namentlich >n Fransiurl und Köln, er rühmt die Lebhaftigkeit und Empfänglichkeit des Deutlchen, insbesondere seine Bereitschaft, fremde Anregung anzunehmen und sich ihr anzupaffen; er findet die Ursache dieser Erscheinung ru der dejferen deutschen Erziehung. Jede deutsche Be- volleruugSllasse sei für ihre Arbeit besser vorgebildet als die eutlprcchcnde englische. Wenn die deutsche Konkurrenz auf dem schweizerischen Markt so große Erfolge erzielt habe, so hätten die Engländer selbst schuld daran, weil sie daS schweizerische Handelsgebiel vernachlässigten. In Eng land gäbe eS keinen Geschäftsreisenden, der genügend franzö sisch und deutsch könne, um die schweizerische Kundschaft Mit Erfolg zu besuchen. England habt sich zu sehr dem Handel gewidmet und Erfolge gehabt, als ihm noch keine ernsthafte Konkurrenz gegenüber stand. Nun seien die Nordamerikaner und die Deutschen im Begriff, aus Grund einer besseren nationalen Erziehung den englischen Handel aus dem Felo« zu schlagen. Was Deutschland so schnell vorwärts gebracht habe, sei geistige Kraft, sei Gehitncvtrgie. Schließlich ver langt Doxhall, daß Euglaud auf dem Gebiete der Volks- crziehnng Reformen durchführt und mit einem Geschwind schritt der Pädagogik eine breite Grundlage legt für die künftige raschere Entwickelung seine« Außenhandels. Berlin, 18. März. «Bischof Ko rum und -er elsässische K l e r i k a l i sm u s.) Es ist nicht ohne Interest«, daß der „Elsässische Vvlksbvte" noch posr keutruii leidenschaftlich für den Bischof Korum Partei nimmt. Die „Kölnische Volkszeitung" hatte die Trierer Frage von vornherein mit großer Vorsicht und einiger Besorgnis behandelt, well sic eben ein größeres Matz politischen Weitblicks besaß, als viel« andere klerikale Organe. Sic hat sich dafür von einem rheinischen Zen- trumSorgan die Mahnung gefallen lasten müssen, mehr „katholisches Her»" zu zeigen. Der „Elsässische Volksbote" nun verurteilt nicht nur die kühle Haltung des führenden rlieinischen Zentrumsorganes, sondern «r benutzt die Ge- legenhcit, den Bischof Korum zu glorifizieren. Der Bischof sei der erste und kompetenteste Beurteiler, ob in Trier die konfessionelle Erziehung durchführbar sei. „Wenn Win Vorgehen die Zirkel des Evangelischen Bundes . . . gestöri hat, so beweist dies nicht, daß Bischof Korum nicht feine Pflicht als Bischof und als Seelen hirt ernst genommen und mit Festigkeit er füll t hat. In unserem Zeitalter des Lavierens wirkt eine derartige Erscheinung geradezu erfr i s ch end und herzerquickend auf ein katholisches Gemüt." Das Blatt führt weiter ans, daß Rom, obwohl es den Bischof zur Zurücknahme seines Publikandnms veranlaßt habe, ihm wahrscheinlich für sein entschiedenes Auftreten dank- barer sei, als der „Kölnischen volkSzettung" für ihre weltweise Haltung. — Wenn Derartiges in irgend einem preußischen oder bayerischen Zentrumsorgane stünde, so brauchte man davon kaum Notiz zu nehmen. Ganz etwas anderes ist eS aber, wenn derartige Betrachtungen sich gerade in einem «ls äffisch en Organe befinden, da» unter der Leitung zweier einflußreicher clsätsilcher Reichstag» abgeordneter sieht. AuS den Betrachtungen deS Blattes geht hervor, daß r» sich »er Schwieri-keMn, tztt Vtfchvf Kon»» -er preußisch«« Regierung zu bereiten suchte, gefreut hat Und baß t» ordentlich ein Bedauern darüber empfindet, »atz die preußische Regierung ans diesen Schwierigkeiten Nach kurzer Zeit und mit Erfolg herausMomme« ist. Wenn die Herren Delsor und Hauß so kurz vor bett Reichs- tagswahlcn ihren Lesern diese Glorifizierung deS Bischofs Korum vorsehen, so müssen sie doch annehme», gerade d t e intransigente Haltung dieses Manne» habe Widerhall bei den elsässischen Katholiken gesunde« utid diese empfänden eine gewiste Schadenfreude darüber, baß Preußen in die ernste Gefahr eines neuen Kulturkämpfe» geriet. DaS spricht eben nicht sehr für die loyale und nationale Gesinnung der reichvländischen Kaiholtken, und die Reichsregierung sollte wohl auf derartige Symptome acht geben. L. Berlin, 18. März. (Zentrum gegen Zentrum.) In einer Zuschrift, dir, wie die „Kölnische Bolksz-liung" aus drücklich hervorbrbi, nicht von einem Drutschbannoveraner, sondern von einem Mitglieds der Zentrumspartei herrübrt, werden den HildeSbeimer Zernrumsleuten gründ lich die Levitra gelesen. Die Kandidatur Bauertüeisier erscheine in um so befremdlicherem Lichte, je näher man an sie hcrantrete. ES sei sehr verwegen, auf die Macht der vom Bunde au-gegebenen Parole zu bauen. Man solle in HildeSheim doch nochmals prüfen, üb man mit dieser Kandidatur den Grundprinzipien der Zeu- trumSpartei nachkomme, und nicht minder, ob man dabei taktisch auf dem richtigen Wege fei. Es sei zu besorgen, tzaß der Effekt dieser Kandidatur darin bestehen würde, daß nicht nur daS bisher deutsch-bannoveranisch vertretene Hiwe-beim im nächsten Reichstage entweder durch einen Nationalliberalea oder durch einen Sozialdemokraten vertreten sein werde, sondern daß daS Hitvesheimer Verfahren dem Zentrum, bezw. seinen Hospitanten außerdem noch «ine» »der zwei Wahlkreise kosten könne. Wir haben diesen sehr zu treffenden Ausführungen nur noch hinzuzufügen, daß da- „Hildesheimer Verfavren" nicht nur für da« Zentrum, sondern auch für den Bund der Landwirte kostivirlig wervtn kann. DaS „Hildesheimer Verfahren" ist eben — ver fahren. («) Berit», 18 Mstrr. (Telegramm) Der Kaiser und die Kaiserin besichtigten heule morgen um 8^/« Uhr ia der Gießetei det königlichen Museen in Eharlottenburg Gips abgüsse, welche sür die Harvard-Unioersität bestimmt sind. Nach einem Besuche beim Reichskanzler empfing der Kaiser im königlichen Schlosse zum Bortrage ven Ober- Marschall Grafen zu Eulenburg-Prassen und den Geheime» Ober-Regierungsrat v. Balentim vom Civilkabinett. (>) Berlin, 18. März. (Telegramm.) Die „Nordd. Allg. Zlg." meldet: DaS gegenwärtig in Vlissiagea liegende deutsche Schulschiff „Eharlotte" wird morgen auf einige Stunden Hoek van Holland anlaufen, wo die K-nigtn der Niederlande dem Schiffe einen Besuch abstatleu will. 6 II. Berlin, 18. März. (Privattelegramm.) Daß im Bundesräte keine Majorität für die Aufhebung des tz 2 des JcsutteugescycS vor banden ist, bestätigen Maß gebende Kreise; eS sollen nnr 27 Stimmen für die Auf hebung vorhanden sein. — In vatikanischen Kreisen hofft man, so wird dem „B. T." gemeldet, Rampolla werde den Schwarze» Adlerorden erhallen. — Im Wahlkreise KönigSberg-Fischhauseu ist Fürst Dohna-Schlobitten als ReichStagSkaNdidat ausgestellt worden. Als er vor einiger Zeit bei einer Nach- wabl in Elbing-Marienburg als Kandidat auflreten wollte, bieß eS, daß er hierzu durch ven Kaiser veranlaßt worden fei. Ueber die damaligen Vorgänge wirb jetzt der „KönigSb. Hart. Ztg." von, wie sie sagt, „informierter kon servativer Seite" geschrieben: Drei StaatSdepeschen wurden damals versandt. Die eine an den Fürsten Dohna, die ihm auftrug, für den Wahlkreis Elbing- Marienburg zu kandidieren, die zweite an den Minister des Innern, die diesem anbefahl, den gesamten RegierungSapparat zu Gunsten des Schlobitters spielen zu laßen, und eine dritte, die den Kammer herrn v. Oldenburg aus Januichau aufsordrrte, seine Kan didatur zu Gunsten derjenigen Les Fürsten zurückzuzieheu. Da jedoch Herr v. Oldenburg kurz vorher den Elbiager Koniervativen uud Büadlrrn versprochen hatte, ihnen unter allen Umständen treu zu bleiben, so lehnte er das ihm durch dienstliche Vermittelung des OberstkämmererS, Grafen zu SolmS-Barnth, zugegangrne Ansinnen ab und wurde infolgedessen in seiner Eigenschaft als Kammerherr nach Berlin berufen. Dort las ihm Gras SolmS die bekannte KabinettSordre gegen die Kanalrebrllen vor uad versuchte wiederholt, ihn im höheren Auftrage zum Rücktritt zu bewegen, da eS der dringende Wunsch Sr. Majestät sei, daß Fürst Dohna kandi diere, und er al- Kammerherr nicht gut gegen den hofjäger- meister vom Dienst austreten könne. Herr von Oldenburg konnte sich nicht entschließen, den Bund und die Eldioger Konser- vativen im Stich zu lassen, »ad bat iasolg, dessen um seinen Ab schied al» Kammerherr. Echlirhlich erklärte er jedoch, bnß er, wenn Fürst Dohna im amtlichen „Elbiager KretSblatt" mit Namen»- nntrrschrist verkünden würde, daß er auf Befehl de» Kaiser» die ihm angetragene Kandidatur für Elbing - Marienburg annehme, er — v. Oldenburg — jeinerseit» ebendort erklären würde, daß er aus Befehl de» Kaiser» znrücktrrt». Der Kaiser war anfangs bereit, diesen Anrweg eiaznschlagen. Der darüber entsetzt, Reich«, kanzler Gras Bülow stellt» jedoch an höchster Stelle auf da« ein dringlichste vor, daß diese neue Kanolrebelleagrschicht», nachdem die alte kaum erledigt sei, sehr viel böse« Blut machen würde. Da zur selben Zeit auch ein Bries, den Fürst Dohna an Herrn von Oldenburg mit der Bitte richtete, zur Lermeiduag einer Dovpel- kandidatnr zn seinen Gnastea zurückzutretra, höflich aber ablehnend »ttvidett wurde, so blieb sowohl den höfischen Interessenten wie de« tzerrn vc» Schlobittrn nicht« andere« übrig, al« di«»mel «ns sein« Rrich«tog<iandid«t»r »» verzichte». D« Kaiser ließ sich in dies« Angels,nheit nicht mehr spreche», da« »bschi«d«gefnch de» Herrn von Oldenburg nl« K»«»ertz«r »utze «wtlich n» »ich, »o»h«»b«.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite