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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.03.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190303222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19030322
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19030322
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- S. 2122-2125 fehlen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-03
- Tag1903-03-22
- Monat1903-03
- Jahr1903
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.03.1903
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Prei- die 6 gespaltene Petitzeile SS Reklamen unter dem RedaktionSstrtch (4 gespalten) 7» vor den FamUteunach- richt«, (6 gespalten) 50 Dabellarischer und Hissernsatz entsprechend höher. —- Gebühre» sür Nachweisungen und Ofierteuannahm» L5 («xcl. Porto). «Krtr«. Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbeförderung SO.—, mit Postbeförderung ^l 70.—. Amrahmeschluß für ^nzei-e«: Abend-Au-gab«: vormittag« 10 Uhr. «arge»-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Anzeige« sind stet« au die Expedition zu richte«. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abeud« 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz i» Leipzig. Str. 147. Sonntag den 22. März 1903. 97. Jahrgang. Aus der Woche. Wie oft hat man in früheren Jahren über den Fürsten Bißmarck die Ansicht äußern hören, in der auswärtigen Politik zwar sei der große Kanzler ein Meister, von den inneren Angelegenheiten habe er jedoch eigentlich nur sehr wenig ver standen. Ueber den Schöpfer deS deutschen Reiches konnte ein solches Urteil nur der fällen, der nicht erkennen wollte, daß bei einer gewaltigen Persönlichkeit dieser Art die Ge nialität sich unmöglich auf eine Seite seines Wirkens be schränken kann. Und heute vermag selbst rin Eugen Richter nicht mehr zu verbergen, daß Leo- XIll. LIi mauc» öismurcü von der Energie, Geschlossenheit und Feinheit seiner inneren Politik in demselben Maße zu gelten hat, wie von seinen Taten auf dem Schachbrette der Weltpolitik. Ja, wir geben so weit, zu behaupten, daß der heutige Stand unserer inneren Verhältnisse die Sehnsucht nach einem Bismarck weit eher rechtfertigt, als die auswärtige Lage. Die beiden großen Reden des Grafen Bülow beim Etat deS Auswärtigen Amtes haben — zumal im Hinblick auf die leitenden Diplomaten der anderen Groß mächte — dem deutschen Volke von neuem das Gefühl ge geben, daß der dritte Nachfolger deS großen Kanzlers Um fang, Wesen und Form seiner auswärtigen Aufgaben nicht eng ausfaßt, daß. der Stolz, mit dem er sich als einen Schüler BiSmarckS bekennt, nicht auf Ueberschätzung seiner Fähigkeiten beruht. Gewiß ist es richtig, daß durch die Entwickelung der venezolanischen Frage daS Welt-Prestige der Vereinigten Staaten bedeutend und vor allen Dingen mehr gewachsen ist, als man es in Berlin und Wohl auch in London zu Beginn der gemeinschaftlichen Unternehmung sich mochte träumen lassen. Ferner stand in argem Mißverhältnis zu der Skrupel losigkeit, mit der sich in Worten und Taten Herr Bowen im Namen Castros zum Gebieter über europäische Groß mächte ausblähte, die übersprudelnde Liebenswürdigkeit, mit der sich vor amerikanischen Journalisten Herr Speck von Sternburg zum Bewunderer Amerikas und seines Präsidenten aufgespielt haben sollte. Indem er, was aus den im Reichstag abgegebenen Erklärungen bervorgeht, von dem Gesandten eine amtliche Aeußerung über die ihm in den Mund gelegten Worte ver langte, gab Graf Bülow zu erkennen, daß dieser amerikanische Stil nicht nach seinem Geschmack ist, und er hat zugleich der schon von Herrn v. Holleben inaugurierten Methode der Interviews in dem Lande, wo der Botschafter beglaubigt ist, einen Riegel vorgeschoben. Gerade das Dementi, mit dem die sensationellsten Wendungen als erfunden bezeichnet wurden, beweist, daß man bei amerikanischen Interviewern „Miß verständnissen" auSgesctzt ist. Von dieser Episode abgesehen, darf man zugeben, daß die deutsche Diplomatie durch An wendung bewährter Mittel schließlich aus einer unerquicklich gewordenen Situation doch noch das Beste gemacht und einen leidlichen Erfolg davongetragen hat. Worauf es uns aber bei dieser Betrachtung in erster Linie ankommt, — Graf Bülow hat in seiner Rede über diese Aktion Grundsätze internationaler Politik ausgesprochen, denen mar. vom Stand punkt nationalen Empfindens durchaus zuslimmen kann. So war es eine besonders richtige Direktive, daß aus dieser ver hältnismäßig unbedeutenden Streitigkeit keine Störung unserer guten Beziehungen zu anderen Mächten hervor gehen durste. Würdig und entschieden waren die Worte, mit denen dem ekelhaften Hetzblatt« „New Dork Heralb" ohne alle Umschweife die Verbreitung von Lügenmären vorgeworfen wurde. Wirkungsvoll und in unsrer Zeit des großen Aufwandes sür den Schul der über See lebenden Landsleute beherzigenswert war die Mahnung an die venezolanischen Deutschen, nicht über den kalten Wasserstrahl zu jammern, weil sie von ihm einige Spritzer abbekommen haben. In Bezug auf die sehr eingehenden, mit interessantem Material belegten Dar legungen über unsre Stellung zu den Deutschen Ungarns wird man gerechter Weife dem Grafen Bülow noch nicht vorwerfen dürfen, er habe Mangel an Gefühl für deutsche Stammesbrüder vermuten lassen oder Schwäche dem AuS- lande gegenüber verraten. 8i licet magvis oomponero parva, so möchten wir auf einen bekannten Vorgang aus der Ge schichte BiSmarckscher Politik Hinweisen. Man erinnert sich, mit wie heißem Begehren Baden durch den Mund seines Ministers Karl Mathy um den Eintritt in den Nord deutschen Bond bat und wie mit anderen Abgeordneten LaSker sich im Parlamente zum Sprachrohr dieser Wünsch« machte. Die Antwort, mit der damals Graf Bismarck di« aus so edlen nationalen Motiven entsprungene Anregung abwie-, war barsch und rauh, tief verletzend für alle die jenigen, denen sie galt. Rücksicht auf daS Ausland zwang den Kanzler, jeden Schatten eine« Verdachtes, al« ob er den Fuß nach Süddeutschland setzen wolle, selbst aus die Gefahr des Anstoßes bei weiten Kreisen der Vaterlandsfreunde nicht auskommen zu lasten. Wenden wir den Vorgang auf die Zurückweisung der Be schwerden des Abg. l)r. Hasse über das Berbalten der deutschfeindlichen Magyaren an, so muß zunächst betont werden, daß diese Zurückweisung eine getreue Kopie deS BiSmarckschen Original- insofern nicht war, als Graf Bülow dem Führer deS Alldeutschen Verbandes ein Verlangen unterschob, daS er gar nicht ausgesprochen hatte. DaS hätte der Kanzler um so mehr vermeiden sollen, je näher ein ähnliches, chon früher von ihm gegen denselben Abgeordneten beliebtes Verfahren die Annahme legte, er benutze gerade diesen Politiker mit Vorliebe zur Folie für sein eigene- Verhalten dem Auslände gegenüber. In der Sache freilich kann er sich auf daS Beispiel seines großen Vorgänger- ebenso berufen, wie der Abgeordnete vr. Hasse sich sagen darf, daß eine Motive ebenso edel und national waren, wie die MathyS und LaSker«. Gerade im gegenwärtigen Augenblicke, da der magyarische Eigendünkel und Chauvinismus wieder einmal einen bedenklichen Grad von elektrischer Hoch spannung aufweist, durfte der Kanzler die Haffeschen Be schwerden sich «icht aneignen, so sehr er im Innern mit ihnen übereinstimmen mochte. Selbst sein Schweigen würde al« Zustimmung auSgelegt worden sein und An laß zu einer Campagne gegeben haben, die sich von jenen Hetzereien sehr wenig unterschieden hätte, die wegen der deutschen Boerensympathien von England in Scene ge setzt worden war. Es kann aber keineswegs als erfreulich oder auch nur annehmbar bezeichnet werden, daß wir zu de« wirt schaftlichen Differenzen mit Dreibundländern auch noch natio nalistische Händel bekommen. Wie Fürst BiSmarck in solcher Hinsicht dachte, geht daraus hervor, daß er einmal zu einem hoch gestellten russischen Diplomaten sagte: Und wenn Ihr die letzte lutherische Kirche in den Ostseeprovinzen orthodox macht, — wir werden keinen Finger rühren. So wenig wir mit der Ansicht zurückhalten, daß der deutsche Bot schafter in Petersburg über die Roheit, mit der eine von ihm empfohlene Reichsdeutsche abgeschoben worden ist, ein kräftig Wörtlein hätte sagen können, so unumwunden sprechen wir die Unmöglichkeit eines Einschreiten« der deutschen Diplomatie für die von den ungarischen Behörden und Ge richten drangsalierten Deutschen Siebenbürgen« aus. Die sehr feinen Bemerkungen BiSmarckS über den Unterschied zwischen Deutschen und Wallachen, über Kreisrichter-Politik usw., wie sie sich in den von Bülow jetzt verlesenen Erlassen finden, sind ihrer Zeit doch auch nicht vor der Oeffentlich- keit gemacht worden. Indem der Kanzler sie sich jetzt zu eigen machte und sie unsren diplomatischen Vertretern in Pest in die Erinnerung zurückrief, ist er in der An deutung der ohürhin bei ihm vorauszusetzcnden Sym pathien für die deutschen Brüder so weit gegangen, wie billigerweise von ihm, der für Erhaltung guter Beziehungen zu Oesterreich-Ungarn verantwortlich ist, erwartet werden kann. Nach dem, waS er gerade über diese und die italienischen Beziehungen bei Besprechung des Dreibund-Vertrages und seiner Erneuerung gesagt hat, liegen auf diesem Gebiete die Dinge keineswegs so glatt, wie noch etwa in Caprivischen Zeiten. Fran zösische und vatikanische, wie panslawistische Hetzarbeit haben in allen Dreibundländern eine starke Oppo sition gegen dessen Fortdauer geschaffen. Graf Bülow hat bei der Erneuerung deS Bündnisses zudem infolge von wirtschaftlichen Aspirationen ohne Frage sehr erhebliche Schwierigkeiten gehabt. Was er hier geleistet hat und auch di« Würde, mit der er jetzt wieder Deutschland als daS bündnissähigste, darum aber keineswegs bündniSbedürftigste Land bezeichnet hat, verdient Wohl volle Anerkennung. Wir fassen uns dahin zusammen, daß dem Diplomaten Bülow Eignung für seine Aufgaben nach Maßgabe seiner Taten so wohl wie seiner Anschauungen und Reden ohne wesentliche Ein schränkung zuzusprechen ist. Haben wir oben den großen Kanzler gegen eine Spaltung in einen äußeren und einen inneren BiSmarck gewahrt, so muß von dem Grafen Bülow in Bezug auf eine Grund frage, ja momentan die Hauptfrage unsrer inneren Politik, gesagt werden, daß er nicht auf der Höhe seiner diploma tischen Leistungen steht. Heute wird er wohl selbst zugeben, daß es ein unverzeihlicher Fehler gewesen ist, vor erfolgter Abstimmung aller Welt zu erklären, im BundeSrate werde daS preußische Votum sür die Aufhebung d«S zweiten Para graphen deS IesuitengesetzeS abgegeben werden. Mit welcher Beflissenheit haben noch vor wenigen Monaten offi ziöse Federn immer wieder darauf hingewiesen, wie es dem Grafen Bülow am Herzen liege, den berechtigten Einfluß der Bundesstaaten auf Gestaltung der Wirtschaftspolitik zu voller Geltung kommen zu lassen. Solche Beteu erungen sinken auf da« Niveau wertlosester Phrasen herab, wenn in einer Kulturfrage allerersten Ranges die Stimmungen großer Bundesstaate« einfach als qurmtitö nögligoadlv an gesehen werden. Die lahme und matte Verteidigung dieser Politik Preußen« durch die „Nordd. Allg. Zig." ist an dieser Stelle zur Genüge gekennzeichnet worden. Tragisch zu nehmen ist sie schon deswegen nicht, weil da« Bedürfnis BülowS, seine Beziehungen zu Rom auch i« anderen ihm zugängliche« Blättern apologetisch zu besprechen, der beste Beweis dafür ist, daß der heiß« Odem der populäre« Entrüstung auch io daS Palais der Wilhelmstraßr gedrungen »st. Schon wett ¬ eifern die ultramontanen Zeitungen in der an den Kanzler zerichteten Mahnung, sür ih« dürfe nur daS Votum des Reichstage« gelten, Regungen der Volksseele habe er zu ignorieren. Sie sind doch wirklich recht plump, diese ultra montanen Politiker. In Bayern mußte die Volksseele so lange ochen, bis der leitende Minister richtig verbrüht worden war. Der Jesuit dagegen, vor dem da« ganze deutsche Volk geradezu Ekel empfindet, soll von Reichewegen wie eine will- ömmene Speise dargerricht werden. Sollte dem Grafen Bülow wirklich nicht unheimlich zu Mute werden, wenn er in de» „Germania" oder der „Kölnischen VockSzeitung" über von ihm inspirierte Artikel liest, eS fei erfreulich, endlich einmal von dieser Seite ein kräftige- Wort gegen die gewissenlose Hetzeiei zu hören. „Noch besser aber al» durch Worte könnte Gras Bülow ihr durch Taten ein End« mache«. Er braucht nur möglichst rasch die Entscheidung im BundeSrate »erbeizuführen. Dann würde der ganze Lärm, der jedoch nicht einer wirklichen Erregung und der Besorgnis weiterer DolkSkreise vor den Jesuiten entsprungea ist, sondern nur den Versuch eines Haufens von Fanatikern darstellt, die Regierungen einzuschüchlern, sehr bald verstummen. Wir nehmen jetzt an, daß die Nachricht von der beabsichtigten Hinausschiebung der Entscheidung falsch war. Möge man nun auch nicht langer zögern. Je weiter man die Eni- cheidung hinausschiebt, umsomehr Gelegenheit gibt man den Hetzern, mit Lügen und Gehässigkeiten die Leute auszuregen." Dieselbe Tonart, mit der in Badea für die Zulassung der Klöster geschürt wurde! Im Interesse deS Frieden« wünschen auch wir baldige Abstimmung deS BundeSratS über die Iesuitenfraze, aber nicht in dem Sinne der klerikalen Zu mutungen. Auch wenn er nur Husarenstiesel tragt, könnte Ich, gestützt auf mächtige, tiefgehende Stimmungen, Gras Bülow sehr wohl trauen, der schwarzen Geselljchast einmal den Pelz zu waschen, aber »icht, ohne daß er gehörig naß wird. Deutsches Reich. * Leipzig, 21. März. In einer Berliner Korrespondenz unterm 18. di«. MlS. war erwähnt worden, baß in der Jesuitenkirche äsl Ossü zu Rom neben rem Hauptaltar St. Ignatius die Ueberwindung der „Ketzerei", letztere versinnbildlicht durch Lutber und Calvin, plastisch veiberrlicht wird und daß diese Tatsache von dem „getreuen Ekkard der Reisenden", von Bävecker nämlich, in seinem „Mittelitalien" weislich unvermerkt bleibt» Hierzu werden wir nun darauf aufmerksam gemacht, daß in den sich mit Rom befassenden Meyerscheu Reise- bückern (B'dliograpkisches Institut in Leipzig) diesem durchsichtigen Vertuschungslysteme nicht gekuldigl wird, und zwar heiß» eS ausdrücklich über ik 6o8i» in MeyerS „ Rom buch": Recht- vom Altar: Die Religion (mit Kreuz und sengender Flamme) stürzt die Ketzerei (zwei Männer, der eine schla rrgen- abwehreud, der andere sein Haar zerreibend, unter ihnen Bücher mit den Namen Luther und Calvin), vou LegroS. — Darüber Marmorreltef mit der Approbation de« Jesuitenordens. Und i« MeyerS „Italien in 60 Tage«" wird darüber gesagt: Rechts und link- (vom Altäre) Marmorgrupp«, link« der sieg- reiche Glaube, von Teudoo; recht- die siegreiche Religion (die Ketzer »nd di« Bücher mit de« Namen Luther und Cal vin zu Füßen), von Legros. 6. ü. Berlin, 2t. März. (Sozialpolitische Infor mationsreise nach Holland.) Die X. Informationsreise der Zentralstelle sür Arbeiterwohlfahrt«einr>ch- tungen wird sich biS Holland erstrecken. Zuerst werden sich die Herren am 10. Mai nach der Provinz Hannover be geben, um dort die großartigsten und sehenswertesten Fabrik- etablissemeut« und WohlfahrtSeinrichlungen, die sich in Vieser Provinz ganz bedeutend vermehrt Haden, in Augenschein zu nehmen. Bon der Provinz Hannover gebt eS dann nach Westfalen, wo in erster Linie bie Bodelschwinghschen Anstalten bei Bielefeld und die Arbeiierkolonie Wilhelmsdorf vaS Interesse der Sozialpolitik erregen dürsten. In Holland sind eS nament lich die Städte Amsterdam und Delft, in denen da gewerbliche und soziale Leben eingehend studiert werden soll. Diese Informationsreisen haben mehr und mehr Anklang gefunden; unter bewährter Führung habe« sie das sozial politische Verständnis nach den verschiedensten Richtungen erweitert, eine Fülle von Anregungen gebracht und durch Anregung zu interessanten Vergleichen außerordentlich be fruchtend auf die Tätigkeit hervorragender Sozialpolltiker eiogewirkt. Berlin, 21. Marz. (Zwecklose Nervosität.) Im Wahlkreise Krankfurt/Over unterstützen die Freisinni gen anerkennenSwerierweise den nationalliberalen Kan didaten Geh. Rat Schwabach. Die „Freisinnige Ztg.", die zuerst gewissermaßen die Aktwlegitimatto« der dortigen Frei sinnigen angezweijelt hatte, muß sich nun wohl öder Übel mit der Tatsache abfinden; aber sie bemüht sich, die Haltung der Frankfurter Freisinnigen in Gegensatz zu stellen zu der Haltung der NanonalUbrralen in andern Wadlk,eisen, wo diese aiigrlffswnse gegen d»e Freisinnigen vorgingeo, wie bei spielsweise m Oldenburg I. Früher hatte d„ „Kreis. Ztg." al« derartige Wahlkreise »och Eodurg und Wiesbaden erwähnt, und auch bei der gegenwärtigen Gelegenheit de- mangelt sie, daß ,« diese« beiden Wahlkreise« die National- ltb.'ralen mit dem Bunde der Landwirte zusammengingen. WaS nun zunächst die Unterstützung des uatwnalliderale« Kandidaten in Frankfurt a. O. durch die Freisinnigen an belangt, so ist diese, wie schon erwäbnt, gewiß mit Dank aa- ,verkennen, aber man muß sich doch zweierlei vergegenwärtigen: einmal hätte ein freisinniger Bewerber nicht die mindeste Aussicht, auch nur in die Stichwahl zu gelange»; denn bei den letzten allgemeinen Wahlen blieb der freisinnige Kandidat um über 3000 Stimmen hinter dem Konservativen uod um 4500 Summen hinter dem sozialistischen Bewerber zurück. Angesicht« der Abstellung eine- rechtsstehenden konservativen Kandidaten aber dürste eine ganze Anzahl gemäßigt konservativer Stimmen dem »ationalliberalen Kandidaten zusallen, sodaß dieser sehr wohl in Stichwahl gelangen kann. Zum zweiten wüiden die Freisinnigen, w nn sie den nationallideralen Bewerber nicht unterstützten, mit Sicherheit vor die Alternative gestellt werden, in der Stichwahl eniwever einen bochkouservailven Mann oder einen Sozialdemokraten zu unterstützen, waS ihnen wohl beides gleich fatal wäre. Wie stehl eS nun mit den Orten, wo die Naiionalliberalen angeblich die freisinnige VoltSparte« au greifen bezw. mit dem Bunde der Landwirte gegen sie ver bünden. Oldenburg I war von l87l—1881, von 1887 bi- I8S0 und von 1893—1898, also insgesamt 18 Jahre national-' liberal vertreten, hingegen nur 14 Jahre fortschrittlich bezw. sreisianrg. Noch bei den letzten allgemeinen Wahlen brachte der nationalliberale Bewerber im ersten Wablqang 1500 Stimmen mehr auf, als der Kandidat der freisinnigen Volkspanei, und dieser wurde nur dadurch gewählt, daß in der Stichwahl die Sozialdemokraten Mann für Mann für ihn eintraten. Unter diejen Umständen den Nationaltiberalru einen Vorwurf daraus zu machen, daß sie den „Besitzstand ver freisinnigen VolkSpaitei" aogreifen, »st wirtlich etwa- stark. In Koburg und Wiesbaden sind — in Koburg stet«, i« Wiesbaden in der Mehrzahl der Fälle — nationalliderale Bewerber aufgestellt worden und Koburg war auch vou 187 l—1881 nationalliberal vertrete«. Daß also die Ratio- nalliberalen Kandidaten aufstellen, kann man ihnen gewiß nicht verübeln. Wiifl man ihnen aber vor, daß sie i» diesen Wahlkreisen die Unterstützung deS Bunde« der Landwirte annehmen, so fragen wrr, ob nicht etwa die freisinnige Volks partei in Kreisen, in denen sie gegen die Nationallideralen ficht, die Hülfe der Sozialdemokraten, gelegentlich auch ein mal deS Zentrums annimmt, trotzdem die „Freisinnige Ztg." gewiß die polnischen Gegensätze zwischen ihrer Partei und diesen beiden Palleten sehr wohl kennt und auch nicht ver wischt wissen will. Der Bund der Landwirte unterstützt die Heiren Patz g und Bartling nicht auS Liebe zur national liberalen Partei, sondern weil diese Männer «dm immer noch sympathischer ist, als die volksparieilichen Bewerber. Und ebenso unterstützen die Sozialdemokraten oder Zentrums leute oder beide zusammen in Oldenburg oder anderwärts, sei eS sofort, sei es in der Stichwahl, die freisinnige Volks partei, weil ihnen diese sympathischer ist, als die national liberale Partei. Bei dem Reichtum an Parteien, mit dem Deutschland gesegnet ,st, muß man sich eben mit den kreuz und quer gehenden Wählverbindungen abgedrn und sie auch so lange sich gefallen lassen, al« sie nicht direkt widersinnig siav. Wenn belspletSwerse angebliche uatwnalliberale Ver trauensmänner im Braunschweigischen für einen Welfen oder evangelische Bündler »m Hannoverschen sür einen Zen- lrumsmann stimmen wollen, dann „lsl'S Zeit zum Lärmen". * Berlin, 21. März. (Die angebliche Mauserung-- legende in freisinniger Beleuchtung.) Die im Ver lage der „Freisinnigen Zeitung" deS Abg. Eugen Richter erschienene Broschüre „Sozialistensptegrl" enthält daS folgende Kapitel über den „Mauserung-Prozeß": „Auf Seiten der bürgerlichen Parteien wird mitunter eS so dargestrllt, al- ob die Sozialdemokratie in einem MauserungS- prozeß begriffen sei, der der Entwickelung zu einer radikalen Arbeiterpartei auf der Grundlage der heutigen Staat«- und Gesellschaftsordnung gleichkommr. DaS ist eine vollständige Täuschung. Zunächst Halle» die maßgebenden Führer Bebel, Singer in aller und jeder Beziehung dasjenige aufrecht, was sie bi-her vertreten haben sowohl in bezog auf die Endziele der Sozial demokratie alS auch in bezug auf die Mittel zur Erreichung dieser Ziele. Die Eroberung der politischen Macht zur Ver nichtung de« Privateigentum« uod der Privatbetriebe wird io aller Schärf, aufrecht erhalten. Di« Revolutio« al« Mittel hierzu wird in keiner Weise verworfen, sondern nur für entbehilich erklärt, wenn man auf anderem Wege da- gemriniame Ziel erreichen könne. Der Gegensatz zu den bürgerlichen Parteien hat sich in der Sozialdemokratie eher verschärft al« gemildert. Die Kritik, welche Bernstein über die Grund lagen deS sozialdemokratischen Programms angeregt hat, be rührt die sozialdemokratischen Genossen «icht. Im Grunde genommen unterscheidet sich auch Bernstein mit seine« Anhänger« von Bebel mit seinen Anhängern nur dadurch, daß er weniger temperamentvoll al« Bebel für die Verwirklichung der Endziele eine längere organisatorisch« Vorbereitung in Genossenschasteu und Gewerkschaften sür erforderlich erachtet, so daß allerdings dabei die Endziel« in nebelhafter Ferne erscheine«. DirS reizt Bebel zum Widerspruche, de-halb, weil «S anf di« Begeisterung nud den Opfermut der Genossen natürlich nach jeder Richtung lähmend ein wirken muß. So sagt« Br bei aus dem hannoverschen Parteitag 1899: „Eine Partei, die kämpft, will siegen, braucht Begeisterung, braucht Opferwilligkeit, und die nimmt man ihr, wenn man nach allen Richtungen hin die Schwierigkeiten austürmt, wenn ma« ihr sagt: „seid vorsichtig, seid brav« und artig« Kinder, daß ihr ja nicht die lieben bürgerlichen Freunde erschreckt"... Philosophieren, nur« alle« für Kleinkram im Wege stehen könnt«, dafür danke ich, da hätte ich lange di» Flinte in« Korn ge worfen. Die Freßlegendel Ei zum TeufelI" Abg. Bebel wandte sich gegrn die MauseruagStheori» auch tu einer sozialdemokratische» BokSversammlung im L. Berliner Wahl kreis am LS. November 1902, indem er au-führtr auch gegenüber denjenigen, di« anf liberaler Seite an die ManserungStheorta -landen: „Ja den letzten Jahre» sei von einigen unter uo« bi« Theorie ausgestellt worden, di« Klassengegensätze milderten sich,
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