01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030324016
- PURL
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- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903032401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-03
- Tag1903-03-24
- Monat1903-03
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Ännahmeschluß fiir Anzeigen: Abend-Au-gabe: Vormittag- 10 Uhr. Mvrgen-AuSgabe: Nachmittag- 4 Uhr Anzeigen sind stet« an die Expedition zu richte». Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- abends 7 Uhr. Druck und Berlag von L. Polz io Leipzig. Rr. 150 Dienstag den 24. März 1903. 87. Jahrgang. Die Jeftüte» rmd der Krieg von 1870. 8. Noch zu wenig ist bekannt, daß der Krieg von 1870 nicht nur eine grobe historische Entscheidung -wischen Frankreich und Deutschland gebracht, sondern auch -en Protestantismus au» einer schweren Gefahr errettet hat) da» deutsche Schwert, da» auf -en französischen Schlacht felder« bbe deutfche Einheit erstritt, hat auch da» fein ge sponnene Netz zeichauen, da» Nom der norddeutschen Vor macht de» Protestantismus über» Haupt werfen wollte. Man tut gut, einige Daten in diesem Betreff sich zu »er- gegenwärtigen. Nm 18. Juli 1870 fand in Nom die Schlust- crbftinmmng de» ökumenisch«, Konzil» über di« Unfehl barkeit de» Papste» statt, am folgenden Lage erklärte Frankreich an Preußen den Krieg. Genau zwei Monate später, am 1». September, hatte nach unerhörten Siegen da» deutsche Heer um Pari» den eisernen Ring gezogen, am nächsten Lage zogen bi« italienischen Truppen in Rom ein und vernichteten damit die weltliche Herrschaft de» Papste», die nun nicht mehr von dem Korp» Napo leon» IH. geschützt wurde. Wie die Ftlden von einem Ereigni» »um andern liefen, soll hier mit Benutzung einiger neuer Nachrichten in uuferm Gedächtnis wieder aufgefrifcht werben: wir haben e» nötig. An der römischen Frage ist das Kaisertum Na poleon» NI. recht eigentlich z« Grunde gegangen, an dem unlösbaren Widerspruche, daß Napoleon die italienische Einheit, die er so kräftig gefördert hatte, doch nicht zu vollenden gestattete: er durfte nicht zulafsen, daß die Italiener Rom annektierten, weil er damit den franzö sischen Kleru», auf den er sich stützen mußte, zum unver söhnlichen Feinde seiner Herrschaft machte. Die Einflüsse seiner Umgebung, besonder» der Kaiserin Eugeuie, die von ihrem Grotzalmosenier Menjaub beraten wurde, ver hinderten ihn, da» Bündnis mit Victor Emanuel zu voll ziehen, der ihm gegen Preußen Helsen wollte, wenn -er Kaiser ihm Nom al» Hauptstadt überließe. Hierüber ist noch bi» in die Tage von Metz 1870 verhandelt worden. Die deutschen Siege haben dann ein Dilemma gelöst, au» dem jahrelang weder Franzosen noch Italiener einen Ausweg finden konnten. Die römischen Einflüsse in Pari» sind in den Julitagen aber auch unrutttelbar von verhängnisvoller Bedeutung geworben. Unendlich viel ist in den letzten Jahren über die Entstehung de» Kriege» von 1870 geschrieben worden, über die spanische Kandidatur de» Erbprinzen von Hohen- zolleru, Über die Emser Depesche, über die beabsichtigte Allianz Frankreich», Oesterreich», Italien» gegen Preußen, Da ist e» merkwürdig, daß man nie mehr auf eine wichtige Aeußerung Bismarck» im Reichstage vom 5. Dezember 1874 zurück««kommen ist: „Daß der Krieg von 1870 im Einverständnis mit der römischen Politik gegen un» begonnen worden ist, daß das Konzil deshalb abgekürzt worden ist, daß die Durchführung der Konzilsbeschlüffe, vielleicht auch ihre Vervollständigung, in ganz anderem Sinne ausgefallen wäre, wenn die Franzosen gesiegt hätten, daß man damals in Rom wie auch anderswo auf den Sieg der Franzosen wie auf eine ganz sichere Sache rechnete, daß cm dem französischen Kaiserhofe gerade die katholischen Einflüsse, die dort in berechtigter oder unbe rechtigter Weise — ich will nicht sagen „katholischen", sondern die römisch-politischen, jesuitischen Ein flüsse, di« dort berechtigter oder unberechtigter Weise tätig waren, den eigentlichen Ausschlag für den kriegerischen Ent schluß gaben, ein Entschluß, der dem Kaiser Napoleon sehr schwer wurde und der ihn fast überwältigte, daß eine halbe Stunde der Friede dort fest beschlossen war und dieser Beschluß umgeworfen wurde durch Einflüsse, deren Zusammenhang mit den jesuitischen Prinzipien nachgrwiesen ist: — über das alles bin ich vollständig in der Lage, Zeugnis ablegen zu können. Denn Sie können mir wohl glauben, daß ich diese Sache nachgerade nicht bloß aus aufgefun denen Papieren, sondern auch aus Mitteilungen, die ich au» den betreffenden Kreisen selbst habe, sehr genau weiß." L» ist sehr zu bedauern, baß später niemals der Ver such gemacht worden lst, den Reichskanzler wieder aus diese wichtigen Angaben zu sprechen zu bringen, die hier mit so großer Bestimmtheit auftreten, baß man sie nicht mit dem rein politischen Bedürfnisse de» Augenblick» -- im Kulturkampf — erklären kann. In seinen „Gedanken und Erinnerungen" ist Bismarck nicht mehr darauf zurück, gekommen: indes spricht er (II, 88» doch auch von den ,.ultramontanenEinfllifsen, welche hofften, baß Frankreich- Siege, vei per L'rauov«, Lt« Ziehung weiterer Konse quenzen des Vatikanum» in Deutschland, gestützt auf Allianz mit dem katholischen Oesterreich, erleichtern wür den." Nach neuen Veröffentlichungen scheint aber Bismarck vor dem Ausbruch de» Kriege» die geheimen Intrigen der Jesuiten nicht völlig erkannt zu haben. Zwar die Verhältnisse in Südbeutschland und Oesterreich — wo nach 1806 die «ltramontanen Bestrebungen sich mit den demo kratischen zur schärfsten Preußenhetzr verbanden — durch- schaute er; aber in Preußen selbst hat er 1870 wohl die jesuitischen Einflüsse — von denen er später in seinen «Ge danken un- Erinnerungen" so vst spricht — unterschätzt. Da» geht au» den 1S0L erschienenen Denkwürdigkeiten Robert von Mohl» hervor, der über ein Gespräch mit bem Fürsten Hohenlohe — damals bayerischem Minister- präsibenten — vom 28. Februar 1870 folgendes meldet: „Dies führte zu einer Besprechung der kirchlichen Zu- tände in Preußen, wo ich dann meine Verwunderung dn« rüber aussprach, daß man dort die Jesuiten so ungestört esten Kuß fassen und sich immer weiter ausbreiten lasse, vährend doch darüber gar kein Zweifel sei, daß diese auf Befehdung des Protestanti-muS und folg- lich des Wesens von Preußen unter allen Umständen und zu jeder Zeit au-gehen wer den. Der Fürst (Hohenlohe) war hierin ganz meiner Ansicht und sagte, er habe mit Bismarck wiederholt und ernst lich hierüber gesprochen, ohne ihn jedoch überzeuge» zu können. Er (Hohenlohe) dürfe wohl von sich behaupte», daß niemand mit den inneren Verhältnissen der Hierarchie nnd dem Eingreifen der Jesuiten in dieselben vertrauter sei, als er; allein man wolle ihm nicht glauben. So habe er z. B. Bismarck vor dem Erzbischof LedochotvSki gewarnt, als einem Zögling und ausgesprochenen Protege der Jesuiten, über dessen Gesinnung er genau unterrichtet sei. Bismarck habe ihm aber gesagt, dies sei ein ganz vortrefflicher Mann, her ihnen die Polen in Ordnung halte und auf den sie sich ganz verlassen könnten. Das Unglück sei i »Preußen eben, daß man sich von den Jesuiten düpieren ^asse, daß diese auf alle konservativen Schrullen scheinbar eingeheu." Diese Bemerkungen gewinnen au Bedeutung, wenn man hinzufügt, daß derselbe LedochowSti noch im No vember 1870 nach Versailles kam, um den siegreichen König von Preußen zu einem Protest gegen die Besetzung Roms durch Victor Emanuel zn bewegen, worüber König Wilhelm wenig erfreut war, während Bismarck ans poli tische» Gründen die wohlwollendsten Gesinnungen für de» päpstlichen Stuhl an den Tag legte. Und doch hatte schon am 1. Oktober 1870 der Mainzer Biichof v. Ketteler ein Schreiben a» BiSmarck gerichtet, worin er die Befürch tung aussprach, daß „die Ereignisse der Gegenwart als ein Sieg des Protestantismus über den Katholizismus -um Nachteil der Katholiken ausgebeutet werden könnten". Da zu kam dann im Dezember 1870 das Anerbieten des PapsteS Pius IX., eine Abordnung von Kardinälen nach Versailles zu schicken, nm den neuen Kaiser von Deutsch land zu beglückwünschen. Wurde dieser in seinen Ab sichten allzu durchsichtige Antrag auch höflich abgclehnt, so hat Bismarck doch gehofft, aus die klerikalen „Patrioten" im bayerischen Landtage dadurch Eindruck zu mache»; sie aber erklärten mit Hohn, sie wüßten recht gut, was eS damit auf sich habe und daß dem römischen Hofe nichts ferner liege, als mit der angeblichen Freundschaft sür das preußische Kaisertum einen rechten Ernst zu verbinden.*» Bischof v. Ketteler lzatte in jenen: Briefe auch auf die Gefahr hingewiesen, daß die für Deutschland wiederge- wonnenen Elsaß-Lothringer in eine „Epoche religiöser Be nachteiligung" kommen könnten, wenn nämlich „ein ge wisses Bestreben" entstehen möchte, sie „nach und nach zu protestantisieren". Wie sich in dieser Befürchtung eine starke Enttäuschung Roms kundgab darüber, daß durch den Sieg der Deutschen langjährige Versuche zur Kathvli- sierung des Elsaß gehemmt wurden, möge aus folgenden Nachrichten hervvrgel-eii, die uns neuerdings über elsäs- fische Dinge zur Zeit des Krieges von 1870 zuteil gewor den sind. Gustav Frey tag erzählt vom 9. August 1870, ein Landwirt in Ober-Modern im Elsaß hätte ihm gesagt: „Wir wußten bereits, daß eS etwas geben würbe, als die Pfaffen wie die Bienen umherfchwärmten, denn das war beim Krimkrieg und dem italienischen gerade so." Die Geistlichen arbeiieten hier ganz im Sinne der Pariser Negierung.**) Ausführlichere» hierüber erfahren wir auS den interesiauten Memoiren***) von August Schneegan», dem verdienten Führer der autonomisti- schen Partei im Elsaß. Er mußte al» guter Franzose zu seiner bitteren Enttäuschung den unüberwindlichen Arg wohn der Franzosen gegen die Protestanten kennen lernen. „Diese Seite Le» 70er Kriege» ist wenig bekannt und doch von großer Wichtigkeit gewesen." „Bei ihrer Ankunft am Bahnhof erhielten unsere Sol daten geweihte Rosenkränze, Medaille» mit den: Bilde der heiligrn Jungfrau, Münzen, welche sie vor de» Kugeln schützen sollten ... In den ersten Tagen des Krieges erhielt der Generalrat Kratz Briefe von mehreren Pfarrern, die ihm ankündigten, daß dir Priester den heiligen Krieg gegen die elsässischen Protestanten predigten. Er begab sich zum Prä fetten, um ihn davon in Kenntnis zu setzen. Ter Präfekt lachte ihn aus; am selben Tage aber telegraphierte er der Kaiserin, daß die Protestanten mit den Preußen gemeinsame Lach« machten. E» war nicht bloß Frankreich, das Deutschland den Krieg erklärte: cs war der Katholizismus, der eine Acra neuer blutiger Kämpf« gegen den Protestantismus eröffnete . . . So war also unter dem Einflüsse des *) Ottokar Lorenz: „Kaiser Wilhelm und die Begründung des Reichs". S. 48?s. "*) „Der Kronprinz und die deutsch« Kaiserkrone" S. 17. ""*) Deutsch« Rundschau, Januar 1V0L, brs. L. lOSf. JesuitiSmuS, der das ganze Land verderbt hatte, der Patriotis mus in Frankreich erloschen; man ging diesem Kriege ent gegen, indem man sich im Innern zersplitterte; man verab scheute ebensosehr die Protestanten wie die Preußen und be reitete sich vor, die Siege, die man über die Deinschen davon tragen wollte, gegen uns Franzosen auszubernen. Mochte Frankreich siegen oder besiegt werden -— wir Protestanten Ivaren jedenfalls Be siegte." DaS sind gewichtige Mitteilungen von unbestreitbarer Wahrheit, di« über die tieferen Ursachen deS Krieges von 1870 mehr Aufschlüsse geben, al» manche enrsige Kleinarbeit der Historiker. Ungeheuer waren die politischen nnd sitt lichen Interessen, die 1870 ans dem Spiele standen; wenn jemals die Majestät des Kriege» sich offenbart hat, so war e» in diesem „heiligen" Kriege, dessen reinigende Gewitter schläge das schwüle Gedünst wälscher und ultramvntaner Bestrebungen und Hoffnungen zerstreute. Deutsches Reich. -r- Berit», 23. März. (.Zielbewußte" Bündlrr.) Wenn auch der Bund der Landwirt« sich wohl hütet, alle diejenigen konservativen und sreikonservaiiven Abgeordneten, die sür den Antrag Kardorfs eingktreten sind, zu beseitigen, weil seine Macht dazu einfach nicht ausreickt, so ist er dock in einzelnen Fällen bestrebt, „pflaumenweiche" Abgeordnete durck „riickgratsesle" Kandidaten zu ersetzen; besonders richtet sick sein Augenmerk ans Beseitigung solcher Abgeordneter, die der Reich-Partei angeboren. So Hal er in Frank- surl a. O. an die Stelle de» gegenwärtigen reichs- parkeiliche» Abgeordneten euren hochkonservalioen Kan didaten gesetzt und so beabsichtigt er auch in dem Wavl- kreise Oldenburg (Holstein) den reich-parteilichen Abgeordneten vr. Srockmar durch einen „zirlbewußten" Agrarier zu ei- jetz.a. ' Ter Bund r«r Landwirte kaan sich aber leicht zwischen zwei Stühle setzen. In Frankfurt a. O. ist bekanntlich ter nationallibeiale Geh. Rat Schwabach al- Kandidat beider liberaler Parteien ausgestellt worden, und e- ist febr wohl möglich, daß dieser Bewerber an Stelle deS konservativen Kandidaten in die Stich wahl mn dem Sozialdemokraten gelangt. In ilner Wut d.iinber vollführcn die zielbewußten Agrarier beiläufig ein seines Stlickleiii: sie boykottieren die Frankfurter „Oder- Zlg.", weil riese das Verbrechen begeht» für den nalional- tiberalcn Bewerber einzuireien. „Wer nicht pariert, der fliegt hinaus", — uian sieht, zwischen zielbewussten Bündlrin und zielbewußte» Sozialdemokraten ist wenigstens hinsichtlich der Taktik kein zu großer Unterschied. In Oldenburg in Holstein wuide bei den letzten allgemeinen Wahlen der reichsparteiliche Bewerber im ersten Wahlgange mit einer Mehrheit von über 1500 Stimmen gewählt. Die Aufstellung einer hoch- loiiseroanv agrarischen Kandidatur läßt eS höchst zweifelhaft erscheinen, ob der rechtsstehende Bewerber auch diesmal im ersten Wablgauge den Sieg erringt. Wenn sich hier die liberalen Elemente auf einen Kandidaten vereinigen konnten, ähnlich wie in Frankfurt a. O., so wäre eS sehr wohl möglich, daß diese, Kandidat imt dem Biindler in dieSuckwahl käme und daß die ungefähr 3000 Summen, die die Sozialoemolratie in diesem Wahlkreise aufbringl, in der Stichwahl den Sieg beö liberalen Bewerber- herbcisühren. Ein solches Ergebnis wäre nicht nur um seiner selbst zu wünschen, sondern als Lehre für den Dlllio der Lanrwuke, daß auch seine Bäume nicht in den Himmel wachsen und daß selbst «ine überwiegend ländliche Bevölkerung — im Wahlkreise Oldenburg in Holstein machen die Einwohner der Ölte von unter 2000 Seelen nahezu ^/f, der Bevölkerung auS — nach einem prononzierlen einseitigen agrarischen Ratikalkonselvati-niu- keine Sehnsucht empfindet. ll. ll. Berlin, 23. März. (Eine interessan te sozi al te mol rausche Avrechnung.) Der Zentralverband der Maurer Deutschlands hat soeben den Vertrauensleuten die Abrechnung über die Einnahme und Ausgabe des Jahre- 1902 zugeiaudl. Sie balanzierl in der ungeheuren Höhe von l l60 707 „L Obgleich daS Jahr 1902 infolge der wirt- schajllichen Konjunktur kein besonderes streik»eicbes war, verausgabten die Maurer doch 455 Oll für Streiks und Bausperren. Andere Posten in der Abrechnung stad noH viel interessanter. Für Agitation an die Gauvorstäade wuide die enorme Summe von 63 043 bezahlt. Für sonstige Agitation wurden uoch I6l4 ver ausgabt. Für Reisen zweck-Slreikkontrolle wurden 4740 At gezahlt. Ta müssen die Herren Agitatoren brillant haben leben lönneu. Auch u>S Ausland ist ein Teil de- Gelde- der deutfchen Maurer geschickt worden. Die streikenden Kollegen in Amsterdam uuv in Bern erhielten ansehn lich« Pöstchen. Trotz dieser hohen Ausgaben vermehrte sich das Verband»»«: mögen in dem einen Jahre um 304 580 »lud beträgt jetzt insgesamt l 309 105 -St Gestützt auf dreie großen Kassenverhältnisse, tragen die Ver- banbSlritrr angesichts der lomniendrn Lohnbewegung hohe« Siege-dewußtsein unv starten Uebermut zur Schau. In zahl reiche» Orten sind bereu- dir Herren Kollegen ui Differenzen mit den Arbeitgebern geraten, uuv es sieht ganz danach au-, al« ob un« bas Frühjahr Streik« und Sperren in Hülle und Fülle bringen sollte. Hoffentlich erkennen vie Arbeitgeber die ibnen diobenre Gefahr und rüsten sick zu energischem Widerstande. * Berlin, 23. März. Dir zehnte Jahresbericht de« polnischen „NatisnalschatzeS" wird auszugsweise in der nauonaldemokralifchrn Presse dekaunt gegebru. Mau erfährt daran« nur, daß der Schatz von 222 380 Franken, die er Ende l9Ut besaß, auf 253 192 Frauken angewackfen sein soll. I«, Rapprrsckivyler Nationalmuseum, dessen Be ziehungen zum Ranonallchatze jetzt offen zugestanden werden, sind 1350 Franken, bei der Pariser Abteilung de« „Na- Uonaljchatz««" l3 l82 Franken, der dem Berband« d«r polnischen Emigranten 11 331 Franken, tödlich bei d«r amrri- kaaischen Abteilung de« Schatze« l3 84t) Franken eiugegangen. Tie Verwaltung des Schatze- wurde der „polnischen Liga", die ihren Sitz in Pari- hat, anvertraut, weil sie die „einzige Organisation ist, die auf geradem Wege die Unabhängigkeit Polen- anslrebt". AuS Posen wird den „B. N. N." hierzu noch geschrieben: Früher wurde bestritten, daß der „Nationalfckatz" revolutionären Zwecken dient, jetzt gibt man da- schon offen zu. Wen» die verhältnismäßig geringen Bestände de« Schatze« als Argument sür die Harmlosigkeit der ganzen Anßelegenbeit angeführt werden, so ist dabei zu beachten, daß er« Kapital von etwa »/i Million Franken, da- in einem Jahrzehnt trotz Verbrauche- der Zinsen aogrsammelt wurde, doch für die Harmlosigkeit jener Bestrebungen nicht spricht. Abgesehen davon, daß bieder über den Bestand der sogenannten ame rikanischen Abteilungen deS Schatze- keine Angaben ge macht wurden, darf man anaehruen, daß der eigent liche „Nationalschatz" sehr viel größere Summen besitzt. Mit welchem Eifer wird nicht in Galizieu der Ver kauf der sogenannten „Ziegelsteine" betrieben, deren ErlvS vem Schatze zufließt. Auch in Preußen uuv im Weichsel gebiete wird eifrig gesammelt. Der „Natioualschatz" sub-- ventionirt z. B. die polnische Presse Preußens zum Teil mit nicht unerheblichen Summen; schon daraus geht hervor, daß seine Einnahmen größer sein müssen al- der „Rechenschafts bericht" zugesteht. (-) Berlin, 23. März. (Telegramm.) Zur gestrigen Mittagstafel beim Kaiserpaare waren geladen Prinz Frredrich Heinrich unv General-Oberst Freiherr von Loö. Nachmittags fuhren der Kaiser und die Kaiserin nach Jagdschloß Grünewald nnd verweilten dort im Garten des Schlosses mit den Prinzen Adalbert uud Joachim unv der Prinzessin Viktoria Luise bi- fünf Uhr. Zur Abendtafel waren Herren aus der Umgebung Kaiser Wilhelms I. geladen. Fürst Anton Radzi- will, General-Feldmarschall Gras Waldersee, die Generale v. Werder, v. Loncadou, v. Plessen, v. Kessel, Freiherr ».Reischach, Generalarzt vrv. Leut- hold. — Heute morgen besuchte der Kaiser da« Atelier des Bild hauer« Brütt, um ein Tonmovell zu einer Jüngling-statu« Kaiser Wilhelm« I. zu besichtigen, machte «tuen Spaziergang im Tiergarteo, sprach beim Reichskanzler vor, empfing im königlichen Schlosse den Bildhauer Börmel, der da- Modcll einer für den Platz am Brandenburger Tor in Potsdam be stimmten Statue Kaiser Friedrichs lll. vorstellle, unv Hörle den Vortrag deS Stellvertreter- des Ehefs des Eivllkabineti- v. Lalcutini. 11. Berlin, 23. März. (Privattelegramm.) Im Reichstage ist eie B«rlage zur Licheruu> des Wahl geheimnisse« heule eingegangev. E- ist, wie zu erwarten war, keru Gesetzentwurf, sondern die Vorlage sucht die einfache Zustimmung des Reichstage- zn der bezüglichen Abänderung des Wablreglements nach. Si« kann daher nach ver Geschäftsordnung durch einmalige Abstimmung erledigt werden, wenn der Bundesrat hiermit einverstanden ist — was selbstverständlich der Fall sein wird. (Nat.-Ztz.) L. Berlin, 23. März. (Privattelegramm.) Gegen über einer von neuem aujlaucheudcn Angabe, als Wahl termin sei der 9. Juni bestimmt wordeu, erfährt die „Nat.-Ztg.", daß darüber noch keine Beschlußfassung erfolgt >ei. L. U. Berlin, 23. März. ^Priva t teleg raur m.) Nach Ostern soll dem Reichstage auch noch ein Nachtrags etat zugehen, rii dem sür die Errichtung eines Martuepalaste» ui ver Bellevuestraße Mittel gefordert werben, da angeblich durch ein günstiges Angebot die Kosten des geplanten Ge bäudes sich bedeutend verringern und die Regierung letzt aus Zustimmung deS Reichstags hofft. 0. li. Berlin, 23. März. (Privattelegramur.) Am Sonnabend war »i später Abendstunde eine Anzahl Parla mentarier beim Ac chStanzler versammelt. Wie rn parla- meutarischen Kreisen verlautet, hängt dies mit der Diäten frage zuiammen, über die dem Reichstage angeblich nach Ostern eme Vorlage zugeheu soll. — Reichstagskandidatureo: In Altenburg Hal die Frei sinnige Volksvartei den Berliner AmtSgerichtSrat Hartmann als Reichstagskandidaten ausgestellt. Interessant ist, daß Hartmann sich im Gegensätze zu seiner Parteileitung gegen die Zulassung der Jesuiten erklärt hat. Ls wird eine ZSblkandidatur bleiben. — Im Fürilen- tum Rruß j. L. sind sich die bürgerlichen Parteien über die Ausstellung von NeichstagSkandldatea »och nicht einig geworden. Wie di« Verhältnisse in diesem Wahlkreis« uuu «innial liegen, ist nicht daran zu denken, daß eine Partei aöciii einen Kandidaten durchdringe. Dagegen besteht die Möglichkeit, den Wahlkreis den Sozialdemokraten abzunrhmen, wenn sich die bürgerlichen Parteien aus «inen gemeinlamen Kandidaten eini en. Bei der letzten Reichstag-Wahl wurden 5000 Koafervattv-Nationat. liberale, 2300 Freisinnig« (dte Freisinnigen hatt«n nur «inen aus- gesprochenen ZLHlkondlvaten ausgestellt) und 14 000 jozialdemokraliiche Stimmen abgegeben, so daß der Sozialdemokrat Wurm gewühlr war. Zur Wahl waren nur etwa 68 Proz. der Wähler gegangen. — In Rudolstadt haben die Ordnung-Parteien de« Fürstentums den iiationallidrralen Abg. Friedberg-Halle al« BlrichStagS» kandivoten ausgestellt. — Am GkburtStag« Kaiser Wilhelm« 1. hatten sich, wie all jährlich, 32 ehemalige aktive Offizier« de« Husaren-Regimenr» König Wilhelm 1. (1. rheinisches) Nr. 7 zu einem ErinnerungS- mahl verrinigt. An der Tafel hatte der Geaeraloberst Frhr v. Iloe den Ehnnpletz. Dem Generaloberst gegenüber faß der Reich«, kanz ler Graf v. BUlvi» <n der Oberstrnuntfvr» de- Regiment-. Bei der Tafel erhob sich Generaloberst Frhr. ». Los zu einer längeren Rede, in der er u. a. auch d« Beziehungen des Reichs- kanzlei« zum Regiment grbachte. Daaach iproch Gras Bülow seinen Dank für di« ihm gewidmet«» „lieben" Worte de- Frhrn. v. Loö auS. (-) Schwerin t. M., 23. März. (T «legram m.) Die „Meckleoburtzischen Nachrichten" schreiben zu der Frage der Berzichti«lstung der schwedischen Regierung auf di« Wiedereinlosung WiSmar«: Seit einem Jahrhundert baden sich in Deutschland und Schweden dir staat-recht lichen Verhältnisse völlig geändert. Die einstige Zu gehörigkeit WiSmar« zu Schweden ist nur noch ern« historische Erinnerung, au- welcher beiderseits keine An sprüche irgendwelcher Art hervortreten werden. Nichtsdesto weniger wird mit Freud« und großer Anrrinmnvg nicht
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