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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030324022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903032402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903032402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-03
- Tag1903-03-24
- Monat1903-03
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Man muß zugeben, daß er durch den früheren Hofprediger heftig gereizt war. Dieser aber bäite jedenfalls besser getan, wenn er sich mit seinen Antworten kürzer gefaßt hätte. Schon daraus, daß man ihm von keiner Seile zu Hülse kam, hätte er erleben können, für wie wenig glücklich da« ganze HauS seine Verteidigung hielt. Von den übrigen Redeu fei nur noch die de» ZentrumSabgeordnelen l)r. Spahn hervorgebobeo, der nach dem Berichte der .Köln. Ztg.' u. a. sagte: «I« der Presse ist gegen un» die Insinuation erhoben, al» ob wir. daran gedacht hätten, die Zuschuß« nl eihe zu streichen und den ganzen Mehrbedarf des Reiche» auf die Matrikularbeiträge abzuwälzen. Ich möchte die „kölnische Zeitung", die diese Nachricht gebracht bat, bitten, daß sie sich ermächtigen ließe, die Quelle für diese Nachricht zu veröffentlichen. Au» unseren Kreisen hat sie jedenfalls Anlaß zu einer derartigen Nachricht nicht bekommen. Ich geb« gern zu, daß die Versuchung, von diesem Mittel Ge- brauch zu machen, Staaten gegenüber, welche sich schlüssig gemacht haben, gegen die Aufhebung de» 8 2 des Jesnitengesetzes zu stimme», aaheliegt, aber durch solche Gründe lassen wir un» nicht be- einflnsfen. Kommen die Jesuiten herein, dann sollen sie da» Bewußt- -ein haben, daß Schachergeschäfte um ihretwillen bei uns nicht be trieben worden sind. (Heiterkeit bei den Nationalliberalen.) Wir halte» uv« fern von Trinkgeldern, wir haben keine offene Hand. (Heiterkeit.) Man hat auch nichts für Trinkgelder von un» ver- langt. Für diese Theorie haben wir kein Verständnis. Seit der Erklärung de- Reichskanzlers in bezug aus die Aushebung d«s 8 2 de« Jesuitengesetze» haben wir eine ganz eigentüm lich« Entwicklung durchq«macht. Da kommt zuerst da- sächsische Ministerium, ehe nur ein« Beratung im Bundetrat statt gesund«» hat, und erklärt: Wir werden gegen die Aushebung stimme». Die offiziöse „Leipziger Zeitung" weiß sogar zu berichten, eine Mehrheit für die- Aushebung gebe »S im BundrSrat nicht. Eiu Artikel de» „Leipziger Tageblattes" führt sogar auS: Die Auf- Hebung sei auSgeichlossen, wenn nur 14 Stimmen dagegen seien, denn es handle sich um eine Verfassung»frage, und dieser Artikel wird einem iu politischen Sachen versierten Manne zugeschrieben, nicht dem vr. Hasse. (Heiterkeit.) Nachher kamen Braunschweig uud Weimar. Der Alte von Weimar würde sich im Grabe um drehen, wenn er sähe, wie die Gesellschaft sich herauSgebildet hat, zu der er sich zählen durste. Endlich kam sogar noch die Bürger schaft von Lübeck. Ich möchte den Abg. Schwartz bitten, seinen Einfluß tu Lübeck gellend zu machen, daß jo etwas nicht wieder vorkommt. (Heiterkeit.) Aber man hat nicht nur da» Iesuitengesetz mit unserer Haltung in Verbindung gebracht, sondern auch den Trierer Fall. Man hat gemeint, derselbe sei uns unan- isenehm. Nein, wenn wir un» bei unfern Entschließungen von fremde» andern Dingen beeinflussen lassen wollten, jo wäre un vielleicht die Beendigung de» Trierer Falls unangenehm gewesen, nicht der Fall an sich, denn ich habe die Empfindung, als ob man in Unkenntnis der Vorgänge in unsern katholilchen Kreisen der Art der Beendigung nicht voll gerecht würde. Aber dem Reichs kanzler kann ich eine Bemerkung au» Anlaß diese» Falles nicht ersparen. Seine Würde als Hausmeier de» Uliramontanismu», die er in der „Nordd. Allgemeinen" kursiähig gemacht hat, wie auch ieine Stellung als Präsident der preußischen Regierung hat er in dieser Frage nicht voll gewahrt. Nachdem der Bischof von Trierden hochherzigen Entschluß gefaßt hat, daS Publikandum zurückzu nehmen, meine ich, war es der preußischen Regierung nicht recht würdig, in demselben Moment eine Entschließung zur Veröffent lichung zu bringen, die in einer Frage erging, welche Jahre lang geschwebt batte und der es gar nichts geschadet hätte, wenn die Veröffentlichung noch etwas länger zurückgehalten worden wäre in der Kreuznacher Schulfrage. Meine Herren! Die Empfind lichkeit der Katholiken, nicht nur in Preußen, sondern im ganzen Deutschen Reich, ist durch diese» bureaukraiische Vorgehen der preußischen Regierung aufs tiefste verletzt worben. Dem hochherzigen Vorgehen des Trierer Bischofs gegenüber hätte auch die preußische Regierung die Rücksicht üben sollen, wie sie unter gebildeten Männern üblich ist. Ich erk.äre noch einmal: Wenn man den Katholiken das gewährt, was ihrer Kirche gerecht ist, dann über- trifft kein Bürger im ganzen Deutschen Reich die Katho liken in ihrem Pflichtbewußtsein, den konfessionellen Frieden im deutschen Volke zu bewahren. Wir hatten an dem kirchenpolitischen Streit, der beigelegt ist, und wir haben an unsern politischen und wirtschaftlichen Parteikämpfen deS Haders über und über genug. Besonders lehrreich ist diese Auslastung für den Herrn Reichskanzler. Dieser bat sich doch gewiß durch ferne Initiative bezüglich der Aufhebung des tz 2 des Jesuiten- gesetzes große Verdienste um das Zentrum erworben. Weil er sich aber unterstanden hat, daS rücksichtslose Vorgeben deS Bischofs Korum in dem Trierer Falle, das selbst Herr l)r. Spahn nicht zu billigen vermag, nicht durch zarte Rück sichtnahme in der Kreuznacher Schulfrage zu deaniworten, — so muß er sich'- gefallen lasten, von Herrn vr. Spahn eines Benehmen« gezieben zu werden, das unter gebildeten Männern nicht üblich ist. Graf Bülow wird nunmehr misten, wie er sich zu verbalten hat, wenn er von dem Zen- trumSfübrer das Lob eines Mannes von B ldung verdienen will Aber auch die Einzelstaaten die nicht gewillt sind, der Aushebung des ß 2 deS JeiuitengesetzeS zuzuslimmcn, sollen augenscheinlich aus der Auslastung etwa» lernen. Sie baden zwar, als sie sich vor der Abstimmung des Bundes rat« zur Sache äußerten, nur daSlelbe getan, was Graf Bülow tat, und wären gar nicht auf die Idee gekommen, sich zu äußern, wenn der Reichskanzler und preußische Ministerpräsident ihnen nicht den Mund geöffnet hätte; trotzdem aber fiudet Herr vr. Spahn ihr Bei hallen ganz eigen- tümlich. Nach seiner Meinung hätten sie also schweigen müssen. Warum? Weil Giaf Bülow gesprochen, der doch zuweilen eine Sprache spricht, die unter gebildeten Mannern nicht üblich ist, ober weil ihre Auslastungen dem Zentrum nicht gefallen? Doch jedenfalls aus dem lctzieren Grunde, denn den Grundsatz wirb Herr vr. Spabn doch wobl nicht ausslellen wollen, daß den übrigen Emzel- staatrn nicht billig sei, was Preußen recht ist. Diese Staaten werden sich daher um die an ihnen geübte Krank schwerlich kümmern, obwohl sie von ernem in politischen Dingen jo versierten Manne wie Herr vr. Spabn auSgebt. Woul aber werden sie sich den Satz hinter die Ohren schreiben, daß kein Bürger im ganzen deutschen Reiche die Katholiken in ibrem Psirchibcwußtsein, den konfessionellen Frieden im deutschen Volke zu bewahren, übertrifft, wenn ibnen gewährt wird, waS „ihrer Kirche gereckt ist". Diese» „Wenn" tpricht Bände. Nach der Ansicht des Herrn vr. Spabn ist bekanntlich auch die völlige Aufhebung des JeimteagesetzeS der katholischen Kirche „gerecht". Der Jesuitenorden aber ist gegründet zur Bekämpfung des Protestantismus und die Jesuiten sollen bleiben, wie und waS sie sind, oder nicht sein. Ihre Wieder zulassung kann also dem konfessionellen Frieden nickt dienen. Aber nur wenn auch in dieser Hinsicht den Katholiken ge währt wird, waS ibnen »gerecht" rst, werken sich die Katholiken in der Sorge um die Erhaltung dieses Friedens von niemand übertreffen lasten. Und trotz dieses „Wenn" bat das Zentrum „keine offene Hand", unterliegt keiner „Ver suchung", einem jesuitengegnerischen Staate Daumenschrauben anzulegen. Nein, so etwas kommt nicht vor, dafür bürgt Herr vr. Spahn. Abänderung der Reichstagswahl. Die Bekanntmachung, betreffend Abänderung deS Wabl- reglementS vom 3l. Mai 1870, ist im Reichstage auSge- geben worden. Abgeändert sind die 9, ll bi- 13, 15 bis 2l, 27 und 34. Wir geben bier die wichtigsten Bestimmungen Wieder: §9 Die Wahlhandlung beginn! um 10 Ubr vormiuagS und wird um 7 Uhr nachmittags geschloffen. Z 11. Der Tilck, an welchem der Wahlvorstand Platz nimmt, ist so auszustellen, daß er von allen Seiten rugänglich ist. Die Stimmzettel wüsten von weißem Papier und dürfen mit keinem Kennzeichen versehen sein, sie sollen 9 zu 12 Zentimeter groß und von mittelstarkem Schreibpapier sein und sind von dem Wähler in einem mit amtlichem Stempel versehenen Umschläge, der sonst keine Kennzeichen haben darf, abzu geben. Die Umschläge sollen 12 zu 15 cm groß und auS undurchsichtigem Papier hergestellt sein. Es ist entweder durch Bereitstellung eines ober mehrerer Neben räume, die nur durch daS Wahllokal betretbar und unmittelbar mit ihm verbunden sind, oder durch Vorrichtungen an einem oder niedreren von dem VorstandSt,scke getrennten Neben tischen Vorsorge dafür zu treffen, daß der Wähler feinen Stimmzettel unbeobachtet in den Umschlag zu legen vermag, tz 15. Der Wähler, welche seine Summe ab- geben will, nimmt von einer durch den Wahlvorstand in der Nabe deS Zugangs zu rem Nebenraum oder Nebenlisch auf- zuslellenben Person einen abgestempelten Umschlag an sich. Er begib« sich sodann in den Nebenraum oder an den Neben tisch, nennt seinen Namen sowie auf Erfindern seine Woh nung und übergibt den Umschlag mit dem Stimmzettel dem Wablooisteher, der ihn sofort uneröffnet in die Wablurne legt. Stimmzettel, welche die Wähler nicht in dem abgestempelten Umicklag ober w?lcke sie in einem mit einem Kennzricken veisebenen Umschlag abgeben wollen, Hal der Wahlvorsteher zuiückzuwesten, ebenso die Stimmzettel solcher Wähler, welche sich in den Nebenraum oder an den Nebentffch nicht begeben haben. Der Wahlvorsteher hat da,aus zu halten, daß die Wähler in dem Nebenraum oder an dem Nebentilch nur solange verweilen, als unbedingt er forderlich ist, um den Stimmzettel in den Umschlag zu stecken. 8 18. Nach Schluß der Wahl erfolgt die Prüjung der Um- Ichlä^e und Stimmzettel. Einer der Beisitzer öffnet jeden Umichlag, nimmt den Stimmzettel heraus und übergibt diesen dem Wablooisteher, der ihn laut vvrliest und nebst dem Umichlag einem andern Beisitzer zur Aufbewahrung übergibt. Es folgen weiter Bestimmungen über diejenigen Zettel, die ungültig sind; ungültig erklärte Stimmen sind mit dem Grunde der Ungültigkeitserklärung zu versehen. Die übrigen Bestimmungen sind im allgemeinen nicht wesentlich abweichend von den alten. — Den bei gegebenen Erläuterungen entnehmen wir: Seit 1890 bat sich der Reichstag wiederholt mit Anträgen beschäftig», welche behufs besserer Sicherung des Wahlgeheimnisses Abänderungen des Wahlreglements vom 30. Mai 1869 Vorschlägen. Diese Anträae bezwecken haupnäcklich die Einführung gestempelter Umtchläge rur Ausnahme der Stimmrettel und die Her richtung abgesonderter Räume, in denen die Wähler die Stimmzettel unbeobachtet in die Umschläge zu legen ver mögen. Ein in diesem Sinne von dem Abg. R ckert ein gebrachter Gesetzentwurf bat durch KommissionSbesckluß 1897 d,e Fassung erkalten, in der er dann in jeder Legislaturperiode wiede, kebrt. Der vorliegende Entwurf trägt den Wünschen deS Reichstages in allen wesentlichen Punkten Rechnung. Es erschien indes nicht nölig, das Wahlgesetz selbst abzuändern, wie eS der Antrag Rickert Vorsicht, vielmehr wird dem beabsichtigten Zwecke genügt, wenn die wesentlichen Bestim mungen dieses Antrags in daS Aussührungsreglemeot über nommen werden. Dieser Weg verdient den Vorzug schon deshalb, weil anderenfalls das Wahlgesetz unnö ig mit Be stimmungen reglemeniarischer Natur über das Bei fahren bei der Wabl belastet werden würde, ohne dieses vollständig zu regeln, und daneben doch noch ein neues Reglement erlassen weiden müßte, welches zum gioßen Teile nur eine wörtliche Wiedergabe der gesetzlichen Vorschriften entballen würde. Der Entwurf lehnt sich in der Einleitung möglichst an daS geltende Reglement an, damit diejenigen Paragraphen, deren materieller Inhalt nicht geändert werben soll, nickt lediglich zur Richtigstellung der in ihnen voikommenben Verweisungen aus andere Paragraphen geändert werden müssen. Chamberlain und Portugal. In den Lissaboner Zeitungen wird jetzt der Wortlaut der zwiscken Chamberlain und dem portugiesischen Gouverneur der Azoren, Ribeiro de Cunha, auf der Durchreise CbamberlaiuS in Funchal ausgetauschien Trinksprücke ver öffentlicht. Danach bat der britische Kolonialminister unter anderem gesagt: „Mit Stolz kann ich ve, sichern, daß die älteste in den britiichen Staatsarchiven vorhandene Verlragsurlunde ein Schutz- uud Trutzbündnis zwischen England und Portugal darstrlll, welches bereits vor 250 Jahren abgeschlossen wurde und nunmehr im Jahre 1901 nur er neuert worden ist. Portugal ging zwar England in den großen Welieutdeckungksahrien voraus; dann aber war eS stets sein treuer Genosse im Kriege und sein auf richtiger Freund im Frieden." — Einige portugiesiiche Blätter stellen dieser Rede Chamberlains die Liste der sieben zwiscken Porlugal und England seit 1700 abgeschlossenen Kolomalverträge entgegen, durch welche Eng land feinen „Bundesgenossen" schrittweise zur Abtretung aller portugiesischen Kolonien in Indien und Vorberasien, sowie des größten Teils der portugiesischen Besitzungen in Afrika gezwungen hat. In allen diesen Verträgen habe sich Portugal allerdings als „ausrichiiger Fieunb" Englands gezeigt; aber England habe diese aufrichtige Freundschaft stets durch eine Gegenliebe erwidert, welche sich von brutaler Vergewaltigung uicht wesenltich unlerjchieoen habe. Klerikaler Absolutismus. AuS Bogota, 17 Januar, wird uns geschrieben: Schon seit geraumer Zeit bekämpfte hier der KleruS aus alle Weise dre liberalen Bestrebungen und den Aufflanv. Jetzt, nachdem Feuilleton. iss Miß Rachel Zaltonn. Roman von Florence Marryat. ittannxua verboten. „Und wer bekümmert sich nun MN Catherstone, während du fort bist?" fragte Lady Mordaunt. „Ich habe alles meinem alten Hausmeister übergeben, dem ich volles Vertrauen schenken kann. Wie lange denkt Ihr noch in Scarborough zu bleiben?" „Einen Monat noch, aber wir richten uns ganz nach detnen Absichten. Doch du hast uns noch nichts von den Paneelen in deinem Drawtng-Room erzählt, Ray. Waren sie schon ganz fertig, als du abreistest ?" „Ja, Tante Mary." „Sie sind gewiß sehr schön? Das versteht sich bei einem Künstler wie Mr. Salier von selbst. Wie glücklich bist du, sie zu besitzen! Sie werden einmal Familien erbstücke. Und das herrliche Gemälde: „Das Erwachen der Seele". Wo hast du es eigentlich aufgehängt? Ich bin so lange nicht in Catherstone gewesen." ,Hn der Galerie, Tante . . . Lena, wollen wir vor dem Luncheon noch einmal auf die Klippe hinaus?" „Aber In welchem Teile der Galerie, Ray?" fuhr Lady Mordaunt fort. „Un- hat Mr. Salter beim Aufhängen geholfen? Wie gefiel er dir? Ist er ein Gentleman und präsentabel?" „O ja, sicherlich." „WaS kommt darauf an, ob er ein Gentleman ist oder nicht", warf der Baronet ein. „Sein Geschäft ist das Malen, und das versteht er vortrefflich. Catherstone wird bald eine Sehenswürdigkeit sein." „So lange ich dort zu sagen habe, entschieden nicht", entgegnete Rachel rasch. „Aber sage mir doch, Ray, ist Mr. Salter so hübsch, wie die Leute sagen?" fing Lady Mordaunt noch einmal an. „Tine Dame, die ich neulich bei Collards traf, schwärmte geradezu für ihn. Sie erklärte ihn für den schönsten Mann von London." „Da» ist möglich, Tante Mary. Ich verstehe nicht viel »on solchen Dingen . . . Halte einen Augenblick still, Onkelchen, eine Wespe krabbelt auf deinem Kragen. So, da fliegt ste au» dem Fenster. Kommt, wir wollen auch hinaus, Kinder. Ich sehne mich nach Sonnenschein und Seeluft!" Scherzend trieb sie ihre Cousinen aus dem Zimmer. * * * Am Abend, als sie alle auf der Promenade spazieren gingen, trafen sie Lord Vivian am Arme eines Freundes. Sir Henry fühlte sich sehr schuldbewußt, als er ihn kommen sah; denn er hatte einen Brief des Lords mit der Anzeige seiner Ankunft in der Tasche und wußte nicht, wie seine Nichte ihren abgewiesenen Verehrer aufnehmen werde. Aber als der junge Mann sich von seinem Freunde losmachte und auf sie zukam, sah Rachel zum Erstaunen ihres Onkels durchaus nicht böse aus, sondern bewillkommnete ihn ebenso freundlich wie ihre Cousinen. Lord Vivian war ein hübscher Durchschnittsmensch, blond, groß und kräftig und kein übermäßig kluger Kopf. Er fiel in einer Schar mittelmäßiger Leute auf, glänzte aber entschieden nicht im Kreise gebildeter Männer; er war ein Gentleman von Geburt und Er ziehung, aber kein Gelehrter; ein Segler erster Klasse, besaß aber etwa gleich viel Verständnis für Kunst wie eine Bulldogge. Er gehörte zu den Leuten, die man so oft in der Welt antrifft, daß eS einem vorkommt, als ob alle nach einem Muster geformt und on gros hergestellt seien. Ein wenig schüchtern näherte er sich Miß Saltonn, aber sie sprach ihn sofort munter an. „Wie geht es Ihnen, Lord Vivian? Ich hatte keine Ahnung davon, daß Sie in Scarborough sind. Es ist reizend hier; man trifft fortwährend alte Bekannte." „Erlauben Sie mir, Ihnen und Ihren Cousinen meinen Freund Kapitän Monserrat vorzustellen", sagte Lord Vivian, und dann machte eS sich ganz von selbst, daß der Kapitän mit den beiden Schwestern und Lord Vivian sich eine Weile mit Rachel allein befand. „Denkt euch nur", rief diese eifrig aus, als die Ge sellschaft sich wieder vereinigte, „Lord Vivian läßt seine Jacht „Gcneviäve" hierher bringen. Tie wird in einer Woche hier sein und dann können wir AuSf'üge darin machen. Du kommst doch auch init, Tante Mary? Ich tue nichts lieber, als mit einer Jacht segeln." „Für mich ist eS wohl nichts, dein Onkel wird immer bereit sein, dich zu begleiten. Aber jetzt im September pflegt eS oft recht stürmisch zu sein." „O, ich liebe die Tee, wenn sie recht bewegt ist", ant- wortete Rachel. „Ich möchte allein in einem Boote hinaus und mich treiben lasten, wohin die Wellen mich schaukeln: über Wogenkämme bis in die Tiefe hinab, bis sie mich durch die Brandung in die Ewigkeit schleuderten." „Rachel, Rachel! Was redest du da? Du weißt nicht, was du sagst", rief Lady Mordaunt, erschreckt von dem aufgeregten Wesen des jungen Mädchens. Rays Augen, die soeben noch in einem seltsamen Feuer geblitzt hatten, wurden sofort wieder ruhig. „Es ist möglich", sagte sie. „Ich bin in dieser schönen Luft von Scarborough etwas toll geworden. Sie berauscht mich so, daß ich meine Worte zu wägen vergesse. Es ist aber wahr, diese unbegrenzte Mecresfläche läßt mich so sehr an die Kleinheit dieses Lebens und an die Erhaben heit des künftigen denken... Wann wird die „Gencoiöve" hier sein, Lord Vivian? Ich bi» ganz ungeduldig darauf." „Mein Bootsmann sagte, in acht bis zehn Tagen, Miß Saltonn; aber wenn das eine zu große Gedulds prüfung für Ste ist, dann können wir hier in Scar borough vielleicht ein Fahrzeug mieten, das bis zu ihrer Ankunft genügt." Rachel antwortete ihm nicht. „Da ist die Kapelle!" rief sie aus, als am anderen Ende der Strandpromenade die Musik begann. ,^Vollen wir nicht in die Nähe gehen?" „Darf ich Ihnen meinen Arm bieten?" sagte Lord Vivian, und Miß Saltonn nahm ihn an. Nun, ivas soll dies alles bedeuten? sagte sich Str Henry Mordaunt ein paar Wochen später. Wie soll eS enden? Hält Rachel diesen Mann zum Narren oder be absichtigt sie, ihn zu nehmen, wenn er noch einmal um sie anhält? Ich muß mit ihr darüber sprechen. Lord Vivian war unausgesetzt in Rachels Gesellschaft gewesen, und sie hatte niemals eine Einwendung dagegen gemacht. In Begleitung ihrer Cousinen war sie mtt ihm und seinem Freunde auf seiner Jacht gefahren, sie waren zusammen spazieren gegangen und geritten. Die Unter. Haltung war immer allgemein gewesen, aber Lord Vivians Absichten waren unverkennbar. „Liebe Rachel, hast du ein paar Minuten für mich übrig ?" sagte Sir Henry eines Morgens, als die jungen Mädchen ausgehen wollten. „Gewiß, Onkel", antwortete sie; „aber mach' es nicht lang, denn Lord Vivian und Kapitän Monserrat wollten uns auf der Esplanade treffen. Wir wollen ein Rennen mit Rollstühlen veranstalten, das ist zu lustig. Die einen setzen sich hinein, die anderen schieben, und wer zuerst mit seinem Stuhle am Ziele anlangt, erhält eine halbe Krone. Natürlich schieben sie so schnell, daß man beinahe aus den Stühlen herausfliegt." „Es muß unvergleichlich lustig sein", antwortete Sir Henry; „aber zehn Minuten Aufschub werden dein Ver gnügen nicht verderben. Ich habe eine Frage an dich zu richte«, Ray. Was wirst du Lord Vivian antworten, wenn er um dich anhült?" „Lord Vivian?" wiederholte daS junge Mädchen, die Brauen hochziehend. „Er hat ja im Frühling um mich angehalten und seine Antwort bekommen." „Ein Mann sieht solch eine Antwort nicht als end gültig an, wenn die Dame mit ihm weiter vertraulich verkehrt." „Ich sehe nicht ein, was das für einen Unterschied machen soll. Lord Vivian ist durch sein augenblickliches Benehmen in meiner Achtung gestiegen. Er ist ent schieden ein vernünftiger Mann: es ist ihm offen und klar gesagt worden, daß sein Werben hoffnungslos ist, und so nimmt er seine frühere freundschaftliche Stellung wieder ein." „Ich glaube, er ist hierin nicht so vernünftig, wie du denkst. Vivian ist noch immer sehr in dich verliebt, und die Ermutigung, die du ihm durch diese gemeinsamen Spaziergänge und Bootfahrten gibst, wird ihn dahin bringen, daß er bald wieder auf den Gegenstand zurück kommt." „Mein Gott, wie schwer von Begriffen doch die Männer sind! Warum kann er mir nicht glauben, daß es mir ernst ist? Ich sagte ihm doch gerade heraus, daß ich niemals heiraten würde." „DaS ist Unsinn, Ray", erwiderte ihr Onkel un geduldig. „Warum, gutes, altes Onkelchen? WaS damals mein Entschluß war, ist eS heute noch viel mehr." „Dann frage ich nun meinerseits: warum, Ray? Warum beute mehr als damals? Sage mir die Wahr- beit, Kind: steht noch etwas anderes als dein Eigensinn dieser Heirat im Wege?" Onkel Henry, ich nannte dir ja im Frühling meine Gründe für die Ablehnung dieses Antrages. Lord Vivian ist mir nicht gut genug, damals nicht und auch setzt nicht." „Verfolgt dich denn noch immer der lächerliche Ge danke, daß sein Vermögen durch Handel erworben ist?" „Zum Teil; denn es wurde doch durch Handel er» worben, nicht wahr?"
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