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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.03.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030312010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903031201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903031201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-03
- Tag1903-03-12
- Monat1903-03
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März, nachmittags, auf dem Südfriedhose, die unmittelbar vorausgehende Trauerfeierlichkeit in der Paulinerkirche um 3 Uhr statt. Für diejenigen Herren Kollegen, welche sich am Kondukte beteiligen wollen, stehen Wagen im Hofe des Mauricianum bereit. Leipzig, am 11. März 1903. Der Rektor der Universität: vr. Wach. Bekanntmachung. Da in letzter Zeit mehrfach Zuwiderhandlungen gegen unfere Bekanntmachungen vom 8. Mai 1896 und 2. Mai 1902, da» Revieren laff« »«« Hunden detr., vorgekommen sind, machen wir di» Eigentümer von Hunden erneut darauf aufmerksam, baß unser» Forstbeamten angrwirsrn sind, diejenigen, die ihre Hunde in den städtischen Waldungen einschließlich de« Rosentals revieren lassen, zur Anzeige zu bringen, unbeaufsichtigte und im Auf suche« oder verfolgen des Wildes begriffene Hunde aber ohne «eitere» zu töte». Leipzig, den 6. März 1V03. Der Rat der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin Ass.Baumann. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Geschäftsräume können in unserem Melde amte Wächterstraß» Nr. k Sonnabend, de« 14. März 1S03 nachmittag» und M»«t«g, den 1«. Niär, 1SV3 i» Abteilung I, Buchstabe» U—2 (für Einwohner) Dienstag, den 17. März IV03 und Mittwoch, »en 18. März 1VV3 in Abteilung II (für Fremde) und Abteilung III (für Dienstboten) und Mittwoch, den 18. März ISES nachmittags und Donnerstag, den IS. März 1V6S in Abteilung I, Buchstaben K—I- (für Einwohner) nur dringliche Geschäft« erledigt werden. Leipzig, den 9. März 1903. Da» Poiizetamt der Stadt Leipzig. v. R. 1170. Bretschnetder. Sch. V u «x» Morgen Freitag, den 18. d. M., von vormittags 10 Uhr ab, sollen in L.-Gohii», Gohltser Str. 36, im Auftrage des Herrn RechtSanwalt vr. Jahrmarkt die zur llkonturSsache E. Lochmann L Co. gehörigen Compioir-Utensilien, Hobelbänke u. a. Gegenstände (siehe Bekanntmachung in Nr. 122 d. BI.) meistbietend gegen bare Zahlung versteigert werden. IRedus, Lokalrichler. Deutscher Reichstag. 281. Sitzung vom 11. März. O verli«, II. März. (Telegramm.) Heute endlich kam beim Militäretat auch Genosse Zu ber! an die Reihe, der, wie alljährlich, mit seiner Don nerstimme seine zweistündige Rede über die Lvhnverhält- nisse und sonstigen Zustände in den Lpandauer Militär werkstätten vom Stapel lieb. In sich immer gleichbleiben- üem höchsten Pathos bespricht der sozialdemokratische Red ner Jahr für Jahr angebliche Mängel und Mißstände in jenen Anstalten, und jedesmal wird ihm dann von zu ständiger Leite das Unzutreffende der meisten seiner Be hauptungen nachgcwiesen. Doch das ficht ihn weiter nicht an. Er sagt jedesmal sein Lprüchlein her, und dazu noch in der Sprechweise, die jedem nicht ganz ohne Nerven auf die Welt gekommenen Menschen auf die Dauer schwer auf die Nerven fällt. Die in den ersten Reihen ihren Litz habenden Volksvertreter flüchten denn auch regelmäßig, wenn sic überhaupt dem Zubeilschcn Redestrom stand hal ten, so weit wie möglich nach hinteu. So war es auch heute. Und ebenso selbstverständlich ist es, daß Herr Zu beil einen Teil seiner Reden zu Auseinandersetzungen mit seinem politischen Gegenfüßler Pauli- Potsdam be nutzt, daß letzterer auf den groben Klotz Zubeils einen groben Keil setzt und daß Generalmajor v. Einem in wirkungsvoller und gewandter Weise Zubeil widerlegt. Alles das, was wir schon so manchesmal erlebt haben, sahen wir auch heute wieder sich vor unseren Augen ab spielen. Ein verhältnismäßig ganz gut besetztes Haus folgte namentlich den Ausführungen v. EinemS mit großer Aufmerksamkeit. Nachdem Herr v. Einem das hin- und herwogende Redegesecht mit einem Citat aus „Wallensteins Tod" unter großem Beifall und Heiterkeit beschlossen hatte, lieb Graf Ballestrem, da das Haus nunmehr sichtlich beschlußfähig war, die gestern unter bliebenen Abstimmungen vornehmen. Heute wagten die Sozialdemokraten die Beschlußfähigkeit nicht anznzweifeln. Gegen Schluß der Sitzung erhoben noch Bebel und Ledebour die gewohnten Klagen über angebliche miß bräuchliche Verwendung der Offiziersburschen und die Konkurrenz der Militärkapellen gegenüber den Civil- musikern. Die von der Militärverwaltung angestellten Versuche mit Selbstfahrern, so heißt setzt also im amtlichen Verkehr das Automobil, waren das letzte, was heute zur Sprache kam. (-) Berlin, 11. März. (Telegram m.) Am Tische des Bundesrat». Kricgsininister v. Gotzlcr, Staatssekretär Lhielman „. Der Präsident eröffnet die Sitzung um 1 Uhr 20 Minuten. Nach d«batt«I«ser Erledigung von Rechnungdsachen wird die zweite Beratung des Militäretats beim Kapitel „Technische In- Mute der Artillerie" fortgesetzt. Abg. Zubeil (Soz.): Ter Abg. Pauli hat sehr lange Zeit gebraucht, bis er erkannt hat, daß er der „schlichte Mann aus der Werkstatt" ist. Sonst war er immer der Sekundant der Militär verwaltung, der Freund der Spandauer Meister, der die Inter essen der Arbeiterschaft so ausgezeichnet vertreten hat, daß er seine ganze Tätigkeit darauf zuschnitt, die Freunde des Mot wuchers aufs alleräußerste zu unterstützen und die Lebens haltung der Arbeiter Spandaus herabzudrücken. Auch die Pots damer Arbeiter werden es ihm nicht vergessen, in welcher herz losen und höhnischen Weise er von ihnen gesprochen hat. Präsident Graf v. Ballestrrm: Sic dürfen nicht sagen, daß ein Kollege herzlos und höhnisch verfährt. Abg. Zuveil (fortfabrend): Sie suhlen, Herr Pauli, am aller besten, daß Ihre Stunde in diesem Lause geschlagen hat. Herr Pauli, der schlichte Mann aus der Werkstatt, kehrt nicht wieder. (Heiterkeit.) Dafür werden die Spandauer und Potsdamer Arbeiter zuerst sorgen. (Abg. Pauli ruft: Abwarten!) Redner ergeht sich hierauf in längeren Ausführungen über die Arbeils- vcrhältni e in den Königlichen Werkstätten zu Spandau und wiederholt seine Klagen über zu geringe Lohnzahlungen, Ar beiterentlassungen und Brutalitäten der Meister. Der Betrieb sei unrationell geleitet, da keiner der Direktoren kaufmännisch gebildet sei. Die bürgerliche Presse war außer Rand und Band, als die neue Lohnordnung erschien; aber das hat bald aufgehört. Denn Lohnzulagen hat die neue Ordnung nur in zwei Fällen gebracht, dagegen für acht verschiedene Fälle Lohnabzüge vor gesehen. Den jugendlichen Lohnklassen ist cs angesichts der Stücklöhne überhauvt nicht mehr möglich, auszukommen. Statt die achtMndige Arbeitszeit einznführen und damit sofort 1S00 Arbeitern Bc-chäitigung zu geben, hat die Verwaltung zu dem brMalen Mittel der Arbciterentlassnng gegriffen, und Arbeiter, die 10 und 15 Jahre beschäftigt waren, auf die Straße gesetzt. In einer Audienz hat der Kriegsminister einem Arbeiter der Königlichen Werkstätten vertraulich gesagt, wenn ein Sozial demokrat gewählt werden sollte, so würden die Militärwerkstatten aus Spandau fortgenommen werden. Eine derartige Wahl- beeinflnss'ma und Wahlagitation ist unerhört, trotzdem in Span dau gerade hierin das Höchste geleistet wird. Mit der Hunger peitsche sollen die Arbeiter an ihre nationale Pflicht erinnert werden. Zubeil tadelt ferner die Wohlfahrtseinrichtungen der Epandauer Militärwerkstätten und das Submissionswesen, sowie die damit verbundenen Lohn- und Preisdrückercien. Diese seren der traurige Auswuchs der heutigen Arbeiterverhältnijse. Die Königlichen Werkstätten hätten sich nicht zu Mustermstituten entwickelt, als die sie gedacht waren, und >o lange die Uebel- stände nicht beseitigt seien, würde er immer wieder für die Inter essen der Arbeiter eintretcn. (Beifall bei den Sozialdemokraten.) Abg. Pauli-Potsdam (b. k. F.): Ich bin stolz darauf, der „schlichte Mann aus der Werkstatt" zu fern. (Lachen b. d. Soz.) Herr Zubcil kann darauf nicht Anspruch machen, denn er ist der Mann, der sich von den Arbeitern ernähren läßt. (Gelächter b. d. Soz.) Ich muß den Herren Bebel und Zubeil ins Gedächt nis zurückrufen, daß ich vom ersten Jahre seit meinem Eintritt in das Hans an für die Interessen der Spandauer Arbeiter schaft eirigetreten bin. Die Betriebsschreiber haben eine Auf besserung nur durch meine Vcrlvendung erhalten und mir erst noch vor kurzem dafür gedankt. Sie (zn den Sozialdemokraten sprechen immer von Arbeiterentlastungen und niedrigen Löhnen, der Abg. Kunert aber hat erst neulich wieder erklärt: Wir lehnen den ganzen Etat ab. Wo sollen denn da die Löhne für die Arbeiter Herkommen? (Sehr gut! rechts.) Wenn Sie in dem Tone Vorgehen, wie der Abg. Zubeil, so wird daS Kriegsmini« sierium nicht daran denken, Ihren Wünschen nachzukommen. Sie behaupten, das Gros der Arbeiterschaft stehe hinter Ihnen; aber Sie haben nur einige wenige aus jeder Abteilung, und selbst unter diesen Wenigen finden sich noch einige, die mir die Verhandlungen in Ihren Konferenzen hinterbnngen. (Heiter keit.) Diese sagen mir, daß sie nur nicht wagen, sich von Ihnen loszumachen, weil sie sonst gemißhandelt würden. Der Kriegs minister hat gelegentlich einer Konferenz nicht vertraulich zu mir nur gesagt: /Wenn es anders würde, müßte er die Militärwerk- stätten schließen." Wenn ich immer wieder mit dem Abg. Zubeil mich Uber diese Verhältnisse hcrumstreiten soll, so beschleicht mich immer ein Gefühl, das ich nur al» das des Ekels bezeichnen kann. Generalmajor v. Einem: Wenn Herr Abg. Zubcil der Mili tärverwaltung vorwirft, die Militärverwaltung schere sich den Teufel um ihre Arbeiterschaft, so muß ich das zurückweisen. Ich verstehe nicht, wenn die Zustände so sind, wie Herr Zubeil sie schildert, daß dann noch Arbeiter sich bei uns mewen. Am An fang seiner Rede hat Herr Zubeil audaesührt, wie jammervoll unsere Löhne seien, im Schliche seiner Rede hat er aber auf die hohen Löhne hingcwiesen, die gerade in Spandau gezahlt würden. (Sehr gut! und Heiterkeit rechtS.) Redner geht dann näher aus Vie Lohnordnung ein und führt aus, der Abg. Bebel habe seinerzeit anerkannt, daß der Lohn, den heute Zubeil einen Hungerlohn genannt habe, ein guter Lohn sei. Diesen Lohn er halten über 60 Proz. aller unserer Arbeiter. Ueber 88 Proz. unserer Arbeiter verdienen über 4 <4( täglich. Tie Lohnordnung ist ausgestellt, nachdem toir un» eingehciio erkundigt hatten, wa» an ortsüblichem Lohn gezahlt wird. Sollte dieser in die Höhe gehen, so ist es selbstverständlich, daß auch wir nicht znrückhalten. Tie Angelegenheit der Bau- und Mastchinentcchniker und der Meister wird geregelt werden, wenn das KriegSministcrium au eine andere Ordnung innerhalb der Institute herantritt Ab- ziiae kennt die Lohnordnnng nicht. Die Arbeitsordnung schreibt solche vor, die gesetzlich vollständig am Platze sind. Es i t aus drücklich gesagt, der Normalsatz der betreffenden Klasse soll bei Stücklohn von dem Normalorbeiter bei normaler Anstrengung verdient werden. Die Arbeiter können sogar darüber hinaus verdienen. Erst wenn der Höchstsatz von einer größeren Zahl Arbeiter längere Zeit überschritten wird, wird der Stücklohn re duziert. Die Einteilung der Arbeiter, von der Herr Zubeil mit Hohn und Spott gesvrochen Hai, besteht seit 1888, und niemals hat bi» jetzt einer daran »rührt, bi» di« „Laterne" ihr milde« Licht auch einmal auf diesen Punkt Spandaus richtete. (Heiter keit.) Was du. Arbeiterentlassungen angeht, so sind im Laufe des Jahres 1902 wegen Arbeitsmangels in den gesamten In stituten nur V Proz. entlasten. Immerhin ist uns auch dies schmerzlich gewesen; aber wir sind abhängig von den Mitteln, die uns im Etat bewilligt werden. Die vorgeschlaaenc Verkürzung der Arbeitszeit war nicht durchführbar, da die Arbeiter der Ge- wchrfabrik, die voll beschäfngt war, sofort auch eine Ver kürzung verlangt hätten. Wenn der Aog. Zubeil ein tvarmes Herz für die Arbeiter hätte, so würde er für die Bewilligung der geforderten Mittel im vorigen Etat eingetreten sein. (Heuer teil.) Es ist merkwürdig: So lange die Arbeiter in unseren Betrieben beschäftigt sind, klagt man über die Hungerlöhne usw., sind sie heraus, so heißt eS, sie haben ihre gute, gesicherte Existenz verloren. (Sehr gut.) Eigentlich müßte doch Herr Zubeil zu jedem Entlaßenen sagen: Freue dich, Bruderherz, du hast die Freiheit wieder. (Große Heiterkeit.) Latz die Kinder von Meistern zuerst angestellt werben, ist erklärlich; vtese sind aut er zogen und sind vorwärts gekommen. Da spricht man von Bruta lität. (Heiterkeit.) Es sind nicht Arbeiter bestraft worden, die das Stenogramm der vorjährigen Rede Zubeils gelesen haben, davon ist kein Wort wahr (Heiterkeit), sondern sie kajen ein sozialistisches Flugblatt, uiid das wird immer bestraft. (Bravo! rechts.) Alle Unlerstützungsgesuche, welcbe durch den Arbetterauöschuß als berüctsichttgungswert empfohlen werden, werden bewilligt. Eine Einengung der Arbeiterausschüsse in spanische Stiesel oder der Versuch, sie mundtot zu machen, ist ourchaus nicht nach meinem Gejcymack. Wir werben der Sache näher treten und Remedur schaffen. Wir haben absolut kein Interesse daran, dah auswärtige Firmen, an die wir Arbeiten vergeben, den Handwertcrn usw. geringe Löhne zahlen; im Gegenteil, wir haben, als wegen Lohndruckerei bei einer Firma Streik ausbrach, unnacvsichlttch die Konventionalstrafe einge- ttieben und lassen keine Gnade walten. Im Interesse der guren Sache würde ich es bedauern, wenn ein Sozialdemokrat gewählt würde; aber auf unser gutes Verhältnis zu den Arbeitern und unjere Absichten für oiesewen Hal dies gar leinen Einfiutz. Wir werden wie bisher wirlschaficn nach den Grundsätzen des Rechts, der Gerechtigkeit und mit Wohlwollen. (Lebhaftes Bravo.) Abg. Zuveil (Soz.): Es ist sehr bezeichnend, datz der „Herr aus der Werkstatt', welcher sich erlaubt hat, gegen einen Ab geordneten die schwersie Beschuldigung zu jchteuocrn, die möglich ist, nämlich datz wir uns von den Beitragen der Arbeiter nähren, jetzt so feige ist, das Haus zu verlassen. Präsident Gras Bauestrcm ruft den Redner wegen der Be schuldigung der Feigheit zur Ordnung. (Grotzer Lärm links.) Abg. üubeil(sortsahrcnd-: Herr Pauli wäre nicht hier, wenn ihm nicht die Arveuer, die bei ihm beschäftigt seien, die Mittel dazu gäben. Er hat die Annahme deS Reichstagsmandalco da von abhängig gemacht. Laß ihm feine Wähler auch bas lö --k- Mandar im Laiidtag verschafften. Redner geht dann auf einen Fall in Len Werkstätten in Lpaiiüau ein, wo ein Leutnant Woltermann Arbeiter schlecht behandelt haben soll. Generalmajor v. Einem erwidert darauf: Tie Beschuldi gungen gegen den Leutnant hätten sich als ein uiiberechtigtcr Racheakt gegen diesen erwiesen, und schließt, dem Abg. Zubeil zugewendet mit den Worten: Latz es genug sein, Seni, komm' herab. Der Lag bricht an, und Mars regiert die Stunde. (Stürmische Heilerkett.) Eine Reihe weiterer Titel wird angenommen. Ter Prä sident läßt dann, da das Haus inzwischen beschlutzfähig ge worden ist, bre ausgesetzten Abstimmungen vornehmen. Tie in Kapitel 24 von der Regierung geforderten .Stabs offiziere für em Regiment Jäger zu Pferde (Posen) lverden gegen die Stimmen ver Konservativen nach dem Kommissions antrag abgelehnr. Ebenso wird abgelehnt der Antrag Nor- mann auf Wiederherstellung der Regierungsvorlage, betreffend die Gehaltserhöhung der 180 Oberstleutnants, gegen die Stimmen der Konservativen und Nationalliberalen. Bei Kapitel 24, Titel „Mannschaften" behandelt Abg. Bebet (Soz.) ausführlich die Abkommandierungen von Sol daten zur Dienstleistung bei Offizieren und die Verwendung von Burschen zu Verrichtungen, die mit dem Militärdienst m temer Beziehung ständen; ferner die Beurlaubungen für längere Zeit während der Ernte. Wenn Soldaten für so lange Zeil in größerer Zahl entbehrlich seien, so bewiese dies, datz die Dienstzeit noch immer zu hoch bemessen sei. Wenn es ver einem Ein-ahrig-Freiwilligen möglich se,, ihn in einem Jahre ahs kriegstuchtig auszubilden, so müßte dies auch bei den übrigen Mannschaften ermöglicht werden können. Redner tadelt schließlich die Einwirtuug der Vorgesetzten auf die reli giösen Ansichten der Mannschaften. Abg. Ledkboqr (Soz.) bezeichnet die Konkurrenz der Mili tärkapellen gegen die Ewilkapellcn als unlauteren Wettbewerb. Abg. Graf Roon (kons.) nimmt die sehr selten vorkommen- den Abkommandierungen zur Erntezeit in Schutz und bezeich net es als sehr natürlich, daß in einem christlichen Staat der KonlMgniechef auch für das seelische Wohl seiner Untergebe nen zu sorgen versucht. Abg. Vevel (Soz.-vertritt iwchmals seinen Standpunkt Ebenso wenig wie man das Recht habe, den Soldaten politisch zu dressieren, ebensowenig dürfe man dies in religiöser Beziehung tun. Die Behauptung des Grafen Roon über die Abkomman dierung widerspräche einem bezüglichen Erlaße. Auf Anregung des Abg. Or. Müllcr-s-agan (fr. Vp.) teilt Generalmajor v. Einem mit, datz mit Selbstfahrern Ver suche angestellt seien, die namentlich bei der Personenbeför derung genügende Resultate ergeben hätten. Für die Be förderung von Lasten fei man noch bemüht, zu einem brauch baren Typ zu kommen. Noch eine Reihe weiterer Titel wird ohne Debatte erledigt. Hierauf vertagt das Haus die Weiterberatung auf morgen 1 Uhr. Schluß 6H Uhr. Aus den Kommissionen. D Berlin, 11. Rkärz. (Telegramm.) Die Bud get t o m m i f s i o n setzte heute die Beratung des Marine etats fort; bei der Forderung für artilleristische Armierung der Linienschiffe dl und dt wurden je 600 000 «St gestrichen; bei der Forderung für den großen Kreuzer „Ersatz Deutsch land" wurden 300 000 <K gestrichen; verschiedene andere For derungen wurden ermäßigt. 100 000 für artilleristische Armierung der Fluhkanonenboote wurden gestrichen, ebenso bei den Torpedoarmierungen verschiedene Abstriche gemacht. Ueber die Forderung zum Bau eines neuen Dienstgebäudcs des Reichsmarineamts wurde die Beratung ausgesetzt. Die erste Rate von 500 000 zum Bau einer Kaserne der zweiten Lorpedcwbteilung in Wilhelmshaven wurde genehmigt, nachdem v. Tirpitz die Forderung warm befürwortet hatte. 50 000 kür bauliche Veränderungen der Marineakadcmie Kiel wur den gestrichen. Im außerordentlichen Etat wurden für den Bau von 2 Trockendocks in Kiel 1 200 000 bewilligt, von der Forderung der Trockendocks in Wilhelmshaven im Betrage von 8 250 OO0 wurden 2(6 Mill. Mark abgcsetzt, die For, derung für Erweiterung der Werft im Betrage von 2K, Mill Mark dagegen um eine halbe Million erhöht. Ueber eine der Stadt Wilhelmshaven zu gewährende beantragt« Bethülf« von neue Zündmasse^an Stelle des alten ge gen wird auf Donnerstag vertagt. 25 000 cL soll die Verwaltung in eine Prüfung der Dinge eintreten. Damit ist die Beratung des Marineetat», außer der Forderung zum Ankauf eines neuen DtenstgebäudeS, er- * Berlin, 10. März. Die Kommission zur Dorberatung des Phosphorzündwarengesetzes genehmigte heute nach längerer Debatte, in der nochmals die Explosionsgefahr der neuen Zündmaste behandelt wurde, den 8 1 der Vorlage, der das Verbotder Verwendung von weißem oder gel bem Phosphor zur Herstellung von Streichhölzern auS- spricht. Gleichfalls angenommen und zwar ebenfalls gegen eine Stimme wurde tz 2, der die Strafbesttmmungen enthalt. Abg. Or. Müller-Meinigen(fr. Vp.) beantragt, den Fabrikanten, dre lediglich Weißphosphorzündhölzer hergestellt haben, eine Ent schädigung zu gewahren. Regierungsrctt Sprenger erklärt sich entschieden gegen die Gewährung einer Entschädigung. Die Fabrikanten könnten ihren Betrieb wie bisher fortsctzen, nur seien sie im Interesse der Gesundheit ihrer Arbeiter gezwungen, die neue Zündmasse an Stelle des alten gefährlichen Phosphors zu benutzen. Die Abstimmung über den Antrag Müller-Mcinin- preußischer Landtag. Abgeordnetenhaus. Berlin, 11. März. (Telegramm.) Das Haus er ledigte zunächst den Etat der Lotterie Verwaltung und nahm dazu eine Resolution an, daß die Regierung Maßnahmen erwäge, um die durch den unerlaubten Vertrieb fremder Lose in Preußen entstandenen Mißstände zu beseitige» oder eiuzuschränken; dabei sei in Bettacht zu ziehen erstens eine reichsgesetzliche Regelung des Lotteriewesen», zweiten» die Bil dung einer Lotteriegemeinschaft zwischen den beteiligten Staa ten und drittens eine Verschärfung der Strafbestimmungen gegen den unerlaubten Vertrieb fremder Lose. Finanzminister Freiherr v. Rheinbaben stimmte dem zu, meinte aber, die Hauptsache sei, unsere Lotterie konkurrenzfähiger zu machen, deshalb solle eine Prämie eingeführt und die Zahl der Gewinne vermehrt werden. Nach Erledigung des Etats der Staatsarchive wurde die Beratung des KultuSetats beim Kapitel „Uni versitäten" fortgesetzt. Zunächst wurden zur Ausgestaltung der Universität Breslau durch Erweiterung de» landwirtschaftlichen Unterrichts und Errichtung einer Tollwutstation und Stern warte mehrere Wünsche vorgebracht, auf welche Ministerial direktor Althoff zwar wohlwollend; aber mit Hinweis auf unsere schlechte Finanzlage einging. Auf einen Wunsch des Abg. Freiherr v. H eeremann (Zentr.) auf Ausgestaltung der Universität Munster zur Volluniversität durch Anfügung einer medizinischen Fakultät entgegnet der Kultusminister Or. Studt, daß das mehrere Millionen kosten würde. Die Re gierung wolle den Zeitpunkt abwarten, wo die Anfänge einer medizinischen Fakultät ohne allzu große Finanzbelasiuna sich ins Leben rufen ließen. Abg. Or. Stockmann (freikons.) wünscht die Errichtung einer evangelisch-theologischen Fakul tät in Münster. Der Minister entgegnet, die Regierung habe die Frage geprüft, aber nicht gefunden, dah ein dringen des Bedürfnis vorhanden sei. Morgen vormittag: Wetter beratung. Schluß 4dL Uhr. wiederholte Nachrichten. Aus dem gestrigen MittwochSbkatte wiederholt, weil zu spät eingetroffen, um auch in dem frühzeitig nach aus wärts versendeten Teile der Auflage Ausnahme finden zu können. * Paris, 10. März. (Telegramm.) Der Senat setzte die Verhandlungen über die Anfrage, betreffend den Gesundheitszustand im Heere, fort. Der Kriegsminister antwortete verschiedenen Rednern, daß er ausdrücklich angeordnet habe, keine schwächlichen, besonders keine schwindsüchtigen Leute einzustellen, daß er ferner Maßnahmen getroffen habe, di« Ernährung der Soldaten zu verbessern und Ueberanstrengungen zu ver meiden. Gr beabsichtige, auch die Zahl der Militärärzte zu vergrößern. Die Weiterverhandlung wurde auf Donners tag vertagt. LI. Monte Earlo, 10. März. (Privattelegram m.) Schachturnier. Gestern gewann noch Tarrasch gegen Albin; Remis Marco-Marshall. In der 21. Runde gewann Teich mann gegen Albin, Taubenhaus gegen Schlechter, Wolf gegen Moreau, Tarrasch gegen Marshall, Marco gegen Reggio. Reims: MarSczy- Pillsbury, Mickes-Maion. Stand: Tarrasch -s- 15, Maröczy, Pillsbury, Teichmann -s- 14(6, Schlechter -j- 13'/", MieseS -s- 13, Marco -s- 12, Taubenhaus, Wolf -f- 10, Marshall -s- S, Mason -s- 8(4, Albin -f- 7(4, Reggio -f- S, Moreau 0. * Haag» 10. März. (Telegramm.) Kammer. Fortsetzung. Ministerpräsident Kuyper erklärt in seiner Antwort, daß die Regierung durchaus nicht auf den Ausbruch des Ausstandes zum 31. Januar vorbereitet ge wesen sei, jetzt dagegen alle Maßregeln getroffen habe, um für einen eventuellen Streik gerüstet zu sein. Die Re- qterung hoffe ebenso wie der Abg. Trölstra, daß er nicht ausbrechen werde. Die politischen Rücksichten erlaubten nicht, darauf zu antworten, ob daS Militär im Falle eines Streike« für den Eisenbahndienst verwendet wird. Wenn die Regierung auch hoffe, daß die Ruhe und Ordnung er halten bleibe, so dürfe sie sich doch nicht durch den Sirenen- gesang Trölstras verführen lasten. Unter allen Umstän den werde sie die Staatsgewalt im Interests aller Klassen der Gesellschaft aufrecht erhalten. Die Beratung wird morgen fortgesetzt. * Madeira, 10. März. (Telegramm.) Cham berlain ist beute vormittag hier angckommen und wurde von den Mitgliedern der englischen Kolonie, sowie von zahlreichen Einheimischen begrüßt. Die briti- fchen und portugiesischen Kriegsschiffe salutierten. Der Minister war vier Tage gichtkrank, befindet sich aber wieder bedeutend bester. Letzt« Nachrichten. * Berlin, 11 März. Dao Kaiserpaar besuchte gestern nachmittag da» Atelier de» Professor» Walter Schott un- unternahm darauf etnen Spaziergang. Um 7 Uhr begab -er «ats«r sich »«» Diner »et« Graf«
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