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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.03.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030314021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903031402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903031402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-03
- Tag1903-03-14
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t) di« Verkehr-« und Taris-Autonomie de? deutschen Reich- auf sämtlichen Berkehrsstraßen gewahrt wird. Der Bund der Landwirte fordert deS weiteren: 2) Die gänzliche Aushebung der gemifchleu Privattrunsitlüger. 3) Den weiteren systematischen Ausbau einer durchgreifenden Reformgefetzgebung ans dem Gebirie der Waren« uud Fondsbörse. (Line zweckmäßige Au-gestaltung de- Kredit- für Landwirtschaft, Handwerk und selbständigen werktätigen Mittelstand. 4) Wirksame» Schutz unserer Biehwirtschast gegen dir Ein« schleppung vou Seuche» auS dem Auslande. Maßregeln zur all- »nählichen Durchführung der Gesundung unserer heiinischen Viehbestände unter ausreichender staatlicher Unterstützung. 5) Gesetzliche Maßnahmen zum Schutze der reellen Produktion gegen die unlauter« Koukurreuz der Surrogatindustrirn aus allen Gebieten; Abschaffung der steuerlichen und sonstigen Bevorzugung und Vorteile dieser Industrien; Schutz gegen Verfälschung der Dünge« mittel uud Haadel-futtrrmittrl. L) Gin« Vereinfachung der Verwaltung der ArbeiterversicherungS« Gesetze, Ausdehnung d«S Kreise- der Versicherten aus die Mitglieder LrS Mittelstand«- in Landwirtschaft, Handel und Kleingewerbe, so wie Aeoderung d«s Alter-« uud Jnvalidität-gejetzeS inbezug aus den Klebrzwang und angemessene Verteilung der Lasten. 7) Angemessene Berücksichtigung der Eigenart der Landwirtschaft, schastliche» Nrbeagewerb« in der Gesetzgebung, um dieselben dem landwirtschaftlichen Betriebe al- solche zu erhalten und sie der LoS« lösung vou der Landwirtschaft und der einseitigen Ausbeutung durch da- Großkapital zn entziehen. 8) Angemessen« Berücksichtigung der landwirtschaftlichen Interessen bei der Anlage und d«m Betriebe öffentlicher Verkehrs-Einrichtungen. Verkehr-Parität zwischen Landwirtschaft uud Industrie, Beseitigung jeder tarifischru und Verkehrs-Bevorzugung ausländischer Produkte. 9) Zusammenfassung und geeignete Ausgestaltung aller die Land« wirtschaft berührenden Rechtsverhältnisse zu einem besonderen Agrar« recht, LaS der Natur des ländlichen Grundbesitzes nach deutschrecht, licher Anschauung entspricht. 10) Förderung und sorgfältige Berücksichtigung der Interessen der mit dem Gedeihen der Landwirtschaft eng verknüpften Mittel- stände, namentlich des Handwerkerstandes und der ortsangesrsseurn soliden Kaufmannschaft, uni die in ihnen bestehenden zahlreichen Einzelexistenzen de- Mittelstandes der Gesamtheit zu erhalten. Der Bund wird daher auch für die von diesen Ständen erhobenen Forderungen «»treten. Di« namentlich in Bezug auf die HaudelSpolit ik aus gestellten Forderungen der BundeSleitung dürften wohl selbst bei einem großen Teile der Mitglieder deS Bundes aus Wider stand stoßen; mit einem solchen imperativen Manvale belastet, müßte rin auf Grund dieser Forderungen oeS Bundes gewählter Kandidat aus einem anderen Parteilager in stete Konflikte mit sich selbst und seinen Parteifreunden geraten. * Berlin, 13. März. (Nachtrag zur Schulreform.) Ja den Bestimmungen über die Reifeprüfung bei den Gym nasien, Realgymnasien und Oberrealschulen nach der neuen Regelung vom Jahre 1901 waren die Nachprüfungen in den alten Sprachen nicht berücksichtigt. Nachdem inzwischen die Berhaudlungen über die Berechtigungen abgeschloffen sind, hat der Unterrichtsminister darüber Bestimmungen getroffen, von denen die folgenden die wichtigsten sind: Wer daS Reifezeugnis einer preußischen oder als gleichsteheud anerkannten außerpreußischen deutschen Oberrealschule besitzt, erwirbt da- Reifezeugnis eines Realgymnasiums durch Ablegung einer Prüfung im Lateinischen. Wer da- Reifezeugnis eine- deutschen Realgymnasiums oder einer Oberrealschule der bezeichneten Art be sitzt, erwirbt das Reifezeugnis eine« Gymnasium- durch Ab- legung einer Prüfung im Lateinischen und im Griechischen. Auf Antrag kann dies« Prüfung auch auf das Hebräische ausgedehnt werden. Die Meldung zu der Nachprüfung er folgt, wenn die Hauptprüfung an einer preußischen Schule abgelegt ist, bei dem Provinzial-Schulkollegium, zu welchem die Anstalt gehört; sonst ist sie an den Untrrrichtsminifter zu richten. Dir Prüfungskommission wird von dem Provinzial-Schulkollegium bestellt und tritt jährlich zweimal zusammen. Sie besteht auS einem schultechoischen Mitglirde deS Königlichen Provinzial-Schulkollegium» al» Königlichem Kommissar uud Vorsitzendem, je einem Direktor der Schulqattung, deren Reifezeugnis der Prüfling bereit- besitzt und deren Reifezeugnis er durch die Prüfung zu erwerben beabsichtigt, und den im BrdürfoiSsalle noch zuzuziehendeu Fachlehrern. Bei der Beurteilung Le- Prüsung-ergebnisse» kann in zweifelhaften Fällen auf das von dem Prüflinge bereits erworbene Reifezeugnis Rücksicht genommen werden. — Der Kaiser hat an Major Orman, den Schwieger sohn deS verstorbenen englischen Feldmarschalls Sir Lin- torne SimmonS, folgende- Beileidschreibeu gerichtet: „Wollen Sie Ihre Frau Gemahlin meine- tiefsten Mitgefühls für den Verlust versichern, der sie betroffen hat. Der verstorbene Feldmarschall wohnte vor vielen (jähren den großen Manöver» vor meinem Großvater bei, und ich entsinne mich wohl, ihn oft gesehen zu haben, Ivie er Seite an Seite mit meinem verstorbenen teure» Vater ritt. Er war damals sehr freundlich zu mir und hat mir manche Geschichte erzählt, die sich aus seine brillante Laufbahn bezog- Wilhelm I. R., Feldmarschall." — Die KabinettSordre de- Kaiser« an den General obersten v. Hahnke lautet: Ich wünsche Ihnen an dem heutigen Tage eine» erneuten Be weis meiner fortdauernden Anerkennung Ihrer reichen Verdienste sowie meine- besonderen Wohlwollen- dadurch zu geben, daß ich Ihnen hierdurch den Rang «ine- General-Feldmarschall- verleihe. ES gewährt mir eine besondere Freude, Sie hiervon in Kenntnis zu setzen. Berlin, 1. Mürz 1903. («ez.s Wilhelm, tt. ES geht aus dieser Ordre nicht klar hervor, ob nun Herr v. Hahnke wirklich Generalfeldmarschall, wie Graf Waldersee, oder nur Generaloberst mit vem Range eines General- seldmarschallS, wie der Großherzog von Baden, ist. Zn Berlin scheint man da« erstere anzunebmen. In ver Armee gab es bisher drei Generalfeldmarschälle (Köniz Georg von Sachsen, Prinz Albrecht und Graf Waldersee) und sechs General obersten (Großherzog von Baden, Freih. von Loö, vou Hahnke» Graf von Häseler, Fürst Leopold von Hohenzollern und Groß herzog Adolf voll Luxemburg). Die beiden erstgenannten Generalobersten hatten bisber allein den Rang eines General feldmarschalls. v. Hahnke ist am 1. Oktober 1833 zu Berlin geboren. Er wurde im Kadettenkorps erzogen und 1851 zum Sekondeleutnant im Kaiser Alexander-Garde-Grenadier-Regiment Str. 1 ernannt. 1863 zum Hauptmann im Garde-Grenadier-Regiment Elisabeth befördert, nahui er in diesem Regiment als Kompaguiechef am Kriege gegen Dänemark teil. 1866 wurde er in den Generalstab versetzt und machte Len Feldzug in Böhmen im Stabe de- Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen mit. Nach Beendigung deS Krieges war er bi- zum Frühjahr 1870 Flügrl-Adjutant de» Herzog- Ernst ll. von Eachsen-Koburg-Gotha. Am Kriege 1870/71 nahm er al- Major im Generalstab wiederum im Hauptquartier deS Kronprinzen von Preußen teil. 1872 zum Chef des Generalstab- deS 3. Armeekorps ernannt, wurde o. Hahnke 1875 Oberstleutnaut, 1878 Oberst, 1881 Generalmajor und Kommandeur der 1. Garde-Jnfanterie-Brigad« und zugleich Kommandant von Potsdam. 1886 wurde er zum Generalleutnant und Kommandeur der 1. Garde-Infanterie-Divisioll ernannt. 1888 berief ibn Kaiser Wilhelm II. au di« Spitze dr- MilitärkabinettS und ernannte ihn zum Generaladjutanten. 1890 wurde v. Hahnke zum General der Infanterie ernannt. 1895 er hielt er Lea Schwarzen Adler-Orden; im folgenden Jahre wurde er zum Ches deS Grenadier-Regiments Prinz Karl von Preußen Nr. 12 ernannt. Am 18. Januar 1901 erfolgte seine Beförderung zum Grueraloberst. Am 2. Mai 1901 wurde er von seiner Stellung als Chef deS kaiserlichen MilitärkabinettS entbunden und an Stelle deS General- der Infanterie v BomSdorsf zum Gouverneur voll Berlin und Obrrstkommandierenden in den Marken eruannt. — Vor der heutigen Plenarsitzung deS BundeSratS hielten der Ausschuß für Zustizwesen und die vereinigten Ausschüsse für Zustizwesen und für Handel und Verkehr, sowie die vereiniatea Ausschüsse für Rechnungswesen, für Handel und Verkehr und für Zustizwesen Sitzungen. — Die „Nordd. Allg. Zlg." bestätigt, Laß der Regie rungspräsident v. Brandenstein in Hannover, ver um seinen Abschied gebeten habe, zur Disposition gestellt uud statt seiner der Oberregierungsrat vr. Baltz in BreSlau zum Regierungspräsidenten in Magdeburg be rufen worden ist. — Die »Post* wendet sich heute gegen die Meldung, daß die Vorlage, betreffend Sicherung des Wahlgeheim nisses die Form einer Verordnung erhalten und deshalb den Reichstag nicht mehr beschäftigen werde. Da- wider spreche dem Z 15 de» WahlreglementS, wonach jede Aenderung des Reglements der Genehmigung der Reichstage« bedarf. Die Verzögerung der Vorlage erkläre sich damit, daß bei dem raschen Entschlüsse der Regierung Weber die politischen noch die sachlichen Schwierigkeiten ausreichend bedacht worden seien, die der Durchführung der Aenderung entgegenständen. — Dem Zentrum wird um daS Sckick sa l desZesuiten- gesetzeö bange! Die ultramontane „Köln. Volksztg." be fürchtet, daß die Agitation gegen die Aufhebung de« 8 2 deS Jesuitengesetzes weitergehen und an Heftigkeit zunehmen könne, wenn ihr nicht durch eine Stellung nahme des Bundesrates ein Ende bereitet werde. Besonders der Reichskanzler müsse ein Interesse daran haben, eine baldige Entscheidung der verbündeten Regie- rungeu herbeizuführen, da er bei seiner Erklärung im Reichs tage entschieden nickt von einem Entgegenkommen gegen das Zentrum, sondern lediglich von der Erwägung geleitet worden sei, daß unter normalen Verhältnissen es nicht an gängig sei, Gesetze zu erhalten, die ihren Ursprung kon- fessionellen Kriegszeiten verdanken und einen Volksbestandteil mit Ausnahmegesetzen behandeln, dessen parlamentarische Vertretung im Reichstage eine ausschlaggebende Rolle spiele. DaS Blatt erwartet, daß baldigst der Bundesrat feine Entscheidung treffe. — „Lediglich", alleia trotzdem findet da-Kölner Blatt e« für gut, wenn der Reichs kanzler au die ausschlaggebende Rolle de« Zentrum« erinnert wird. Gras Bülow wird schon verstehen. — Reichs tagSkaudidatnren. Nachdem Freiberr ttr. v. Hertling definitiv erklärt hat, rin ReichStagrmaodat nicht mehr übernehinen zu können, wurde in seinem seitherigen Wahlkreis« Illertissen der Landtaqsabgeordnele Pfarrer Hebet in Wieder« qeltingen als RrichStaqSkandidat ausgestellt. — Geh. Finanzrat Büsing teilt den „Mecklrnb. Nachr." mit, daß die Reichstags kandidatur in Halle-Herford ihm von dort angebotea und von ihm angenommen sei. Aus Wunsch seiner Parteifreunde im zweiten mecklenburgischen Wahlkreise habe er seine An- nahme-Erkläriing wieder zurückgenommen. — Dem preußischen Abgeordnetenhause ist eine große Zahl von Petitionen zugegangen, welche sich aus die Ostmarken zulage beziehen Es wird ersucht um Erhöhung der den Lehrern in den Provinzen Posen und Westpreußen Hu ge währenden persönlichen Besoldungszulagen, um die Gewährung von Gehaltszulagen an die Gemeindebeamten in den ehemals polnischen Landesteilen, um die Gewährung persönlicher Be- soldungSzulagen an die mittleren Justizbeamten und die Lehrer in Ooerschlesien, und um die Gewährung persönlicher Zulagen au die technischen, Elementar- und Vorschullehrer bei königlichen höheren Lehranstalten in den gemischtsprachigen LandeStrilen. — Mit dem 1. April ds. ZS. treten von den schon im vorjährigen Tagungsabschnitte durch Reichstag und BundeSrat genehmigten Gesetzen die Secmannsordnung und das Süßstoffgesetz in Kraft. Die zur Ausführung des letzteren nötigen Bestimmungen sind noch dem Reichstage zur Ge nehmigung vorzulegen und werden ihm in allernächster Zeit zugehen. — Der preußische Kultusminister bat ia einem an die Proviuzialschulkollegien gerichteten Erlasse bestimmt, daß bei der Beurteilung deS Gesamtergebnisse« der Prüfung für Handarbeitslehrerinnen ebenso wie bei der Prüfung der Lehrerinnen der HauswirtschaftSkuude al« Norm gilt, daß Bewerberinnen, deren Bildungsgrad zur Erteilung eine« erziehlichen Unterrichts nicht ausreichend ober deren Lehr geschick zu gering erscheint, auch bei genügenden sachlichen Kenntnissen und Fertigkeiten die Lehrbefähigung nicht zu gesprochen werden darf. — Der Kaiser hat dem Prinzen Paribatra von Siam, Leutnant im Königin Augusia-Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4, unter Verleihung deS Charakters als Hauptmann den Abschied be willigt. Gleichzeitig ist der Oberleutnant v. Eschwrge von dem Ver hältnis al« militärischer Begleiter deS Prinzen zurückgetreten. Prinz Paribatra wird im April Berlin verlassen und sich nach seiner Heimat zurückbrgeben. — Der außerordentliche Gejandte und bevollmächtigte Minister der Republik Salvador am hiesigen Hofe, vr. Rafael Zaldivar ist am 2. d. M. in Paris verstorben. — Der hiesige rumänische Gesandte hat Berlin für kurze Zeit verlassen. Während seiner Abwesenheit führt der LegationS- sekretär N. Ftlodor die Geschäfte der Gesandtschaft. — Bei Leni Vizepräsidenten deS Abgeordnetenhauses Freiherrn v. Heeremaa, dessen Erkrankung gemeldet wurde, ist eine Lungenentzündung mit hohem Fieber zum Ausdruck gekommen. Obwohl eine direkte Lebensgefahr augenblicklich nicht besteht, ist der Zustand de» Kranken im Hinblick aus da« vorgerückte Leben-alter — Freiherr v. Heereman fleht im 71. Lebensjahre — und da- vor handen» hohe Fieber immerhin recht bedenklich. — Der Oberst Freiherr von uod zu der Tana-Rathsam- hausen, etat-mäßigeS militärische» Mitglied des Reich-militär« gerichtS, ist zum Generalmajor, der Oberstleutnaut v. Müllster, außeretat-mäßigrS militärische- Mitglied de- Reich-militärgericht-, zum Obersten uud der Korvettenkapitän v. Witzlebrn, außeretat-- mäßige» militärische- Mitglied des Reich-militärgerichtS, zum Fregattenkapitän befördert worden. — Der verdiente Marineoberzahlmeister Solf an der Gouverne- mentskasse in Kiautschau kehrt in dir Heimat zurück; er wird eine Stellung in der Geheimen Expedition des ReichSmarineamtS erhalten; nach Ostasien hinaus geht der Marineoberzahlmeister Gel bricht von der II. Werstdivisioo. Solf war in Kiautschau eine sehr populäre Persönlichkeit. — Zum Direktor der Reich-druckerei ist Oberpostdireklor Lanvbeck auS Köln unter Verleihung des Charakter» al- Geheimer Oberregierungsrat eruannt. * Posen» 13. März. Mit der Leitung der hiesigen Eisen bahn Direktion, deren Präsident Röpell kürzlich verstorben ist, wurde dem „Pos. Tgbl." zufolge, Geh. Oberregierungsrat Kieschke aus dem Verkehrsministerium betraut. — Wie dem „Berl. Tagebl.' zufolge verlautet, wird die Affäre Endell-Willich noch weitere Opfer fordern. Er foll sich jetzt um einige Beamte derLand- wirtjchastskammer bandeln. * Trier, 13. März. Als Abfindungssumme au die Welfcknonnen für daS Schulgebäude, iu dem die staat liche Töchterschule und das Seminar sich befinden, ge- nebmigte in geheimer Sitzung die Stadtverordnetenversamm lung 50 000 DaS Gebäude kommt dann in Staatsbesitz. Stuttgart, >3. März. Die Abgeordnetenkammer nahm beuie die erste Lesung deS Gesetzentwurfs über die Tilgung der Staatsschuld und die Umwandlung des 4proz. SlaatSaulehen« in ein lv/,proz. vor. Abg. v. Geß (brutsche Partei) begrüßte den Entwurf, der die gesetzliche ZwangStilzung von */» Proz. der Schuld pro Zabr bringt. Er stellt den Antrag, den Entwurf an die Finanzkommissiou zu verweisen. Diesem Anträge wurde nach zweistündiger Er örterung, in der kein grundsätzlicher Widerspruch hervorlrat, von dem Hause entsprochen. Morgen wird die Kammer die Prüfung der Rechnungsergebnisse behandeln und am Montag mit der Generalvebatte zum Etat beginnen. — Die Steuer- ko in Mission hat gestern die Debatte über die Budgelrrcht- frage zum Abschluß gebracht. Die gefaßten Beschlüsse werben vorläufig als streng vertraulich behandelt, ebenso diejenigen über den Tarif; später soll ein kurzer Bericht de« Referenten im Druck erscheinen. * Aus München wird ver „Tägl. Rdsch." „auf Grund eingeholter Erkundigungen" gemeldet, daß, entgegen allen anderen Meldungen, Bayern dem bisher bewährten Rate Crailsheim- folgend, im BuudeSrate auch diesmal gegen die Aufhebung de« Paragraphen 2 des ZesuitellgesetzeS stimmen werd«. Oesterreich - Ungar«. Abgeordnetenhaus. * Wie», 13. März. (Schluß.) Herold erklärt, dir Stellung der Jungtschechen zur Regierung habe sich auch durch die jüngste Rede deS Ministerpräsidenten nicht geändert, der dir Frage der großen Ver- waltung-reform anfgerollt habe, um dir Ausrnerkjamkeil von der deutschböhmischen VerstäudigungSsrage und vom Au-gleich mit Ungarn abzulenkrn. Dieser Regierung werde aber, da sie nicht neutral sei, die Durchführung der BerwaltungSresorm nicht gelingen. Der nationalen Zweiteiluaa Böhmen» werdeu die Tschechen sich stet- widersetzen. Nack weiterer Debatte, in deren Verlause Biaukini unter audrrm die Behauptung vorbringt, im Dreibund« vertrag seien geheime Bestimmungen enthalten, wonach jede Gebiets vergrößerung Oesterreich-Ungarn- aus dem Balkan eine analoge Vergrößerung Italiens zur Folge habeu solle, werdea die Budget vorlagen dem BudgrtauSschusse überwiesen. Nächste Sitzung Dienstag. Frankreich. Gesundheitszustand in der Armee. * Paris, 13. März. (Senat.) In fortgesetzter Beratung der Interpellation über den Gesundheitszustand de» Heere- wendet sich Krieg-Minister AndrS dagegen, daß nur allgemein gehaltene Kritiken vorgrbracht worden seien, betont, daß dir meisten Offiziere um die Gesundheit der Soldaten besorgt seien und versichert auf- neue, daß er ein» Reih« von Maßnahmen im Interesse der Gesundheit der Soldaten anordnen werd«. (Beifall.) Da- Haus aimmt daraus «ine von Labbv eingrbrachte uud vom Krieg-Minister gebilligte Tagesordnung an, die die größte Strenge in der Aus- wähl der Leute bei der Rekrutierung für nötig erklärt und den Minister auffordert, dir zur Besserung de- Gefundheft-zastandeS im Heere nötigen Maßregeln zu ergreifen. (Wdrhlt.) Niederlande. Mseubahne»be«veguag. * Amsterbam, 13. März. Wie dem „Reuterschen Bureau" aus Utrecht gemeldet wird, hat heute dort eine Besprechung staltgesundeu zwischen den Mitgliedern der Direktioo der StaatSeisenbahnen und der General direktion der Eisenbahnarbeiter-Organisation über die von der Direktion der StaatSeiseubahuen getroffenen Maßnahmen. Von zuständiger Seite verlautet, daß die Besprechung nicht die Lösung herbeigeführt habe, welche di« Führer der Eisenbahnarbeitrr zu «rzielru hofften. (Wdrhlt.) Großbritannien. NeffeplSne des König». * Loudon, 13. März. Wie das „Reutrrsche Bureau" meldet, wird der König Ende de« Monat» auf der könig lichen Zacht eine Kreuzfahrt unternehmen und im Laufe der selben dem König von Portugal in Lissabon einen Be such abstarten. Die makedonische Krage. * London, 13. März. (Oberhaus.) Newton lenkt die Aui- mrrksamkeit auf da- Blaubuch über Makedonien. Der Minister Les AeußernM arquidofLanSdownr erwiderte: Eaglaud habe Vertrags- mäßig« Rechte und Pflichten, welche ihm nicht erlaubten, den jüngsten Ereignissen io Makedonien mit Gleichgültigkeit zuzuschauen. Man dürst nicht vergessen, daß ein offener Brand ia jenen Gegenden internationale Schwierigkeiten vou sehr ernstem Charakter herbeiführen könne. Der Minister gibt zu, daß die dortigen bedauerlichen Vorgänge bis z» einem gewissen Grade die Folge der schädlichen Tätigkeit Ler revo lutionären ComitSS seien; aber jene Tätigkeit würde keinen Erfolg gehabt haben, wenn ihr nicht durch einen langen Zeitraum schlechter Regierung der Boden bereitet worden wäre. Redner fährt dann fort: Mit Genugtuung bemerken wir, daß die letzten Anzeichen, welche erkennen lassen, daß die bulgarische Regierung sich über die Gefahren klar ist, welche von diese» ComitSS au-gehen können, und daß sie Maß regeln ergriffen hat, um deren Agitation zu entmutigen. Der Mi- nister sährt fort: Die Regierung war der Ansicht, daß Oesterreich Saltonns Auge» sehr vornehm aus, als er ihr mit leb haftem, leuchtendem Antlitze entgegentrat. „Ich freue mich so, daß Sie gekommen!" rief sie mit viel größerer Herzlichkeit aus, als sie sonst ihren Be kannten gegenüber zu zeigen pflegte. „Aber wo ist Ihr Gepäck, Mr. Salier?" „Mein Gepäck? Es verdient kaum eine solche Be zeichnung. Ich habe nur eine Reisetasche bei mir, die ich im Gasthofe in Rochampton zurückließ." „O, warum taten Sie das? Ich lasse es sogleich holen. Ihre Zimmer stehen für Tie bereit", sagte Rachel und näherte sich der Klingel. Aber er sagte rasch: verzeihe» Sie, Miß Saltonn, es ist alles in Ordnung. Ich habe mir Zimmer im Rochautptoner Gasthofe bestellt." Sie wandte sich, die Hand aus der Klingel, um und sah ihn erstaunt au. „Sie haben die Zimmer im Hotel bestellt? Wollen Sie denn nicht in Catherstone bleiben?" „In Catherftone bleiben? Tie sind sehr gütig, aber das ist mir nicht im Traume eingefallen. Ich hätte nie daran gedacht, Sie in dieser Weife zu belästigen." „Cs ist keine Spur von Belästigung. Wie sollte auch eine entstehen? Und Sie sind doch in Thorley Castle ge blieben?" „Ja, aber das war ein großer Unterschied; der Herzog war dort." Sofort, nachdem er die Worte ausgesprochen hatte, er kannte er an dem hochmütigen Zuge, der in Miß Sal- tonns Miene trat, daß er einen Fehler gemacht hatte. Es war, als ob sie ihn auffordern wollte, zu erklären, welchen Unterschied die Anwesenheit eines ManneS in ihren Beziehungen hervorbringen könnte. Sie zog die Hand von der Klingel zurück, näherte sich ihm aber nicht mehr. „Ganz »ach Ihrem Gefallen, Mr. Salier", erwiderte sie kühl, „die Zimmer stehen leer, und ich dachte, es wäre ebenso gut, wenn Sie sie benutzten. Aber Tie werden es im Gasthofe von Rochampton gleich bequem haben, und es wäre unnütz, das Quartier zn wechseln. Die Mahlzeiten werden Sie aber doch bei uns einnehmen?" „Ich danke Ihnen sehr; aber ich habe schon abgemacht, ich wolle dort speisen", stotterte Geoffry. „Tie sehen, Miß Saltonn", fügte er leichteren Tones hinzu, „ich mache meinen Gönnern — und besonder-, wenn es Damen sind — gern so wenig Mühe wie möglich. Außerdem läßt eS sich, wenn man jeden günstigen Zeitpunkt der Beleuchtung auSnutzen muh, nicht gut machen, an regel- mäßigen Mahlzeiten teil zu nehmen. Ich fühle mich freier und werbe Ihren Auftrag besser ausführen können, wenn ich von Ihren häuslichen Einrichtungen unabhängig bin." „Ganz, wie Sie wollen", wiederholte sie in gleichem Tone. Tie konnte ihm die Erwähnung der Anwesenheit des Herzogs von Cressy in Thorley Castle nicht vergeben. Es war, als ob er damit hätte sagen wollen: Tort war ich sicher; vor dir könnte ich es vielleicht nicht sein. Es entstand ein peinliches Stillschweigen, das Geoffry zuerst unterbrach. „Soll ich jetzt mit der Arbeit beginnen, Miß Saltonn? Oder bester gesagt, wollen wir jetzt an die Arbeit gehen? Es wäre schade, auch nur eine Viertelstunde dieses herr lichen Sommertages zu verlieren." „Sie sind Ihr eigener Herr hier, Mr. Satter, und kön nen tun, was Sie wollen", antwortete sie; „aber ich fürchte, ich bin heute morgen nicht sehr zum Malen auf gelegt und bin auch anderweitig in Anspruch genommen." „Nun gut, dann werde ich ohne Sie beginnen", ant wortete er heiter — eine Heiterkeit, die sie wieder als schwarzen Strich gegen ihn verzeichnete — „und wenn Sie mir gütigst sagen wollen, in welchem Paneel Sie den Elfengrund zu haben wünschen, dann will ich mit diesem sogleich den Anfang machen." „Wählen Sie das Paneel selbst, Mr. Satter. Ich über lasse Ihnen die ganze Angelegenheit. Sic wissen ja wohl den Weg nach dem Drawing-Room, und wenn dort irgend etwas fehlt, was Sie brauchen, dann bitte ich Tie, zn klingeln, die Dienerschaft steht ganz zu Ihrer Verfügung." Sie verbeugte sich, während sie sprach, als ob sie ihn entließe, und er verbeugte sich gleichfalls und verließ das Zimmer — wohl fühlend, daß er es mit ihr verdorben hatte, aber ohne zu ahnen, warum. Tatsächlich war Miß Saltonn äußerst aufgebracht über die Abweisung, die sie von dem Maler erfahren hatte. Anstatt freudig die gute Gelegenheit zu ergreifen, als Gast in Catherftone zu weilen, hatte er anzudeuten gewagt, daß er es unter den obwaltenden Verhältnissen nicht tun könnte, daß seine Anwesenheit — die Anwesenheit eines Künstlers, der allerdings ein Genie, aber von unbekann ter Herkunft war — unter einem Dache mit ihr, der hoch geborenen Rachel Saltonn, der Enkelin deS Herzogs von Craig-Morris, schaden könnte! Und daß es ratsam wäre, daß sie eine Schutzverion wie den Herzog um sich hätte, ehe sie sich mit ihm aus einen persönlichen Verkehr ein lasten könnte. Was dachte -er Mann nur? Er redete, als ob er ein junger Lord oder Held gewesen wäre, ein Ebenbürtiger, mit dem sie eine Verbindung eingehen »nd bei dem eine Vertraulichkeit sich als gefährlich er weisen könnt«! Rachel war in solcher Aufregung, daß sie sich nicht be herrschen konnte. Sie klingelte und ließ Mrs. Cranley rufen. „Mrs. Cranley, Mr. Satter ist augekvmmen, will aber nicht in Catherftone bleiben. Er hat schon andere Be stimmungen getroffen. Teilen Sie der Haushälterin mit, daß die Zimmer nicht gebraucht werden." Nirs. Cranley machte ein sehr erstauntes Gesicht. „Er wird nicht hier bleiben? Liebe Miß Saltonn, wußte er denn nicht, daß die Zimmer für ihn hier bereit standen?" „Ich weiß es nicht; aber jedenfalls will er, so lange er hier ist, im Rochamptoner Gasthofe wohnen. Ich finde jetzt auch beinahe, daß mein Großpapa recht hatte und daß es nicht ganz in der Ordnung war, ihn hierher einzu- laden. Auch seine Mahlzeiten will er nicht in Catherftone einnehmen. Er scheint sehr unregelmäßige Stunden ein- zuhaltcn, und da ist es vielleicht recht gut, wenn wir un abhängig von ihm sind. Bitte, bestellen Sie den offenen Wagen auf halb drei. Ich will nach Streatham zu Lady Walter fahren, sie gibt beute ein Gartenfest." „Oh, ivie schade!" ries ihre Gesellschafterin aus. „Dann haben Sie wohl den Plan aufgegeben, mit Mr. Satter zu zeichnen? Ich glaubte. Tie würden ein doppeltes Exem plar der Paneele für Ihr Schlafzimmer anfertigen." „Wollen Sie so gütig sein, Mrs. Cranley, sich nm Ihre eigenen Angelegenheiten zu bekümmern. Ich wüßte nicht, daß ich irgend welche Pläne geändert hätte; aber ich fahre heute nachmittag nach Streatham und wünsche, daß Sie mich begleiten." Hierauf äußerte Kate Cranley nichts weiter; aber sie ergriff die erste Gelegenheit, in den Drawing-Room zu gehen, nm dem jungen Künstler bei seiner Arbeit zuzu sehen. Er stand oben auf einer Trittleiter und machte seine Entwürfe mit schwarzer Kohle an der Wand. „Kann ich etwas für Sie besorgen, Mr. Salier?" fragte Kate liebenswürdig. „Haben Sie alles, was Sie brauchen?" „Alles, Mrs. Cranlen, ich danke Ihnen", erwiderte Geoffry, sie mit leichter Verbeugung begrüßend. „Sie verzeihen mir wohl, wenn ich von dieser Höhe nicht herab steige? Ein Arbeiter ist an die Zeit seines Bestellers ge bunden." „O, bitte, ich bin gewöhnt, mit Geschäftsleuten zu ver kehren. Aber wir dachten, es würde Ihnen viel Zeit er spart haben, wenn Sie im Hause gewohnt hätten, Mr. Salter." „Es war eine Täuschung. Der Gasthof ist nur zehn Minuten von hier entfernt, und ich pflege zwischen Früh stück und Mittagessen nichts zu genießen." „Aber die Zimmer waren seit acht Tagen für Tie vor bereitet; die besten Zimmer des ganzen Hauses. Miß Saltonn ist durch Ihren Entschluß sehr enttäuscht." Deshalb denn? Was für einen Unterschied macht das für sie? Ich werde keinen Tag länger zu den Paneelen brauchen, wenn ich in Rochampton wohne. Ich bin ein wenig Einsiedler und habe meine eigene Gesellschaft am liebsten." „Ich fürchte, Sie verstehen sich nicht sehr auf Ihren Vorteil, Mr. Salter." „Wieso?" „Nicht jeder Mann würde die Aufforderung aus schlagen, ein paar Monate unter demselben Dache mit einer reichen, unverheirateten jungen Dame zu leben." „Nun, Sie sehen, ich bin eben nicht jeder Mann", ant wortete Geoffry, dem die Wendung, die das Gespräch ge- nommen hatte, offenbar nicht gefiel. „Verzeihen Sie mir, Mrs. Cranley, aber ich kann beim Zeichnen nicht sprechen. Es stört mir die Komposition." Damit wandte er sich wieder ganz seiner Arbeit zu, und Mrs. Cranley verlieb lachend das Zimmer. * * * Rachel Saltonn war durch Mr. Salters Ablehnung sehr verletzt gewesen und hatte sich vorgenommen, die ge wbhnlichste Höflichkeit ihm gegenüber vorläufig nicht zu überschreiten. Aber mit dem andern Morgen kam eine andere Stimmung über sie. Er stand ja schließlich im Be griffe, sie sich gewissermaßen zu Dank zu verpflichten, in dem er ihr seinen künstlerischen Rat spendete, und so war es wohl besser, die Entschuldigung zu vergessen, mit der er seine Absage begründet hatte und sie seiner Unwissenheit oder seinem Mangel an Etikettegefühl in die Schuhe zn schieben. In diesem Gedanken suchte sich den in eiy Atelier verwandelte Drawing-Room gleich nach dem Frühstück auf und fand Mr. Salter schon eifrig bei der Arbeit. „Ohl" machte sie erstaunt, als sie das Paneel zu Gesicht bekam, auf dem schon die ersten Farben angelegt waren. Wie kühn und meisterhaft war die Anlage! Der Elfen- gründ würde unter diesem Zauberpinsel zu neuem Leben erwachen. „Guten Morgen, Miß Saltonn", sagte Geoffry. „Er kennen Sie Ihren Lieblingäplatz schon?" „Das sollte ich denken. Sie haben es genau nach dem Leben getroffen." „Ich freue mich, daß e» Ihnen gefällt; e» ist, wie Sie
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