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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.03.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030316024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903031602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903031602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-03
- Tag1903-03-16
- Monat1903-03
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Bezug-.PreiS 1» der Ha»vt»jp»dMoi> odrr drrre N«»ga-»> ffelle» «bzeholt vleNeliayrUck AS—, k«i ßwerm«liq„ tügllch^ F»ft»tl»na i,s Heus >16 7» D»ick d«r Vosi b-»oa-» m, Dretlch- >«ad a veflrrrerch Aert-Ijührllch akO, sür dtz, Adrig»» Länder Wal FeU»»g«preislrst«. Nedaktion and Lrveditionr Jvbannl-gaff« 8. Ferulprecher löv »irb SA, ^ittaterpedtttaueur AttredHab». Buckhaablg, Uowerfitätsür A. Rasch«, La1h»n»»akr ». LüulgLpt. 7. Havvl-Filiale vresde«: Strrdleaer Straße 6. F«r»Iplrcher «ml I Nr. 17Ht^ -avvt-Filiale S-rtt«: A«l Duncker, Herzgl Bapr Hosdochharidlg, Llttzowftraße lO Frrrilprechet Ami VI Kr äSOL. AVend-AnSgabe. KiMM TlyMM Anzeiger. Amtsblatt des Äönlglichen Land- und des königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Aales und -es Aolizeianttes der Ltadt Leipzig. Nr. 136. Montag den 16. März 190L Anzeigen «Preis die Sgespaiteue Petttzctle 7b »«kl«««, «M, de» »lwakNo«aikich ssgespalle») 7» »m de» K»»Ute»»ach- rlchtr» («qespalt»») bO Tabellarischer and Zlfferaiatz entsprechend höher. — Vedöhrro ftir Nachweisungen and Off»rtem»a»ahm« SS (exrl. Porto). Ertra-Verlagen -efalzyl .r», mit der Moraeu-Ansgabe, ah»e 3ofiberardern»ß 4 so.—. »tt ßoftd<t»rd»rm»g -I 7ö.—. A«nah«esch!»ß Er L-yri-e«: A»«»d.«»s^»«r «oe»tttt»g« »o llhr. »org«,-L»«^ch», Vach«ttt»g» 4 Uhr. An»etze» ft»d ßrt« «, dt« Erpedttto» P» richte». Di» Expedition ist Wochentag« nrrnnterdr»ch« gesffuet vo» fttth S bi« »de^s 7 Uhr. Druck and Vettag von G, Pol» tu LAp^g. S7. Jahrgang. PolMsche Tagesschau. * Leipzig, 18. März. Ans dem Reichstage. Daß Sonnabend«, wenn nicht Entscheidungen von ganz besonderer W'chu^keit zu «reff n sind, der Reichstag nicht be'chlußsäb'g in, weiß man längst. Deebalv vermeidet man auch an diesen Tagen lolcke Abstimmungen, bei denen von irgend einer Seite die Anzweileiung der Beschluß, sätngkeit zu erwarten ist, und begnügt sich mit solche», deren Resultat keinem Zweifel unter liegt. So konnte man vorgestern trotz der Leere der Bä'ke getrost den Etat tür Kiautichau erledigen. Schon die Budaet- kommission batte ihn iebr wohlwollend -«handelt und nur an einigen Titeln geringe Adilriche vv'gencmmen; im Plenum heirschie dieselbe Ltmimunq, die denn auch durch Anaabrne der Konimi sion-an'räge ^um Aufdrucke kam. Ale dann ade, de, R«st de« M i l, IL re i at s erledigt werden sollte, wagte man sich an die >chon am Krenag an der Beschlußunsaoigkert de» Hausee geicheiterte Abstimmung über Reparatur kosten der beiden Kreuzer: „Kan.rin Augusta" und „Irene" nicht beran, denn in dieser Frage waren die Meinungen zu geteilt, als daß man keinen Widerspruch gegen die Ent scheidung vor so spärlich besetzten Bänken halte gewärtigen müssen. Diele Atslimmung wurde also abermals hinaus» geichoben. Um lo munterer ging man an die Entscheidung über Titel beran, die sich auf dl« Armierung ueuer Schiffe beueben und an denen die Kommission mit großer Mehibeit größer« Abstriche vorgenomniea hat. Ta« Relchemarineami Hal sich io diese Abstriche gefügt; roch vertagte sich Staatssekretär v. Tlrpitz nicht tie Bemeikung, daß, da die Armierungen nun einmal not wendig seien, die beir.ffeuden Forverunae» rnr nächsten Etat selbstverständlich entsprechend höher aus- fallen würden. Turch diese Bemerkung fällt ein reckt bezeichnendes Licht auf daS Verfahren der Budget komm ision. Um nur wenn ngend möglich «ine Zotchuß auleide -u vermeiden, weiden Forderungen ganz williürlich beschnitten, während man weiß, daß sie ganz und gar unver meidlich sind. Da-P enum na. m aber die Kommilsioosvorlchlcige wie gewöbnlich unbe>ehen au. Zu einer Debatte kam eS > ur noch über die Forveruna zur Ervanung eines neuen D>enst- gebäudeS für das RrichSmarineamt und »um Anlazif eines Gluudstücke ra,u. Aier auch diese Debaite änderte Nicht« an der gemelniamen Al lehnungSIust de« Hausee; eS blieb bei der von der Konrnmsion beliebten Streichung der gesorderten Sumine. Seinem Sch ckiale entging aber daS Hans trotz der g übten Por>ichl nickt; die Sitzung sand ein jähes Ende bei der Prüfung rei W>dl des Abg. Sieg. Tiere Wal>l ist ein walnes Schmerzen, kinv tür den Reichstag. Funimal hat die WablpiufungSloiuniislion darüber bereits Bericht erstattet, zuletzt eiwa vor einem Jahre mit dem Antrag auf Uugült gk ilSeilläruug. Als nun am Sonnabend der Abg. Bai »ermann die nut Rücksicht auf die fchlechie Besetzung des Harnes Aussetzung der Euticheidung über den nur mit 7 gegen 6 Summen erfolgten Komml sionSantrag beantragie und die Herren Singer unv Dasbach, die nicht zugeben wollten, daß einem natiouallideralen Abgeordneien recki sei, wa« sie für zwei Kreuzer billig gefunden hatten, dirsem Anträge w deriprachen, erfolgte di« Bezweifelung der Bescklußiähiglert des Hause« und damit der Schluß der Sitzung. Lur Aastzct«»« Ze» - 2 »cs -ksuitengefetze«. Bekanntlich hatte sich dir „Tagt. Ruadsch. von ihrem Münchener Vertreter versichern lasten, „daß, entgegen allen anderen Meldungen, Bayern, dem bewäbiten Rair Erails- heim« folgend, im Buadesraie auch diesmal gegen die Auf hebung des tz 2 de« JesuiirngesryeS stimmen werde". Heule erklärt die Münchener „Allzem. Ztq.", diese Versicherung beruhe ihre« Erachten- auf „w Utürlicher Kombination". Dies: Erklärung war vorauSzuftbea; denn daß man den Graf n ErailSbeim durch den Freiherrn von Podewils ersetzt habe, um dem „bewäbrtru Rate" deS Eitleren zu tolgen, irr sehr wenig wahrscheinlich. Auch das Gerücht, es sei zwilchem dem Kai ter und dem Grafen Bütow wegen dessen Stellung zur Jesutteafrage eine gew ffe Verst'mmung eiugetieten, an der rrne „Hobe Frau" » cht unbeteiligt te>, wird dadurch widerlegt, daß am Freitag beide Mazestäten den Reichskanzler mit ihrem Beiuche beehrten. Weiter wird von wohlinformierter Seite auf daS bestimmteste be stritten, daß die preußische Regierung aus Einbringung ihre« AniraaeS beim Bundesrate oder auf eme Beschluß, sastuug darüber verzichtet hätte. Und endlich wird vor der Annahme gewarnt, es könnie sich die Mehrheit deS BuudeS- rat« :u der Auffassung bekehren, daß schon l4 S immer» für die Aufrechlerhaliung de« tz 2 ausreicken wurden, weil feine Be stätigung erne Verfaffungsoerändrrung euschließe. Um so nötiger erscheint eS, daß die Bewegung gegen die Abbröck lung de« JesmtenaesetzeS immer lebhafter werde. Daß die tztz l und 3 de« Gesetze« durch dir Beseitigung deS § 2 we,en- und wertlos würden, Haden wir wirderholt auSgefudrt. Sehr mit Reckt macht m dem gleiche» Gebaukeagange die „Nat.- Zeitung" darauf aufmeitiam, daß auch di« aogesehenen naiivnall beraten Pailamealarrrr, die seinerzeit gegen den tz 2 stimmten, oder tpäter bedlngungSwelie, wie Rudolf v. Bennigsen, für lerne Aufhebung rnuraten, nicht deadycktigt baden können, durch diese Aufhebung das Gesetz zu einer „lex imperfecta", einem unvollständigen Gesetze, zu macken, in rem es an jeder Handhabe g.bräche, vor allem das RiederlastungS» verbot de« tz l auck wirklich durchzujübren. Gneist >vwohl, der 1872 gegen den Paragraphen stimmte, wie Bennrgseu, der l8üü zu emer neue» Prüfung der Krage bereit war, hätten sich der Nviweodigkeit nicht veisagt, zur Durch führung deS Verbot« ver OrdtuStäligkert der Gesell schaft Jesu anstatt de« § 2 eme andere Anordnung, >e> eS durch eine Slrafbeuimmung oder sonstwie, zu schaffen. Dre bloße Epstonz deS tz 2 — auch dieser Ei Wägung ist zuzustimmen — dal dewrrkt, daß er seil Jahrzehnten nickt mehr angeweodet zu werden brauchte; Unzuiräglich- keileo werde» sich erst einst,llen, wenn zur Durchführung de« tz 1 Maß admen der gewöhnlichen Polrzeipraxis ersoiderlick werden. Das Zent,um mag — so führt die „Nat.-Ztg." au« — vielleicht gerade d>« aus folckeu Maßnahmen zu erwartenden Konflikte herbr'wünscken, um sie als Beweis für die Ullballbartru auck des ReueS de« Gefetze« zu verrverlen. Deshalb ist eS eia richtige« Gefühl, da« die Aufhebung von tz 2 mit der Wieverzutaffuag der Jeiurlen obue weiteres identifiziert. Mehr al« in irgend emer ar deren Frage heißt e« hier: i'rioeipiis vbsta! Und deshalb hoffe» wir, daß dem Bunde«raie dock noch zu der Eikenrirnr« verholsen werde, daß er sich turch die BetnNgung de« tz 2 in Wrdeispruch mit den besten Kier,ea de« Volke« setze» würde. Der aufgrschobene Jareubesuch. Die Verschiebung deS Gegenbesuches Kaiser Nikolaus' H in Rom, wo derselbe bereu- rn dreiem Frühjahr erwartet worden war, aus den Herbst, hat nach von un« witgeteilten Berichten italienischer B'ätter dort sehr verstimmt. Hierzu wird der „Pol. Korr." au« Petersburg geschrieben: Die Behauptung mancher italienischer Blütter, nach welchen der Besuch de« rutsi chen Laiierpaore« in Sivm für da« Frühjahr 1803 aagekündigt gewesen war», ist durchaus unzutreffend, lts stand in dieser Beziehung bloß da« ein« lest, daß staisrr Rik»lau« ll. den Besuch de« Königs von Italien im Laufe dies«- Jahres zu erwidern beabsichtige. Irgend eine näbere Bezeichnung deS Zeit- Punktes, für welchen dies« Reiie in Aussicht genommen ist, erfolgte weder von der mnßgebendsien Stelle, noch sonst von amtlicher Leite. Der Ankündigung, daß der Äeqevbejuch im Herbste statt- finden wird, kann somit keineswegs die Deutung gegeben «erden, al« ob man irr Petersburg von einem früher ias Auge geiahten Termin abgekommen wäre und di« Reise verschoben hätte; es ent behrt daher dir Ansicht, daß möglicherweise politische Erwägungen dierbei im Spiele »eie», über wetche Aufklärung verlangt werden müsse, jeder Berechtigung. In Rom glaubt man, daß der Zar im Oktober ober November d. I. Gast des iialienrfchen HoseS sern werde. Für wabrscheinlicher balt man eS, daß der russiicke Herrscher sich für den November als dir für einen Besuch Roms günstigere Jahreszeit entscheiden werde. — Daß man rn Italien absolut keinen Grund gehabt hätte, den Zarevbe nck bereits im F,übjabr zu erwarten, kann man irerlich trotz dieser offiziösen Versicherung füglich nickt annebmen. Man braucht aber deSbalb in der Anberaumung des Gegen besuchs aus einen späteren Termin noch kein Zeichen der Erkaltung der russisch-italienischen Beziehungen zu sehen. Die ungeklärte Lage aus der Balkanhalbrntel gibt eine aus reichende Eiklärung daiür, daß der Zar nicht gerade jetzt >eia« Staa'rn zu verlasse» wünscht; ohne daß man darin nun auch gleich ein beunruhigende« Symptom zu seben braucht. Der sranzösiichen Prrsse wrrb freilich burch den Umstand, daß der Gegenbesuch Kaiser Wilhelms in Rom so viel srüber al« der des Zaren statifinket, ein bö'er Sirich durch dre R chnung gewacht. Das Umgekehrt« häile sich so uert al« Brwer« für die gelockerten Beziehungen Italien« zum Dreibünde und fern« weitere Annäherung an den Zwerdunv verwenden lassen. Arsnkrotch untz das »arnkkantsche Pr»dle». In einem Artikel des „Jmparcial", 'eines vielgelesenen Blattes Madrids wird von einem der besten Kennerder marekka- nrickei Der bäliniffe emArtrkel über „Da» marokkanische Pi oblern" veröffentlicht. Jene Zeitung schreibt, daß in Frankreich dir An richten über die Marokko gegenüber zu befolgende Politik fehr geteilt seien. Eine bestimmte Richlanz verlange die kriegerische Okkupation aller jener Gebiets teile, deren Besitz Frankreich zum Herrn deS Lande machen könne, eine andere — offenbar die einfluß reichere — wünsche jedoch kein« Eroberung auf diezem Wege, weil eine fvlcke zu Konst kten mrt aller Welt füdren müsse; sie fördere de-bakd nur eine allmähliche, sleiig sorl- >ck,eilende Ausdehnung deS fianzösiichtn Einflusses aus politi schem und wirlschajtlrchem Gebiete, eveniuell unter zeit weiliger Anwendung militärischer Mittel. Auch könne man, so sagen die Vertreter dieser Ansicht, die Grenzen F>ankreichS von Jahr zu Jahr verschieben. Die sranzöirsche Politik wolle deshalb gar keine Festlegung oer Grenzen zwischen Algerien und Marokko; denn wrr günstig eine solch« auch ausfallen möge, so werd« sie d»ck ste's ungünstiger als die Möglichkeit unbegrenzten V»rdrr»ge»s bleiben. Desgleichen habe da« Kedten der Grenze» in der Sabara den Franzosen Gelegenbeit gegeben, fick TualS zu bemächtigen und begünstige jetzt ihr Vordrmgen in Figi. Aednlicke Vorteile wären Frankreich bereit« auch an anderen G'enzstellen Marokko« zugesalleo, wie im einzelnen ausgezäblt wird. Schon Waddington habe gesagt, daß beim Fehlen von festen Grenzen zwischen zwei Staaten die Unsicher heit stets dem Siäikeren von ihnen zu gute komme. Eme drille R chtung in Frankreich — meint der „Jmparcial" — strebe eine völlige Löiung der Frage durch ein Ein verständnis Englands und Frankreichs an. Ein solches könne .war den Franzvicn manchen Nutzen in Eintelberten bringen, aber doch nicht reinen Tuch macken, weil es den Spauirrn ein orruckemerr sei. Es werde also wobl bei dem bisherigen System bleiben, demzusolge Marokko von Frankreich wre «ine Artischocke verspeist wird. Die Arbeiterfrage tn Südafrika. Man schreibt uns auS London: Lord Milner bat eine Konferenz von Delegierten aller bedeutenrerea Miuengesell- sckaficn nach Bloemfontein berufen, um die Frage de« Arbeiter ersatzes gründlich zu diskutieren. Die Angelegenheit bat die verschiedensten Phasen durchgemacht. Von der Annabme auSaehend, daß man für die nächste Zeit auf die Kaffern- arbeiter jedenfalls nur io ganz ungenügendem Maße rechnen könne, hat man zuerst an daS Heranzieben anderer schwarzer Arbeitskräite gedacht und sich in verschiedenen Gegenden AfukaS umgesehen. Tiefe Anwerbungen lieferten ein mehr ober weniger ungünstiges Resultat und aus da« Haupioprrationsfeld Uganda mußle man gänzlich verzichten. D>e an oer Entwicklung Uganda« beteiligten Kreise protrstieiten gegen d>e Entziehung der für dieses Gebiet selbst nöligen ArbritSkiäsle; übeidieS scheint eS kaum durchführbar, dre an ganz andere klimatriche und Nahrungeverdaltniffe gewöhnten Bewohner Ugandas in den Giubeobistrilt ru dringen. F«»»er >ag die Gefahr der Einschleppung der Schlafkrankheit v»r. Andersril» bewarb«, sich Edina, Japan und Indien. Gegen den Import „gelber Arbeitskräfte" rrdob man von avsang an ltidenjchajilichr Einsprache, und unter diesem Druck« der öffentlichen Meinung sand der Vertreter Japan«, welcher bald nach dem Friedensscklufle Südafrika betuchte, nm sich über die Aussichten für den Handelevrrkedr, wie für de« Ab gabe überschüssigen Arbeite»material« zu unterrichte«, trotz seiner Stellung als Vertreter de« Alliierten überall eine derart ablehnende Haliunq, daß e« »u kemeu tatsächlichen VeiHandlungen in betreff der Arbeiterfrage kam. Ta die Bezahlung von Weißen Arbeitern unmöglich erschien und da man in anderen Distrikten Afrikas kein Material ianv, drängie die sonsckrinliche Gruppe der Minenbesitzer, welche die Jnte>effen der Eniwick^lung der Minen al« allem maßgebend und alle andere» Bedenken für Vor urteile erklärt«, aus den Import chinesischer Arbeiter. Vor allem war eS der Minenbesitzer und Financier Aldu, der in dieser Richtung wirkte. Es wurde bekannilich auch ein Kom missar nach Edina entsend«, um im Auftrage der Minen kammer zu JobanneSburg Ei Hebungen anzustellen. Man kann sich aber doch nicht verbeblen, daß dem Uedergehen de« alliierten Bewerbers, der sich jetzt nicht wieder meldete, givße Bedenken rntgegenstrben. Mau übersieht wobl auck auf keiner Seite, daß mit dem Importe chinesticker Ardener scko» gauz eigenartige Erfahrungen gemacht winden. Jetzt schein» ravlich ein anderer AuSwrg gesunden zu sein. Indien tritt als «uster Feuilleton. Miß Kachel Saltonn. Roman von Florence Marryat. rt,a»i>r»cl verb»len. Siebentes Kapitel. Die Morgenstunde war trotz aller Gegensätze in ben Anschauungen sehr angenehm und nutzbringend für die Herrin von Catherstone. Mr. Salier tat ein gutes Teil mehr für sic, als er versprochen hatte. Er setzte sich sogar neben ihre Staffelei, während er dies und jenes an ihrer Malerei riet und erklärte, und lobte sogar ihre Zeichnung und mnntcrte sie zu neuer Anstrengung auf, so daß sie sich, ohne daß er ihr geschmeichelt hätte, durch ihr« Kunst glück licher fühlte, als seit langer Zeit. Er sprach nicht viel, aber was er sagte, hatte Hand und Kutz und ließ sie fühlen, daß er der Meister und sie die Schülerin war, die noch viel zu lernen hatte. Einmal während des Vormittags blickte sie zu ihn, auf und sagte: „Es kommt mir ganz unglaublich vor, daß Sie, der Schöpfer des „Erwachens der Seele", sich herablaffen, meine erbärmlichen Versuch« zu verbessern. Sie ver- schwenden Ihre kostbare Zeit. Für mich würbe der erste beste gut genug sein." „DaS finden Sic?" versetzte er lächelnd. „Wie un freundlich, mir daS zu sagenl Wir kommen so hübsch vor wärt«, daß ich mir soeben schmeichelte, daß kein anderer eS so gut gemacht haben würde. Aber ich will jetzt an di« Arbeit gehen, dann können Sic nicht mehr sagen, daß ich meine Zeit verschwende. Sie haben daS Licht auf -er andern Seite des Teiches sehr gut gemacht und verstehen entschieden mehr, al« Sie sich selbst zutrauen. Miß Sal« tonn. Ich werde gelegentlich Stunden bet Ihnen nehmen müssen." Und herzlich über diesen Einfall lachend, saßen die Dretundzwanzigjcchrige und der Liebenundzwanzigjährig« nebeneinander, malten denselben Gegenstand und ver gaßen für den Augenblick ganz, daß die eine die Enkelin deS Herzogs von Eraig-Morris und der andere der Sohn eine- Strumpfwirker- war. „O weh!" rief Rachel, auf die Uhr blickend, „e- ist drei Uhr, und bt« arme Mr». Cranley wartet seit eine« Stunde mit dem Luncheon auf mich. Ich mutz wirklich gehen. Mr. Satter." Gleichzeitig fing sie an, ihre Staffelei und das Zubehör zusammenzupacken. „Erlauben Sie mir, Ihnen zu helfen", sagte Geosfry Salier und nahm ihr die Sachen auS der Hand. „Gehen Sic zum Luncheon, Miß Saltvnn; ich nehme Ihre Ltasseici mit der meinen nach Hause." „DaS möchte ich nicht gern", erwiderte sie ablehnend. „Bin ich nicht gut genug, Ihr Malgcrät zu tragen ?" „O, Mr. Salier, wie können St« da« sagen! Ihr Anerbieten ehrt mich, und da ich eine Dame bin, nehme ich e» an. Aber nur, weil ich eine Dame bin, merken St« sich wohl." „Ich würbe ek nicht angeboten haben, wenn Sie keine Dame wären", sagte er und blickte sie an. Leine Hand hatte unversehen» die ihre berührt, als er ihr die Zeichengcräte abnahm, und RachelS Vaud hatte dabei gebebt. Sie ärgerte sich jetzt sowohl über ihn wie über sich selbst. Sie wandte sich ab und schritt mit einem kurzen „Danke sehr!" nach dem Hause zurück. WaS für eine stolz« Seele! dachte er, ihr nachblickcnb. Wie hochmütig und doch wie echt und rrinl Sie kämpft für die Vorurteile, in denen sie aufgezogen ist . . . nnd ich tu« da» Gleiche. Und doch, wenn die Sache umgekehrt läge, und sie de» Strumpfwirker» Tochter und ich der Enkel de» Herzog» wäre, welch' tatsächlicher Unterschied würde zwischen un» bestehen? Gar keiner. Li« ist aber ein stolze» Mädchen und handelt nach ihren Ansichten wie ich nach den meinen. ES ist ein Jammer . . . Ach, Unsinn! S» ist überhaupt gar kein Jammer dabei. Damit machte sich Geosfry Salter, eifrig vor sich hin pfeifend, an die Arbeit. Rachel schlenderte unterdessen nach dem Hause hin, ohne sich besonder» »n beeilen. Kate Cranley war ihr« Gesellschafterin und konnte warten, dacht« dir Besitzerin von Eatderstone. Und al» sie an den Luncheontisch kam. fand sie, daß sie ebensogut hätte fortbleiben können, da sie nicht den geringsten Hunger batte. „Run, wa» bedeutet da»?" rief Mr». Lranleo, die mit unter mehr fragte, als ihrer Herrin lieb war. „Mögen Lie nicht essen? Die» ist ein wundervolle» Surr» Ver suchen Sie doch ein wenig davon. Vergessen Sic nicht, welchc anstrengenden Pflichten heut« abend ans Sie warten." «srgcsse ,» nicht, a»s, ich hab« kstnen Hungttk.7 „Obgleich Sie den ganzen Morgen im Freien gewesen sind! Das kann ja gar nicht sein. Mr. Salter hat gewiß etwas gesagt, was Ihnen den Appetit verdorben hat." Rachel sah aus, al» ob sie sic zermalmen könnte. „Was meinen Sie? Was kann Mr. Salter damit zu tun haben? Sie vergessen sich, Mrs. Cranley. Hoffentlich haben Sie nicht die Anordnungen für den Abend vergeffcn? Stu die bunten Lämpchen bereit? Und weiß der Gärtner Be scheid wegen der Blumenarrangements?" „Jawohl, Miß Saltvnn, alle» ist bereit, und ich glaube, die Haushälterin übertrifft sich heute selbst mtzt dem Souper. Soll ich für den Nachmittag den Wagen be stellen?" „Nein, ich danke, wenn Sic nicht selbst spazieren fahren wollen. Ich habe Kopfschmerzen und gehe auf mein Zim mer. Ich glaube, die Sonn« ist mir heute morgen zu viet geworden." Jawohl, an brr dunkelsten Stelle de» Parke»! dachte Kate Cranley, als Rachel das Zimmer verlieh. DaS klingt sehr wahrscheinlich! Vor vier Stunden gingen sie hinaus. Sie müssen sich viel zu sagen gehabt haben. Der Herzog würde sich freuen, wenn er die» hörte; aber ich mutz erst herausbekommen, was Mr. Zaltcr eigentlich ist. Man könnte ihn seinem Aeutzeren nach für einen verkleideten Prinzen halten; aber er könnte auch der Sohn eine» Schneiders sein. Es ist schltetzltch wenig Unterschied da bei, wenn sie gut gekleidet sind ... Er oder sein Genie haben » ihr angetan, das ist keine Frage. Ich habe sie nie so schwach oder so wenig selbstbewußt gesehen. O, Amor, du unnützer Schelm, du machst alles gleich! Aber wenn d» e» auf Geosfry Salier abgesehen hast, dann würde ich nicht nngern Rachel Saltvnn sein! * Die Abendgesellschaft wurde durch ein ungewöhnliches Ereignis ausgezeichnet; -er Herzog von Eraig-MorriS hatte die Gnade, zu erscheinen. Rachel, in blatzrosa Seils mit ebensolchen Perlen gekleidet, empfing ihre Gäste. Al- sic ihren Großvater in die Tür treten sah, durchzuckte sie augenblicklich der liirdankc, datz er gekommen war, um fit zu beobachten, und ihr Stolz flammte empor. Sie be dauerte jetzt sehr, daß Geosfry Salter ihrer Einladung nicht gefolgt war. Wie sie sich ihm den ganzen Abend ge widmet haben würde! Die Gelegenheit, di« Wünsch« ihre» Großvaters zn durchkreuzen, wurde ihr jedoch auf ändert Weise verschafft. Die Unterhaltung Abend» stand auf dar HS-e. Die besten Künstler hatten gesungen und deklamiert, und die Pärchen, die sich auf die Terrasse hinausbegeben hatten, kehrten zum Souper, daS eben angemeldet worden war, zurück, als plötzlich ein schrecklicher Geruch durch die gefüllten Räume drang. „Feuer?" schrie Rachel und evblatzte bei dem Gedanken an die Gefahr, die ihren kostbaren Besitztümern drohte. „Wo kann das Feuer sein?" „In den Ställen, Madam", flüsterte rin Diener. „Es ist auf dem Kornboden auSgebrvchcn, Mathew» hat zwei Leute nach Rochampton wegen der Feuerspritze geschickt und die übrigen tun, was sie können, um die Klomnkn niederzuhalten." „O, meine Pferde! Meine Pontes!" rief Rachel außer sich, in deren Natur die Liebe zu den Tieren tief begründet lag. „Va» hat man mit ihnen gemacht? Sind sie alle in Sicherheit?" „Mathews tick, was er kann, Madam; aber die Türen sind geschloffen, und die Feuersbrunst greift um sich." Sie stand im Begriffe, in ihrem seidenen GesellschaftS- kleibe binanSzustürzen, um ihren Lieblingen zu Hülfe zu kommen, als der Herzog sie zurückzuhalten »ersuchte. „Liebes Kind, bedenke doch, wer du bist und wo du bist, und überloffe die» deiner Dienerschaft/ „Soll ich meine armen Tiere verbrennen lassen, wäh rend die Dummköpfe dabei stehen und -»sehen? Da» fällt mir nicht ein!" rief sie heftig und eilt« -inau», gefolgt von den meisten Herren der Gesellschaft. ES war ein furchtbare» Schauspiel, da» sich ihnen bot. DaS Feuer hatte um sich gegriffen, Heu und Stroh brannten lichterloch, und dir gesprungenen Fensterscheiben des Stalle» klirrten bell in den Hof hinab. Bon drinnen liürtr man da» Stöhnen nnd Schnaufen der geänsttgten Pferde, die da» Unheil näkrr kommen sahen; aber außer einigen unnützen Bersnchcn, die Ltalltüre einzuschlagen, machte tn der versammelten Menge niemand eine An- strengung, sie zu befreien. „Wo sind die Scklüffel?" schrie Rachel in voller Aus- regang. „Verzeihen Sie, Madam, der Kutscher hat sie tn der Tasche, und wir wissen nicht, wohin er gegangen iÄ" „Dann brecht die Türen auf! Wollt Ihr deuo dabei stehen und zusehen, wie meine Pferde umkommen?" Die Leute suchten mit vereinter Kraft di« starken Stall türen einzuschlagen, aber ohne sichtlichen Erfolg. Schon fchlugrn die Flammen durch di« offenen Fenster hinein
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