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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.03.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030320018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903032001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903032001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-03
- Tag1903-03-20
- Monat1903-03
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Bezug--Prett A da« Ha»p«erp«dMoa oder deren An«gaia< Nrdaktto» >«tz Lr»Mi„: JohanntSgaffe 8. versprechet 1»8 ü»d «» FUlalevpedttio»»«,, «lfred Hah«, »nchhandlg^ UNiverMUstr ». L Lischt Kathartnenstr. 14, tt. Kvnigßpl. ?. HtM-Fittalt vre--e«: Etrrhleuer Straß« 4. Fernsprecher Amt l Nr. 1718. Hauv1'Fitt»le Serli»r Tarl vuncker, Herzgl. Vapr. Hofbochhandlg, Lützowftraße 1-, F«»sproch« Amt VI U* M» Morgen-Ausgabe. MpMer TagMM Anzeiger. NmlsvM des AönigNchen Land- nnd -es königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates un- des Volizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Anzeigeu-Prer- die Sgespalleue Petüzetle It »«Ns«4» «NM de» «edarttoaSstchch tz-tz-fpatw») V» dm d« KamUteum«^ richte» (-^spalten) c>0 Dabellarffcher «ch Ztffernfatz «Mlpmchnch höher. — Sebühreu für Nachweisung», rurd Offertemuumhwe 95 (exri. Porto). «rera-VeaageN tz-fal»^ n»r «tt d«, Mvrae»-A-»aab«, »ha, Vostvesördernug M.—, Mtt PoDbestederruqz ^l 7H<—» Ä»»ttz«rschl»ß fSr Anreise« «h,,d-«»«qa»er BoentWvE» l» NHL Morgan-Las-abar NachmMngS 4 Nhr. Anzeige, sdch ßaU« N, EppetzMv» ßn richten. Lr»ck «md Berlaa >o» L P»1» st» Letp^g. Nr. M. Arettag den 20. März 190A 87. Jahrgang. Lin Ukas der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung". * Die durch fast da« ganze evangelische Deutschland geheude tiefe Bewegung gegen die Aufhebung deS tz 2 de« Jesuitrngesrtze« ist dem Reichskanzler augenscheinlich sehr unbequem. Da« ist begreiflich, denn jeden Staatsmann muß e« peinlich berühren, wenn er fleht, daß gegen eine von ihm geplante Maßregel ein wahrer Sturm sich erhebt. Um diese« zu beschwören, hat aber Graf Bülow zu einem Mittel ge- griffen, da« seinen Zweck verfehlen muß: er hat der „ Nordd. Allgetn. Ztg." seine Verteidigung überlasten, obgleich er da« Ungeschick kennen sollte, mit dem diese« Blatt derartiger Aufgaben von jeher sich entledigt hat. Diesmal aber über» trifft sich da« offiziös« Blatt selbst. De« Hauptinhalt seine« Artikel« zur Verteidigung de« kanzlerischen Plane« hat der Telegraph bereit« mitgeteilt. Eine grwiste Berechtigung kann man dem Blatt« allrnfall- zuerkennen, wenn r« das Verlangen stellt, daß die Protest resolutionen nicht über da« Ziel hinauSschirßen, sondern sich an die vom Reichskanzler befürwortete Aufhebung de« ange führten Paragraphen halten möchten; denn tatsächlich steht die allgemeine Zulassung der Jesuiten zunächst nicht in Frage. Auch der Mahnung de« offiziösen Blattes kann man allen falls beipflichten, daß in manchen Protestversammlungen einzelne Redner in ihren Angriffen auf den Reichskanzler wegen seiner kirchenpolitischen Haltung eia gewisse« Maß nicht überschreiten sollten. Der Au-gang des Trierer Schulstrrite« und die Versagung der Erlaubnis zur Eröff nung einer Ursulinerinnenschule in Kreuznach — um nur diese beiden Momente aus der jüngste» Vergangenheit zu nennen — rechtfertigen die Bezeichnung de« Grafen Bülow al« «ine« „HauSmeierS de« UltramontaniSmuS* nicht. Aber gerad« au« solchen Uebertreibungen sollte und müßte die „Nordd. Allg. Ztg." erkennen, wie tief dir evangelische Volks seele erregt ist, und daß eS zu ihrer Beruhigung de« gründ lichsten Nachweise« der Unzrfährlichkeit der geplanten Maß regel bedürfte, die diese Erregung hrrvorgerufen bat. Wa« aber bringt da« offiziöse Blatt zur Verteidigung de« Plane« bei? Zuerst das Zeugnis der .Kreuzzeitung*, die in .treffender Weise* nachgewirsen habe, daß die in den Protestversammlungen auftretenden Redner entweder gar nicht wissen »der ignorieren, um wa« es sich bei der Aufhebung de- ß 2 handle. Eine üblere Berufung ist gar nicht denkbarl Alle Welt weiß, wie sehnlich auS politischen Gründen gerade di« „Kreuzztg." einen engen Anschluß der Konservative» an da« Zentrum wünscht, und wie sehr sie beflissen ist, jeden Stein au« dem Wege zu räumen, der zur Beherrschung der Regierungen durch eine klerikal-konservative Koalition führt. Und wer nur einigermaßen einen Ueberblick über di« deutsche Presse sich verschafft hat, muß gesehen haben, daß die Gründe, welche di« .Kreuzztg." für die Unschädlichkeit der Aufhebung de« ß 2 vorgebracht hat, hundert- und tausendfältig widerlegt worden sind. Einen solchen Eide-Helfer zu wähle« und mit souveräner Nichtachtung über alle Nachweise hiawegzugehen, daß gerade diese« Blatt entweder nicht weiß oder nicht wissen will, welche Tragweite diese Aufhebung haben würde: da« ist eia Stück, da« eigentlich eine ««parlamentarische Bezeichnung verdiente. Da« dann die .Nord». Allg. Ztg.* teils in Anlehnung au die .Kreuzztg.*, teils an Eigenem vorbringt, um die volle Harmlosigkeit der geplanten Maßregel zu erweisen, steht auf gleicher Stufe mit der Anrufung d»S Organe« de« verflossenen Freiherr» v. Hammerstein. Seit dem Jahr« 1873 srieu Maß nahmen der Art, wie der 8 2 sie gestattet, wenn überhaupt, nur noch vtreinzelt vorgrkommen. Ja, hat denn die .Nordd. Allg. Ztg.* geschlafen, al« wiederholt darauf hingewiest» wurde, wie gerade da- Bestehen de« tz 2 die Notwendig- keit seiner Anwendung unnötig gemacht, und daß er al« BorbeugnngSmittel sich vortrefflich bewährt hat? Hat sie geschlafen, al« in Hunderten von Zeitungen klipp und klar au«einandergesetzt wurde, warum da« Jesuitengesetz ohne den tz 2 eia Meffrr ohne Kling« werde» u»d zugleich der wirksamste Anstoß zur Agitation gegen da« ganze Gesetz werden würde? Ist sie blind gegen die Ersah« rungrn, die man in allerneuester Zeit mit den Hetzreden de« Freiherr» v. Berlichingen in Würzburg gemacht hat, und die mit Flammenzungen beweisen, wie wünschenswert und »ot»e»dig die Möglichkeit der verrinzelten Anwendung de« tz 2 auch heute noch ist? Doch Weiteri »Vergeben«* fragt sich die .Nordd. Allg. Ztg.*, weShalb di« Kreise, dir der Aufhebung de« tz 1 wider strebe«, mit ihrer Bewegung nicht schon im Jahr« t8SS «insetzten, »l« die Mehrheit des Reichstag« sich zum erste» Male für die Aufhebung dc- K 2 audgesprvchen hatte. Ent weder ist da« offiziös« Gedächtni« so kurz wir ei» Entendarm, «der die .Nordd. Allg. Ztg." verleugnet wider bessere« Dissen bekannte Tatsachen. Nicht nur der größte Teil der national- liberale« Presse hat damals die Beseitigung de« tz 2 bekämpft, swederu a»ch t» einer Anzahl »m, Versammlungen «ad Ein gaben wurde Protest gegen diese Beseitigung erhoben. Für die „Nordd. Allg. Ztg." und ihren Auftraggeber muß e« freilich peinlich sein, der damaligen Bewegung sich zu erinnern; denn schon während dieser Bewegung wurde auf di« Be deutung und die Konsequenzen der Beseitigung de« tz 2 hin gewiest» und wurden jene Beschwichtigung«versuche, die jetzt in der „Kreuzztg* und in der .Nordd. Allg. Ztg.* aufs neue gemacht werden, als Beweise grober Unkenntnis oder leidiger Neigung zu Gefälligkeiten gegen da« Zentrum charak terisiert. Allerdings flaute jene Bewegung bald ab. Aber da« war nicht die Folge von Gesinnungsänderung oder Gleichgültigkeit, sondern lediglich die wohltuende Wirkung der Erklärung, die der Reichskanzler Fürst Hohenlohe am 17. Juni l895 auf die Interpellation de« Zentrum«, betreffend den ReichStagSbeschluß auf Aufhebung de« Jesaitengesrtze«, abgab. Fürst Hohenlohe erwähnte damals, daß der Bundesrat zu jenem vom Reichstag« am 2V. Februar 1885 angenommenen Gesetzentwürfe keine Stellvng genommen habe, nud fuhr dann wörtlich fort: „Der Vnnbe«rat hat davon abfehe« zu können geglaubt, baldigst vo» neuem zu der Frage von der Aufhebung diese« Gesetze« Stellung zu nehmen» «eil er in verhältnismäßig kurzer Zeit, nämlich am S. Juli 1894, die Frage einer eingehen den Beratung unterzogen hatte und zu der auch dem Reichstage mitgeteilten, nahezu einmütigen Ueberzeugung gelangt war, daß er der Aufhebung d»S Gesetze« nicht zustimmen tSnae. Seit jener Zeil sind keine Umstände «ingetreten, die gegen wärtig «ine verändert» Stellaagnohm« wahrschein lich erscheinen lassen." Unter dem Eindruck« dieser Erklärung war e« natürlich, daß eine weiter« Bewegung gegen den Reichatag-beschluß auf Be seitigung wenigsten« eine« Paragraphen des Jeiuitengesetzes unterblieb. Auch daß nach dem Wechsel im ReichSkanzleramte keine neue Bewegung gegen die Beseitigung veS § 2 einsetzle, ist deshalb sehr begreiflich, weil in der Presse widerspruchslos versichert wurde, daß der Kaiser für dir Aufrechterhaltung des ganzen Jesuitengesetzes sei. Somit konnte niemand auf eine Instruktion gefaßt sein, die den preußischen BundeSrat«- bevvllmächtigten aufträgt, für die Beseitigung von ß 2 zu stimmen, und somit bedeutrte die jüngste Erklärung des Grafen Bülow im Reichstage eine mächtige Ueber- r a s ch u n g. Und dies« Urberraschung erstreckte sich nicht nur auf das Parlament und die Presse, sonder» auch auf Bundes regierungen. Oder will die .Nordd. Allz. Ztg.* etwa leugnen» daß «in« Reih« von Regierungen peinlich überrascht war, al« Preußen plötzlich seine am 17. Juni 1898 durch den Fürsten Hohenlohe gekenn zeichnet« Stellung unter Umständen änderte, die klar er kenne« ließen, daß die führende deutsche Macht da« Zentrum für erwiesene politische Dienst» zu belohnen und zu weiteren Diensten geneigt zu machen trachtete? Doch wohl schwerlich. Augenscheinlich ist auch für da- offiziöse Berliner Blait die Urberraschung der Bundesregierung «in sehr gleichgültiges Ding. Dir Hauptsache ist ihr, daß einige dieser Regierungen in Uebereiostimmuag mit vielen Hunderttausenken evangelischer Christen gegen di« Aufhebung de« ß 2 sich zu erklären töricht genug sind. Da« muß ander« werden. Deshalb wird den bürgerlichen Protestlern gesagt, daß sie nicht wissen, Wa ste wollen; di« prviestlerischen Regierungen mögen sich da« merken. Und auch den Schlußsatz de« norddeutsch all gemeinen Uka«: „Die «ach de» Erfahrungen mehrerer Jahrzehnte gerecht- fertigte Entwicklung einer Frage der Staatspolizei, die durch di« Aufhebung de« § 2 zum Abschluß gelangen soll, ist «hellcherwelf» »rlt einer Bedrohung der protestantischen Freiheit nicht in verbind«»« z» bring«, und gibt niemandem da« Recht, einen Zwiespalt zu erneuern, durch dessen Wir kungen Deutschland, wie di« Geschichte lehrt, jederzeit im Innern wie nach außen geschädigt worden ist." Ueber die Wirkung diese« Satze« glauben wir aber nicht za irr«», wen» wir annehmen, daß sie di« beabsichtigte nicht sein werd«. Di« Regierungen, die 1896 nicht geschlafen haben, als in ihrem Name» Fürst Hohenlohe die mitgeteiltr Erklärung abgab; die nicht geschlafen haben, als über die Bedeutung und di« Folgen der Aufhebung de« ß 2 die eingehendste» Untersuchungen »»gestellt wurden; die nicht taub und blind find gegen die mit jeder Konzession wachsend, Anmaßung de« Ultramonta»i«muS, nicht blind und «aub gegen die Verschärfung, welche der in Deutsch land herrschende Zwirsdait dnrch die Beseitigung de« ß 2 erfahre» würde, und di, deshalb für seine Aufrechterhaltung zu stimmen sich entschlossen haben: sie werde» durch den Uka« der »Nordd. Allgem. Ztg." sich ebensowenig umstimmin lassen, wie die Führer der durch den Herrn Reichskanzler entfachten Bewegung. Nun erst recht werden sie im V»»d«s«tt «rNllra»: Dies,» Schritt aas de« Wag« »ach Eanossa mach«» wir nicht milk Deutsches Reich. v. L. A. verltn, 18. März. (Wen bekämpft der Jesuitenorden?) In den Reichstag-Verhandlungen über den Antrag de« Zentrums auf Beseitigung de« Jtsuitengesetzes war eine der auffallendsten Erscheinungen Vie, daß keiner der Herren Abgeordneten die geeignete Antwort fand auf die Be hauptungen der Antragsteller: 1) daß e« eine Verleumdung de» Iesuiten-Orden« sei, wenn be hauptet wird, seine Spitze kehre sich hauptsächlich gegen di» Reformation und den Protestantismus; L) derselbe sei vielmehr die beste Waffe wider die Sozial- demokratie. ES ist nicht anznnebmen, daß in den zahlreichen Sitzungen de« Deutschen Reichstage«, in denen dieser Gegenstand zur Verhandlung kam, sich kein Abgeordneter befunden, der Rom und dort auf der Piazza du Gesü die Kirche del Gesü be sucht hätte. Diese Hauptkirche des Jeswten-OrdenS ist zwar nicht die schönste der 365 Kirchen Rom-, wohl aber «ine der reichsten und prächtigsten. Ja, die Ueber- ladung an Schmuck, Gold und Marmor, mit Säulen von Giallo antico und Lapi« laruli, berührt den Reisenden, der nun einen schwachen Blick in da« namenlose, auf dem platten Lande des schönen Italiens herrschend« Elend werfen konnte, wabrhast widerwärtig. Nun, neben dem Hauptaltare dieser Kirche steht die kolossale Bronzrstatue Ig natius' von Loyola, mit zwei Schlangen, auf deren Köpfe der .Heilige* seine Füße setzt. Diese Köpfe tragen weithin sichtbare goldene Inschriften; nach den Behauptungen im Reichstage sollte man nun meinen, die Inschriften müßten lauten: „Bebel" und .Liebknecht*. Aber weit gefehlt! Sie lauten: „Luther* und .Calvin*. Charakteristisch ist, daß BävekerS Mittelitalien diesen ganze Bände redenden Umstand völlig verschweigt, sollte der in alle« ein dringende Einfluß des UltramontaniSmuS auch den .getreuen Ekkard der Reisenden* sich unterworfen haben? Dir Kirchen RomS stehen aber den ganzen Tag offen, jedermann darf sie betreten, und wer Augen hat, der mag sie beim Besuch der Kirche del Gesü öffnen, und wer einen Mund hat, der öffne ihn daun im Reichstage, um solchen Phantasien der ZentrumSmitgliedrr gebührend hermzuleuchten. 6. H. vrrti«, 19. Marz. (Die Sozialdemokratie und di« Maifeier.) Während anfangs die Sozialdemo kratie wenig von der Maifeier in diesem Jahre wissen wollte, weil erfahrungsgemäß immer zahlreiche maifeiernde Arbeiter für etliche Tage von der Arbeit ausgeschlossen werden, und diese „Genossen" dann der Parteikasse viel Geld kosten, ist mit einem Male plötzlich die Stimmung umgeschlagen. Geld ist genügend vorhanden und eine gewisse Erregung braucht man, um die Massen für die Wahlen, die ja ein Exerzieren im Feuer sein sollen, in Fluß zu halten. Dazu kommt, daß di« Beschlüsse der Arbeitgeber wegen des Ausschlusses der maiseiernden Arbeiter stellenweise nur dazu angetan sind, um den Uebermut der Sozialdemokratie zu erhöhen. Was soll eS heißen, wenn die Arbeitgeber des Baugewerbes in Berlin beschließen, die maifeiernden Arbeiter für den 2. Mai von der Arbeit auSzmchließen. Da« ist doch absolut kein Schreckmittel; die .Genossen* Maurer werden am 2. Mai vielleicht nicht ganz ohne Kopfschmerzen auswachen und deS- halb e« mit Freuden begrüßen, daß sie an diesem Tage die Kelle nicht zur Hand zu nehmen brauchen. Die wirtschaftlichen Verhältnisse sind auch bedeutend besser ge worden; kurzum die „Genossen" wollen die-mal m einem ganz bedeutenden Umsauge den AllerweltSfeieitag festlich begehen. Zahlreiche Beschlüsse von Gewerkschaften sind iu den letzten Tagen dahingehend gefaßt. Es ist ja freilich immerhin noch eine andere Sache, ob sie auch in dem ge planten Umfange ausgesüdrt werden; denn r« gibt glücklicher weise noch genug Albeitgeber, die nicht mit sich spaßen lassen. * Berlin, 19. März. LeitsätzezurWohnungS- politik hat der Reichstags- und Landtagsabgeordnete vr. E. Iägc r - Spcier im Bunde mit vr. K. von Man go l d t tn Dresden in einem Buche über die Wohnungs frage veröffentlicht, die mit dem Reformprogramm von MangoldtS, des Geschäftsführers des Vereins Reichs- wohnungsgesetz, für die WohnungS- und ArrsredelungS- frage in Deutschland «Archiv für soziale Gesetzgebung und Statistik XVIII, Heft 1/2) sich nahe berühren. Danach ist die WohnungS- und AnsiebelungSreform zu stände zu bringen durch baS Zusammenwirken deS Reiches, der Einzelstaaten, der Gemeinden, Kreise, Provinzen und der gleichen, -er kirchlichen Körperschaften, der organisierten Selbsthülfe und Gemeinnützigkeit und aller sonstigen ge eigneten gesellschaftlichen und individuellen Kräfte, die ehrlich helfen wollen. Dem Reiche werden die Medizinal, poltzei, einschließlich WOnungskontrolle, Sozialhygiene, die Bersicherungsgesetzgcbnng, Wohnungsstatisttk undNau- ordnung, Fortbildung des Erbbaurechte-, der Hypotheken- gesetzgebnng (Hyvothekenbanken aus Gegenseitigkeit wer den angeregt) und die Schaffung cineSBvrkausSrcchteS von Staat und Gemeinde bet ImmobiliarzwangSverstcigc- rungen zugeschoben. Die Einzelstaaten sollen Zentral- stellen für Wohnungswesen, Wvbnungsbanken als Zen tralkasse ^staatliche Banpfandbriefet swassen, die Begriffe „gemeinnütziger Wohnungsbau". „SleinhauS" usw. um- grenzen, die baupolizeilichen Ansprüche nach der Gattung der Gebäude zur Begünstigung dc- Baues von Klein häusern abstusen, den Bau von Einsamilicn- und Klein häusern steuerlich begünstigen, insbesondere auch durch Einführung der Haus- und Grun-bcsteuerung nach dem gemeinen Wert, die städtischen Bebauungspläne nach der Richtung der Dezentralisierung umgcstalten, auf Erhol, tung gemeindlichen Grundbesitzes, Erbauung von städti. schen Logierhäusern hinwirkcn, «tn EnteignungSrccht von Staat und Gemeinde zur WohnungSpfleg, schaffen, die ge- samte städtische Besiedelung aus einer vorwiegend privat rechtlichen zu einer vffentlichrechtlichcn Angelegenheit machen, das Bedürfnis nach städtischer ZwangSumlcaung und Zonenenteignung gesetzlich regeln, eine staatliche Woh. »ungsinspektion cinrichten, Staat und Gemeinde an de» «ertfteigerungen de» Grund und Bodens progressiv be- teiligen, kleine Rentrngltter zur Ansiedelung landwirt schaftlicher Arbeitskräfte erstellen und endlich baS gesamte Wohnwesen organisch regeln. lSoz. Prax.) 0) Berlin, 19. Marz. (Telegramm.) Der Kaiser empfing gestern vormittag noch den Hofmarschall v. Luck. Zur Krühstückstafrl bei dem Kaiserpaare waren geladen der Fürst Reuß j. L., Fürst und Fürstin Eulenburg.Herte- selb und Töchter, Prinz Paribatra von Siam, Prinz Joseph Wmdffch - G'ätz und Graf HanS Wilczek. Nach mittag- unternahm der Kaiser einen Spazierritt, arbeitete sodann allein und nahm abend» da- Diner bei dem General- adjutanten Graf v. Hüllen - Häseler. — Heute vormittag wohnte der Kaiser den OsfizierSrritstundeu - Besichtigungen der Berliner Kavallerie-Regimenler bei und verblieb sodann bei dem Osfizierkorp« deS Garde - Kürassier - Regiments zum Frühstück — Die Sntseri» begab sich beute früh nach Pots dam und wohnte in der Kaiserin Augusta - Stiftung der JahreSprüsung der Zöglinge bei. — Zweitausend Berliner Tischlermeister waren gestern Abend versammelt, um zu dem AuSstanee der Arbeiter an Holzbearbeitungsmaschinen Stellung zn nebmen. Mit allen gegen eine Stimme wurde folgendes beschlossen: „Die heute am 18. März 1903 in den .Konkordia-Festsälen*, AndreaSstraße 64, tagende außerordentliche Generalversamm lung der Bereinigten verbände der Berliner Tischlermeister und Holzindustriellen lehnt im Hinblick auf die gegenwärtigen durchaus schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse jede Forde rung der an Holzbearbeitungsmaschinen beschäftigten Arbeiter ab, zumal die Löhne derselben schon jetzt al- außer ordentlich hohe bezeichnet werden müssen. Di« Anwesenden erklären sich mit den bisher getroffenen Maßnahmen der ver einigten Vorstände einverstanden und verpflichten sich, die ge sperrten Betriebe mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu unterstützen. Dre Versammlung hält eS ferner für Ehren pflicht eine« jeden Tischlermeisters, in Zukunft nur den In habern von Holzbearbeitungssadriken Arbeit zuzuweisen, welche sich mit den von den Arbeitern gesperrten Betrieben rc. solrdarisch erklärt haben. Die weiteren Maßnahmen in dem unS frivol aufgedrungenen Kampfe werden den Vorständen der vereinigten Verbände der Berliner Tischlermeister und Holzindustrien«» übertragen, deren Anordnungen strikte zu befolgen sind." Dieser Beschluß wurde dann noch von allen Anwesenden unterzeichnet. — Aus dem am 20. März in Berlin statlfindenden 22. Adels- tag« der Deutschen AdelSgenolsenIchart wird sich ein Wechsel in der Person des ersten Vorsitzenden vollziehen. Graf von der Schulenburg-Betzendorf, der dies Amt seit zwei D zennien verwaltete, hat den Enischluß zu erkennen qeqeben, wegen seines vorgrrückirn Alters zurückzulrelen, und da der bisherige zweite Vor sitzende, bas bekannte Herrenhausmitglied Frhr. v. Duraat- Baranowitz, den Wunsch geäußert hat, daß man von seiner Wahl abfehe, hat man sich geeinigt, dem Abelstage als ersten Vorsitzenden den Hausminister v. Wedel zu präsentieren, dessen Wahl voraus sichtlich einstimmig erfolgen wird. * Posen, l8. März. Auf die letzte Erklärung deS MajorS a.D. Endell über die Vorgänge in der Posener Landwirt- fchaftSkammer erwidert der Generalsekretär der Kammer Eberl in der „Pos. Ztg.*: Es ist unwahr, daß gegen mich ein Disziplinarverfahren schwebt — wahr ist vielmehr, daß im Dezember ISOl von dem Vor sitzenden der Landwirtschoftskammer, Herrn Kammerherrn v. Bora- FalloiS, bei der königlichen Regierung der Antrag gestellt wurde, gegen mich und noch einen Beamten der Kammer das Disziplinar verfahren zu eröffnen — und zwar gegen mich wegen Verleitung zur Verletzung deS Amtsgeheimnisse- und nicht genügender Beauf sichtigung der Knssensühruug. Der Vorwurf der nicht genügenden Beaufsichtigung der Kassenführung bezog sich aus die Endellsche Borschußangelegenheit. * Köln, 19. März. Eine Lohnbewegung unter den Schneidergesellen macht sich auch in Köln und Um- gegend bemerkbar. Eine gestern abgeballene überaus zahl reich besuchte Versammlung beschloß, den vom Arbeitgeber- verbände und der SchneivrrzwangSrnnung ausgestellten Lohn tarif nicht anzunehmen und zunächst daü Gewerbegericht al« EinigunzSamt anzurufen. Wenn eine Einigung nicht er folgt, so w>ll man den Lobnkampf sofort in schärfster Weise aufnehmen. Aus Berlin ist telegraphisch eine Unter- tiützung deS Lohnkampfes durch den Schneibrrverband zu gesagt worden. AuS Solingen und Esten eingetroffene Depeschen besagen, daß dort die Schneiderbewegnng zu guasten der Gesellen gestern beendet worden sei. (Voss. Ztg.) D Köln, 19. März. (Telegramm.) In Gegenwart deS vberpiäsideoten vr. Nasse und des Generalobersten v. Los, sowie der übrigen Spitzen der Behörde», vieler Erzbischöfe, Bischöfe und einer zahlreichen Geistlichkeit fand heule vormittag im Dome die feierliche Inthroni sation des Erzbischofs Fischer statt. Nach den vor geschriebenen Zeremonien und der Verlesung der Papstbulle dielt Erzbischof Fucher eine Ansprache an den Klerus des Dom- und die Gläubigen. Er wolle ein guter Hirte sein, wie sein Vorgänger, und ermahnte zur Pflicht, zum Glauben und zur Fernhaltung vom Gerste der Well, der entgegen gesetzt sei dem Geiste Ehrrsti. r. Gretz, l9. Marz. Der Erbprinz und die Erb- Prinzessin von Reutz j. 8. sowie die Prrnzessin Feodora trafen deute vormittag 11,10 Uhr vo« Gera kommend hier ein. Sre wurden am Bahnhöfe von de« Prinzessinnen Emma und Karvline mit Gefolge empfangen und nach dem Schloss« geleitet. Für nawmittagS >/.3 Uhr ist eine Spazierfahrt beabsichtigt. Di« Rückreise uach Gera soll heute nachmittag stattfinden. Anläßlich d«S Geburtstage« der Gräfin Hse»burg, der Schwester de« verstorbenen Fürsten, rst die Stadt reich beflaggt. Um 12 Uhr unternahm die Gräfin mit dem Fürsten «iu« Rundfahrt durch di« Statt. — DaS Gut Schönfeld brr Greiz mit dem schlvßartig au-gebauten Herrschaftsgebäude, dem Rittmeister a. D. v. Komme,städt gehörig, ist angeblich für 1 Million Mark für di« Pnnzeisir, Emma von Reuß a. 8. angrkauft worden Da« Gut soll der Wohnsitz der Prinzessin uach deren für Anfang Mai ge planten Verheiratung mit dem Grafen Künigl werden, da Prinzessin Emma ,n unmittelbarer Nähr von Greiz wvhnea soll.
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