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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.03.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030303011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903030301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903030301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
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VezunS Pret- G do» HanpeexpedMoo ovel deren Ärr-gab»- P«ll« odgedolt'. vtertrllähtttch 3.—, bet zvetmaüoe« ktzttchn Ztzßeklnna WS HanS s.7t^Hkch ne P« t»»a-n Rr Deutsch. l-»d A vsstonNW nerkliahrliH Lsv, sL btt twrtge» Länder laut Zttlnng-pretSttste. Rttektton «nd ErvetzMoa: 4vb«titi-s»flt s. F«ujpn>che, ISS und 222. «tta»seGdvM-tttttt MfrebHätz». Vschhäddlg, Uurvetsitätsssr.S, L LLsche, Kathartoenstr I«, ». «öntg-pl. 7. Himpt-FUiglr vrUVr»t vaspttG Gträtz« I» F«arsp«chei Amt i Nm L7L». Sern«: Mtzrl vmuker, Herzgl. Bayr. Hofbuch-andlg^ SStzochstvr-t lv. Furfprecher Ldtt VI Ar. 4S6L - ik>» . . --7-- Nr. 112. Morgen-Ausgabe. UeipMcr TaMaü Anzeiger. Ämtsölatl des königlichen Land- und des königlichen Nmtsgerichles Leipzig, des Nates nnd des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen PreiS die 6qespattenr Peittzette Rü Dübellattschet ijUb »issekilatz «rtfpnchend Höhet. — G-bührea für Nachivetsungtn und Offerteuarmahm» LS («xcl. Porto- Greta-Beilagen (gesalzt^ »ar mit der Morgen »AuSaabe, dHnr PofibesSrderrmg «St—» mit Postbrsdwem«, 7V^-> Zinnnhmeschtuß ftr Atyei-e«: «V-nd-AnSgaber Pnenttttnys tv llhr. ß>torg-»-A»Sgad-t NochnttttngS 1 llßL Anzetg« find ste« « tzch WpENo p> richte». Die Erpedtttm, ist iyo«d»«tag- mmaterbrvche, g etffuN Nck fUch S N» abends 7 Uhr. Drmk and Verlag non St Vst» » Let-zig. DtenStag den 3. März 190A 97. Jahrgang. Magyarische Sentimentalität. Bor kurzem hat -er ungarische Minister für Kul tus und Unterricht unerwartet die Schulen der Nationali täten in Ktevenvurgen besucht und -uDet «in besonderes Vngenmeick aus die Anstalten Ser Siebenbürger Sachsen gerichtet. Da er zumal in Hermannstadt in dem Stande der yerttgkett, mit der die Schüler die magyarische Sprache beherrschten. Nicht daS erforderliche Matz vorzufinden «einte, soweit dies in der überaus kurzen Zett, die seinem Vesuche der Klaffen gMvibmet war, zu erkennen möglich gewesen, erließ er an die oberste Schulbehörde -er Sachsen, das Hermannstlidter Oberkonsistorium, die Verfügung, Vandel -u schaffen. Diese Behörde hat nun allerdings sofort nachgewiesen, daß sie gerade in letzter Zeit, bevor von einem Mirristervesuch die Rede hatte sein können, Ver anlassung genonmren habe, insbesondere darin Fortschritte zu erzielen, Saß statt Ser bisher teilweise überwiegend be tonten magyarischen Sprachlehre mehr lebendige Sprache geübt und gelehrt werde, in den Volksschulen sowohl als in -en übrigen ihr unterstehenden höheren Lehranstalten. Die chauvinistische magyarische Presse verzeichnet den Erlaß de- Kultusministers mit großer Genugtuung, wenn sie auch gleichzeitig wie der Herüchtigte Magyar Szä nicht unterläßt, zu bemerken, daß die Regierung die schlimmen Siebenbürger Dachsen doch noch immer zu sehr mit Hand schuhen ansaßt. Als auffallend wirb nur der Umstand her- vorgehoben, daß erst der Herr Kultusminister die gerügten Mängel habe entdecken müssen, wozu seien denn die Re- gierungSorgane da, wenn sie nicht wahrheitsgetreu« Be richte Über den Stand der Tatsachen veranlaßten? Dolche Aeußerungen veranlaßten einen der königlich ungarischen Schulinspektoren, vr Mstefsi in Hermann- stabt, sich zu rechtfertigen r und was er sagt, ist sehr be zeichnend. Zunächst verwahrt er sich gegen die Verdächti gung, daß er nicht seine Schuldigkeit getan habe und tue. Er hckbe, seit er Schulinspektor im Hermannstädter Ko- mitate sei, nie versäumt, die Regierung darauf aufmerk sam zu machen, mit wie geringem Erfolge bisher die magyarische Sprache in den konfessionellen Volksschulen deS KomitateS und in den anderen Instituten der Nationalitäten gelehrt werbe. Was an Ver- fttgungen seither bestehe, dazu habe er seiner bescheidenen Fähigkeit gemäß auch beigctragen. Denn, wie wahrschein lich alle Schulinspektoren in Nationalitätcngebicten habe er an berufener Stelle immer diewahre Sachlage darge stellt, indem er sich gleichzeitig bestrebte in seinem Wir kungskreise den Unterricht in der magyarischen Sprache auf das entschiedenste zu betreiben,' er könne stolz be haupten, nicht ohne Erfolg. Denn die Verhältnisse fingenansich zu bessern, usw. Unversehens geht der Herr Schulinspektor in einen eigentümlichen sentimentalen Ton über. Er schreibt: „Groß und schwer ist die Aufgabe, die wir hier voll bringen. Ungemein klein ist das Gehalt, gering die Aner kennung bet großem Hasse und großer Verantwort lichkeit. WaS hier für das Magyarentum zu retten ist, retten wir, die Schulinspektvren auf dem Gebiete der Nationalitäten. Und dies ist auch unsere Pflicht. Wir er warten hierfür von niemandem Anerkennung. Aber Verdächtigung gerade von Seiten der magyarischen Presse tut doch sehr weh. — Wenn jeder Magyare in seinem Wir kungskreise seine Schuldigkeit täte, wie ich sie tue im Her- mannstädter Komttate, dannwärcdiemagyartsche Sprache auf dem Gebiete der Nationali täten lange nicht das verfolgte Waisen kind, da« auSgestoßen herumirrt und im etgenenBaterlandesctnHetmntchtfindet." Wie eigentümlich nimmt sich diese Sentimentalität aus und wie wenig beruht sie auf Wahrheit! Zunächst ist von einem Hasse der Siebenbürger Sachsen gegen die Kgl. Schulinspektvren, soweit diese Herren Regterungsbeamtc sind, keine Rede. Wie alle anderen Beamten haben sie ihre Pflicht zu erfüllen gegenüber den konfessionellen und nationalen Schulen. So kurzsichtig sind die Sachsen nicht, dies zu übersehen. Sollte sich irgendwo aber wirklich Haß entwickeln gegen einen Königlich Ungarischen Schulin spektor, so ist derselbe, wie sonst im Leben, Folge persön licher Eigenschaften, für die nicht bas Amt verantwort lich gemacht werden kann. Es ist sehr leichtfertig, etwaige Einzelerscheinungen, bloß um vor feinen magyarischen Lesern alS Märtyrer dazustehen, zu verallgemeinern. Wie von vornherein von einem Haffe gegen Regie- rungSbeamte unter den Dachsen di« Rede fein kann, so ist daS der Fall gegenüber der magyarischen Sprache. So wett wir unterrichtet sind, fällt e» heute keinem vernünf tigen Sachsen ein, die magyarische Sprache al» solche z u hassen,' im Gegenteil, die Schulbehörden sind auf alle Weise bemüht, die Erlernung derselben durch methodisch vevbefferte Lehrbücher, besser qualifizierte Lehrer, Usbung der lebendigen Sprache zu erleichtern und zu einer gründlicheren zu machen. Begegnet sie doch in Ungarn als Gtaat-sprache jedem auf Schritt und Tritt; und die man gelnd« Kenntnis derselben rächt sich, wie das ja nur na türlich ist, oft recht bitter. Daß es freilich in der Klarheit dieser Einsicht und dieses Strebens auch unter den Sachsen Unterschiede geben Mag, ist zweifellos, kann aber nicht einer ganzen Nation zur Last gelegt werben. Bedenkt man schließlich, daß cs sich unter den Deutschen Siebenbürgens nnd Ungarns bezüglich -er magya rischen Sprache trotz allem und allem um eine Sprach» handelt, diett « V «n der Muttersprache steht und zu dieser, die Loch den Volksangehörigen in erster Reihe teuer und wert sein muß, htnzutritt, so erscheint die Sentimentalität eines Kgl. Ungar. SchulinspektorS geradezu rätselhaft, mit der er von der magyarischen Sprache unter den Sieben bürger Sachsen wie von einem „verfolgt« n Watsen kt n b e" spricht, „bas ausgcstoßen herunrirrt und im eige nen Vaterlands sein Heim nicht findet." Die magyarische Sprache, alS Staats- und Verkehrssprache noch so drin gend notwendig für jeden Nichtmagyaren in Ungarn, ist, wenn sie auch vorläufig nicht genügend betrieben und er lernt werben sollte, gerade unter den Deutschen Un garns und Siebenbürgens nicht elternlos und kein Waisenkind. Sie irrt nicht, auSgestotzen, im eigenen Vaterland« umher, sondern hat ihr roarmes behagliches Heim in der magyarischen Nation! Sollte sich aber in der unzeitigen Sentimentalität solcher ZeitungSäußerungen, wie sie auch hier als ein selt- samcr Gegensatz zu dem sonstigen Verhalten der in Un garn herrschenden Nation gegenüber den Nichtmagyaren vorliegt, der heiße Wunsch verbergen, daß die magyarische Sprache unter den Deutschen in Ungarn, deren Mutter sprache vollständig zu verdrängen die Aufgabe habe, bann werden wohl diese mit Recht hiergegen den Einwand er heben, baß damit zu viel verlangt sei und daß auch der König!. Schulinspektor aus Hermannstadt gut täte, sich damit zu begnügen, mit Stolz auf die eigene Tätigkeit fest stellen zu können, daß es unter den Sachsen im Magyari schen immer besser werde. Deutsches Reich. O. 8. Berlin, 2. März. (Der „Anarchi st".) Das neue große anarchistische Organ „Der Anarchist" hat nun das Licht -er Welt erblickt. Es sollte ursprünglich in Düsseldorf erscheinen, aber dort fand sich kein Drucker, und deshalb ist die Redaktion und -er Verlag des„Anarchistcn" nachBerlin verlegt worden.C harakte- risttsch für das Blatt ist, daß es folgende drei Mottos am Kopfe trägt: „Weder Gott noch Herr! Weder Autorität noch Majorität". — ^Anarchie ist Ordnung, Freiheit und Wohlstand für alle". — „Weder Monarchie noch Volköstaat! Weder Privateigentum noch Lohnsystem". Nun wissen wir es ia; der Leitartikel „Unser Programm" ist unklar un verschwommen, -ie Zukunftsmusik hat ja vorläufig absolut nichts zu bedeuten; für jetzt kommen nur folgende Pro grammsätze in Betracht: „Der Anarchist" wird unablässig bemüht sein, die Genossen für eine auf föderativer Grund- läge beruhende Organisation zu gewinnen, da nach der festen Ueberzengung seiner Herausgeber ohne eine solche Organisation die anarchistische Bewegung Deutsch lands keine Gesundung und keinen weiteren Fortschritt erwarten darf. E wir- weiter bestrebt sein, an seinem Teile dazu beizutragen, baß eine sozialrevolutio« näre Gewerkschaftsbewegung und mit ihr die Propaganda für den Generalstreik auch in Deutschland angebahnt wird. Bon sonstigen Artikeln, welche das Blatt bringt, ist derjenige über August Reinsdorf und seine Zeit sehr bemerkenswert, weil er eben zeigt, wie gefährlich diese Strömung in -er anarchi stischen Welt, welche den „Anarchist" ins Leben gerufen, ist. Reinsdorf, dieses Scheusal, welches gelegentlich der Enthüllung beö Niederwald « Denkmals am 28. Septem ber 1888 das Attentat auf unfern ehrwürdigen Kaiser Vilhstn I. vorbereitete, und deshalb am 7. Februar 1888 htngerichtet wurde, wird in hier kaum wieberzugeben- den Worten gefeiert. „Das Grab auf dem Zuchthaus friedhöfe in Halle, welches die Ueberreste unseres un« vergeßlichen Kameraden birgt, wird längst verfallen und unkenntlich gemacht worden sein. WaS tut es? In den Herzen aller derer, die wie er -en Ehrennamen Anarchist tragen, ist ihm ein Gedenkstein für immer errichtet". Da ist nur eine schwache Probe des Lobhymnus auf die Bestie Reinsdorf.— Wie wir aus dem „Anarchisten" noch ersehen, scheinen -ie am NeusahrStage in Düsseldorf erfolgten Verhaftungen von Anarchisten aus Berlin und mehreren rheinischen Städten der Polizei bis jetzt nicht genügend Material zum Einschreiten geliefert zu Huben. Die Anarchisten wurden seinerzeit wieder auf freien Fuß gesetzt; die Polizei hat aber in den letzten Wochen weitere Ermittlungen in Solingen und Krefeld anstellen lassen. Wie dem auch sei, die Tat sache des Erscheinens eines neuen anarchistischen Organ- in Berlin, eines groß angelegten Blattes, ist doch nicht zu unterschätzen; angesichts der entsetzlichen anarchistischen Attentate der letzten Jahre erscheint eS uns ganz un- verstänblich, die ungeheure Gefährlichkeit der anarchistischen Bewegung auch in Deutschland leugnen zu wollen. * Berlin, S. März. lDas Tauschobjekt für Zanzibar.) Der Kaiser beabsichtigt, bei seinem für den 3. und 4. März bevorstehenden Besuche auf Helgo land anscheinend zunächst sich über den Umfang der letzten Abstürze zu informieren, die auf der Westseite der Insel, besonders in der Nähe -er sogenannten Signal station lneucrdings auch Station für Funkeuspruch) statt gefunden haben, sowie südlich vom Lummenfelsen und an der Nordspttzc gegenüber dem einsamen Felsen, welcher unter den Namen „Hengst" oder „Lange Anna" bekannt ist. Die Abstürze der letzten zwei Jahre mögen nach ober flächlicher Schätzung dem Oberlande etwa ein Areal von 400 bis 500 Quadratmetern geraubt haben, was bei einer mittleren Höhe von 45 Metern, wie sie der Felsen än der Westseite besitzt, einer Einbuße von 15—SO 000 Kubikmetern Erdreich gleichkommt. Der umfangreichste Absturz, welcher in -er letzten Zeit stattfand, ereignete sich in der Nähe der oben erwähnten Signalstation und wurde auf rund 10 000 Kubikmeter geschäht. Die Auffassung, die der Kaiser durch Besichtigung der Schäden att Ort und Stelle gewinnen wird, und die Wertschätzung, die die vorgeschlagenen Maß nahmen für eine gründliche Abhülfe beim Kaiser erfahren, werden dafür maßgebend sein, ob demnächst die Bereit stellung größerer Staatsmittel vom Par lament gefordert werden soll, und ob diese Forde rung durch daS Resultat der bisher vorliegenden Versuche als genügend begründet nnd gerechtfertigt angesehen tverden kann. Bet dem lebhaften Anteil, welchen der Kaiser von jeher an dem Schicksal der Insel Helgoland ge nommen hat, ist als sicher anzunehmen, baß das Wohl der Insel und die Interessen seiner Bewohner für die Ent schließungen des Kaisers in hohem Maße mit ins Gewicht fallen werden — vielleicht kaum weniger als der Wunsch, dieses „Bollwerk" vor den Mündungen der Elbe und der Weser tm Interesse der Landesverteidigung in unver minderter Größe und Widerstandsfähigkeit erhalten zu sehen. «Dieser Bericht entstammt der „Verl. Börf.-Ztg."; das Wort Bollwerk haben wir uns erlaubt, in Anfüh rungszeichen zu setzen. — Red.) Berlin, 2. Marz. (Telegramm.) Der Kaiser empfing gestern nach dem Gottesdienst im königlichen Schlöffe den Prinzen Friedrich Heinrich von Preußen, welcher den Dank des Königs von Württemberg für Vie Teilnahme des Kaisers durch Entsendung eines Ver treters zur Beisetzung deS Herzog- Nikolaus von Württemberg Übermittelte. Um 11 Uhr fanden militärische Meldungen statt, darunter die deS diesseitigen Militär- Attacbss in Bukarest, Hauptmann im Generalstab v. MutiuS, und die Rapportübergabe der Leibregimenter. Demnächst halte der Kaiser eine Besprechung mit dem Kommandanten de- Zeugbause- Generalleutnant v. Usidom und dem Direktor deS Zeughauses v. Udisch. — Nachmittag- unternahmen der Kaiser und die Kaiserin mit den beiden ältesten Prinzen-Söhntn vom Schloß Bellevue auS einen Spaziergang durch den Tiergarten. — Heute morgen unternahm da« Kaiserpaar den gewohnten Spaziergang im Tiergarten. Der Kaiser sprach sodann beim Reichskanzler Grafen v. Bülow und beim Chef des Civilkabinetts 0r. v. LucanuS vor und hört« von 10 Uhr ab im König!. Schlosse die Vor träge veS Stellvertreter« des CbesS des CivilkabinettS v. Valentins und des Professors Or. v. Bergmann, deS letzteren im Beisein des Kultusministers v. Studt und des Generalstabsarztes der A,mec Prof. Vr. v. Leuthold. — Gegen die Aufhebung des Z 2 deS Jesuiten gesetze« hat eine zahlreiche Versammlung von Mitgliedern des Evangelischen Bundes in Gr. Lichterfelde folgenden Beschluß gefaßt: Die Versammlung erhebt gegen die, wenn auch beschränkte Wiederzulassung der Jesuiten im Deutschen Reich einmütigen nnd rückhaltlosen Widerspruch. Zwar sprechen auch wir als evange lische Lhristrn mit Deutschlands erstem Kanzler: wir fürchten Gott und sonst nichts auf der Welt — auch nicht die Jesuiten. Der evangelische Glaube lebt auS der Krast deS göttlichen Wortes und kann nicht untergehen. Aber mit schwerer Sorge erfüllt uns die Bedrohung deS religiösen Frieden« in unierem Baterlande, die nach dem Zeugnis aller Geschichte, auch nach dem Zeugnis katho lischer Gelehrten wie Döllinger, Wahrmuth, Schell und Ehrhard au« der Rückkehr der Jesuiten erwachsen würde. Im Namen des bedrohten religiösen Friedens erheben wir darum unsere warnende Stimme und müssen tm voraus di» leitenden Stellen sür jede Ver schärfung und Verbitterung der konfessionellen Gegensätze al» eine Schädigung und Gefährdung des gesamten Vaterlandes verantwort- lich machen. Die Erklärung soll allen Zweigvereinen der Provinz Brandenburg mit der Empfehlung zugeschickt werden, sie in größeren Versammlungen zur Annahme zu dringen, um da durch dem Bundesräte «in Bild ver Stimmung zu tiefer», welche vie letzten bekannten Ereignisse in der Provinz all gemein erregt Haden. — Der Reichs- und LandtagSobgeordnete Landgericht-rat von Strombeck, Vertreter de« Wahlkreises Heiligensiadt-Worbi«, wird demnächst sein goldenes Dirnstjubiläum seiern. Er wurde am 7. September 1830 zu Halberstadt geboren und tm Jahre 18Ü3 dalelbst al» Auttultatot verpflichiet. Dem preußtichen Land tag« gehört er i«tt 1882, dem Reichstage seit 1884 al- Mitglied der Zentrum-sraktlon an. * Königsberg, 1. März. Eine» Interessanten Beitrag zur Landarbeiters rage und Landflucht gab dieser Tage Professor Gerl ach tm Kursus sür ältere Land wirte aus der Enauöte der Landwirtschaftskammer über die Landflucht, deren Ergebnisse bisher unbekannt waren. Nach den von dem Vortragenden mitgetetlten Zahlen find von 1888—SO aus dem Regierungsbezirk Gumbinnen rund V0 000 Landbewohner abgewandcrt, von 1890—95 40 000, im Regierungsbezirk Königsberg in dem ersten Jahrfünft 81 000, im zweiten 59 000. In den Kreisen Gumbinnen, Lötzen, Darkehmen, Johanntsburg, Oletzko und Anger- bürg hat die Abwanderung in den zehn Jahren mehr als 12 Prozent, in dem letztgenannten Kreis sogar 16,8 Pro zent betragen, im Regierungsbezirk Königsberg in den Kreisen Mohrungen 15,2 Prozent, Gcrdauen, Pr.-Holland und Friedland 15—18 Prozent, im Kreise Braunsberg 18,4 Prozent und im Kreise Pr.-Eylau 20 Prozent. Nun zeigt sich aber, daß in keinem der am meisten von der Abwande- rung betroffenen Kreisen das kleinbäuerliche Be- sitztum kmit 2—5 Hektar Land gerechnet) mehr als 2—3, im höchsten Falle 5 Prozent der Fläche des gesamten Areals inne hat, und auch dem mittleren Besitz nur 3—10, bezw. im Maximum 10—20 Prozent des Areals gehört. Nach diesen Zahlen kann man eS als außer allem Zweifel > stehend ansehen, baß die Abwanderung in einem gewissen Verhältnis steht zur Verteilung des Besitzes, und Professor Gerlach hält es denrgcmäß für notwendig, in den Kreisen, wo es an genügendem kleinen und mittleren bäuerlichen Besitz fehlt, Wit der Schaffung solcher Stellen vorzugehen. * Dessau, 1. März. Von dem Herzog von Anhalt wurden dem Staatsmtmster a. D. Wirklichen Geheimen Rat vr. v. Koseritz di» Brillanten zum Broßkreuz deS anhaltischeu HauSordrnS Albrechts des Bären verliehen. H Weimar, 1. März. Der wetmarische Landtag ist im Begriff, mit einem Gesetze voranzuaehen, das bald auch anderwärts Nachahmung finden -Urft«. ES handelt sich um -en Schutz von Quellen, die -ur Speisung von Wasserleitungen dienen. Der 8 1 des Entwurfes lautet: „Liegt bi« Erhaltung einer Quelle, die zur Speisung einer Wasserleitung dient, im öffentlichen Interesse, so können auf Grundstücken iw Zu fluhgebiete der Quelle Bohrungen, Ausschachtungen, Ein grabungen usw. verboten werden, welche den Bestand der Quelle zu gefährden geeignet erscheinen." Der Eigen tümer kann von -em Antragsteller die Erwerbung deS be treffenden Grundstücks verlangen. Der Entwurf hat in der ersten Lesung allseitig eine günstige Aufnahme ge funden, wenn man sich auch nicht verhehlte, daß er eine Menge Schwierigkeiten in sich birgt. Namentlich wurde darauf htngewiesen, baß unter umständen auch Bohrungen, Eingrabungen usw., als ttn öffentlichen Interesse liegend, geschützt werden müßten, und es werde dann nicht immer leicht sein, abzuwägen, ob daS über wiegende Interesse nach dieser Seit» ober nach derjenigen der Quellwasserversorgung lieg«. ». Greiz, 1. März. Dem Landtag ist u. a. eine Petition des Vorstand- des Verein- pharmaieutlscher Großindustrieller, A« elung deS Geheimmittelwesens, und des Deutschen Verein- kür Schul- gesundheit-vstegr, Anstellung von Schulärzten, zugegangrn. Vezüg- ltch deS Schlachtvieh, und Flesichbeichaugeletze» bemerkt Abg. v. Seld-Tetspendorf in der gestrigen Sitzung, in ländlichen Kreisen stehe man dem Entwürfe, soweit er dk« Fleffchbeschau für die Haus- schlachtungen vorschreibt, unsympathisch gegenüber. Diese Vorlage wurde einer fünfgliedrigen Kommission unter Zuteilung eine- Regirrunq-kommissarS überwiesen. Nächst« Sitzung unbestimmt. D Darmstadt, 2. März. (Telegramm.) Nach einer Meldung der .Darmstädter Zeitung" ist dtr Groß Herzog von Hessen gestern wohlbehalten in Suez eingrtroffen. * Karlsruhe» 1. Marz. Der enger« Ausschuß der nationalltberalrn Partei trat heut« zu «wer Sitzung zusammen, die aus allen Teilen de- Lande-, namentlich von Landtagsabgeordneten, überaus zahlreich besucht war. Auch vie RtichSkag-abgevrdneten Bassermann und Blanken born waren erschienen. Eine eingehende, -iS 6 Uhr dauernde Aussprache ergab, daß über grundsätzliche Fragen von vorn- berein völlige Ueberecnstimmung gebenscht hatte, und auch über das taktische Borgeben im einzelnen, worüber die Mei nungen auseinandergingen, wurde schließlich vollständige Einmütigkeit der Versammlung erzielt. Gerade die energi'chstcn Wortführer, wie Obkircher, Keller, ZunghannS und Scherer, der Führer der Jung liberalen, stellten dies mit Freuden fest. Es wurde der .Köln. Ztg." zufolge beschlossen, in allen 14 Wahlkreisen nationalliberale Kandidaten für den Reichstag aufzustellen. Bassermann nahm noch Anlaß, abermals zu erklären, daß er insbesondere mit der Haltung der Landespariei in der Klostersrage vollständig einver standen sei, und meinte, man solle ihn endlich mit albernen Anzapfungen (?) nach dieser Seite bin verschonen. An den früheren Minister Eisenlohr, den um die liberale Sache hoch verdienten Staatsmann, der jüngst seinen 70. Geburtstag gefeiert hat, wurde nachträglich eine Glückwunschbepcsche ab gesandt.— Der badische sozialistische Parteitag beschloß, »n allen Wahlkreisen Kanvibaten aufzustillen und bei Stich wahlen für die Kandidaten einzutreten, dir sich unterschrist- lich verpflichten für Aufrechterhaltung des ReichSiagSwahl- rechtS und langfristige HandelSveriräge und gegen neue in direkte Steuern, insbesondere aus Bier und Tabak, g'dgen jedes Ausnahmegesetz und gegen neue Militärforderungen. * Stuttgart, 1. März. Das natiooalliberale Beispiel der Jugendorganisation findet Nachahmung. Einer Anregung Friedrich HauhmannS auf der letzten Lanresverfammlung der VolkSpartei folgend, hat sich hier ein Verein junger Demokraten gebildet. Italien. Prtnrttt; der Papst. * Nom, 2. März. (Telegramm.) Minister Prinetti hat gestern zum ersten Male eine Ausfahrt gemacht. Nach einem Erholungsaufenthalt in Neapel wird er die Geschäfte wieder übernehmen. — Da der Papst bei und nach dem gestrigen Kardinal-empfang über Schwäch« klagte und die Stimme fast ganz verloren hatte, gilt seine Teil nahme am morgigen Festgotte-dienst in der Peterskirche als ungewiß. Der Leibarzt erklärt, daß strenge Ruhe während des heutigen Tages die Unpäßlichkeit beseitigen wird. (Voss Z) Spanien. Anarchistisches. * Madrid, 2. März. (Telegramm.) Die Regierung ist besorgt, weil sie erfuhr, daß sich ein anarchistisches Comits in London an Vie spanischen Arbeiterverbande mit der Aufforderung zur Veranstaltung eine- allgemeinen AuS- stanveS gewendet hat und daß diese zugesagt haben. Der nächste Ministerrat wird Maßregeln zur Lahmlegung dieser Propaganda erwägen. Großbritannien. Neue Hetze »egen Deukfchland * London, 2. März. (Telegramm der „Magdeb. Ztg.') Die „Times" berichten aus New Aork vom 1. März: Kaiser Wilhelm, zu seinem Leidwesen wissend, daß sein impulsives Anerbieten, «ine Statue Friedrichs de» Großen zu ichenken, keinen günstigen Eindruck auf d,e Amerikaner gemacht hab«, verständigte den Präsidenten, daß deren Absendung bi- 1904 verschoben sei. Du Nlchtvollenduog der Kriegsakademie
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