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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.03.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030331011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903033101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903033101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-03
- Tag1903-03-31
- Monat1903-03
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Dabellarischer und Ziffernsatz entsprechend Häher. — idebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 2K H (excl. Porte). Extra-Beilage« (gesalzt), nur mit der Morgrn-Au»gab«, ohne Postbeförderun, 60.—, mit Postbeförderung 70.—» Annahmeschluß für Anzeige«: Abeud-Ausgabe: vormittag- 10 Uhr. Mvrgtu-Au-gab«: Nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abeud- 7 Uhr. Druck und Verlag vou L P olz in Leipzig. S7. Jahrgang. Für Monat April kann das „Leipziger Tageblatt" zum Preise von Mark 1,00 (Mark 1,25 bei freier Zustellung ins Haus) sowohl durch sämtliche Zeitungsspediteure, wie auch durch die nachstehenden Ausgabestellen bezogen werden. Ausgabestellen des „Leipziger Tageblattes": Im Zentrum. Vrnhl 53, C. F. Schubert'« Nachf., Kolonialwarenhdlg. Katharinenftr. 14. L. Lösche, Cigarrenbdlg. 2935 Rttterstr. 4, Lmckefche Leihbibliothek und Buchhdlg. Im Norden. Gerberstr. 8, H. L. Kröger, Butterhdlg. 8624 Gneifenaustr. 12, B. Uhlich, i. Fa. Ida Hartmann, Papierbdlg. Löhrstr 15, E. Hetzer, Kolonialwarenhdlg. 979 Bortstr. 32 (Ecke Berliner Straße), F. W. Kietz, Kolonialwarenhdlg. Im Osten. Iohaunisgassc 8, Hauptexpedition 222 Ostplay 4, Alfred Elfte Rauft,chc Gasse », F. Fischer, Kolonialwarenhdlg. Lchntzcnstr. 5, I. Schümickcn, Kolonialwarenhdlg. 1178 Tauchaer Str. 13, E. R. Reickel, Drogenhdlg. 834 l Im Lüden. Arndtftr. 35, I. F. Canitz, Kolonialwarenhdlg. 3033 Bayerschc Ttr. 45, H. Neumeister, Cigarrenhdlg. 3984 Kiinigoplat; 7, L. Lösche, Cigarrenhdlg. 7505 Nürnberger Str. 45, M.E. Albrecht, Kolonialwarenhdlg. Zetycr Str. 35, V. Küster, Cigarrenhdlg. Im Westen. Beethovenstr. 21, Tb. Peter, Kolonialwarenhdlg. 3901 Frankfurter Str. 22 (Ecke Waldstr.), L. Siever-, Kolonialwarenhdlg Ranstädter Stein weg 1, O. Engelmann, Kolonialwhdlz. 2151 Waldstr. 39, G. Beilerlein, Kolonialwarenhdlg. Westplatz 32, M. Lcißner, Cigarreuhdlg. 2402 In den Bor» und Nachbarorten. Anger-Erottendorf, B. Friedel, Cigarrenhdlg., Zwei naundorfer Str. 6, O. Oehler, Bernhardstr. 29 Connewitz, Frau Fischer, Hermannstr. 23 - Fny Koch, Pegauer Straße 17 Eutritzsch, Robert Altner, Buchhdlg., Delitzscher Str. 25 820 Gautzsch, Job. Wolf, Ecke Ring- und Oetzscher Str. GohltS, Robert Altner, Buchhdlg., Linventh. Str. 6 820 - Paul Schmidt, Brüderstraße 8 Kleinzschocher, G. Grützmann, Zschochersche Str. 7« in L.-Plagwitz 2586 Leutzsch, Albert Lindner, Wettiner Str. kl in L.-Liodenau LtnSenau, Alb. Lindner, Wettiner Str. LI in L--Lindenau Möckern, Paul Schmidt, Brüderstr. 8 in L.-Gohli- Neustadt, Paul Kuck, Annonc.-Exped., Eisenbahnstr. 1 Neuschönefelv, Paul Kuck, Annoncen-Exp., Eisenbahnstr.1 Oetzsch, Carl Scheffel, Ecke Ost- und Mittelstr. 6475 Plagwitz, G. Grützmann, Zschochersche Str. 7a 2586 Probstheida, Reinhard Sachse, Buchblndergrschäft Reudnitz, W. Augmann, Marschallstr. 1 1516 - O. Schmidt, Kohlgartenstr 67 1739 - Bernd. Weber, Gabel-bergerstr. 11 Schleusst«, G. Grützmann, Könneritzstr. 56 2586 Sellerhausen, O. Oehler, Anger-Crottendorf, Brrn- hardstraße 29, pari. Stünz, O. Oehler, Anger-Erottend., Bernhardstr. 29, p. Thonberg, R. Häntsch, Reitzenhainer Str. 58 VoltmarSdorf, Paul Kuck, Ann.-Exped., Eisenbahnstr. 1 - Georg Niemann, Konravstr. 55 (Ecke Elisabethstr.) Wahren, Paul Schmidt, Brüderstr. 8 in L.-Gohli- Die russischen Ausbreitungsplane in Korea. V. 8. Bor kurzem ging die Nachricht durch die Presse, die russische Regierung dringe in Korea auf Erteilung der Genehmigung zum Bau einer Eisenbahn vonSöul nach Wttschu. Diese Meldung hat weniger Beachtung gefunden, als sie nach Lage der Sache verdient und als es ihre tatsächliche Grundlage erfordert. Eine Schienen verbindung -wischen beiden Städten wäre für das Zaren reich von größter Bedeutung und würde seiner Stellung im Osten Asiens eine erhebliche Festigung gewähren. Daß damit gleichzeitig eine Minderung der Macht der Eng länder und der Japaner verbunden ist, liegt auf der Hand. Es ist daher erklärlich, wenn man an der Themse und in Tokio die Sache aufmerksam verfolgt, wiewohl die Presse dieses Mal ihre Fassung anscheinend nicht verloren hat. Der Gedanke dieser Bahnverbindung ist ein alter Plan der -arischen Diplomatie. Er wurde bereits vor zwei Jahren erörtert, als die Koreaner geldbcdürftig waren und in Frankreich «ine Anleihe aufnehmen wollten. Rußland trat damals gar nicht, oder doch nur wenig her vor. Angeblich sollte ein französisches Syndikat die Linie bauen und den Nutzen aus der Sache ziehen. Aber es war für keinen, der die Ereignisse im Orient beob achtet hatte, ein Geheimnis, daß hinter dem französischen wirtschaftlichen Unternehmen politische Pläne der Russen steckten und daß die Republik, lediglich um ihrem Bundes genossen gefällig zu sein, äußerlich als handelnder Faktor ausgetreten war. Der Wert einer Eisenbahn Söul-Witschu besteht für Rußland namentlich darin, daß die Angliederung Koreas an das sibirische Bahnnetz ermöglicht würde. Witschu nämlich wird mit Mulden in Verbindung gesetzt werden, und da diese Stadt eine Station der mandschurischen Eisenbahn ist, so wäre der Anschluß Söuls an die sibirische Magistrale endgültig gesichert. Frankreich dagegen hat an der Sache gar kein Interesse. Seine Einflußsphäre liegt im Süden Chinas, und es ist nicht abzusehcn, was cs in Korea -wischen Russen, Engländern und Japanern suchen sollte. ES würde nur seine Kräfte zersplittern, ohne selbst Borteil aus der Sache zu ziehen. Und wenn noch ein Zweifel am wirklichen Zweck der französischen Absichten bestanden hätte, so mußte er durch die Erregung, die sich alsbald in London und Tokio kundgab, beseitigt werden. Ebenso war die Schnelligkeit bemerkenswert, mit der die Franzosen, als sie den Widerstand der Inselstaaten be merkten, die Ausführung des Planes fallen ließen. Rußland hat, wie schon erwähnt, im Jahre 1901 eine große Zurückhaltung in der Angelegenheit gezeigt. Es hat aber niemals die Absicht gehabt, die Verbindung Koreas mit dem sibirischen Eisenbahnnetze fallen zu lassen, sondern die Ausführung nur auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. ES wäre nun keineswegs undenkbar, daß man die Gegenwart für besonders geeignet zur abermaligen Förderung der Bahnidee hielte. Die Engländer sind durch die Neugestaltung der Lage in Südafrika und durch ihre vorder- und mittelasiatischen Interessen in solchem Maße in Anspruch genommen, daß sie Ostasien weniger als früher beachten. Die Japaner aber werden ohne den mächtigen europäischen Bundes genossen kaum daran denken, Rußlands Plänen ent- gcgenzutreten, namentlich in einem solchen Falle, wo eine unmittelbare Gefahr noch nicht vorliegt. Weiteren Widerstand hätte daS Zarenreich bei seinen koreanischen Unternehmungen aber nicht zu fürchten. Daß man an der Newa sich für Ostasien mit be sonderen Plänen trägt und diese schon bald zu verwirk lichen gedenkt, ergibt sich ferner aus einem besonderen Umstande. Man hat seine Seemacht im Stillen Ozean außerordentlich verstärkt. Gegenwärtig kreuzt an den chinesischen Küsten eine solche Menge russischer Kriegs schiffe, wie sie früher dort nicht gesehen worden und wie sie wohl nur zu wichtigen politischen Aufgaben nötig sind. Unter dem Kommando de? Admirals Baron Stackelberg ist für das Gelbe und das Japanische Meer ein Geschwader gebildet worden, das Engländer und Japaner im Schach halten kann und den Wünschen des Zarenreiches den größten Nachdruck verleihen wird. Diese maritimen Maßnahmen Rußlands hängen sicher lich mit der gewünschten Festsetzung in Korea zusammen. Seit Jahren erstrebt die -arische Regierung die Er werbung eines Stützpunktes an der Slidküste der Halb insel, aber alle Versuche sind bisher am hartnäckigen Widerstande Japans gescheitert. In der Nähe von Masampo haben die Russen allerdings ein Lanbstück er halten, aber sie müssen sich dort vorläufig mit der Er richtung eines Kohlendepots begnügen, ohne die ge wünschten Befestigungen aufführen zu können. Ebenso fruchtlos verliefen die Verhandlungen wegen der Ab tretung eines anderen Hafens in der Nähe von Port Hamilton. Trotz der Mißerfolge hat man in Petersburg niemals dJl Gedanken aufgegcbin, doch einmal eine Flotten, oder Kohlenstation an der Straße von Korea zu bekommen. Dann erst wäre Rußland der Herr im Osten, dem Eng land und Japan nicht sonderlich viel anhaben könnten. Daraus auch erklärt sich der Widerspruch des Mikado. Die Eisenbahn Söul-Witschu würde Rußland diesem Ziele näher bringen. Es erhielte die Möglichkeit, militärische Kräfte direkt aus Sibirien nach Korea zu bringen, und diese Gewißheit muß in Söul sehr zu Gunsten der Peters burger Diplomatie wirken. Gelingt es Rußland, den Eisenbahnbau durchzusetzen, so hat cs einen wichtigen Schritt zur Erreichung seines Endzieles vorwärts getan. Mes hängt jetzt von der Haltung der beiden Inselstaaten ab. Aber im Kampfe, der sich zwischen diesen und dem nordischen Kaiserreiche seit langem abgespielt, hat das letztere sich stets als der zähere und umsichtigere Teil gezeigt. Es wird daher dieses Mal vermutlich auch den gewünschten Erfolg erringen. Deutsches Reich. v. 8cd.-V. Berlin, 30. März. (Deutsche Post einrichtungen im AuSlande.) Deutschland unterhält eigene Postanstalten nicht allein in seinen Kolonien, sondern auch in der Türkei, in Marokko und China. Die Zahl aller außerhalb der Grenzen des deutschen Reiches bestehenden deutschen Postanstalten beläuft sich jetzt auf 110, von denen 79 auf die Kolonien und 31 aus daS Ausland ent fallen. Deutsch-Südwestafrika bat die meisten Postanstalten, nämlich 32, von denen 3 an der Küste und 29 im Innern liegen; außerdem befinden sich in vielem Schutzgebiete 4 Tele graphenanstalten, sowie eine Stadtsernsprecheinrichtung in Swakopmund mit 42 Teilnehmern und eine Heliograpbenverbio- dung zwischen Windhoek und Gibeoa, auf der die Beförderung eineSHeliogrammeS auf 300 üm Entfernung durchschnittlich dree Stunden beansprucht. Deutsch Ostafrika besitzt 26 Postanstalten, 15 Telegrapbeuanstalten, sowie eine Stadtsernsprecheinrichtung mit 30 Teilnehmern in Dar-es-Salaam und «ine Umschalltstelle mit 2 Teilnehmern in Bagamoyo. I« 5 Postanstaltea befinden sich in Kamerun und Deutsch-Neuguinea, je 3 auf den Karo- linen, Marianen und Palao-Iosela und im Schutzgebiet Kiautschau, je 1 auf Samoa und den Marschall-Inseln. Im AuSlande unterhält Deutschland 1 Postavstalt mit Zweigstellen in Konstantinopel, 4 Postanstalten in der asiatischen Türkei, 11 Postanstalten und 2 Annahmestellen in Marokko, sowie 15 Postanstalten, 2 Telegraphenanstalten und 2 Stadtfern- sprecheinrichtungen in Cbina; von letzteren hat diejenige in Tlchifu 27, diejenige in Hankau 40 Anschlüsse. Da» deutsche Post- und Telrgraphenwesen in Ostasien ist der Kaiserlich brutschen Postdirektion in Sbanghai unterstellt, an deren Spitze ein Postrat steht. Eine große Zahl deutscher Postbeamte sind diesen verschiedenen Postanstalten in den Kolonien und im AuSlande zugeteilt. So befinden sich in Konstantinopel 10 deutsche Postbeamte unter einem Postdirektor, in der asiatischen Türkei 7, in Marokko 2, in Ostasien 30. Ein Teil der Postagenturen in den Kolonien wird von Gouvernement-- beamten, Militärpersonen, Missionaren, Kaufleuten verwaltet. Aber auch farbige Hülssbeamte stehen im Dienste der deutschen Post, z. B. in Ostafrika, Kamerun und Togo. In Ostasien werden mehrfach Chinesen als Hülssbeamte beschäftigt, z. B. als Telegraphisten und zur Prüfung der chinesischen Quit tungen auf Postanweisungen und Scheinen. Den Postagen- turen in Kamni, Stadt Kiautschau und Taputou stehen sogar Chinesen vor, weil geeignete Europäer an diesen Orten nicht vorhanden sind. Als Unterbeamte sind bei unseren Au-landS- und Kolonialpostanstalten Deutsche nur in geringer Zahl als TelegraphenleitungS-Ausseher beschäftigt; sonst werden die Unterbeamtengeschäfte fast ausschließlich mit gutem Erfolge durch Eingeborene verrichtet. Berlin, 80. März. (Gegen weitere Er höhung der RetchSauSgabe n.). Man wird e» im allgemeinen als richtig erkennen müssen, daß der Reichstag sich nicht mit Angelegenheiten der Cinzelstaaten und die einzekstaatkichen Parlamente sich nicht mit Reichs- angelegenheiten befassen. Nach Schema I' kann in dieser Beziehung allerdings nicht verfahren werden. Namentlich wird man dann Ausnahmen machen dürfen, wenn es sich um Angelegenheiten handelt, die bis jetzt noch so mit einander verquickt sind, wie die Finanzverhältniffe des Reiches und der Einzelstaaten. Der gemeinschaftliche Land tag der Herzogtümer Koburg und Gotha nahm bekannt lich am 27. d. M. einstimmig eine Resolution an, welche besagt, die herzogliche Staatsregierung möge ihren Be- vollmächtigtcn zum Bundesrate aüweisen, der weiteren Erhöhung der Reichsausgaben entgegenzutreten, auf jede Ersparnis in den bisherigen Ausgaben Bedacht zu nehmen und endlich die anderweitige Regelung der finan ziellen Beziehungen des Reiches zu den Einzelstaaten fort gesetzt anzuregen und zu betreiben. Dem -weiten Teile dieser Resolution ist bei der Aufstellung des Voranschlages zum diesjährigen Retchshaushalt in weitgehendem Maße entsprochen und von der Mehrheit des Reichstages in einer Art und Weise genügt worden, von der man sagen muß, weniger wäre, wenn auch vielleicht nicht mehr, doch besser gewesen. Der dritte Teil der Resolution des vereinigten Landtages der Herzogtümer Koburg und Gotha entspricht dem, was wiederholt in verschiedenen deutschen Einzel landtagen ausgesprochen wurde. In der laufenden Tagung des preußischen Landtages wurde es vom Finanz- Minister Freiherrn v. Rheinbabcn im Abgeorbnetenhause so hervorgehoben, wie cö stärker in früheren Jahren auch nicht von seinem Amtsvorgänger geschah. In der Herren- hauökommiffion, welche den Etat beriet, geschah dasselbe. Was nun den ersten, also gewissermaßen den wichtigsten Teil der Gothaischen Resolution betrifft, so haben wir den Eindruck, er enthalte einen politischen und wirtschaftlichen Widerspruch in sich selbst. Die weitere Erhöhung der Ncichsausgaben, der entgcgenzutrcten der koburgische Landtag die dortige Landesregierung auffordert, ist eine zwingende Notwendigkeit. Oder soll die unbedingt er forderliche Weiterentwickclung der deutschen Flotte hint- Fruilletsn. Gesellschaft. Skizze von MartaHellmuth. Nachdruck verboten. Mit Grauen dachte Frau Eugcnie daran, daß die Wintersatson bald vergangen war und sie ihre gesell- fchaftltchcn Verpflichtungen noch absolut nicht erfüllt hatte. Wie viele Seenen unerquicklicher Art waren deshalb schon mit ihrem Gelten durchgekämpft worden! Er war sonst von der Geduld eines LammcS. — Manche bezeichneten sic schon mit einem härteren zoologischen Namen, — aber die Wort;: «Einladung, Gesellschaft", wirkten auf ihn wie da» rote Tu 4, ans den Stier! „DaS alles hülst aber nicht", sagte Frau Eugcnie eines Tage-, ,k.n>! ich muß endlich die GZellschnir geben. Gestern habe ich übrigens bereits die Einladungen verschickt", setzte sie mit einem versteckten Blick auf ihn h'.uzu. „Also unwiderruflich", seufzte er. „Meinethalben: ich tröste mich mit dem Dichter: „ES komme, was da komm-n wag, die Stunde rinnt auch durch den rauhsten Tag! — W«m hast du denn eingelaben?" „ES sind dreißig Personen", erw'derte sie ausweichend, „nur sie notwendigsten; sechs sagen jedenfalls ab." „Na das ist auch wünschenswert, sonst sitzen wir wir die Heringe." „Schlnumstenfalls", sagt sie, „wenn doch alle konnnca sollten, scve ich einig« in den Salon, di« jungen Leute und junge« Mädchen." ,MaS?" ruft der Gatte burchgraust,„einHctratsbureau soll ich mir auch noch einrichten- Ist unsere Tochter nicht glücklicher Weise erst zehn Jahre alt? Soll ich mir sür anderer Leute Töchter den Kopf zerbrechen und mein Geld auSgeben?" „Cäclie bleibt nicht immer zehn Jahre alt", bemerkte seine Krartz; „ich muß ihren späteren Verkehr schon all mählich vorbcrciten." „Um GotteSwtllen", seufzte der Gatte, „was steht mir dann in sieben Jahren bevor!" „Außerdem", fährt sie unbeirrt fort, „habe ich cS Fanny versprochen. Ihre Töchter sind selbstverständlich eingeladen. Wir können doch meine Nichten nicht zu Hause lassen, wenn wir Gesellschaft geben", setzte sie scharf hinzu. ,Hch gebe keine Gesellschaften, das bitte ich festzustellen", entgegnete er. „Ich befinde mich in einer Zwangslage, ich werde einfach mit Tatsachen überrumpelt, man geht über mich zur Tagesordnung über!" Kurz« Zeit nach diesem Gespräch erscheinen, wie die Müvrn vor dem Sturme, mehrere ältere und entschlossen au-sehende Frauen, die sich von vrritablen Hexen nur da- durch unterscheiden, daß sie nicht auf dem Besen reiten, sondern ihn in den Händen tragen. Rücksichtslos reißen sie die Fenster auf, stellen Stühle und Tische kopfüber, kopf unter, verwandeln die zierliche Ordnung -er Zimmer in ein wüsteS EhaoS! Irgend eine von ihnen steht imjuer hochaufgeschürzt auf einer Leiter. Der Zugwind ädn durch alle Zimmer und verursacht Zahnweh und Rheuma tismus. Die Gardine« werden gewaschen; in -en öde, Fenstcrhühlen wohnt -aS Grauen! Da» Herz de- soliden Familienvater» ergreift ein „längst entwöhntes Sehnen" nach Klub und Stammtisch; niemand achtet auf seine Ab wesenheit! «m Tage det große« Ereignisse» komme« t« grauer Morgenfrühe einige unheimlich aussehende Ge stalten und tragen Garderobenständer, Tische mit Setten klappen, kleine Stühle auf kräftigen Schultern herein, mit denen sie jeden Platz verbarrikadieren. Auch der Mann aus dem Berleih-Jnstttut wird sichtbar, der mit stumpfsinnigem Ausdruck Stöße von Porzellan und Batterien von Gläsern an allen möglichen Stellen nieder- setzt. Endlich tritt der Lohndicner auf die Scene! Ein Mensch, den nichts auö der Fassung bringt und der wie der viclgoivanderte Odysseus „mancherlei Menschen Wohn- ort gesehen und ihre Sitte erkannt hat". Die Dienst- Mädchen erblicken in ihm eine Beeinträchtigung de» Trink- geldeS, der Hausherr hat ihn im begründeten Verdacht, heimlich die Weinflaschen auSzuleeren und alle erreich- baren Cigarren einzustecken. Mit feierlicher Miene schlägt er das Gerüst auf und verbreitet sich mit der Tafel bis in den Salon. Um Mittag strahlt alles im Glanz von Damast, Kristall und Silber. Der Hausherr, der eben heimgekehrt ist, denkt schmerzlich an die Kosten des Ganzen. Wie viel Teller und Gläser wird er bezahlen müssen, deren Ver nichtung der Lohndiencr und die Mädchen mit der kalten Bemerkung begleiten: „DaS war schon angestoßen, es hatte einen Sprung, das haben w t r doch nicht gemacht!" — DaS Mittagessen ist an diesem SchreckenStagc von ver letzender Flüchtigkeit und Knappheit. Wer hat heute Zeit, sich mit Kochen zu beschäftigen! Außerdem muß alle» in der Küche für die Kvchfrau frei gemacht werden, die schon in früher NachmittagSstunde eintrifst und sogleich mit Kasse« und reichlichem Zubehör milde und leistungS- fähig gestimmt werden muß! All«« ist bet ihr Stimmung», fache! Sie ist also eine ganzmoderne Erscheinung! ^Rttr, Ludwig, gib den Wei« -«rau».!: Willenlos steigt er mit dem Lohndiener in den Keller hinab und opfert seine edelsten Flaschen dem Moloch der Geselligkeit. „Bitte, schreibe die Tischkarten; aber ja recht deutlich, auch die Kührkarten für die Herren." Schweigend gehorcht er. Da» einzige Vergnügen, das er sich erlaubt, ist eine innerliche wortlose Kritik der Tisch karten, die die verschiedenartigsten bunten Vögel, auf imaginären Zweigen sitzend, darstellen. „Lauter Gimpel", denkt er, während er schriftlich Herrn So und Do auf fordert, Fräulein Röschen oder Lieschen zu Tisch zu führen. „Möchten sic nur auf den Leim gehen", denkt er boshaft. „Warum soll ihnen so wohl sein?" Inzwischen bestreut ein Gärtnergehülf« die Tafel mit frischen Blumen, langsam werden die Gasflammen angezündet. „Du mußt einen Toast halten", erklärt jcht Frau Eugenik, nachdem die Tischordnung unter den heftigsten Debatten erledigt worden ist. — „Verse verlange ich ja nicht von dir", meint sie, „aber ich bitte mir au», baß du nicht wieder stecken bleibst, wie im vorigen Jahre." Ludwig, der erst etwas einwcnden will, verstummt unter dem Mcdusenblick der Gestrengen, und beugt das Dulderhaupt. Es ist sieben Uhr. Um neun ist etnge» laden. Da, plötzlich ein schrilles Klingeln — da» Telephon! „Um Gotteswillen, eine Absage", stöhnt Frau Eugcnie. Ludwig möchte sich die Hände reiben, wie Lady Mac beth, jedoch auS Schadenfreude, aber er wagt es nicht. Geisterbleich erscheint die Gattin nach dem Dialog am Telephon. „Doktor Günther hat abgesagt, er h«t plötzlich Jn- flueuza bekomme»."
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