Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.04.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190204051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19020405
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19020405
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-04
- Tag1902-04-05
- Monat1902-04
- Jahr1902
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.04.1902
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
SS Upftoes Schloss^, wv die Luge» und Wangen längst r«W«gener «»schlechter noch Immer ihre Freude und khvWeh erzählen, die sich gleich uns, aber früher an tztt.Ratur gefreut. Tann dachte ich an unser eigenes Sterben und an das Sterben Derer, die nachher sein werden und im Aortspinnen desselben düster- scheren Gedankens, zog ich die Faden planloser Phantasie um «ei» Haupt und über die große, stille Landschaft vor «ir. — ein sanftes Eden liegt im Menschenherzen nnd es bhüheu darin leuchtende und dunkle Blumen. Meine gewöhnliche Frühlingstrauer stellt sich ein. Ich weih nicht, ob die schönen Tage auch Andere so traurig machen? Ich dachte auch an meine längst verflossene ZWgMd.... ich kannte damals eine junge Gräfin, «j» liebes, schönes Geschöpf, in Jugendfrische prangend; wir waren öfters zusammen und sie wurde von uns fangen Kavalieren glühend verehrt. Sie starb plötz lich. Als ich schon den Schnee des Alters trug, führte mich mein Weg eines Tages an ihrem Heimath- schlotz vorbei ein anderes Geschlecht hauste dort, die Bekannten vor fünfzig Jahren waren heimgegangen. Man war eben dabei, die Kirchengruft zu räumen, um für die Nachkommen Platz zu schaffen. Tie alten zer fallenen Särge wurden in die Erde gesenkt. Als ich de» Sarg der jungen Gräfin erkannte, bat ich um Oeff- «ung desselben . .. ." Der Greis schwieg, in tiefem Ginnen verhören. „Und da?" erinnerte der Prinz spannungsvoll. „Ta sah ich die geliebte, verehrte Gestalt noch ein- Mll.... Entsetzen faßte mich jetzt noch bei der Er innerung. Ein Knvchenantlitz mit weihen Zähnen grinste «ich an — ich konnte kaum fassen, dah es das Engels- nntÜtz sch, walches uns früher entzückte. Rur das weiße Seidenkleid wirr gut erhalten, welches sie umhüllte, sonst War Alles Staub und Moder. Tamals ist mir so recht mal eine Bvotfahrt zu machen, weil es jetzt erfrischend kühl auf dem Wasser sein müsse. Weil Alle an der Fahrt theilnehmen wollten, beschloß man, in zwei Booten aus zufahren. Prinz Max bestand darauf, daß Brigitta die Partie mitmachen müsse. Ter Freiherr v. Wallissen gab endlich die erbetene Erlaubniß. „Brigitta, darf ich Ihnen ein Jaquet holen?" bat Wolfgang. Sie schaute ihn dankbar an. Er war schon fortgeeilt nach dem Schlosse, um das Kleidungsstück zu holen. Als er zurück kam, hatten die Anderen schon die Terrasse t erlassen. Auch der Onkel hatte sich in sein Zimmer' zurückbringen lassen. „Wo ist Brigitta?" fragte er seinen Vater, der mit einigen Herren zurückgeblieben war. „Sie ist mit Frau v. Kehlheim ins Thal hinab gestiegen," antwortete dieser. Als Wolfgang am Waldsee anlangte, hatte die Ge sellschaft sich schon in zwei Boote vertheilt, nur Frau v. Kehlheim und Brigitta standen noch am Ufer. Fürstin Jngebvrg rief eben der jungen Frau zu, dah neben ihr noch ein Platz frei sei — für Brigitta wollte sich keiner finden lassen. . „Wo ist meine Schwester?" fragte er hastig. „Charlotte ist im Schloß, zurückgeblieben." „Wollen Sie nicht zu uns einsteigen, Baron Wolfen stein" rief Jngebvrg herüber. „Ich höre eben, daß kein Platz mehr frei ist; stoßen sie ruhig ab, ich folge im kleinen Boot." „Aber hier ist ja hinreichend Platz, bitte." Prinz Max hielt energisch das Laufbrett fest, welches vom Ufer auf das Fahrzeug führte. „Fräulein Brigitta, ich bitte sehr." Schon folgte sie der Aufforderung, als WS»-Bewußtsein ge-ominen, wie vergänglich alle Herr- - Uchkeit dieser Erde ist." »Welche schauerlich - ernste Unterhaltung!" warf vcht» Wolfgang ein, der eben zu der Gruppe getreten, ^ukel Wilhelm, Du kannst fönst so prächtig zur Freude «nputtzen, wärum suchst Du heute folch düster-ernstes Gesprächsthema vor?" „Wir «erkten -ar nicht, daß wir so Ernstes rede ten," sagte der Prinz. Er mußte den Platz aufgeben, denn die Anderen AonLn hinzu, um den alten Kreiherrn zu begrüßen. FüMu Jngebvrg in eleganter Halbtrauertoilette Nwtschte heran» sie war voll bezaubernder Liebenswürdig keit und f» schön — so schön, daß der alte Freiherr wohlgefällig aufblickte, so hatte er sie noch nie gesehen. Wolfgang hastig sagte: „Wir beide fahren im kleinen Boot." „So gestatten Sie, dah ich zu Ihnen einsteige!" rief Prinz Max herüber. Es war zu spät. Baron Wolfgang hatte schon die Kette lvsgemacht, die das Boot am User festhielt. Bri gitta saß allein darin, der Prinz kam nicht mehr -um Einsteigen. „Halten Sie sich nicht auf, die Tarnen sind schon ungeduldig," riefen einige Stimmen dem Prinzen zu. Tas erste Boot furchte schon die blauen Wellen. Ter Baron hatte einige Decken auf den Sitz ge breitet und Brigitta hatte darauf Platz genommen. Er setzte sich ihr gegenüber, und ergriff die Ruder; mit zwei langen Zügen ging er in das Fahrwasser der anderen „Sie ist auf der Jagd nach Baron Wolfgang," flüsterte die jung« Frau v. Kehlheim Brigitta zu. Boote über. Er setzte aber fortan nur matt ein, sodaß cs Brigitta bald klar war, daß er einen gewissen Ab- „Tie Fürstin?" Brigitta war ganz betroffen. „Wußten Sie das nicht?" Tie junge Frau lachte. »Wkher schon, bevor sie Fürstin Auersperg wurde, Wte sie ein Liebesverhältniß mit ihm. — Tamals sie das unermeßliche Vermögen und der Fürsten- tftel; sie hat nun genug davon, das wahre Glück hat sie wohl nie gefunden —" „llüd er — Wolfgang, will er auch?" ^Ob er will, darüber bin ich noch im Zweifel; aher-ich glaube doch, er hat sich inzwischen zu keiner Andtten entschließen können und dann, sehen Sie sich «e Fürstin einmal an, sie ist und bleibt ein bildschönes Weib!" Bachdepr die «äste auf der Terrasse den Kaffee Mtruiift», machten die Herren den Vorschlag, noch ein- MstM WM'»»'W«,«r »Wknterlkch w «W. - Mr stand zwischen sich und die Anderen bringen wollte. Fortsetzung folgt. Zwei Welte». Die eine vergänglich Die andre von Welken voll Glück und voll Noch Und Weh nicht berührt — Boll Jauchzen und Weinen, Der Odem des Ew'grn Voll Abschied und Tod! Wird in ihr verspürt. Die riue doll Dunkel, Die audre voll Licht — Zum Herr» beider Welten Wend' Herz und Gesicht! F. Ei. Aewttwu wnottvortltch: Hermauu Schmidt tu Ries» Dich mußt Wer LrWn an der Llbr. velketr. Sralisdeilaße zn» „Wiesner LaOedl««". Augen auf das stille Greisengesicht. Er lächelte matt und breitete seine Arme noch weiter auS .... Mit lautem ^Schluchzen sank sie vor ihm nieder und lehnte den Sptzf an seine Kniee. „Wie ist es möglich, daß Sie solch' bittere- Un recht begehen bannten . . . ." schrie sie fast heraus. Er streichelte ihren bbouden Lockenkopf. „Ich war nicht immer sanft. Im Sommer des Lebens gab es oft stürmische Tage, drückende Wolken, Hagelschlag, der oft alle Blüthen vernichtet«. Nur im Spätherbst scheint die Sonne mit mildem Glanz, sie besitzt dann die Kraft nicht mehr wie früher. Kind meiner Tochter! Es zieht ein Schauer durch meinen Körper, er ist alt und gebrechlich .... ich will mein Haupt beug«, das weiße, das sterbensmüde unter dem Urtheilsspvuch .... nicht um Entschuldigung für meine Handlungs weise will ich bitten, ich habe keine — keine einzige, nur etwas will ich Dir gestehen, die bittere Reue, die ich empfunden.... Ja, Du glaubst es, ich lese es in Temen jungen Augen — Weiter verlange ich nichts. Seit gestern ist ein namenbofes Sehnen in meiner Brust . . . . ich möchte Tome Mutter sehen! Willst Du ihr in meinem Namen schreiben und sie bitten, zu mir zu Kommen?" ,La, ich werde schreiben und sie wird bald kommen, ich weiß es." Gitta stand auf. Ter Greis machte eine schwache, scheue Bewegung; er wagte nicht, das Enkelkind seiner so schmählich ver lassenen Gästin in die Arme zu nehmen — er seufzte. Tie späte Liebe zu seinen Nachkommen zog mit Macht in sein altes Herz.... „Tie Liebe verbricht nichts," murmelte er leise vor sich hin, „sondern nur der Haß! Tie Liebe vergilt nicht, sondern nur die Gerechtigkeit. Liebe beglückt den Geber wie den Empfänger. Lieb« läßt sich so wenig erkaufen, wie erzwingen .... ich habe nur so wenig Zeit, mir welche zu verdienen," Eine Throne glänzte in Gittas Augen. „Ihr Haupt ist ehrwürdig, Großvater, und Ihre Rede glänzt wie Gold, es ist Alles edel an Ihnen, ich möchte sagen, geläutert durch die Jahre des Greisenthums. Ich werde Ihnen meine Mutter zufithren .... sie ist eine schlichte, einfache Frau, aber auch in ihrer Rede liegen Gold körner. Das Blut der Wallisser verleugnet sich nicht in ihr .... und ich werde sehen, wie Schritt um Schritt einer den andern mit sich reißen wird." Tas weiße Haupt des alten Edelmannes hob sich ron der Brust und ein schwacher Freudenstrahl leuchtete in seinen Augen. Ter erste Augenblick der Befangenheit war nun Überständer?. Immer leichter und traulicher löste sich die Rehe zwischen den Beiden^ die Reden wurden wärmer und begeisterter und die Herzen gaben sich immer reiner und unverhüllter.... Ter Greis mit jugendlicher Leichtigkeit sprechend, mit tiefem Ernst im Herzen; er hob wieder manche jener erträumten gütlichen Ge stalten empor, die einst sein sehnsüchtig Herz bevöl- kerteo und die wir für wesenlose Phantome halten, denen in äußerem Gewerbsleben kein Halt zukommt; in seiner Seele, der mvndstilleu, wandelten sie, wie die hohen Gestalten ip der Geschichte! Die Helligkeit der Phantasie, die unsere Erzieher eine Betrügerin nennen Mief«, d« s. «tzrll LWk. „Das Fischermädchen." Roman von I. Edhor. Fortsepmq. Setzen Sie, Brigitta, drüben leuchtet der Sonnenglanz auf den alten Waldbergen und die Strahlen senken sich wie lange, wthe, zitternde Säulen in das Wasser, so still und mild ist Alles draußen, als sei ringsum lauter Glück. Es ist auch ringsum; nur hier und da geht Einer in der Welt, der sich durch Ungeschick das eigene Herz zerquetschte. Der Onkel hört das Alphorn seiner Heimath schon lange leise, leise klingen, es mahnt ihn aufzubrechen nach der Heimath. — Seien Sie nicht zu hart im Urtheil.... ich bitte Sie sehr." Baron Wolf gang hatte sehr sanft gesprochen, jetzt verneigte er sich rvr ihr und ging langsam zurück. ,Hst der Freiherr v. Wallissen zu Bett gegangen?"' fragte er den Kammerdiener seines Onkels. „Nein, Herr Baron. Er hat verschiedentlich nach Ihnen gefragt." Bei seinem Eintritt in das Wohnzimmer seines Onkels saß dieser am offenen Fenster und blickte still hinaus. Tie beiden wachsbleichen Hände ruhten ge fallet auf der Decke, die auf seinen Knieen lag. Er l-atte den raschen Schritt seines Neffen gehört, er wen dete aber nicht den Kopf nach ihm, sondern deutete hinaus: „Es giebt eine Stille — kennst Du sie? In deß, man meint, man müsse die einzelnen Minuten hören, wie sie in den Ozean der Ewigkeit hinunter tropfen. — Schau, eben zog mein ganzes verflossenes Leben an mir vorüber.... Ich bin nicht mehr so leidenschaftslos wie vorhin — ich hatte abgerüstet , Du weißt es. Wohl nagte der Gewissenswurm, wie es immer sein wird, wenn wir ein ungesühntes Bergehen auf der Seele tragen, aber ich war doch ruhig dabei. Ich hielt meine Abendfeier — das Sonnenlicht schritt nur noch auf den höchsten Spitzen, die Wellen, das bewegte Leben, schliefen. Cs war mir, als ob das Echo, das tausendfältig in diesen Bergen schläft, redete und etwas wie Glockentöne lallte — das Traumgold. — O, Tu kennst es nicht, wie es hinwegtzebt über den großen drückenden Schmerz.... Nun aber ist das Leben zurückgekehrt, das fliehende, verstehst Du? So wohlfeil sollte ich nicht davonlvmmen.... Schmer zenswild, mit der Leidenschaft der Sehnsucht muß ich hier im Stuhl gefesselt harren.... Ich habe Deinen Vater vergebens gebeten, das Mädchen zurückzurufen .... Du weißt, er hat strenge Grundsätze und ist unerbittlich. Willst Tu es thun, wenn ich bitte?" „Ja, Onkel Wilhelm, aber erst morgen, Du Ruhe haben. Morgen kannst Tu mit ihr sprechen, eins will ich Dir sagen: „Deine Tochter lebt!" „Ich möchte sie sehen, hören, sprechen . . . ." Ein unendlich weicher Ausdruck lagerte sich auf das Antlitz des alten Freiherrn. Am nächsten Tage, es war ein goldheller Tag, saß der Freiherr v. Wallissen wieder an dem Fenster, als sich die Thür öffnete und Brigitta hereintrat. „End lich . . . ." flüsterte er leise und breitete die Arme aus. Langsam kam sie naher, zaghaft richtete sie ihre
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder